Der Ruf des Nachtvogels - Di Morrissey - E-Book
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Der Ruf des Nachtvogels E-Book

Di Morrissey

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Beschreibung

Endloser Himmel und smaragdgrüne Wälder – Entdecken Sie den neuen mitreißende Roman von Australiens erfolgreichster Autorin Di Morrissey Nach schwierigen Jahren in der Hauptstadt Sydney kehrt die Mittdreißigerin Jessica an ihren Heimatort in Tasmanien zurück. Auf der Farm ihrer langjährigen Freundin Sally und deren Familie wird sie mit offenen Armen empfangen. Die faszinierende Natur Tasmaniens und die Ruhe helfen Jessica dabei, ihre Scheidung zu verarbeiten und sich wieder für die Liebe zu öffnen – doch wenig später ist es mit der Entspannung vorbei: Die beiden Freundinnen Jessica und Sally stoßen im an die Farm angrenzenden, uralten Waldstück auf eine Sammlung von Schätzen, die sie in das vergangene Leben der Künstlerin Stella Holland führen, Sallys Großmutter. Eine abenteuerliche Reise quer durch den Kontinent beginnt, bei der die Frauen weit mehr entdecken als die Geschichte eines lange vergessenen bewegten Lebens ...  »Der Rufs des Nachtvogels « ist genau das Richtige für alle Australien-Liebhaberinnen und Leserinnen gefühlvoller Romane über Familiengeheimnisse und Liebe. Tauchen Sie ein ins faszinierende Tasmanien!

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Seitenzahl: 482

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Di Morrissey

Der Ruf des Nachtvogels

Ein Tasmanien-Roman

Aus dem Englischen von Robert A. Weiß und Gerlinde Schermer-Rauwolf

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Nach schwierigen Jahren in der Hauptstadt Sydney kehrt die Mittdreißigerin Jessica an ihren Heimatort in Tasmanien zurück. Auf der Farm ihrer langjährigen Freundin Sally und ihrer Familie wird sie mit offenen Armen empfangen. Die faszinierende Natur und Ruhe helfen Jessica dabei, ihre Scheidung zu verarbeiten – doch wenig später stoßen die beiden Freundinnen im angrenzenden, uralten Waldstück auf eine Sammlung von Schätzen, die sie in das vergangene Leben der Künstlerin Stella Holland führen, Sallys Großmutter. Eine abenteuerliche Reise quer durch den Kontinent beginnt, bei der die Frauen weit mehr entdecken als die Geschichte eines lange vergessenen bewegten Lebens.

Inhaltsübersicht

Widmung

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

Epilog

Danksagung

 

 

 

 

Für alle Umweltaktivisten, die ihr Bestes geben …die aufstehen, ihre Stimme erhebenund ihren Beitrag leisten, ob groß oder klein,um die größte Kostbarkeit des Universums zu bewahren – den Planeten Erde.

Prolog

Südost-Tasmanien, 1993

Von den dunkelgrünen Gipfeln aus gesehen wirkten die beiden bunten Kleckse unten auf dem Felsvorsprung über dem reißenden Fluss wie kleine Wesen – ein blaues und ein rotes –, die sich Zentimeter für Zentimeter vorantasteten. Behutsam näherten sie sich einem klaffenden Loch in der Felswand – womöglich einer Höhle?

Doch als der eisige Wind die Berge hinabfegte und die Baumwipfel zauste, taumelte der rote Klecks plötzlich, rollte über den Felsvorsprung und stürzte durch die letzte Baumreihe vor dem reißenden Wildwasser, das auf seinem Weg zum Meer um die Felsen schäumte.

Der blaue Klecks reagierte sofort, und hätten wir uns die Szene näher herangezoomt, hätten wir ein kleines Mädchen in blauem Regenmantel gesehen, dem der Wind die Kapuze vom kastanienbraunen Haar geweht hatte. Wir hätten beobachtet, wie es auf dem Hintern hinabrutschte, ohne sich um Dornen und Geäst zu scheren, und sich dann durch das Unterholz am Bachufer hindurchkämpfte.

Das Mädchen im roten Regenmantel lag jetzt scheinbar leblos im Schilf, die Beine im eisigen Wasser. Schlamm umspülte seine Haare, das Gesicht war kalkweiß.

»Sally! Sal … ich bin hier … steh auf!«, schrie das andere Mädchen und rannte platschend auf die Gestalt zu, an deren Beinen eine kraftvolle Strömung zerrte und sie ins tiefere Wasser zog.

Das Mädchen in Blau stapfte durchs hohe Schilf, stolperte im trüben Wasser über Äste und Steine und rief: »Ich komme, Sal …«

Als sie die reglose Gestalt in Rot erreichte, die weiter abzutreiben drohte, packte sie sie am Arm, und ein Tauziehen mit der Strömung begann.

»Sally! Wach auf … hilf mir.« Sie zerrte und zog, fühlte, wie sie auszurutschen drohte, wobei ihre Füße immer tiefer im Schlamm versanken. Panik stieg in ihr auf, denn sie merkte, dass sie nicht groß und stark genug war.

Da durchfuhr die schlaffe Gestalt plötzlich ein Ruck, sie löste sich aus der Umklammerung des anderen Mädchens, rollte sich zur Seite und würgte, während das Mädchen in Blau hektisch nach vorne stürzte und sie am roten Regenmantel festhielt. Das liegende Mädchen hustete, hob den Kopf und griff nach dem Schilf, um Halt zu finden.

»Schnell, Sally, nimm meine Hand.«

Auf dem rutschigen Grund halb watend, halb kriechend erreichte das zähneklappernde, durchnässte Mädchen das Ufer, spuckte Schlammwasser und rang keuchend nach Luft.

»Sal … bist du verletzt? Was ist passiert?«

»Ich weiß nicht. Mir ist schlecht.« Wieder spuckte und hustete sie. »Igitt.«

»Du bist vom Felsvorsprung gefallen. Ich hab einen Riesenschreck gekriegt!«

»Tut mir leid!«

»Hast du dir wehgetan?«

Tränen rollten über Sallys verängstigtes Gesicht, während sie nickte. »Ich will nach Hause, Jess.«

»Ja, komm.« Jessica zog Sally hoch. Vor ihr stand nun nicht ihre tapfere, unerschrockene Freundin, sondern ein kleines, verletztes Mädchen von acht Jahren, das vor Schmerz immer wieder zusammenzuckte und stöhnte, während sie sich auf sie stützte.

»Hast du dir was gebrochen?«

»Ich weiß es nicht!« Wut lag in der tränenerstickten Stimme.

»Wir müssen nach Hause, Sal. Komm, ich nehm dich auf dem Gepäckträger mit.«

»Sie werden uns nie wieder zur Höhle lassen, Jess«, murmelte Sally unglücklich.

»Niemand weiß etwas von der Höhle. Wir sagen einfach, wir waren auf Entdeckungstour.«

Untergehakt und eine auf die andere gestützt kämpften sich die beiden Mädchen langsam die Uferböschung hinauf.

Hinter ihnen sank winterlicher Nebel von den düsteren Hügeln herab und verbarg die triefenden Bäume und das schäumende Wasser.

1

Hobart, 1999

Sally saß auf dem völlig überfüllten Flughafen dicht neben Jessica; beide Mädchen baumelten mit den Beinen und blickten zu Boden.

»Ich bin so sauer. Das ist nicht fair. Warum muss dein Dad denn umziehen?« Sally wand sich ein paar Haarsträhnen um den Finger und zwirbelte die Enden.

»Sal, hör auf, deine Haarspitzen zu ruinieren. Du weißt doch, dass es wegen seinem Job ist«, antwortete Jessica. »Wir werden immer Freundinnen bleiben. Du kommst mich besuchen, und Mum sagt, dass wir ab und zu herkommen, um uns mit unserer Familie zu treffen. Was meinst du denn, wie’s mir geht?«, setzte sie ärgerlich hinzu. »Ich muss ganz von vorn anfangen! Eine neue Schule, keine Freunde. Das stinkt mir ganz schön. Und ich werde nie wieder eine allerbeste Freundin haben wie dich. Du stehst mir näher als irgendwer sonst. Mehr als eine Schwester.«

»Na, zumindest hast du einen Bruder, auch wenn er erst sieben ist. Ich habe niemanden außer Mum und Dad. Himmel, wir sind Teenager, Jess, jeder sagt, dass das die härteste Zeit in unserem Leben ist. Und da ziehst du weg.« Sally schmollte.

»Ich weiß, aber was soll ich machen? Es ist schrecklich. Gib nicht mir die Schuld, Sal.«

Die beiden Teenie-Freundinnen blickten hinüber zu einem Tisch in der Nähe, wo Jessicas Eltern, ihr Bruder Anthony und Sallys Mutter Mollie saßen.

»Und denk daran, mich anzurufen und mir zu schreiben. Du hast es versprochen.«

»Klar doch. Du auch.«

»Für mich ist es schlimmer, ich sitze hier fest«, maulte Sally. »Auf dich warten Abenteuer oder zumindest neue Erfahrungen.«

»Aber sicher doch! Als ob ich in einer Großstadt viel Spaß hätte! Mir fehlt unsere Farm schon jetzt.«

»Sydney ist garantiert interessanter als das hier … oh, da kommt deine Mum«, sagte Sally.

»Tut mir leid, Mädchen, aber es ist Zeit, au revoir zu sagen. Nicht adieu. Zu Weihnachten sind wir bestimmt wieder hier. Und ich habe mit deiner Mutter besprochen, dass du uns gerne nächstes Jahr während der Olympischen Spiele besuchen kannst, Sal. Wäre das nicht toll?« Mrs Foster beugte sich zu Sally hinunter und gab ihr einen Kuss, dann musterte sie die beiden. »Ihr werdet immer Freundinnen bleiben. Ihr seid zusammen aufgewachsen, das schweißt auf ganz besondere Art zusammen. Und jetzt stellt euch mal hierher, damit wir ein Foto machen können.«

Brav standen die Mädchen nebeneinander, sie hatten sich die Arme um die Schultern gelegt und ein starres Lächeln im Gesicht. Als sich dann die beiden Mütter umarmten und Jessicas Vater und Bruder zum Abschied winkten und zur Boarding-Schranke gingen, umklammerten sich die beiden Mädchen, und Tränen liefen über ihre Wangen. Mit ihren vierzehn Jahren hatte jede der beiden das Gefühl, dass sie nie, nie wieder eine so gute Freundin haben würde.

Dann stand Sally neben ihrer Mutter, und beide sahen zu, wie das Flugzeug langsam davonrollte.

»Ich werde schrecklich einsam sein«, jammerte Sally.

»Sal, du hast jede Menge Freundinnen und Freunde«, erwiderte ihre Mutter. »Für Jess wird es viel härter werden, sie kennt niemanden in Sydney. Komm jetzt, wir müssen heim zu Dad.«

 

Die Zeit verstrich, doch die beiden Mädchen blieben beste Freundinnen, auch als sie unterschiedliche Wege einschlugen und sich nur noch alle paar Jahre sahen. Sie wussten, dass ihre Freundschaft unverbrüchlich war und stets Bestand haben würde.

Und wie Jessicas Mutter gesagt hatte: Die gemeinsame Kindheit hatte ein besonderes Band zwischen den beiden geschmiedet, vielleicht auch durch die Abgeschiedenheit des kleinen tasmanischen Ortes, in dem sie aufgewachsen waren. Damals hatten sie ihre Heimat an der Südostküste der Insel als nichts Besonderes betrachtet, doch als Erwachsene erkannten sie, dass sie in einem magischen Abenteuerland aufgewachsen waren. Hier waren sie durch Wald und Flur geritten und geradelt, hatten Obst gepflückt und mit Hunden gespielt, Bäche und Klippen erkundet. Sie hatten vom Ruderboot aus in Flüssen geangelt, waren in Buchten gesegelt, hatten an einsamen, wilden Stränden und in Höhlen gepicknickt und manchmal im Meer gebadet.

Und sie hatten Geheimnisse, Gefahren und Träume miteinander geteilt. Dabei waren sie so verschieden, wie man nur sein konnte.

Sally Adamson mit ihren lockigen blonden Haaren und den graublauen Augen war eine Träumerin. Zwar schien sie die Stillere der beiden zu sein, doch die extrovertiertere blauäugige Jessica mit den dunkelbraunen Locken, die gern laut lachte, schätzte ihren drolligen Humor.

Oft sagten ihre Eltern, sie seien so verschieden wie Tag und Nacht, und lachten darüber, wie eindeutig sie bewiesen, dass Gegensätze sich anzogen. Im Lauf der Zeit hatten sie akzeptiert, dass das Paar nur während der Schulwoche zu trennen war, wenn beide nachts zu Hause schliefen. An den Wochenenden übernachteten sie abwechselnd beieinander, und in den Ferien zelteten sie entweder mit der einen oder mit der anderen Familie.

Als Jessicas Vater nach Sydney versetzt wurde, um dort ein wissenschaftliches Labor an der Universität zu leiten, tat der Abschied daher unendlich weh. Doch die Freundschaft der Mädchen wurde noch inniger. Sooft sie konnten, trafen sie sich, und in den Schulzeiten schütteten sie einander in langen Briefen ihr Herz aus, denn Telefonieren, um lediglich zu schwatzen, wurde von den Eltern als zu teuer erachtet.

Als sie Anfang zwanzig waren, gingen sie gemeinsam für ein Jahr nach Übersee. Und obwohl sie einander geschworen hatten, Singles zu bleiben und so lange wie möglich Freiheit und Abenteuer zu genießen, verliebte sich Sally Hals über Kopf und brachte einen Verlobten mit nach Hause – Toby Sandford, einen tasmanischen Burschen vom Land, der eine Rucksacktour machte, bevor er zu Hause seinen Eltern auf der Farm helfen sollte.

Sie hatten so vieles gemeinsam. Sally, die auf Arcadia, dem Anwesen ihres Großvaters im Südosten der Insel, groß geworden war, wollte sich nur zu gern auf dem Land niederlassen. Ihre Hochzeit fand im Garten des Gutes statt, das ihre Mutter geerbt hatte und das das junge Paar bewirtschaften wollte. Jessica, Brautjungfer ihrer Freundin, reiste anschließend wieder nach Sydney, wo sie in die Fußstapfen ihres Vaters trat und an der Universität eine akademische Laufbahn einschlug.

Nur kurze Zeit nach Sallys Hochzeit eroberte Harden Blake, ein Werbefachmann, Jessicas Herz im Sturm. Sie zogen zusammen in eine schicke Wohnung in Mosman mit Blick auf Sydney Harbour. Achtzehn Monate später heirateten sie in kleinem Kreise, wie es gerade angesagt war, im Garten eines vornehmen Hauses in Bellevue Hill, das einem Freund von Hardy gehörte.

Toby verließ die Farm seiner Eltern und zog mit Sally nach Arcadia, um dort die Farm zu bewirtschaften. Die ersten glücklichen Jahre wohnten sie in einem kleinen Cottage auf dem Anwesen, doch dann starb Sallys Vater an einem Herzinfarkt, und wenig später wurde Sally schwanger. Daher bestand Mollie darauf, dass das junge Paar ins Haupthaus übersiedelte und stattdessen sie im Cottage lebte.

Während ihrer Schwangerschaft fuhr Sally zusammen mit Mollie nach Sydney und besuchte Jessica. »Ich bin Hausfrau, schwanger und glücklich. Wir kaufen Babysachen fürs Kinderzimmer, und ich lass mich verwöhnen.« Sie grinste. »Wann kriegst du ein Baby und wirst sesshaft?«

»Ich bin sesshaft!«, protestierte Jessica. »Ich bin verheiratet, wir haben beide gute Jobs und eine hinreißende Wohnung. Warum sollte mir das nicht genügen? Kinder sind noch kein Thema. Vorher will Hardy das große Haus mit Garten und Swimmingpool und den Direktorenposten in der Werbeagentur.«

Sally musterte ihre älteste und beste Freundin. Offenbar lebten sie mittlerweile in völlig verschiedenen Welten. »Und was möchtest du, Jess? Es sieht so aus, als wäre dir das ländliche Tasmanien zu popelig geworden, dabei dachte ich, na ja, ich hab geglaubt, dass wir dieselben Dinge wollen.«

»Das ist doch auch so!« Jessica umarmte sie. »Im Grunde hat sich nichts geändert. Ich sehe mich nur einfach noch nicht als Mutter, das ist alles.«

Sally erwiderte die Umarmung, doch sie vermutete, dass mehr dahintersteckte.

Aber sie hatten beide so viel um die Ohren, dass sie einander nur noch sporadisch besuchten. Und da der ruhige, gelassene Farmer Toby und der gewiefte, ehrgeizige Werbefachmann Hardy nicht viel miteinander anzufangen wussten, trafen sich die Freundinnen meist ohne ihre Partner. Bei einer ihrer Reisen nahm Sally die kleine Katie mit nach Sydney, und sie aßen alle zusammen bei Jessicas Eltern zu Mittag. Sally erzählte ihnen, dass sie und Toby die alten Pferdekoppeln und Weiden von Arcadia zu Ackerland umwidmeten und dort neue Produkte anbauten. Jessica hingegen war gerade dabei, ihren Doktor zu machen und die Karriereleiter emporzuklettern; sie übernahm eine verantwortungsvollere Stellung als Leiterin eines Forschungslabors an der Universität, an der sie auch studiert hatte.

Ein, zwei Jahre später rief Sally über Skype Jessica an, um ihr nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren, und sie überlegten eine Weile, wann sie sich zuletzt gesehen hatten. Überrascht und ein bisschen traurig stellten sie fest, dass das schon sehr lange her war.

Nun ja, so ist der Lauf des Lebens, dachte Sally. Sie hatten alle Hände voll zu tun, waren ausgefüllt, glücklich und erfolgreich und wussten dabei doch, dass sie einander jederzeit anrufen konnten.

Und eines Tages kam der Anruf.

»Sal, ich bin’s. Ich muss dich sehen. Ich komm zurück nach Hause. Allein.«

Sally war sehr beunruhigt, doch sie sagte lediglich: »Klar doch, Jess. Wann und wo? Ich hole dich ab.«

Draußen bewegte sich kein Blatt. Die Sonne glitt hinter die Berggipfel und tauchte sie in zartes Gold. Doch in diesem Moment war Sally blind für die Schönheit der Landschaft. Sie steckte das Telefon zurück in die Tasche und dachte über ihre Freundin nach.

Südostküste von Tasmanien, 1935

Stella Holland ließ den Feldstecher sinken, den Stephen auf einer Fahrt nach Sydney gekauft und ihr zur Hochzeit geschenkt hatte. Sie war hellauf begeistert davon. Man sah damit so viel schärfer als mit dem alten Opernglas, das sie jahrelang benutzt hatte, und er war speziell für den Einsatz im Freien gedacht. Sie trug ihn an einem stabilen Lederriemen um den Hals, sodass er sich an ihre Seidenbluse mit dem Paisleymuster schmiegte. Als sie ihn wieder an die Augen hob, drehte sie an der Scharfeinstellung, während sie die Baumkronen des alten Eukalyptuswaldes absuchte.

Ihr Augenmerk galt der Stelle, wo ein dicker Ast aus einem soliden Stamm herauswuchs. In dem schwindenden Licht konzentrierte sie sich auf etwas, was hinter dem sacht wehenden Blättervorhang zu erahnen war.

Stella hielt den Atem an. Ja, da saß sie – der massige Körper von gefleckten Federn ummantelt, die ihr wie das glamouröse Cape eines Filmstars um die Schultern lagen und die cremeweiße Brust frei ließen. Die effektvolle weiße Maske im Gesicht, die kohlschwarze Umrandung der dunklen Augen und der gebogene Schnabel ließen keinen Zweifel aufkommen, welcher Vogel da reglos den Waldboden und die Lichtung zwischen ihnen beäugte.

Nein, ihre Hände zitterten nicht, doch sie flüsterte ergriffen den Namen des Vogels. Denn die Maskenschleiereule war das Geschöpf, das sie unbedingt hatte beobachten wollen. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie ihr Kreischen identifiziert hatte, weil es nicht das leise Uhuuu war, das sie von einem scheuen Nachtvogel erwartet hätte. Erst ein paar andere Vogelbeobachter, vor denen sie den Laut nachgeahmt hatte, hatten sie auf die Spur gebracht. Als sie dann die kleine Gruppe der Vogelfreunde in ihren Wald eingeladen hatte, machte der erfahrenste Experte sie auf das haarig fedrige Gewölle und den weißen Kot am Fuß eines Baumes aufmerksam. Seither hatte sie diesen großen alten Baum im Blick behalten. Zwar waren Maskenschleiereulen in Tasmanien weitverbreitet, doch in der Gegend von Burridge, der nächstgelegenen Stadt, sah man nur selten eine. Im Norden der Insel kamen sie viel häufiger vor.

Als hätte der Vogel sie gehört, hob er den Blick und starrte sie mit einem furchtlosen, leicht neugierigen Ausdruck an, worauf Stella unwillkürlich den Feldstecher absetzte.

Sie spähte durchs Dickicht zu der grasbewachsenen Lichtung, an deren Rand die Gruppe gewaltiger alter Königseukalyptusbäume aufragte. Ihre Brettwurzeln waren mit grober grauer Rinde bedeckt, während sich die Borke an den hoch aufragenden Stämmen abschälte und helles Holz freigab, als hätte der Baum Sonnenbrand. Zwischen den ausgestreckten Ästen verbargen sich Höhlen.

Bei einem weiteren Blick zu dem Baum, den sie beobachtet hatte, konnte Stella auf einem Ast schemenhaft die Eule ausmachen. Um sie nicht zu verscheuchen, zog sich Stella zwischen die Bäume zurück und versuchte, sich zu sammeln. Nun warteten beide die nächste Bewegung der anderen ab.

Die Sonne ging unter, und es war, als würde das letzte Tageslicht aus dem Himmel über den Bäumen gesaugt. Obwohl es schon zu dämmerig war, um genaue Einzelheiten zu erkennen, wollte Stella nicht gehen. Auch wenn sie wusste, dass sie dann in völliger Dunkelheit zum Haus zurückkehren musste.

Doch da wurde sie für ihre Geduld belohnt.

Mit elegantem Schwung erhob sich die Eule von ihrem Ast. Die schwarz umrandeten creme-, bronze- und lohfarbenen Schwingen weit ausgebreitet, stieß sie auf die Lichtung nieder, wo sie geschickt ihre Beute packte. Mit dem kleinen Nagetier in den Krallen flog sie triumphierend über Stella hinweg und verschwand lautlos zwischen den Wipfeln.

Stella hatte den Feldstecher rasch emporgerissen, konnte in dem Dämmerlicht jedoch kaum etwas erkennen. Die Eule hatte sich zu ihrem Mahl in einen verborgenen Winkel zurückgezogen. Und wieder war alles ganz still, nichts rührte sich.

Oder doch?

Noch mit dem Fernglas vor Augen nahm Stella eine winzige Bewegung wahr. Ja, da war etwas, weiter hinten am Rand der Lichtung. Zwei dunkle Gestalten in dicken Jacken zogen etwas hinter sich her. Was hatten sie auf ihrem Grundstück zu suchen? Waren es Jäger? Hinter welcher Beute mochten sie her sein? Rotwild vielleicht? Oder Filander?

In diesem Augenblick flitzte etwas auf sie zu und nahm ihr kurz die Sicht. Rasch ließ Stella das Fernglas sinken, hob die Arme, um ihr Gesicht zu schützen, und spürte einen von großen Schwingen verursachten Luftzug. Die Eule war so dicht vorbeigeflogen, dass sie unwillkürlich ein paar Schritte zurückgewichen war. Als sie dann aus dem Gebüsch emporspähte, saß die Eule mit leicht geneigtem Kopf in einem Baum und beobachtete sie.

Auf der Lichtung war wieder Bewegung. Ein Mann, die karierte Jagdmütze tief ins Gesicht gezogen, ging mit einem Ast als Wanderstock in ihre Richtung.

Sie wollte schon aus den Büschen treten und ihn grüßen, doch der rasche Schritt, der gesenkte Blick und die grimmige Miene des jungen Mannes ließen sie innehalten. Und sie merkte, dass er von ihrer Gegenwart zwischen den Bäumen bisher nichts ahnte.

Stella blickte hinauf zu der Eule, die so nah auf einem belaubten Ast saß, dass ihre markanten Eigenschaften auch ohne Feldstecher gut zu erkennen waren. Der Vogel blinzelte mit den hellen Augen, als wäre er gelangweilt, doch kaum bewegte sich Stella, fokussierte er den Blick auf sie. Ohne den Körper zu bewegen, drehte er den Kopf, um von seinem Aussichtsposten auch das Terrain hinter sich zu sondieren.

Vorsichtig griff Stella in die Tasche ihres Wollrocks und zog ein Notizbuch und einen Bleistift heraus. Ohne den Blick von der Eule zu wenden, öffnete sie langsam das Buch und blätterte zu einer leeren Seite vor. Den Mann hatte sie inzwischen vergessen.

Während sie rasch eine Bleistiftskizze anfertigte und dabei abwechselnd aufs Papier und auf die Eule blickte, schien der Vogel sie zu ignorieren. Da er jedoch den Kopf in einen für sein Profil vorteilhaften Winkel legte, schien es ihr, als wisse die Eule, dass sie porträtiert wurde.

Als Stella das Muster der goldenen und schwarzen Federn, die Krümmung des Schnabels, die hellen Augen und die sich an den Ast klammernden Krallen zeichnete, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Ihr Stift flog über das Blatt, während sie die wesentlichen Merkmale des Körpers festhielt, um sie später auszuarbeiten, wohingegen sie die Federzeichnung exakt wiedergab. Penibel studierte sie den Ausdruck des Vogels und hoffte, dass er nicht flüchten würde.

Dann war es endgültig zu dunkel, um noch Details zu erkennen, und Stella wurde unvermittelt klar, dass ein ziemlich weiter Heimweg vor ihr lag. Also klappte sie das Notizbuch zu und steckte es in die Tasche.

»Danke dir, du schönes Geschöpf«, sagte sie lächelnd zu der Eule, von der sie nur noch die Umrisse sah.

Dann überquerte sie die Lichtung und ging zu der Stelle, wo sie ihr Fahrrad unterhalb der Straße an eine niedrige Steinmauer gelehnt hatte. Sie nahm den schmalen Pfad zwischen den Bäumen zum Bach, um dann über die Felder und den Hügel zum Haus hinaufzugehen – häufig legte sie den Weg mit dem Fahrrad zurück, doch manchmal ging sie einfach zu Fuß querfeldein.

Leichter Nebel zog durchs Tal, als sie das Fahrrad entschlossen am Ufer entlang und den Feldweg hinaufschob.

Da entdeckte sie die Silhouette des Mannes, den sie auf der anderen Seite der Lichtung erspäht hatte. Sie erkannte ihn an seiner Jagdmütze, den Gummistiefeln und dem langen Wanderstock. Er stapfte rasch auf die alte Straße zu. Aber wo mochte er hergekommen sein? Und wo war der andere Mann abgeblieben? Nun, vielleicht hatten sie unten im Bach geangelt.

Da sie in größerer Entfernung hinter dem Mann ging, bemerkte er sie nicht und verschwand schließlich hinter dem Hügelkamm.

Stella setzte sich aufs Rad und richtete Rock und Baskenmütze, als sie das Auto ihres Mannes mit lautem Hupen die Straße entlangkommen hörte. Der neue 1935er-Buick war der ganze Stolz des Arztes.

Sie hoffte, dass ihrem ungeduldigen Gatten kein Tier vor die Räder gelaufen war. Denn Dr. Stephen Holland war ein viel beschäftigter Mann mit hitzigem Temperament, der weder Dummköpfe noch Simulanten ertrug. Doch die Leute im Ort respektierten ihn, weil er ein erfahrener Mediziner war, dem das Wohl seiner Patienten über alles ging.

Oft nahm er an Konferenzen und medizinischen Tagungen teil, sodass Stella und auch er recht froh darüber waren, wie stark sie ihr »künstlerisches Hobby« (so nannte er es) in Anspruch nahm. Er fand ihre fein ausgearbeiteten Zeichnungen der Vögel und manchmal auch von anderen frei lebenden Tieren oder Blumen aus der Umgebung ihres Hauses »sehr hübsch«. Hätte er geahnt, wie viele Stunden sie jeder davon gewidmet hatte, hätte er es vielleicht als Zeitverschwendung betrachtet. Doch dank der Hilfe ihrer Haushälterin Mrs James war das Haus immer aufgeräumt und blitzblank, das Essen kam rechtzeitig auf den Tisch, und Küche, Vorratskammer und Waschküche waren stets makellos sauber, wenn er selten genug einmal den hauswirtschaftlichen Bereich betrat.

Manchmal streifte Stella der Gedanke, dass dies nicht das Leben war, das sie sich ausgemalt hatte, bevor sie den charmanten und kultivierten Dr. Holland kennenlernte. Weniger aus medizinischem als aus künstlerischem Interesse hatte sie im Rahmen ihres Kunstunterrichts am Hobart Technical College einen Grundkurs in Anatomie belegt und war bei einem kleinen Empfang dem Arzt vorgestellt worden, der dort an mehreren Abenden Gastvorträge hielt. Dass sie ihre Kunst ernst genug nahm, um diesen Kurs zu belegen, hatte ihn fasziniert.

»Wenn es Leonardo da Vinci etwas gebracht hat, profitiere ich vielleicht auch davon«, hatte Stella lächelnd gesagt.

Und dann hatte ihr bei einem Besuch der historischen Gebäude des Tasmanischen Museums jemand auf die Schulter getippt. Er sei hier, um sich an diesem angenehmen Samstagnachmittag die Zeit zu vertreiben, hatte Dr. Holland erklärt, und so waren sie gemeinsam durchs Museum und die Kunstgalerie geschlendert. Danach lud er sie auf eine Tasse Tee ein.

Im Lauf der kommenden Wochen und Monate hatten sich ihre Wege immer wieder gekreuzt, bis er ihr eines Tages vorschlug, mit ihm Mittag zu essen.

Sie erfuhr, dass er Witwer war und schon seit geraumer Zeit nicht mehr viel »da draußen in der Welt« unternommen hatte. Ihr Sinn für Humor brachte ihn zum Lachen, sodass er Stella für »die beste Medizin« hielt. Ob er sie denn wiedersehen dürfe?

Die Zeit des Werbens – zwischen einem ernsthaften Mediziner und einer hübschen jungen Kunststudentin – hatte ihr den Eindruck vermittelt, dass sie einen reifen, trauernden Mann rettete und ihn mit neuen Ideen und einer ihm fremden Welt bekannt machte. Sie plauderte unbekümmert mit ihm und ließ ihn an ihrer überschäumenden Begeisterung, ihrer Abenteuerlust und der fröhlichen Sorglosigkeit teilhaben – alles Dinge, die in seinem Leben schon seit Langem fehlten. Denn Stephen hatte viele düstere Jahre hinter sich, in denen er auf Zehenspitzen um eine bettlägerige Ehefrau herumgeschlichen und quälende Unterhaltungen im Flüsterton mit ihr geführt hatte.

Stephen wiederum erklärte Stella, dass er ihre Unabhängigkeit und Energie, ihre Leidenschaft für die Kunst und das große Interesse an Vogelkunde außerordentlich erfrischend fand.

Sie hatten sich schon ein paarmal getroffen, als Stella eines Tages erwähnte, dass sie mit einer anderen Künstlerin zusammen eine kleine Reise unternehmen wolle, um nach der Natur zu zeichnen. Stephen schlug als Ziel seine Heimatstadt vor, wo er ihr eine gute, bezahlbare Unterkunft empfehlen konnte. Und er bot an, sie zu vielen Plätzen im Südosten zu fahren, die es lohnten, gezeichnet und gemalt zu werden.

Stella verliebte sich in die Gegend am Huon River und schließlich unausweichlich auch in Stephen Holland.

Als er um ihre Hand anhielt, erklärte ihm Stella allerdings unmissverständlich, dass ihre Kunst vielleicht kein Beruf, aber ein wichtiger Teil ihres Lebens war, der sie glücklich machte und den sie nicht aufgeben würde. Doch das, versicherte sie ihm, würde sie bei der Erfüllung ihrer häuslichen Pflichten nicht beeinträchtigen. Aber ihr zukünftiger Ehemann winkte ab. »Du kannst dich glücklich schätzen, Liebes. Im Haushalt gibt es für dich nicht viel zu tun. Mrs James hat alles unter Kontrolle und kennt meine Vorlieben und Abneigungen. Du kannst dich in deiner freien Zeit gern als Hobbykünstlerin betätigen.«

Zwar hegte Stella immer noch Zweifel, ob es richtig war, den Arzt zu heiraten, denn sie wusste von anderen Künstlerinnen, wie schwierig es war, Haushalt und künstlerische Betätigung zu vereinbaren. Auch wenn kein Leben voller Plackerei vor ihr lag, würde die Hausarbeit womöglich ihre Kreativität und ihre künstlerische Freiheit beschneiden. Doch da sie durch ihre Eheschließung nicht nur ein bezugsfertiges Heim, sondern auch die Unterstützung von Mrs James und ihrem Mann erhielt, der Verwalter des Anwesens war, beschloss sie, dankbar zu sein, selbst wenn sie nicht die Möglichkeit hatte, ihrem neuen Umfeld einen eigenen Stempel aufzudrücken.

Die Hochzeit fand in kleinem, aber elegantem Rahmen statt. Der festliche Empfang in Dr. Hollands Klub mit Kerzenlicht, üppigem Blumenschmuck, teuren Gedecken, erlesenen Speisen und schick gekleideten Gästen machte deutlich, dass man in diesen Kreisen stilvoll durch die Wirtschaftskrise segelte.

Stella hatte sich für ein Hochzeitskleid entschieden, das eine bekannte Schneiderin aus Melbourne angefertigt hatte. Der weich fließende cremefarbene Satin umschloss ihren Körper wie eine zweite Haut, Staubperlen und Spitze säumten dezent das Mieder. Von einer perlenbestickten Kappe fiel ein langer Schleier herab, der am Rand mit winzigen Blüten besetzt war. Ihr riesiger Brautstrauß bestand aus weißen Rosen, Orchideen und Maiglöckchen, eingebettet zwischen Farn und Efeu. Stephen Holland konnte kaum den Blick von seiner anmutigen, jungen Frau wenden.

Und so kam Stella nach Arcadia, Dr. Hollands Farm, wo sie den Platz seiner ersten Frau einnahm, aber auch ihrem Geschmack und ihren Neigungen freien Lauf lassen konnte, wofür ihr Stephen ein eigenes Atelier zur Verfügung stellte.

Bei einem ihrer seltenen Besuche in Stellas Reich fiel dem Arzt und Mrs James der mit prächtiger Kapuzinerkresse bepflanzte Nachttopf auf dem Fensterbrett auf. Sie musterten die Grasbüschel, Zweige, Muschelschalen und Steine auf einem Sims, einen Krug, Obst und getrocknete Brotlaibe – alles steinhart und von einer Lackschicht geschützt. Terpentin- und Kerzenwachsgeruch umwaberte das Stillleben.

»Wie unkonventionell, meine Liebe«, hatte der Arzt etwas steif, aber mit nachsichtigem Lächeln bemerkt.

Die einzigen Stunden, in denen ihr Gatte alle Förmlichkeit fahren ließ, waren die im Schlafzimmer, wo er Stella gelegentlich unsanft, fast schon grob nahm und sie sich willig fügte, fehlte es ihr in diesen Dingen doch an Wissen und Erfahrung.

»Je schnieker und anständiger die Männer aussehen, umso schamloser sind sie, sobald sie ihr elegantes Jackett und die restlichen Klamotten abgelegt haben«, hatte eins der Modelle im Aktzeichenkurs einmal bemerkt und eine obszöne Geste gemacht. Und die anderen Studentinnen an ihren Staffeleien hatten gekichert.

Gelegentlich plauderte Mrs James über Leute im Dorf und erwähnte das schwere Schicksal einiger Menschen, nicht ohne einzuflechten, wie glücklich Stella sich doch schätzen konnte, ein hübsches Heim, ein sorgenfreies Leben und einen guten Ehemann zu haben.

Stella hatte zustimmend genickt. Ja, sie war eine vom Glück begünstigte Frau, auch wenn das Eheleben vielleicht nicht ganz so war, wie sie es erwartet hatte.

Doch nun, ein paar Jahre später, war der gute Doktor nicht mehr der Jüngste und schien an ihren Interessen kaum noch Anteil zu nehmen. Obwohl er es selten ansprach, wusste Stella, dass er hoffte, sie würde bald ruhiger und gesetzter werden. Vielleicht würde ja auch ein Baby kommen, das sie erden und ihre Aufmerksamkeit beanspruchen würde. Doch bisher war sie nicht schwanger geworden. Seiner Meinung nach seien die Frauen seit den Goldenen Zwanzigerjahren übrigens insgesamt viel zu unabhängig geworden, tat er ihr gegenüber gerne kund, wenn er die Zeitung las. Nicht, dass Hobart ein Eldorado der Jazzmusik und freizügiger Frauen gewesen wäre, die Alkohol tranken und rauchten. Doch selbst an diesem friedlichen Ort wurden die Frauen unternehmungslustiger und nahmen Dinge häufiger selbst in die Hand. Auch wenn ihre Ehemänner das bisweilen bewundernswert fanden, spürten sie doch, wie der Boden unter ihren Füßen leicht zu schwanken begann.

 

Der Wagen des Arztes hielt neben ihrem Fahrrad.

»Du bist ziemlich spät unterwegs, Liebes. Das ist gefährlich, ohne Licht an deinem Rad. Gerade hätte ich fast so einen Dummkopf angefahren, der dahinten die Straße überquert hat. Warum bist du denn im Dunkeln noch draußen? Soll ich neben dir herfahren?«

»Nein danke, Schatz, fahr nur zu. Ich habe eine so wunderschöne Eule beobachtet, dass ich die Zeit vergessen habe.«

»Dabei ist es doch schon viel zu finster, um noch etwas zu sehen. Bitte beeile dich. Ich nehme an, Mrs James hat das Abendessen vorbereitet?«

Das war ein versteckter Tadel. Schließlich konnte jeder gute Ehemann mit Fug und Recht erwarten, dass ihn am Ende eines arbeitsreichen Tages seine brave Gattin mit einem Glas Sherry und einem leichten Abendessen willkommen hieß. Zu häufig in letzter Zeit, das wusste Stella, war Stephen beim Heimkommen stirnrunzelnd in seinem Arbeitszimmer verschwunden, weil sie noch in ihrem Atelier mit ihrer Malerei oder einem anderen Projekt beschäftigt war und nicht bemerkt hatte, dass es längst sechs Uhr geschlagen hatte. Der Arzt war ein akribischer Mann, der Ordnung und Routine schätzte. Was ihn nicht davon abhielt, mitten in der Nacht oder zu anderen ungelegenen Zeiten aufzubrechen, wenn seine medizinischen Kenntnisse benötigt wurden.

Mrs James hatte ihnen das Abendessen servierbereit hingestellt. Da sie zu Hause Mr James und eine Kinderschar zu versorgen hatte, blieb sie selten länger, außer wenn die Hollands pünktlich um sechs Uhr aßen. Dann wartete sie so lange und wusch hinterher noch das Geschirr ab. Mrs James lebte mit ihrer Familie in einem Cottage auf dem Anwesen der Hollands, sodass sie nur einen kurzen Heimweg übers Feld hatte.

Stella betrat ihr Atelier, das einst ein an die Küche angebauter Wintergarten gewesen war. Hier hatte die erste Mrs Holland gestickt und genäht, weil viel Licht durch die hohen Fenster fiel. Stella legte Jacke und Schal ab, zog die festen Schuhe aus und strich die Seidenbluse glatt. Dabei atmete sie tief ein und genoss die Stille ihres Rückzugsortes.

»Stella …? Bist du da?«

»Ich komme gleich, Liebling. Ich mach mich nur ein bisschen frisch.«

Beim Essen hörte Stella lediglich mit halbem Ohr zu, als ihr Gatte seine kleinen Erfolge schilderte.

Offenbar entging ihm das nicht, denn er unterbrach sich, nahm einen Schluck Rotwein und fragte: »Du hast also da draußen ein paar Vögel entdeckt, die dich gefesselt haben. Eine Eule, hast du gesagt?«

»Nicht irgendeine Eule. Die Maskenschleiereule, die es nur hier bei uns in Tasmanien gibt, soweit ich weiß. Sie hatte eine wundervolle Zeichnung und wirkte so … klug. Wir haben uns gegenseitig beäugt. Und ich hatte das Gefühl, dass sie von mir gesehen werden wollte.« Stella lächelte. »Ich habe eine vorläufige Skizze angefertigt. Hoffentlich kann ich die Eule wieder ausfindig machen und dann genauer beobachten, wie sie sich bewegt, welche Gewohnheiten sie hat und so weiter. Sie ist der Schleiereule recht ähnlich.«

»Hmm, sei vorsichtig. Eulen sind nachtaktive Tiere, und ich möchte nicht, dass du im Dunkeln draußen bist. Vor allem wenn sich merkwürdige Kerle in der Gegend herumtreiben wie der vorhin auf der Straße. Er ist dir bestimmt auch aufgefallen. Wahrscheinlich war er angeln. Jedenfalls hatte er so etwas wie eine Rute bei sich.«

»Für mich sah es eher nach einem langen Wanderstock aus. Ich meine, ihn schon vorher zusammen mit einem anderen Burschen erspäht zu haben. Sie gingen in Richtung Bach und haben irgendetwas geschleppt. Vielleicht wollten sie campen und dabei angeln oder jagen? Eigentlich habe ich aber nur seine Jagdmütze wiedererkannt. Und diesen kräftigen Ast, auf den er sich beim Gehen gestützt hat.«

»Eigenartig. Ich mag es gar nicht, wenn sich Fremde in unserem Wald aufhalten. Angler fragen gewöhnlich immer um Erlaubnis. Und zu jagen gibt es hier nichts, auch wenn die Zeiten hart sind.« Stephen lächelte etwas verkniffen. »Könntest du deine Vogelbeobachtungen nicht hier im Garten machen? Da zwitschert doch mehr als genug, meine ich.«

Stella senkte den Blick auf ihren halb leeren Suppenteller. »Ja, vielleicht.« Sie bezweifelte, dass sich die Eule so nah ans Haus wagen würde. »Möchtest du etwas Käse? Vielleicht nachher am Kamin? Edna Browne hat ihn selbst gemacht, aus Milch von den Holmes-Kühen. Er ist wunderbar cremig.«

Doch Dr. Holland lehnte ab und zog sich kurz darauf zurück. Also ging Stella wieder in ihr Atelier und machte sich daran, beim warmen Schein ihrer Schreibtischlampe die Skizze der Eule aus ihrem Notizbuch auf das feste Hadernpapier auf ihrer Staffelei zu übertragen.

Als sie die Eule dann mit zarten Aquarellfarben kolorierte, schien es, als würde das Geschöpf zum Leben erwachen. Doch die kniffeligen Details der Federn und die Tiefe im Ausdruck der dunklen Augen wollten ihr nicht gelingen.

Sie würde die Eule ein weiteres Mal aus der Nähe studieren müssen. Und dann wieder und wieder.

 

Zwei Wochen später verkündete Stephen, dass er zu einem Seminar nach Hobart fahren müsse.

»Möchtest du mich begleiten? Du könntest ins Theater gehen, während ich zu tun habe, und die Kunstgalerie dort hat dir ja auch immer gefallen. Dazu einen Einkaufsbummel …«

Stella schüttelte den Kopf. »Du bist bestimmt die ganze Zeit beschäftigt. Und wir waren ja erst vor Kurzem dort. Ich bleibe gern hier unter den Fittichen von Mrs James. Aber danke, dass du gefragt hast, Stephen.«

Er zuckte die Achseln und lächelte. »Ganz wie du willst, meine Liebe. Hier draußen kann es ziemlich einsam sein, und da dachte ich, dass du vielleicht häufiger die hellen Lichter der Stadt sehen willst. Aber wir fahren ja demnächst aufs Festland. Nach Sydney kommst du doch hoffentlich mit?«

»Natürlich. Mindestens eine Woche, stimmt’s? Ich freue mich darauf, meine Schwester wiederzusehen. Und natürlich auf unser übliches Programm.«

»Einkaufen, Tee trinken, den Zoo besuchen und mit der Fähre fahren?« Er lächelte. »Wir machen zusammen einen Plan. Du hast die freie Wahl. Bis auf das Dinner der Ärztekammer natürlich, das ist schließlich der Höhepunkt!«

Stella bemühte sich, begeistert zu wirken, obwohl sie die förmlichen Treffen dieser Ärztekammer reichlich anstrengend fand. Da die anderen Arztfrauen alle älter waren und einander schon länger kannten, wusste Stella wenig zu ihren Gesprächen beizutragen. Sie unterhielten sich höflich miteinander, doch der Altersunterschied, ihre divergierenden Interessen und die Tatsache, dass sie einander nur selten sahen, ließen das Gespräch oft stocken.

Allerdings hatte Stella längst eigene Pläne für ihren Aufenthalt in Sydney. Dazu gehörten Besuche in den Ausstellungen der Art Gallery of New South Wales sowie in der Mitchell Library, wo sie in den botanischen und ornithologischen Fachbüchern recherchieren wollte. Außerdem wollte sie zusammen mit ihrer Schwester hübsche Teestuben und Lichtspielhäuser aufsuchen und im Botanischen Garten sowie an den Stränden der Stadt spazieren gehen.

Obwohl Dr. Holland in gesicherten finanziellen Verhältnissen lebte, führten sie auf ihrem Anwesen in der Nähe der Südostküste ein eher geruhsames, zurückgezogenes Leben, sodass Stella die gelegentlichen Aufenthalte in der Stadt genoss. Zudem konnte sie sich dort mit Künstlerbedarf eindecken, der in Burridge schwer zu beschaffen war.

Allerdings hatten die Folgen der Weltwirtschaftskrise Mitte der Dreißigerjahre alle dazu gezwungen, sich einzuschränken. Und so war Stella zumindest teilweise zur Selbstversorgerin geworden. Sie zog Gemüse und hielt Hühner, deren Eier sie bei Nachbarn gegen andere Waren eintauschte. Tatsächlich zog man in Tasmanien an einem Strang und kam wirtschaftlich besser über die Runden als auf dem Festland, was eine lokale Gruppierung dazu brachte, die Unabhängigkeit der Insel vom übrigen Australien zu propagieren.

Bei den gelegentlichen Zusammenkünften von Stephens Freundeskreis erfuhr Stella, dass ihr Mann Tasmanien dank seiner Ressourcen eine hoffnungsvolle wirtschaftliche Zukunft prophezeite. Diese ökonomische Zuversicht hatte auch daheim Auswirkungen. Stella bekam von Stephen Taschengeld, das sie für »Firlefanz«, sei es für sich, das Haus oder den Garten ausgeben durfte. Es schien ihm zu gefallen, dass sie – obwohl noch immer eine junge Frau – nicht sonderlich an Schmuck und modischer Kleidung interessiert war, sondern ihr Geld lieber für Bücher und Malutensilien ausgab. Einmal hatte sie erlebt, wie Bekannte ihm dazu gratulierten, dass er eine so hübsche junge Frau mit solch bescheidenen Ansprüchen geehelicht hatte.

 

Sobald ihr Gatte für zwei Tage nach Hobart abgereist war, versicherte Stella Mrs James, dass sie sich sehr gut selbst versorgen könne, und gab der Haushälterin frei. »Wenn Dr. Holland nicht da ist, lebe ich gern einmal nach meinem eigenen Stundenplan«, meinte sie lächelnd.

Am ersten Abend brach Stella kurz vor Einbruch der Dunkelheit auf. Neben ihrem Skizzenblock und einem Stift packte sie ihre Taschenlampe und den Feldstecher ein, auch wenn es vermutlich bald zu finster sein würde, um ihn zu benutzen. Dazu noch für alle Fälle eine Kerze und eine Schachtel Streichhölzer.

Sie ergriff einen von Stephens Gehstöcken, mit denen er bei seinen unregelmäßigen Inspektionsrunden unterwegs war. Denn der Doktor ging keineswegs einfach nur zum Vergnügen spazieren, sondern vor allem, um einen Schuppen oder seine von Mr James versorgten Kühe einmal selbst in Augenschein zu nehmen. Manchmal suchte er auch nach giftigen oder unerwünschten Pflanzen wie etwa Brombeersträuchern, die sich ihren Weg durch die Hecken bahnten und an den Trockenmauern hochwucherten, welche einst auf Bewährung freigelassene Strafgefangene für die ersten englischen Siedler gebaut hatten.

Stella dagegen streifte gern ziellos umher. Sie genoss dann die frische Luft und das Sonnenlicht, die Schönheit der Umgebung und den Ausblick von der Hügelkuppe auf die Apfelplantagen der Nachbargrundstücke in der einen und über den Fluss in der anderen Richtung.

Manchmal überredete sie ihren Mann, zu den windgepeitschten Klippen zu fahren, die an der zerklüfteten Küste steil aus dem aufgewühlten Meer ragten. Zwischen manchen der fast senkrechten Felswände gab es Höhlen und Blaslöcher mit gelegentlichen Wasserfontänen. Und am Fuß der Klippen räkelten sich Seebären auf blanken, von Wellen überspülten Felsen oder tauchten, spielten und schliefen in der Sonne, die ihre glatten braunen Körper glänzen ließ.

Liebend gern beobachtete Stella den Zickzackflug der kreischenden Seevögel am Himmel und sah zu, wie sie ins Wasser stießen und gar nicht selten mit einem silbrigen Fisch wieder auftauchten. Wassertropfen stoben von den nass glänzenden Körpern der Kormorane, wenn sie sich schüttelten; und Sturmtaucher schwebten auf ihren langen Flügeln dahin.

»Stell dir vor, Stephen, diese Vögel sind den ganzen weiten Weg von der Arktis bis hierher geflogen. Was für eine Reise!«

»Hmm, allerdings.«

Nie hätte Stella gedacht, dass sie einmal in einer so schönen verwunschenen Gegend landen und dort vermutlich auch den Rest ihres Lebens verbringen würde.

Da es an jenem Abend feucht und kalt war, knöpfte sie ihre Jacke zu und zog sich einen Wollschal über den Kopf. Zum Glück wehte kein Wind. Sie ging zu Fuß und hielt sich nahe der heimischen Viehweide, wo die ersten weißen Siedler eine Gruppe Stieleichen gepflanzt hatten. Anschließend wanderte sie den kleinen Bach bis zu einer Schlucht entlang, in der es stets zwitscherte und zirpte. Sie schlug den Weg zu dem Wäldchen mit den alten Eukalyptusbäumen ein, deren tiefe Hohlräume in den Stämmen den Eulen perfekten Unterschlupf boten.

Mehrere Weiden der Hollands waren für Ackerbau und Rinderzucht eingezäunt worden. Ihr Anwesen ging ins Gebiet der Kronkolonie über, wie offizielle alte Karten in muffigen Regierungsarchiven zeigten. Der erste Besitzer der Farm hatte mit unterschiedlichen Ackerpflanzen experimentiert, zuletzt mit Hopfen, doch ein Überangebot hatte ihn zum Aufgeben gezwungen. Heutzutage reichte es Stephen vollauf, genug Futter für die vier Kühe anzubauen. Außerdem hatte er Mrs James und Stella erlaubt, einen Küchengarten mit Blumen und Gemüse anzulegen. Laufende Reparaturen wurden von Mr James erledigt. Die Apfelplantage war inzwischen verwildert, auch wenn Stella sich manchmal dorthin wagte und ein paar Äpfel pflückte, sofern sie reif und nicht schadhaft waren. Daraus kochte Mrs James dann Apfelmus und buk Apfelkuchen, die eine Woche und länger reichten und bei den Nachbarn eingetauscht werden konnten. Die Wirtschaftskrise hatte die Einheimischen gelehrt, nichts verkommen zu lassen und zu teilen, was sie entbehren konnten.

Am Fish Head Point hatte man einen neuen Anlegesteg gebaut, und Fischen war zu einem einträglichen Unterfangen geworden. Tatsächlich hatte man die Fische und Meeresfrüchte, die morgens aus den Netzen und Körben geklaubt und in den neuen Kühlfahrzeugen auf Eis nach Hobart gebracht wurden, noch vor Ende des Tages fürs Abendessen verkauft.

Stella hielt inne, denn sie hatte den Schrei eines Papageien gehört, der sich für die Nacht einrichtete. Sie wagte sich tiefer in den Wald hinein und hob den Feldstecher an die Augen, um die hohen Eukalyptusbäume im dämmrigen Zwielicht abzusuchen. Als sie eine Eule entdeckte, die still auf einem Ast saß, durchfuhr sie ein freudiger Schauder. Und im Stamm des Baumes konnte sie die dunkle Höhle ausmachen, in der der große Vogel wohnte. Stella konnte ihr Glück kaum fassen. Ob es derselbe Vogel war, den sie neulich skizziert hatte? Jedenfalls war es eine Maskenschleiereule. Eins dieser seltenen, scheuen Geschöpfe.

Und dann schrie die Eule, wenngleich nicht sehr melodisch. Stella war entzückt. Einen Augenblick später erscholl eine Antwort. Dass sie so schnell ertönte, zeigte, dass eine weitere Eule ganz in der Nähe war.

Wie schade, dass sie nicht zwischen männlichen und weiblichen Rufen unterscheiden konnte! Aber es war ja schon aufregend genug zu wissen, dass mehrere Eulen da waren. Ob es sich um ein Pärchen handelte? Ob sie Nachwuchs in ihrer Höhle hatten? Oder gehörte der Ruf zum Liebeswerben?

Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und sie spitzte die Ohren, um das Gewisper, Gezirpe und Gezwitscher den jeweiligen Tieren zuzuordnen.

Da sah sie, wie sich die Eule plötzlich reckte. Auch wenn sie sich ansonsten nicht bewegte, war klar, dass etwas am Boden ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.

Lautlos schob sich Stella ein Stück nach vorn, um besser sehen zu können, hielt jedoch abrupt inne, als Zweige knackten und schwere Tritte ertönten. Was für ein Tier bewegte sich so plump und ohne Rücksicht darauf, wohin es trat? Darauf gab es nur eine Antwort.

Ihr Herz stockte. Die Warnungen ihres Mannes, nicht allein in den Wald zu gehen, schrillten ihr in den Ohren.

»Wer ist da?« Eine raue Männerstimme.

Stella erstarrte. Dann beschloss sie, sich unerschrocken zu geben.

»Hallo«, rief sie beherzt. »Ich beobachte Eulen. Haben Sie welche gesehen?« Sie trat zwischen den Bäumen hervor.

»Eulen? Nein. Das also machen Sie hier draußen? Ist ein bisschen spät für eine Dame so allein.« Der Mann grinste tückisch. Er war etwa in ihrem Alter, aber damit endeten die Gemeinsamkeiten auch schon. Der abgerissen gekleidete Eindringling mit dem struppigen Schnauzbart kam auf sie zu, und Stella erkannte die Jagdmütze und den schweren Stock in seiner Hand.

»Sind Sie auch ein Vogelkundler?«, fragte sie scheinbar unbefangen, doch ihre Gedanken rasten. Wie konnte sie sich am besten in Sicherheit bringen? Auf den moosigen Steinen neben dem Bach würde sie ausrutschen, der beste Fluchtweg war wohl der durchs Wäldchen.

»Nein, ich bin nicht hinter Ihren Vögeln her, Madam. Mir geht’s um dickere Fische.« Dabei lachte er dreckig und fuchtelte mit erhobenem Stock.

»Oh.« Stella machte kehrt, um loszurennen. Da sah sie aus dem Augenwinkel unvermittelt ausgebreitete Schwingen auf den Mann hinuntersausen. Sie hörte, wie er nach hinten taumelte und im Fallen einen Fluch ausstieß.

Stella rannte zwischen den Bäumen davon. Sie fand den Pfad und schlug den Weg zur Straße ein. Vielleicht würde sie ja jemand dort mit dem Auto auflesen, während sie nach Hause rannte. Kurz überlegte sie, ob sie den Umweg zum Cottage der James’ nehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Ihr Haus lag näher, und sie konnte die Türen hinter sich verrammeln.

Stella sah nicht, dass ein zweiter Mann auftauchte und dem anderen auf die Beine half.

Keuchend stieß sie die unversperrte Küchentür auf, schlug sie hinter sich zu und legte den Riegel vor. Allmählich kam sie wieder zu Atem. Sie überprüfte, ob die anderen Türen und die Fenster verschlossen waren.

Alles war ruhig. In ihrem Atelier schaltete Stella das Licht ein, ließ die Tasche fallen und griff in ihre Rocktasche. Der Skizzenblock war fort! Sie musste ihn auf ihrer hastigen Flucht vor dem fremden Mann verloren haben. Sie blickte durch die großen Fenster hinaus in den Garten. Keine Gardinen nahmen ihr die Sicht, es hatte nie einen Grund gegeben, welche aufzuhängen. Und so löschte sie das Licht rasch wieder und eilte hinaus, sperrte die Tür zu ihrem Lieblingsort ab und zog sich in den Salon zurück, wo die schweren Vorhänge geschlossen waren. Sie schaltete die Lampen ein.

Als das Telefon klingelte, schrak sie auf. Wahrscheinlich rief ihr Gatte an, der sich immer meldete, wenn er unterwegs war.

Sie nahm den klobigen Telefonhörer ab und plauderte kurz mit Stephen. An seiner Stimme hörte sie, wie müde er war. Stella gab sich unbeschwert und erwähnte nicht, dass sie entgegen seiner Anweisung abends das Haus verlassen hatte.

Am nächsten Morgen schien die Sonne, und ihre Ängste vom gestrigen Abend verflüchtigten sich. Vielleicht war der schmuddelige Kerl einfach nur ein Vagabund oder einer der vielen armen Kerle, die in diesen Zeiten auf Arbeitssuche waren und im Freien schliefen?

Als sie vor die Tür ging, sah sie zu ihrer Überraschung ihren Skizzenblock auf der Treppe. Wie nett von Mr James, der ihn offenbar gefunden hatte, dachte sie.

Doch da fiel ihr ein, dass Mr James heute früh in die Stadt gefahren war und erst mittags zurück sein würde. Ob ein Nachbar erkannt hatte, dass es ihr Skizzenblock war? Sie hatte keinen Namen hineingeschrieben. Als sie sich bückte und ihn aufhob, ließ sie den Blick durch den Garten zur Eingangspforte schweifen. Ihre Nachbarn lebten ein Stück entfernt, und auf der verlassenen Straße war nur selten jemand unterwegs. Ratlos schüttelte sie den Kopf, ging wieder hinein und fuhr mit ihrem Tagwerk fort.

Erst am späten Vormittag spielte sie in Gedanken noch einmal die Begegnung mit dem Fremden durch, der offenbar von der Eule angegriffen worden war. Sie hatte im Atelier den Block bei ihren ersten Skizzen der Eule aufgeschlagen, als sie ein Eselsohr bemerkte. Was sie auf der dortigen Seite sah, ließ sie vor Schreck erstarren.

Die unbeholfene Zeichnung war offensichtlich in großer Eile angefertigt worden, doch es war unverkennbar, dass es sich dabei um Stella in Rock und Jacke und mit Schal über dem Kopf handelte – die wie eine kaputte Puppe mit einem Strick um den Hals an einem Ast baumelte. In einer Hand hielt sie kopfunter die leblose Eule, von deren Körper Blut troff.

Mit einem erstickten Schrei ließ Stella den Skizzenblock fallen. Sie rannte entsetzt aus dem Atelier und stieß fast mit Mr James zusammen, der inzwischen zurückgekommen war und die Post brachte.

»Mrs Holland, ist alles in Ordnung? Was ist denn?«, rief er alarmiert, als Stella den Korridor entlangrannte.

Da hörte er, wie Stella sich hinter einer zugeknallten Tür übergab. Er erinnerte sich an die vielen Schwangerschaften seiner Frau und lächelte leise in sich hinein. Vielleicht war ja endlich doch ein Baby unterwegs in dieses stille Haus.

2

Hobart, 2018

Jessica ging durch die Tür zur Gepäckausgabe und wurde von einem Wirbel aus Farben, Lärm und Hektik empfangen. Menschen drängelten und rempelten sich vor zum Gepäck, zu Kofferkulis, zu Freunden und Verwandten. Einen Augenblick schwirrte ihr alles vor den Augen, bis sie am Rand des Gewusels ihre Freundin erblickte, die ihr in diesem Moment wie ein Fels in der Brandung erschien.

Eine Hand in der Hosentasche ihrer Jeans, die andere am Riemen ihrer Schultertasche, stand sie da und lächelte Jessica zu. Mit dem vertrauten Ausdruck unerschütterlicher Gelassenheit und etwas spöttisch hochgezogenen Lippen schien sie zu sagen: Klar, wir haben uns jahrelang nicht gesehen. Aber das ist doch nicht der Rede wert. Und sie hat recht, dachte Jessica. Wenn man die Kindheit miteinander geteilt hat, ist man für immer durch Erinnerungen, gemeinsame Abenteuer, Geheimnisse und Träume verbunden.

Als Jessica auf ihre Freundin zuging, fühlte sie sich plötzlich wie in einen Korridor versetzt, in den keine Geräusche drangen und wo alles stillstand. Dann umarmten sie sich inmitten des Lärms, des Gelächters, der Rufe und der scheppernden Geräusche des Gepäckbands.

»Hast du viel dabei?«

»Nein. Das heißt, ich kann mich nicht erinnern.«

»Du ziehst also nicht bei uns ein?«

»Wer weiß.«

Kichernd und plaudernd warfen sie Jessicas Gepäck in den Kofferraum und fuhren los. Doch je näher sie zur Küste kamen, desto einsilbiger wurde Jessica. Verständnisvoll beließ es Sally dabei und machte nur hin und wieder eine Bemerkung.

»Erinnerst du dich an den alten Steg am Fish Head Point? Wo wir gesegelt sind? Das Ding wurde bei einem Sturm völlig zerstört, man hat ihn abgerissen. Ein paar Leute haben jedoch einiges von dem Holz gerettet. Es wird teilweise für Beetumrandungen verwendet, so wie die alten Eisenbahnschwellen.«

»Ich mochte das alte Boot deines Großvaters mit seinen Planken aus hiesiger Steineibe. Was wohl daraus geworden ist?«, fragte Jessica.

»Es liegt im Bootshaus! Dad hat’s ein bisschen hergerichtet … kurz vor seinem Tod«, sagte Sally leise. »Ich fühl mich ihm immer nahe, wenn ich damit segle. Inzwischen sind diese alten Boote Sammlerstücke. Wo früher der Steg war, ist jetzt nur noch ein kleiner Anleger, da hat der Traditionsseglerverein sein Bootshaus. Die Leute lagern dort ihre Holzboote, und ein paar Burschen bauen Segelboote im klassischen Stil.«

»Wir hatten viel Spaß mit dem Boot«, meinte Jessica.

»O ja. Wenn unsere Eltern damals gewusst hätten, was wir alles angestellt haben«, gluckste Sally.

»Hmm.« Gedankenverloren starrte Jessica aus dem Fenster. »Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt hier war.«

»Wir haben uns vor drei Jahren in Sydney getroffen, da war Katie gerade eins. Damals hast du gesagt, dass du über ein Jahr nicht zu Hause warst.«

»Zu Hause …«, murmelte Jessica und schaute wieder hinaus.

Sally warf einen Seitenblick auf ihre Freundin. Es bedrückte sie, dass Jessica so verhärmt wirkte. Vermutlich hing es mit ihrer schwierigen Ehe zusammen.

Und sie erinnerte sich an die Zeit vor etwa neun Jahren, als sie Jessicas neuen Freund kennengelernt hatte. Sie war mit Harden Blake nie richtig warm geworden, aber Jessica wirkte so verliebt, dass Sally ihre Wahl nie infrage gestellt hatte.

Als Hardy um ihre Hand angehalten hatte, wollte Jessica von Sally wissen, was sie von ihm hielt. Doch ihre Freundin hatte nicht gewusst, was sie antworten sollte, denn Jessica war nun mal bis über beide Ohren verknallt in diesen Mann. Sollte sie die Wahrheit sagen und ihre Freundschaft aufs Spiel setzen oder behaupten, dass sie ihn ebenfalls umwerfend fand? Aber sie wusste, dass Jessica sie durchschauen würde, falls sie sie glatt belog. Daher hatte sie nur gemeint, die beiden sollten doch lieber noch ein bisschen länger zusammenleben und einander besser kennenlernen.

»Aber ich will nicht länger warten. Ich habe es satt, zu glauben, dieser oder jener sei der Richtige, um dann herauszufinden, dass er mich betrügt oder nicht sesshaft werden und sich auf nichts einlassen will, was auch nur ansatzweise etwas Dauerhaftes sein könnte. Hardy hat mich gefragt. Ich habe Ja gesagt. Und fertig.«

Sally hatte es dabei belassen. Doch ihr war immer unwohl gewesen, wenn sie an dieses Gespräch zurückdachte. Ob sie anders hätte reagieren sollen?

Im Lauf der Fahrt beschloss sie, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Was genau ist denn los?«

Zuerst antwortete Jessica nicht, doch dann rückte sie mit der Sprache heraus. »Ich bin geschieden. Es ist aus und vorbei. Das Ende eines Albtraums.«

Das also war es – was im Rückblick unvermeidlich wirkte, war geschehen. Der Bruch. Wenigstens hatte Jess keine Kinder mit ihm.

»Warum hast du mir nicht früher davon erzählt? Aus deinen wenigen Andeutungen konnte ich schließen, dass nicht alles zum Besten stand. Vielleicht hätte ich dir ja helfen können.«

»Wie denn? Seine Persönlichkeit verändern? Gib zu, du hast irgendwie damit gerechnet. Eigentlich hast du ihn doch nie leiden können.« Jessicas Stimme wurde weich. »Ich wusste, dass du für mich da sein würdest, wenn ich dich brauche.«

Sally tätschelte die Freundin am Arm. »Aber natürlich. Ich hab bei deinen Anrufen herausgehört, dass du gestresst und vielleicht sogar ein bisschen deprimiert bist, doch dass es so schlimm steht, habe ich nicht geahnt. Und ich wollte es nicht noch schlimmer machen.«

»Ich wusste, dass du gegen die Hochzeit warst.« Dabei klang Jessica eher traurig als vorwurfsvoll.

Sally seufzte. »Freundinnen wissen aber auch, wann sie besser die Klappe halten, anstatt eine Freundschaft kaputt zu machen.« Sie wartete eine Minute. »Und nun?«

»Keine Ahnung. Mir war nur klar, dass ich aus dieser vergifteten Atmosphäre rausmusste.«

»Was hat es denn auf die Spitze getrieben? Eine andere Frau?«

»Eher mehrere, denke ich. Von einer weiß ich sicher. Doch man stellt sich entweder blind und taub oder zahlt es mit gleicher Münze heim. Was ich allerdings nie getan habe. Vor allem, weil ich niemanden gefunden habe, der auch nur annähernd so attraktiv war. Und ich wusste, falls ich einen fände, würde ich mich ja doch bloß an seiner Schulter ausheulen.«

»Das ist nicht gerade prickelnd!«

»Ja. Und ich wollte keinen weiteren Korb riskieren.«

»Glaubst du, es hing mit deinem Alter zusammen, dass du unbedingt heiraten wolltest?«, grübelte Sally. Als Jessica schwieg, fuhr sie fort: »Du weißt, was ich meine? Die biologische Uhr tickt, du willst keine Zeit mit irgendwelchen Typen verschwenden, weil dir klar geworden ist, dass sie alle nur ihren Spaß haben wollen und nie wirklich erwachsen sein werden, bevor sie nicht geheiratet haben und sesshaft geworden sind. Dann war da einer, der dich heiraten wollte, und du hast die Gelegenheit beim Schopf gepackt?«

»Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe«, seufzte Jessica.

»Ich hätte dir so gewünscht, dass du glücklich wirst«, sagte Sally.

Jessica lächelte. »So wie du und Toby?«

»Ja. Und ja, ich weiß, dass du und ich in ganz verschiedenen Welten leben. Aber hatten wir nicht einmal ganz ähnliche Träume und Hoffnungen?«

Nun sah Jessica wieder hinaus. »Ja. Ein netter Ehemann, reizende Kinder, ein interessanter Beruf, familiäre Anerkennung.«

Jessica tat Sally von Herzen leid. Acht Jahre Ehe, und nun das. Trennung. Scheidung. Sally spürte die schmerzliche Trauer, die ihre beste Freundin erfüllte, und auch die Wut, die in ihr brodelte.

»Hast du länger über eine Trennung nachgedacht, oder bist du eines Morgens aufgewacht und hast dich entschlossen zu gehen?«, fragte sie behutsam.

»Eigentlich beides. Ich wusste, dass wir Probleme hatten, habe es aber beiseitegewischt. Gehofft, dass es wieder besser wird. Und mir die Schuld gegeben.«

»Das sollte man nie tun. Dazu gehören immer zwei. Vielleicht hättest du ihn damit konfrontieren müssen. Ihn zur Rede stellen. Eine Eheberatung vorschlagen und all das.«

»Das sagt sich so leicht. Es ist einfacher zu schweigen und weiterzuwursteln. Ich wollte nicht, dass meine Eltern sagen, sie hätten es von Anfang an gewusst. Vielleicht hätte ich mich eher zu einer Entscheidung durchgerungen, wenn du bei mir gewesen wärst. Du hast mir wirklich gefehlt.«

»Es tut mir leid, Jess. Ich weiß, am Telefon ist es nicht dasselbe …«, setzte Sally an, doch Jessica winkte ab.

»Schon okay. Es war bitter. Er war ein Bastard, und meine Arbeit hat darunter gelitten.« Sie lächelte verzagt. »Jetzt wache ich morgens auf und bin allein. Ich musste hart kämpfen, um von unserem Eigentum zu bekommen, was mir zusteht. Doch weißt du was? Jetzt, da es vorbei ist, geht es mir schon viel besser. Allerdings muss ich zugeben, dass ich keinen blassen Schimmer habe, was ich jetzt mit meinem Leben anfangen soll.«

»Du hast eine prima Stelle im Labor. Bestimmt stellt dich die Uni eine Zeit lang frei.«

»Wahrscheinlich hätte sie das. Aber ich habe gekündigt.«

»Was? Jess, du hast doch nicht wirklich deinen Job an den Nagel gehängt?« Sally trat auf die Bremse und blieb am Fahrbahnrand stehen. »Wieso denn das?«

Zum ersten Mal lächelte Jessica fast ein bisschen spitzbübisch ihre schockierte Freundin an. »Das haut dich um, was?«

Sally legte den Kopf aufs Steuerrad. »Himmel, Jess. Mach nicht solche Witze. Du hast mich richtig erschreckt.« Sie richtete sich wieder auf, sah kurz in den Außenspiegel und fuhr weiter.

»Aber es ist wahr, Sal.«

Sally musterte Jessica. Die Freundin wirkte jetzt ruhiger als zuvor. »Ich begreife es nicht. Hast du denn Geld? Du bist geschieden, auf dich allein gestellt. Wie willst du klarkommen?«

»Das weiß ich nicht. Aber ich brauchte eine Auszeit. Und ich brauchte dich, Sal. Uns. Ich wollte wieder mit dir zusammen sein – wir beide gegen den Rest der Welt, Babe!«

Sally schwieg eine Weile. »Ach, Jess«, sagte sie dann. »Es gibt keinen Weg zurück. Wir können nicht wieder Kinder sein … wir tragen Verantwortung …« Sie verstummte, und sie fuhren eine Weile schweigend weiter.

Plötzlich grinste Sally. »He, weißt du noch, wie wir das Sportfest geschwänzt haben und zwischen diesen riesigen Bäumen fast bis zum Gipfel hochgeklettert sind? Du liebe Güte, manche von denen waren bestimmt tausend Jahre alt …«

Jessica nickte. »Himmel, ja. Und dann sind wir auf diesen Mann mit Axt gestoßen …«

»Ja! Ich weiß nicht, wer mehr erschrocken war, wir oder er. Du liebe Zeit, was sind wir losgewetzt. Er war wohl ein illegaler Holzfäller.«

»Mir war, als wäre ich unter Wasser. Ich schien viel zu langsam voranzukommen, dazu alles rundum grün, und dann diese riesigen Brettwurzeln. Du wolltest dich darin verstecken.«

»Jede war so groß wie eine Laube. Ich bin in eine reingesprungen, doch da drin hat ein Filander gedöst. Der ist losgehüpft wie von der Tarantel gestochen.« Sally lachte. »Und du bist im Zickzack wie eine Verrückte zwischen den Bäumen bergab gedüst.«

»Während du wie eine Verrückte gekreischt hast. Weißt du noch, wie all die Vögel erschrocken aus den Baumkronen aufgeflogen sind? Wir haben den Wald ganz schön aufgemischt!«

»Und dann kamen wir zu dem Felsvorsprung, an den Fluss …«