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Am Neujahrstag 1831 reitet ein noch unbekannter und streitbarer Vikar von Bern nach Lützelflüh. Es ist Albert Bitzius, der aufmüpfige Pfarrerssohn, der in dem kleinen Ort im Emmental seine vierte und letzte Vikariatsstelle antreten soll. Fünf Jahre später wird er durch seinen skandalträchtigen Roman »Der Bauernspiegel« bekannt werden – herausgegeben unter dem Pseudonym Jeremias Gotthelf. E. Y, Meyer schildert diesen Ritt in einer knappen rhythmischen Sprache, die an die Gangarten der Pferde erinnert – Schritt, Trab, Galopp. Er beschreibt, was während des fünfstündigen Ritts im 33jährigen vorgeht, wie er sein Leben sieht, die Erinnerungen, die auftauchen, was er von der Zukunft erwartet. Wir Leser erleben nicht den berühmten Jeremias Gotthelf, sondern den wenig bekannten jungen Mann in seinem Zwiespalt und seiner Zerrissenheit: Wilde Leidenschaft und Bejahung des Lebens, Sympathie für die aufkommende Idee des Liberalismus einerseits und der Wunsch nach Eingliederung in die Gesellschaft andererseits, nach Entsprechung, um seinen Weg zum reformierten Pfarrer nicht zu gefährden. Meyer schafft ein neues Gotthelf-Bild, das eines jungen Rebellen, dessen Ritt nach Lützelflüh eine grosse Wende in seinem Leben einleitete.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
E.Y.MEYER
Der Ritt
Roman
Erstmals erschienen 2004
© 2021 E.Y.MEYER
eymeyer.ch
Cover:
Bronzekopf des Autors
Geschaffen 1997 von PAN YI QUINAcademy of Arts & Design
Tsing Hua UniversityBei Jing, China
Kapitel
Der Ritt
Zeittafel zu Jeremias Gotthelf
FürChrigedie Ururenkelinvon Ludwig Fankhauser
Am ersten Tag des Jahres 1831ritt er, von Sinnlosigkeit umlagert,in das winterliche Emmental.
Walter MuschgGotthelf. Die Geheimnisse des Erzählers
Der Ritt
AM ERSTEN TAG des Jahres achtzehnhunderteinunddreissig ritt er, von Sinnlosigkeit umlagert, in das winterliche Emmental.
Während das Pferd kraftvoll den Muristalden hinaufstapfte, sah er auf die in der Tiefe versinkende Stadt zurück.
Die langen Häuserreihen wirkten streng. Dominiert wurden sie vom Turm des Münsters.
Der Ort, der die Flussschlaufe ausfüllte, sah wie ein Walfisch aus, in dessen Rücken Harpunen steckten, die von vergeblichen Fangunternehmungen und Tötungsversuchen stammten. Jetzt, da Schnee auf den Dächern lag, war das Tier ein weisser Wal.
Rauch stieg aus Kaminen auf. Der Walfischrücken dampfte.
Im fahlen Licht des Wintertags hatte die Klarheit der Häuseranordnung, das Wohlgeordnete, das Sicherheit und Ruhe versprechen sollte, auch etwas Bedrohliches.
Sie verkörperte die Macht der Menschen, die fähig war, ihren Willen der Natur aufzuzwingen. Die einen Wald verschwinden lassen konnte und an seiner Stelle eine geballte Ansammlung steinerner Bauwerke hinzustellen imstande war.
Und der Herr gebot dem Fisch, und er spie Jonas an Land.
Unvermittelt schlug er die Absätze der Stiefel in den Unterbauch der Stute, zwang sie, den letzten Teil des Hangs und die nachfolgende ebene Strecke im Galopp zurückzulegen.
Männergelächter umdröhnte seinen Kopf. Spotterfüllte Augen blitzten auf. Bärtige Münder entblössten verfaulte Zähne.
Si vis pacem, para bellum.
Fort. In fremde Kriegsdienste.
Das Pferd wieherte. Er verlangsamte das Tempo. Strich dem Tier über den Hals.
So schickte ihn Gott der Herr fort aus dem Garten Eden, dass er den Erdboden bebaue, von dem er genommen war.
Und er vertrieb den Menschen und liess östlich vom Garten Eden die Cherube sich lagern und die Flamme des zuckenden Schwertes, den Weg zum Baume des Lebens zu bewachen.
Er hatte der Versuchung nicht widerstanden.
Die Berufung nach Bern ist ehrenvoll, aber wird sie es auch bleiben für mich? Auf dem Land konnte ich Nutzen stiften, von Bedeutung sein. Werde ich es auch in der Stadt können? Dies legt mich schlaflos.
Man hatte nicht versäumt, ihn auf das grossteils gebildete Publikum der Stadtgemeinde hinzuweisen, ihm sorgfältige Ausarbeitung der Kanzelvorträge angeraten, die Erwartung ausgesprochen, dass er sich bestreben werde, dem, wie man schrieb, ehrenvollen Zutrauen nach bestem Vermögen zu entsprechen.
Was ich übernommen habe, führte ich bis dahin immer ehrenvoll aus. Wie ich aber auf diesem Posten genügen sollte, wollte mir nicht aufgehen. Dieses war die Hauptursache meiner Beängstigung. Eine zweite, geringere, ist finanziell.
Mit vierhundert Franken Einkommen springt man in Bern nicht nur nicht weit, sondern gar nicht.
Seine Stimme hatte Mühe gehabt, die imposante Halle zu füllen.
Sandsteinsäulen. Emporen. Freigestellte Kanzel. Zweihundert Jahre nach der Reformation hatte man sämtliche Register des herrschaftlichen Bauens gezogen.
Bei der Einweihung der prächtigsten protestantischen Kirche im Gebiet der damaligen Eidgenossenschaft war von einem Tempel gesprochen worden.
Genau hundert Jahre danach hatte er seinen Dienst im Repräsentationsbau des altbernischen Protestantismus angetreten. Dreissig Jahre nach dem Untergang des Alten Bern. Dem Ende der alten Eidgenossenschaft.
Wahrscheinlich hatte man sich auch an seinem Sprachfehler gestossen.
Schon in seiner Studentenzeit, als er acht Jahre lang in Bern lebte, verunmöglichte ihm dieser die Schauspielerei. Seinetwegen entzog man ihm die Rolle des Melchthal im »Wilhelm Tell«, die er einstudiert hatte.
Sind wir denn wehrlos? Wozu lernten wir die Armbrust spannen und die schwere Wucht der Streitaxt schwingen? Jedem Wesen ward ein Notgewehr in der Verzweiflungsangst.
Für das Predigthalten waren seine körperlichen Voraussetzungen nicht optimal.
Als Schulinspektor, in der Armenpflege und sogar im Umgang mit dem Stadtgesindel hatte er ebenfalls sein Bestes zu geben versucht.
Aber auch das schien nicht genug gewesen zu sein. Man wollte ihn nicht.
Nicht als Nachfolger des verstorbenen Aufklärers Wyttenbach. Und auch sonst nicht.
Man vertrieb ihn.
Einmal mehr.
Wie in Utzenstorf. Wie in Herzogenbuchsee.
Wie im Grunde schon sein Vater vertrieben worden war, in Murten, als das mittelalterliche Seestädtchen in der von Napoleon neugeformten Eidgenossenschaft ganz an das katholische Freiburg überging und der Pfarrer, als er achtundvierzig und sein ältester Sohn acht Jahre alt war, sich um eine Versetzung bemühen musste.
Sie werden daher von nun an Ihres Vikariats in Herzogenbuchsee, das Sie, wie die Visitationsberichte ausweisen, zur Zufriedenheit der Gemeinde und ihres Pfarrers sowie auch des Kirchenkonvents versehen haben, in Ehren entlassen. Bleiben Sie unsrer Wertschätzung und Freundschaft versichert. Gott mit Ihnen. Namens des Kirchenkonvents. Der Aktuar.
Auf der weissen Fläche neben der Strasse überschlug sich ein Hase. Mitten im Lauf von einer Kugel getroffen.
Auf dem Boden liegend zuckte er noch einige Male. Dann fiel er schlaff in sich zusammen.
Blut floss in den Schnee.
Es war kalt. Der Himmel bedeckt. Der Tag wollte nicht hell werden. Im Gegenteil. Er dunkelte schon wieder ein. Es würde zu schneien beginnen.
Wie gern war er mit seinem Bruder auf die Jagd gegangen.
Fritz tötete statt Tiere nun Menschen.
Wann würde er selber wieder jagen?
Würde er überhaupt je wieder jagen?
Was erwartete ihn? Die Gemeinde sei eine schwere. Eine der härtesten im Kanton. Aber eine gute, wie man sagte. Eine, die in Unordnung sei, aber Ordnung wünsche.
So etwas gab es selten.
Die Strasse war leer. Es herrschte immer noch die Ruhe des Neujahrsmorgens. Die Stille wurde nur durch das Aufschlagen der Hufe seines Pferdes unterbrochen.
Er erinnerte sich an einen anderen Neujahrsritt. Einen, der noch mitten in der Nacht stattgefunden hatte. Als er von Bern hatte wegreiten müssen, um zum Frühstück wieder in Utzenstorf zu sein.
Zehn Jahre musste das her sein. Als er Vikar beim eigenen Vater gewesen war. Es war das einzige Mal gewesen, dass dieser ihm die Erlaubnis gegeben hatte, sich in die Hauptstadt zu begeben. Zu einem Silvesterball.
Die furchtbare Kälte, die geherrscht hatte, vergass er nie mehr.
Diesmal hatte er den Silvesterabend, den dreiunddreissigsten seines Lebens, nicht gefeiert.
Er mischte sich in den Lauben unter die Vermummten.
Hanswurste stürmten an ihm vorbei. Ein Zug mit Musik und einigen alten Schweizern marschierte auf ihn los. Dazwischen spazierte einsam ein hoher Spanier mit Herrenhut und Mantel.
In der Kleidung des vorigen Jahrhunderts erschien eine ehrsame alte Bürgerfamilie. Der Herr das Hütchen unter dem Arm. Die Frau ein desto grösseres Gebilde auf dem Kopf.
Ringsum immer wieder scheussliche Larvengesichter mit ungeheuer langen Nasen. Die Glocken der Stadt läuteten eine Stunde lang.
Die ganze Nacht hindurch wurde geschwärmt und getobt.
Das alte Jahr ausgewütet.
In einer Pintenwirtschaft in der Matte, im alten Hafenquartier an der Aare, wo man ihn nicht kannte, trank er einen Schoppen.
Vom zweiten Schoppen an trank er gegen die goldene Repetieruhr. Die Zeit.
Das Abschiedsgeschenk der Utzenstorfer. Mit ihm hatte seine Zeit zu laufen begonnen.
Er musste seinem Vater nachfolgen. Aus der Stadt aufs Land.
Nur war sein Vater in eine reiche Landschaft gekommen. In die Dörfer.
Er musste in eine arme Landschaft ziehen. In die Höfe. Statt in eine fruchtbare Ebene, deren Bearbeitung einfach war, in ein schroffes Hügelgebiet.
Aus dem geselligen Leben in die Einsamkeit.
Aus einem Stadthaus in ein Landhaus.
Sein Vater hatte aus dem Pfarrhaus in der Ecke der Ringmauer in einen Pfarrhof ziehen können.
In ein Herrenhaus, zu dem ein Bauernbetrieb gehörte. Mit Pferd, Kühen, Schweinen. Mit Knecht und Mägden, Holz- und Futtervorräten, Wiesen, Äckern.
Neben dem Kirchort umfasste die Gemeinde einige abgelegene Häusergruppen.
Ein grosses Gebiet. Weite Gefilde. Für Schweizer Verhältnisse ungewöhnlich flach. Ein unendliches Dorf.
Mit nur tausendsiebenhundert Menschen. Die Welt seiner Kindheit. Nun ist meine Zeit hier bald zu Ende. Dann kann ich mein Joch abschütteln. Überall waren mir die Hände gebunden. Ich habe allerdings auch viel gelernt dabei und glaube, nicht für die Stadt allein, sondern auch für das Land. Ich habe gleich Gelegenheit, dieses zu erproben.
Er hatte der Versuchung nachgeben müssen.
Er hatte wissen müssen, ob er ein Stadtpublikum verführen konnte oder nicht.
Es war der gleiche Drang gewesen, der ihn gezwungen hatte, nach Bad Pyrmont zu reisen. Während seines Göttingerjahrs. Der Norddeutschlandzeit.
Er hatte die elegante Welt sehen müssen. Die Frauen dieser Welt. Die Frauen von Welt.
Aus der düsteren Schneelandschaft heraus sahen ihn dunkle Augen an. Hellblaue Augen. Grüne Augen.
Die grosse Zahl der schönen Gesichter auf der Promenade der kleinen Residenz hatte ihn verwirrt. Sie waren von einer Anmut gewesen, die er bisher nicht gekannt hatte. Weiss gekleidet gingen die Schönheiten im hellen Licht des Sommermorgens zum Brunnen.
Sie verfolgten ihn. Zusammen mit den Augenpaaren anderer Frauen. Solchen, die ihn schon zuvor verfolgt hatten. Und solchen, die danach dazugekommen waren.
Dass ihm das Zeug zum Gelehrten fehlte, merkte er schon früh. Schon während der Akademiezeit in Bern. Als er beim Onkel Professor wohnte. Beim Theologieprofessor Samuel Studer. Einem Bruder von Vaters erster Frau. Der früh verstorbenen Mutter von Marie.
Denn ich fühle, dass ich nun einmal zu einem Gelehrten durchaus untüchtig bin. Teils durch meine Erziehung, teils durch meine Gaben. Zugleich aber besitze ich zu viel Ehrgeiz, um als gemeiner Mann zu leben und zuletzt in einem Winkel ungekannt zu sterben.
Das Leben als Student in Deutschland genoss er. Obwohl er zugleich litt. An sich selber. Am eigenen Ungenügen.
Er war unsicher. Zweifelte an sich. Am Sinn des Lebens.
Nach aussen gab er sich lustig. Versuchte, witzig zu sein. Geistreich.
Er zeigte sich als Kraftkerl. Übermütig. Als fideler Bitzi. Liess sich Schnurrbart und Backenhaare wachsen. Machte beim Kartenspielen mit. Beim Tabakrauchen.
Rytz, einen Mitstudenten, Pfarrerssohn aus der Schweiz wie er, das »Geistli«, beschimpfte er als Aufschneider und Windbeutel. Die gekünstelte Forschheit und die faden Scherze des andern gingen ihm auf die Nerven.
Rytz hat es wie alle hohlen Köpfe, die gern Genie vorstellen. Sie wissen sich nicht zu helfen als durch Schimpfen über jede bestehende Ordnung, sei sie nun in der Politik oder in der Religion.
Die Reisen durch Deutschland waren unvergesslich.
Die lange Hinreise, die vierzehn Tage dauerte. Die auf einem weiten Umweg vollzogene noch längere Rückfahrt.
Weimar. Leipzig. Dresden. München. Vier Wochen. Vor allem aber die fünfwöchige Ferienreise an die Nordsee. Ans Meer, das er unbedingt hatte sehen wollen.
Der Vater war unzufrieden gewesen, dass er Stipendiengeld dafür verwendet hatte.
Aber der Vater war weit.
Der Sohn ging verbotene Wege.
Aber er hatte gewusst, dass dies seine einzige Möglichkeit war. Dass sich zu solchen Reisen kaum noch einmal Gelegenheit bieten würde.
Er konnte kein streng orthodoxer Geistlicher wie sein Vater werden. Seine Natur war anders.
Er wollte und musste dem verfluchten Schlamm der Theologen entkommen.
Den Herrengassherren. Den Verwaltungsbeamten des Christentums. Den Kirchenregenten, die über die Versetzungen und über die Vergabe von Pfründen und Pfarreien entschieden.
Es ist recht lächerlich, wie die Herren in Trab sich setzen, wenn ein armer Teufel zu hudeln ist. Wo ich Freude hatte an der Arbeit, da muss ich weg, und auf eine Art weg, welche das Schmerzliche des Scheidens noch vermehrt. Wäre es ein Wunder, wenn ich träge würde und meine Hände auch ruhen liesse, wie noch viele andere ohne solche Ursache?
Es war Zeit für eine neue Revolution. In Bern brodelte es. Im Kanton und in der Stadt.
Die Pariser Legionäre, die Roten, die im Juli den Thron der Bourbonen verteidigt hatten, waren wie Bettler in die Heimat zurückgekehrt.
Das Berner Patriziat hatte im Herbst Truppen in der Stadt konzentriert und aus den Roten eine Garde zu bilden begonnen.
Die liberale Partei stellte eine Bürgerwache auf. Er liess sich, obwohl Geistlicher, zum Korporal ernennen.
Sein Zimmer in der Wohnung des alten Wyttenbach, der Ende Mai gestorben war, funktionierte als Nachrichtenzentrale.
Die Lage an der Spitalgasse war ideal.
Aristokraten tauchten ebenfalls mit Nachrichten auf. Sie versuchten vergeblich, ihn zu bekehren.
Der Umsturz war unvermeidlich.
Auf der Landschaft wurden wieder Freiheitsbäume errichtet. Wie nach der Grossen Revolution. Wie in der Helvetischen Republik
Die Tagsatzung trat erschrocken auseinander. Die Presse verletzte die Zensurvorschriften.
»Napoleon hat einen grossen Fehler gemacht«, hätte sein Bruder zu dieser Lage möglicherweise gesagt. »Er hat vergessen, die Guillotine mitzubringen, als er nach Bern kam.«
So weit konnte er nicht gehen. Wollte er nicht gehen. Aber seine Haltung war klar.
Die Berner Aristokraten waren keine echten Aristokraten. Sie waren Möchtegernadelige.
Das Volk wollte eine neue Verfassung, eine neue Regierung. Eine Volksregierung.
Es brauchte eine Volksregierung.
Ich gestehe aufrichtig, ich hasse das Patriziat, das mit Krokodilstränen jetzt die armen Bürger fängt. Mein Vater war mir ein trauriges Beispiel, wie man ehrliche Bürger beachtete. Seine Behandlung, die ihm um Jahre das Leben verkürzte, vergesse ich nie.
Zentrum des Liberalismus war das Schlossstädtchen Burgdorf am Rand des Emmentaler Hügelgebiets auf der Grenze zwischen den Dörfern und den Höfen.
Überall wurden Versammlungen gegen die Junker abgehalten, die jede Verhandlung über eine Revision der Verfassung ablehnten.
Diese Zeitereignisse hatten ihn ebenfalls von der Theologie weggerissen. Hin zur Politik.
Wir haben ein grosses Jahr erlebt. Die frühere Französische Revolution war aus den gleichen Ideen entstanden und kämpfte gegen das gleiche privilegierte Unrecht. Aber sie kämpfte dagegen mit physischer Kraft. Darum gelang es auch physischer Kraft, sie zu unterdrücken und den alten Despotismus wieder einzuführen.
Diese Revolution hat hingegen die Vernunft begonnen, durchgeführt und beschlossen. Darum wird sie beschlossen bleiben. Sie ist ein neuer schlagender Beweis gegen die, welche behaupten, die Welt werde immer schlimmer und die Menschen immer verdorbener.
Wenn alle Pferde vernünftig würden, so müsste auch der Müller einen anderen Karrer anstellen. Das Volk erwacht allmählich, ist aber noch schlafsturm und weiss nicht recht, auf welcher Seite es aus seinem vertroleten Bett kann.
Er konnte nicht mehr dabei sein
Er musste weg.
Er musste auf eine andere Art tätig sein.
Er konnte keine Menschen töten.
Aber er konnte auch nicht nur mit dem Kopf tätig sein.
Er musste ebenso mit den Händen tätig sein.
Im Kopf hatte er zu oft andere Dinge. Dinge, die sich mit Gewalt ausbreiteten. Sich mit Gewalt Raum verschafften.
Was er wollte, war Reformation. Nicht Revolution.
Er musste aktive Arbeit auf eine andere Art leisten.
Arbeit in der Gemeinschaft und für die Gemeinschaft. Für das Gemeinschaftsleben.
Bildung der Menschen in der mir anvertrauten Gemeinde wird meine erste und einzige Pflicht sein.