Die Chroniken von Gor 5: Der Meuchelmörder - John Norman - E-Book

Die Chroniken von Gor 5: Der Meuchelmörder E-Book

John Norman

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Das glorreiche Ar ist das Schmuckstück unter den Städten Gors und war einst Zentrum eines großen Imperiums. Jetzt aber scheint die Metropole die Brutstätte einer gefährlichen Verschwörung zu sein: Der mächtigste Sklavenhändler der Stadt hat sich offenbar mit den erbitterten Feinden der Priesterkönige verbündet. Tarl Cabot bricht in geheimer Mission nach Ar auf, um der Wurzel der Verschwörung auf den Grund zu gehen - und tritt eine Entwicklung los, die ihn selbst in einen Strudel aus Tod und Rebellion zu reißen droht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

1 Kuurus

2 Ar

3 Das Spiel

4 Cernus

5 Im Haus des Cernus

6 Ich sitze mit Cernus zu Tisch

7 Das Schiff

8 Frühstück

9 Ich lerne das Haus des Cernus kennen

10 Zu den Kerkern

11 Zwei Mädchen

12 Der Bauer

13 Mip

14 Der Gefangene

15 Portus besucht das Haus des Cernus

16 Der Tarn

17 Kajuralia

18 Das Ende von Kajuralia

19 Das Curulean

20 Ein Spiel wird gespielt

21 Das Stadion der Klingen

22 Das Stadion der Tarne

23 Ich erledige den Rest im Haus des Cernus

24 Der Hof des Ubars

Weitere Atlantis-Titel

John Norman

Der Meuchelmörder

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg Oktober 2024 Titel der amerikanischen Originalausgabe ASSASSIN OF GOR © by John Norman Published in agreement with the author, c/o BAROR INTERNATIONAL INC., ARMONK, NEW YORK, USA Deutsche Übersetzung: Dirk van den Boom © 2024 Atlantis Verlag Alle Rechte vorbehalten. Titelbild: Timo Kümmel E-Book: André Piotrowski ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-953-0 Besuchen Sie uns im Internet:www.atlantis-verlag.de

1 Kuurus

Kuurus aus der Kaste der Attentäter schlich gebückt auf die Kuppe des kleinen Hügels, stützte sich mit beiden Händen auf den Schaft seines Speeres und schaute wartend in das enge Tal hinab. Er war jetzt noch nicht willkommen.

In der Ferne konnte er die weißen Mauern und einige Türme der Stadt Ko-ro-ba erkennen, die wieder aufgebaut wurde. Ko-ro-ba ist ein altes Wort auf Goreanisch und bedeutet Dorfmarkt, aber nur noch wenige kannten diesen Begriff. Kuurus beobachtete die Stadt. Sie war einst von den Priesterkönigen zerstört worden, aber jetzt war der Wiederaufbau in vollem Gange. Kuurus war im Grunde an solchen Dingen nicht sehr interessiert. Er war einer aus der Kaste der Attentäter und hierher beordert worden. Zu Beginn der achten goreanischen Stunde begannen die fernen weißen Mauern, das Sonnenlicht zu reflektieren und glühten wie Feuer in den grünen Hügeln. Die Türme des Morgens, dachte Kuurus. Die Türme des Morgens.

Der Meuchelmörder verlagerte sein Gewicht ein wenig und widmete sich wieder ganz dem Tal, wo die Männer beinahe bereit waren.

Die Baumstämme waren sorgfältig vorbereitet und platziert worden. Es waren Hunderte, geschnitten und gehobelt, meistens aus Ka-la-na-Holz von den süß duftenden Weinbäumen Gors. Sie kreuzten sie in den verschachtelten traditionellen Mustern, mit Abständen dazwischen, um die Luftzufuhr zu gewährleisten und eine sorgfältig strukturierte, gebundene Pyramide aufzuschichten.

Kuurus beobachtete neugierig, wie der letzte Baumstamm von zwei Männern im Rot der Krieger aufgelegt wurde.

Dann näherten sich freie Frauen, jede verschleiert und in der Robe der Verhüllung, jede mit einem Kanister oder einer Amphore in den Händen. Selbst von seinem Standort aus konnte Kuurus das wohlriechende Öl wahrnehmen, die Kräuter und Gewürze, die die Frauen, als sie die Pyramide langsam bestiegen, auf das Holz sprenkelten oder gossen.

Jenseits der Wälder, in Richtung der Stadt, konnte Kuurus die Prozession entdecken. Er war überrascht, denn ausgehend von den Farben der Gewänder der Marschierenden schien es so, als seien daran Männer vieler Kasten beteiligt, vielleicht sogar alle Kasten der Stadt, nur dass niemand von ihnen das Weiß der Eingeweihtenkaste trug. Das war verwirrend, denn normalerweise waren die Eingeweihten die Ersten bei solchen Anlässen.

Die Bewohner von Ko-ro-ba, so wusste er, waren nach der Zerstörung ihrer Stadt über ganz Gor verteilt gewesen, bis die Priesterkönige ihnen gestattet hatten, zu diesem Ort zurückzukehren; jeder einzelne mit einem Stein, der für den Neuaufbau der Mauern gedacht war. Man glaubte, dass auch in den Zeiten des Exils der Heim-Stein nicht verloren gegangen war, und so war es auch gewesen. Selbst Kuurus aus der Kaste der Attentäter wusste, dass eine Stadt nicht stirbt, wenn ihr Heim-Stein noch existiert. Kuurus, der generell nicht viel von Menschen im Allgemeinen hielt, konnte dennoch keinen Abscheu für jene aus Ko-ro-ba empfinden.

Die Prozession sang nicht und rezitierte nichts, denn dies war nicht die Zeit dafür. Sie trug auch nicht Ka-la-na-Äste mit sich, es gab keine Musik der Sista oder der Tambor an diesem Morgen. In solchen Zeiten wie diesen sprechen oder singen Goreaner nicht. Sie sind ruhig, da zu solch einer Zeit Worte keine Bedeutung haben, sie würden nur erniedrigen und beleidigen; jetzt gibt es für sie nur Stille, die Erinnerung und das Feuer.

Die Prozession wurde von vier Kriegern angeführt, die auf ihren Schultern einen Rahmen aus gekreuzten Speeren trugen, auf dem, eingeschlagen in das scharlachrote Leder eines Tarnreiters, der Körper lag.

Kuurus beobachtete unbeweglich, wie die vier Krieger ihre Last auf die Spitze des großen, süß duftenden und ölimprägnierten Scheiterhaufens trugen.

Ohne hinzuschauen, schlugen die Männer das Leder zur Seite, sodass der Körper frei auf den Speeren liegen konnte, offen für Wind und Sonne.

Es war ein großer Mann, erkannte Kuurus, im Leder eines Kriegers. Das Haar, so bemerkte er, war ungewöhnlich. Die Prozession und jene, die den Scheiterhaufen bereitet hatten, nahmen nun Abstand, fünfzig Meter vielleicht, da das ölgetränkte Holz schnell und gierig Feuer fangen würde. Drei standen nur noch in der Nähe des Scheiterhaufens; einer trug die braune Robe eines Administrators, die bescheidenste Kleidung in der Stadt, seine Kapuze war übergestülpt; ein anderer trug das Blau der Schreiberkaste, ein kleiner Mann, winzig fast, gebeugt in Schmerz und Trauer; der dritte war ein sehr großer Mann, mit breiten Schultern, Bart und langem blondem Haar, ein Krieger; doch auch dieser erschien in diesem Moment ergriffen.

Kuurus sah, wie eine Fackel entzündet wurde, und dann warf der Krieger diese mit einem Schmerzensschrei auf den kleinen Berg öligen Holzes. Die Pyramide wurde sofort lebendig, der Ausbruch des Feuers war beinahe wie eine Explosion, und die drei Männer stolperten rückwärts, die Unterarme schützend vor den Augen.

Kuurus beugte sich herunter, beobachtete, pflückte einige Grashalme und kaute daran. Die Reflektion des Feuers konnte man trotz des Sonnenlichtes auf seinem Gesicht gut erkennen. Auf seiner Stirn entwickelte sich Schweiß. Er blinzelte mit den Augen, als die Hitze ihn erreichte.

Die Männer und Frauen von Ko-ro-ba standen mehr als zwei Ahn lang im Kreis um den Scheiterhaufen, und niemand bewegte sich oder sprach. Nach einer halben Ahn war er, immer noch furchterregend in seiner wilden Hitze, in sich zusammengebrochen. Er war jetzt nicht mehr als eine große brennende Anhäufung ölgetränkten Holzes. Schließlich, als das Holz nur noch hier und da flackerte, und das meiste nur noch ein Haufen Asche und glühender Holzreste war, traten die Männer der verschiedenen Kasten vor. Jeder hatte eine Flasche gekühlten Wein bei sich, und sie gossen den Inhalt über den restlichen Flammen aus, um diese zu löschen. Andere suchten in der Asche nach Resten des Toten. Einige Knochen und etwas weißliche Asche wurden in Leinentüchern gesammelt und in eine Urne aus rotem und gelbem Glas gefüllt. Kuurus wusste, dass solch eine Urne wahrscheinlich mit Kriegsszenen dekoriert werden würde, da der Tote ein Krieger gewesen war. Das Gefäß wurde demjenigen übergeben, der die Robe des Administrators der Stadt trug, der es nahm und dann langsam zu Fuß nach Ko-ro-ba zurückkehrte, gefolgt von dem großen blonden Krieger und dem kleinen Schreiber. Die Asche, so vermutete Kuurus, würde vom Rücken eines Tarns in die entfernte Thassa, die See, verstreut werden, da der Körper in das rote Leder eines Tarnreiters eingewickelt worden war.

Kuurus erhob sich und streckte sich. Er ergriff sein Kurzschwert mit der Scheide, seinen Helm und seinen Schild. Diese schlang er über seine linke Schulter. Dann nahm er seinen Speer und stand aufrecht da, seine Gestalt gegen den Himmel gerichtet, auf der Kuppe des Hügels, in seiner schwarzen Tunika.

Jene, die zum Scheiterhaufen gekommen waren, zogen sich nun langsam zur Stadt zurück. Nur ein Mann blieb neben dem rauchenden Holz. Er trug eine schwarze Robe mit einem weißen Streifen auf der Vorder- und Rückseite. Kuurus wusste, dass es dieser Mann war, der das Schwarz, aber nicht das volle Schwarz, der Attentäter trug, mit dem er zu tun haben würde. Kuurus lächelte bitter. Er lachte über den weißen Streifen. Ihre Tuniken, so sagte er zu sich selbst, sind so schwarz wie die meine.

Als der Mann neben dem rauchenden Holz sich ihm zuwandte, kam Kuurus den Hügel hinab. Jetzt war er willkommen. Kuurus lächelte immer noch.

Der Mann grüßte ihn nicht, auch Kuurus hob seine Hand nicht in die Höhe oder sprach den Gruß »Tal!«

Der Mann war ein seltsamer Mensch, dachte Kuurus. Seinem Kopf fehlte jedes Haar, er hatte nicht einmal Augenbrauen. Vielleicht eine Art Eingeweihter, überlegte Kuurus.

Ohne zu sprechen, nahm der Mann zwanzig Goldstücke, Tarnscheiben aus Ar, von doppeltem Gewicht und gab sie Kuurus, der sie in den Taschen seines Gürtels verstaute. Die Attentäter tragen, anders als bei anderen Kasten, keine Beutel.

Neugierig blickte Kuurus auf die Reste des Begräbnisses. Nur noch wenige Holzstücke, die nicht vom Wein gelöscht worden waren, flackerten etwas; einige der Stämme qualmten immer noch und hielten die Röte des Feuers in ihrem Inneren wie eine Erinnerung; die meisten aber waren verbrannt, tot, befleckt vom Öl, nass vom Wein.

»Die Gerechtigkeit muss obsiegen«, sagte der Mann.

Kuurus sagte nichts, sondern schaute ihn nur an. Sie sprachen oft, wenngleich nicht immer, von Gerechtigkeit. Es freute sie, darüber zu sprechen, sagte er zu sich selbst. Und vom Recht. Es erleichterte sie und gab ihnen Frieden. Es gab keine Gerechtigkeit, versicherte sich Kuurus. Es gab nur Gold und Stahl.

»Wen soll ich töten?«, fragte Kuurus.

»Ich weiß es nicht«, erwiderte der Mann.

Kuurus sah ihn verärgert an. Er hatte zwanzig Goldstücke, Tarnscheiben von doppeltem Gewicht, in seinem Gürtel, also musste da noch etwas kommen.

»Alles, was wir wissen, ist dies«, erklärte der Mann und gab ihm einen grünlichen Flicken.

Kuurus blickte auf das Stück Stoff. »Das ist ein Faktionszeichen«, sagte er. »Es weist auf die Tarnreiter von Ar hin.«

»Das ist wahr«, bestätigte der Mann.

Diese Abzeichen wurden in Ar von jenen getragen, die einer bestimmten Faktion während der Rennen zugewandt waren. Es gab viele solcher Faktionen, die die Rennspiele kontrollierten und miteinander im Wettbewerb standen, die Grünen, die Roten, die Goldenen, die Gelben und die Silbernen.

»Ich sollte nach Ar reisen«, sagte Kuurus.

»Wenn du Erfolg hast«, sprach der Mann, »kehre zurück, und du wirst noch hundert solcher Goldstücke erhalten.«

Kuurus sah ihn an. »Wenn das nicht stimmt«, erwiderte er, »wirst du sterben.«

»Es ist wahr«, sagte der Mann.

»Wer ist es«, fragte Kuurus erneut, »der getötet wurde? Wen soll ich rächen?«

»Einen Krieger«, sagte der Mann.

»Wie heißt er?«, fragte Kuurus.

»Tarl Cabot«, war die Antwort.

2 Ar

Kuurus aus der Kaste der Attentäter betrat das große Tor von Ar.

Die Wächter hielten ihn nicht auf, denn er trug auf seiner Stirn das Zeichen des schwarzen Dolches. Seit vielen Jahren war die schwarze Tunika der Attentäter nicht mehr in den Mauern von Ar erblickt worden, nicht mehr seit der Belagerung dieser Stadt im Jahre 10110 nach ihrer Gründung, in den Tagen von Marlenus, der Ubar gewesen und Pa-Kur, der Anführer der Attentäter gewesen war, und seit jenen Zeiten des korobanischen Kriegers, besungen als Tarl von Bristol.

Für viele Jahre war das Schwarz der Attentäter in der Stadt verboten gewesen. Pa-Kur, der damals der Meister dieser Kaste gewesen war, hatte eine Liga von Tributarstädten zu einem Angriff gegen das imperiale Ar geführt. Der Heim-Stein der Stadt war gestohlen worden, und ihr Ubar hatte fliehen müssen. Die Stadt war gefallen, und Pa-Kur, obgleich von niederer Kaste, hatte den imperialen Mantel des Marlenus angestrebt, hatte es gewagt, seinen Blick auf den Thron des Reiches zu werfen und das goldene Medaillon des Ubars um seinen Hals zu legen. Ein Streben, das in den Mythen der Gegenerde als zutiefst verboten beschrieben wird. Doch Pa-Kurs Horde war von einer Allianz freier Städte besiegt worden, angeführt von Ko-ro-ba und Thentis, unter dem Kommando von Matthew Cabot von Ko-ro-ba, dem Vater von Tarl von Bristol, und Kazrak von Port Kar, dem Schwertbruder dieses Kriegers. Tarl von Bristol war es gewesen, der auf der luftigen Höhe von Ars Zylinder der Gerechtigkeit Pa-Kur besiegt hatte. Von da an war das Schwarz der Attentäter auf den Straßen des mächtigen Ar nicht mehr erblickt worden.

Dennoch würde sich niemand Kuurus in den Weg stellen, da er auf seiner Stirn, klein und fein, das Zeichen des schwarzen Dolches trug.

Wenn jemand von seiner Kaste mit Gold bezahlt worden ist und seinen Auftrag erhalten hat, zeichnet er jenes Abbild auf seine Stirn, sodass er jede Stadt betreten darf, wie es ihm beliebt, und niemand sich in seine Arbeit einmischt.

Es gibt nur wenige Menschen, die ein großes Unrecht begangen haben oder die sehr mächtige und reiche Freunde haben, die nicht zittern, wenn sie erfahren, dass einer in diese Stadt gebracht worden ist, der dieses Zeichen trägt.

Kuurus trat durch das große Tor und sah sich um. Eine Frau mit einem Einkaufskorb wich ihm aus, presste ihr Kind an sich und beobachtete ihn genau, darauf bedacht, den Mann nicht aus Versehen zu berühren.

Ein Bauer wich ihm aus, sodass der Schatten des Meuchelmörders nicht auf ihn fallen möge.

Kuurus wies auf eine Frucht auf einem zeltbedeckten Verkaufswagen mit hölzernen Rädern, der von einem kleinen vierbeinigen Tharlarion gezogen wurde. Der Händler drückte ihm die Frucht in die Hand, ohne ihm in die Augen zu sehen.

Den Rücken gegen die Mauer eines Turmes in der Nähe des Tores gelehnt, beobachtete ihn ein schlankes Sklavenmädchen mit feinen Knöcheln. Ihre Augen waren voller Angst. Kuurus war offenbar der erste Attentäter, den sie jemals gesehen hatte. Ihre Haare waren dunkel und fielen auf ihren Rücken; auch ihre Augen waren schwarz; sie trug das knappe ärmellose Sklavenkleid, wie es in den nördlichen Städten von Gor üblich ist; das Kleid war gelb und bis zur Kordel, die ihr als Gürtel diente, geschlitzt; um ihren Hals trug sie einen passenden Metallreif, gelb emailliert auf Stahl.

Kuurus biss in die Frucht und ließ den Saft seine Mundwinkel hinabrinnen, während er das Mädchen betrachtete. Es schien, als wolle sie sich abwenden, aber sein Blick hielt sie dort fest, wo sie stand. Er spuckte einige Kerne in den Staub neben dem Tor. Als er die Frucht gegessen hatte, warf er den Kern vor ihre Füße. Voller Entsetzen sah sie ihn an. Und als sie ängstlich aufblickte, fühlte sie seine Hand auf ihrem linken Arm. Er drehte sie herum und stieß sie eine Seitenstraße entlang, sodass sie vor ihm herlaufen musste.

An einer Pagataverne in der Nähe des großen Tores, billig und überfüllt, stinkend und dreckig, ein Ort für Fremde und kleine Händler, nahm der Meuchelmörder sie beim Arm und schob sie hinein. Jene im Schankraum sahen von ihren niedrigen Tischen auf, und die drei Musiker an der Wand hörten auf zu spielen. Die Sklavenmädchen, gekleidet in Vergnügungsseide, drehten sich um und erstarrten, die Pagaflaschen auf ihren Unterarmen balancierend. Nicht einmal die kleinen Glöckchen an ihren linken Fußknöcheln machten ein Geräusch. Nicht eine Flasche wurde erhoben, keine Hand bewegte sich. Die Männer schauten den Attentäter an, der sie einen nach dem anderen beobachtete. Einige wurden unter seinem Blick bleich, andere flohen unter die Tische, voller Angst, dass sie, obgleich sie das nicht ahnen konnten, die Opfer des Mannes mit dem schwarzen Dolch sein würden.

Der Meuchelmörder wandte sich an einen Mann mit einer schwarzen Schürze, ein fetter grimmiger Kerl, der darunter eine weiße Tunika mit goldenen Verzierungen trug, verdreckt durch Schweiß und verschütteten Paga.

»Sklavenring«, sagte der Attentäter.

Der Mann nahm einen Schlüssel von einer Reihe Haken hinter sich.

»Sieben«, erwiderte er und warf Kuurus den Schlüssel zu.

Der Attentäter fing ihn und führte das Sklavenmädchen am Arm zu einer dunklen Wand in einer niedrig überdachten Ecke des gewundenen Raumes. Sie bewegte sich hölzern, wie betäubt. Ihre Augen wirkten ängstlich. Zwei weitere Mädchen knieten dort und zogen sich mit klirrenden Ketten zurück. Er drückte das dunkelhaarige Mädchen vor dem siebten Ring in die Knie, legte ihm einen Halsreif um den Hals, ließ ihn einrasten und drehte den Schlüssel, verschloss ihn damit. Der Halsreif verband sie mit einer zwei Fuß langen Kette mit dem Sklavenring in der Wand. Dann sah er auf sie herab. Angstvoll blickte sie ihn an. Das Gelb ihres Kleides erschien im Schatten sehr dunkel. Von dort, wo sie kniete, konnte sie die niedrig hängenden Lampen voller Tharlarionöl im Hauptraum sehen, die Männer, die Mädchen in Seide, die mit klingenden Glöckchen herumeilten, um Paga aufzufüllen. In der Mitte des Raumes, unter einer Hängelampe, war eine freie Fläche, gefüllt mit Sand, in der Männer kämpften oder Frauen tanzten. Jenseits der Tische und der Sandfläche gab es eine zwanzig Fuß hohe Mauer mit vier Stockwerken, alle unterteilt in jeweils sieben Alkoven mit runden Eingängen und einem Durchmesser von vielleicht vierundzwanzig Zoll. Sieben enge Leitern, jede vielleicht acht Zoll breit, waren an der Wand befestigt und gewährten Zugang zu den Alkoven.

Sie sah, wie der Meuchelmörder zu den Tischen ging und sich im Schneidersitz hinter einen setzte, einen Tisch, der zu ihrer Linken an der Wand stand, sodass hinter ihm keine weiteren Tische, sondern nur noch die Wand war.

Die Männer, die dort zuvor gehockt hatten, hatten sich leise erhoben und ihren Platz verlassen.

Kuurus lehnte seinen Speer hinter sich gegen die Wand, er nahm seinen Schild von der linken Schulter, ebenso seinen Helm und das Kurzschwert, das er zu seiner Rechten auf den niedrigen Tisch legte.

Der Besitzer der Taverne, der grimmige Mann in der Tunika aus weiß und gold, winkte, und eine der Sklavinnen eilte mit klingenden Sklavenglöckchen zu dem Meuchelmörder und setzte eine Schale vor ihm ab, die sie zitternd aus einem Krug füllte. Dann, mit einem kurzen Blick auf die angekettete Sklavin, machte sie sich wieder davon.

Kuurus nahm die Pagaschale in beide Hände und schaute hinein.

Dann hob er sie an seine Lippen und trank.

Nachdem er sie wieder abgesetzt hatte, wischte er sich den Mund mit dem Unterarm ab und schaute die Musiker an. »Spielt!«, befahl er.

Die drei Musiker beugten sich über ihre Instrumente, und im nächsten Augenblick waren wieder die üblichen Geräusche einer Pagataverne zu hören: Gespräche, Musikfetzen, verschütteter Paga, das Klirren der Schalen, die Glöckchen an den Knöcheln der Sklavinnen.

Es war noch keine Viertelahn vergangen, und schon hatten die Gäste, wie es immer so war, den dunklen Mann vergessen, der die schwarze Tunika der Attentäter trug und still mit ihnen trank. Es genügte ihnen zu wissen, dass offenbar keiner von ihnen das Ziel des Mannes war.

Kuurus trank und beobachtete sie alle, sein Gesicht bar jeder Emotion.

Plötzlich stürzte eine kleine Gestalt durch die Eingangstür der Taverne herein, stolperte und rollte laut schreiend die Treppenstufen herab. Sie sprang auf die Füße wie ein kleines, buckliges Tier mit einem großen Kopf und wildem braunem Haar. Ein Auge war größer als das andere. Sie konnte stehen, doch reichte selbst aufgerichtet nicht höher als bis zur Taille eines normalen Mannes. »Tut Hup nicht weh!«, kreischte sie. »Tut Hup nicht weh!«

»Es ist Hup der Narr«, sagte jemand.

Der kleine missgestaltete Kerl mit dem großen Kopf rannte hüpfend und hinkend wie ein kurzbeiniger Urt zum Tresen, hinter dem der Mann mit der schmierigen Tunika stand und gerade eine Pagaschale reinigte.

»Verstecke Hup!«, rief der Narr. »Verstecke Hup! Bitte verstecke Hup!«

»Verschwinde, Hup du Narr!«, rief der Mann und schlug mit dem Handrücken nach ihm.

»Nein!«, schrie Hup. »Sie wollen Hup töten!«

»Es gibt für Bettler keinen Platz im ruhmreichen Ar!«, grummelte einer der Männer an den Tischen.

Hups Lumpen mochten früher einmal eine Tunika von der Kaste der Töpfer gewesen sein, aber jetzt konnte man das kaum noch erkennen. Seine Hände sahen aus, als wären sie gebrochen worden; ein Bein war deutlich kürzer als das andere. Hup wand seine kleinen deformierten Hände und schaute sich um. Er versuchte albern, sich hinter einer Gruppe von Männern zu verbergen, die ihn jedoch in die sandgefüllte Mitte des Raumes warfen. Er bemühte sich, wie ein verzweifeltes Tier, unter einen der niedrigen Tische zu krabbeln, aber er verschüttete dabei nur den Paga, und die Männer zogen ihn unter dem Tisch hervor und schlugen ihm mit den Fäusten auf den Rücken. Hup wimmerte und schrie weiterhin und rannte in der Taverne hin und her. Dann, trotz eines ärgerlichen Rufes des Wirtes, kletterte er über die Theke und nahm dahinter Zuflucht.

Die Männer in der Taverne, mit Ausnahme von Kuurus, lachten.

Dann, einen Augenblick später, brachen vier bewaffnete, kräftige Männer durch die Tür und stürmten herein. Ein blau-gelber Seidenstreifen war diagonal auf ihre Kleidung genäht.

»Wo ist Hup der Narr?«, rief ihr Anführer, ein großer Mann mit Zahnlücken und einer Narbe über dem rechten Auge.

Seine Männer begannen ärgerlich, den Raum abzusuchen.

»Wo ist Hup der Narr?«, fragte der Anführer der vier Männer noch einmal den Wirt.

»Ich werde nach ihm suchen lassen«, erwiderte dieser und winkte dem Mann mit der Zahnlücke zu, der zu grinsen begann. »Nein«, sagte er und schaute dann offensichtlich mit großer Sorgfalt hinter seinen Tresen, »Hup der Narr scheint nicht hier zu sein.«

»Sieht so aus, als müssten wir woanders suchen«, sagte der Anführer der vier Männer und versuchte, enttäuscht zu klingen.

»Das scheint so«, erwiderte der Wirt. Nach einer grausamen Pause rief er plötzlich: »Nein! Warte! Hier ist etwas!« Und er griff nach unten, hinter den Tresen, und hob ein kleines zitterndes Bündel namens Hup der Narr hoch, das angstvoll aufschrie, und schleuderte es in die Arme des grinsenden Anführers.

»Na so was!«, rief der Mann mit den Zahnlücken. »Er ist es! Es ist Hup der Narr!«

»Gnade, ihr Herren!«, kreischte Hup, der sich im Griff des Mannes wand.

Die anderen drei Männer, gemietete Kämpfer wahrscheinlich aus der Kriegerkaste, lachten über die verzweifelten Versuche des kleinen schluchzenden Fleischbündels, sich selbst zu befreien.

Auch die Gäste lachten über die Situation des kleinen Narren.

Hup war in der Tat hässlich: klein, gleichzeitig aber dick, beinahe kugelförmig; unter seiner schmutzigen Tunika, vielleicht die der Töpfer, zeichnete sich der Höcker von irgendeiner grotesken Geschwulst ab; ein kürzeres Bein; ein für seinen Körper zu großer Kopf und an der rechten Seite geschwollen; ein Auge war größer als das andere. Seine winzigen Füße versuchten, den Mann, der ihn hielt, zu treten.

»Willst du ihn wirklich töten?«, fragte einer der Stammkunden an einem der niedrigen Tische.

»Diesmal stirbt er«, sagte der Mann, der Hup hielt. »Er hat es gewagt, den Namen Portus auszusprechen und eine Münze von ihm zu erbetteln.«

Goreaner mögen generell keine Bettler, und viele sehen sie als Beleidigung für sich und ihre Stadt an. Sollte Barmherzigkeit notwendig sein, weil ein Mann nicht arbeiten kann oder eine Frau alleine ist, wird dies im Regelfall über die Kaste organisiert, manchmal auch durch den Clan, der sich an der Verwandtschaft bis ins fünfte Glied orientiert. Wenn sich jemand ohne Kaste oder Clan wiederfindet, wie es vielleicht beim armen Hup der Fall war, wird das Leben meist erbärmlich und kurz sein. Darüber hinaus sind Goreaner sehr sensibel im Umgang mit Namen und wer diese ausspricht. Einige, vor allem aus den niederen Kasten, benutzen sogar Gebrauchsnamen, mit denen sie ihre wahren Namen verbergen, sodass Feinde sie nicht erfahren und für dunkle Magie nutzen können. Sklaven generell dürfen Freie nicht mit ihrem Namen ansprechen. Kuurus vermutete, dass Portus, wohl ein Mann von einiger Wichtigkeit, sich schon mehr als einmal über Hup geärgert hatte und nun beschlossen hatte, sich des Problems zu entledigen.

Der Mann, der Hup mit der einen Hand hielt und ihn mit der anderen schlug, warf ihn dann seinen drei Männern zu, die ihn ebenfalls zu misshandeln begannen. Die Menschen im Gastraum reagierten amüsiert, als der kleine Körper herumgeworfen wurde und manchmal gegen Wände und Tische prallte. Schließlich lag der gebrochene Körper in sich zusammengerollt, blutend und kaum noch in der Lage zu wimmern, mit dem Kopf zwischen den Beinen, in einer Ecke. Die vier Männer schleppten ihn zum Kampfplatz und begannen, ihn immer wieder zu treten. Schließlich ergriff der Mann mit den Zahnlücken Hups Haare und zog den Kopf hoch, um seinen Hals zu präsentieren. In seiner Rechten trug er eine kleine, dicke, gebogene Klinge, das Hakenmesser von Ar, das geschützt beim Hakenmesserkampf benutzt wird; jetzt aber steckte das Messer nicht in der Scheide.

Die Augen des kleinen Hup waren zusammengekniffen, sein Körper zitterte wie der eines Urts im Biss eines Sleens.

»Bleibt auf dem Sand!«, warnte der Besitzer der Taverne.

Der mit der Zahnlücke lachte und schaute sich in der Menge um, seine Augen leuchteten, als er sah, wie alle voller Erwartung dem tödlichen Streich entgegenfieberten.

Doch sein Lachen erstarb, als er in die Augen von Kuurus blickte. Mit seiner linken Hand schob dieser die Schale mit Paga zur Seite.

Hup öffnete seine Augen, erstaunt darüber, den tiefen, grausamen Schnitt des Dolches noch nicht gespürt zu haben. Er sah in die Augen von Kuurus, der in der Dunkelheit saß, die Beine gekreuzt, und seinen Blick emotionslos erwiderte.

»Du bist ein Bettler?«, fragte Kuurus.

»Ja, Herr!«, sagte Hup.

»Lief das Geschäft heute gut?«, fragte Kuurus weiter.

Hup sah ihn voller Furcht an. »Ja, Herr«, erwiderte er. »Ja!«

»Dann hast du Geld!«, stellte Kuurus fest, erhob sich und schlang sich die Scheide mit seinem Kurzschwert um die Schulter.

Hup schob seine kleine, dicke, verknotete Hand in einen Beutel und warf eine Münze, eine Tarnscheibe aus Kupfer, die Kuurus auffing und in eine seiner Gürteltaschen steckte.

»Misch dich nicht ein!«, knurrte der Mann mit dem Hakenmesser.

»Wir sind zu viert!«, sagte ein anderer und legte seine Hand auf den Schwertknauf.

»Ich habe Geld genommen«, erwiderte Kuurus.

Die Männer an den Tischen bewegten sich ebenso wie die Sklavenmädchen zur Seite.

»Wir sind Krieger!«, sagte einer der vier.

In diesem Moment landete eine Goldmünze auf dem Tisch vor dem Attentäter und drehte sich auf dem Holz.

Alle Augen richteten sich auf einen untersetzten Mann in einer Robe aus blauer und gelber Seide. »Ich bin Portus«, sagte er. »Misch dich nicht ein, Meuchelmörder!«

Kuurus nahm die Münze, betrachtete sie und sah dann Portus an. »Ich habe schon das Geld eines anderen genommen.«

Portus holte tief Luft.

Die vier Krieger machten sich bereit. Fünf Klingen glitten aus den Scheiden mit nur einem Laut. Hup krabbelte wimmernd auf allen vieren davon.

Der erste Krieger warf sich auf den Attentäter, aber in der Dunkelheit jenes Bereiches der Taverne, im schummrigen Licht der Lampen, war nicht zu erkennen, was genau geschah. Niemand hörte den Schlag einer Klinge, aber alle sahen, wie der Mann mit der Zahnlücke über einen der niedrigen Tische fiel. Dann bewegte sich die dunkle Gestalt des Attentäters wie ein schneller Schatten durch den Raum, und jeder der drei Krieger warf sich auf ihn – doch keiner kam auch nur in seine Nähe. Ein weiterer Kämpfer fiel auf seine Knie und nach vorn in ein Sandloch, ohne dass jemand den Stahl einer Klinge gesehen hätte; die beiden anderen Krieger schlugen gleichfalls zu, doch ihre Schwerter berührten das des Meuchelmörders nicht einmal, der nicht geneigt schien sich dazu herabzulassen, mit ihnen zu kämpfen; der dritte Mann drehte sich mit überraschtem Gesichtsausdruck um, ging zwei Schritte und fiel zu Boden; der vierte sprang, verfehlte den Schatten, der sich zur Seite bewegte, und schon steckte der Attentäter sein Schwert wieder in die Scheide, nicht ohne den letzten Krieger damit niedergestreckt zu haben. Dann nahm Kuurus wieder die Goldmünze und sah den schwitzenden und entsetzten Portus an. Er warf die Münze vor die Füße von Hup dem Narren. »Ein Geschenk für Hup den Narren«, sagte der Attentäter, »von Portus dem Gütigen.« Hup steckte die Goldmünze ein und rannte davon wie ein Urt, der seiner Falle entkommen war.

Kuurus kehrte zu seinem Tisch zurück und setzte sich wie zuvor in den Schneidersitz. Einmal mehr lag das Kurzschwert neben seiner Rechten auf dem Tisch. Er erhob seine Schale mit Paga und trank.

Kuurus hatte noch nicht abgesetzt, als er fühlte, wie sich jemand näherte. Seine rechte Hand lag nun auf dem Griff seines Schwertes.

Es war Portus, schwer, untersetzt, in blauer und gelber Seide, der langsam näher kam, mit offenen Händen, Abstand haltend zu seinem Körper, und lächelte.

Er setzte sich schnaufend Kuurus gegenüber und legte seine Hände auf die Knie. Kuurus sagte nichts und beobachtete nur.

Der Mann lächelte immer noch, doch Kuurus beantwortete das Lächeln nicht.

»Willkommen, Mörder«, sagte der Mann und sprach damit den Attentäter auf eine Weise an, die in seiner Kaste Respekt ausdrückte.

Kuurus bewegte sich nicht.

»Ich sehe, dass du auf deiner Stirn das Zeichen des Dolches trägst«, sagte Portus.

Kuurus beobachtete den Mann genau. Er bemerkte, wie dessen Robe über dem rechten Arm hing.

Sein Kurzschwert glitt aus der Scheide.

»Ich muss mich schützen!«, sagte der Mann lächelnd, als die Klinge durch seinen Ärmel glitt und die Scheide an seinem Oberarm enthüllte.

Ohne den Blick von ihm zu nehmen, schnitt Kuurus die Scheide vom Arm des Mannes und, mit einer kleinen Bewegung seiner Klinge warf er Scheide und Dolch zu Boden.

»Ich bin der Ansicht«, sagte der Mann, »dass es eine gute Sache ist, jene in der schwarzen Tunika unter uns zu haben.«

Kuurus nickte und akzeptierte die Aussage.

»Bring Paga!«, rief der Mann mit arrogantem Ton, ungeduldig zu einem der Mädchen, das sich beeilte zu gehorchen. Dann wandte er sich mit einem gewinnenden Lächeln wieder an Kuurus. »In Ar hatten wir harte Zeiten«, sagte der Mann, »nachdem man Kazrak aus Port Kar als Administrator abgesetzt hat und nach dem Mord an Om, dem Hohen Eingeweihten der Stadt.«

Kuurus hatte von diesen Dingen gehört. Kazrak, der die Stadt mehrere Jahre verwaltet hatte, war abgesetzt worden, vor allem auf Bestreben diverser Faktionen unter den Eingeweihten und Händlern, die einige Vorwürfe gegen den Administrator vorgebracht hatten. Kazrak hatte die Kaste der Eingeweihten vor allem dadurch verärgert, dass er eine Grundsteuer auf ihre großen Besitztümer in und außerhalb der Stadt verlangt und hin und wieder Gerichtsurteile der Verwaltungsgerichte, die zu jenen der Gerichte der Kaste in Widerspruch standen, durchgesetzt hatte. Die Eingeweihten hatten daraufhin in ihren Orakeln und Predigten die Furcht geäußert, dass Kazrak nicht mehr lange in der Gunst der Priesterkönige stehen werde. Nach dem Mord an Om, der recht gute Beziehungen zum Administrator gepflegt hatte, war der neue Hohe Eingeweihte Complicius Serenus beim Studium der Omen nach der Schlachtung eines weißen Bosks, zu Ehren der neuen Ernte, erschrocken zu der Erkenntnis gelangt, dass sie gegen Kazrak standen. Andere Eingeweihte äußerten den Wunsch, die Omen ebenfalls zu inspizieren, die sich aus der Form der Leber des toten Bosks ergaben, aber Complicius Serenus hatte die Leber voller Entsetzen ins Feuer geworfen, wahrscheinlich, um solche düsteren Prophezeiungen sofort zu vernichten. Dann war er weinend auf dem Opferaltar zusammengebrochen, denn er war allgemein als guter Freund des Administrators bekannt. Seitdem konnte man sagen, dass Kazrak vor allem bei den unteren Kasten das Vertrauen verloren hatte. Er machte sich darüber hinaus durch seine Aktivitäten gegen diverse Monopole unbeliebt, die von Faktionen innerhalb der Händlerkaste kontrolliert wurden, vor allem jene, die mit der Produktion von Backsteinen und dem Vertrieb von Tharlarionöl und Salz zu tun hatten. Dann beschloss er auch noch Beschränkungen zu den Spielen und Wettkämpfen in Ar, sodass es selbst unter den Sklaven kaum noch zu Todesfällen kam. Es war allgemein bekannt, dass die Bürger von Ar nicht mehr stark und furchtlos bleiben konnten, wenn sie nicht immer wieder an den Anblick von Tod, Gefahr und Blut gewöhnt wurden. Und da Kazrak eigentlich und durchaus ungewöhnlich aus Port Kar stammte, einer Stadt, die nicht immer die besten Beziehungen zu Ar oder anderen goreanischen Städten pflegte, lag der Verdacht des Verrates in der Luft. Schließlich kam noch hinzu, dass Kazrak zu jenen gehörte, die Ar während der schwierigen Zeit unter Pa-Kur, dem Meisterattentäter, zur Seite gestanden hatten; in den Straßen der Stadt aber wurde nun die Geschichte erzählt, dass die Bewohner Ars alleine den Unterdrücker gestürzt hätten; die bloße Anwesenheit von Kazrak erinnerte zu stark daran, dass das ruhmreiche Ar einst die Hilfe anderer Städte benötigt hatte – und anderer Männer als seiner eigenen.

Obgleich es nur Mitglieder der hohen Kasten waren, die die Mitglieder des Stadtrates wählten, wurden das Gold der Händler und der Wille der allgemeinen Bevölkerung selten ignoriert. Daher wurde Kazrak nach Jahren im Amt des Administrators vom Rat abgesetzt und aus der Stadt verbannt. Öffentlich wurden ihm Salz, Brot und Feuer verweigert, wie damals auch – vor vielen Jahren – Marlenus, dem ehemaligen Ubar von Ar. Kazrak und seine Gefolgsleute sowie seine schöne Gefährtin Sana von Thentis hatten die Stadt bereits Monate zuvor schon verlassen. Wo sie sich nun aufhielten war unbekannt, aber es wurde vermutet, dass es ihre Hoffnung war, eine neue Kolonie auf einer der Inseln der Thassa zu gründen, noch weiter nördlich als selbst Cos oder Tyros. Der derzeitige Administrator Ars war ein Mann namens Minus Tentius Hinrabius, ein an sich unwichtiger Kerl, allerdings war er Mitglied der Familie der Hinrabier, die wichtig unter den Gründungsfamilien war, weil sie über eine große Anteilsmehrheit an der Backsteinproduktion der Stadt verfügte.

»Es ist schwer in Ar«, sagte der dickbäuchige Portus. »Vor allem seit Kazrak gegangen ist.«

Kuurus sagte nichts.

»Es gibt wenig Ordnung«, fuhr Portus fort. »Wenn man des Nachts ausgeht, selbst auf den hohen Brücken, muss man eine Leibgarde mitnehmen. Es ist nicht sicher, des Nachts zwischen den Zylindern ohne Stahl zu laufen.«

»Bewachen die Krieger die Straßen denn nicht mehr?«, fragte Kuurus.

»Einige«, erwiderte Portus. »Aber nicht genug. Viele sind mit Grenzstreitigkeiten beschäftigt, zum Teil so weit entfernt wie Cartius. Außerdem wird den Handelskarawanen jetzt kostenlos Schutz gewährt.«

»Es gibt doch sicher viele Krieger in der Stadt«, meinte Kuurus.

»Ja«, bestätigte Portus, »aber sie tun wenig – sie werden alle gut bezahlt, mehr als das Doppelte des vorhergehenden Soldes, aber sie üben morgens mit ihren Waffen, verbringen die Nachmittage und Abende in den Tavernen, den Spielhöhlen und den Bädern der Stadt.«

»Man kann sich Söldner mieten?«, fragte Kuurus.

»Ja«, antwortete Portus, »und die reichen Kaufleute, die großen Häuser, jene in der Münzstraße und jene in der Straße der Brände, haben alle ihre eigenen Männer.« Er lächelte. »Darüber hinaus«, fuhr er fort, »trainieren und bewaffnen die Händler Gruppen solcher Männer, um sie wiederum an die Bewohner bestimmter Straßen oder Zylinder zu vermieten.«

Kuurus hob seine Schale und trank.

»Was hat das alles mit mir zu tun?«, fragte er.

»Für wen trägst du das Zeichen des Dolches auf der Stirn?«, fragte Portus diskret, doch Kuurus erwiderte nichts.

»Vielleicht könnte ich dir verraten, wo du dein Opfer findest«, schlug Portus vor.

»Ich werde ihn finden«, meinte Kuurus.

»Natürlich«, erwiderte Portus. »Natürlich.« Der schwergewichtige Mann, der im Schneidersitz gegenüber dem Meuchelmörder saß, begann zu schwitzen, fummelte an seinem Seidengewand herum und hob dann mit nervöser zitternder Hand eine Schale mit Paga an seine Lippen, wobei er etwas davon verschüttete. »Ich wollte dich nicht verärgern«, sagte er.

»Du lebst ja noch«, erwiderte Kuurus.

»Darf ich fragen, Mörder«, fuhr Portus fort, »ob dies dein erster Auftrag ist – oder der zweite?«

»Der zweite«, antwortete Kuurus.

»Ah!«, machte Portus.

»Ich jage«, sagte Kuurus.

»Natürlich.«

»Ich übe Rache«, sagte Kuurus.

Portus lächelte. »Das ist es, was ich meinte«, sagte er. »Es ist gut, dass die schwarze Tunika wieder unter uns ist, damit Gerechtigkeit geübt und die Ordnung wieder hergestellt wird, das Recht obsiegt.«

Kuurus sah ihn an, in seinen Augen lag kein Lächeln. »Es gibt nur Gold und Stahl«, sagte er.

»Selbstverständlich«, stimmte Portus hastig zu. »Das ist wohl wahr.«

»Warum hast du mich angesprochen?«

»Ich würde gerne deine Dienste in Anspruch nehmen«, antwortete Portus.

»Ich jage«, wiederholte Kuurus.

»Ar ist eine große Stadt«, sagte Portus. »Vielleicht wird es etwas Zeit kosten, bis du denjenigen gefunden hast, den du suchst.«

Kuurus’ Augen flackerten.

Portus lehnte sich nach vorne. »Und währenddessen«, ergänzte er, »könntest du durchaus große Summen verdienen. Ich habe Arbeit für Männer wie dich. Und die meiste Zeit gäbe es wenig zu tun, sodass du jagen könntest, wie es dir beliebt. Alles könnte sich zu unserer beiderseitigen Zufriedenheit entwickeln.«

»Wer bist du?«, fragte Kuurus.

»Ich bin Portus«, erwiderte der Mann, »der Herr des Hauses von Portus.«

Kuurus hatte vom Haus des Portus gehört, eines der größten Sklavenhäuser in der Straße der Brände. Natürlich hatte er von der blauen und gelben Seidentunika bereits geschlossen, dass der Mann ein Sklavenhändler war.

»Wovor fürchtest du dich?«, fragte Kuurus.

»Es gibt da ein Haus, größer als das meine, auch größer als jedes andere in der Straße der Brände«, sagte er.

»Du fürchtest dieses Haus?«, hakte Kuurus nach.

»Jene, die ihm vorstehen, sind dem Administrator ebenso wie dem Hohen Eingeweihten sehr nahe«, sagte Portus.

»Was meinst du damit?«, wollte Kuurus wissen.

»Das Gold jenes Hauses wiegt schwer im Rat der Stadt.«

»Der Administrator und der Hohe Eingeweihte«, wiederholte Kuurus, »schulden ihre Macht jenem Gold?«

Portus lachte bitter. »Ohne das Gold dieses Hauses hätten sie weder die Rennen, noch die Spiele organisieren können, die ihnen die Gunst der unteren Kasten zufliegen lässt.«

»Aber die unteren Kasten haben kein Stimmrecht im Rat«, sagte Kuurus. »Der Administrator wird vom Hohen Rat der Stadt ernannt und der Hohe Eingeweihte vom Hohen Rat der Eingeweihten.«

»Diese Räte«, bemerkte Portus abfällig, »wissen sehr wohl, wie die unteren Kasten in ihren Käfigen bellen.« Er schnaubte. »Und es gibt viele in den Räten, die, sollte man sie vor die Wahl stellen, lieber das Gold wählen werden als den Stahl einer Klinge.« Portus sah Kuurus bedeutungsvoll an. »Es gibt nur Gold und Stahl«, ergänzte er.

Kuurus lächelte nicht.

Portus hob hastig die Pagaschüssel und trank. Er war sich des forschenden Blickes des Meuchelmörders durchaus bewusst.

»Wie kann ein Haus solche Reichtümer anhäufen, sodass es alle anderen Häuser der Stadt darin übertrifft?«

»Es ist ein reiches Haus«, erwiderte Portus und sah sich um. »Es ist sehr reich.«

»So reich?«, fragte Kuurus.

»Ich weiß nicht, woher das Gold kommt – zumindest der Großteil«, erzählte Portus. »Mein eigenes Haus wäre nicht in der Lage, zwei Tage voller Spiele zu finanzieren, wir wären sofort bankrott.«

»Woher nun dein Interesse für dieses Haus?«, fragte Kuurus.

»Es möchte ohne Zweifel das Monopol für den Sklavenhandel in Ar«, flüsterte Portus.

Kuurus lächelte.

»Mein eigenes Haus«, fuhr Portus fort, »ist zwanzig Generationen alt. Wir haben seit einem halben Jahrhundert Sklaven gezüchtet, gefangen, trainiert und verkauft. Das Haus von Portus kennt man überall auf Gor.« Portus blickte nieder. »Bis jetzt sind schon sechs Häuser in der Straße der Brände entweder bankrott oder aufgekauft worden.«

»Es hat noch nie ein solches Monopol in Ar gegeben«, meinte Kuurus.

»Dennoch ist dies der Wunsch jener, über die ich hier spreche«, sagte Portus. »Ist das nicht beleidigend? Bist du nicht auch wütend darüber? Selbst wenn man nur an die Qualität der Ware und die Preise denkt. Verstehst du, was das bedeutet? Schon jetzt schaffen es die kleineren Häuser kaum, gute Ware zu finden, und wenn wir es dennoch schaffen, werden wir im Verkauf unterboten. Wenige Kunden in Ar kommen jetzt noch zu uns.«

»Wie kann sich jenes Haus dies dauerhaft leisten?«, fragte Kuurus. »Ist die Anzahl der Sklaven denn so groß, dass es sich lohnt, einzelne mit weniger Profit zu verkaufen?«

»Ich habe lange darüber nachgedacht«, erwiderte der Sklavenhändler. »Das allein kann es nicht erklären. Ich kenne das Geschäft gut. Die Kosten, die im Sklavenhandel für dieses Haus entstehen, sind beträchtlich: Informationen, Organisation, Planung, Aufkauf, Transport und Sicherheit, Sorge, Nahrung und Training der Tiere, Wachen, Auktionsgebühren, die Steuern auf den Umsatz, die Lieferungen in ferne Städte und das große, gut ausgebildete und gut bezahlte Personal jenes Hauses. Verdammt, sie haben eigene Bäder, die sogar größer sind als die capacianischen Badehäuser!« Portus nickte verwirrt. »Nein«, sagte er, »sie müssen andere Goldquellen haben als die Einkünfte aus dem Handel.« Er bewegte einen Finger in verschüttetem Paga auf der Tischoberfläche. »Ich dachte eine Weile«, sagte er, »dass es ihre Absicht sei, durch das systematische Heruntertreiben der Preise die anderen Sklavenhäuser in den Ruin zu treiben und dann die Verluste durch ein Heraufsetzen der Preise auszugleichen, wenn sie erst das Monopol haben – aber als ich wieder an das Gold dachte, mit dem sie die Spiele unterstützt haben, um jene zu ehren, die nachher Administrator und Hoher Eingeweihter werden sollten, kam ich zu dem Schluss, dass es das nicht sein konnte. Es müssen andere Quellen des Goldes existieren als jene, die dieses Haus durch regulären Handel erschließt.«

Kuurus sagte nichts.

»Dann gibt es noch eine seltsame Sache, die ich nicht verstehe«, fuhr Portus fort.

»Was?«, fragte Kuurus.

»Die Anzahl der Barbarenfrauen, die sie zur Auktion bringen«, sagte Portus.

»Es hat schon immer Barbarenfrauen auf Gor gegeben«, meinte Kuurus und verwarf damit Portus’ Bemerkung.

»Nicht in solcher Anzahl«, grummelte der Händler. Er sah Kuurus an. »Weißt du, wie aufwendig es ist, eine Barbarenfrau aus den Gebieten jenseits der Städte zu erbeuten – welche Entfernungen allein zurückgelegt werden müssen? Normalerweise kann man sie nur einzeln transportieren, auf dem Rücken eines Tarns. Eine normale Karawane würde mehr als ein Jahr brauchen, um dorthin zu reisen und wieder zurückzukehren.«

»Hundert Tarnreiter, gut organisiert«, erklärte Kuurus, »können Barbarendörfer angreifen, hundert Frauen erbeuten und in zwanzig Tagen wieder zurück sein.«

»Das ist wahr«, gab Portus zu. »Aber normalerweise werden mit solchen Angriffen die Zylinder bestimmter Städte attackiert – die Entfernungen jenseits der Städte sind groß und der Erlös für den Verkauf von Barbarenfrauen begrenzt.«

Kuurus hob die Schultern.

»Darüber hinaus«, sagte Portus, »sind es keine normalen Barbarenfrauen.«

Kuurus schaute hoch.

»Einige von ihnen haben fast goreanische Züge«, erklärte Portus. »Und sie verhalten sich seltsam. Sie betteln und weinen und jammern. Man möchte fast glauben, dass sie niemals zuvor in ihrem Leben einen Halsreif oder Ketten gesehen haben. Sie sind schön, aber sie sind auch dumm. Alles, was sie verstehen, ist die Peitsche.« Portus blickte verbittert zu Boden. »Männer schauen sich sogar aus reiner Neugierde die Auktionen an, da sie entweder nur bewegungslos dastehen oder schreien und kämpfen oder etwas in ihrer barbarischen Sprache kreischen.« Er sah wieder auf. »Die Peitsche lehrt ihnen, was von ihnen erwartet wird, und dann präsentieren sie sich ganz ordentlich. Einige bringen gute Preise, obgleich es sich um Barbarinnen handelt.«

»Ich verstehe«, meinte Kuurus, »dass du mein Schwert mieten willst, sodass du dich zu einem gewissen Grade vor jenen Menschen und jenem Haus, von dem du sprachst, schützen kannst.«

»Das ist zutreffend«, sagte Portus. »Wenn Gold nicht hilft, kann nur Stahl gegen Stahl treffen.«

»Du sagst, dass jenes Haus das größte und reichste in der Straße der Brände sei, das mächtigste zudem.«

»Ja«, sagte Portus.

»Wie lautet der Name dieses Hauses?«, fragte Kuurus.

»Das Haus des Cernus«, sagte Portus.

»Ich erlaube es, dass mein Schwert gemietet wird …«, sagte Kuurus.

»Gut!«, rief Portus aus, seine Hände auf dem Tisch, seine Augen voller Freude. »Gut!«

»… vom Haus des Cernus!«, vervollständigte der Meuchelmörder seinen Satz.

Die Augen Portus’ wurden groß, und sein Körper erzitterte. Er taumelte auf seine Füße und stolperte rückwärts, schüttelte seinen Kopf und fiel über einen der flachen Tische, ehe er aus der Taverne floh.

Als er seinen Paga getrunken hatte, erhob sich Kuurus und ging in die abgedunkelte Ecke des Raums mit der niedrigen Decke. Er schaute in die Augen des Sklavenmädchens, das in einem gelben Sklavenkleid, immer noch dort kniete. Dann öffnete er den Reif und ließ sie frei. Er zog sie auf die Füße und zwang sie, vor ihm zu laufen. Dann ging er zum Tresen und warf dem Wirt den Schlüssel zu. »Benutze 27«, sagte der Mann und überreichte Kuurus ein Stück Seide, Lustseide, in die Sklavenketten gewickelt waren.

Kuurus warf sich Seide und Ketten über die Schulter und bedeutete dem jungen Mädchen, sich vorwärtszubewegen. Sie gehorchte, durchquerte mit ihm den Raum, ging zwischen den Tischen entlang und blieb vor einer schmalen Leiter an der rechten Seite der hohen Wand stehen, wo sich die Zugänge zu den Alkoven befanden.

Ohne zu sprechen, kletterte sie mit hölzernen Bewegungen die Leiter empor und krabbelte auf den Vorsprung neben dem kleinen Alkoven, der das goreanische Äquivalent einer 27 trug. Sie trat ein, gefolgt von Kuurus, der die Gardinen hinter ihnen zuzog.

Der Alkoven mit seinen gekrümmten Wänden war keine vier Fuß hoch und fünf Fuß breit. Er wurde nur durch eine kleine Lampe in einer Nische an der Wand erhellt. Überall war rote Seide drapiert, und auf dem Boden lagen Liebesfelle und Kissen, die gestapelten Felle waren sicher gute sechs bis acht Zoll dick.

Im Alkoven veränderte sich das Verhalten des Mädchens, und es rollte sich auf den Rücken und hob ein Knie. Dann sah sie den Meuchelmörder verführerisch an.

»Ich war noch nie an einem solchen Ort«, sagte sie.

Kuurus warf Seide und Ketten zu einer Seite des Alkovens und grinste sie an.

»Ich verstehe nun«, fuhr sie fort, »warum freie Frauen niemals eine Pagataverne betreten.«

»Aber du bist doch nur ein Sklavenmädchen«, sagte Kuurus.

»Wohl wahr«, sagte sie gelassen und drehte ihren Kopf zur Seite. Kuurus löste ihr Sklavengewand. Das Mädchen setzte sich aufrecht hin und umklammerte ihre Fußknöchel mit den Händen.

»So sind diese Orte also«, meinte sie und sah sich noch einmal um.

»Gefällt es dir hier?«, fragte Kuurus.

»Na ja!«, sagte sie züchtig und sah zu Boden. »Eine Frau fühlt sich hier ziemlich …«

»Genau«, meinte Kuurus. »Ich sehe schon, ich sollte dich öfters hierherbringen.«

»Das könnte angenehm sein«, sagte sie, »Herr!«

Kuurus fingerte an ihrem gelb emaillierten Stahlreif. Darauf stand geschrieben: Ich bin Eigentum des Hauses von Cernus.

»Ich würde gerne den Reif abmachen«, sagte er.

»Dummerweise«, sagte sie, »liegt der Schlüssel im Haus des Cernus.«

»Das ist sehr gefährlich, was du da machst, Elizabeth!«, sagte Kuurus.

»Du solltest mich besser Vella nennen«, sagte sie. »Das ist der Name, unter dem ich im Haus des Cernus bekannt bin.«

Er schloss sie in seine Arme, und sie küsste ihn. »Ich habe dich vermisst, Tarl Cabot«, sagte sie.

»Und ich dich auch«, erwiderte ich.

Ich küsste sie.

»Wir müssen über unsere Arbeit sprechen«, murmelte ich. »Über unsere Pläne und Absichten, und wie wir sie verwirklichen.«

»Die Arbeit der Priesterkönige und derlei«, sagte sie, »ist sicher weniger wichtig als das, was wir jetzt tun werden.«

Ich murmelte wieder etwas, aber sie wollte davon nichts hören, und plötzlich musste ich, als ich sie so in meinen Armen fühlte, laut lachen und sie an mich drücken. Sie lachte auch und flüsterte: »Ich liebe dich, Tarl Cabot.« Doch ich sagte sofort: »Kuurus, Kuurus – aus der Kaste der Attentäter.« Und sie erwiderte: »Ja, Kuurus – und ich bin die arme Vella aus dem Haus des Cernus – auf der Straße gefunden und zu diesem Ort gebracht, ohne eine Wahl, nur um dem Vergnügen eines Mannes zu dienen, der nicht einmal ihr Herr ist –, grausamer Kuurus!«

Wir küssten uns, berührten uns und liebten uns, und nach einiger Zeit flüsterte sie mit leuchtenden Augen: »Ah, Kuurus, du weißt sehr gut, wie man sich einer Frau bedient!«

»Sei leise«, flüsterte ich, »Sklavin!«

»Ja, Herr!«, sagte sie.

Ich griff nach hinten und schob die Lustseide unter sie, damit sie Schweißränder und Knitterfalten bekam.

»Kluger Herr!«, sagte sie lächelnd.

»Schweig, Sklavin!«, warnte ich sie, und sie folgte dem Befehl und diente länger als eine Ahn in Stille, nur unterbrochen von unserem Atem, ihrem Stöhnen und leisen Schreien.

3 Das Spiel

Als ich es für weise hielt, mich von Vella wieder zu trennen, half ich ihr in das gelbe Sklavengewand und rief: »Verschwinde, Sklavin!« Dann klatschte ich laut in die Hände, woraufhin sie ein lautes Klagen ausstieß, als ob ich sie geschlagen hätte. Hysterisch weinend krabbelte sie aus dem Alkoven, stieg hastig und ungelenk die schmale Leiter hinunter und floh heulend aus der Pagataverne, sehr zum Amusement und Wohlgefallen der anderen Gäste.

Einige Augenblicke später kam ich zum Vorschein, kletterte die Leiter hinab und ging zu dem Wirt. Ich warf ihm die verdreckte Lustseide und die Ketten auf den Tresen. Ich sah ihn an, und er fragte nicht nach Geld und schaute nur zur Seite, also verließ ich die Taverne und betrat die Straße.

Es war immer noch hell, früh am Abend.

Ich befürchtete nicht, erkannt zu werden, denn ich hatte mein Haar schwarz gefärbt und war schon seit einigen Jahren nicht mehr in Ar gewesen. Außerdem trug ich die Kleidung eines Attentäters.

Ich sah mich in Ruhe um.

Ar hatte mich schon immer beeindruckt, denn es ist die größte, am meisten bevölkerte und luxuriöseste Stadt auf Gor. Die Mauern, die zahllosen Zylinder, die Zitadellen und Türme, die Lichter, die Laternen, die hohen Brücken – all dies war sehr aufregend und fantastisch, vor allem, wenn man von einer der Brücken oder Zylinder einen guten Ausblick hatte. Am meisten staunte man aber, wenn man sich die Stadt des Nachts vom Rücken eines Tarns betrachtete. Ich erinnerte mich an eine Nacht, viele Jahre war es her, als ich das erste Mal über die Mauern von Ar gekommen war, während des Saatfestes. Ich hatte den Angriff eines Tarnreiters auf den Heim-Stein von Gors größter Stadt geführt. So gut ich konnte, wollte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf verbannen, aber ich konnte der Erinnerung nicht völlig entkommen, denn dazu gehörte auch Talena, die Tochter des Ubars Marlenus, die so viele Jahre vorher die freie Gefährtin eines einfachen Kriegers aus Ko-ro-ba gewesen war. Dieser war gegen seinen Willen von den Priesterkönigen von ihrer Seite fortgerissen und auf die ferne Erde zurückgeschickt worden, damit er dort wartete, bis er in den brutalen Spielen Gors wieder gebraucht wurde. Als die Stadt Ko-ro-ba von den Priesterkönigen zerstört und die Bevölkerung in alle Winde zerstreut worden war, war Talena verschwunden. Der Krieger aus Ko-ro-ba hatte sie nie wieder gefunden. Er wusste nicht, ob sie tot war oder noch lebte.

Spaziergänger mochten überrascht sein, einen Attentäter anzutreffen, der am Straßenrand stand und weinte.

»Spiel! Spiel!«, hörte ich und schüttelte rasch meinen Kopf, drängte die Erinnerungen an Ar fort, und auch jene an eine Frau, die ich einst kannte und immer noch liebte.

Das Wort, das tatsächlich gerufen worden war, lautete »Kaissa«, was auf Goreanisch Spiel heißt. Es ist ein allgemeiner Begriff, aber wenn er ohne weitere Beschreibung gebraucht wird, steht er für nur eine Art von Spiel. Der Mann, der es ausstieß, trug eine rot-gelb karierte Robe; ein Spielbrett mit ähnlichem Muster, aus zehn Reihen und zehn Spalten, hing auf seinem Rücken; über seiner linken Schulter, wo ein Krieger sein Schwert trägt, baumelte ein Lederbeutel mit Spielsteinen, zwanzig für jede Seite, rot und gelb, die die Tarnreiter, Speerträger, die Tharlarionreiter usw. repräsentieren. Das Ziel des Spiels ist es, den Heim-Stein des Gegners zu erbeuten. Das Schlagen individueller Spielsteine und ihre Bewegungen erinnern stark an Schach. Die Affinität des Spiels zu Schach ist, wie ich mich entsinne, mehr als nur Zufall. Viele Menschen von der Erde aus vielen Zeitaltern und Kulturen waren nach Gor gebracht worden, zur Gegenerde. Sie hatten ihre Bräuche, Fähigkeiten, Gewohnheiten und ihre Spiele mitgebracht, die im Laufe der Zeit bestimmten Veränderungen unterlagen. Ich habe lange vermutet, dass Schach mit seiner faszinierenden Geschichte und Entwicklung, wie es auf der Erde gespielt wird, den gleichen Vorläufer hat wie das goreanische Spiel, vielleicht irgendein lang vergessenes Konzept aus Ägypten oder Indien. Es sollte auch erwähnt werden, dass das Spiel, wie es nur genannt wird, auf Gor sehr beliebt ist, und selbst Kinder sich bereits damit beschäftigen; es gibt zahlreiche Vereine und Wettbewerbe zwischen den verschiedenen Kasten und Zylin-dern; wichtige Spiele sind sorgfältig dokumentiert und werden studiert; Wettbewerbslisten und die Namen der Gewinner werden im Zylinder der Dokumente aufbewahrt; selbst in den meisten goreanischen Bibliotheken gibt es eine Sektion mit einer unglaublichen Menge an Schriftrollen bezüglich der Techniken, Taktiken und Strategien des Spiels. Fast alle zivilisierten Goreaner, gleich welcher Kaste, spielen es. Es ist nicht ungewöhnlich, auch Kinder von zwölf oder vierzehn Jahren mit einer Tiefe und Ernsthaftigkeit spielen zu sehen, einer Subtilität und Brillanz, die manchen Schachmeister auf der Erde vor Neid erblassen lassen würden.

Doch dieser Mann, der jetzt näher kam, war weder ein Amateur noch ein Enthusiast. Es war ein Mann, der von allen Kasten Ars respektiert wurde, der sowohl von den Waisenkindern auf der Straße als auch vom Ubar selbst erkannt werden würde, er war ein Spieler, ein Profi, der seinen Lebensunterhalt durch das Spiel verdiente.

Die Spieler sind keine Kaste und kein Clan, aber sie sind eine Gruppe für sich, die ihr eigenes Leben lebt. Sie besteht aus Männern verschiedener Kasten, die nichts miteinander gemein haben außer dem Spiel, doch das ist ihnen schon mehr als genug. Es sind Männer, die eine außergewöhnliche Begabung für das Spiel haben, aber darüber hinaus davon trunken sind, Männer, die sich im subtilen, abstrakten Getränk von Variationen, Mustern und dem Sieg verlieren, Männer, die für das Spiel leben, die es immer wieder wollen und brauchen wie andere Männer Gold, Macht oder Frauen oder gar die zusammengerollten, giftigen Stränge der narkotisierenden Kanda. Es gibt Wettbewerbe unter den Spielern mit Belohnungen, bereitgestellt von den Amateurgruppen und manchmal von der Stadt selbst, oft groß genug, um einen Mann reich zu machen. Doch die meisten Spieler leben eine armselige Existenz, indem sie ihre Waren verkaufen, ein Spiel mit einem Meister anbieten; dies alles geschieht auf der Straße. Die Wetten sind normalerweise eins zu vierzig, ein Kupfertarn gegen ein Vierzigerstück, manchmal sogar gegen ein Achtzigerstück. Hin und wieder fordert der Amateur vom Meister Zugeständnisse ein, wie etwa das Recht auf drei direkt aufeinanderfolgende Spielzüge zu einem Zeitpunkt seiner Wahl, oder dass der Meister zu Beginn ohne wichtige Figuren zu spielen hat. Darüber hinaus verliert der weise Meister, um neue Gegner zu gewinnen, bisweilen einmal ein Spiel, was bei normalen Wetten teuer ist. Das Spiel muss aber sehr subtil verloren werden, damit der Amateur auch wirklich glaubt, er habe gewonnen. Ich habe einst einen Krieger in Ko-ro-ba gekannt, einen trägen Kerl mit wässrigen Augen, der in einer Pagataverne damit angegeben hatte, Quintus von Tor im Spiel geschlagen zu haben. Jene, die das Spiel für Geld spielen, haben ein hartes Los, da der Markt ein Käufermarkt ist und sie nur Gegner finden, wenn sie es ihnen überlassen, die Rahmenbedingungen des Spiels zu bestimmen. Ich selbst habe mit Centius von Cos, als dieser in Ko-ro-ba war, für einige Münzen gespielt, auf einer Brücke in der Nähe des Kriegerzylinders. Er schien mir darüber traurig zu sein, dass ich, der so wenig von diesem Spiel verstand, mir für ein paar Kupferstücke das Recht erkauft hatte, einem solchen Meister gegenüber zu sitzen. Ich fand, Männer sollten Gold dafür bezahlen müssen, einem Meister nur zusehen zu dürfen, aber das waren nun einmal nicht die ökonomischen Realitäten des Spiels. Trotz der Tatsache, dass sie von allen Goreanern Respekt, ja Bewunderung genießen, leben die Spieler in ärmlichen Verhältnissen. In der Straße der Münzen ist es für sie sogar schwer, einen Kredit zu bekommen. Sie sind bei den Wirten nicht sehr beliebt, die ihnen keine Unterkunft gewähren, wenn sie nicht im Voraus zahlen. Oft kann man einen Meister in eine Decke gehüllt auf dem Boden einer Pagataverne finden, wo man ihm dafür, dass er einen Abend mit den Gästen spielt, ein paar Essensreste und eine Schlafstatt bietet. Viele Spieler träumen davon, für die Wettbewerbe während der Spiele im Sardar nominiert zu werden, denn ein Sieger dort verdient genug, dass er davon einige Jahre leben kann, in denen er das Spiel weiter zu studieren vermag. Es gibt auch etwas Geld für jene, die die Spielpläne betreuen, die auf große Flächen in der Nähe des Zentralzylinders gedruckt werden oder jene, die die Aufzeichnungen vorbereiten oder führen oder jene lehren, die ihre Fähigkeiten verbessern wollen. Alles in allem leben die Spieler jedoch ärmlich. Darüber hinaus gibt es zwischen ihnen eine harte Konkurrenz, für Standorte an bestimmten Straßen oder Brücken. Die begehrtesten Orte für die Spiele sind natürlich die hohen Brücken in der Nähe der wohlhabenderen Zylinder oder der teuersten Pagatavernen. Diese Territorien oder Bereiche werden den Spielern abhängig von ihrem Erfolg zugewiesen. In Ar wird die Brücke neben dem Zentralzylinder, in dem der Palast des Ubars und der Versammlungsort des Stadtrates liegen, seit vier Jahren vom jungen und brillanten Scormus von Ar gehalten.

»Spiel!«, hörte ich jemanden antworten, und ein dicker Kerl aus der Kaste der Kellermeister trat schnaufend und mit leuchtenden Augen aus einem Hauseingang. Er trug eine weiße Tunika mit einem Besatz aus grünen Stoffblättern um den Hals und an den Ärmeln.

Ohne etwas zu sagen, setzte sich der Spieler mit gekreuzten Beinen an den Straßenrand und platzierte das Spielbrett vor sich. Auf der anderen Seite nahm der Kellermeister Platz.

»Stell die Spielsteine auf!«, sagte der Spieler.

Ich war überrascht und betrachtete das Spiel genauer, als der Kellermeister den Beutel mit den Spielsteinen von der Schulter des Spielers nahm und begann, diese mit seinen dicken Fingern schnell aufzustellen. Der Spieler war ein relativ alter Mann, sehr ungewöhnlich für Gor, wo die Stabilisationsseren schon vor Jahrhunderten von der Kaste der Ärzte in Ko-ro-ba und Ar entwickelt worden waren. Die Erfindung war während zahlreicher Sardarmärkte an andere Ärzte weitergegeben worden. Das Alter wird auf Gor interessanterweise vornehmlich als Krankheit betrachtet, nicht als unausweichliche biologische Realität. Die Tatsache, dass es eine universelle Krankheit zu sein scheint, hält niemanden davon ab, nicht doch nach einem Gegenmittel zu suchen. Daher ist die Forschung vieler Jahrhunderte darauf konzentriert worden. Viele andere Krankheiten, die damals auf Gor herrschten, sind vernachlässigt worden, da sie als weniger gefährlich und weniger verbreitet als das Altern angesehen wurden. Dies führte dazu, dass viele Menschen, die jene Krankheiten erlitten, daran starben und jene mit stärkerer Immunität überlebten und sich fortpflanzten. So etwas mochte auch im irdischen Mittelalter zu Zeiten der Pest geschehen sein. Wie dem auch sei, Krankheiten sind in goreanischen Städten fast unbekannt, mit Ausnahme der gefürchteten Dar-Kosis-Krankheit oder auch heiligen Krankheit, deren Erforschung von der Kaste der Eingeweihten normalerweise nicht gewünscht wird, da sie der Ansicht sind, diese Erkrankung sei ein Ausdruck der Unzufriedenheit der Priesterkönige. Die Tatsache, dass auch jene davon befallen werden, die jene Rituale durchführen, die von den Eingeweihten empfohlen werden und ihre zahlreichen Zeremonien regelmäßig besuchen, genauso wie jene, die dies nicht tun, wird dabei nicht erklärt. Darauf angesprochen, vermuten die Eingeweihten irgendein geheimes Verfehlen bei den Ritualen oder eben den unergründlichen Willen der Priesterkönige. Ich denke darüber hinaus, dass der Erfolg der Goreaner im Kampf gegen Krankheiten mit den extremen Grenzen zu tun hat, denen Technologie hier unterliegt. Die Priesterkönige haben nicht den Wunsch, dass die Menschen allzu mächtig werden, sodass sie eines Tages ihre eigene Vorherrschaft herausfordern könnten. Sie glauben, und das möglicherweise zutreffend, dass der Mensch ein kluges Tier ist, und wenn er die Macht hätte, sicher die Priesterkönige fürchten und ihre Vernichtung betreiben würde. Wie dem auch sei, die Priesterkönige beschränken die Menschen auf dieser Welt in vielerlei Hinsicht, vor allem in der Waffentechnologie, in Kommunikation und Transport. Auf der anderen Seite wird die Intelligenz der Menschen, die sich sonst der Zerstörung gewidmet hätte, auf andere Felder gelenkt, vor allem auf die Medizin, aber auch in die Entwicklung von Übersetzungsmaschinen, Beleuchtung und Architektur. Die Stabilisationsseren, die als ein Grundrecht für alle menschlichen Wesen angesehen werden, seien sie nun zivilisiert oder Barbaren, Freund oder Feind, werden in einer Reihe von Injektionen verabreicht, und der Effekt ist eine graduelle Veränderung des genetischen Codes, was zu einer unendlichen Zellregeneration ohne jeden zellularen Schaden führt. Diese genetischen Veränderungen vererben sich auch noch. Obgleich ich diese Injektionen erhielt, als ich das erste Mal nach Gor kam, wurde mir von Ärzten gesagt, dass dies in meinem Fall sogar möglicherweise unnötig gewesen war, da ich ein Kind von Eltern war, die, obgleich auf der Erde lebend, von Gor stammten und dort bereits behandelt wurden. Aber Menschen reagieren unterschiedlich auf die Seren, und bei manchen sind sie effektiver als bei anderen. Bei einigen wirken sie ewig, bei anderen lässt die Wirkung nach ein paar hundert Jahren nach, bei einigen wenigen tritt gar keine Wirkung ein, und schließlich reagieren einige tragischerweise anstatt mit einer Stabilisierung mit noch schnellerem Verfall. Die Wahrscheinlichkeit spricht aber normalerweise für eine Behandlung, und es gibt nur wenige Goreaner, die sich ihrer nicht bedienen. Der Spieler jedenfalls, der sich jetzt hier befand, war ziemlich alt, nicht sehr, aber ziemlich. Sein Gesicht war blass und gefurcht und sein Haar weiß. Er war glatt rasiert.