Die Chroniken von Gor 8: Die Jäger - John Norman - E-Book

Die Chroniken von Gor 8: Die Jäger E-Book

John Norman

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Beschreibung

Tarl Cabot, der sich nun Bosk nennt und als Kapitän und Kaufmann agiert, gelangt zu Reichtum und Ruhm in Port Kar. Doch die Suche nach Talena lockt ihn in die gefährlichen und unzugänglichen Wälder des Nordens. In dieser Wildnis fällt er in die Hände der Panthermädchen, aber eine noch größere Gefahr droht ihm von einem - scheinbar unbekannten - Gegner.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

1 Rim

2 Ich sammle Informationen

3 Ich kaufe eine Diebin

4 Eine alte Bekanntschaft

5 Flussreise

6 Ich verhandle mit den Panthermädchen und lasse mich von Sheera unterhalten

7 Grenna

8 Wir warten in Vernas Lager

9 Ein Treffen der Jäger

10 Audienz bei Marlenus

11 Flaminiumblumen

12 Rückkehr zum Ufer des Laurius

13 Zurück in den Wald

14 Mein Zorn entlädt sich

15 Jagd im Wald

16 Verräterische Tuniken

17 Edelsteine für die Sklavenkette

18 Die Ufer der Thassa

19 Das Lager des Sarus von Tyros

20 Was weiterhin im Lager geschah

21 Meine Pflicht im Lager ist getan

22 Ein günstiger Wind nach Port Kar

Weitere Atlantis-Titel

John Norman

Die Jäger

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg Januar 2025 Titel der amerikanischen Originalausgabe HUNTERS OF GOR © by John Norman Published in agreement with the author, c/o BAROR INTERNATIONAL INC., ARMONK, NEW YORK, USA Deutsche Übersetzung: Andreas Schiffmann, Dirk van den Boom © 2025 Atlantis Verlag Alle Rechte vorbehalten. Titelbild: Timo Kümmel E-Book: André Piotrowski ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-965-3 Besuchen Sie uns im Internet:www.atlantis-verlag.de

1 Rim

»Es entspricht nicht meinem Wunsch, dass du in die nördlichen Wälder reist«, erklärte Samos und sah vom Spielbrett auf. Auch ich betrachtete das Spielfeld. Vorsichtig setzte ich den Tarnreiter des Ubars zu Ubars sechstem Schreiber.

»Es ist gefährlich«, sagte Samos.

»Du bist dran«, erwiderte ich, ganz auf das Spiel konzentriert.

Er bedrohte den Tarnreiter des Ubars mit einem Speerträger, den er auf Ubar vier setzte.

»Wir wünschen nicht, dass du dein Leben riskierst«, sagte Samos. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen.

»Wir?«

»Die Priesterkönige und ich.«

»Ich diene den Priesterkönigen nicht mehr.«

»Ah ja«, sagte Samos, ehe er hinzufügte: »Bewach deinen Tarnreiter!«

Wir spielten in der Halle des Samos, einem weiten Raum mit hohen, engen Fenstern. Es war spät in der Nacht. Eine Fackel brannte in einer Halterung über und hinter mir. Die Schatten flackerten über das Spielbrett mit seinen hundert roten und gelben Quadraten. Die beschwerten Spielfiguren sahen auf der Fläche sehr groß aus, warfen ihre Schatten von der Flamme fort und über die flache Arena des Spiels.

Wir saßen im Schneidersitz auf dem Boden, direkt auf den Steinen, über das große Brett gebeugt.

Sklavenglöckchen erklangen zu meiner Rechten, befestigt an den Fußknöcheln einer Sklavin.

Samos trug die blau-gelb gestreiften Roben der Sklavenhändler. Er war in der Tat der größte Sklavenhändler von Port Kar und vorsitzender Kapitän des Kapitänsrates von Port Kar. Dieser Rat war seit dem Sturz der vier Ubars der höchste Souverän der Stadt. Auch ich war ein Mitglied dieses Rates, ich, Bosk, aus dem Hause des Bosk, aus Port Kar. Ich selbst trug eine weiße Robe, gewoben aus der Wolle des Hurts, importiert aus dem fernen Ar, vernäht mit goldenem Stoff aus Tor, die Farben eines Händlers. Aber unter meiner Robe trug ich eine rote Tunika, die Farbe des Kriegers.

Seitlich im Raum kniete ein großer nackter Mann, seine Handgelenke hinter dem Körper gefesselt, seine Fußknöchel durch kurze Ketten verbunden, mit einem schweren Eisenband um seinen Hals geschmiedet. Er wurde von zwei Wachmännern bewacht, die etwas hinter ihm standen, Helme trugen und goreanischen Stahl in ihren Händen hielten. Der Kopf des Mannes, vom Haaransatz bis zum Nacken, war vor einigen Wochen einen Streifen breit rasiert worden; jetzt Wochen später breitete sich dunkler Flaum wieder aus. Abgesehen von dem Streifen, der rasiert worden war, sah sein Haar wild und schwarz aus. Er war kräftig und hatte noch kein Brandzeichen erhalten. Aber er war ein Sklave. Der Halsreif machte dies sehr klar.

Das Mädchen mit den Sklavenglöckchen kniete sich neben das Spielbrett. Sie trug ein knappes Stück durchsichtiger scharlachroter Sklavenseide. Ihre Schönheit wurde gut enthüllt. Ihr mit einem Schloss versehener Halsreif war gelb und emailliert. Sie hatte dunkle Augen und dunkle Haare.

»Darf ich bedienen, meine Herren?«, fragte sie.

»Paga«, sagte Samos abwesend und schaute auf das Brett.

»Ja«, sagte ich.

Mit einem Klingeln ihrer Sklavenglöckchen zog sie sich zurück. Als sie sich entfernte, bemerkte ich, dass sie an dem knienden männlichen Sklaven vorbeiging, der von den Wachmännern flankiert wurde. Sie ging wie eine Sklavin an ihm vorbei, den Kopf erhoben und ihn mit ihrem Körper reizend.

Ich sah, wie Wut in seinen Augen aufflammte und hörte, wie sich seine Ketten bewegten. Die Wachen beachteten ihn gar nicht. Er war gut gesichert. Das Mädchen lachte und setzte seinen Weg fort, um den Paga für freie Männer zu holen.

»Bewach deinen Tarnreiter!«, sagte Samos.

Stattdessen schob ich meinen Ubar auf Ubars Tarnreiter eins.

Ich blickte in Samos’ Augen.

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zu.

Samos hatte einen großen, quadratischen Kopf und kurz geschnittenes weißes Haar. Sein Gesicht war dunkel von der Sonne, verbrannt vom Wind und der See. Kleine goldene Ohrringe steckten in seinen Ohren. Er war ein Pirat, ein Sklavenhändler, ein Meister des Schwertkampfes, ein Kapitän von Port Kar. Samos studierte das Spielfeld; er schlug den Tarnreiter des Ubars nicht mit seinem Speerträger. Dann sah er zu mir hoch und verteidigte seinen Heim-Stein, indem er seinen Schreiber auf Ubar eins schob, wodurch er Ubars Tarnreiter drei kontrollierte, ebenso wie die tödliche Diagonale.

»Ich habe gehört, dass Talena, die Tochter des Marlenus von Ar, als Sklavin in die nördlichen Wälder verschleppt wurde«, sagte ich.

»Von wem hast du diese Information erhalten?«, fragte er. Samos war immer misstrauisch.

»Von einer Sklavin, die in meinem Haus gedient hat«, sagte ich. »Eine durchaus hübsche Sklavin mit Namen Elinor.«

»Jene Elinor, die nun im Besitz des Rask von Treve ist?«, fragte er.

»Ja«, bestätigte ich. Ich lächelte. »Ich habe hundert Goldstücke für sie bekommen.«

Auch Samos lächelte. »Zweifelsohne wird Rask von Treve dafür sorgen, dass sie ihm diesen Preis tausendfach in Vergnügungen zurückzahlen wird.«

Ich nickte. »Ich bezweifle dies nicht.« Erneut konzentrierte ich mich auf das Spielbrett. »Ich habe aber den Verdacht, dass zwischen ihnen echte Liebe entflammt ist.«

»Liebe für eine Sklavin?«

»Paga, mein Herr?«, fragte das dunkelhaarige Mädchen und kniete sich neben den Tisch.

Samos hielt ihr ohne einen weiteren Blick den Kelch hin, den sie füllte.

Ich tat es ihm gleich, und auch mein Kelch wurde gefüllt.

»Fort!«, befahl er dann.

Das Mädchen gehorchte.

Ich zuckte mit den Schultern.

»Liebe oder nicht«, sagte Samos, während er das Spielbrett betrachtete. »Er wird sie im Halsreif lassen – denn er ist aus Treve.«

»Zweifellos«, gab ich zu. Und ich war mir in der Tat sicher, dass Samos Recht behalten würde. Rask von Treve, obgleich in sie verliebt und sie in ihn, würde sie rechtlos halten, in der absoluten Fesselung einer goreanischen Sklavin – denn er war aus Treve.

»Es heißt, dass jene aus Treve würdige Gegner sind«, sagte Samos.

Ich schwieg.

»Jene aus Ko-ro-ba haben dies oft erleben dürfen«, sagte er.

»Ich bin Bosk von Port Kar.«

»Natürlich.«

Ich bewegte Ubars Reiter des Hohen Tharlarions, um die Linie zu beherrschen, auf der der Heim-Stein des Samos so umfassend beschützt lag.

»Es ist lange her, seit du der freie Gefährte der Talena, Tochter des Marlenus, gewesen bist«, sagte Samos. »Die Gefährtenschaft ist beendet, da sie nicht jedes Jahr erneuert wurde. Und du warst einst ein Sklave.«

Verärgert schaute ich auf das Spielbrett. Es war korrekt, dass diese freie Gefährtenschaft, so sie nicht verlängert wurde, in den Augen des goreanischen Gesetzes nicht mehr gültig war. Es war auch zutreffend, dass diese Beziehung sofort beendet wird, wenn einer der beiden Gefährten versklavt wurde. Ich erinnerte mich wütend und mit brennender Scham an das Vosk-Delta, als ich, obgleich von den Kriegern, einst auf meinen Knien um die Würdelosigkeit der Sklaverei gebeten hatte, anstatt die Freiheit eines ehrenhaften Todes zu suchen. Ja, ich, Bosk von Port Kar, war einst ein Sklave gewesen.

»Du bist am Zug«, sagte ich.

»Du hast keinerlei Verpflichtung, das Mädchen Talena zu suchen«, meinte Samos.

Ich wusste dies. »Ich bin ihrer nicht würdig«, sagte ich.

Ich hatte sie niemals vergessen, die wunderschöne, grünäugige Talena mit der olivfarbenen Haut, der faszinierenden Figur, den fantastischen Lippen, dem stolzen Blut des Marlenus von Ar, dem Ubar von Ar, dem Ubar der Ubars. Sie war meine erste Liebe gewesen. Es war Jahre her, dass ich sie berührt hatte.

»Die Priesterkönige haben sie mir genommen«, erinnerte ich Samos mit hartem Blick.

Samos blickte nicht auf. »Im Spiel der Welten sind wir nicht von Bedeutung«, sagte er.

»Sie wurde in die nördlichen Wälder gebracht, so habe ich erfahren«, entgegnete ich. »Und zwar von der gesetzlosen Verna, um als Lockvogel für die Gefangennahme des Marlenus von Ar zu dienen, von dem man annimmt, dass er an ihrer Rettung ein Interesse hat.« Ich blickte auf.

»Marlenus hat auf einer Jagdexpedition Verna und ihre Mädchen zusammen mit einigen Tieren gefangen. Er hat sie in Käfige gesteckt und als Trophäen ausgestellt. Sie entkamen und wünschen sich nun zu rächen.«

»Es wäre gut für dich, in Port Kar zu bleiben«, sagte Samos.

»Talena wird als Sklavin in den nördlichen Wäldern gehalten«, wiederholte ich.

»Du liebst sie immer noch?«, fragte Samos und sah mich geradeheraus an.

Ich war überrascht.

Jahrelang war Talena, meine wunderbare Talena, in den tiefsten Träumen meines Herzens gewesen, meine erste Liebe, die ich niemals vergessen würde. Sie hatte sich in mein Gedächtnis unvergesslich eingebrannt. Ich erinnerte mich ihrer aus jener Zeit auf den Feldern neben dem Sumpfwald südlich von Ar, in der Karawane des Mintar, im großen Lager von Pa-Kurs Horde, als sie auf dem hohen Zylinder des Rechts in Ar gestanden hatte, als sie im von Lampen erleuchteten Ko-ro-ba gewesen war, wo wir mit verschränkten Armen den Wein der freien Partnerschaft getrunken hatten.

Wie konnte ich Talena nicht mehr lieben, jene tiefe erste Liebe, die erste wunderbare Liebe meines Lebens?

»Liebst du sie?«, fragte Samos.

»Natürlich!«, rief ich verärgert.

»Es ist viele Jahre her.«

»Das macht nichts.«

»Ihr seid jetzt beide wahrscheinlich andere Menschen als damals.«

»Willst du dieses Thema vielleicht mit dem Schwert ausdiskutieren?«, fragte ich.

»Das würde ich, wenn du mir erklären könntest, ob das, was du vorhast, eigentlich angemessen ist.«

Wütend blickte ich zu Boden.

»Es ist doch möglich«, fuhr Samos fort, »dass es nur ein Bild ist, das du noch liebst, und nicht die Frau selbst, also keinesfalls eine Person, sondern nur eine Erinnerung.«

»Jene, die niemals geliebt haben«, sagte ich bitter, »sollten nicht über Dinge sprechen, von denen sie nichts wissen.«

Samos schien nicht verärgert. »Vielleicht«, erwiderte er.

»Dein Zug«, sagte ich.

Ich schaute durch den Raum. Einige Meter entfernt kniete die Sklavin auf den Steinen, bekleidet mit einem Fetzen Seide, mit dem beidhändig zu tragenden Pagakrug neben sich, und wartete darauf, gerufen zu werden. Sie war dunkelhaarig und wunderschön. Sie blickte den angeketteten männlichen Sklaven an und warf ihren Kopf zurück, strich sich das lange dunkle Haar zurück. Sie beobachtete ihn und lächelte verächtlich, blickte dann arrogant und gelangweilt zur Seite. Hinter seinem Rücken, so spürte ich, ballte der Sklave seine Hände in den Handschellen.

»Was ist mit Telima?«, fragte Samos.

»Sie wird es verstehen«, sagte ich ihm.

»Mir liegen Informationen vor, dass sie heute Abend, nachdem du dein Haus verlassen hast, in die Sümpfe zurückgekehrt ist.«

Ich sprang auf.

Ich war geschockt. Der Raum drehte sich um mich.

»Was hast du erwartet, dass sie tun würde?«, fragte Samos.

»Warum hast du mir dies nicht früher gesagt?«, schrie ich.

»Was hättest du denn dann getan? Hättest du sie an den Sklavenring deines Bettes gekettet?«

Wütend sah ich ihn an.

»Sie ist eine stolze und edle Frau«, sagte Samos.

»Ich liebe sie …«

»Dann geh in die Sümpfe und such nach ihr.«

»Ich … ich muss in die nördlichen Wälder«, stammelte ich.

»Hausbauer auf Ubaras Schreiber sechs«, sagte Samos und bewegte eine große hölzerne Figur auf dem Spielbrett auf mich zu. Ich sah hinunter. Ich musste meinen Heim-Stein verteidigen.

»Du musst dich zwischen ihnen entscheiden.«

Wie wütend ich war! Ich lief durch die von Fackeln erhellte Halle, meine Robe wirbelte. Ich schlug gegen die steinerne Wand. Konnte Telima das denn nicht verstehen? Konnte sie nicht begreifen, was ich tun musste? Ich habe in Port Kar hart gearbeitet, um das Haus des Bosk zu errichten. Ich genoss hier hohes Ansehen. Mein Stuhl an meiner Tafel gehörte zu den am meisten geehrten und beneideten auf ganz Gor! Welch Ehre es doch war, die Frau von Bosk, Kaufmann und Admiral, zu sein! Und dennoch hatte sie sich von alledem abgewandt! Sie hatte mir Missvergnügen bereitet! Sie hatte gewagt, mich zu düpieren – mich, Bosk! Die Sümpfe konnten ihr nichts bieten. Würde sie wirklich Gold, Edelsteine, Seide und Silber, die klingenden Münzen, die erlesenen Weine, die Diener und Sklaven, die Sicherheit des Hauses von Bosk für die einsame Freiheit und die Stille der Salzsümpfe im großen Vosk-Delta zurücklassen?

Erwartete sie von mir, ihr hinterherzueilen, sie um ihre Rückkehr anzubetteln, während Talena, einst meine Gefährtin, als Sklavin in den grausamen grünen Wäldern des Nordens darbte? Dieser Trick würde nicht funktionieren!

Sollte sie doch in den Sümpfen bleiben, bis sie genug davon hatte, und dann sollte sie jammernd zum Eingang des Hauses von Bosk zurückkriechen und wie ein dressierter Sleen weinend und kratzend um Einlass bitten, um nur ja wieder aufgenommen zu werden.

Aber ich wusste, dass Telima nicht zurückkommen würde.

Tränen brannten in meinen Augen.

»Was wirst du nun tun?«, fragte Samos. Er hatte seine Augen nicht vom Spielbrett erhoben.

»Gleich bei Sonnenaufgang werde ich in die nördlichen Wälder aufbrechen.«

»Tersites baut an einem Schiff, mit dem man über das Ende der Welt hinaus segeln kann«, sagte Samos, immer noch, ohne aufzublicken.

»Ich diene den Priesterkönigen nicht mehr.«

Ich wischte meine Augen mit dem Ärmel meiner wollenen Robe trocken und stellte mich wieder an das Spielbrett.

Mein Heim-Stein war bedroht.

Dennoch fühlte ich mich hart und stark. Ich trug Stahl an meiner Seite. Ich war Bosk. Einst gehörte ich zu den Kriegern.

»Heim-Stein auf Ubars Tarnreiter eins!«, sagte ich.

Samos machte den Zug für mich.

Ich nickte in Richtung des nackten angeketteten Mannes, flankiert von Wachleuten.

»Ist dies der Sklave?«, fragte ich.

»Bringt ihn her!«, befahl Samos.

Die beiden behelmten Wachen zogen ihn auf die Füße und mussten ihn halb schleppen, halb tragen, mit ihren Händen um seine Arme. Dann drückten sie ihn wieder auf die Knie und stießen seinen dunklen, wilden Kopf auf die Steine zu unseren Sandalen.

Die Sklavin lachte.

Als die Hände der Wachen sich vom Kopf des Mannes lösten, richtete dieser sich wieder auf und betrachtete uns. Er schien stolz zu sein. Ich mochte das.

»Du hast eine ungewöhnliche Frisur«, sagte Samos.

Erneut lachte die Sklavin schadenfroh auf.

Ein Streifen Haar war ihm rasiert worden, von der Stirn bis zur Rückseite seines Halses. Dies symbolisierte, dass er von den Panthermädchen der nördlichen Wälder gefangen und verkauft worden war. Es ist eine der größten Erniedrigungen für einen Mann, von Frauen versklavt zu werden. Als sie dann genug von ihm hatten, hatten sie ihn mit Profit verkauft.

»Man sagt, dass nur Schwächlinge, Narren oder Männer, die es verdienen, Sklavenmädchen zu sein, von Frauen versklavt werden«, sagte Samos.

Der Mann starrte Samos an. Ich konnte erneut spüren, dass er seine Fäuste in den Handschellen hinter seinem Rücken ballte.

»Ich war einst Sklave einer Frau«, sagte ich dem Mann.

Überrascht sah er mich an.

»Was soll mit dir geschehen?«, fragte Samos.

Ich konnte sehen, dass der schwere Eisenreif um den Hals des Mannes gehämmert worden war, keinesfalls unüblich bei männlichen Sklaven. Seinen Kopf hatte man dafür auf einen Amboss gelegt und das Metall mit schweren Schlägen um seinen Hals gebogen.

»Was immer du wünschst«, sagte der vor uns kniende Mann.

»Wie kommt es, dass du ein Sklave bist?«, fragte ich.

»Wie man erkennen kann, wurde ich von Frauen gefangen.«

»Wie ist das geschehen?«

»Sie ergriffen mich im Schlaf. Ich erwachte mit einem Messer an meiner Kehle und lag in Ketten. Sie hatten wirklich ihren Spaß mit mir. Als sie meiner überdrüssig waren, wurde ich an einem einsamen Strand am Rande der Thassa, westlich der Wälder, angeleint und mit Handschellen gefesselt.«

»Ein bekannter Treffpunkt«, sagte Samos. »Dort hat ihn eines meiner Schiffe aufgefunden, ihn und andere.« Er sah den Mann an. »Erinnerst du dich an deinen Preis?«

»Zwei Stahlmesser und fünfzig stählerne Pfeilspitzen.«

»Und ein Stein Süßigkeiten aus den Küchen von Ar«, lächelte Samos.

»Ja«, sagte der Mann mit zusammengebissenen Zähnen.

Die Sklavin lachte und klatschte in die Hände. Samos tadelte sie nicht.

»Was ist dein Schicksal?«, fragte Samos.

»Ohne Zweifel das eines Rudersklaven.«

Die großen Handelsgaleeren von Port Kar, Cos und Tyros, wie auch die anderer Seemächte verwendeten Tausende erbarmungswürdiger Sklaven, gefüttert mit Erbsen und schwarzem Brot, an Ruderbänke angekettet und unter den Peitschen von Sklavenmeistern. Ihr Leben wurde durch Schläge und Füttern gemessen – und die Arbeit am Ruder.

»Was hast du in den nördlichen Wäldern getan?«, fragte ich ihn.

»Ich bin ein Geächteter«, sagte der Sklave stolz.

»Du bist ein Sklave«, stellte Samos fest.

»Ja. Ich bin ein Sklave.«

Die Sklavin stand in ihrer kurzen Seide mit dem beidhändig zu haltenden Pagakrug auf, um auf den Mann hinunterblicken zu können.

»Nur wenige Reisende wagen sich durch die nördlichen Wälder«, bemerkte ich.

»Normalerweise plünderte ich jenseits der Wälder.« Er sah die Sklavin an. »Manchmal plünderte ich mit ihnen zusammen.«

Sie wurde rot.

»Als ich gefangen wurde«, sagte er und sah Samos an, »habe ich mein Glück überstrapaziert.«

Samos lächelte.

»Ich dachte, dass ich derjenige sei, der die Frauen jagte, aber es waren dann doch sie, die mich gejagt haben.«

Das Mädchen lachte.

Wütend sah er zu Boden.

Dann hob er seinen Kopf. »Wann werde ich auf die Galeeren geschickt?«

»Du bist stark und siehst gut aus«, meinte Samos. »Ich denke, dass eine reiche Frau einen guten Preis für dich zahlen wird.«

Zornig schrie der Mann auf, versuchte, sich auf die Füße zu kämpfen und zerrte an den Ketten. Die Wachen drückten ihn mit den Händen in seinem Haar wieder auf die Knie.

Samos wandte sich an die Sklavin: »Was soll mit ihm geschehen?«

»Verkauf ihn an eine Frau!«, lachte sie.

Der Mann kämpfte weiter gegen seine Ketten an.

»Kennst du dich in den nördlichen Wäldern aus?«, fragte ich.

»Wer kennt sich dort schon aus?«, gab er zurück.

Ich betrachtete ihn.

»Ich kann dort leben«, sagte er. »Und ich kenne die Hunderte von Quadratpasangs südlich und westlich der Wälder.«

»Eine Bande von Panthermädchen hat dich gefangen genommen?«

»Ja.«

»Wie hieß die Anführerin dieser Bande?«

»Verna.«

Samos sah mich an. Ich war zufrieden. »Du bist frei«, erklärte ich dem Mann. Ich wandte mich an die Wachen. »Nehmt ihm die Ketten ab.«

Die Wachen öffneten mit ihren Schlüsseln die Handschellen und ebenso die besonders verstärkten eisernen Klammern um seine Fußknöchel.

Er schien völlig überwältigt zu sein.

Die Sklavin war sprachlos, ihre Augen groß. Sie machte einen Schritt zurück, umklammerte den Pagakrug und schüttelte den Kopf.

Ich holte meinen Beutel mit Gold hervor. Ich überreichte Samos fünf Goldstücke und erwarb den Mann damit.

Er stand nun ohne Ketten vor uns. Er rieb sich die Handgelenke und sah mich verwundert an.

»Ich bin Bosk vom Hause des Bosk aus Port Kar. Du bist frei. Du kannst nun gehen, wohin du willst. Morgen früh werde ich vom Haus des Bosk, das am Rande der Stadt, in der Nähe des Deltas liegt, in Richtung der nördlichen Wälder aufbrechen. Wenn es dir gefällt, warte dort auf mich, neben dem großen Kanaltor.«

»Ja, Kapitän.«

»Samos, darf ich dich bitten, diesem Mann heute Nacht Gastfreundschaft zu gewähren?«

Samos nickte.

»Er wird Nahrung benötigen, Kleidung, die Waffen seiner Wahl, einen Raum, Getränke.« Ich sah den Mann an und lächelte. Der Gestank der Sklavenkäfige umgab ihn. »Außerdem, so will ich vermuten, ein warmes Bad und entsprechende Öle.«

Ich wandte mich wieder dem Mann zu.

»Wie ist dein Name?«, fragte ich ihn. Nun, da er frei war, hatte er wieder einen.

»Rim«, sagte er stolz.

Ich fragte ihn nicht nach seiner Stadt, da er ein Geächteter war. Geächtete legen keinen Wert darauf, ihre Herkunft offenzulegen.

Die Sklavin war nun drei oder vier weitere Schritte zurückgewichen. Sie war voller Angst.

»Bleib!«, sagte ich scharf zu ihr. Sie duckte sich.

Sie war sehr hübsch in dem kurzen Stück Seide. Ich bemerkte die Glöckchen, die an ihrem linken Fußknöchel befestigt waren. Sie war schlank, dunkelhaarig und hatte dunkle Augen. Sie hatte aufregende Beine, die vom Sklavengewand gut zur Geltung gebracht wurden.

»Wie viel willst du für sie haben?«, fragte ich Samos.

Er zuckte mit den Achseln. »Vier Goldstücke.«

»Ich kaufe sie«, sagte ich und legte vier Goldstücke in Samos’ Hand.

Angsterfüllt sah sie mich an.

Einer der Wachmänner brachte Rim eine Tunika, die er überzog. Er legte sich den breiten Gürtel mit dem großen Schloss um und schüttelte sein wildes dunkles Haar.

Rim sah das Mädchen an.

Sie wiederum blickte auf mich, ihre Augen flehten.

Meine Augen aber waren hart und goreanisch. Sie schüttelte ihren Kopf und zitterte.

Ich winkte in Richtung Rim.

»Du gehörst ihm«, sagte ich ihr.

»Nein! Nein!«, schrie sie und warf sich mir vor die Füße, weinend und mit ihrem Kopf auf meinen Sandalen. »Bitte, Herr. Bitte, Herr!«

Als sie hochsah und meine Augen erblickte, las sie in ihnen die Unbeugsamkeit des goreanischen Mannes.

Ihre Unterlippe zitterte. Sie legte ihren Kopf auf den Boden.

»Wie heißt sie?«, fragte ich Samos.

»Sie wird den Namen annehmen, den ich ihr gebe«, sagte Rim.

Sie wimmerte voller Leid, ihres Namens beraubt. Der goreanische Sklave ist nach goreanischem Gesetz nur ein Tier und hat kein Anrecht auf einen Namen.

»In welchem Raum sollen wir diesen Mann unterbringen?«, fragte eine der behelmten Wachen.

»Bringt ihn in einen der großen Räume, gut ausgestattet, in denen wir sonst Sklavenhändler von hohem Ansehen beherbergen, die aus anderen Städten kommen.«

»Das torianische Zimmer?«

Samos nickte. Tor ist eine reiche Stadt in der Wüste, wohlbekannt für ihren Luxus, ihren Komfort und Vergnügungen.

Rim zog das Mädchen an ihren Haaren auf die Beine, drehte ihren Kopf und ihren Körper. »Geh in das torianische Zimmer und bereite mir ein Bad vor, bereite Nahrung und Wein zu, und hol alles, was mir Vergnügen bereiten könnte, Glöckchen und Kosmetik, was immer du brauchst.«

»Ja, Herr«, flüsterte sie.

Er zog noch fester an ihren Haaren. Sie wimmerte, ihr Rücken war schmerzhaft gebeugt. »Wünschst du, dass ich mich dir sofort unterwerfe?«, fragte sie.

»Tu es.«

Sie fiel vor ihm auf die Knie und hob ihren Kopf, um ihn anzusehen. »Ich werde deine Sklavin sein«, sagte sie. Dann setzte sie sich auf ihre Fersen, senkte den Kopf und streckte ihre Arme aus, die Handgelenke über Kreuz, als ob sie bereit für eine Fessel sei. Sie war wunderschön. »Ich bin deine Sklavin, Herr!«

»Eile zum torianischen Zimmer«, sagte Rim. »Dort wirst du mir in aller Privatheit Freude bereiten.«

»Darf ich um einen Namen bitten, Herr?«

Er sah sie an. »Cara.«

Sie hatte einen Namen erhalten.

»Geh, Cara!«, sagte er.

»Ja, Herr«, flüsterte sie. Sie sprang auf die Füße und rannte weinend aus dem Raum.

»Kapitän«, wandte sich Rim an mich, »ich danke dir für die Sklavin.«

Ich nickte.

»Und nun, edler Samos«, sagte Rim mutig, »wäre ich für die Hilfe eines Metallarbeiters in deinem Gefolge dankbar, der mir den Halsreif entfernt.«

Samos nickte.

»Darüber hinaus, würde ich mich freuen, wenn man mir Lady Caras Schlüssel für ihren Halsreif schickt, so dass ich ihn entfernen und einen anderen umlegen kann.«

»Gut. Wie soll er beschriftet werden?«

»Darauf soll stehen: Ich bin die Sklavin Cara. Ich gehöre Rim, dem Geächteten.«

»Sehr gut«, sagte Samos.

»Außerdem würde ich es schätzen, wenn man mir, bevor ich mich zurückziehe, ein Schwert übergibt, mit Scheide, ein Messer dazu und einen Bogen – einen Langbogen – mit Pfeilen.«

Rim wollte bewaffnet sein.

»Warst du einst ein Krieger?«, fragte ich.

Er lächelte mich an. »Vielleicht.«

Ich warf ihm den Beutel voller Gold zu, aus dem ich die Münzen genommen hatte, die zu seiner Freiheit geführt hatten, und zum Kauf des arroganten, schlanken, rote Seide tragenden Mädchens, das seine Sklavin war.

Er fing den Beutel, lächelte und warf ihn Samos zu, der ihn sogleich fing.

Rim wandte sich ab. »Führ mich zur Waffenkammer«, sagte er zu einer der Wachen. »Ich benötige Waffen.«

Damit verließ er uns, folgte dem Wachmann und blickte nicht mehr zurück.

Samos wog das Gold in seiner Hand. »Er bezahlt gut für die Unterkunft«, meinte er.

Gold bedeutete Rim nichts. Ich nahm daher an, dass er in der Tat einstmals ein Krieger gewesen sein musste.

»Glaubst du, dass er morgen früh da sein wird?«, fragte Samos.

»Ja, das denke ich.«

Wir standen zusammen auf den Fliesen in dem hohen Raum mit seinen engen, hohen Fenstern, er in den Roben der Sklavenhändler, ich in der Robe der Kaufleute, obgleich ich darunter das Rot der Krieger trug.

Die Fackeln brannten.

Samos und ich blickten hinunter auf das Spielbrett mit den hundert Quadraten aus rot und gelb, den mit Gewichten verstärkten, geschnitzten Spielsteinen.

»Ubar auf Ubar neun«, sagte Samos. Er blickte mich an.

Ich hatte gut geplant. »Ubar auf Ubar zwei«, war meine Erwiderung, dann wandte ich mich mit wirbelnder Robe ab, marschierte zur Portaltür und tat so, als würde ich die Halle sofort verlassen.

An der großen, mit Bronze beschlagenen Tür wandte ich mich um.

Samos stand hinter dem Spielbrett. Er sah mich an und breitete die Hände aus. »Du hast das Spiel gewonnen.«

Ich sah ihn an.

»Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?«, fragte er.

»Nein«, erwiderte ich.

2 Ich sammle Informationen

»Da!«, rief Rim und zeigte nach steuerbord. »Oben am Strand!«

Seine Sklavin Cara, in einer kurzen wollenen Tunika aus der Wolle des Hurts gewoben, stand barfuß auf Deck. Sie war durch seinen Halsreif gewürdigt und hielt sich links hinter ihm.

Ich beschattete meine Augen.

»Das Fernglas!«, sagte ich.

Thurnock, der Bauer, der neben mir stand, gab es mir.

Ich öffnete es und beobachtete den Strand.

Dort erblickte ich zwei Konstruktionen aus jeweils zwei aufeinander zulaufenden Balken. Sie waren groß und schwer. Die Füße der Balken waren weit und tief in den Sand gesetzt worden, und an der Spitze, wo sie sich trafen, waren sie aneinander befestigt. Es sah etwa wie der Buchstabe A aus, wenngleich ohne den Querstrich. Inmitten eines jeden A hing ein Mädchen, dessen Handgelenke mit Riemen stramm an umwickelte Lederschlaufen, die seitlich in den Neigungen der Balken angebracht waren, gebunden waren, wobei es mit seinem ganzen Gewicht daran hing. Jede trug das kurze Fell der Waldpanther. Es waren gefangene Panthermädchen. Ihre Köpfe waren gesenkt, das blonde Haar fiel nach vorn. Ihre Fußknöchel waren recht weit voneinander entfernt angebunden worden, befestigt an eisernen Ringen an den Füßen der Balken.

Es war ein Austauschpunkt.

So zeigten Geächtete den vorbeifahrenden Schiffen ihre Ware.

Wir waren fünfzig Pasangs nördlich von Lydius, dessen Hafen an der Mündung des Flusses Laurius liegt. Jenseits des Strandes erblickten wir die grünen Flächen der großen nördlichen Wälder.

Sie waren wunderschön.

»Beidrehen!«, befahl ich Thurnock.

»Beidrehen!«, rief er meinen Männern zu.

Männer rannten auf der Rahe der leichten Galeere mit ihren Lateinsegeln umher, einem kleinen, schnellen Kriegsschiff aus Port Kar. Andere zogen an den langen Tauen. Langsam, Falte auf Falte, wurden die Segel eingezogen. Wir würden sie nicht von der Rahe nehmen, vielmehr wurde diese so geschwenkt, dass sie parallel zum Schiff stand, um dann heruntergelassen zu werden. Der Mast blieb stehen, fest verankert in seinen Halterungen. Wir wollten nicht in die Schlacht ziehen. Die Ruder waren eingezogen, und die Galeere schwang ganz alleine in den Wind.

»Da ist ein Mann am Strand«, sagte ich.

Er hatte seine Hand gehoben. Er trug ebenfalls Felle. Sein Haar war lang und wild. Ein Stahlschwert hing an seiner Seite.

Ich gab Rim, der immer noch an meiner Seite an der Reling stand, das Glas der Hausbauer.

Er grinste. »Ich kenne ihn. Es ist Arn.«

»Aus welcher Stadt?«

»Aus den Wäldern.«

Ich lachte.

Auch Rim lachte.

Es war nur zu deutlich, dass dieser Mann ein Geächteter war.

Hinter ihm tauchten nun vier oder fünf weitere Männer auf, die Haare mit Streifen aus Pantherfell zurückgebunden, ohne Zweifel Mitglieder seiner Bande. Einige trugen Bögen, andere Speere.

Der Mann, den Rim als Arn identifiziert hatte, ein Geächteter, trat nun nach vorne, stellte sich vor die beiden hölzernen Rahmen und kam näher ans Ufer.

Er machte die universale Geste für Handel, eine Bewegung, als würde er etwas von uns nehmen und dann uns etwas im Gegenzug überreichen.

Eines der Mädchen an den Rahmen hob den Kopf und betrachtete niedergeschlagen unser Schiff, jenseits des Strandes auf den grünen Wassern der Thassa.

Cara blickte auf die hilflos gebundenen Mädchen und auf den Mann, der zum Strand hinunter kam, und auf die anderen Männer, oben am Strand, die weiter hinter den angebundenen Sklavinnen standen.

»Männer sind Tiere«, sagte sie. »Ich hasse sie!«

Ich erwiderte die Handelsgeste, und der Mann am Strand hob seine Arme, bestätigte meine Antwort und wandte sich um. Er lief wieder durch den Sand nach oben.

Caras Fäuste waren geballt. Tränen standen in ihren Augen.

»Wenn es dir gefällt, Rim«, sagte ich, »sollte deine Sklavin uns aus dem Ballastsand des unteren Laderaumes Wein holen.«

Rim, der Geächtete, grinste.

Er blickte Cara an. »Bring Wein!«, befahl her.

»Ja, Herr«, sagte sie und wandte sich ab.

Meine Galeere, die Tesephone aus Port Kar und eine meiner schnellsten, hatte vierzig Ruder, zwanzig auf jeder Seite. Sie hatte nur ein Ruderdeck, das Steuerruder hing auf der Steuerbordseite. Wie alle anderen Schiffe ihrer Klasse hatte sie nur wenig Tiefgang. Der Laderaum war keinen Meter hoch. Diese Schiffe sind nicht für Ladung gebaut worden, wenn es sich nicht gerade um Schätze oder besonders erlesene Sklaven handelt. Sie werden normalerweise für Patrouillen und zur Übermittlung von Nachrichten verwendet. Die Ruderer sind, wie zumeist auf goreanischen Kriegsschiffen, freie Männer. Sklaven rudern normalerweise nur Handelsschiffe. Die Ruderer sitzen auf ihren Bänken auf dem Oberdeck und sind dem Wetter ausgesetzt. Das Leben, das Kochen, alles findet hier statt. Bei schlechtem Wetter und ohne guten Wind oder auch bei zu großer Hitze wird manchmal eine Plane an Stangen über die Ruderbänke gespannt. Diese spendet den Ruderern zumindest etwas Schatten. Es ist nicht angenehm, unter Deck zu schlafen, da es dort wenig Ventilation gibt. Der untere Laderaum ist eigentlich gar kein Laderaum, auch nicht im Vergleich zum bereits sehr engen Hauptladeraum. Es ist nur der Platz zwischen dem Kiel und dem Boden des Hauptladeraums. Es handelt sich dabei um einen Platz von vielleicht achtzehn Inches Höhe, in den man hineinkriechen kann, unbeleuchtet, kalt und feucht. Dieser enge Raum enthält ungefähr in der Mitte des Schiffes, ein wenig weiter in Richtung Heck, die Bilge. In ihr wird all das Wasser aufgefangen, das unausweichlich durch die geteerten, sich immer wieder ausdehnenden und wieder zusammenziehenden hölzernen Planken des Schiffes eintritt. Es ist normalerweise faul und stinkig. Einmal am Tag wird das Bilgenwasser bei ruhigem Wetter ausgepumpt, bei schwerer See zweimal. Die Tesephone trug, wie die meisten Galeeren, Sand als Ballast, der ebenfalls im unteren Laderaum aufbewahrt wurde. Wenn sie viel Ladung im Hauptladeraum mit sich führte, die sie tiefer ins Wasser drückte, wurde Sand abgelassen. Galeeren funktionieren normalerweise am besten mit einem Abstand von drei bis fünf goreanischen Fuß von der Reling bis zur Wasseroberfläche. Sand wird hinzugefügt oder entfernt, um die optimalen Bedingungen für Stabilität und Geschwindigkeit zu schaffen. Ohne adäquaten Ballast ist das Schiff natürlich der Gnade der See ausgesetzt. Der Sand im unteren Laderaum war normalerweise recht kühl und daher wurden darin Lebensmittel eingegraben, wie etwa Eier und Weinflaschen.

»Bring uns an den Strand!«, befahl ich Thurnock. »Aber nicht anlanden!« Goreanische Galeeren konnten mit ihren flachen Kielen leicht anlanden. In der Nacht wurde oft an einem Strand gelagert. Ich hatte jedoch in dieser Situation daran kein Interesse. Ich wollte das Schiff frei haben, einige Meter vom Strand entfernt. Mit den Männern bereit an den Rudern und anderen an den Holzstangen, mit denen sie das Schiff wieder fortdrücken konnten, konnte das Schiff auf Befehl, sollte es nötig sein, schnell wieder Fahrt aufnehmen und in die tieferen Wasser gleiten.

Thurnock rief seine Befehle.

Der hölzerne Tarnkopf, der den Bug der Tesephone schmückte, mit seinen großen, geschnitzten und angemalten Augen, drehte sich langsam in Richtung Strand.

Die beiden gefangenen Panthermädchen waren mittlerweile von den Rahmen entfernt worden.

Ich legte die Robe des Kapitäns ab und zog mich bis auf die Tunika aus. In meiner Hand hielt ich mein Schwert in seiner Scheide, den Schwertgürtel um die Scheide gewickelt.

Rim bereitete sich gleichermaßen vor.

Cara stand nun wieder neben uns. Sie sah etwas krank aus, da sie im unteren Laderaum gewesen war, aber die frische Luft würde sie wieder beleben. Eine Menge feuchter Sand klebte an ihren Knien, Schienbeinen und Händen, hoch bis an die Ellenbogen. Es war auch Sand auf ihrer kurzen wollenen Sklaventunika.

Sie trug zwei große Flaschen Wein, roten Ka-la-na von den Weinbergen von Ar.

»Hol auch einen Sack mit Bechern!«, befahl Rim.

»Ja, Herr.«

Ihr Haar war mit einem weißen wollenen Band zurückgebunden. Seine Sklavin war wunderschön.

»Ruder einziehen!«, rief Thurnock. »Stangen!«

Wir waren nur noch wenige Meter vom Strand entfernt. Ich hörte, wie die vierzig Ruder ins Schiff glitten. Ich sah, wie zwei Seeleute, einer am Bug steuerbords, einer backbords, sich mit aller Kraft in die langen Stangen aus schwarzem Temholz warfen, die sich unter dem Druck beugten.

Die Tesephone zögerte, glitt einen Fuß zurück und schaukelte dann sanft.

Zwei weitere Stangen wurden vom Heck eingesetzt, sodass der Tidehub das Schiff nicht drehen konnte. Noch einige Meter und wir hörten das sanfte Reiben des Sandes unter dem Kiel.

Thurnock hatte gute Arbeit geleistet.

Der Tarnkopf am Bug beobachtete fast unbeweglich, nur sanft schaukelnd, den Strand.

Die Tesephone ruhte.

Ich schwang mich über die Reling, hielt mein Schwert in seiner Scheide über dem Kopf, den Schwertgürtel um die Scheide gewickelt.

Das Wasser war sehr kalt und reichte mir bis zum Bauch.

Ein weiteres Aufklatschen hinter mir informierte mich darüber, dass Rim mir gefolgt war. Wir wateten zusammen bis zum Strand.

Ich schaute zurück und sah, wie Thurnock Cara ins Wasser in die wartenden Arme ihres Herrn hinunterließ, in ihren Händen den Wein und den Sack mit Bechern.

Er trug sie jedoch nicht, sondern setzte sie direkt im Wasser ab und folgte mir dann.

Thurnock hatte die beiden Weinflaschen um ihren Hals gebunden, sodass es für sie einfacher wäre, den Sack mit den Bechern hielt sie über ihren Kopf, damit sie nicht mit dem Seewasser in Berührung kämen. So machte sie sich auf den Weg zum Strand.

Ich fühlte den Sandstrand zwischen meinen Zehen. Nun band ich mir das Schwert auf goreanische Art über die linke Schulter.

Ich kletterte einige Meter den Strand hoch; der Sand war heiß.

Die Geächteten kamen uns nun entgegen und brachten die Mädchen. Es waren sechs inklusive ihres Anführers Arn.

Die Gefangenen trugen noch immer die Felle der Panthermädchen. Ihre Handgelenke waren hinter dem Rücken zusammengebunden worden. Sie waren an einen dicken, mit zwei Löchern versehenen Stock von gut fünf Fuß angebunden worden. Man hatte sie am Hals an den Stock gefesselt; die Seile führten um ihren Hals herum in die Löcher, die etwas vom Ende des Stocks versetzt waren. Arns starke Hand hielt den Stock in der Mitte, so konnte er die Bewegungen der Mädchen kontrollieren.

Wir trafen sie einige Yards strandaufwärts auf dem heißen Sand.

Arn drückte die beiden Sklavinnen mit dem Stock auf die Knie. Dann setzte er seinen Fuß auf den Stock und zwang ihren Kopf hinab in den Sand. Als er seinen Fuß fortzog, blieb der Kopf, wo sie waren.

»Rim!«, lachte Arn. »Ich sehe, dass du den Frauen verfallen warst!«

Rim hatte sich entschlossen, keine Kopfbedeckung zu tragen, nicht einmal einen Helm. Daher wurde seine schamvolle Rasur nicht verborgen. Das Haar war nun nachgewachsen, aber es war noch licht und würde für einige Zeit auch so bleiben, sodass jeder sah, was ihm einst angetan worden war. Ich bewunderte ihn dafür, dass Rim sich entschieden hatte, nicht vor dieser Scham davonzulaufen.

»Sollen wir diese Sache mit dem Schwert diskutieren?«, fragte ich Arn.

»Nein!«, lachte Arn. »Es gibt Wichtigeres zu besprechen!«

Wir setzten uns im Schneidersitz auf den Sand, Cara kniete sich neben uns.

»Wein!«, befahl Rim.

Sofort begann die Sklavin, uns zu bedienen.

»Was gibt es Neues?«, fragte Arn.

»Wir waren auf der Thassa unterwegs«, sagte Rim. »Wir sind nur unwissende Seeleute.«

»Vor vier Tagen habe ich mich, als Bettler verkleidet, in Lydius aufgehalten.«

»Ging der Handel gut?«

»Ich vermochte die Drohung durch Stahl gegen einiges Gold einzutauschen.«

»Es sind gute Zeiten.«

Cara kniete sich neben Rim und goss ihm Wein ein. Er nahm den Becher, ohne sie anzusehen.

Sie bediente auch die anderen, dann kniete sie sich an einer Seite hin.

»Ich habe in einer Taverne ein Mädchen mit kurzer Tunika getroffen, wenngleich frei. Eine kleine Schwarzhaarige mit schwarzen Augen namens Tina, mit einer Kerbe im Ohr.«

Einige freie Mädchen ohne Familie halten sich, so gut sie können, in Hafenstädten am Leben. Dass ihr Ohr eine Kerbe besaß, zeigte, dass ein Magistrat sie als Diebin überführt hatte. Das Ohr einzukerben ist in den meisten goreanischen Städten die erste Strafe für einen überführten Dieb, ob nun männlich oder weiblich. Beim zweiten Vergehen wird ein Mann mit der Abtrennung der linken Hand bestraft, beim dritten verliert er die rechte. Bei Frauen ist die Strafe beim zweiten Vergehen die Sklaverei.

»Sie roch mein Gold«, fuhr Arn fort, »und täuschte unwiderstehliches Verlangen vor, das sie mit mir in einem Alkoven befriedigen wollte.«

Rim lachte.

»Der Trank, den sie mir gab, war voller Drogen. Ich wachte am Morgen mit starken Kopfschmerzen auf, und mein Beutel war fort.«

»Die Zeiten sind hart«, meinte Rim.

»Ich beschwerte mich beim Magistrat, aber leider war dort jemand anwesend, der sich meiner erinnerte und mit dem ich zuvor zu tun hatte.« Er schlug sich auf die Knie. »Soldaten wurden mir nachgeschickt, und ich entkam gerade noch so über die Dächer in die Wälder.«

»Die Zeiten sind in der Tat hart.«

»Das ist wahr«, erwiderte Arn.

Er hielt Cara seinen Becher hin, und sie füllte ihn hastig. Dies tat sie auch mit den Bechern der anderen. Als sie damit fertig war, machte Rim ihr ein Zeichen, dass sie sich neben ihn knien solle, etwas nach hinten versetzt. Sie tat es, den Wein noch in den Händen.

»Nun«, sagte Arn, »ich denke, wir wollen jetzt etwas Handel treiben.« Er sah mich an.

»Gab es weitere Neuigkeiten aus Lydius?«, fragte Rim freundlich.

»Der Preis für ein gutes Sleenfell beträgt jetzt eine Silbermünze«, sagte Arn. Er hielt Cara seinen Becher hin. »Mehr Wein!«

Sie füllte nach.

Arn betrachtete sie. Offenbar gefiel ihm, was er sah.

Sie kehrte dann auf ihre Position schräg hinter Rim zurück.

Ich erkannte, dass sie Angst hatte. Sie fürchtete, dass sie den Besitzer wechseln würde.

Ich hielt auch meinen Becher nach vorn, und sie erhob sich, bediente mich, danach alle anderen, zuletzt Rim.

»Gibt es weitere Neuigkeiten aus Lydius?«, fragte ich.

Arn lächelte. »Marlenus von Ar war vor fünf Tagen in der Stadt.«

Ich zeigte meine Gefühle nicht.

»Was will der große Ubar so weit von Ar entfernt?«, fragte Rim.

»Er jagt Verna.«

Ich glaubte für einen Moment, eine winzige Bewegung in den Schultern eines der Panthermädchen erblickt zu haben, die ihren Kopf immer noch auf den Sand drückten, den Stock an ihren Hals gebunden.

»Er hat Verna einst gefangen genommen«, fuhr Arn fort. »Aber sie entkam ihm.« Er sah mich an. »Das hat Marlenus nicht erfreut.«

»Darüber hinaus«, sagte einer seiner Männer, »sagt man, dass Verna seine Tochter versklavt habe.«

Arn lachte.

»Wo ist Marlenus jetzt?«, fragte ich.

»Ich weiß es nicht«, sagte Arn. »Aber von Lydius aus wollte er dem Fluss nach Laurius folgen, zweihundert Pasangs stromaufwärts. Danach wollte er in den Wald vordringen.«

»Lasst uns diese Frauen betrachten«, sagte Rim und zeigte auf die Panthermädchen.

»Erhebt euch!«, befahl Arn.

Sofort hoben die Mädchen den Kopf aus dem Sand, schüttelten ihn und warfen das Haar hinter sich über den Stock zurück. Sie waren beide blond und hatten blaue Augen, wie viele der Panthermädchen. Ihren Kopf hatten sie hocherhoben. Sie knieten in der Haltung von Vergnügungssklavinnen, da sie wussten, dass dies von ihnen erwartet wurde.

Sie waren beide recht schön.

»Elende Schlampen«, sagte Rim, »gewöhnlicher Herkunft.«

Ärger blitzte in den Augen der Mädchen auf.

»Sie sind prächtig!«, protestierte Arn.

Rim zuckte mit den Achseln.

Die Mädchen knieten stolz und wütend, während ihnen die kurzen Pantherfelle schnell und grob vom Leib gerissen wurden. Sie waren unglaublich schön.

»Gewöhnlicher Herkunft«, wiederholte Rim.

Die Mädchen schnaubten.

Arn war nicht erfreut.

Rim wies auf Cara. »Erheb dich, Sklavin, und zieh dich aus!«

Verärgert folgte Cara dem Befehl.

»Weg mit dem Haarband!«

Sie zog das wollene Haarband vom Kopf, sodass das Haar frei hinabfiel.

»Hände hinter den Kopf, Kopf zurück und umdrehen!«

Wütend ließ sich Cara auf dem Strand begutachten.

»Das ist ein Mädchen!«, sagte Rim.

Arn betrachtete sie und war offensichtlich beeindruckt.

Sie war in der Tat wunderschön, vielleicht noch schöner als die Panthermädchen. Sie waren alle unglaublich gut aussehende Frauen.

»Zieh dich wieder an!«, befahl Rim Cara.

Dankbar zog sie rasch die kurze, ärmellose Sklaventunika über ihren Kopf, legte das Haarband wieder an und band das Haar damit zurück. Dann kniete sie sich wieder schräg hinter ihren Herrn. Ihr Kopf war gesenkt. Sie unterdrückte ein Schluchzen. Niemand kümmerte sich darum. Sie war nur eine Sklavin.

»Da wir Freunde sind und uns seit vielen Jahren kennen, Rim, bin ich bereit, diese beiden Schönheiten für je zehn Goldstücke gehen zu lassen, neunzehn für beide zusammen, so, wie sie sind«, meinte Arn freundlich.

Rim erhob sich. »Hier gibt es für uns kein Geschäft abzuschließen.«

Ich erhob mich gleichfalls. Es war für mich allerdings wichtig, zumindest eines der Mädchen zu erwerben. Es war ein Teil meines Plans, Informationen über den Verbleib von Vernas Bande zu erwerben. Ich vermutete, dass zumindest eines der Mädchen Dinge wissen würde, die mich interessierten, vor allem über das Objekt meiner Suche. Deshalb waren wir an diesem Handelsplatz angelandet.

»Neun Goldstücke für jede«, sagte Arn und stand ebenfalls auf.

»Sammle die Weinflaschen und Becher ein«, wies Rim Cara an. Sie tat es.

»Siebzehn für das Paar!«, sagte Arn.

»Du beleidigst mich«, erwiderte Rim. »Es sind nicht ausgebildete Mädchen, nicht einmal mit Brandzeichen, roh aus dem Wald!«

»Es sind Schönheiten!«

»Gewöhnlicher Herkunft!«

»Was ist wohl deiner Ansicht nach ihr Wert?«

»Wir können dir vier Kupferstücke pro Mädchen zahlen.«

»Sleen!«, rief Arn. »Sleen!«

Die Mädchen stießen Laute der Empörung aus.

»Fünf für jede«, gab Rim nach.

»Diese Frauen könnte man in Ar für je zehn Goldstücke verkaufen!«

»Vielleicht. Aber wir sind nicht in Ar.«

»Ich weigere mich, weniger als acht Goldstücke für jede zu akzeptieren.«

»Dann solltest du sie nach Lydius bringen und dort verkaufen«, schlug Rim vor.

Ich lächelte.

»Oder vielleicht nach Laura?«

Rim war clever. Es liegt eine große Gefahr darin, die Frauen zu diesen Orten zu bringen. Arn, als Geächteter, wusste das durchaus. Wir konnten diese Frauen recht leicht in Laura oder noch wahrscheinlicher in Lydius verkaufen, aber für einen Geächteten war das um einiges schwieriger.

Rim spazierte langsam den Sandstrand in Richtung der Tesephone entlang, gefolgt von mir und Cara. Verärgert folgte ihm Arn.

»Fünf für jede!«, explodierte er. »Das ist mein letztes Angebot!«

»Ich bin mir sicher, dass viele Schiffe diesen Handelsort hier ansteuern, und dass du bald einen Käufer finden wirst«, meinte Rim. Zu dieser Jahreszeit, so hatte mir Rim mitgeteilt, kamen nur wenige Schiffe in diese Gegend. Der Frühlingsbeginn ist die bevorzugte Zeit, um die Mädchen zumindest etwas ausbilden zu können, sodass man sie vor den Frühlingsund Sommermärkten vieler Städte vermarkten kann.

Es war aber schon mitten im Sommer.

»Ich bin bereit, sie gegen diese hier einzutauschen!«, sagte Arn und zeigte auf Cara.

Rim betrachtete Cara. Sie trug den Wein und die Becher. Sie stand da, bis zu den Knöcheln im Sand, in der kurzen, weißen, wollenen und ärmellosen Tunika, das Haar zurückgebunden.

Ihre Wünsche waren unwichtig.

Ihre Augen waren voller Angst, ihre Unterlippe zitterte.

Würde er dem Tausch zustimmen?

»Geh zum Schiff!«, befahl Rim ihr.

Weinend wandte sich Cara ab, stolperte durch den Sand und watete zur Tesephone.

Thurnock nahm ihr den Wein und die Kelche ab und hob sie an Bord.

Sie zitterte.

Rim und ich gingen ins Wasser und begannen gleichfalls, unseren Weg zur Tesephone zu beschreiten.

»Zwei Goldstücke für jede!«, schrie Arn.

Rim wandte sich im Wasser noch einmal um. »Fünf Kupferstücke!«, sagte er.

»Ich habe viel Gold!«, rief Arn. »Du beleidigst mich!«

»Dein Beutel wurde in Lydius gestohlen«, erinnerte ihn Rim. »Von einer kleinen Diebin mit eingekerbtem Ohr namens Tina.« Arns Männer lachten laut oben am Strand. Er wandte sich um und starrte sie an. Sie kämpften um Selbstbeherrschung. Dann drehte sich Arn wieder in Richtung Rim und lachte. »Was ist nun dein wahres Angebot?«

Rim grinste. »Eine Silbermünze für jede.«

»Die Frauen gehören dir!«, lachte Arn. Einer seiner Männer band die Mädchen von dem Stock los und mit je einer Hand im Haar einer jeden brachte er sie ein bis zwei Fuß ins Wasser hinein.

Ich nahm die beiden Silbermünzen aus meinem Beutel am Gürtel und warf sie Arn zu. Rim nahm die Mädchen von dem Geächteten, der sie festhielt, ergriff sie am Haar und watete mit ihnen, ihre Hände hinter dem Rücken gefesselt, zum Schiff.

Ich ergriff Thurnocks entgegengestreckte Hand und kam an Bord.

Rim hatte die beiden Mädchen an die Seite des Schiffes geführt. »Du wirst uns niemals brechen«, zischte eine von ihnen. Daraufhin hielt Rim den Kopf der beiden Mädchen unter Wasser, für fast eine Ehn. Als er sie wieder hochzog, rollten sie wild mit den Augen, spuckten und keuchten, ihre Lungen schrien nach Luft.

Es war wenig Widerstand in ihnen, als sie an Bord gehoben wurden.

»Kette sie ans Deck!«, befahl ich Thurnock.

»Dieser hier«, sagte das Panthermädchen und wies mit dem Messer auf die regungslose Gestalt, »ist interessant – er hat uns viel Vergnügen bereitet, ehe wir seiner müde wurden.«

Es war der Nachmittag nach dem Geschäft mit Arn, dem Geächteten.

Wir waren in Richtung Norden gereist, entlang des westlichen Ufers der Thassa, die Wälder zu unserer Rechten.

Wir waren nun gut zehn Pasangs von dem Handelsplatz entfernt, an dem wir am vorhergehenden Tag die beiden Panthermädchen erworben hatten.

Weibliche und männliche Geächtete belästigen sich an den Handelsplätzen nicht besonders. Jeder hat seinen eigenen Markt. Ich kann mich an keinen Fall erinnern, an dem Frauen an einem Handelsplatz versklavt worden wären, während sie mit ihren Waren handelten, oder an dem Männer versklavt worden wären, während sie ihre Gefangenen präsentierten und verkauften. Würden die Handelsplätze entweder für die männlichen oder die weiblichen Geächteten aufgrund der Aktivitäten der jeweils anderen unsicher werden, wäre das System dieser Umschlagorte weitgehend wertlos. Die Dauerhaftigkeit eines solchen Platzes und dessen Sicherheit sind für den Handel von zentraler Bedeutung.

»Er sollte einen hohen Preis von einer zarten, reichen Frau bringen«, riet das Mädchen uns.

»Ja«, gab Rim zu, »er sieht belastbar und recht hübsch aus.«

Ein weiteres Panthermädchen, das hinter dem Mann stand, schlug ihn plötzlich und unerwartet mit der Peitsche.

Schmerzerfüllt schrie er auf.

Auf seinem Kopf hatte man ihm einen Streifen von der Stirn bis zum Nacken rasiert.

Die Mädchen hatten zwei Masten in den Sand gesetzt und sie mit einem Querbalken versehen. Die Handgelenke des Mannes waren, weit voneinander getrennt, mit ledernen Fesseln an den Balken gebunden. Er war nackt und hing etwa einen Fuß über dem Boden. Seine Beine waren gespreizt und an den seitlichen Masten angebunden.

Hinter dem Rahmen stand seitlich davon ein zweiter. Auch in ihm hing ein erbarmungswürdiges Wrack, zum Verkauf angeboten von den Panthermädchen.

Sein Kopf war ebenfalls mit der Markierung der Schande rasiert worden.

»Dies ist der Handelsplatz, an dem ich verkauft worden bin«, sagte mir Rim.

Das Panthermädchen Sheera, die die Anführerin der Bande war, setzte sich in den warmen Sand.

»Lasst uns handeln«, sagte sie.

Sie saß im Schneidersitz wie ein Mann. Ihre Mädchen formten einen Halbkreis hinter ihr.

Sheera war eine starke, schwarzhaarige Frau mit einem Halsband aus Klauen und goldenen Kettengliedern. Sie trug gewundene goldene Armreife an ihren bronzenen Armen. Um ihren linken Fußknöchel hing eine Fußkette aus Muscheln. An ihrem Gürtel trug sie eine Messerscheide. Das Messer lag in ihrer Hand. Als sie sprach, spielte sie damit und malte im Sand.

»Bring Wein!«, befahl Rim Cara.

Rim und ich saßen hier wie bei den Männern des Arn mit Sheera und ihren Mädchen zusammen.

Cara, die Sklavin, bediente uns mit Wein, wie sie es mit Arn und seinen Männern gemacht hatte. Die Mädchen achteten nicht mehr auf sie als die Männer damals. Für sie war sie nur eine Sklavin.

Es war interessant, dass die Panthermädchen ihr nicht mehr Respekt oder Aufmerksamkeit schenkten. Sie erkannten die Schwesternschaft in einem Tier, wie sie es war, nicht an.

Ich wollte die Männer nicht kaufen, aber ich war an Informationen interessiert, die ich von den Panthermädchen bekommen konnte. Und diese Mädchen waren frei. Wer wusste, wovon sie alles Kenntnis hatten?

»Wein, Sklavin!«, sagte Sheera.

»Ja, Herrin«, flüsterte Cara und füllte ihren Becher.

Sheera betrachtete sie mit Verachtung. Mit gesenktem Kopf kroch Cara zurück.

Panthermädchen sind arrogant. Sie leben für sich selbst in den nördlichen Wäldern, sorgen für sich durch die Jagd, Sklaverei und Banditentum. Sie haben wenig Respekt vor irgendjemandem oder irgendetwas, einmal abgesehen von sich selbst und den Tieren, die sie jagen: den gefährlichen Waldpanther, den schnellen, giftigen Sleen.

Ich kann verstehen, warum solche Frauen Männer hassen, aber es ist mir nicht ganz so klar, warum sie auch Frauen verachten. Tatsächlich zollen sie den Männern, die sie jagen und von denen sie gejagt werden, mehr Respekt als würdige Gegner als anderen Frauen. Sie scheinen alle Frauen, versklavt oder frei, als weiche, wertlose Kreaturen anzusehen, ganz anders als sie selbst. Vor allem verachten sie schöne weibliche Sklaven wohl am meisten, und Cara gehörte dazu. Ich bin mir nicht sicher, warum sie andere ihres Geschlechts so hassen. Ich vermute, dass es damit zu tun haben mag, dass sie sich tief in ihrem Herzen selbst hassen, ihre eigene Weiblichkeit. Vielleicht wollen sie wie Männer sein, ich weiß es nicht. Es scheint, als würden sie sich sehr davor fürchten, Frauen zu sein und mehr als alles andere, dass sie die Hände eines starken Mannes Weiblichkeit lehren könnte. Man sagt, dass einmal gefangene Panthermädchen hervorragende Sklavinnen seien. Ich verstehe all dies nicht besonders gut.

Sheera richtete ihre beiden dunklen, wilden Augen auf mich. Sie stieß mit ihrem Messer im Sand herum. Sie war eine stämmig gebaute Frau, aber durchaus aufregend. Sie saß im Schneidersitz, wie ein Mann. Um ihren Hals lag eine Kette mit Klauen und goldenen Kettengliedern. Um ihren linken Fußknöchel trug sie ein Band mit durchbohrten Muscheln. »Was für ein Angebot erhalte ich für diese beiden Sklaven?«, fragte sie.

»Ich hatte erwartet, hier Verna, die Geächtete, zu treffen«, sagte ich. »Ist es nicht so, dass sie hier verkauft?«

»Ich bin die Feindin von Verna«, sagte Sheera und stieß ihr Messer in den Sand.

»Oh.«

»Viele Frauen verkaufen an diesem Platz«, sagte Sheera. »Verna verkauft heute nicht. Sheera verkauft. Welches Angebot höre ich?«

»Ich hatte wirklich gehofft, Verna anzutreffen«, erwiderte ich.

»Verna, so habe ich gehört, verkauft die bei Weitem beste Ware«, meinte Rim.

Ich lächelte. Ich erinnerte mich daran, dass Rim von Verna und ihrer Bande verkauft worden war. Rim war, für einen Geächteten, kein übler Bursche.

»Wir verkaufen, was wir fangen«, sagte Sheera. »Manchmal liegt das Glück der Kette bei Verna, manchmal auch nicht.« Sie sah mich an. »Was höre ich für ein Gebot?«

Ich schaute mir die beiden elenden Gestalten an den Rahmen an.

Sie waren oft geschlagen worden und hatten lange und schwer gearbeitet. Die wilden Frauen hatten sie sicher oft vergewaltigt.

Sie waren nicht mein Grund, um hierherzukommen, aber ich wollte sie nicht der Gnade der Panthermädchen überlassen. Ich würde ein Angebot abgeben.

Sheera betrachtete Rim genau. Sie grinste. Dann zeigte sie mit dem Messer auf ihn. »Du hast einst die Ketten der Panthermädchen getragen!«

»Das ist nicht unmöglich«, gab Rim zu.

Sheera und ihre Mädchen lachten.

»Du bist ein interessanter Bursche«, sagte Sheera zu Rim. »Es ist dein Glück, dass dies ein Handelsplatz ist. Sonst wäre ich versucht, meine Ketten um dich zu schlingen.« Sie lachte. »Ich glaube, es würde mir gefallen, dich auszuprobieren.«

»Bist du zu was nütze?«, fragte eines der Mädchen Rim.

»Männer sind wunderbare Sklaven«, sagte Sheera.

»Panthermädchen sind als Sklavinnen auch nicht übel«, meinte Rim.

Sheeras Augen blitzten auf. Sie stieß das Messer bis zum Griff in den Sand. »Panthermädchen werden keine Sklaven!«, zischte sie.

Ich hielt es nicht für angemessen, Sheera gegenüber zu erwähnen, dass ich an Bord der Tesephone zwei Panthermädchen hatte, nackt, angekettet im Laderaum, geknebelt und mit Sklavenhauben. Ich hielt sie unter Deck, gesichert, geknebelt und vermummt, sodass niemand an diesem Handelsplatz sie zu sehen bekam, niemand hörte, wie sie schrien. Ich wollte nicht, dass ihre Gegenwart oder auch nur ein bloßer Hinweis auf eine solche die Dinge unnötig komplizierte. Nachdem ich sie gründlich befragt hatte, würde ich sie in Lydius verkaufen.

»Du hast erwähnt, dass du ein Feind Vernas bist«, sagte ich.

»Ich bin ihr Feind.«

»Wir wollen sie kennenlernen«, sagte ich. »Weißt du vielleicht, wo ich sie antreffen kann?«

Sheeras Augen verengten sich. »Überall.«

»Ich habe gehört, dass Verna und ihre Bande manchmal nördlich von Laura zu finden sind.«

Das kurze Aufblitzen in ihren Augen sagte mir bereits, was ich wissen wollte.

»Vielleicht«, erwiderte sie mit einem Achselzucken.

Die Information hatte ich von einer Sklavin, die einst in meinem Haus gedient hatte, einer Frau namens Elinor. Sie gehörte nun Rask von Treve.

Die unbeabsichtigte Antwort in Sheeras Augen hatte diese Information bestätigt.

Es war natürlich eine Sache, dies in einer generellen Weise zu wissen, und eine ganz andere, das Lager von Vernas Bande zu finden oder ihren Tanzkreis. Jede Bande von Panthermädchen errichtet ein semi-permanentes Lager, vor allem im Winter. Doch jede Bande hat auch ihren Tanzkreis. Wenn ihnen die Unterdrückung ihrer wahren Weiblichkeit zu schmerzhaft erscheint, ziehen sich die Panthermädchen zu solchen Orten zurück, um dort ihre Frustrationen fortzutanzen. Es sind auch diese Orte, an denen sie Gebrauch von ihren männlichen Sklaven machen.

Rim war von Verna und ihren Mädchen gefangen worden, aber er war nicht fern von diesem Ort in Ketten gelegt, vergewaltigt und versklavt worden, nicht weit von exakt diesem Handelsplatz, an dem sie sich befanden. Er wusste weniger als ich von den normalen Gewohnheiten Vernas und ihrer Bande. Wir wussten natürlich beide, dass sie mit ihren Mädchen ein weites Gebiet abwanderte.

»Vernas Lager«, sagte ich zu Sheera in bestimmtem Ton, »liegt nicht nur nördlich, sondern auch westlich von Laura.«

Sie schien überrascht zu sein. Wieder las ich in ihren Augen. Was ich gesagt hatte, war falsch. Vernas Lager war demnach im Nordosten von Laura zu finden.

»Möchtest du nun ein Gebot abgeben oder nicht?«, fragte Sheera.

Ich lächelte.

»Ja«, sagte ich.

Ich hatte nun so viele Informationen bekommen, wie ich an diesem Ort zu erhalten hoffen durfte. Es war wahrscheinlich nicht sehr klug, Sheera weiter zu bedrängen. Sheera, eine Anführerin von hoher Intelligenz, würde bemerken, dass sie möglicherweise Informationen verraten hatte. Ihr Messer schnitt durch den Sand. Sie sah mich nicht an. Offenbar war sie irritiert und fing an, Verdacht zu schöpfen. Weiteres würde ich von den gefangenen Panthermädchen auf dem Schiff erfahren. Sie kannten normalerweise die üblichen Territorien der verschiedenen Banden. Sie mochten sogar annähernd die genaue Position der Lager und Tanzkreise kennen. Ich würde diese Information nicht von freien Frauen erhalten, sicher aber von hilflosen Mädchen auf der Tesephone, die mir ausgeliefert waren. Danach würde ich sie verkaufen. Ich hatte hier genug erfahren, um meine ursprünglichen Informationen zu bestätigen, sie etwas zu ergänzen und nun die Antworten meiner Gefangenen auf dem Schiff besser einordnen zu können. Ich lächelte in mich hinein. Sie würden reden. Danach, wenn ich herausgefunden hatte, was ich wissen wollte, würde ich sie in Lydius verkaufen.

»Ein Stahlmesser für jeden«, bot ich Sheera an. »Und zwanzig Pfeilspitzen aus Stahl für jeden dazu.«

»Vierzig Pfeilspitzen für jeden, und die Messer«, sagte Sheera und schnitt weiter durch den Sand.

Ich erkannte, dass sie kein echtes Interesse an diesen Verhandlungen hatte. Sie war nicht mit dem Herzen bei der Sache. Sie war wütend.

»So sei es«, sagte ich.

»Und ein Stein Süßigkeiten«, fügte sie hinzu und blickte plötzlich auf.

»Gut«, erwiderte ich.

»Für jeden!«, verlangte sie.

»Einverstanden.«

Sie schlug sich auf die Knie und lachte. Die Mädchen waren erfreut.

Es gab kaum Zucker in den Wäldern, außer dem Fruchtzucker in verschiedenen Beeren, und einfache Lutschbonbons, die ein Kind in den Läden von Ar oder Ko-ro-ba erwerben konnte, wurden von den Panthermädchen in den fernen Wäldern sehr geschätzt.

Es war daher nicht unüblich bei den Banden der Wälder, dass man untereinander einen Mann für nicht mehr als eine Handvoll Bonbons verkaufte. Wenn man mit Männern handelte, so verlangten die Mädchen aber Güter von größerem Wert, normalerweise Messer, Pfeilspitzen oder Speerspitzen. Manchmal feilschte man auch um Armreifen, Armbänder oder Spiegel, bisweilen um Sklavennetze und Sklavenfallen, die bei der Jagd helfen sollten, oder auch um Sklavenketten und Handschellen, die die Beute sichern sollten.

Ich ließ die Waren vom Schiff bringen, dazu eine Waage, um die Süßigkeiten abzuwiegen.

Sheera und ihre Mädchen schauten aufmerksam zu, da sie Männern nicht trauten, und zählten die Pfeilspitzen zweimal.

Zufrieden erhob sich Sheera schließlich. »Nehmt die Sklaven!«

Die nackten männlichen Wracks wurden von Männern der Tesephone aus den Rahmen befreit.

Sie fielen in den Sand und konnten nicht mehr stehen. Ich ließ sie in Ketten legen.

»Tragt sie auf das Schiff«, sagte ich meinen Männern.

Die Mädchen umringten die Sklaven, als diese zum Wasser getragen wurden, spuckten sie an, schlugen sie, lachten sie aus.

»Dieser hier«, sagte eines der Mädchen, »wird angekettet auf einer Ruderbank was hermachen!«

»Und dieser«, sagte Sheera und stupste einen mit dem Messer in die Schulter, »ist nicht übel.« Sie lachte. »Verkauft ihn an eine reiche Frau!«

Er wandte seinen Blick ab, schloss seine Augen, ein männlicher Sklave.

Männliche Sklaven sind auf Gor nicht von besonderem Wert und erzielen keine hohen Preise. Ein Großteil der Arbeit wird von freien Männern durchgeführt; die meisten männlichen Sklaven findet man auf den Handelsgaleeren, in den Minen und auf den großen Farmen. Sie dienen auch des Öfteren als Träger an den Anlegestellen. Sie sind dabei aber immerhin glücklich genug, ihr Leben zu behalten, selbst unter diesen Bedingungen. Männer, die in Kriegen gefangen genommen werden, beim Erobern der Zylinder oder Dörfer, beim Plündern von Karawanen, werden gemeinhin getötet. Die Frau ist die gefragte Ware auf den goreanischen Sklavenmärkten. Ein hoher Preis für einen männlichen Sklaven ist eine Silbermünze, doch selbst eine einfache Sklavin aus niedriger Kaste, die sich einigermaßen gut unter der Peitsche des Auktionators bewegt, wird einen ähnlichen oder höheren Preis erzielen. Eine Ausnahme stellen die zertifizierten Sklaven für Frauen dar, gut aussehende Männer, gekleidet in Seide, die ausgebildet werden, um die Unterkünfte einer Frau zu pflegen. Einige von diesen bringen vergleichbare Preise wie Mädchen von ähnlicher Schönheit. Natürlich fluktuieren die Erlöse je nach Märkten und Saison. Wenn es nur wenige Angebote gibt, gehen die Preise natürlich entsprechend nach oben. Solche Männer werden auf Auktionen für Frauen versteigert, an denen freie Männer nicht teilnehmen dürfen, vom Auktionator und seinem Personal einmal abgesehen.

Schon bald stießen die beiden Seeleute die Tesephone mit ihren Stangen tiefer ins Wasser hinein.

»Auf nach Lydius«, sagte ich Thurnock.

»Ruder heraus!«, rief er.

Die Ruder glitten heraus.

Mit dem Knirschen von Seilen und Rollen, zogen die Seeleute die lange Rahe den Mast empor, bis das Segel sicher in seiner Aufhängung flatterte.

Ich sah Sheera, wie sie knietief im Wasser stand, in der Nähe des Strandes. Sie hatte ihr Sleenmesser nun in die Gürtelscheide gesteckt. Sie war ein kräftig gebautes Mädchen. Das Sonnenlicht brachte ihren Schmuck zum Leuchten.

»Kommt wieder!«, rief sie. »Vielleicht können wir dir dann weitere Männer verkaufen!«

Ich hob die Hand in ihre Richtung, bestätigte ihren Ruf.

Sie lachte und wandte sich ab, watete den Sand hinauf.

Die beiden männlichen Sklaven, die ich gekauft hatte, lagen seitlich auf dem Deck, die Füße und Beine angezogen, die Handgelenke in Ketten gelegt.

»Nach Lydius!«, rief Thurnock dem Steuermann auf dem Steuerdeck zu.

»Nach Lydius!«, wiederholte er.

»Halber Schlag!«, sagte ich zu Thurnock.

»Ruder bereit!«, rief er. »Halber Schlag! Schlag!«

Wie eins tauchten die Ruder sauber ins Wasser und zogen durch die schimmernde Thassa. Die Tesephone