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Buchbeschreibung: Die Schlacht am Litle Big Horn Die Schlacht am Little Bighorn gilt als eines der legendärsten und zugleich tragischsten Kapitel der amerikanischen Geschichte. In diesem fesselnden Sachbuch wird das dramatische Aufeinandertreffen vom 25. Juni 1876 zwischen dem 7. US-Kavallerieregiment unter General George A. Custer und einem Bündnis aus Lakota, Northern Cheyenn. Custers Niederlage, oft als "Custer's Last Stand" bezeichnet, markierte zugleich einen kurzfristigen Sieg der Indianer und das nahende Ende ihrer freien Lebensweise. Mit historischem Feingefühl und spannender Erzählweise verbindet dieses Buch akribische Recherche mit erzählerischer Kraft. Es ist ein Muss für alle, die sich für amerikanische Geschichte, indigene Kulturen und militärische Konflikte des 19. Jahrhunderts interessieren. Dieses Enthält viele zeitgenösische Bilder. Umfang: 107 Seiten
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Seitenzahl: 83
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Die Schlacht am Little Big Horn
Der Tod von General Custer
IMPRESSUM:
Ralf Hagedorn
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20459 Hamburg
In der Schlacht am Little Bighorn wurden im Sommer des Jahres 1876 fünf Kompanien des 7. US-Kavallerie-Regiments unter dem Kommando von George Armstrong Custer von Stammeskriegern der Lakota- und Dakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne am Little Bighorn River im heutigen Bundesstaat Montana in den Hügeln östlich des Flusstals eingekesselt und vernichtet.
The Custer Fight, Charles M. Russell (1903)
Die Schlacht fand im Rahmen von Auseinandersetzungen um Landnutzungs- und Siedlungsrechte zwischen der weißen Mehrheitsbevölkerung und den letzten frei lebenden Indianerstämmen Nordamerikas (Native Americans) statt.Es war einer der wenigen größeren Erfolge der Prärieindianer in ihrem Überlebenskampf gegen die trotz ihrer damaligen Defizite weit überlegenen US-Landstreitkräfte. Die Niederlage Custers ist maßgeblich seiner unzureichenden Vorfeldaufklärung und falschen Lageeinschätzung zuzuschreiben. Auch die Aufteilung seines Regiments in kleinere, weit auseinandergezogene Abteilungen unmittelbar vor Aufeinandertreffen mit den Indianern schwächte dessen Kampfkraft. Die Vernichtung dieser fünf Kompanien hatte für den Operationsverlauf im Feldzug von 1876 keine nennenswerten Auswirkungen. Dennoch erregt diese Schlacht bis auf den heutigen Tag eine ihre militärische Bedeutung weit übersteigende Aufmerksamkeit.
Region um den Little Bighorn und Route des Bozeman Trails
Custer wurde durch seinen mythenumwobenen Schlachtentod zu einer der Ikonen der amerikanischen Populärkultur. Besonders seine Witwe Elizabeth arbeitete für den Rest ihres Lebens unermüdlich daran, das umstrittene Vermächtnis ihres Mannes wieder ins Reine zu bringen. In der Zeit danach wurden auch die daran beteiligten Soldaten zu tragischen Helden der jüngeren amerikanischen Geschichte verklärt und die Niederlage zum heroischen Kampf bis zum unvermeidlichen Ende, „Custers letztem Gefecht“ erhöht. Die Schlacht und insbesondere die Handlungsweise Custers wurden zudem von Historikern ausgiebig untersucht und analysiert.
Custers letztes Gefecht von Edgar Samuel Paxson
Die Niederlage Custers markiert den Höhepunkt der Indianerkriege und steht als Symbol für die Legende des Wilden Westens. Die Geschehnisse am Little Bighorn waren auch ein Fanal für die sonst weitgehend unbeachtet vor sich gehende Vernichtung einer vielfältigen Nomadenkultur und Lebensart. In weiterer Folge bedeutete sie das Ende der Eigenständigkeit der Ureinwohner Nordamerikas. Auf US-amerikanischer Seite wurde die Niederlage in mehr als 50 Hollywood-Filmen zur unendlichen Märtyrer-Saga und wird bis heute für revisionistische Propaganda missbraucht. Archäologische Untersuchungen des Schlachtfelds und die Auswertung der Aussagen von Augenzeugen rücken die damaligen Ereignisse aber in ein neues Licht. Custer ist heute bei den meisten als Integrationsfigur für ein multiethnisches Amerika ungeeignet, da er zu sehr mit dem Ruch des Indianerschlächters behaftet ist. Das Little Bighorn Battlefield National Monument ehrt heute alle am Kampf Beteiligten.
Die Indianerschlacht am Little Big Horn, 1936 (2,0 m. x 1,75 m.), Karl-May-Museum in Radebeul
Oberstleutnant George A. Custer, das Foto entstand kurz vor seinem Tod im Jahr 1876
Sitting Bull (1890), Gemälde von Caroline Weldon
Michael Reiley, F-Kompanie des 7. Kavallerieregiments, einer der einfachen Soldaten, die in der Schlacht starben
Die Schlacht am Little Bighorn war Teil eines Verdrängungs- und Vernichtungsprozesses der amerikanischen Ureinwohner, der vom 16. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert andauerte. Anfangs drangen von Osten die Lakotas in die „Great Plains“ ein, ein räuberisches Nomadenvolk, später bekannt unter dem Namen „Sioux“, den sie von ihren Gegnern bekommen hatten und der grob vereinfacht „Feind“ bedeutet. Die Sioux verdrängten die Crows und Shoshonen aus ihren Jagdgründen im Norden der Plains. Später, Mitte des 19. Jahrhunderts, prallten im Westen Nordamerikas Steinzeit und Frühkapitalismus mit voller Wucht aufeinander. Als die weißen Siedler vor dem Sezessionskrieg (1861–1865) begannen, auch den äußersten Westen des Kontinents zu kolonisieren, hatten aufgrund der Trockenheit und der noch relativ großen indigenen Bevölkerung erst wenige von ihnen dort Wurzeln geschlagen. Vorher hatte man hauptsächlich in den niederschlagsreichen und stark bewaldeten Regionen beiderseits des Mississippi neue Agrarflächen erschlossen, die nur gerodet und umgepflügt werden mussten, um üppige Erträge zu liefern. Die Trecks mussten eine stetig nach Westen ansteigende Ebene mit wesentlich rauerem Klima, harten und trockenen Böden und Wüstenregionen sowie als Abschluss die Hochgebirgskette der Rocky Mountains, die sich wie ein gigantischer Riegel von Nord nach Süd erstreckte, mit den schwer beladenen Planwagen überwinden. Erst westlich davon, an der Küste des Pazifiks, fand man wieder günstigere Umweltbedingungen vor, insbesondere eine üppigere Vegetation. Die Regierung in Washington schloss mit den Indianern „ewige Verträge“ („… solange das Wasser fließt, die Büffel weiden und der Himmel blau ist …“), die ihnen zumindest einen Teil ihres Landes garantieren sollten. Es war also nicht nur reine Heuchelei, als man den Ureinwohnern zunächst noch das Nutzungsrecht der westlichen Plains zusicherte.
Hügel nördlich des Little Bighorn River
Von Belissarius - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4357252
Titel: Custers letzte Schlacht
Die Besiedlung der Great Plains
Eine Chromolithographie aus dem Jahr 1899 von der Werner Company in Akron, Ohio, mit dem Titel Custer Massacre at Big Horn, Montana – June 25, 1876.
Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs wurde durch den hohen Einwanderungsdruck aus Europa auch das Siedlungsland in den westlich an den Mississippi grenzenden Bundesstaaten zunehmend knapper. Die Regierung in Washington gab daher zehn Prozent der Great Plains zur Besiedlung und Erschließung durch die beiden Eisenbahngesellschaften Union Pacific und Central Pacific frei. Mehr und mehr Siedler (von den Indianern als „Wasichu“ bezeichnet) drangen immer tiefer in die Indianerterritorien vor – oft geschützt durch das US-Militär. Die Great Plains waren das letzte Refugium der noch als Nomaden lebenden „freien Indianer“. Eine Konfrontation zwischen den Prärieindianern und den weißen Okkupanten war damit unvermeidlich geworden. Wie vorher die Indianer im Osten, wurden nun auch hier die Ureinwohner aus ihren angestammten Lebensräumen verdrängt und ihrer natürlichen Existenzgrundlagen beraubt. Der Druck auf sie erhöhte sich durch den rasanten Ausbau des Eisenbahnnetzes, dessen Schienenstränge nach Westen mitten durch das Indianerland verlegt wurden. Die neuen Bahnlinien waren im Eigentum kapitalkräftiger Gesellschaften, die sich die dafür nötige Unterstützung in Washington durch Bestechung erkaufen konnten. Mit Hilfe der Eisenbahn ließ sich zudem die Doktrin der „Manifest Destiny“ noch einfacher durchsetzen, d. h. die von der „Vorsehung“ geheiligte Eroberung und Erschließung des Kontinents durch die weißen Amerikaner. Die Great Sioux Nation, die Lakota, Cheyenne und die Arapaho, kämpften gegen diese Entwicklung an und versuchten gleichzeitig, ihre eigene Lebensweise zu bewahren. Sie attackierten die Eisenbahnlinien, störten die Erkundung ihres Landes, belagerten die Forts des amerikanischen Militärs und bedrängten die Siedler so weit wie möglich, konnten letztendlich aber das Vordringen der technisch und materiell weit überlegenen Invasoren nicht aufhalten.
"Der Custer-Kampf" von Charles Marion Russell. Lithographie. Zeigt die Schlacht am Little Bighorn von der Seite der Indianer.
Nachdem mit den Zügen der Union Pacific Railroad die Plains für die Siedler noch leichter erreichbar wurden, führte die Expansion des Eisenbahnnetzes durch neue Bahnverbindungen wie die Burlington and Missouri River Railroad zu einer intensiveren landwirtschaftlichen Erschließung der Plains. Kleine Farmen und Viehzuchtbetriebe entstanden zunächst nahe an den Eisenbahnlinien und ließen einen Anschluss an die Märkte der nordamerikanischen Großstädte zu. Neue technische Errungenschaften wie verbesserte Pflüge und der Trockenanbau ermöglichten ab 1865 auch ihre (eingeschränkte) Nutzung als Ackerland. Hinzu kam bald die Nutzviehhaltung im großen Stil. Die Rinderzucht in Texas in der Mitte der 1860er Jahre beruhte auf der Ausnutzung der besonderen Bedingungen dieser Region und des natürlichen Herdenverhaltens der Longhorns. Die einst unübersehbar großen Büffelherden waren zu dieser Zeit wegen systematisch betriebenen Abschusses durch professionelle Jäger oder zum Zeitvertreib schon fast ausgerottet. Die Rancher konnten nun nahezu ungestört auf den Plains ihre riesigen Rinderherden weiden lassen und dabei auch ihren geografischen Verlauf ausnutzen, da sie sich durchgehend vom Süden der Vereinigten Staaten bis hinauf zur kanadischen Grenze erstreckten, wo bald große Schlachtbetriebe (z. B. in Chicago) entstehen sollten. Auch das Einzäunungsproblem in diesem waldarmen Land war mit Einführung des Stacheldrahts im Jahr 1874 gelöst worden. Dies alles führte zu einer noch nie dagewesenen Einwanderungswelle, die nun auch auf dieses ansonsten zur Besiedlung wenig geeignete Gebiet überschwappte.
In den späten 1860er Jahren waren die meisten der amerikanischen Ureinwohner schon in sogenannte Indianerreservate unter Aufsicht des Bureau of Indian Affairs gezwungen worden oder Krankheiten und Kampfhandlungen zum Opfer gefallen. Anlässlich seiner Antrittsrede erinnerte Präsident Ulysses S. Grant an das Schicksal der Indianer als der „ursprünglichen Bewohner“ („original occupants“) Amerikas und kündigte einen Kurswechsel in der Indianerpolitik an. Sie sollten in extra für sie eingerichteten Reservaten näher an die Lebensweise der Weißen herangeführt und zur Landwirtschaft ermutigt werden. Grant ernannte außerdem den ehemaligen Brigadegeneral Ely Samuel Parker, einen gebürtigen Seneca-Indianer, zum Leiter des Indianerbüros. Dieser war der erste amerikanische Ureinwohner, der dieses Amt bekleidete. Mit Hilfe des Board of Indian Commissioners (BIC), eines Ausschusses des US-Kongresses, sollte vor allem die weit verbreitete Korruption in diesem Department der Staatsverwaltung bekämpft werden. Als Beauftragte schlug das BIC keine Politiker mehr vor, sondern (mit Zustimmung Grants) Vertreter aus einflussreichen Kirchengemeinden, vor allem Quäker, und Militärangehörige. Diese Maßnahmen wurden der damaligen Dynamik jedoch nicht gerecht, so dass die weißen Siedler mit staatlicher Unterstützung wie z. B. dem Homestead Act und unter dem Schutz der Soldaten die Prärie-Indianer immer weiter verdrängen konnten. Letztere wurden damit in ihren wüsten und abseits gelegenen Reservaten der Verelendung preisgegeben. Insgesamt erreichte Grants Indianerpolitik trotz guter Ansätze kaum Fortschritte.