Die Deutschen Generäle des 1. Weltkriegs - Ralf Hagedorn - E-Book

Die Deutschen Generäle des 1. Weltkriegs E-Book

Ralf Hagedorn

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Beschreibung

Drei Männer – drei Wege an die Spitze des deutschen Militärs – ein Weltkrieg, der alles veränderte. Dieses Buch vereint die packenden Biografien von Erich von Falkenhayn, Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff – den einflussreichsten Generälen des Deutschen Kaiserreichs während des Ersten Weltkriegs. In eindrucksvollen Einzelporträts werden Aufstieg, Denken und Handeln dieser prägenden Figuren des deutschen Generalstabs nachgezeichnet. Erich von Falkenhayn, der kühle Stratege, als Generalstabschef verantwortlich für die blutige Schlacht um Verdun – zwischen Realpolitik und verhängnisvollen Entscheidungen. Paul von Hindenburg, der Volksheld von Tannenberg, dessen schweigsame Autorität ihn bis ins höchste Staatsamt führen sollte. Erich Ludendorff, der Taktiker und Machtmensch, der als "heimlicher Diktator" im Krieg regierte und später zur umstrittenen Figur der Weimarer Republik wurde. Mit klarem Blick auf das Zusammenspiel von Persönlichkeit, Macht und Militär liefert dieses Buch ein fesselndes Porträt dreier Männer, die nicht nur den Verlauf des Ersten Weltkriegs, sondern auch die deutsche Geschichte entscheidend mitprägten. Ein unverzichtbares Werk für alle, die sich für die Schlüsselfiguren der wilhelminischen Epoche und die inneren Mechanismen der deutschen Kriegsführung interessieren. Dieses Buch ist bebildert. Umfang: 221 Seiten

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Seitenzahl: 115

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die Deutschen Generäle des 1. Weltkriegs

Falkenhayn/ Ludendorff/ Hindenburg/ Mackensen

IMPRESSUM:

Ralf Hagedorn

c/o IP-Management #4887

Ludwig-Erhard-Str. 18

20459 Hamburg

General Falkenhayn

Erich von Falkenhayn (1913)

Erich Georg Sebastian Anton von Falkenhayn (* 11. September 1861 in Burg Belchau; † 8. April 1922 in Schloss Lindstedt bei Potsdam) war ein preußischer General der Infanterie, osmanischer Marschall und im Ersten Weltkrieg preußischer Kriegsminister sowie Chef des Großen Generalstabs. Nach dem Scheitern des Schlieffen-Plans übernahm er die militärische Führung des Kaiserreichs und war von September 1914 bis August 1916 Chef der zweiten Obersten Heeresleitung. Als dieser verantwortete er die erfolgreiche Schlacht von Gorlice-Tarnów und die Schlacht von Verdun, deren Scheitern unter fürchterlichen Opfern zu seinem Rücktritt führte. Falkenhayn hielt den Krieg früh für militärisch nur noch durch einen günstigen Kompromissfrieden zu gewinnen, nicht aber durch vollständige Niederwerfung aller Gegner. Damit stand er strategisch im Gegensatz zu Erich Ludendorff, der ihm mit Paul von Hindenburg in der Führung der Obersten Heeresleitung folgte. Falkenhayn eroberte nach seinem Rücktritt als Generalstabschef im Auftrag seiner Nachfolger das in den Krieg spät eingetretene Rumänien, scheiterte aber als Heerführer im Nahen Osten. Er verhinderte in seinem Verantwortungsbereich eine vom Osmanischen Reich geplante Deportation der Juden aus Palästina.

Erich von Falkenhayn

Von Musvage - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=76075577

Leben

Herkunft

Er entstammte dem in Schlesien ansässigen Adelsgeschlecht Falkenhayn und war der Sohn von Fedor Tassilo von Falkenhayn (* 6. Februar 1814 in Nakel, Oberschlesien; † 20. Januar 1896 in Tarnowitz) und dessen Ehefrau Franziska, geborene Freiin von Rosenberg (* 26. Juni 1826 in Klötzen; † 14. August 1888 in Graudenz). Sein Vater war Gutsherr auf Belchau und Schwirsen, beide im preußischen Regierungsbezirk Marienwerder.

Erich hatte sechs Geschwister:

Anton Georg (1849–1910), Rittmeister

Olga Franziska Helene (1851–1919)

1873 Generalmajor Moritz von Bock (1828–1897), Eltern des späteren Generalfeldmarschall Fedor von Bock (1880–1945).

Georg Ferdinand von Falkenhayn (1852–1887)

Eugen Georg Nikolaus (1853–1934), General der Kavallerie

Arthur Sebastian Georg (1857–1929), Geheimer Oberregierungsrat und Erzieher des Kronprinzen Wilhelm

Kurt Georg Anton (* 15. April 1863)

Militärkarriere

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. in einem der ersten Kriegsräte, 1914, zusammen mit den zuständigen deutschen Militärs: Hindenburg, Moltke, Admiral Tirpiz und Ludendorff.

Mit elf Jahren kam Falkenhayn 1872 in die Kadettenanstalt Culm, anschließend wechselte er für drei Jahre in die Preußische Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde, die er in der Selecta-Klasse abschloss. Am 17. April 1880 trat er mit 18 Jahren als Sekondeleutnant dem Oldenburgischen Infanterie-Regiment Nr. 91 der Preußischen Armee bei. Ab 1. Oktober 1887 absolvierte er für drei Jahre die Kriegsakademie in Berlin und wurde zwischenzeitlich zum Premierleutnant befördert. Am 22. März 1891 trat Falkenhayn in den Großen Generalstab in Berlin ein. Zunächst war er in der Topographischen Sektion, dann in der Eisenbahn-Abteilung tätig, am 25. März 1893 wurde er zum Hauptmann befördert. Am 2. Januar 1894 folgte seine Verwendung im Generalstab des IX. Armee-Korps in Altona. Am 9. Dezember 1895 wurde er Kompaniechef im Infanterie-Regiment „von Borcke“ (4. Pommersches) Nr. 21 in Thorn.

Erich von Falkenhayn (1915)

Von Bundesarchiv, Bild 183-R09788 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5368220

Nach neunmonatigem Dienst ließ sich Falkenhayn am 25. Juni 1896 aus „finanziellen und Karrieregründen“ beurlauben und ging als Militärberater nach China. Als Militärinstrukteur baute er in Wu Chang eine Militärschule nach preußischem Muster auf, ohne aber die Unterstützung der chinesischen Militärbehörden zu finden. 1898 wechselte er ins deutsche Pachtgebiet nach Kiautschou und war Hauptmann im III. Seebataillon. Ihm wurde die Aufstellung einer Chinesen-Kompanie übertragen, die aber nicht lange bestand. Danach wurde er als Major mit Patent vom 25. März 1899 à la suite als Militärattaché wieder in der Preußischen Armee angestellt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er ab 24. Februar 1900 für kurze Zeit erneut im Großen Generalstab in Berlin verwendet und wechselte am 29. März nach Karlsruhe, um für fünf Monate die Position des Chefs des Stabes des dortigen XIV. Armee-Korps zu übernehmen.

Kommandant der 4. osmanischen Armee und Marineminister Ahmed Cemal Paşa begleitet den deutschen General Erich von Falkenhayn vor dem Felsendom im Jahr 1917.

Am 7. September wurde er dem Generalstab des Kommandos des Ostasiatischen Expeditionskorps zugeteilt, das an der Niederschlagung des Boxeraufstandes beteiligt war. Nach einem längeren Aufenthalt in der Mandschurei und in Korea kehrte Falkenhayn wieder in die Heimat zurück.

Am 18. Oktober 1903 wurde er zum Bataillonskommandeur des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 in Braunschweig ernannt, am 15. September 1905 wurde er Oberstleutnant. Am 10. April 1906 wurde er abermals im Großen Generalstab verwendet. Ein Jahr später, am 22. März 1907, wurde er Chef des Generalstabes des XVI. Armee-Korps in Metz, am 18. Mai 1908 wurde er zum Oberst befördert. Am 27. Januar 1911 zum Kommandeur des 4. Garde-Regiments zu Fuß in Berlin ernannt, wurde er bereits am 20. Februar 1912 auf Grund unvorhergesehener personeller Engpässe Chef des Generalstabs beim IV. Armee-Korps in Magdeburg. In dieser Position erreichte er am 22. April 1912 den Rang eines Generalmajors. Falkenhayn war zugleich maßgeblich an der Organisation der Kaisermanöver beteiligt.

Kriegsminister Preußens

Am 8. Juli 1913 wurde Falkenhayn überraschend und unter Beförderung zum Generalleutnant zum preußischen Kriegsminister ernannt. In dieser Position oblag ihm die Umsetzung der im Frühjahr beschlossenen Heeresvorlage 1913, die eine deutliche Aufrüstung Deutschlands vorsah. Ins stärkere Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangte er erstmals durch seine Auftritte vor dem Reichstag im Zusammenhang mit der Zabern-Affäre um den Jahreswechsel 1913/14, wobei er das fragwürdige Verhalten der Militärbehörden in Elsaß-Lothringen vorbehaltlos verteidigte und die Armee gegen Kritik aus der Zivilgesellschaft in Schutz nahm. In der Julikrise des Jahres 1914 gehörte Falkenhayn zu den Schlüsselfiguren um den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Wie die meisten Militärs rechnete er damals nicht mit einem europäischen Krieg und hielt die Zeit dafür beim Attentat von Sarajevo wohl auch zunächst nicht für günstig. Trotzdem gehörte er dann aber sehr bald zu denjenigen, die Kaiser Wilhelm II. zur Kriegserklärung drängten.

Chef des Generalstabes im Krieg

Pessimistische Lagebeurteilung nach Ypern

Erich von Falkenhayn, Kronprinz Boris, Hans von Seeckt, Gerhard Tappen, Oberst Gantschew, General Nikola Schekow, unbekannt, August von Mackensen in Paraćin am 6. November 1915 (von rechts nach links)

Im ersten Kriegsjahr löste Falkenhayn nach der Ersten Marneschlacht am 14. September 1914 Helmuth Johannes Ludwig von Moltke, der psychisch zusammengebrochen war, als Chef des Generalstabs ab. Es gelang ihm, die chaotische Situation zu ordnen und die Führungskrise zu überwinden. Schon am 9. September gab er aufgrund des Scheiterns des Schlieffen-Plans dem Kaiser gegenüber die ernüchternde Einschätzung: „Majestät, wir haben den Krieg verloren.“ ab.Falkenhayn versuchte verzweifelt die französische Armee und das britische Expeditionskorps durch den Wettlauf zum Meer (via Nordfrankreich und Belgien zur Nordsee) auszumanövrieren, um doch noch eine Umfassung des Gegners zu erreichen. Das Vorhaben gelang aber nicht und endete nach der Schlacht um Ypern, in der Falkenhayn – um den Durchbruch zu erreichen – unerfahrene und kurzausgebildete Regimenter eingesetzt und deren hohe Verluste sehend in Kauf genommen hatte,im vollständigen Stellungskrieg an der Westfront.

Der deutsche Armeeoberbefehlshaber Ost Erich von Falkenhayn besichtigt die Batterie Ramnicu Sarat (Rimnicul Sarat)

Ypern erschütterte Falkenhayn tief. Er kam zu der Auffassung, dass ein militärischer Totalsieg nicht mehr zu erreichen sei. Er drängte in einem am 18. November 1914 vorgelegten Memorandum die politische Führung um Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, den Krieg auf dem Verhandlungswege zu beenden, fand aber kein Gehör. Gegenüber Bethmann-Hollweg skizzierte er die angesichts der absehbar wachsenden materiellen und auch personellen Überlegenheit der Alliierten begrenzten deutschen Optionen. Da ein schneller Sieg nach dem Scheitern des Schlieffen-Plans unmöglich geworden sei, drohe eine langsame Erschöpfung Deutschlands. Die einzige Möglichkeit sei ein Aufbrechen der gegnerischen Koalition, also ein Separatfrieden mit einem der Gegner Deutschlands, wobei er das Russische Reich für den entscheidenden Kandidaten hielt, da wie er annahm Frankreich ohne das Zarenreich nicht weiterkämpfen werde. Einen Friedensschluss mit dem Vereinigten Königreich strebte Falkenhayn gegenüber dem Reichskanzler nicht an – dessen unverrückbare und im Hintergrund steuernde Feindschaft aus ökonomischen und politischen Neid gegenüber Deutschland hielt er für gesetzt. Er schlug vor, den Krieg gegen Großbritannien nach einem Separatfrieden mit der Flotte allein weiterzuführen. Die Frage größerer Gebietsabtretungen oder gar einer Annexion Belgiens – was in der Öffentlichkeit Deutschlands als das Mindeste angesehen wurde – wollte er erst nach der „Niederwerfung“ Englands behandeln. Diese wiederum wollte er nach einem Teilfrieden auf dem Kontinent mit einer Blockade des Inselreiches erreichen, da so Britannien in vielen Monaten ausgehungert werden könne.Falkenhayns Darlegungen machten Bethmann-Hollweg nachdenklich, führten aber nicht zu politischen Handlungen oder gar Ergebnissen. Das Septemberprogramm Bethmann-Hollwegs spiegelte eine zu dieser Zeit noch optimistischere Einschätzung des Erreichbaren durch das Auswärtige Amt und Regierungskreise wider.

Am 20. Januar 1915 wurde Falkenhayn von Adolf Wild von Hohenborn als Kriegsminister abgelöst. Am Tag seiner Ablösung wurde er zum General der Infanterie befördert, am 16. Februar erhielt er für seine bisherigen Leistungen den Orden Pour le Mérite. Falkenhayn widmete sich jetzt als Chef der Heeresleitung vollständig der militärischen Organisation der Kriegsführung.

General Falkenhayn (der 1917 als neuer Befehlshaber der osmanischen Truppen in Palästina nach Jerusalem gekommen war) mit seiner Tochter Erika von Falkenhayn (verheiratet mit Tresckow; 1904–1974), Jamal Pascha (Cemal Paşa), am Jerusalemer Bahnhof in Palästina. Zu den weiteren Gezeigten gehören: der deutsche Generalkonsul Heinrich Brode (1874–1936), der österreichische Generalkonsul Friedrich Kraus (1878–1958), Fuad Bey (Ali Fuat Cebesoy, Stabschef von Cemal Paşa, 1. Linie 3rdFR) und Abdul Karim Bey (Abdul Kerim Pascha, hinter Erika von Falkenhayn). Quelle für identifizierte Personen: https://www.israelnationalnews.com/news/212818

Auffällig an Falkenhayns Position als Minister und Chef des Generalstabs war, dass seine Machtbasis weniger im Generalstab lag (Falkenhayn hatte Jahre im Ausland, jenseits der sozialen Kontakte und Netzwerke des Stabes verbracht) als in seiner Beziehung zum Kaiser selbst, der ihn in gewissem Rahmen schätzte, der vor allem aber innerhalb der möglichen Alternative zu Falkenhayn, dem Feldherren-Duo Erich Ludendorff/Paul von Hindenburg, den Strategen Ludendorff aus persönlicher Antipathie heraus verabscheute und gleichzeitig Hindenburgs Popularität in der Öffentlichkeit fürchtete.

Geiser Theodore (mons) Kollektion Rumänische Front. Der österreichische Erzherzog Friedrich bei seinem Besuch beim Befehlshaber der 9. Armee, General von Falkenhayn, im Roten Turm in Hermannstadt, November 1916.

Strategische Differenzen und Konflikte an Ost- und Westfront

Trotz der Erfolge in der Schlacht bei Tannenberg im August 1914 hielt es Falkenhayn für unmöglich, Russland vollständig zu besiegen und gleichzeitig im Westen stark genug zu sein, um dort eine erfolgreiche Defensive gegen die immer stärker werdende Entente aufrechtzuhalten. Dies brachte ihn in Konflikt mit Hindenburg und Ludendorff, die das große, aber mangelhaft geführte russische Heer von Norden und Süden umfassen und einkesseln wollten, was Falkenhayn für undurchführbar und politisch auch nicht für wünschenswert hielt. Falkenhayn hatte mit der Einrichtung eines eigenen Oberbefehlshabers für die Ostfront einen „Dualismus in der Kriegführung geschaffen, der sich unmittelbar gegen ihn richten sollte“. Von nun an versuchten Hindenburg und Ludendorff aus einer eigenen Machtposition heraus, den Schwerpunkt des Krieges in den Osten zu verlegen. Viele hohe Offiziere aus dem Umfeld von Ober Ost, etwa Ludendorffs rechte Hand Max Hoffmann, nannten Falkenhayn ab der Zeit, als dieser die Umklammerungsstrategie im Osten ablehnte, schlichtweg nur noch „den Verbrecher“. Ludendorff äußerte, dass er Falkenhayn nachgerade hasse. Die Ablehnung Falkenhayns resultierte nach Ansicht seiner Gegner daraus, dass er fürchtete, beim Erfolg eines solchen Vorgehens von dem Konkurrenten als Generalstabschef abgelöst zu werden; zum anderen hielt Falkenhayn aber weder die Russen für bereits geschlagen, noch wollte er weiter in die Tiefe des russischen Raumes gezogen werden oder den diplomatischen Spielraum des Reiches für einen Friedensschluss mit Russland durch Eroberungen und aufwendige Besatzungen verengen. Versuche Hindenburgs, den Kaiser per Immediatgesuch zu einem Strategiewechsel und zur Entlassung Falkenhayns zu nötigen, empörten den Kaiser aber derart, dass dies Falkenhayns Position wider Erwarten stabilisierte. Den Hauptteil der Aufgaben im Osten übertrug Falkenhayn zukünftig nicht seinen Konkurrenten Ludendorff und Hindenburg, deren in Ober Ost exekutierte koloniale Ziele eines deutschen Ostreiches jeden Friedensschluss erschweren mussten, sondern August von Mackensen.

Falkenhayns Haltung gegenüber seinem Verbündeten Conrad von Hötzendorf, dem Chef der österreichisch-ungarischen Armee, war ebenfalls zwiespältig. Beide hatten völlig unterschiedliche Grundvorstellungen. Für Conrad war naturgemäß der Krieg gegen Russland entscheidend, das er mit allen Kräften – auch den deutschen – vernichtend schlagen wollte, für Falkenhayn war der Osten ein gegenüber Frankreich nachgelagerter Kriegsschauplatz und der den Österreichern wichtige Balkan gleichgültig. Noch mehr galt das für Italien. Demütigend für die Österreicher war, dass sie nach ihren Niederlagen zu Kriegsbeginn kaum noch eigenständig kriegsfähig waren. Jedoch hatte Falkenhayn zumindest ein gewisses Verständnis dafür, dass Conrad v. Hötzendorf eine direkte Unterstellung unter deutschen Oberbefehl politisch nicht akzeptieren mochte und konnte, und förderte entsprechende Ambitionen Hindenburgs und Ludendorffs bewusst nicht – auch aus Eigeninteresse. Stattdessen wurde die Heeresgruppe Mackensen nach ihrer Aufstellung formell den Österreichern unterstellt.

Vollkommen zerrüttet war Falkenhayns Verhältnis zum bayerischen Kronprinzen Rupprecht, der im Westen die 6. Armee kommandierte, Falkenhayns zur Schau getragene preußische Überlegenheit nicht ausstehen konnte und ihm übelnahm, dass er dem Kronprinzen unterstellte Verbände nach Belieben verlegte. Auch strategisch gab es bedeutsame Differenzen. Der Kronprinz glaubte lange an die Möglichkeit eines umfassenden Durchbruches und Sieges, während Falkenhayn das schon nicht mehr für realistisch hielt und dem konsternierten Kronprinzen gegenüber – der davon träumte, das Elsass Bayern zuzuschlagen – die Meinung vertrat, es ginge nur noch darum „unter Verzicht auf entscheidungssuchende Operationen den Gegner zu ermatten und zu hoffen, dass dieser irgendwann einlenke“.

Der deutsche General von Falkenhayn an der Transilvanischen Front, 1916

Ermattungsstrategie

Begrenzte Offensiven im Osten und auf dem Balkan