In Trubschachen - E. Y. Meyer - E-Book

In Trubschachen E-Book

E. Y. Meyer

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Beschreibung

Sensation im Bücherherbst 1973: Kein Geringerer als Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld verkündete euphorisch: «Das Emmental kann und wird niemals mehr eine so detaillierte Darstellung erhalten.» Mit seinem Roman «In Trubschachen» katapultierte E. Y. Meyer (geb. 1946) die unscheinbare Emmentaler Gemeinde auf die weltliterarische Karte, sehr zum Missfallen der Einwohnerinnen und Einwohner… Meyer beschreibt Dorfgeschehen und Dorfatmosphäre in den Tagen um den Jahreswechsel, mitten drin, aber eben doch nur als Gast, als Fremder. Das liebliche Emmental verwandelt sich unter seiner Feder in ein fremdes Territorium, in ein «Tal des Todes», und auf seinen Spaziergängen durch die winterliche Landschaft (wie «unter einem Leichentuch») erkennt der Erzähler Anzeichen von Verwesung. Mit dem Trubschachen-Roman ist E. Y. Meyer vor über vierzig Jahren berühmt geworden.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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E.Y.MEY­ER

InTrub­scha­chen

Ro­man

 

Erst­mals er­schie­nen 1973

© 2021 E.Y.MEY­ER

ey­mey­er.ch

 

 

Co­ver:

Bron­ze­kopf des Au­tors

Ge­schaf­fen 1997 von PAN YI QUINAca­de­my of Arts & De­sign

Tsing Hua Uni­ver­si­tyBei Jing, Chi­na

 

Ka­pi­tel

Frei­tag, 26. De­zem­ber

Sams­tag, 27. De­zem­ber

Sonn­tag, 28. De­zem­ber

Mon­tag, 29. De­zem­ber

Diens­tag, 30. De­zem­ber

Mitt­woch, 31. De­zem­ber

Don­ners­tag, 1. Ja­nu­ar

Frei­tag, 2. Ja­nu­ar

Sams­tag, 3. Ja­nu­ar

 

Frei­tag, 26. De­zem­ber

Nach dem Win­ter­fahr­plan – gül­tig vom 26. Sep­tem­ber bis zum 27. Mai – er­reicht man Trub­scha­chen von Biel aus mit der SBB (Schwei­ze­ri­sche Bun­des­bah­nen) über Lyss (fünf­zehn Uhr achtund­dreis­sig) und BERN (fünf­zehn Uhr sie­ben­und­fünf­zig) wo man vom Schnell­zug mit Spei­se­wa­gen in einen Bumm­ler (Bum­mel­zug) der Li­nie Bern-Lu­zern um­stei­gen muss –, über OS­TER­MUN­DI­GEN (sech­zehn Uhr sech­zehn), GÜM­LI­GEN (sech­zehn Uhr neun­zehn), WORB - SBB, im Ge­gen­satz zu Worb VBW, der End­s­ta­ti­on der Ver­ei­nig­ten Bern-Worb-Bah­nen (sech­zehn Uhr vier­und­zwan­zig), TAE­GERT­SCHI (sech­zehn Uhr dreis­sig), KO­NOL­FIN­GEN (sech­zehn Uhr vierund­dreis­sig), ZÄ­ZI­WIL (sech­zehn Uhr ein­und­vier­zig), BO­WIL (sech­zehn Uhr fünf­und­vier­zig), SI­GNAU (sech­zehn Uhr neun­und­vier­zig), EM­MEN­MATT (sech­zehn Uhr drei­und­fünf­zig) und LANGNAU (sech­zehn Uhr sie­ben­und­fünf­zig) um sieb­zehn Uhr null sie­ben –

Der ge­nau drei­zehn Mi­nu­ten dau­ern­de Auf­ent­halt in Bern (von fünf­zehn Uhr sie­ben­und­fünf­zig bis sech­zehn Uhr zehn) wür­de nach dem Um­la­den des Ge­päcks höchs­tens noch einen kür­ze­ren Rund­gang durch den seit Jah­ren im Um­bau be­find­li­chen und jetzt kurz vor der Be­en­di­gung ste­hen­den neu­en Ber­ner Bahn­hof, auf kei­nen Fall aber ein Ver­las­sen der weit­läu­fig und mehr­ge­schos­sig an­ge­leg­ten Über­bau­ung er­lau­ben. Meh­re­re Ki­os­ke mit viel­rei­hi­gen Zeit­schrif­ten- und Zei­tungs­aus­la­gen wür­den aber Ge­le­gen­heit bie­ten, sich für die ein­stün­di­ge, von drei bis vier Mi­nu­ten lan­gen Auf­ent­hal­ten an zehn Sta­ti­o­nen un­ter­bro­che­ne Rei­se im Bum­m1er mit Le­se­stoff ein­zu­de­cken wür­de der nun aus ir­gend­wel­chen Heft­li (vor­wie­gend deut­schen Il­lus­trier­ten), Ta­ges- oder Wo­chen­zei­tun­gen (der NEU­EN ZÜR­CHER ZEI­TUNG, der WELT­WO­CHE, dem BLICK, dem BUND, dem EMMENTHA­LER-BLATT) be­ste­hen. Das Ein­neh­men ei­nes Ge­trän­kes oder ei­nes klei­nen Im­bis­ses im Selbst­be­die­nungs­re­stau­rant oder im Ex­press-Buf­fet wür­de die Zeit hin­ge­gen wie­der nicht zu­las­sen, aber nach ei­nem nor­ma­len, or­dent­li­chen Mit­tag­es­sen in Biel wür­de sich auch we­der das eine noch das an­de­re auf­drän­gen. Trotz der Fest­tags­zeit wür­de es nicht schwer sein, die be­reits hier in Bern in den Zug ge­stie­ge­nen, aus dem Ge­biet des Em­men­ta­les stam­men­den Land­be­woh­ner von den üb­ri­gen Zug­in­sas­sen zu un­ter­schei­den. Wahr­schein­lich wür­den vie­le von ih­nen den zwei­ten Weih­nachts­tag, den STE­PHANS­TAG, dazu be­nut­zen, um wie­der ein­mal ihre Ver­wand­ten oder Be­kann­ten in der Stadt zu be­su­chen, so wie ihn um­ge­kehrt si­cher auch vie­le Städ­ter dazu be­nut­zen wür­den, um ih­ren Ver­wand­ten oder Be­kann­ten auf dem Lan­de einen weih­nacht­li­chen Be­such ab­zu­stat­ten. Die meis­ten wür­den den Zug recht­zei­tig ge­nug be­stie­gen ha­ben, ge­dul­dig auf des­sen Ab­fahrt war­ten und an ih­rer alt­her­ge­brach­ten bäu­er­li­chen Sonn­tags­be­klei­dung zu er­ken­nen sein: Män­ner in An­zü­gen aus fes­tem, brau­nem Woll­stoff mit dazu pas­sen­den fla­chen, schmal­ran­di­gen schwa­r­zen oder brau­nen Hü­ten auf dem Kopf, mit bis zu­o­berst zu­ge­knöpf­ten, nur noch sel­ten kra­gen- und kra­wat­ten­lo­sen Hem­den und schwa­r­zen oder brau­nen Gi­lets, ei­ni­ge von ih­nen ge­krümm­te Pfei­fen rau­chend und gros­se, halb­lee­re Ruck­sä­cke tra­gend, Frau­en in lan­gen, fal­ti­gen Rö­cken und di­cken, dun­kel­fa­r­bi­gen Strick­ja­cken, Kopf­tü­cher um die auf­ge­steck­ten Haa­re ge­schlun­gen und Hen­kel­kör­be, de­ren In­halt mit gros­sen Tü­chern be­deckt ist, auf dem Schoss hal­tend, Kin­der in – vor al­lem bei den halb­wüch­si­gen Kna­ben an Kit­te­l­är­meln und Ho­sen­bei­nen – zu stark ver­klei­nert er­schei­nen­den Er­wach­se­nen­klei­dern, ih­rer­seits Plas­tik­trag­ta­schen aus den Wa­ren­häu­sern der Stadt tra­gend die meis­ten mit wind- und wet­ter­ge­bräun­ten Ge­sich­tern und schwe­ren, zer­a­r­bei­te­ten Hän­den ...

Wäh­rend der Fahrt wür­den sich von Sta­ti­on zu Sta­ti­on im­mer mehr sol­che Leu­te im Zug be­fin­den – zu de­nen, die den Zug be­reits in der Stadt be­stie­gen ha­ben, wür­den sich nun noch die­je­ni­gen ge­sel­len, die die Bahn nur in­ner­halb ei­nes klei­ne­ren, nicht bis zur Stadt rei­chen­den Ge­bie­tes be­nut­zen und in den Bum­mel­zü­gen meist in der Mehr­zahl sind – sei­en das nun sel­ber die Meis­ters­leu­te die Bau­ern (ob­wohl ei­ni­ge Gross­bau­ern ihre Fahr­ten si­cher nur noch im ei­ge­nen Auto, vor­zugs­wei­se ei­nem MER­CE­DES, zu­rück­le­gen wür­den) oder sei­en das – un­ter sich, nur von ih­ren Klei­dern her, nicht mehr so leicht von­ein­an­der zu un­ter­schei­den – Päch­ter, Kü­her, Kä­ser, Be­diens­te­te auf den Hö­fen wie die Mel­ker, Kar­rer, Trak­tor­füh­rer, Knech­te, Mäg­de, Lehr­bu­ben und Lehr­töch­ter oder Leu­te, die zu den Bau­ern und Päch­tern auf die Stör ge­hen wie der Stö­ren­metz­ger, die Nä­he­rin, die Wä­sche­rin, der Schnaps­bren­ner und der Klau­en­schnei­der, ob­wohl auf alle Fäl­le der Bren­ner und wahr­schein­lich auch der Metz­ger und der Klau­en­schnei­der für die Fahrt zu ih­ren Ar­beits­plät­zen eben­falls ihre ei­ge­nen Fahr­zeu­ge be­nut­zen wür­den ... Mög­li­cher­wei­se wür­de sich auch ein in­va­li­der, blin­der, tau­ber, stum­mer oder taub­stum­mer Hau­sie­rer mit ei­nem zer­beul­ten Kar­ton­kof­fer und – ist es ein blin­der Hau­sie­rer – ei­nem Blin­den­hund oder ei­nem mensch­li­chen Be­glei­ter, viel­leicht auch mit ei­nem Blin­den­hund und ei­nem mensch­li­chen Be­glei­ter im Zug be­fin­den, mit Si­cher­heit je­doch kein Han­dels­rei­sen­der oder, wie man in der Schweiz sagt oder sag­te, Com­mis Voya­geur mit sei­nen Mus­ter­kof­fern, da die Han­dels­rei­sen­den schon lan­ge – wie die meis­ten Gross­bau­ern – nur noch im Auto un­ter­wegs sind. Auch Jod­ler, Jod­le­rin­nen, Alphorn­blä­ser und Fah­nen­schwin­ger in Sen­nen- und Bern­er­trach­ten, die auf den Bahn­hö­fen vor der Ab­fahrt noch einen zum Bes­ten ge­ben, wür­de man – ob­wohl man da Über­ra­schun­gen er­le­ben kann – zu die­ser Zeit, in der kei­ne Kan­to­na­len, Re­gi­o­na­len oder Eid­ge­nös­si­schen Schwing-, Jod­ler- oder Älp­ler­fes­te mehr statt­fin­den, kaum noch zu se­hen be­kom­men ... Die Ge­wöh­nung an die sich lang­sam, aber ste­tig än­dern­de Zu­sam­men­set­zung der Zug­in­sas­sen, aber auch die Ge­wöh­nung an den bald nach Bern, in der Ge­gend von Ko­nol­fin­gen – dem Ge­burts­ort Fried­rich Dür­ren­matts, wie man sich er­in­nert – ein­tre­ten­den Land­schafts­wech­sel, der Über­g­ang vom fla­che­ren Mit­tel­land­teil zum hü­ge­li­gen, fast ber­gi­gen Em­men­tal, wür­de nur lang­sam er­fol­gen und einen das Blät­tern und ge­le­gent­li­che Le­sen ei­nes Ab­schnit­tes oder ei­ner Bild­le­gen­de in Zei­tung oder Heft­li im­mer wie­der ver­ges­sen las­sen, bis man in der aus ei­ner Sport­zei­tung ent­stan­de­nen Il­lus­trier­ten PA­RIS MATCH zu­fäl­lig auf einen län­ge­ren, reich­be­bil­der­ten Ar­ti­kel über den Her­zog von Wind­sor – NIE­MAND WUSS­TE, DASS DAS SCHICK­SAL DIE­SEN KÖ­NIG UND DIE­SE SCHÄ­FE­RIN VER­HEI­RA­TEN WÜR­DE – stos­sen könn­te, der plötz­lich die Auf­merk­sam­keit we­nigs­tens so­weit für sich in An­spruch neh­men wür­de, dass man der Rei­he nach sämt­li­che Le­gen­den un­ter den mehr oder we­ni­ger gros­sen, zum Teil auch ganz­sei­ti­gen Pho­to­gra­phien le­sen wür­de … 1921. Edu­ard, da­mals Her­zog von Corn­wall, ist noch ein schüch­ter­ner, streng er­zo­ge­ner jun­ger Mann. »Die Ma­ri­ne wird ihn al­les leh­ren, was er wis­sen muss«, sagt sein Va­ter, Kö­nig Ge­or­ge V. ... Im glei­chen Zeit­raum in den USA, die klei­ne Wal­lis Wa­r­field ... Mit sei­ner Gross­mut­ter Vik­to­ria. »Sie hat mir im­mer Angst ein­ge­flösst«, wird er spä­ter sa­gen ... Be­such der Vet­tern aus Russ­land: von links nach rechts, der zu­künf­ti­ge Edu­ard VIII., da­mals Prinz von Wa­les, Kö­ni­gin Mary, Kö­ni­gin Alex­an­dra, Prin­zes­sin Mary, Zar Ni­ko­laus II., Prin­zes­sin Vik­to­ria, der Za­re­witsch Ale­xis (sit­zend), Kö­nig Edu­ard VII., Za­rin Alex­an­dra und Kö­nig Ge­or­ge V. um­ge­ben von den Gross­her­zo­gin­nen ... Mit 15 Jah­ren auf der »Hin­dus­tan« vor sei­nem Ein­tritt in die Ma­ri­ne­schu­le … Im Jah­re 1917, Oberst der Gre­na­diers Guards an der ita­lie­ni­schen Front ... 1921. Er tritt den An­sto­ss beim Fuss­ball­spiel Tot­ten­ham-Ful­ham ... 1924. Sturz mit »Pe­ti­te Fa­vo­ri­te« in ei­ner Mi­li­ta­ry-Prü­fung. Die Lie­der­dich­ter sti­cheln: »Der Prinz ist ein glän­zen­der Rei­ter, der oft Wag­nis­se ein­geht« ... Er macht sich be­reit, der Gott von 500 Mil­li­o­nen Hin­dus zu sein. Be­such bei der Be­gum von Bho­phal. Die Be­gum bleibt ver­schlei­ert un­ter dem Son­nen­schirm. Der Prinz, in gros­ser Uni­form, auf dem Kopf einen Ko­lo­ni­al­helm mit Spit­ze, schrei­tet zwi­schen den Trä­gern der Flie­gen­we­del vor­an … 1922. Der Prinz von Wa­les be­sucht In­di­en. Oben: Edu­ard als Oberst der 35th Ja­cobs Hor­se. »Ich ge­noss eine ori­en­ta­li­sche Gast­freund­schaft«, sagt er, »wie ich glaub­te, dass sie nur in Bü­chern exis­tie­ren wür­de.« Ge­mäss ei­nem sehr ge­nau­en, von sei­nem Va­ter auf­ge­stell­ten Pro­gramm legt er in vier Mo­na­ten 17 000 km zu­rück. Er be­dau­ert, dass die Po­li­zei ihn von den Mas­sen trennt. Ant­wort des Kö­nigs: »Ihr Be­such ver­schafft der Be­völ­ke­rung ein wirk­li­ches Ver­gnü­gen, auch wenn man ihr nicht er­laubt, es zu be­zeu­gen.« Un­ter den At­trak­ti­o­nen der Rei­se nach Ne­pal, die tra­di­ti­o­nel­le Ti­ger­jagd, von zehn­tau­send Ein­ge­bo­re­nen vor­be­rei­tet. Aber Edu­ard hat den Ti­ger nicht selbst ge­tö­tet ... Im Juni 1936: Kö­nig seit sechs Mo­na­ten und noch für wei­te­re sechs Mo­na­te. Edu­ard V III. be­sich­tigt in der Gala uni­form ei­nes Obers­ten der Wali­si­schen Gar­de die Yeo­men« der Kö­nig­li­chen Gar­de, de­ren rot-gol­de­ne Uni­form, von Hals­krau­se und Hut ab­ge­se­hen, im­mer noch die glei­che ist wie zur Zeit ih­rer Er­schaf­fung an­läss­lich der Thron­be­stei­gung der Tu­dor im Jah­re 1485 ...1935: die Her­zo­gin war eine der re­gel­mäs­si­gen Gäs­te im kö­nig­li­chen Be­sitz von Fort Bel­védè­re geworden ... Die­se Pho­tos, in ganz Eng­land ver­brei­tet, bil­de­ten den An­fang des Skan­dals. Im Au­gust 1936 ver­bringt der Kö­nig sei­ne Fe­ri­en an der ju­go­sla­wi­schen Küs­te. Je­den Tag un­ter nahm er eine Ru­der­fahrt mit Wal­lis ... Sei­te an Seite an ei­nem Strand Dal­ma­ti­ens in der Nähe von Cet­t­in­je ... 1935: er ist im­mer noch erst Prinz von Wales. Im Au­gust hat­te er in der Nähe von Bi­ar­ritz eine Vil­la ge­mie­tet. Wal­lis be­glei­te­te ihn mit ei­ni­gen Freun­den. Es ist die letz­te Frist vor dem Jahr des Dra­mas ... »Ich lege mei­ne Last nie­der. Am 21. De­zem­ber 1936 über­mit­telt die­ser Ma­r­co­ni Blei­glanz De­tek­tor­emp­fän­ger der Lon­do­ner Be­völ­ke­rung die Stim­me des ab­dan­ken­den Kö­nigs: die einen freu­en sich, die an­dern sind tief be­wegt ... am 21. De­zem­ber – ... Ei­ni­ge Stun­den nach sei­ner Ab­dan­kung schifft sich der Ex­kö­nig in der Nacht auf ei­nem Tor­pe­do­boot­zerstö­rer der Navy ein und trifft sich mit sei­ner zu­künf­ti­gen Frau in Frank­reich wie­der. Sie un­ter­neh­men ge­mein­sam eine lan­ge Rei­se durch Eu­r­o­pa auf der Su­che nach ei­nem Zu­fluchts­ort, wo sie ihr Exil wür­den ver­brin­gen kön­nen. Zwei Mo­na­te spä­ter, am 8. März 1937, ver­leiht ihm sein Bru­der George VI., der am 18. Mai ge­krönt wer­den soll, mit­tels ei­nes amt­li­chen Brie­fes sei­nen letz­ten Ti­tel, in­dem er ihn für im­mer zum Her­zog von Wind­sor er nennt ... 3. Juni 1937: ein dis­si­den­ter an­gli­ka­ni­scher Pries­ter ver­mählt sie im Schloss von Can­dé in der Tou­rai­ne ... Ob­wohl der Um­stand, dass die schö­ne, geist­rei­che und ge­bil­de­te Wal­lis Wa­r­field, ge­schie­de­ne Simp­son, zu­dem noch Mil­li­o­nä­rin war, in den Le­gen­den nicht be­rück­sich­tigt ist, wür­de die Il­lus­trier­te – nicht nur, weil man sie noch nicht ganz ge­le­sen hat – bei der An­kunft in Trub­scha­chen kurz nach fünf Uhr abends nicht bei den aus­ge­le­se­nen Zei­tun­gen und Heft­li im nach Wig­gen, Escholz­matt und schliess­lich nach Lu­zern wei­ter­fah­ren­den Zug lie­gen blei­ben, son­dern zu­sam­men mit dem üb­ri­gen Ge­päck, mög­li­cher­wei­se mit ei­nem schwe­ren, mit Bü­chern und war­men Win­ter­sa­chen voll­ge­pack­ten Kof­fer und ei­ner eben­so schwe­ren Rei­se­ta­sche, den Zug ver­las­sen –

In den Ta­gen nach Weih­nach­ten ist es in Trub­scha­chen um die­se Zeit schon dun­kel. Den »Hirschen« fin­de man, wenn man vom Bahn­hof­platz aus al­les der Haupt­stras­se ent­lang in Rich­tung Bärau Langnau gehe, aus­gangs des Dor­fes auf der rech­ten Sei­te der Haupt­stras­se, er­fährt man von den Trub­scha­chern, die sich um die­se Zeit noch auf der Stras­se be­fin­den – etwa von ei­nem Bau­ern, der noch mit ei­nem Pfer­de­fuhr­werk oder -schlit­ten un­ter­wegs ist, oder von ei­nem Bau­ern­bu­ben, der mit ei­nem Hun­de­wä­ge­li Milch in die Kä­se­rei fährt – wenn man sie da­nach fragt. Das Trot­toir ist mit ei­ner di­cken Schicht ver­eis­ten Schnees be­deckt, und man muss auch dann vor­sich­tig ge­hen, wenn man kei­nen schwe­ren, mit Bü­chern und war­men Win­ter­sa­chen voll­ge­pack­ten Kof­fer und kei­ne eben­so schwe­re Rei­se­ta­sche zu tra­gen hat, wenn man nicht hin­fal­len will. Die Haupt­stras­se da­ge­gen ist fast voll­stän­dig schnee­frei. Der »Hirschen«-Wirt, Herr Ru­dolf Sol­ter­mann-Hirschi, kommt, wenn man der Ser­vier­toch­ter sagt, dass man gern ein Zim­mer hät­te, zur Be­grüs­sung ex­tra aus der Kü­che und fragt einen dann – wäh­rend er einen, den oder die schwe­ren oder auch we­ni­ger schwe­ren Kof­fer und Rei­se­ta­schen für einen tra­gend, über eine stei­le und schma­le Trep­pe ins obe­re Stock­werk und durch einen en­gen, nied­ri­gen und schma­len, nur schwach be­leuch­te­ten, braun­ge­stri­che­nen Gang in ein Zim­mer, ein Eck­zim­mer, das er noch frei hat, führt – höf­lich, wie lan­ge man denn un­ge­fähr bei ih­nen zu blei­ben ge­den­ke. Selbst­ver­ständ­lich kön­ne man noch zu Abend es­sen, und ob man wäh­rend sei­nes Auf­ent­hal­tes Voll- oder nur Halb­pen­si­on wün­sche, kön­ne man dann vor oder nach dem Abend­es­sen noch sei­ner Frau sa­gen. Nach­dem er sich er­kun­digt hat, ob ei­nem das Zim­mer ge­fal­le, zeigt er ei­nem dann auch noch die Toi­let­te (das WC, den Ab­ort) und das Bad, die sich dem Eck­zim­mer schräg ge­gen­über in dem sich hier er­wei­tern­den Gang be­fin­den, wo­bei man, wenn man das Bad be­nut­zen wol­le, den Schlüs­sel dazu al­ler­dings zu­erst bei ihm oder sei­ner Frau ho­len und dann, nach der Be­nut­zung des Ba­des, wie der ihm oder sei­ner Frau zu­rück­brin­gen müs­se, da­mit sie eine Kon­trol­le dar­über hät­ten, wer das Bad be­nut­ze ...

Wenn man sich vor dem Hin­un­ter­ge­hen zum Abend­es­sen noch wa­schen will, muss man die Sei­fe und den Wasch­lap­pen da­für aus dem Kof­fer oder der Rei­se­ta­sche neh­men, da wie in fast al­len Gast­hö­fen und Ho­tels auch hier beim La­va­bo (Wasch­be­cken) an der Wand, die das Zim­mer von dem seit­lich an­gren­zen­den Zim­mer, das ganz auf die Stras­sen­sei­te hin­aus liegt, trennt, nur Hand­tü­cher be­reit­ge­legt sind. Um den Kof­fer – wenn sich Sei­fe und Wasch­lap­pen in ihm be­fin­den – zu öff­nen, legt man ihn am bes­ten auf das Bett, das mit dem Kopf ende an der Zim­mer­wand steht, die die Zim­mer­tür ent­hält, wo man ihn dann auch lie­gen las­sen kann, bis man vom Abend­es­sen wie­der hin­auf­kom­men wür­de. Man­tel, Hals­tuch und Pelz­müt­ze hängt man an den Klei­der­ha­ken an der In­nen­sei­te der Zim­mer­tür, die sich ge­gen die Wand mit dem La­va­bo zu öff­net und da­bei, nach ei­ner Dre­hung von et­was mehr als neun­zig Grad, ge­gen einen an die­ser Wand an­ge­brach­ten ro­ten Hart­gum­mi­ring stösst. Die Hand­schu­he hat man in die Man­tel­ta­sche ge­steckt oder auf das Nacht­tisch­chen ge­legt, das zwi­schen der Zim­mer­tür und dem Bett steht. Über dem Bett hängt an der Wand, die die Zim­mer­tür ent­hält und das Zim­mer von dem seit­lich an­gren­zen­den Zim­mer, das ganz auf das Nach­bar­grund­s­tück hin­aus liegt, trennt, eine aus ei­nem Fa­mi­li­en­blatt – dem GEL­BEN HEFT­LI, dem SCHWEI­ZER HEIM oder der SCHWEI­ZER FA­MI­LIE – aus­ge­schnit­te­ne, ge­rahm­te, aber nicht hin­ter Glas ge­setz­te, fa­r­bi­ge Pho­to­gra­phie ei­nes aus ei­ner Höh­le hin­aus­schau­en­den Fuch­ses. Die Sei­fen­ver­pa­ckung wirft man, ohne die Sil­va Cheques, die AVAN­TI-Punk­te oder an­de­ren Bons aus ihr her­aus­zu­lö­sen, in den Pa­pier­korb, der auf dem recht­e­cki­gen Lin­ole­um­stück steht, das un­ter dem La­va­bo in den Holz­bo­den ein­ge­las­sen ist ... Dann, nach­dem man sich ge­wa­schen hat, er­in­nert man sich – wie fast je­des Mal, wenn man sich an­schickt, in ei­nem neu­be­zo­ge­nen Ho­tel­zim­mer zu über­nach­ten – wie der an einen sei­ner Leh­rer und dar­an, wie er ein­mal, in ei­nem Win­ter­se­mes­ter, in ei­ner Vor­le­sung über Tod und Le­ben – »Der Tod als phi­lo­so­phi­sches Pro­blem« – er­zählt hat, dass er je­des Mal, wenn er in ei­nem Ho­tel­zim­mer über­nach­te­te, dar­an den­ken müs­se, dass er in die­ser ihm völ­lig frem­den, nichts­sa­gen­den – nichts über ihn aus­sa­gen­den –, für einen nicht­e­xis­tie­ren­den Durch­schnitts­ge­schmack ein­ge­rich­te­ten, von so­und­so vie­len Men­schen – ohne dass sie auch nur eine ein­zi­ge Spur ih­rer per­sön­li­chen An­we­sen­heit hin­ter­las­sen hät­ten – vor ihm und von so­und­so vie­len Men­schen – ohne dass sie auch nur eine ein­zi­ge Spur ih­rer per­sön­li­chen An­we­sen­heit hin­ter­las­sen wür­den – nach ihm be­nutz­ten (nicht be­wohn­ten) Um­ge­bung, zu der er kei­ner­lei, aber auch über­haupt kei­ne Be­zie­hung habe – und das sei ein ihm un­er­träg­li­cher Ge­dan­ke – ster­ben könn­te ...

Zum Abend­es­sen wird man von der Wir­tin, Frau Anna Sol­ter­mann-Hirschi, die einen am Fus­se der Trep­pe aus dem Ober­ge­schoss an­ge­spro­chen hat, nicht in die Gast­stu­be an der Front­sei­te des Gast­ho­fes ge­gen Bärau Langnau zu, son­dern an einen Tisch im vor­de­ren Teil des an der Stras­sen­sei­te ge­le­ge­nen Sä­lis ge­führt, des­sen hin­te­rer Teil von ei­ner höl­zer­nen Har­mo­ni­ka­schie­be­wand vom vor­de­ren ab­ge­trennt ist und un­ter dem Eck­zim­mer, das man ge­ra­de erst be­legt hat, en­den muss. Nach­dem man sich ge­setzt hat, fragt einen die Wir­tin – wie man es nach der An­kün­di­gung ih­res Man­nes er­war­tet hat –, ob man sich schon für Voll- oder Halb­pen­si­on ent­schie­den habe, und gibt ei­nem dann die Es­sens­zei­ten für Mor­gen-, Mit­tag- und Abend­es­sen be­kannt. An­sch­lies­send bit­tet sie einen noch, den An­mel­de­zet­tel aus­zu­fül­len, und er­kun­digt sich, was man zum Es­sen zu trin­ken wün­sche, es gebe STEIN­PILZ­SUP­PE, HACK­BEEF STEAK MIT SPIE­GE­L­EI, NÜ­DE­LI, EN­DI­VI­EN­SA­LAT UND FRUCHT­SA­LAT. Bis sie ei­nem – wie­der per­sön­lich – die be­stell­te Fla­sche Be­au­jo­lais und das Mi­ne­ral­was­ser bringt, füllt man die An­mel­de­kar­te mit Name, Vor­na­me, Ge­burts­da­tum, Be­ruf, Wohn­adres­se, Na­ti­o­na­li­tät, Her­rei­seort und Rei­se­ziel aus; da­nach ver­treibt man sich die Zeit, in­dem man ein oder zwei Glas Wein trinkt und den – bis auf einen selbst – lee­ren Spei­se­saal und die üb­ri­gen ge­deck­ten, in Rei­hen ste­hen­den Ti­sche be­trach­tet. Vor der Fens­ter­rei­he ge­gen die Stras­se zu sind schwe­re, bis zum Bo­den hin­un­ter­rei­chen­de Vor­hän­ge ge­zo­gen, die kei­nen Licht­schim­mer mehr von draus­sen her­ein­fal­len las­sen und auch die Ge­räu­sche der hin und wie­der am Gast­hof vor­bei­fah­ren­den Mo­tor­fahr­zeu­ge dämp­fen. Durch die ge­schlos­se­nen Tü­ren von Säli, Gast­stu­be und Kü­che wer­den auch die Ge­räu­sche aus der Gast­stu­be, aus dem Ra­dio­ap­pa­rat in der Gast­stu­be und aus der Kü­che ge­dämpft, die nur et­was lau­ter zu hö­ren sind, wenn ein Gast die Gast­stu­be ver­lässt, um durch den Gang zwi­schen Säli und Kü­che die Toi­let­te auf­zu­su­chen oder um durch die Ein­gangs­tür den Gast­hof zu ver­las­sen, oder wenn ein neu­er Gast die Gast­stu­be be­tritt, wenn die Ser­vier­toch­ter, der Wirt oder die Wir­tin die Gast­stu­be oder die Kü­che be­tre­ten oder ver­las­sen. Man hört auch, wenn je­mand über die Trep­pe am Ende des Gan­ges, der bei der Ein­gangs­tür be­gin­nend zwi­schen Kü­che und Gast­stu­be hin­durch zur Hin­ter­tür führt, ins obe­re Stock­werk hin­auf oder aus dem obe­ren Stock­werk hin­un­ter­steigt, wenn je­mand die Hin­ter­tür öff­net oder wenn je­mand in den Zim­mern, die sich über dem vor­de­ren Teil des Sä­lis be­fin­den, her­um­geht. Das von der Wir­tin auf­ge­tra­ge­ne Es­sen wür­de ei­nem nach der et­was lang­wie­ri­gen Rei­se aus­ge­zeich­net schme­cken, und man wür­de sich über die Grös­se der Por­ti­o­nen und die Be­schaf­fen­heit des Es­sens – im Hin­blick auf den Um­stand, dass man sich für Voll­pen­si­on zu zwan­zig Fran­ken am Tag ent­schie­den hat – noch kei­ne Ge­dan­ken ma­chen ...

Be­vor man sich schla­fen legt, räumt man die Klei­der aus dem Kof­fer in den Schrank, der, dem Fus­sen­de des Bet­tes ge­gen­über, an der Wand ge­gen die Stras­sen­sei­te zu steht, und sta­pelt die Bü­cher – un­ter ih­nen eine alte Re­cla­m­aus­ga­be von Kants »Kri­tik der prak­ti­schen Ver­nunft«, der vier­te und der ach­te Band der bei WAL­TER DE GRUY­TER & Co. er­schie­ne­n­en Aka­de­mie-Text­aus­ga­be von Kants Wer­ken und zwei Kant-Bio­gra­phien –, das Schreib­zeug und den PA­RIS MATCH auf den Tisch, der ne­ben dem Schrank in der Ecke steht. Aus dem Fens­ter in der Wand, die zur Front­sei­te des Gast­ho­fes ge­gen das Dorf zu ge­hört, kann man über einen gros­sen, jetzt tief ver­schneit da­lie­gen­den Ge­mü­se­gar­ten des Nach­bar­grund­s­tü­ckes hin­weg einen Teil des sich links und rechts der Haupt­stras­se ent­lang­zie­hen­den, jetzt eben­falls tief ver­schneit da­lie­gen­den, vom Schnee und von den Stras­sen­lam­pen schwach er­hell­ten Dor­fes er­ken­nen. Dann hebt man den lee­ren Kof­fer vom Bett auf den ziem­lich ho­hen, fast bis zur Zim­mer­de­cke hin­auf­rei­chen­den Schrank, wo man ihn nun – bis zu dem Tag, an dem man wie­der ab­rei­sen wür­de – end­gül­tig lie­gen las­sen kann. Die zum Ab­hal­ten der Käl­te vor den bei­den Fens­tern des Zim­mers ein­ge­häng­ten Vor­fens­ter ver­un­mög­li­chen ein Schlies­sen der sich kalt und stau­big an­füh­len­den, dun­kel­grün ge­stri­che­nen Fens­ter­lä­den, die an der Aus­sen­sei­te des Gast­ho­fes ne­ben sämt­li­chen Fens­tern ein­ge­hängt sind, so dass man sich zur Ver­dun­ke­lung des Zim­mers mit dem Zu­zie­hen der bis zum Bo­den rei­chen­den, dün­nen Stoff­vor­hän­ge be­gnü­gen muss. Da man Hän­de und Ge­sicht schon vor dem Es­sen ge­wa­schen hat, kann man sich nun – an­ge­sichts der Käl­te, die trotz des wahr­schein­lich schon wäh­rend des gan­zen Ta­ges war­men Zen­tral­hei­zungs­ra­di­a­tors im­mer noch in dem Zim­mer herrscht – da­mit be­gnü­gen, noch die Zäh­ne zu put­zen, wo­bei man im Spie­gel über dem La­va­bo be­merkt, dass die Luft in dem Zim­mer so­gar so kalt ist, dass sich der Atem – wie in der kal­ten Luft draus­sen vor dem Gast­hof – weiss in ihr ab­zeich­net. Zwi­schen zwei ba­r­che­nen Lein­tü­chern und un­ter ei­ner di­cken Woll­de­cke und ei­nem schwe­ren Deck­bett kann man sich aber nach ei­ni­ger Zeit, dank der mit dem Es­sen und dem Wein ein­ge­nom­me­nen Ka­lo­ri­en­men­ge, eine an­ge­neh­me Wär­me ver­schaf­fen und – die kal­te, an­ge­nehm frisch und un­ver­braucht er­schei­nen­de Luft ein­at­mend – ru­hig schla­fen ...

Sams­tag, 27. De­zem­ber

We­gen der Käl­te, die im Win­ter, auch wäh­rend kla­ren, son­ni­gen Ta­gen mit ei­nem wol­ken­lo­sen, tief­blau­en Him­mel wie sonst sel­ten ir­gend­wo, oft in Trub­scha­chen herrscht, ist es wich­tig, ge­nü­gend war­me Win­ter­sa­chen bei sich zu ha­ben (die man zur Not al­ler­dings auch in der Ge­mischt­wa­ren­hand­lung er­gän­zen kann, wenn das Ma­te­ri­al dort auch, qua­li­ta­tiv und vor al­lem be­züg­lich des Schnit­tes, nicht dem ent­spricht, was man in der Stadt, mög­li­cher­wei­se auch be­reits in Langnau er­hält), da­mit man je nach Aus­sen­tem­pe­ra­tur und Wit­te­rung (schö­nes, son­ni­ges, tro­ckenes – oder schlech­tes, neb­li­ges, feuch­tes Wet­ter), noch zwei, drei oder mehr Klei­der­schich­ten zu der ers­ten, ge­wöhn­lich ge­tra­ge­nen Schicht hin­zu an­zie­hen kann. Da je­doch schon vier oder fünf Klei­der­schich­ten zu ei­ner fast voll­stän­di­gen Un­be­weg­lich­keit füh­ren und ein Sich-nach-draus­sen-Be­ge­ben so­mit ver­un­mög­li­chen wür­den, neh­men die Trub­scha­cher die zur zu­sätz­li­chen und über­haupt zur Wär­me­er­zeu­gung not­wen­di­gen Ka­lo­ri­en, die durch die Klei­der­schich­ten ohne hin nur vor­über­ge­hend vor ei­ner all­zu schnel­len Um­wand­lung in die be­nö­tig­te Wär­me ge­schützt wer­den kön­nen, in Form von reich­li­chem, Stadt­men­schen viel­leicht fett er­schei­nen­dem, aber gu­tem Es­sen zu sich, das in der Wirt­schaft zum Hirschen am Mor­gen zum Bei­spiel im­mer aus BROT, WEG­G­LI – am Sonn­tag BER­NER ZÜP­FE (Zwei­strang-Zopf) –, BUT­TER, Zwei­er­lei KON­FI­TURE und KÄSE, am Mit­tag des ers­ten Auf­ent­halts­ta­ges, am SAMS­TAG, DEN 27. DE­ZEM­BER etwa aus ei­ner SPAR­GEL­CRE­ME­SUP­PE, ei­nem gros­sen ENT­RE­CO­TE (je nach Wunsch à point, sai­gnant, mit oder ohne Kräu­ter­but­ter), FEN­CHEL MIT GE­RIE­BE­NEM Käse, in Öl ge­ba­cke­nen KAR­TOF­FEL­WÜR­FE­LI, RAN­DEN­SA­LAT und ei­ner COU­PE MEL­BA und am Abend die­ses Ta­ges aus ei­ner ERB­SEN­SUP­PE, SAU­ER­KRAUT MIT GNA­GI (Eis­bein) UND BAU­ERN­WÜRS­TEN (vom Bau­ern her­ge­stell­te Würs­te), SA­LZ­WAS­SER­KAR­TOF­FELN und ei­nem MOK­KA­WÜR­FEL be­steht und das bei man­chem Fe­ri­en­gast oder Rei­sen­den, der in Trub­scha­chen ab­steigt und ein sol­ches Es­sen und einen gu­ten Trop­fen oder auch meh­re­re dazu schätzt, es aber nicht ge­wohnt ist, trotz der Käl­te und trotz lan­ger, an­stren­gen­der Spa­zier­gän­ge dem Tal ent­lang oder über die um­lie­gen­den Tal­hän­ge und Eggen (Hü­gel­rü­cken), zu ei­ner oder meh­re­ren un­will­kom­me­nen zu­sätz­li­chen na­tür­li­chen Kör­perschich­ten füh­ren kann, die er nicht mehr so leicht wie die will­kom­me­nen zu­sätz­li­chen künst­li­chen Klei­der kör­perschich­ten ab­le­gen kann ... Kör­per­schich­ten, die in ei­nem ge­wis­sen, wenn man so will, tie­fe­ren Sinn aber auch zur Ab­wehr ei­ner grös­se­ren, ab­so­lu­te­ren Käl­te als der, die be­reits in Trub­scha­chen herrscht, zu­ge­legt wor­den sein könn­ten – und, wenn man es sich rich­tig über­legt, wie al­les, was wir tun, auch zur Ab­wehr die­ser uns al­len be­stimm­ten Käl­te zu­ge­legt wor­den sind –, wie das meis­te von dem, was wir tun, pa­ra­do­xer­wei­se je­doch nicht der Ab­wehr, son­dern im Ge­gen­teil nur dem schnel­le­ren Her­bei­füh­ren der Käl­te dient ...

Schon durch den Um­stand, dass man das Zim­mer – da­mit es vom Zim­mer­mäd­chen ge­macht wer­den kann – je­den Mor­gen für un­ge­fähr eine Stun­de wür­de ver­las­sen müs­sen, wür­de eine ge­wis­se Re­gel­mäs­sig­keit in den Ta­ges­ab­lauf hin­ein­kom­men, die spä­ter, wenn man – wie man es sich vor­ge­nom­men hat – auch ar­bei­ten wür­de, in einen mehr oder we­ni­ger gleich­blei­ben­den Ta­ges­rhyth­mus wür­de über­ge­hen kön­nen. Der je nach­dem län­ge­re oder kür­ze­re Spa­zier­gang, den man sich des­halb – um die Zeit nicht sit­zend in der Gast­stu­be zu ver­brin­gen – je­den Mor­gen nach dem Früh­stück zur Ge­wohn­heit ma­chen wür­de, wür­de aber nicht ge­nü­gen, um sich die Be­we­gungs­men­ge zu ver­schaf­fen, die bei Voll­pen­si­on und der Be­schaf­fen­heit des Es­sens im »Hirschen« wün­schens­wert wäre, so dass man sich schon nach ei­nem oder zwei Ta­gen auf alle Fäl­le für je­den spä­te­ren Nach­mit­tag oder Abend noch einen län­ge­ren oder kür­ze­ren Spa­zier­gang wür­de vor­neh­men müs­sen, den man spä­ter – je nach­dem, wie man mit der Ar­beit vor­an­kom­men wür­de – auch auf die Zeit gleich nach dem Mit­tag­es­sen oder auf den frü­hen Nach­mit­tag wür­de ver­schie­ben kön­nen.

---ENDE DER LESEPROBE---