Der Schoppenfetzer und der untote Winzer - Günter Huth - E-Book

Der Schoppenfetzer und der untote Winzer E-Book

Günter Huth

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  • Herausgeber: Echter
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Der Winzer Gernot Siebenheilig ist in einem seiner Weinberge verunglückt, doch bleibt er seit seinem Unfall unerklärlicherweise verschollen. Daher bittet die Winzergattin ihren Freund Erich Rottmann um Hilfe. Kaum hat der Ex-Kommissar sich des Falles angenommen, geschieht Seltsames auf dem Weingut: der Kellermeister wird tot in der Trommelpresse der Kelter gefunden, der Cousin des Weinbaupräsidenten, ebenfalls tot, aus einem Bottich mit Maische herausgefischt. In beiden Fällen liegen Gewalttaten vor, doch vom Täter keine Spur! Ein Fall, der den nüchtern denkenden Ex-Kommissar über den Glauben an untote Winzer nachdenken lässt, er einem körperlichen Angriff ausgesetzt und darüber hinaus massiv mit Elvira Starks Eifersucht konfrontiert wird.

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Seitenzahl: 227

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Günter Huth

Der Schoppenfetzer

und der untote Winzer

Foto: Rico Neitzel – Büro 71a

Günter Huth wurde 1949 in Würzburg geboren, und lebt seitdem in seiner Geburtsstadt. Er kann sich nicht vorstellen, in einer anderen Stadt zu leben.

Er ist Rechtspfleger (Fachjurist), verheiratet, drei Kinder.

Seit 1975 schreibt er in erster Linie Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher aus dem Hunde- und Jagdbereich (ca. 60 Bücher). Außerdem hat er bisher Hunderte Kurzerzählungen veröffentlicht. In den letzten Jahren hat er sich vermehrt dem Genre Krimi zugewandt. 2003 kam ihm die Idee für einen Würzburger Regionalkrimi. „Der Schoppenfetzer“ war geboren.

2013 erschien sein Mainfrankenthriller „Blutiger „Spessart“, mit dem er die Simon-Kerner-Reihe eröffnete, mit der er eine völlig neue Facette seines Schaffens als Kriminalautor zeigt. Durch den Erfolg des ersten Bandes ermutigt, brachte er 2014 mit dem Titel „Das letzte Schwurgericht“ den zweiten Band, 2015 mit „Todwald“ den dritten Band, 2016 mit „Die Spur des Wolfes“ den vierten Band und 2017 mit „Spessartblues“ den fünften Band dieser Reihe auf den Markt.

Der Autor ist Mitglied der Kriminalschriftstellervereinigung „Das Syndikat“.

Die Handlung und die handelnden Personen dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

Günter Huth

Der Schoppenfetzer

und der untote Winzer

Der achtzehnte Fall des

Weingenießers Erich Rottmann

echter

Günter Huth

Der Schoppenfetzer und der untote Winzer

© Echter Verlag, Würzburg

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Konzept Peter Hellmund

Ausführung: Tobias Klose – Büro71a

Gestaltung Innenteil: Crossmediabureau, Gerolzhofen

E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

1. Auflage 2020

ISBN 978-3-429-05531-8 (Print)

ISBN 978-3-429-05104-4 (PDF)

ISBN 978-3-429-06494-5 (ePub)

www.echter.de

Prolog

Aus Elviras geheimen Tagebuch

Freitag, den 14. Oktober

„… Endlich finde ich nach längerer Zeit wieder einmal die Muße, Dir, liebes Tagebuch, einige meiner intimsten Gedanken anzuvertrauen. Es ist mir heute ein dringendes Bedürfnis, dir mein Herz auszuschütten. Genau genommen beschäftigt mich heute, wie seit vielen Jahren, dasselbe Dauerthema mit Variationen! Dieses Problem heißt vorne Erich und hinten Rottmann. In dieser Zeit habe ich viel Energie, Geduld und Hoffnung in ein liebevolles Miteinander mit diesem Mann investiert. Was habe ich erreicht? Ehrlich gesagt, kam nach einem hoffnungsvollen Schritt nach vorne immer ein Doppelschritt rückwärts. Einfach frustrierend! Dieser Erich Rottmann versteht es wie kein Zweiter, mit der Sensibilität eines sturen Ochsen auf meinen Nerven herumzutrampeln.

Wenn ich beispielsweise auf die vergangenen Wochen zurückblicke, dann zeigt sich mir immer wieder nur das gleiche Bild: Stammtisch – Öchsle – Stammtisch – Öchsle usw. Mein lieber Freund Erich bringt mich noch zum Verzweifeln! Selbst in diesem sehr persönlichen Zwiegespräch mit Dir, liebes Tagebuch, habe ich Scheu, ihn so klar als Freund zu bezeichnen. Obwohl er das aus meiner Sicht zweifellos ist. Wenn ich Freundschaft sage, dann meine ich ehrlich gesagt etwas mehr, gewissermaßen … eine Freundschaft plus. Selbstverständlich würde der alte unterfränkische Dickschädel das in der Öffentlichkeit oder gar vor seinen Stammtischbrüdern niemals eingestehen, dass er ganz tief in seinem fränkischen Herzen ähnlich empfindet wie ich. Die Neckereien seiner Schoppenbrüder prallen einfach an ihm ab. Zwischendurch dachte ich schon, er wäre feminophob!Dann, ganz plötzlich, zeigt er aus heiterem Himmel eine erstaunlich weiche Seite, die das krasse Gegenteil beweist. Da ist zum Beispiel die Sache mit der hübschen Winzerin Lieselotte Siebenheilig aus Eibelsdorf …

Liebes Tagebuch, es ist wirklich sehr bedauerlich, dass der Ehemann der armen Frau vermisst wird. Aber ehrlich gesagt fand ich den Einsatz Erichs in Bezug auf ihre Betreuung etwas übertrieben! Es könnte jetzt der Eindruck entstehen, dass ich eifersüchtig wäre …, aber das ist natürlich totaler Unsinn …, an den Haaren herbeigezogener völliger Quatsch …

Na ja …, vielleicht ein kleines bisschen … ein ganz, gaaanz kleines bisschen …

Der schmale Weinbergstraktor stand mit laufendem Motor auf dem obersten Wengertsweg direkt vor einer aus rotem Buntsandstein geschaffenen Figur des heiligen Vitus, die auf ihrem gut zwei Meter hohen Sockel in vielen Jahren in Regen und Wind, Eis und Schnee einige ihrer einstmals fein ausgearbeiteten Konturen verloren hatte. Nur Einheimische wussten, wer eigentlich dargestellt war. Irgendwann zu Beginn der achtziger Jahre des vorletzten Jahrhunderts soll sie von einem Christenmenschen an dieser Stelle errichtet worden sein. Heimlich. Anonym. Von einer Nacht auf die andere stand die Figur plötzlich da. Einige Dorfbewohner glaubten an einen anonymen Mäzen und Kunstliebhaber. Andere, eher nüchtern denkende Menschen, vermuteten dahinter die Sühnetat eines reuigen Sünders, der sein Seelenheil sichern wollte. Sei’s drum, die wahren Hintergründe für diese Stiftung blieben verborgen und der unbekannte Künstler ist irgendwann auf irgendeinem Gottesacker begraben worden. Später errichtete die Gemeinde neben der Figur eine Aussichtsbank, da man an dieser Stelle einen schönen Blick ins Tal hat.

Die beiden Scheinwerfer des Traktors beleuchteten das Herbstlaub der Rebstöcke links und rechts des Weges, deren kräftige Farbtöne durch das Licht besonders zur Geltung kamen. Das nagelnde Geräusch des Dieselmotors durchdrang die nächtliche Stille. Der Traktor stand so auf dem Weg, dass sein linkes Reifenpaar fast den Steilhang des Weinbergs berührte. Nach einem kräftigen Gewitterguss war der Hang schlammig und aufgeweicht. Der Fahrer saß über das Lenkrad gebeugt. Der Oldtimer war ein echtes Liebhaberstück, das schon seit vielen Jahren nicht mehr für richtige Arbeit im Weinberg eingesetzt wurde. Dem Fahrzeug fehlte einiges an Sicherheitsequipment, das bei modernen Maschinen dieser Bauart zur Grundausstattung gehörte. Unter anderem der so wichtige Überrollbügel, der bei schmalspurigen Traktoren wegen der problematischen Schwerpunktverteilung und der damit verbundenen Kipp- und Überrollgefahr für den Fahrer überlebenswichtig war.

Plötzlich geriet der Traktor in Bewegung. Er rollte langsam schräg den Hang hinunter, neigte sich stark und wurde immer schneller. Dabei walzte er krachend zahlreiche Stickel nieder, bis er schließlich mit einem ächzenden Geräusch auf die Seite stürzte und sich mehrmals überschlug. Brutal riss er eine Schneise der Verwüstung in die Rebenreihen. Erst nach etlichen Metern brachte ihn der Widerstand der Weinbergspfähle zum Stillstand. Wie eine Schildkröte auf dem Rücken blieb er schließlich liegen, bis irgendwann der Motor erstarb und Ruhe eintrat.

So fand ihn bei beginnender Morgendämmerung Matthias Vogt, ein einheimischer Jäger, der gerade zur Jagd ausrückte. Nachdem er die Verwüstung im Weinberg entdeckt hatte, verließ er seinen Geländewagen, um die Unfallstelle zu untersuchen. Schnell fand er den abgestürzten Traktor. Die von ihm verständigte Polizei traf erst geraume Zeit später ein. Den Beamten erklärte er, den Traktor mit den Rädern nach oben liegend gefunden zu haben. Seine Suche nach dem Fahrer sei erfolglos geblieben, er habe nur eine große Blutlache gefunden. Daraufhin habe er die 110 gewählt und hier gewartet.

Bei der Sichtung der Absturzstelle durch die Beamten, die sich ächzend den Steilhang hinunterquälten, tauchte im Lichtstrahl ihrer Taschenlampen tatsächlich eine größere Blutlache auf. Sie nahmen ebenfalls an, dass sie vom Fahrer stammte, der aber nirgendwo zu entdecken war. Seine Verletzungen durften nicht unerheblich, wahrscheinlich sogar tödlich sein. Da eine Straftat nicht ausgeschlossen werden konnte, verständigte der Streifenführer den KDD, den Kriminaldauerdienst, in Würzburg. Erster Kriminalhauptkommissar Florian Deichler, eigentlich Leiter der Würzburger Mordkommission, war diese Woche zum KDD eingeteilt und eine Stunde später mit seinem Team vor Ort. Mittlerweile war der Tag so weit fortgeschritten, dass die Beamten ohne zusätzliche Beleuchtung auskamen. Deichler ließ sich von Matthias Vogt den Sachverhalt schildern. Der Jäger informierte Deichler darüber, dass der Weinberg zum Winzerhof von Gernot und Lieselotte Siebenheilig gehörte, ebenso wie der verunglückte Traktor. Er äußerte seine Verwunderung darüber, dass Gernot Siebenheilig mit dem Oldtimer in den Weinberg gefahren war. Das ganze Dorf wusste, dass das antiquierte Stück für gewöhnlich gut gepflegt und behütet in einer Remise des Weinguts stand. Nur ausnahmsweise wurde es für Festzüge oder dergleichen genutzt. Deichler bedankte sich bei dem Jäger und übergab ihn an einen seiner Beamten, der seine Personalien aufnahm und ihn bat, in den nächsten Tagen in der Polizeidirektion in Würzburg vorbeizukommen, um eine schriftliche Aussage zu unterschreiben. Damit war der Waidmann entlassen.

Florian Deichler gab dieser Unfall Rätsel auf. Die Blutlache war großflächig, hier hatte eindeutig jemand längere Zeit geblutet. Auch am Traktor waren erhebliche Blutanhaftungen. Hangaufwärts fanden sich noch weitere Blutspuren auf der Erde und an Rebstöcken. Die Beamten nahmen von jeder Spur Proben. Deichler forderte schließlich einen Fährtenhund, einen sogenannten Mantrailer, an, der für solche Nachsuchen speziell ausgebildet war. Es konnte ja nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Fahrer unter Schock weitergeschleppt hatte und nun irgendwo verletzt im angrenzenden Wald lag. Der Fährtenhund arbeitete die Spur anfänglich im Steilhang gut aus, aber oben am Weg kam er irgendwann nicht mehr weiter. Auch nach mehrfachen Aufforderungen durch den Hundeführer nahm er die Fährte nicht mehr auf. Der Hund arbeitete sehr zuverlässig, weshalb der Beamte sich nicht erklären konnte, warum die Fährte dort oben plötzlich endete.

Matthias Vogt fuhr ins Dorf zurück. Auf seinem Weg kam er an dem Weingut Siebenheilig vorbei, das am Ortsrand lag. Das stattliche Gehöft mit Wohnhaus und mehreren Wirtschaftsgebäuden lag wie verlassen im Schein der aufgehenden Sonne da. Langsam ließ Vogt den Wagen am Grundstück vorbeirollen. Die Siebenheiligs gehörten zu den erfolgreichen Winzern im Dorf. Jedes Jahr erhielten sie Spitzenauszeichnungen für ihre Weine. Jetzt war die Tochter auch noch zur Weinprinzessin gewählt worden. Es lief bei den Siebenheiligs. Er wurde das Gefühl nicht los, dass diese Glückssträhne heute oben beim heiligen Vitus ein Ende gefunden hatte.

Das nächtliche schrille Läuten eines Telefons, das die Stille einer dunklen Wohnung durchdringt, hat grundsätzlich etwas Beunruhigendes. Insbesondere für Menschen, die durch dieses Geräusch aus dem Tiefschlaf gerissen werden. Der Grund? Erfahrungsgemäß ist dieses Läuten häufig die Ankündigung sehr unangenehmer Nachrichten. Dies gilt natürlich insbesondere für pensionierte Kriminalbeamte, da diese Spezies während ihres beruflichen Lebens auf diesem unfreundlichen Wege häufig zu dienstlichen Einsätzen gerufen worden waren.

Erich Rottmann, Erster Kriminalhauptkommissar im Ruhestand und ehemaliger Leiter der Würzburger Mordkommission, durchträumte gerade eine heftige REM-Phase. Im Augenblick schlug er sich in seinem Traumbild mit einem Bocksbeutel herum, der sich absolut nicht öffnen lassen wollte, obwohl der Träumende nach dem Inhalt lechzte. Dabei quittierte die Flasche Rottmanns Bemühungen mit immer schriller werdenden Quietschgeräuschen, die seine Nerven zusätzlich malträtierten. Irgendwann gewann das schrille Quietschen die Oberhand und katapultierte den gequälten Schläfer unsanft in die Gegenwart. Rottmann riss die Augen auf und starrte benommen in die Finsternis. Sein erster halbwegs vernünftiger Gedanke kam aus dem konditionierten Unterbewusstsein und signalisierte: „Einsatz!“ Mit Schwung schwenkte Rottmann die Beine über den Bettrand und stellte sich in die Senkrechte. Ein kurzer Blick zum beleuchteten Display seines Weckers teilte ihm mit: „3.12“ Uhr. Erich Rottmann rieb sich die Augen, dann lauschte er in die Dunkelheit. Das Geräusch war verstummt. Der Wecker konnte es nicht gewesen sein, denn der weckte bei Bedarf mit einer schmetternden Blaskapellenversion des Frankenlieds, die Tote aufweckte. Blieb nur das Telefon. Er schüttelte den Kopf, um die restlichen Schleier aus seinem Gehirn zu vertreiben, dann sortierte er sich: Er war Erich Rottmann, befand sich seit Jahren in Pension und irgendwelche dienstlichen Telefonate gehörten schon lange der Vergangenheit an. Nachdem er jetzt aber schon mal wach war, schlüpfte er in seine Pantoffeln. Mit Schwung zog er sich seine abgerutschte Schlafanzughose nach oben über den Bauch, wo der Hosengummi knapp unterhalb der Brust einrastete und dadurch sicheren Halt fand. Rottmann schlurfte ins Wohnzimmer. Neben dem Türstock ertastete er den Lichtschalter. Obwohl das Licht vom Vorabend noch gedimmt war, musste er die Augen zusammenkneifen. Öchsle, gewissermaßen Rottmanns vierbeiniges Alter Ego, hob in seinem Körbchen verschlafen den Kopf und sah seinen Menschen vorwurfsvoll an. Rottmann nahm es schulterzuckend zur Kenntnis.

„Ich kann nichts dafür“, brummelte er mit schlafrauer Stimme und räusperte sich. Das blinkende Rotlicht seines Telefons zeigte ihm einen versäumten Anruf und machte ihm klar, dass er sich das Läuten nicht eingebildet hatte. Schnaufend setzte er sich auf den Stuhl neben dem Beistelltisch, auf dem das Telefon stand. Er hob das Mobilteil von der Basisstation, das Display leuchtete auf. Auf Knopfdruck zeigte sich die Liste der zuletzt eingegangenen Anrufe. Registriert war ein Anruf um 3.11 Uhr. Es wurde eine lange Telefonnummer angezeigt, die Rottmann nichts sagte. Der Exkommissar stieß ein Schimpfwort aus. Er vermutete den Werbeanruf eines Callcenters aus dem Ausland, wie er sie in der letzten Zeit schon mehrmals bekommen hatte. Aber nie mitten in der Nacht! Diese Kerle wurden immer dreister! Er nahm sich vor, die Nummer am nächsten Tag in seiner Telefonanlage zu sperren, drehte sich um, löschte das Licht und marschierte wieder in Richtung Schlafzimmer. Er schüttelte den Kopf, schlug einen Haken und ließ sich in seinen Fernsehsessel fallen. Das ganze Theater hatte ihn hellwach gemacht. Seine Füße landeten auf dem Fußhocker, dann schnappte er sich die Fernbedienung seines Fernsehers und schaltete ihn ein. Er hoffte, die Berieselung mit irgendeinem geistlosen, realitätsfremden Krimi würde ihn wieder herunterkommen lassen. Öchsle in seinem Korb stieß einen vernehmlichen Seufzer aus, drehte sich mehrmals um die eigene Achse, dann sank er wieder in Schlafstellung und schloss die Augen. Rottmann hatte gerade eine geeignete Sendung gefunden und fuhr den Ton ziemlich herunter, um sich einlullen zu lassen. Da zuckte er zusammen, da das Telefon erneut durch die Wohnung schrillte.

„Jetzt reichts aber!“, knurrte er und fuhr wütend in die Höhe. Mit einem Blick erkannte er die dieselbe Nummer wie eben. Gereizt nahm er das Gespräch an, schrie aber sofort los: „Verflixt und zugenäht, was fällt Ihnen eigentlich ein, mich mitten in der Nacht mit Ihren Anrufen zu terrorisieren …!“ Es trat ein Moment der Stille ein, weil Rottmann Luft holen musste, um Energie für eine weitere Schimpftirade zu aktivieren. In diesem Augenblick glaubte Rottmann aus dem Hörer ein Geräusch zu hören, das ihn veranlasste, seine rhetorische Kanonade zu unterlassen. Trotz eines leichten atmosphärischen Rauschens glaubte er ein Schluchzen identifizieren zu können. Etwas gemäßigter fuhr er fort: „Hallo …, hallo, wer ist denn da? Sie sprechen mit Erich Rottmann …, Erich Rottmann in Würzburg“, fügte er noch hinzu, weil er angesichts der Nummer auf dem Display ziemlich sicher war, dass der Anruf aus dem Ausland kam. „Sie rufen jetzt schon zum zweiten Mal bei mir an. Mit wem spreche ich denn …?“

Wieder lauschte Rottmann angestrengt. Das Geräusch war jetzt eindeutig als Schluchzen zu identifizieren. Er stellte den Lautsprecher an, damit er besser verstehen konnte.

„Hallo, sprechen Sie doch mit mir! Wer sind Sie denn? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

„E …, Entschuldigung“, kam der erste verständliche Laut aus dem Hörer. „Bitte …, bitte, Erich, entschuldige, aber es ist etwas Schreckliches passiert! …“ Neuerliches Weinen verhinderte wieder die Verständlichkeit der Sprache. Es handelte sich eindeutig um eine Anruferin. Jetzt war er vollständig wach! Wer war die fremde weinende Frau in der Leitung, die ihn so selbstverständlich duzte? Blitzschnell überlegte er. Es kam lautes Rascheln aus der Leitung, dann drang eine andere, klarere weibliche Stimme aus dem Hörer.

„Hallo, Herr Rottmann, entschuldigen Sie bitte den ungewöhnlichen Anruf. Hier spricht Leonie Siebenheilig aus Eibelsdorf. … Die Weinprinzessin! … Sie erinnern sich an mich? Ich habe Sie mit Ihrem Stammtisch vor einigen Wochen durch unseren Wengert geführt. Meine Mutter hat Sie vor ein paar Minuten schon einmal angerufen. Ihre Telefonnummer haben wir noch von Ihrem Besuch damals. Sicher haben wir Sie im Schlaf gestört. Wir halten uns gerade in den Vereinigten Staaten auf. Natürlich wissen wir, dass es einen mehrstündigen Zeitunterschied gibt … aber wir befinden uns tatsächlich in einer echten Notsituation!“

Sie legte eine kurze Pause ein. Den vor einigen Wochen stattgefundenen Besuch des Stammtisches Die Schoppenfetzer in Eibelsdorf bei der Winzerfamilie Siebenheilig hatte Erich Rottmann noch bestens im Gedächtnis.

„Selbstverständlich kann ich mich erinnern“, erwiderte er, „aber dein ungewöhnlicher Anruf wirft bei mir schon einige Fragen auf.“

Sie hatten sich bei dem Besuch alle geduzt, das Mädchen hatte die Herren allerdings mit Sie angesprochen.

Er hörte im Hintergrund dumpfe Stimmen, offensichtlich wurde der Hörer zugehalten. Schließlich fuhr Leonie fort: „Tut mir leid, Herr Rottmann, aber meine Mutter kann im Moment nicht mit Ihnen reden. Sie ist im Augenblick fix und fertig. Ich werde Ihnen den Grund unseres Anrufs erklären. Meine Mutter und ich sind im Augenblick in Kalifornien.“

Sie unterbrach sich. „Herr Rottmann, bitte haben Sie etwas Geduld, ich muss schnell etwas klären.“

„Ich warte.“ Der merkwürdige Ablauf dieses Gesprächs hatte jetzt seine Neugierde geweckt. Er lehnte sich zurück und erinnerte sich: Es war kurz vor Beginn der Weinlese dieses Jahres gewesen, als Ron Schneider, einer der Gründerväter des Stammtisches Die Schoppenfetzer, seinen Stammtischbrüdern die Möglichkeit der Teilnahme an einer Weinbergswanderung durch die Eibelsdorfer Weinberge offerierte. Diese Einladung stammte von Gernot Siebenheilig, einem ihm gut bekannten Winzer. Die Führung würde Leonie, die Tochter des Winzers und im Augenblick örtliche Weinprinzessin, durchführen. Alle sagten ihre Teilnahme zu. Das Wetter war ausgezeichnet, die Erläuterungen der Weinprinzessin informativ und locker. Nach der Exkursion fanden sich alle Schoppenfetzer in bester Laune zu einer ordentlichen fränkischen Brotzeit in der rustikalen Probierstube des Weinguts ein. Lieselotte, die charmante Winzergattin, eine ausgebildete Sommelière, versorgte die Herren mit entsprechenden Informationen. Ein gecharterter Kleinbus brachte die Stammtischbrüder am späten Abend nach Würzburg, wo sie vor ihren Haustüren abgeliefert wurden.

Rottmann hörte ein Knacken in der Leitung und konzentrierte sich wieder auf die Anruferin.

„Hallo, Herr Rottmann, da bin ich wieder. Meine Mutter Lieselotte und ich sind mit ein paar anderen Weinprinzessinnen auf einer vom Weinbauverband organisierten Werberundreise in den Vereinigten Staaten. Wir wollen den Amerikanern unsere unterfränkischen Weine vorstellen. Meine Mutter begleitet uns als Sommelière.“ Sie unterbrach sich, im Hintergrund hörte Rottmann wiederum Gemurmel, schließlich fuhr Leonie fort: „Herr Rottmann, meine Mutter hat sich jetzt wieder ein bisschen gefasst und möchte gerne persönlich mit Ihnen sprechen …“

Kurz darauf hörte er wieder die zittrige weibliche Stimme vom Beginn des Gesprächs, die er nicht wiedererkannt hatte.

„Erich … es tut mir so leid, dass ich dich mitten in der Nacht belästige … aber ich … ich weiß mir einfach nicht anders zu helfen.“ – Kurze Pause. Offenbar musste sie sich erneut sammeln. – „Wir haben vor einer knappen Stunde einen Anruf von einem Kommissar Deichler von der Kriminalpolizei in Würzburg bekommen, der uns beide in helle Aufruhr versetzt hat. Stell dir vor, Gernot, mein Mann, soll gestern Nacht in einem unserer Weinberge mit seinem Traktor schwer verunglückt sein!“ Ein kurzer Schluchzer begleitete ihre Worte. Ehe Rottmann irgendwie reagieren konnte, fuhr sie fort: „Der Polizist hat gesagt, seitdem sei mein Mann verschwunden! Sie haben nach ihm gesucht, ihn aber nicht gefunden … Den Spuren nach, die man am Unglücksort gefunden hat, muss er schwer verletzt sein. Trotzdem ist er … wie vom Erdboden verschluckt! Das kommt mir alles so … unwirklich vor! … und wir sitzen hier in den USA und können nichts tun!“ Ein neuerlicher Weinanfall erschütterte sie. „Erich … bitte … es ist einfach nur schrecklich! Bitte … ich ertrage diese Ungewissheit nicht!“

Es knackte kurz, dann vernahm er wieder die Stimme von Leonie. „Herr Rottmann, meine Mutter kann leider nicht mehr.“ Rottmann hörte sie schwer durchatmen. „Wir wollen so schnell wie möglich nach Deutschland zurückkommen. Trotzdem wird es mindestens zwei Tage dauern, bis wir alles organisiert haben. Wir sind hier auf entlegenen Weingütern auf dem Land unterwegser nächste Flughafen ist weit weg.

Wir wissen, dass es eine Zumutung ist, aber meine Mutter wollte Sie fragen, ob Sie als ehemaliger Kriminalbeamter nicht so freundlich sein könnten, sich mit der Polizei in Würzburg in Verbindung zu setzen, um etwas Klarheit in die Sache zu bringen. Wir haben sonst keine Verwandten oder Freunde, die sich mit solchen Behördendingen auskennen. – Mein Vater muss doch irgendwo sein! Wie die Polizei sagte, ist der Unfall mit Vaters altem Traktor passiert. Das ist für uns eigentlich nicht vorstellbar, weil Vater dieses Museumsstück praktisch nie benutzt! Auf dem Weingut wohnt noch unser Winzer Reinhard Pleiner, ich kann ihn aber telefonisch nicht erreichen, weil er kein Handy besitzt. Er ist etwas kauzig und lehnt diese modernen Dinge radikal ab. Pleiner wohnt hinten im Hof in einer kleinen Einliegerwohnung, die mein Vater in der Scheune für ihn eingebaut hat.“ Sie schnaufte durch, dann fuhr sie fort: „Herr Rottmann, diese Ungewissheit ist schrecklich! Ich weiß, es ist eine Zumutung, aber könnten Sie mal zu unserem Weingut rausfahren und mit Pleiner reden? Vielleicht weiß er was …“

„Aber das hat die Kripo doch bestimmt bereits gemacht“, erwiderte Rottmann.

„Der Beamte, der uns angerufen hat, sagte, er habe auf dem Gut niemand angetroffen. Das ist gut möglich. Pleiner ist etwas menschenscheu, aber eine treue Seele. Wenn die Polizei mit einem Streifenwagen auf den Hof gefahren ist, hat er sich mit Sicherheit verdrückt. Er wusste ja nicht, was die Beamten von ihm wollten.“ Kurze Pause. Als er nicht gleich antwortete, fuhr sie fort: „Herr Rottmann, bitte! Wir haben sonst niemand.“

Erich Rottmann war klar, in dieser Situation konnte er nicht herumdiskutieren, die beiden Frauen erwarteten eine Antwort.

„Das mit deinem Vater tut mir sehr leid. Bei uns ist noch mitten in der Nacht, aber morgen früh werde ich mich mal in Eibelsdorf umsehen und versuchen, mit diesem Reinhard Pleiner Kontakt aufzunehmen. Gib mir bitte eine Handynummer, unter der ich euch erreichen kann.“

Die junge Frau bedankte sich überschwänglich und diktierte ihm die Nummer ihres Mobiltelefons. Dann war das Gespräch zu Ende. Erich Rottmann starrte einige Zeit nachdenklich auf das Telefon. Er träumte nicht. Dieses Gespräch hatte tatsächlich soeben stattgefunden. Der Exkommissar war nun wirklich hellwach. Er legte das Telefon auf die Ladeschale und setzte sich wieder vor den Fernseher, der immer noch lief. Ihm schwirrten die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. Im Augenblick konnte er nichts ausrichten. Gedankenlos zappte er sich durch das Nachtprogramm. Irgendwann kam die Schläfrigkeit wieder. Er legte seine nackten Füße auf einen Hocker und kippte den Sessel nach hinten. Sein Entschluss stand fest. Morgen Vormittag würde er mal zum Weingut Siebenheilig fahren, um sich dort umzusehen. Vielleicht konnte er ja zu diesem Reinhard Pleiner Kontakt aufnehmen. Als der Stammtisch dort eingeladen war, hatte er den Mann nicht zu Gesicht bekommen. Je nachdem, wie seine Recherchen ausfielen, würde er sich dann mal mit Florian Deichler unterhalten. Irgendwie hatte Rottmann bei der ganzen Angelegenheit ein merkwürdiges Gefühl. Der Instinkt des Exkriminalers, in vielen Dienstjahren geschärft, meldete sich und schickte warnende Signale. Wenig später registrierte Öchsle die leisen Schnarchgeräusche seines Menschen. Er legte den Kopf auf das Polster seines Körbchens und schlief ebenfalls wieder ein. Eine Stunde später ging der Fernseher automatisch auf Standby.

Der vierbeinige Wecker legte seinem Menschen den Kopf auf die Oberschenkel und stieß ein leises Fiepen aus. Die Tatsache, dass sein Herrchen die Nacht schlafend auf dem Sessel verbracht hatte, verwunderte Öchsle nicht sehr. Gelegentlich kam es schon mal vor, dass es sein Mensch nach einem sehr intensiven Stammtisch nicht mehr ins Bett schaffte. Rottmann gab ein paar kurzintervallige Schnarcher von sich, die in ein mehrmaliges Schmatzen überleiteten, ehe der Schläfer schließlich mühsam seine Augen öffnete. Schnell war Rottmann wach und erinnerte sich an das nächtliche Telefonat. Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, die Weckzeit war für einen Pensionär zwar etwas unchristlich, aber angesichts der Aufgabe, die er sich vorgenommen hatte, in Ordnung. Erich Rottmann erhob sich von seinem unbequemen Nachtlager und streckte sich. Seine Gelenke meldeten sich mit vernehmlichem Knacken zum Dienst.

„Alle Mann noch an Bord“, brummelte Rottmann, dann fuhr er Öchsle zärtlich über den Kopf und steuerte zielstrebig sein Badezimmer an. Das nächtliche Telefonat klang in der Rückschau schon sehr alarmierend. Erich Rottmann griff nach der Zahnbürste. Sein Frühstück gestaltete sich als Sparversion. Fünfundzwanzig Minuten später war er startklar. Anschließend steckte er Bruyére und Autoschlüssel in seine Joppentasche und rief Öchsle. Das hätte er sich aber sparen können, denn als Rottmann sich der Wohnungstür näherte, stand der Rüde schon schwanzwedelnd davor. Selbstverständlich hatte die erfahrene Fellnase schon lange mitbekommen, dass etwas in der Luft lag. Rottmann öffnete die Wohnungstür und Öchsle spurtete an ihm vorbei. Der Exkommissar versuchte sein Garagentor möglichst lautlos zu öffnen, da die 44 PS des alten 1300er vw Käfers noch genug Lärm machen würden, um zu dieser frühen Stunde die Nachbarschaft zu erfreuen. Flott fuhr Rottmann aus der Garage. Das typische Käferknattern ließ sich allerdings nicht dämpfen. Eine Minute später rollte der Wagen durch die Rosengasse in Richtung Main. Öchsle hatte sich im Fußraum des Beifahrersitzes zusammengerollt. Er war dabei, alles andere war für ihn unwichtig. Wenig später lenkte Erich Rottmann das Fahrzeug mit spritzigen achtzig Stundenkilometern mainaufwärts. Der Exkommissar wollte den Besuch im Weingut kurzhalten, um den Frühschoppen am Stammtisch nicht zu versäumen. Zwanzig Minuten später erreichte der alte vw das Ortsschild Eibelsdorf. Rottmann bog kurz danach auf einen asphaltierten Wirtschaftsweg ab, der, wie er sich erinnerte, am Fuße der Weinberge entlang zum Weingut Siebenheilig führte. Das Grundstück wurde von einer gepflegten hüfthohen Hecke aus Hainbuchen und einem Holzzaun begrenzt. Rottmann lenkte seinen vw langsam an der Umgrenzung entlang, bis er zum breiten, offenen Eingangstor kam. Auf dem Hof war niemand zu sehen. Er parkte im Schatten einer Remise, in der zwei weitere Pkws standen, einer davon ein Liefer-Caddy. Auf seinen Seitenflächen war groß das Logo des Weinguts Siebenheilig angebracht, ein mehrteiliger Heiligenschein, der einen Bocksbeutel umschloss. Daneben stand ein knallgelber Kleinwagen. Außerdem ein moderner Weinbergstraktor mit allen Schikanen. Rottmann machte den Motor aus und öffnete die Fahrertür. Quer über den Fahrersitz sprang Öchsle hinter ihm her. Rottmann wollte schon schimpfen, aber dann stellte er fest, dass der Rüde zielstrebig eine Rasenfläche neben einer der Scheunen ansteuerte und dort an der Hauswand sein Bein hob.

„Verflixt, ich habe ganz vergessen den Knaben seine diversen Geschäfte erledigen zu lassen“, brummelte Rottmann. Das zeugte davon, wie sehr ihn der nächtliche Hilferuf beschäftigte. Sonst passierte ihm das nicht! Er warf die Autotür zu und schlenderte langsam über den Hof. Obwohl er keine Hoffnung hatte, jemanden anzutreffen, drückte Rottmann auf die Türklingel, die gut sichtbar neben dem Eingang des Wohnhauses angebracht war. Wie erwartet tat sich nichts. Kurz entschlossen wandte er sich der nahen Scheune mit dem großen hellen, hölzernen Schiebetor zu, das geschlossen war. Daneben befand sich eine normale Eingangstür. Erich Rottmann drückte die Klinke, die Tür sprang auf. Langsam trat er ein. Der Rüde hob die Schnauze und nahm die spezielle Witterung dieses großen Raumes in sich auf. Verteilt auf der Fläche standen ein großer Traktor und zwei Anhänger, außerdem verschiedene Gerätschaften, deren Bedeutung sich ihm nur bedingt erschloss. Das Scheunendach bestand teilweise aus lichtdurchlässigen Elementen, die eine angenehme Beleuchtung ermöglichten. Rottmann ging einige Schritte, dann blieb er wieder stehen.

„Hallo! Hallo … ist hier jemand?“, rief er laut, dann lauschte er dem Hall seiner Stimme nach. Im hinteren Bereich der Scheune war eine Art großer Kubus eingebaut. Wie es schien, handelte es sich dabei um die Wohnung dieses Reinhard Pleiner. Rottmann konnte keinen Eingang erkennen. Er verließ die Halle durch eine zweite Tür, die in das Tor der Scheunenrückseite eingepasst war. Heller Sonnenschein empfing ihn. Jetzt konnte er auch erkennen, dass dieser Anbau gute sechs Meter über die Scheune hinausragte. Von hier aus wirkte er wie ein Bungalow mit einer fast durchgängigen Fensterfläche, vor der eine geflieste Veranda lag. Es schloss sich ein kleiner, aber gepflegter Garten an, der wiederum durch eine Buchsbaumhecke begrenzt wurde. Hier war auch der Eingang. Damals, beim Besuch der Schoppenfetzer im Weingut, hatten sie diesen Bereich gar nicht zu Gesicht bekommen. Ein Stück dahinter, jenseits einer weiteren offenen Hoffläche, konnte man das geöffnete Schiebetor zum Lager erkennen. Hier stapelten sich Weinkisten. Erich Rottmann betrat den Vorgarten über einen Plattenweg, der zur Veranda führte. Öchsle hielt