Die Magie der Steine: Sammelband 1 - Jadelyn Kaya - E-Book
SONDERANGEBOT

Die Magie der Steine: Sammelband 1 E-Book

Jadelyn Kaya

0,0
7,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Magie der Steine - Sammelband 1 Band 1 Freya ist seit vielen Generationen das erste, magiebegabte Kind in ihrem Dorf und darf auf die Kohatu, die Akademie für Magie und magische Steine. Dort lernt sie den charmanten Elias und den ziemlich fiesen Damian kennen. Mit ihnen zusammen muss sie den ersten Test bestehen, um überhaupt auf die Schule gehen zu dürfen. Dabei will sie das eigentlich gar nicht. Band 2 Für Freya, Damian und Elias beginnt das zweite Semester auf der Kohatu und neben dem neuen Element kommen Aufträge der Schule hinzu, die ihnen helfen, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Gefühle beginnen zu keimen und sorgen für ein Chaos. Schafft Freya dieses Semester ohne Probleme?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

Impressum

 

Autor: Jadelyn Aurora & Kaya Hetalia

Herausgeber: Sabrina Nieminen

Tupamäentie 20

41800 Korpilahti

-Finnland-

 

Covergestaltung: Unter Verwendung von Shutter-stock-Motiven

Herstellung und Vertrieb:

tolino media GmbH & Co. KG, München

Erschienen 2023 im Selbstverlag

Ab der 2. Auflage liegen die Rechte bei Jadelyn Aurora

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Band 1 -Erde-

 

Band 2 -Wind-

 

Inhaltsverzeichnis

Glossar

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

 

 

 

 

Schulsystem

 

Jeder Schüler, der auf die Schule kommt und noch keine magischen Steine besitzt, wird als Novize bezeichnet. Man trägt die Farbe Weiß.

Im ersten Schuljahr sucht man zwei der Grundelemente und lernt diese. Entweder Erde und Luft oder Wasser und Feuer.

Hat man das zweite Schuljahr (sprich alle 4 Elemente) gemeistert, wird man zum Adepten. Man darf die Farbe Grün tragen.

Man kann hier die Schule bereits beenden.

Schuljahr 1 und 2 kann man in etwa mit unserer Grundschule vergleichen.

Danach folgt die Ausbildung zum Magister. Das geht noch einmal 1 1/2 Jahre. In diesen Jahren lernt man den Umgang mit: Eis, Pflanze, Blitz, Sand, Kristall, Metall.

Ist diese Ausbildung beendet, darf man die Farbe Blau tragen. Man kann es mit unserer Realschule vergleichen.

Danach folgt die Ausbildung zum Magus. Diese geht 2 1/2 Jahre und beschäftigt sich mit den Elementen: Heilung, Geist, Zeit, Schutz, Illusion. Nach der Ausbildung darf man Rot tragen.

Vergleichbar mit unserem Gymnasium.

Danach folgt das Studium und man kann zum Saaxir aufsteigen. Hier werden in 3 Jahren die Elemente Dunkelheit, Licht und Blut gelehrt. Danach darf man Gold tragen und ist ausgelernt. Man steht an der Spitze der Magier.

Eine komplette Schullaufbahn geht also 9 Jahre.

 

Auf der Schule gibt es eine Schuluniformpflicht. Diese besitzt bestimmte Fähigkeiten. Sie kann die Farbe ändern, bietet Schutz vor einigen Elementen und passt sich den Temperaturen an.

 

Ränge

 

Novize: Man beherrscht keine Elemente und lernt gerade - Weiß

Adept: Feuer, Erde, Wind, Wasser - Grün (2 Jahre) - Grundschule

Magister/Magistra: Eis, Pflanze, Blitz, Sand, Kristall, Metall - Blau (1 1/2 Jahr) - Realschule

Magus: Heilung, Geist, Zeit, Schutz, Illusion - Rot (2 1/2 Jahre) - Gymnasium

Saaxir: Dunkelheit, Licht, Blut - Gold (3 Jahre) - Studium

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Steine

 

Feuer - Rubin

Wasser - Saphir

Erde - Bernstein

Wind - Larimar

Eis - Diamant

Pflanzen - Smaragd

Blitz - Zitrin

Licht - Mondstein

Dunkelheit - Onix

Heilung - Turmalin

Geist - Peridot

Blut - Pyrit

Zeit - Chalcedon

Sand - Rauchquarz (gelblich)

Kristall - Kunzit

Metall - Hämatit

Schutz - Chrysokoll

Illusion – Alexandrit

 

 

 

 

 

 

 

Die Welt, wie wir sie kennen, befindet sich im Wandel.

Dunkle Wolken ziehen auf und ungezügelte Magie bringt Verheerung über das Land.

Die Gelehrten sind sich uneinig, ob es einen Retter oder einen Zerstörer geben wird. Werden wir erlöst, indem man uns vor der Gefahr rettet oder uns auslöscht? Hat die Zeit der Magier ein Ende?

Selbst der König und seine Berater sind sich uneinig. Es gibt die, die nach dem Kind der Prophezeiung suchen, um es zu unterstützen, damit es uns rettet. Die anderen wollen es vernichten, damit es niemals zum Feind werden kann. Doch wer ist der Feind? Wer will unsere schöne Welt auslöschen?

Solange sie nicht wissen, was zu tun ist, sind die Magier auf der Kohatu unsere einzige Hoffnung. Unsere neue Generation, die vielleicht die Fehler der Vergangenheit wiedergutmachen kann.

Tir Na Magica steht vor dem Untergang und wir können nichts weiter tun, als zu hoffen.

 

 

 

Eine Windböe wehte den Sand der Straßen auf, als die Magier durch den Torbogen von Narune schritten. Durch die langanhaltende Dürreperiode im Sommer waren die Felder um das Dorf vertrocknet und die Menschen hatten große Probleme, ihre Familien zu ernähren.

Tiere wurden notgeschlachtet, weil sie nicht mehr gefüttert werden konnten und die Übriggebliebenen mussten irgendwie durch den Winter gebracht werden. Daher kam das Erscheinen der Magier nicht gerade zu einem günstigen Zeitpunkt. Zum Glück musste man sie nicht verpflegen.

Sobald die Magier erkannt wurden, ließen die Menschen ihre Arbeiten fallen und sammelten sich auf dem kleinen Marktplatz in der Mitte des Dorfes. Sie wussten, was dieser Zug bedeutete. Die halbjährliche Auswahl stand an und die meisten Familien hofften, dass der magische Stein auf ihre achtzehnjährigen Kinder reagierte. Nur dann wurden diese in der Akademie für Magie und magische Steine aufgenommen.

Eine große Ehre und Auszeichnung, aber auch eine Entlastung für manche, da sie weniger Familienmitglieder durchfüttern mussten. Es machte die Eltern immer stolz, wenn ihre Kinder aufgenommen wurden. Somit bekamen sie eine Zukunft, die sicher und weniger arbeitsreich war als das Dorfleben.

Dieses Halbjahr waren vier Kinder achtzehn Jahre alt geworden und diese würden die Magier heute prüfen.

Die drei Männer, die sich vor den Menschen aufstellten, nickten ihnen freundlich zu. Schon seit vielen Jahren durchzogen sie zweimal pro Jahr die Dörfer und Städte der Welt, um neue Anwärter aufzunehmen.

Kinder und Erwachsene versammelten sich in einem Halbkreis auf dem Marktplatz und nicht wenige waren nervös. Jeder hoffte, dass sein Kind eines Tages die Akademie besuchen durfte. Das war eine große Ehre und brachte der Familie nicht nur Ansehen, sondern auch Wohlstand. Für viele die einzige Möglichkeit, aus diesem Leben zu entfliehen. Gleichzeitig hieß es für die Familie aber auch Abschied auf Zeit.

Wie jedes Jahr begann der älteste Magier einige Worte zu sprechen und die Auswahl zu erklären. Was eigentlich überflüssig war, denn mittlerweile wusste jeder, wie sie ablief. Es war immer und immer wieder das gleiche Ritual.

Sein leicht ergrautes Haar zur Seite schiebend, las er die vier Namen derjenigen vor, die sie dieses Jahr prüfen wollten. Erst dann nickte er dem Magier auf seiner rechten Seite zu, der ihm einen unscheinbaren Stein reichte. Er war etwa handgroß, grau und sah aus, als würden Wolken darin umherziehen. So etwas fand man nicht einfach auf der Straße und er besaß auch einen beträchtlichen Wert.

„Freya Delacour!“, rief der Mann laut, wobei seine Stimme wohl mit Magie verstärkt war, so klar, wie sie über den Marktplatz getragen wurde, und ein unscheinbares Mädchen mit weißem Haar trat hervor. Eine gängige Haarfarbe im Gebiet von Severno, das nördlich auf Tir Na Magica lag.

Ihre Hände sittsam vor sich gefaltet und den Kopf gesenkt, kam sie näher. Sie wollte nicht von ihrer Familie weg, da ihr Vater kürzlich krank geworden war und nun jede Hand gebraucht wurde. Selbst, wenn sie dadurch vielleicht an Geld kommen würde.

Wie der Rest der Dorfbewohner war sie in einem Leinenkleid gekleidet, das schon bessere Tage gesehen hatte. Das Dorf kämpfte darum, den Winter zu überleben und neue Kleidung hatte keine Priorität. Was nur dafür sorgte, dass sie sich gegenüber den Magiern noch wertloser fühlte.

Ihre blauen Augen waren auf den Boden gerichtet, als sie sich vor den drei Gesandten aufstellte. Sie traute sich nicht, diese anzusehen, wusste aber, dass sie es musste. Also zwang sie sich, ihren Kopf zu heben. Der Magier in der Mitte, der sie aufgerufen hatte, hielt den Stein auf seiner Hand und nickte ihr auffordernd, aber freundlich zu. Im Allgemeinen kannte man die Magier als hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend. Es gab sogar reisende Magier, die Dörfern in Not halfen. Doch ihr Dorf lag nur selten auf dem Weg dieser Reisenden. Da es weit nördlich lag, verwirrten sich diese nur selten hierher.

Zögerlich hob Freya die Hand und zitterte leicht, als der Stein begann, zu leuchten. So etwas hatte sie noch nie gesehen und sie fragte sich, ob er nicht mehr funktionierte.

Als sie ihre Hand ganz auf den kühlen Stein legte, veränderte er plötzlich die Farbe. Erst leuchtete er leicht rötlich, dann wurde er blau und schließlich grün. Es sah aus, als würden die Wolken darin explodieren.

Überrascht wich Freya zurück und betrachtete ihre Hand, doch dort war nichts zu sehen. Sie hatte geglaubt, dass der Stein gleich explodierte und ihr Herz hämmerte heftig in ihrer Brust, während sie um Atem rang.

„Bitte noch einmal“, erklang die ruhige Stimme des Magiers.

Freya hob den Kopf und blickte ihn mit großen, ungläubigen Augen an. Was war das gewesen? War das normal? Warum sagte er nichts dazu?

Noch einmal streckte sie zögerlich die Hand nach dem Stein aus, der erneut genauso reagierte und in Freya weitere Angst hervorrief.

Sie bemerkte, dass der Magier zufrieden wirkte, doch das half ihr nicht, ihre eigenen Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Sein Blick lag auf dem Stein und schließlich nickte er, ehe er dem Mann neben sich Freyas Namen zu murmelte.

Aus den Augenwinkeln versuchte die junge Frau in der Menschenmenge ihre Eltern auszumachen, denn sie wagte es nicht, direkt zu ihnen zu sehen, solange sie vor den Magiern stand. Das wäre unhöflich. Trotzdem gelang es ihr, die bekannten Gesichter ausfindig zu machen.

Sie konnte ihre Familie zwischen den anderen Dorfbewohnern sehen und erkannte an ihren Gesichtern die Überraschung. Ihr war, als würde sie auch das Schluchzen ihre Mutter vernehmen. Ob vor Freude oder Trauer konnte Freya im Moment nicht sagen. Sie selbst wusste nicht, was sie davon halten sollte. War sie aufgenommen? Hieß die Reaktion des Steines, dass sie magisch war? Es gelang ihr einfach nicht, sich das vorzustellen. Alles, was sie fühlte, war Verwirrung und Angst darüber, aus ihrem Leben gerissen zu werden.

Ihre Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Moment unter ihr nachgeben. Warum hatte der Stein angeschlagen? Sie konnte ihre Familie jetzt nicht allein lassen! Die Möglichkeiten, die sich ihr damit boten, sah sie nicht. Konnte sie nicht einmal erahnen, denn sie hatte keinerlei Kontakt mit Magiern. In ihrem Dorf war schon seit Ewigkeiten keiner mehr auf die Akademie gegangen.

Ihre jüngeren Geschwister hielten sich an dem Rock ihrer Mutter fest und blickten mit großen Augen auf das Geschehen.

Das löste bei Freya nicht gerade Freude aus. Stattdessen wurden ihre Beine weich und sie begann zu zittern.

Wenn sie das alles gerade richtig verstand, dann war sie ausgewählt. Oder nicht? Warum sagte ihr niemand etwas? Das konnte doch gar nicht sein!

Freya konzentrierte sich wieder auf die Magier und erwartete, dass sie gehen durfte, wie es die letzten Jahre bei den anderen Kindern der Fall gewesen war. Allerdings bat der jüngere Mann, der ihren Namen in eine Liste eingetragen hatte, sie mit ihm zur Seite zu kommen. Dort würde er ihr alles erklären, während man die nächsten Kinder testete.

Nervös darüber, ob etwas nicht stimmte, nestelte sie an ihrem Leinenkleid herum und war versucht, sich umzudrehen und zu ihrer Familie zurückzukehren. Damit würde sie den Magiern jedoch nicht den erwarteten Respekt entgegenbringen und das wollte sie nicht. Ihre Familie hatte sie immerhin Respekt und Höflichkeit gelehrt.

Die Stimmen der Dorfbewohner drangen nicht zu ihr vor, als sie dem jüngeren Magier folgte.

Dieser führte sie nur ein kleines Stück von den anderen weg, bevor er leise seine Stimme erhob.

„Freya. Du bist seit einigen Generationen eines der Kinder, welche die Magie in sich trägt“, sagte er, wobei seine Worte feierlich klangen. Sein, für einen Magier typisch langer Umhang, wehte im starken Wind und das schwarze Haar fiel ihm in die Augen, sodass er es immer wieder aus dem Gesicht wischen musste. Zusammen mit seinen Worten gab es ihm etwas Erhabenes, das Freya nur noch unsicherer und unruhiger machte. Wie sie neben ihm wohl mit ihrem Leinenkleid aussehen musste? Wahrscheinlich wie eine Obdachlose ohne Geld. Hätten sich die Magier angekündigt, würde sie jetzt wenigstens ihr gutes Kleid und nicht dieses Arbeitskleid tragen.

Freya senkte den Blick schnell wieder und beobachtete ihn nur noch aus den Augenwinkeln, da sie sich nicht traute, ihm direkt in seine Augen zu sehen.

„Durch diese Gabe wirst du dieses Jahr auf der magischen Akademie angenommen“, verkündete er weiter und reichte ihr feierlich eine Schriftrolle. Ohne ihre Reaktion abzuwarten, fuhr er fort, sodass Freya die Worte herunterschlucken musste, die sie eigentlich sagen wollte. Es war unhöflich, jemanden zu unterbrechen. Auch in ihrem Vorhaben, die Schriftrolle zu greifen, hielt sie inne, damit er sprechen konnte. „Dieses Schreiben mit deinem Namen wird dir Zugang zur Akademie gewähren. In den nächsten Tagen kommt jemand, der dich abholen wird“, erklärte er mit noch immer feierlicher Stimme.

Mit zitternden Händen nahm Freya die Schriftrolle nun entgegen. Bisher hatte sie es nicht geschafft, ihre Worte hervorzubringen und würde es wohl auch nicht. Selbst jetzt, wo sie eigentlich sprechen konnte, fiel es ihr schwer, weil alles so ungewohnt und seltsam war. Was sagte man in einer solchen Situation?

Freya ließ sich die ganzen Informationen noch einmal durch den Kopf gehen. In den nächsten Tagen … das waren so ziemlich die einzigen Worte, die sie verstanden hatte, denn das hieß, dass sie schon bald ihre Familie verlassen musste. Das wollte sie aber nicht! Dennoch wusste sie, dass sie keine andere Wahl hatte.

Konnte sie nicht einfach hierbleiben? Freya hatte nichts zum Mitnehmen und konnte auch nichts bezahlen.

Nervös nestelte sie an der Schriftrolle herum. Ihre trocken gewordenen Lippen befeuchtete sie mehrmals, als sie zum Sprechen ansetzen wollte. Und doch kamen die Worte einfach nicht aus ihrem Mund. Sie fühlte sich einfach nicht mutig genug, mit einem Magier zu reden.

„Ich weiß, dass es beunruhigend für dich ist“, sagte der Mann beschwichtigend und Freya linste nach oben zu seinem Gesicht, wo sie ein beruhigendes Lächeln erblickte. Er legte ihr sogar eine Hand auf die Schulter, was sie zusammenzucken ließ. Er mochte es als freundliche, besänftigende Geste gemeint haben, doch für Freya war es wie ein Schlag. „Sprich mit deinen Eltern, sie werden dir erklären, was los ist“, versicherte er ruhig und nicht, als würde er sich durch sie irgendwie gedrängt fühlen. Bei Freya sorgte dieses Verhalten aber nur dafür, dass sie sich immer unwohler fühlte.

Sie sollte mit ihren Eltern reden? Wusste ihre Familie wirklich, was los war? Irgendwie bezweifelte Freya das.

Der Magier verstand nicht, dass es Probleme gab, die sich nicht lösen würden, wenn sie ging und ihre Familie im Stich ließ. Gerade wegen ihrem Vater machte sie sich Sorgen, denn niemand wusste, wie lange er noch leben würde. Sollte er sterben, während sie nicht da war, würde das Probleme für ihre Familie bringen. Außerdem wollte Freya bei ihm sein, wenn es soweit war.

Der Gedanke daran, ihren Vater nur noch so krank zu erleben und ihn eventuell danach nie wiederzusehen, treiben ihr Tränen in die Augen. Dennoch nickte sie gehorsam. Sie würde ihre Eltern fragen, doch viel erhoffte sie sich nicht davon. Es war zu lange her, dass aus diesem Dorf jemand auf die Akademie gegangen war.

„Muss … ich wirklich auf die Akademie?“, fragte sie mit leicht zitternder Stimme. Für viele wäre es wohl eine Ehre gewesen, aber Freya konnte diese im Moment einfach nicht spüren. Es war viel zu viel los, um die Sache positiv sehen zu können.

„Natürlich“, sagte er überrascht. „Du besitzt Magie. Jeder, der Magie besitzt, muss auf die Akademie“, sprach er nun doch streng und Freya spürte seinen Blick auf sich, was sie schlucken ließ. „Damit wirst du deinen Eltern etwas Gutes tun“, versicherte er wieder etwas sanfter. „Sie erhalten die Unterstützung der Akademie, solange du dort bist.“

Unterstützung der Akademie? Freya wusste zwar nicht, was das hieß, aber es beruhigte sie so, dass sie erleichtert seufzte. Dann würden sie hoffentlich genug zu essen haben und wenn sie Medikamente für seine Beschwerden bekamen, würde ihr Vater vielleicht wieder gesund werden.

Freya nickte mit Erleichterung in den Augen, obwohl es unheimlich war, dass sie plötzlich aus ihrem Leben gerissen werden sollte. Noch fühlte es sich unwirklich und lange hin an. Ihr gut behütetes, wenn auch arbeitsreiches Leben mit den Menschen, die sie kannte, würde nicht mehr existieren. Auf der Akademie würde sie niemanden kennen und doch keimte die Hoffnung in ihr auf, dass sie eines Tages hierher zurückkehren würde. Dann konnte sie als ausgelernte Magierin den Menschen helfen. Damit würde sie die Familie finanziell unterstützen können und nicht nur ein Klotz am Bein sein.

Vielleicht sollte sie das Ganze etwas positiver sehen und sich darauf konzentrieren, in der Akademie ihr Bestes zu geben. Es schien, als hätte sie gar keine andere Wahl.

 

 

 

 

 

Langsam näherte sich die Kutsche, in der Freya saß, dem großen, geschwungenen Torbogen.

Je näher sie der Schule kam, desto mulmiger wurde ihr. Schon von Weitem konnte sie durch das kleine Fenster die große Kuppel erkennen, auf der ein Gebäude stand und mit anderen verbunden war.

Die anderen Gebäude schwebten in der Luft, was schön, gleichzeitig aber auch merkwürdig aussah. Für Freya ungewohnt, da sie bisher noch nicht viele Erfahrungen mit Magie gemacht hatte. Sie verstand nicht, wie so etwas möglich war.

Durch das geöffnete Kutschenfenster waren fröhliche Rufe zu vernehmen, die wohl von Schülern kamen. Die Lautstärke und Intensität ließen Freya zusammenzucken. So viele Menschen auf einmal behagten ihr überhaupt nicht und schon jetzt sehnte sie sich in ihr kleinen Dorf Narune zurück.

Der Abschied von ihrer Familie war ihr schwergefallen, doch ihre Eltern warenstolz darauf gewesen, dass sie an der Akademie aufgenommen worden war.

Ihrem Vater ging es noch nicht besser, doch der Magier hatte ihr versprochen, dass man ihre Eltern unterstützen würde. Das ließ sie hoffen, dass dazu auch die medizinische Versorgung gehörte, die er brauchte. Für diese würde ihre Familie allein niemals aufkommen können.

Sobald sich die Kutschentür öffnete, nahm sie ihren winzigen Koffer in die Hand und stieg die schmalen Stufen hinunter. Viel zum Mitnehmen hatte sie nicht, da sie nicht viel besaß. Sie trug ihr schönstes Kleid, das sonst nur für Feierlichkeiten herausgeholt wurde. Es wirkte sauber und hatte keine Flicken, doch es war schlicht.

Ihre blauen Augen weiteten sich, als sie die gigantischen Ausmaße der Schule sah. Die Kuppel, die bereits von Weitem groß ausgesehen hatte, wirkte noch gigantischer.

Im Inneren beherbergte sie Gärten und Seen, die einen in eine andere Welt ziehen wollten.

Der Duft von Blumen lag selbst hier draußendeutlich in der Luft und verzauberte Freya. Die Eindrücke nahmen sie so ein, dass sie nicht hörte, dass der Kutscher noch etwas sagte. Zusätzlich gingen seine Worte in den Stimmen der anderen Schüler unter. Diese drangen vom Inneren der Kuppel zu ihr nach draußen und vermischten sich zu einer Art Melodie, die Freya unruhiger machte.

Zögerlich trat sie auf den Torbogen zu und überreichte die Schriftrolle dem Wächter, der das Tor bewachte. Es war leicht geöffnet, aber nicht so, dass man einfach hineingehen konnte. Daher musste sie warten, dass man ihr dieses öffnete.

Der Mann nahm die Schriftrolle, betrachtete sie und reichte sie Freya zurück, bevor er die gigantische Tür für sie aufschob.

Der Geruch von Blumen wurde stärker und eine angenehme Wärme kam ihr entgegen. Von diesen Eindrücken förmlich erschlagen, blieb sie einen Moment stehen, um alles zu verkraften. Dabei blendete sie alles aus, um sich nacheinander an die ganzen Dinge zu gewöhnen.

Der Geruch der Pflanzen, die Wärme, die Stimmen der Menschen und das seltsame Kribbeln auf ihrer Haut. All das war ungewohnt, neu und aufregend. So aufregend, dass ihr Herz begann zu hüpfen. Nur leider begannen auch ihre Beine leicht zu zittern.

Tief atmete Freya ein, fasste Mut und trat dann langsam vom Gras auf einen fein, aber natürlich aussehenden, gepflasterten Weg. Dieser schlängelte sich durch die Blumenbeete, Büsche und an Bäumen vorbei. Sogar das Zwitschern von Vögeln konnte sie langsam aus dem Wirrwarr an Stimmen heraushören.

Den kleinen Koffer vor sich hertragend, sah sie nach links und rechts, um möglichst viel zu erkennen. So viele verschiedene Blumen hatte sie noch nie gesehen. Dort, wo sie herkam, gab es nur eine begrenzte Auswahl an wildwachsenden Pflanzen, denn es herrschten teilweisehohe oder auch niedrige Temperaturen. Hier hingegen schien es eine angenehme und wahrscheinlich sogar dauerhafte Wärme zu geben.

Freya wurde von lachenden Schülern überholt, die sie gar nicht beachteten. Einige schienen älter zu sein, denn sie wirkten erhaben und elegant. Ihre langen Mäntel erinnerten Freya an die, welche die Magier getragen hatten, auch wenn sie farblich nicht ganz passten. Die Magier, die sie geholt hatten, trugen alle roten Stoff, der mit viel Gold verziert gewesen war. Die Mäntel der Schüler waren jedoch blau.

Freya sah sich weiter um und konnte ein paar Jüngere erkennen, die sich wohl genauso verloren vorkamen wie sie. Diese waren gut daran zu erkennen, dass sie ebenfalls einfache Kleider und keine Roben trugen. Wahrscheinlich gab es so etwas wie eine Uniform.

Ihr Blick wurde auf einen der Teiche gelenkt. Von ihm angezogen, wich sie von dem gepflasterten Weg ab, um ihn näher zu betrachten.

Wie schön das Wasser war! Viel klarer als die Seen und Flüsse, die sie bisher gesehen hatte.

Erstaunt und begeistert darüber strahlte sie, bevor sie in die Hocke ging und ihre Hand durch das kühle Nass gleiten ließ.

Ein leichter Schauer überzog ihren Körper und sie lächelte noch mehr. Es fühlte sich so rein an, dass sie das Gefühl hatte, dass es nicht nur Wasser war. War es etwa magisch?

Ein Fisch sprang aus dem See und tauchte wieder unter. Dabei spritzte er Freya nass, was sie kichern ließ.

Sie hoffte, dass sie außerhalb des Unterrichts Zeit haben würde, hierherzukommen. Da sie sich sowieso oft zurückzog, würde das der perfekte Ort sein, wenn sie allein sein wollte.

Wie es hier wohl ablief? Noch hatte Freya keine Ahnung, wie der Unterricht sein würde.

Seufzend fuhr sie sich durch ihre weißblonden Haare und richtete sich wieder auf, um ihren Weg fortzusetzen. Sie würde einfach den anderen Schülern folgen, da sie nicht wusste, wohin sie gehen sollte. Das war eine Überlebenstaktik, die sie von klein auf gelernt hatte.

Dabei bemerkte sie, dass sie sich einer gigantischen Wendeltreppe näherten. Diese lag in der Mitte der Kuppel und führte scheinbar in den Himmel. Musste sie dorthin?

Die Treppe wirkte wie eine Ansammlung an schwebenden Stufen ohne Geländer oder Halterung, sodass Freya nicht gerade erpicht darauf war, hinaufzugehen. Es sah nicht aus, als würde das Gebilde jemanden tragen und doch konnte sie sehen, wie die Schüler ganz normal nach oben liefen.

„Hallo, bist du neu hier?“, erklang eine freundliche, aber recht tiefe Stimme und Freya blickte erschrocken auf. Sie erkannte einen großgewachsenen, jungen Mann mit kurzen, schwarz-blauen Haaren, sturmgrauen Augen und einer Brille, die ihn irgendwie unschuldig wirken ließ. Dabei sprachen seine Muskeln und der edle Stoff, den er trug, nicht gerade davon, dass er harmlos war.

Dieser Anblick sorgte dafür, dass Freya ihren Kopf senkte.

„J-Ja?“, fragte sie stotternd, anstatt eine richtige Antwort zu geben und wurde sogar leicht rot, weil sie ihn einfach angestarrt hatte. Sie war es nicht gewohnt, von wildfremden Menschen angesprochen zu werden. Schon gar nicht von ihr Unbekannten.

„Das trifft sich gut“, sagte der junge Mann und sie konnte das Lächeln nicht sehen, das er ihr zeigte. „Ich auch. Lass uns also zusammen gehen“, schlug er vor und reichte ihr die Hand. „Ich heiße Elias de Lun.“

Etwas nervös nestelte Freya an ihrem kleinen Koffer, der in diesem Moment das Einzige war, an dem sie sich festhalten konnte. Elias sah älter aus, weshalb es sie erstaunte, dass er ebenfalls neu war. Aber da er keine Schuluniform trug, war dem wohl so.

Zögernd nahm sie seine warme, aber erstaunlich weiche Hand und schüttelte diese. Ihre war, im Gegensatz zu seiner, klein und schmächtig, vielleicht sogar etwas rau und durch die viele Arbeit kräftig. „Freya Delacour“, murmelte sie und wich seinem Blick aus. Stattdessen sah sie die Treppe nach oben und damit sie nicht in peinliches Schweigen verfielen, entschloss sie sich dazu, eine Frage zu stellen. „Ist das eine Täuschung oder müssen wir die wirklich nach oben gehen?“, wollte sie vorsichtig wissen. Da sie mit Magie bisher nichts zu tun gehabt hatte, wusste sie nicht, was wirklich der Realität entsprach und was nicht.

Elias folgte ihrem Blick. „Ich schätze, dass wir wohl wirklich dort hochmüssen“, meinte er mit einem schiefen Grinsen. Dabei klang seine Stimme, als wäre er sich unsicher. „Ich muss gestehen, dass das für mich auch neu ist“, gestand er und reichte ihr den Arm, damit sie sich einhaken konnte.

Überrascht hob sie ihren Kopf und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Hatte er Angst, dass sie fallen würde oder war das Verhalten seinerseits vielleicht dort, wo er herkam, üblich?

Sein vornehmes Auftreten irritierte sie etwas und durch ihre schlichte Kleidung fühlte sie sich unordentlich und unpassend gekleidet. Zumindest, wenn sie sich mit ihm verglich. Er wirkte gepflegt und vornehm.

Ob er aus einer reichen Familie kam? Warum würde er sich dann mit ihr abgeben wollen?

Dass Fremde zuvorkommend und höflich waren, kannte sie nicht. Zumindest nicht in diesem Ausmaß.

Zuhause in ihrem Dorf hatten sich alle gekannt und sich gegenseitig unterstützt. Fremden gegenüber waren sie dennoch immer misstrauisch gewesen, genau wie diese immer distanziert gewirkt hatten. Zumindest dann, wenn sich einmal jemand in ihr Dorf verirrt hatte. Was nicht sonderlich oft vorgekommen war.

Für einen Augenblick überlegte Freya. Vielleicht war es gut, wenn sie zumindest jemanden hatte, der genauso neu war wie sie.

Eine Freundschaft würde ihr hoffentlich helfen, sich in einer ganz anderen und neuen Welt zurechtzufinden. Dabei hatte Elias nichts von einer Freundschaft gesagt. Trotzdem hoffte Freya darauf.

Deshalb nahm sie etwas zögerlich seinen Arm an, hielt aber einen kleinen Abstand zu ihm ein, bevor sie zusammen die ersten Stufen der Treppe erklommen. Unsicher setzte sie einen Fuß nach dem anderen, da sie der Konstruktion nicht ganz traute.

Der junge Mann an ihrer Seite war eine große Hilfe. Er wirkte, als würde ihn nichts aus der Ruhe bringen können.

Dass sein Blick ab und an auf ihr lag, bemerkte sie nur aus den Augenwinkeln. Als würde er sich Sorgen um sie machen oder sie mustern.

Die Wendeltreppe zog sich endlos hin. Es ging immer weiter im Kreis nach oben und es schien kein Ende nehmen zu wollen. Nicht einmal der Himmel kam näher. Egal, wie weit sie gingen. Das war höchst merkwürdig.

Freya bekam Angst, dass man sie zur Seite schubsen würde, wenn sie zu langsam lief. Sie hatte schon davor beobachtet, wie sich einige Schüler einfach vorgedrängelt hatten. Deshalb beeilte sie sich etwas, doch durch die Nervosität verfehlte sie eine Stufe und verlor das Gleichgewicht.

Elias hielt sie fest, als würde ihr Gewicht keine Rolle spielen. „Vorsichtig“, sagte er sanft und stellte sie wieder hin. Dabei hielt er sie noch immer stützend, damit sie nicht gleich wieder fallen konnte.

Die junge Frau seufzte leicht zitternd auf und versuchte, zu lächeln. „Danke“, murmelte Freya mit klopfendem Herzen und vor Schock wackeligen Beinen.

Erneut atmete sie tief ein, warf Elias einen kurzen Blick zu und nickte schließlich als Einverständnis, dass sie weitergehen konnten.

„Schau mal“, sagte Elias und tastete an die Seite der Treppe. Dort sah man kein Geländer und trotzdem wirkte es, als würde er sich irgendwie abstützen. Fast so, als wäre dort eine Wand.

Freyas Blick folgte seiner Hand und sie seufzte erleichtert auf. Dabei hatte sie gedacht, dass die Treppe über keine Sicherheit verfügte. Jetzt war sie beruhigt.

„Woher wusstest du das?“, fragte Freya und legte ihre Hand neben seine. Tatsächlich fühlte sie etwas, was nicht sichtbar war. Es war stabil und sogar leicht warm. Fast wie eine unsichtbare, leicht raue Steinwand.

„Ich habe mir den Arm gestoßen“, lachte Elias peinlich berührt. „Aber gut zu wissen, dass man zumindest links und rechts nicht hinunterfallen kann“, meinte er und deutete ihr an, dass sie weiterlaufen sollte.

Freya kam seiner stummen Aufforderung nach und gemeinsam überwanden sie die letzten Stufen, bevor sie oben ankamen.

Es war seltsam, als die Umgebung sich plötzlich änderte. Gerade eben war es noch so gewesen, dass sie durch den Himmel gelaufen waren und nun schien es, als wären sie in einem runden Turm aus Stein. Dieser besaß einige Absätze von denen Türen abgingen.

„Weißt du, wo wir hinmüssen?“, fragte Elias, der sich umsah. Sie konnten die erste Tür nehmen oder weiter nach oben laufen.

Stumm schüttelte Freya den Kopf. Wie sollte sie sich hier jemals zurechtfinden? „Ich fühle mich etwas … erschlagen“, gestand sie und sah sich um. Vielleicht konnte sie am Verhalten der anderen Schüler erraten, wohin sie sich begeben sollten. So wie es aussah, nahmen sie alle die erste Tür.

„Dann lass uns einfach den anderen folgen“, meinte Elias, der scheinbar genau die gleiche Idee hatte wie Freya und deutete auf die Tür. Diese trug die Aufschrift 'Aula' und eigentliche alle Schüler nutzten sie.

Je näher sie dieser Tür kamen, desto langsamer lief Freya. Ihr Herz klopfte schneller, da so viele Menschen um sie herum sie beunruhigten. Ohrenbetäubender Lärm war bereits zu vernehmen, was sie noch stärker davon abhielt, die Aula zu betreten.

„So schlimm wird es schon nicht“, versuchte Elias sie lachend zu beruhigend und zog sie leicht vorwärts. Im Gegensatz zu Freya wirkte er, als könnte er es kaum erwarten, den Raum zu betreten.

Widerwillig ließ sie sich mitziehen und betrat kurz darauf eine Halle, deren Ausmaße sie einschüchterte.

Hohe Fenster, die wunderschöne Muster aufwiesen, ließen viel Licht herein und zeichneten, dank der Sonnenstrahlen, hübsche Muster auf den Boden.

Am anderen Ende der Halle gab es eine Erhöhung, wo vermutlich Ansprachen oder Aufführungen gehalten wurden. Dort war auch ein Podium aufgebaut.

Überall tummelten sich Schüler und viele von ihnen wirkten miteinander vertraut. Diese trugen alle ungefähr die gleiche Uniform, aber unterschiedlich farbige Mäntel.

Nur ein paar sahen etwas hilflos aus und wirkten verloren. Diese trugen noch keine Schulkleidung und waren wahrscheinlich genauso neu wie Freya.

Hier und da hörte Freya Lachen, aber auch Begrüßungsworte mischten sich darunter. Hatte Freya den Betrieb draußen schon einschüchternd gefunden, war es hier sogar noch schlimmer.

Noch nie hatte sie eine Schule besucht und sie war sich sicher, dass sie die Dümmste in der Klasse sein würde. Auch war sie mit etwaigen Gegebenheiten im Umgang mit anderen nicht vertraut.

Freya blieb stehen, um sich alles anzusehen. Weil sie jedoch nicht weiterging und den Verkehr blockierte, wurde sie von hinten geschubst. So stark, dass sie das Gleichgewicht verlor.

Elias hielt sie und warf dem Mann, der dafür verantwortlich war, einen bösen Blick zu.

Dieser schnaubte nur verächtlich und schob sich an Freya vorbei. Dabei fiel dieser die ungewöhnlichen Haare des Mannes auf. Es sah aus, als hätte er kurze, schwarze Haare, doch auf der einen Seite waren sie länger und weiß. Diese fielen teilweise in sein linkes Auge, was ihm einen verwegenen Ausdruck verließ. „Steht nicht im Weg herum“, wies er sie zurecht und schob sich in die Menge, wo er unterging.

Die junge Frau zog ihren Kopf ein und brachte ein heiseres: „Entschuldigung“, hervor, was aber vermutlich nicht mehr gehört wurde. Er schien im höheren Semester zu sein, so erhaben, wie er aussah. So jemandem wollte sie nicht widersprechen. Allerdings trug er keine Schulkleidung und dennoch etwas ähnliches wie einen Mantel und eine Uniform.

„Danke“, murmelte Freya noch einmal in Elias Richtung und rieb sich unwohl über die Oberarme. Mit ihrem kleinen Koffer fest in der Hand befreite sie sich aus Elias Griff und meinte entschuldigend, dass sie sich am besten in die hinterste Reihe stellte und somit aus dem Weg war.

„Ach“, winkte der junge Mann ab und griff ihren Arm erneut, um sie mit sich zu ziehen. Er führte sie durch die Menge und zu den Seiten, wo ebenfalls genug Platz war. Dabei fungierte er als Schild, sodass Freya mit niemanden zusammenstieß oder aufgehalten wurde, weil er vor ihr die Leute zur Seite schob.

Freyas Proteste schien er einfach zu ignorieren.

Solange, bis sie weit genug vorn waren, um genug zu hören, aber auch an der Wand standen. So hatten sie zwar keine gute Sicht, doch es war genügend Platz.

Es war zwar lieb, dass er sich vor sie stellte, damit sie nicht geschubst wurde, aber sie wollte nicht vorne stehen. Es fühlte sich an, als würde sie präsentiert werden, obwohl sie am Rand standen.

Erst als er endlich stehenblieb, japste sie leise nach Luft und drängte sich an die Wand, um den anderen nicht im Weg zu stehen.

„Ich bin nicht gerne vor anderen“, gestand sie leise und blieb dicht an Elias Seite stehen.

„Hast du die Stimme der Frau denn nicht gehört? Neuankömmlinge nach vorn, hat sie gesagt“, erklärte Elias mit ruhiger Stimme und erneut erklang die Stimme der Frau auf dem Podest. Nun konnte auch Freya sie vernehmen und hören, wie die Neuankömmlinge aufgefordert wurden, in den vorderen Reihen Stellung zu beziehen.

Das hatte sie tatsächlich nicht mitbekommen, da sie zu damit beschäftigt gewesen war, sich bei dem Mann, den sie angerempelt hatte, zu entschuldigen.

Freya kam sich dumm vor, weil sie nicht zugehört und darauf geachtet hatte, was wirklich wichtig war. Aber die Eindrücke hier überforderten sie etwas. Sie wusste nicht, wo sie zuerst hinsehen sollte und was wirklich wichtig war. Immerhin hatte sie damit keinerlei Erfahrungen.

Sie bemerkte, dass bereits einige neue Schüler hier standen. Manche wirkten interessiert und offen, andere eher von der Situation erschlagen. Was sie gut verstehen konnte. Ihr ging es nicht anders. Sie war zwar interessiert, aber auch überfordert.

Freyas Blick lag auf der Bühne, wo die Sprecherin von einer anderen Frau abgelöst wurde. Diese trug prunkvollen Kopfschmuck und ein edles, purpurrotes Gewand mit goldenen Verzierungen.

„Ruhe bitte“, rief sie und ihre Stimme war viel lauter, als Freya erwartet hatte. Waren das bereits die ersten Anzeichen von Magie? „Ich bitte um Ruhe“, wiederholte sie lauter und langsam begannen sich die Gespräche zu beruhigen. Nach und nach richteten sich die Blicke aller auf die Bühne.

Die Frau nickte zufrieden. „Ich möchte euch dieses Schuljahr alle herzlich an der Kohatu, der Akademie für Magie und magische Steine begrüßen“, begann sie und sah über die Reihen der Schüler.

„Für einige von euch ist es das erste Jahr hier und euch möchte ich besonders willkommen heißen. Wie es bei uns Sitte ist, beginnen wir mit den neuen Schülern. Ich werde euch jetzt aufrufen und in Gruppen einteilen“, erklärte die Frau mit fester, selbstsicherer Stimme. „Wenn ich euren Namen rufe, tretet ihr bitte nach vorn und kommt zu mir nach oben“, sprach sie weiter und ließ ihren Blick noch einmal durch den Raum schweifen. Dann hob sie die Hand und vor ihr erschien, wie aus dem Nichts, eine Schriftrolle, die sie langsam öffnete. Als diese aufgerollt war, begann sie, Namen zu nennen und diese Schüler traten auf die Bühne.

Dort blieben sie, bis sie zu dritt waren. Ein Mann, der bisher im Hintergrund gestanden hatte, trat heran und überreichte den dreien einige Dinge. Dann durften sie erst einmal die Bühne verlassen.

Die Stille in der Aula wirkte unheimlich. Dennoch war Freya aufgefallen, dass nur die Neulinge neugierig und interessiert wirkten. Die meisten Schüler, die bereits Uniformen trugen, wirkten eher gelangweilt. Wahrscheinlich kannten sie diesen Ablauf. Es schien ein Ritual zu sein.

Mit wachsender Unruhe fragte sich Freya, warum es immer Dreiergruppen waren. Was hatte das zu bedeuten? Sie dachte, dass die Klassen eingeteilt werden würden. Aber diese würden doch sicherlich nicht aus drei Schülern bestehen, oder doch?

Schließlich wurde der Mann auf die Bühne gerufen, der sie angerempelt hatte. Sein Name war Damian MacLane und Freya hatte wirklich Mitleid mit dem, der mit ihm in einer Gruppe war. Schon die Art, wie er das Podest bestieg zeigte, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war. Sein Gang wirkte fest und sein Blick kühl und eingebildet. Fast schon hochnäsig. Für Freya viel zu selbstsicher. Als würde er alles schon kennen.

Dann wurde Elias Name aufgerufen und zum Schluss fiel ihrer.

Das konnte doch nicht wahr sein! Stocksteif stand Freya da und konnte sich nicht bewegen. Mit ihm wollte sie nicht in einer Gruppe sein! So gemein und hochnäsig, wie er gewesen war, wusste sie schon jetzt, dass es nicht gut gehen würde.

Nur langsam und sichtlich widerwillig bestieg sie die kleine Treppe zur Bühne und stellte sich mit gesenktem Kopf neben die beiden Männer. Ihr wären Frauen lieber gewesen, aber eine Wahl schien man ihr nicht zu geben.

Der Mann, der auch schon den anderen Schülern etwas gegeben hatte, trat zu ihnen.

„Gib mir deine Hand“, forderte er Freya auf, die überrascht der Aufforderung nachkam.

Der Magier hielt ihr Handgelenk fest und legte seine Hand auf ihren Unterarm. Es leuchtete leicht und für einen Moment wirkte es, als würde schwarze Tinte über ihren Arm wandern. Ein kleiner Kompass erschien auf ihrer Haut.

Freyas Augen weiteten sich vor Erstaunen. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Was hatte das zu bedeuten? Wofür brauchte sie das? Sie war doch hier, um Magie zu lernen und nicht, um Gemälde auf ihre Haut zu bekommen.

Leise keuchte Freya und wollte ihren Arm schon wegziehen, doch der Mann hielt sie fest genug. „Was ist das?“, fragte sie ängstlich mit leicht piepsiger Stimme und befeuchtete sich ihre Lippen vor Nervosität.

Im Hintergrund konnte sie die Stimme der Frau auf dem Podest hören, aber was sie sagte, bekam sie nicht richtig mit.

„Das ist ein magischer Kompass“, erklärte der Mann kurz angebunden und gelangweilt, bevor er sich an Damian wandte. Auch seinen Arm nahm er, doch dort erschien nichts. Kurz sprach er mit ihm und Damian verzog die Lippen, was teilweise sogar angewidert wirkte. Der Magier schien sich davon aber nicht beirren zu lassen. Leider konnte Freya nicht hören, was gesagt wurde, fand es aber belustigend, dass Damian so angewidert war.

Der Magier winkte einen Jungen in einer grünen Robe zu sich, der Freya Bücher in die Hand drückte.

„Das hier sind magische Bücher“, erklärte er, bevor er sich wieder an Damian wandte. Ob sie damit umzugehen wusste, schien ihn gar nicht zu interessieren. „Das hier ist ein magisches Schwert“, sagte er weiter und der Junge holte ein Schwert in einer ledernen Scheide herbei, welches der ältere Mann Damian überreichte.

Zum Schluss war Elias an der Reihe, der einen Gürtel mit unterschiedlichen Heiltränken erhielt.

„Da ihr die Letzten seid, solltet ihr der Direktorin lauschen. Sie wird euch gleich erklären, wie es weiter geht“, meinte der Magier und deutete ihnen an, dass sie die Bühne wieder verlassen durften.

Überrumpelt von so vielen Informationen nickte Freya. Wofür brauchten sie die ganzen Dinge? Es wirkte eher, als würden sie auf eine Reise gehen, anstatt sich in Klassenräumen aufzuhalten.

Freyas Vorstellung von einer Schule war ganz einfach. Sie dachte, dass die Schüler brav an Tischen saßen und lernten. Das schien aber hier nicht der Fall zu sein. Warum sonst sollten sie all dieses Zeug bekommen?

Die Bücher in ihrer Hand fühlten sich merkwürdig an. Sie schienen alt zu sein, aber der Einband war gut erhalten. Was wohl darin stand? Lesen würde sie es nicht können, da sie das nie gelernt hatte. Das war ein großes Problem und ihr war klar, dass es eine schwierige Zeit werden würde.

Da sie nun entlassen waren, hatte es Freya eilig, die Bühne zu verlassen. Sie hatte das Gefühl, von den anderen Schülern angestarrt zu werden und das mochte sie überhaupt nicht.

Durch ihre Eile verfehlte sie erneut die Treppenstufen und segelte im hohen Bogen nach unten. Die Bücher warf sie dabei in alle Richtungen und sie kamen krachend am Boden an.

Freya stöhnte und ohne ihr zu helfen, lief Damian an ihr vorbei. „Pass doch auf“, fuhr er sie an, bevor er sich zurückzog.

Elias hingegen half ihr, aufzustehen und sammelte die Bücher ein, die zum Glück nicht beschädigt waren. „Hast du dich verletzt?“, fragte er leise und Freya versuchte, das unterdrückte Lachen der anderen Schüler zu ignorieren.

Hastig schüttelte sie den Kopf, obwohl sieunsanft gelandet war. Mit Elias Hilfe stand sie steif auf und wurde schließlich rot im Gesicht. Nicht nur die Unfreundlichkeit von Damian, sondern auch das Gelächter machten ihr zu schaffen.

„Danke“, brachte sie heiser hervor und wirkte, als würde sie anfangen zu weinen, doch keine Träne war zu erkennen. Vor anderen würde sie sich diese Blöße nicht geben.

So schnell sie konnte, lief Freya an die Wandseite und blieb dort mit gesenktem Kopf stehen. Schon jetzt wünschte sie, dass sie wieder zuhause wäre. Es war ihr unangenehm, bei so vielen Fremden zu sein.

Elias folgte ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das wird schon“, sagte er aufmunternd, als die Direktorin zu sprechen begann.

„Die Novizen haben nun alle ihre Ausrüstung für die Reise“, erklärte sie mit ruhiger und klarer Stimme. „Alles, außer eurem Zauberstab“, fügte sie hinzu. „Doch dazu später.“ Ihre Stimme hallte klar und deutlich durch die Halle, sodass Freya ihr ganz einfach zuhören konnte. Es erinnerte sie an die Magier, die ihr Dorf besucht hatten. Auch sie hatten so deutlich und klar gesprochen. Jeder hatte ihre Stimme vernehmen können. Selbst die, die weit weg gestanden hatten.

„Eure Aufgabe wird es sein, als Dreiergruppe euren ersten, magischen Stein zu finden. Dazu habt ihr Kompass und Karte erhalten“, sprach sie und sah zu den Neulingen. Novizen, korrigierte sich Freya gedanklich. „Ich werde jetzt die Gruppen vorlesen, welche dieses Schuljahr den Windstein suchen gehen. Danach kommt der Stein der Erde, dann Wasser und am Ende Feuer“, erklärte sie und begann die Namen zu nennen.

Freyas Name fiel beim Stein der Erde.

Mit gerunzelter Stirn hörte die junge Frau mit dem weißblonden Haar zu. Sie mussten Steine suchen gehen? Freya hatte gedacht, dass sie Unterricht erhalten und nicht auf Reisen sein würden. Wie das helfen sollte, Magie zu erlernen, erschloss sich ihr nicht ganz. Einen Zauberstab würden sie auch noch erhalten?

Wer von ihnen hatte die Karte bekommen? Das hatte sie nicht gesehen.

Aus den Augenwinkeln sah sie Damian, der gelangweilt dastand und zuhörte. Mit ihm in einer Gruppe fühlte sie sich nicht wohl. Er war, im Gegensatz zu Elias, nicht gerade nett. Außerdem war er mit seiner hochnäsigen Art angsteinflößend.

„Ich bin schon gespannt“, meinte Elias, der neben ihr stand flüsternd. „Die magischen Steine sind wirklich klasse. Mein großer Bruder hat seine zwar noch nicht alle zusammen, aber er kann schon echt viel“, erzählte er ihr ungefragt. Entweder er war mitteilungsbedürftig, oder er spürte, dass die junge Frau Ablenkung brauchte.

Freya hob den Kopf, denn sie fühlte Erleichterung in sich aufsteigen, dass wenigstens jemand nett zu ihr war.

„Dein Bruder besucht die Schule?“, fragte sie erstaunt und sah ihn von unten her an. Hatte er etwa gewusst, was auf sie zukommen würde?

Ehrfurcht schwang in ihrer Stimme mit, denn sie war sich sicher, dass es bestimmt schwer war, diese Steine zu finden. Für was sie wohl gut waren?

Elias nickte. „Ja, darum bin ich auch gut vorbereitet“, sagte er lächelnd, was Freya irgendwie beruhigte.

Danach begann er ihr zu erklären, dass sie einen Zauberstab erhalten würden, an dem sie die Steine anbringen konnten, die sie zu Beginn jedes Semesters sammeln mussten.

Seine Stimme sorgte dafür, dass sie aufmerksam zuhörte. Freya blickte ihn mit großen Augen an, als er fertig erzählt hatte. So hatte sie sich das nicht gedacht. „Aber … ich weiß doch gar nicht, wo man nach ihnen sucht“, stammelte sie aufgeregt.

Je mehr sie hörte, desto sicherer war sie sich, dass es in einer Katastrophe enden würde. In einer Dreiergruppe war es nicht einfach, wenn die Schüler verschiedene Meinungen hatten. Und bei Damian war sie sich sicher, dass er nicht gerade kooperativ sein würde.

Diesen hörte sie schnauben. „Stell dich nicht an wie ein Bauernmädchen“, tadelte er, was Freya den Kopf einziehen ließ. „Du wirst es doch wohl hinbekommen, eine Karte zu lesen und einen einfachen Stein zu finden.“

Die restlichen Worte der Frau auf dem Podium gingen an ihr vorbei, ohne dass sie darauf achtete.

Mutlos ließ Freya die Schultern hängen. Karten konnte sie irgendwie lesen, wenn sie die Bilder sah, aber die Worte konnte sie nicht entziffern.

Hoffnungslos überfordert bahnte sie sich einen Weg an der Wandseite entlang. Hier würde sie nicht bleiben. Lieber war sie eine Schande für ihre Eltern, als hier auf einer Schule zu sein, wo sie nichts lernen konnte.

Elias griff nach ihr und packte ihren Arm. „Wir sind dran“, sagte er flüsternd und zog sie nun in die andere Richtung und zu einem kleinen Raum, den man betreten konnte, wenn man die Tür neben der Tribüne nutzte.

„Bitte lass mich los, Elias“, flüsterte Freya. „Ich bleibe nicht hier“, beharrte die junge Frau und drückte ihm die Bücher in die Hand.

„Wenn du jetzt gehst, dann müssen auch wir gehen“, erklärte er zähneknirschend. „Wir sind in eine Gruppe eingeteilt. Es wird uns alle treffen, denn zu zweit dürfen wir nicht antreten.“

Eigentlich war ihr die Gruppe egal. Schließlich hatte Freya gar nicht hierher gewollt. Allerdings hatte sie gelernt, nicht so schnell aufzugeben, wenn etwas nichteinfach schien.

Mit hängenden Schultern ließ sie sich von ihm mitziehen und vermied Damians Blick, der nicht gerade freundlich war. Wahrscheinlich hatte er sie gehört.

Ihr war klar, dass dieser nicht von ihr begeistert war, doch daran konnte sie nichts ändern.

Widerwillig folgte Freya Elias, der sie eher mitzog, als sie selbst laufen zu lassen, in den Raum. Dort erwartete sie ein Mann hinter einem Schreibtisch.

Er hatte einen langen, weißen Bart und trug eine rot-goldene Magierrobe. Das ergraute Haar war unter einem Hut verborgen, der ebenfalls aus rotem Stoff bestand und pompös wirkte. Er war ein Blickfang, sodass man sich eigentlich mehr auf diesen konzentrierte als auf den Mann selbst.

„Setzt euch“, sagte er streng und deutete auf die Sessel vor seinem Tisch. Auf diesem lagen seltsame, längliche Stäbe.

Seine Stimme führte dazu, dass die junge Frau seiner Aufforderung kommentarlos nachkam, anstatt zu widersprechen.

Freya wählte einen äußeren Platz, um möglichst weit von Damian weg zu sitzen. Verstohlen schweifte ihr Blick durch den Raum, der ziemlich kahl wirkte, wenn man von den Wandregalen absah, die mit vielen Dingen vollgestopft waren. Bücher, Schachteln und Einmachgläser waren zu erkennen und jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Sie fühlte sich, durch die vielen neuen Eindrücke, unwohl.

„Das hier“, begann der Mann und schob jeden von ihnen einen dieser länglichen Stäbe zu, „sind eure Zauberstäbe.“

Neugierig betrachtete Freya ihr Hilfsmittel fürs Zaubern. Es sah aus wie ein gewöhnlicher Stab aus Holz, der etwa so lang war wie ihr Unterarm. Im Holz war eine Spirale eingelassen, die sich um den Stab schlängelte und mehrere Löcher aufwies. Diese waren, wie der Magier ihnen erklärte, dazu da, die magischen Steine zu beherbergen. Für jedes Element ein Stein.

An der Spitze befand sich ein wunderschöner, durchsichtiger Kristall und Freya fragte sich, ob dieser etwas zu bedeuten hatte. Leuchtete er, wenn sie alle Steine gesammelt hatte?

Vorsichtig und ehrfürchtig nahm sie ihn auf und war erstaunt, wie gut er in der Hand lag. Er war nicht zu schwer, aber wohl durch seine Größe nicht einfach zu verstecken. Musste sie ihn die ganze Zeit in der Hand halten oder wurde er irgendwo befestigt?

Obwohl der Zauberstab schlicht war, wirkte er auch edel und Freya konnte sich gut vorstellen, wie hübsch er aussehen musste, wenn alle Steine darin eingesetzt waren. Ihrer würde wohl nie mit allen gefüllt werden.

Wenn sie jetzt schon solche Schwierigkeiten hatte, war es unwahrscheinlich, dass sie im nächsten Schuljahr noch da war.

Ihr fiel, durch einen Blick aus den Augenwinkeln, auf, dass die Stäbe der Männer etwas länger waren. Beide Stäbe waren unterschiedlich groß. Wurden sie etwa an die Körpergröße angepasst?

Das wäre gut, denn mit einem so langen Stab, wie ihn Damian hatte, würde sie kaum umgehen können. Mit ihrer Tollpatschigkeit würde sie es schaffen, jemandem ein Auge auszustechen, wenn sie nicht aufpasste.

Der Magier mit dem langen, weißen Bart reichte jedem von ihnen ein Paket, das mit braunem Papier umwickelt und zugebunden war. „Darin befinden sich eure Schuluniformen und der Schulmantel“, erklärte er mit leicht rauer Stimme. „Geht durch diese Tür, zieht euch um und dann geht durch die nächste“, sprach der Magier in einem ruhigen, aber strengen Ton weiter. „Mädchen, du nimmst diese Tür, damit du dich umziehen kannst“, sagte er und sein Finger deutete zu einer anderen Tür, die hinter ihm lag.

Dass sie wirklich eine Schuluniform bekamen, erleichterte Freya. Sie hatte es zwar gehofft, war sich jedoch nicht sicher gewesen. So würde sie eine von vielen sein und nicht nach ihrer Kleidung beurteilt werden. Sie hatte schon befürchtet, wegen der wenigen Kleidung, die sie hierher mitgenommen hatte, gehänselt zu werden.

Freya betrachtete das Paket und fragte mit piepsiger Stimme, wo sie ihren Koffer lassen konnte. Den konnte sie wohl nicht mitnehmen. Aber hierlassen, wo jeder das wenige Hab und Gut stehlen konnte, wollte sie ihn auch nicht.

Der Magier betrachtete den kleinen Koffer und schüttelte dann den Kopf. „Hat der Kutscher dir nicht angeboten, deine Sachen hochzubringen?“, fragte er und wirkte nicht begeistert. „Lass ihn hier. Jemand wird ihn dir auf dein späteres Zimmer bringen. Für die Reise wirst du ihn nicht brauchen“, erklärte der Magier abwinkend, als würde er die Sache schnell hinter sich bringen wollen und fuhr sich durch seinen Bart. Dann griff er zu seinem Zauberstab, der neben ihm stand. Er hob diesen, wodurch Freyas Koffer in die Luft schwebte und schließlich in einer Ecke landete.

Tatsächlich hatte niemand etwas davon gesagt. Oder vielleicht war Freya so überwältigt gewesen, dass sie es nicht wahrgenommen hatte.

Mit einem leisen: „Danke“, trat sie auf die Tür zu, durch die sie gehen sollte. Sie warf Elias einen kurzen, unsicheren Blick zu, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

Der Raum war klein und schlicht. Lediglich ein Stuhl und ein paar Haken, an die man die Kleidung hängen konnte, waren vorhanden.

Während Freya ihr Paket öffnete, überlegte sie, wo sie überhaupt wohnen würde. Ob sie allein oder mit anderen Mädchen ein Zimmer teilen würde. Wenn sie vielleicht einen oder zwei Mitbewohner hätte, wäre das praktisch. Sie würde sich nicht allein fühlen und konnte jemanden um Hilfe bitten. Sie hoffte nur, dass diese auch nett waren.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie den weißen Mantel in den Händen hielt. Keuchend starrte sie auf den weichen und seidigen Stoff. In ihrem gesamten Leben hatte sie noch nie so einen feinen Mantel gesehen, geschweige denn in den Händen gehalten. Das ließ sie schlucken und zögernd holte sie den Rest hervor.

Es gab hohe Schuhe, die mehr wie Kniestrümpfe aussahen. Diese waren schwarz und besaßen eine feste Sohle, aber über den Füßen waren sie aus feinem Leder gearbeitet, das in Stoff überging. Über dem Knie wurden sie durch fein verzierte Schnallen gehalten.

Das Schwarz des Stoffes hatte weiße Verzierungen, die elegant wirkten.

Dazu kam ein Rock, der ähnlich wie die Stiefel verarbeitet war und ihr bis zu den Knien reichte.

Das Oberteil des eigentlichen Kleides hatte einen hohen Kragen, aber keine Ärmel. Dafür gab es fingerlose Handschuhe, die fast bis zu den Schultern reichten. Um den Bauch lag eine Art Gürtel, der jedoch dick war und mehrere Schnallen besaß. Vermutlich wurde dort auch der Stab befestigt, denn es gab eine extra Halterung dafür.

Alles war weich und seidig, wirkte aber auch magisch, da der Stoff leicht schimmerte.

Minutenlang starrte Freya die Uniform an und fragte sich, warum man so etwas tragen sollte, wenn man ein Schüler war.

Sie musste sich ermahnen, sich endlich umzuziehen, da die Männer bestimmt auf sie warteten. Vorsichtig, aber schnell zog sie die Kleidung an und stellte fest, dass sich diese perfekt an ihren Körper anpasste. Das lag wohl an der Magie, die darin verarbeitet war. Obwohl sie bisher noch nicht mit Magie in Kontakt gekommen war, vermutete Freya, dass der Stoff sich an den Körper des Trägers anpasste, sodass man nicht ständig neue Uniformen brauchte. Sollte ihre Vermutung richtig sein, war das ganz praktisch. Ob sie diesen Zauber auch erlernen würde?

Zum Schluss zog Freya den Mantel an und bemerkte, dass ihre Hände vor Angst feucht geworden waren. Was würde sie jetzt erwarten? Schwer schluckend und tief Luft holend trat sie auf die Tür zu, durch die sie anscheinend gehen musste, wenn sie fertig war. Mit ihrem Zauberstab und den Büchern fest in der Hand, öffnete sie die Tür und trat auf die andere Seite.

Dort erwartete sie helles Licht und dann stolperte sie in eine Art Urwald, verfing sich an einer Wurzel und warf vor Schreck alles weg, was sie in den Händen gehalten hatte.

„Das kann doch nicht wahr sein, wie sollen wir denn so die Steine finden?“, erklang Damians Stimme, während sie spürte, dass einer der beiden, wahrscheinlich Elias, sie sanft nach oben zog.

Damians Stimme führte automatisch dazu, dass sie ihren Kopf einzog, als sie stand. Als wäre es ihre Schuld, dass sie hier gelandet waren!

Ein leichter Schmerz machte sich in ihrem linken Knöchel breit, doch sie biss die Zähne zusammen, um keinen Schmerzenslaut von sich zu geben. Das würde nur dafür sorgen, dass Damian erneut meckerte. Da war sie sich sicher.

Orientierungslos blinzelte Freya mehrmals und warf einen Blick auf die Umgebung. Sie flüsterte Elias ein leises: „Danke“, zu und strich sich ihre Uniform glatt, bevor sie ihren Zauberstab und die Bücher aufsammelte. Wo waren sie nur? Gehörte das Gebiet etwa zur Schule?

„Bist du in Ordnung?“, fragte Elias besorgt und sie konnte seinen musternden Blick sehen.

Sie selbst musterte ihn verstohlen und sie gab insgeheim zu, dass ihm die Schuluniformgutstand.

Sein Oberteil lag eng an und genau wie sie, trug er Handschuhe. Allerdings waren diese, im Gegensatz zu Freyas, kurz und reichte nur bis zum Handgelenk.

Seine Stiefel waren hoch und hatten ebenfalls Schnallen, doch nicht über dem Knie wie bei ihr, dafür weiter unten. So hielten sie die Hose, die einen großen Gürtel besaß.

Die Uniformen der Männer waren schwarz und weiß, wie ihre, aber an ihren Schultern hing eine Art Mantel, der wahrscheinlich dekorative Gründe hatte. Freya vermutete, dass das der weiße Schulmantel war, der bei ihr anders aussah.

Nur mit Mühe riss sich die junge Frau von Eliasˋ Anblick los und nickte. Nicht noch mehr Schwäche zeigen, hieß ihre Devise. Damian hielt sie bereits für ein Bauernmädchen und würde schon bald herausfinden, dass sie eines war. Mit Sicherheit würde er sich darüber lustig machen und einen weiteren Grund haben, sie zu verachten.

Auch er wirkte, wie Elias, reich und erhaben, doch die charakteristischen Züge konnten nicht unterschiedlicher sein.

Nur kurz warf Freya Damian einen Blick zu und sah sich dann etwas um. Sie hatte zu viel Zeit damit vergeudet, die Männer verstohlen zu mustern.

Dichte Büsche umringten sie und die riesigen Bäume ließen nur wenig Licht durch das Blätterdach herein. Wie es aussah, mussten sie einen Weg aus dem Urwald finden.

„Sieht aus, als hätte man uns gleich an unseren Bestimmungsort gebracht“, meinte Elias nüchtern, was Damian zum Schnauben brachte.

„Ach ja, Klugscheißer?“, fragte er. „Du klingst, als wärst du überrascht“, bemerkte dieser abfällig. „Dabei gehört es doch zur Grundausbildung“, meinte er spöttisch und band sich das Schwert um die Hüfte, bevor er sich zu Freya drehte. „Los Kompass. Sag uns, in welche Richtung wir gehen müssen“, befahl er.

Dieser Befehlston gefiel Freya gar nicht, aber gehorsam zog sie ihren Handschuh aus, damit der Kompass auf ihrer Haut sichtbar wurde. Ohne Damian anzusehen, hielt sie ihm den Arm unter die Nase. Woher sollte sie wissen, wo sie die Steine suchen mussten?

So, wie Damian klang, wusste er viel mehr und sie fragte sich, wie lange es mit dieser Gruppe gut gehen würde. Er war arrogant und überheblich. Das waren Charakterzüge, die Freya nicht mochte. Da konnte er noch so einen anziehenden Körper und eine klangvolle Stimme haben.

Elias hatte gesagt, dass sie nicht weitermachen konnten, wenn sie nur zu zweit waren.

Um Damian war es nicht schade, aber Elias zuliebe würde Freya versuchen, durchzuhalten.

„Bist du nicht einmal in der Lage, einen Kompass zu lesen?“, fragte Damian abfällig, griff fest ihren Arm und zog diesen zu sich heran. Dabei verlor Freya fast das Gleichgewicht, doch Damian schien es nicht zu stören. Dieser betrachtete ihren Arm. „Da geht es lang“, erklärte er, zeigte in den Wald hinein und ließ ihren Arm wieder los. So grob, dass sie das Gleichgewicht verlor und die Bücher erneut von sich warf.

Elias trat schnell zu ihr, um sie zu halten, damit sie nicht fiel.

Dankbar nickte sie dem Schwarzhaarigen zu. „Mann, ist der grob“, murmelte sie missmutig und rieb sich ihr Handgelenk, bevor sie ihren Handschuh wieder anzog.

Wie gern würde sie Damian ins Gesicht sagen, dass er nicht so abfällig sein sollte. Allerdings machte ihr Selbstbewusstsein das nicht mit.

„Das sind die MacLanes leider“, meinte Elias abwinkend und half Freya dabei, die Bücher wieder aufzusammeln. „Pack sie in den Rucksack. Ich trage ihn“, bot er mit einem Lächeln an.

Freya blickte zu den Büchern am Boden und seufzte. Sie hatte es doch erst aufgesammelt.

„Du kennst sie?“, fragte die junge Frau, mit einem Kopfnicken in Damians Richtung, erstaunt und legte die Bücher ordentlich in den Rucksack.

Allerdings wollte sie Elias diesen nicht geben, denn schließlich trug er die Heiltränke am Gürtel. Da sie sonst nichts hatte, wollte sie nicht noch eine größere Last sein.

Dieser hielt die Hand hin, aber Freya gab den Rucksack nicht weiter, was Elias mit einem Lächeln kommentierte. „Die MacLanes sind einbekannte Adelsfamilie“, klärte er Freya mit ruhiger Stimme auf. Er vermittelte ihr nicht das Gefühl, dass er sie für dumm hielt, nur weil sie die MacLanes nicht kannte.

„Hört auf dort hinten zu tuscheln, ihr Turteltauben und bewegt euren Hintern“, rief Damian, der bereits vorgegangen war. Seine Stimme klang gelangweilt, aber irgendwie auch ungeduldig.

Wütend warf Freya Damian einen Blick zu. Konnte er nicht einmal ruhig sein? Im Gegensatz zu Elias erklärte er nie etwas, sondern befahl nur oder machte sich über sie lustig. Das war nervig.

Ob alle Adelsfamilien so hochnäsig und arrogant waren? „Tut mir leid, ich kenne sie nicht und ehrlich gesagt lege ich keinen Wert darauf, solche Leute kennenzulernen“, murmelte Freya und setzte sich in Bewegung, um Damian zu folgen.

„Eine weise Entscheidung“, meinte Elias, der ihr folgte und neben ihr herlief. Dabei hielt er ihr, wenn er konnte, die Äste aus dem Weg. Bei schwierigen Stellen reichte er ihr hilfsbereit und ohne Kommentar die Hand, damit sie nicht fiel.

„Danke für deine Hilfe“, flüsterte sie, als sie über einen großen Stein stieg, über den Damian mit Leichtigkeit gesprungen war. Dabei schien er keine Gedanken an seine Hintermänner zu verschwenden.

Obwohl Elias so nett und hilfsbereit war, fühlte sich Freya unwohl. Das war nicht die Art von Schule, die sie im Kopf gehabt hatte. Und Damians Gegenwart war nicht gerade aufmunternd.

„Bin ich froh, wenn wir zurück sind und ich Damian für eine Weile nicht sehen muss“, murmelte Freya erschöpft.

Sie würde es vermeiden, in seine Nähe zu kommen, sobald sie wieder auf der Schule waren. Hier waren sie wohl auf den anderen angewiesen, um die Steine zu suchen, aber danach nicht mehr. Zumindest hoffte sie das.

Freya bemerkte, dass Elias ihr einen seltsamen Blick zuwarf, doch er sagte nichts dazu. Stattdessen schien es, als wolle er das Thema wechseln. „Hast du dich bereits einmal an Magie versucht?“, wollte er wissen und deutete auf den Zauberstab. „Ich durfte den meines Bruders ausprobieren. Solange keine Steine eingesetzt sind, können magisch Begabte ihn trotzdem bis zu einem gewissen Grad nutzen“, erklärte er und es schien, als wolle er sie mit etwas Interessantem ablenken.

Verlegen schüttelte die junge Frau den Kopf. „Nein, ich wusste bis vor ein paar Tagen nicht einmal, dass ich Magie in mir trage“, gestand Freya. Sie hatte nicht gewusst, dass man einen Zauberstab benutzen konnte, wenn keine Steine eingesetzt waren. Und selbst wenn, hätte es ihr nichts gebracht, weil sie keinen besessen hatte.

„Ah, dann kommst du aus einer Familie, bei der Magie eher weniger bekannt ist“, stellte Elias fest, als würde das alles erklären. Dabei lächelte er jedoch weiter. Generell wirkte er wie jemand, der recht zufrieden mit seinem Leben war und immer gut gelaunt schien.

„Ich unterbreche euch Turteltauben ja nur ungern“, meinte Damian plötzlich und Freya bemerkte, dass sie ihn eingeholt hatten. „Aber wir haben größere Probleme“, erklärte er und deutete auf eine Schlucht einige Schritte weiter vor ihnen. Hinter dieser Schlucht befand sich eine Art fliegende Insel. „Wir müssen da rüber. Ideen?“