Der melpomenische Hamlet - Willy Rencin - E-Book

Der melpomenische Hamlet E-Book

Willy Rencin

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Beschreibung

Geschrieben wurde die Adaption ungefähr 1967 und war bestimmt für eine Aufführungin der damaligen Studentenbühne Dresden. Infolge einiger widriger Umstände kam eine Aufführung nicht zustande. Das Stück verschwand in meiner Ablage und wurde kürzlich von mir wiederentdeckt und unverändert nun hier vorgestellt.

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Willy Rencin

Der melpomenische Hamlet

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Der melpomenische Hamlet

„Der Melpomenische Hamlet“

 

( Eine Komödie in neun Szenen und einem Vorspiel)

 

 

 Personenverzeichnis – Vorspiel;

 

Intendant

 

Dramaturgin

 

Gastregisseur

 

Melpomene

 

und 2. Bühnenarbeiter

 

Schauspieler;

 

König

 

Königin

 

Hamlet

 

Horatio

 

Laertes

 

Voltimand

 

Marcellus, Bernardo, Francisco

 

Totengräber

 

Andere– nicht namentlich Genannte

 

 

 

 Personenverzeichnis– Hauptstück;

 

Königin von Dänemark

 

Prinz Hamlet– Sohn der Obigen

 

Horatio– Edelmann und Vertrauter des Prinzen

 

Marcellus– ranghöchster Offizier der Garde

 

Bernardo– Offizier der Garde, Vertreter Marcellus

Francisco– Offizier der Garde

 

Landedelmann

 

Laertes– Edelmann– Sohn des 1. Ministers Polonius, Bruder Ophelias

 

Voltimand–  Edelmann–einflussreicher Höfling

 

Osrik– Edelmann– Höfling

 

Reinhold– Höfling im Dienste des 1. Ministers

 

Amme der Königin

 

Fechtlehrer Hamlets

 

Doktor– Leibarzt des verstorbenen Königs

 

Edmond– sein Sohn

 

1.– 3. Bürger

 

und 2. Arbeiter

 

 

 

 

 

 

Vorspiel

Vorspiel

 

(Zwei Bühnenarbeiter tragen ungeschickt einen Sarg über die Bühne. Der Intendant kommt ihnen entgegen.)

 

Intendant

Kollegen, halt!

Warum wird Ophelias Sarg wieder abtransportiert?

 

1. Arbeiter

Hier wird doch ewig und immer umdisponiert!

 

2. Arbeiter

Die ganze Begräbnisszene ist vom Regisseur abgesetzt.

 

Intendant

Ist das eine Art –

ICH, der Intendant, erfahre alles zuletzt!

Da müht man sich ab, den Etat zu erfüllen,

zeigt zum Risiko Mut, Elan, guten Willen,

erträgt die Allüren der Belegschaft mit Fassung –

und erlebt dennoch stets eine neue Überraschung,

....

Also meinetwegen– schaffen sie diesen Krempel retour!

 

1. Arbeiter

Da kömmt unsere Dramaturgin aus der Kulisse hervor!

 

2. Arbeiter

Oh Mann – bleich wie das Gespenst von Hamlets Vater!

 

Dramaturgin (Den folgenden Dialog hören die Arbeiter auf dem Sarg sitzend zu.)

Nicht erst seit gestern bin ICH an diesem Theater,

Herr Intendant, im Gegensatz zu diesem Gastregisseur...

 

Intendant

Ich weiß, Frau Kollegin, es ist ein Malheur

mit ihm, aber wem, meine Liebe, sagen sie das....

 

Dramaturgin

Ich für mein Teil, verstehe schon manchen Spaß,

das heißt; wenn die Sache im Rahmen bleibt,

aber was diese Koryphäe da mit Shakespeare treibt,

das geht mir entschieden gegen den Strich!

 

Intendant

Und hat der Kerl auch tausend Teufel in sich;

wir müssen mit ihm durch die Premiere

 

Dramaturgin

Nicht bloß, Herr Intendant, dass ich mich beschwere...

 

Intendant

Natürlich– mein ganzes Ensemble ist gegen ihn!

 

Dramaturgin

Ophelia hat er so gequält, dass sie heiser geschrie`n –

ihren Text zur Premiere gerade noch flüstern kann.

Weshalb ihm der König, ein ansonsten integerer Mann –

die Probe schmiss– um dann mit erzürnter Miene

sein Exil aufzusuchen – will sagen unsre Kantine.

Ihm auf dem Fuß folgten Rosenkranz und Güldenstern,

das diplomatische Korps, nebst einigen anderen Herr`n,

der mehr oder weniger niederen Chargen.

 

Intendant

Ein schönes Beispiel von diesem Monarchen!

Integer?! Dass ich nicht lache! Seine Majestät;

ist ein Alkoholiker, wie er im Buche steht.

Man müsste ihn sofort vom Amt dispensieren!

 

Dramaturgin

Das hieß;

einen weiteren Mann zur Unzeit verlieren.

 

Intendant

Wieso einen weiteren..?

Ich will doch nicht hoffen...?

 

Dramaturgin

Nein, nein; Horatio ist Gott sei Dank eingetroffen.

Er war mit dem Auto irgendwo stecken geblieben.

Aber Polonius, Herr Intendant ist krankgeschrieben

ab heute. Ihn plagt wie gewöhnlich das Zipperlein.

 

Intendant

Das tränk ich dem Burschen noch einmal ein;

soll ihm wer will– seinen Vertrag erneuern

 

1. Arbeiter

Hast du gehört; man will den 1. Minister feuern!?

 

Intendant

Ja, und mit ihm auch alle anderen Drückeberger!

 

2. Arbeiter

Mit uns, Herr Chef, haben sie doch keinen Ärger

 

Intendant

Dann beenden sie schleunigst ihre unstatthafte Pause!

 

1. Arbeiter

Wir gehen ja schon....

 

2. Arbeiter

Ein Ton herrscht in diesem Hause!

 

Intendant

Haben sie wenigstens den Regisseur informiert?

 

Dramaturgin

Der hat Kenntnis genommen und mich instruiert,

die Poloniusauftritte radikal zu streichen.

 

Intendant

Mein Gott– und Ophelia?

 

Dramaturgin

Braucht keinen Text mehr– sie macht nur Zeichen.

Eine Art Pantomime im klassischen Stil!

Das arme Kind, war so niedergedrückt,

da hab ich sie vorerst nach Hause geschickt.

 

Intendant

Nein!!!

 

Totengräber (ihm nach der Regisseur)

 

Nein!

Da platzt mir die Jacke! Das ist mir zu viel!

 

Intendant

Der Totengräber?

Was hat denn den derart aufgeregt?

 

Dramaturgin

Gewiss seine Rolle. Die ist ja auch ad acta gelegt!

 

Totengräber

Mich– den Totengräber einfach auszusparen–

Wo hat die Welt schon mal so was erfahren!?

Was bleibt da noch vom Shakespearschen Geist!?

 

Regisseur

Sie?

Sie werden MICH lehren, was Regiekunst heißt!

 

Intendant

Es spricht ihnen, Herr Kollege, keiner ihr Fachwissen ab;

aber die Schlüsselszene an Ophelias Grab...?

 

Regisseur

War längst überfällig! All dieser emotionale

Aufputz verwässert zu sehr– das große Finale.

Kurzum; ich musste ein wichtiges Tempi erzwingen.

 

Totengräber

Deswegen lässt er MICH über die Klinge springen!

 

Intendant

Beruhigen sie sich; es gäbe da ein Äquivalent...

 

Dramaturgin

Polonius Rolle?

 

Totengräber

Wenn ich freilich den spielen könnt

 

Regisseur

Welch Avancement,

vom Totengräber zum zweithöchsten Manne im Staat.

 

Dramaturgin

Ein Kompromiss;

wozu ich in diesem Falle doch rat`!

 

Intendant.

Sie meinen also auch, da ginge nichts schief?

 

Totengräber

Schon Shakespeare sah die Minister meist pejorativ!

 

Regisseur

Sie überschreiten da, meine Herren; ihre Kompetenzen!

 

Dramaturgin

Nein, Herr Kollege, wir versuchen bloß den Konsequenzen

Ihrer äußerst divergierenden Regie–kon–zep–tio–nen...

 

Regisseur

Definitiv, Herr Intendant, möchte ich betonen,

unter dieser Bevormundung fühle ich mich außerstande....

 

Hamlet ( mit ihm Horatio und die Königin. Dann der angetrunkene König mit Gefolge)

Ich komm nicht mit der verflixten Rüstung zu Rande!

Überall kneippt es....

 

Horatio

Das Scheißding, mein Prinz, ist euch viel zu klein.

 

Königin

Da passt doch auch keiner von seiner Statur hinein!

Welcher Idiot hat dich in diesen Panzer gepresst!?

 

König

MORDIO! FEUER!

Mein Neffe steckt wie der Fisch in der Dose fest!

Ophelias Hand, nebst 10 000 Dukaten in bar,

dem; der unseren Erben errettet aus der Gefahr,

dass er uns vorschnell im Harnisch erbleicht!

 

Intendant

Mit ihrem Benehmen habe sie endlich erreicht....

 

Regisseur

Dass, so sie nicht schleunigst von der Bühne scheren....

 

König

Ausgerechnet, du Dilettant, willst uns Mores lehren....

 

Königin ( Zieht ihn vom Regisseur fort. Der Intendant wird von der Dramaturgin beruhigt)

Gib Ruhe, du Saufaus;

Vor Scham müsstest du erröten!

 

König

Gemach, holder Engel–

mein fürstlicher Ruf ist ohnedies flöten!

 

Königin

Weil du das Saufen nicht lassen kannst!

 

König

Weil uns der Stümper auf dem Kopf herum tanzt–

hab ich aus Kummer ein Schlückchen genommen.

Seht mich doch an!

War jemals ein König so herunter gekommen?!

Eine Krone aus Blech, Kleider die Falten ziehn!

Ein Schafsfell schmückt mich– anstatt Hermelin!

 

Totengräber

Aber Majestät, gerade dies erklärt doch die Situation;

ein Wolf im Schafspelz, der sitzt auf dem Thron!

 

Hamlet

Oder; ein bukolischer Hirte, der seiner Herde,

anstelle von Krieg– einen satten Frieden bescherte!

 

Totengräber

Ein Verfechter, der friedlichen Koexistenz–

Sozusagen in spe...

 

König

Mein Freund; das ist beileib‘ eine gute Idee.

ICH errette, das Reich aus der Kriegsgefahr,

bin rundum ein Guter, mein Neffe ist der Barbar!

 

Horatio

Selbst Shakespeare, mein Prinz, käme arg in Verlegenheit

darüber, dass er damals nicht dachte so weit.

 

Königin

Herr Horatio–

Immerfort Wasser auf meines Sohnes Mühlen!

Ihr solltet mehr für eure Königin fühlen!

 

Horatio

Mein Beleid, Madame;

ihr kommt in der Tat nicht gut weg.

 

Königin ( Geht in Rage mit ihren Fächer auf den Regisseur los)

Ach was–

Ich werde behandelt wie der letzte Dreck!

Schaut so, du Ehrabschneider, Dänemarks erste Lady aus!