DIE TERRANAUTEN: DAS TERRANAUTEN-PROJEKT - Andreas Weiler - E-Book

DIE TERRANAUTEN: DAS TERRANAUTEN-PROJEKT E-Book

Andreas Weiler

0,0
6,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Alles über eine der ungewöhnlichsten Science-Fiction-Serien, die es je gegeben hat. Mit einem Vorwort von Thomas R. P. Mielke, einem der Väter der Serie, zur Entstehung der TERRANAUTEN. Mit einem neuen Roman des bekannten deutschen SF-Autors Andreas Weiler, der das TERRANAUTEN-Projekt zu einem krönenden Abschluss bringt. Und mit einem ausführlichen Nachwort von Hermann Urbanek über den Inhalt und die Entwicklung der Serie. Ein Stück Science-Fiction-Geschichte, wie es spannender nicht sein kann - und ein Buch, das in die Bibliothek jedes SF-Lesers, -Fans oder -Kritikers gehört. DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

ANDREAS WEILER

 

 

DIE TERRANAUTEN:

Das Terranauten-Projekt

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

Einführung: ZUR GESCHICHTE DER TERRANAUTEN von Thomas R. P. Mielke 

DAS TERRANAUTEN-PROJEKT von Andreas Weiler 

DIE TERRANAUTEN-SAGA von Hermann Urbanek 

 

Das Buch

 

Alles über eine der ungewöhnlichsten Science-Fiction-Serien, die es je gegeben hat.

Mit einem Vorwort von Thomas R. P. Mielke, einem der Väter der Serie, zur Entstehung der TERRANAUTEN.

Mit einem neuen Roman des bekannten deutschen SF-Autors Andreas Weiler, der das TERRANAUTEN-Projekt zu einem krönenden Abschluss bringt.

Und mit einem ausführlichen Nachwort von Hermann Urbanek über den Inhalt und die Entwicklung der Serie.

Ein Stück Science-Fiction-Geschichte, wie es spannender nicht sein kann - und ein Buch, das in die Bibliothek jedes SF-Lesers, -Fans oder -Kritikers gehört.

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books. 

  Einführung: ZUR GESCHICHTE DER TERRANAUTEN

  von Thomas R. P. Mielke

 

 

 

Back to the roots

 

 

Als der Bastei-Verlag vorsichtig an mich herantrat, für dieses Taschenbuch etwas über die Anfänge der Terranauten zu schreiben, war meine erste Reaktion »Das ist doch mehr als zehn Jahre her«. Aber dann begann ich, die Ursprünge auch dieser Science Fiction-Serie dort zu suchen, wo sie meistens zu finden sind: in der (persönlich) weit zurückliegenden Vergangenheit.

Ein Wort vorab: Trotz allem, was Kritiker seit Jahrzehnten immer wieder vorbringen, gilt mein Respekt einem Konkurrenzprodukt, das zu einem unwiederholbaren Phänomen geworden ist - ich meine Perry Rhodan.

Ich muss bei meiner Rückschau auf die Anfänge der Terranauten mit dieser erfolgreichen SF-Serienfigur beginnen, auch wenn ich bisher nur einen einzigen Roman gelesen habe, und zwar das Manuskript für die Nummer 4, das ich 1961 in einer Tombola gewonnen habe und noch immer besitze. Zu dieser Zeit hatte ich gerade meine ersten SF-Romane bei verschiedenen Verlagen veröffentlicht.

1972 - ich lebte damals in Turin - wurde ich eines Tages nach München eingeladen, um an der Planungskonferenz für die spätere PR-Nebenserie Atlan mitzuwirken. Ich war vom Verlauf der Konferenz nicht sonderlich angetan, zum einen, weil die Serie in diesem Stadium ausschließlich unter Wasser spielen sollte, und zum anderen, weil Walter Ernsting und Karl-Herbert Scheer, die Väter von Perry Rhodan, damals noch nicht bereit waren, ihre Helden anders als sieggewohnt und »imperial« auftreten zu lassen. Das hat sich inzwischen geändert, aber in dieser Münchener Konferenz kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es auch anders möglich sein müsste. Es gab zu dieser Zeit noch keine »Grünen«, aber überall regte sich bereits ein gewisses Unbehagen an der Ideologie des permanenten Fortschrittsglaubens. Zusammen mit Hans G. Francis und Rolf W. Liersch hatte ich bereits früher versucht, noch einmal »ganz von vorn« anzufangen. Wir erfanden die Serien Rex Corda und dann Ad Astra. Bei Rex Corda war der damals noch als liberal geltende Präsident John F. Kennedy unser Vorbild gewesen, und bei Ad Astra bereits eine Gruppe von Menschen, die ihre Abenteuer nicht mehr so unkritisch wie sonst üblich bestanden. Doch irgendwie waren wir gegen die Markt-Macht von Perry Rhodan nie angekommen.

1975 ergab es sich dann, dass Rolf W. Liersch von seinem früheren Hamburger Verleger, bei dem er als Chefredakteur für die ersten deutschen Ausgaben des Satire-Magazins Mad gearbeitet hatte, den Auftrag erhielt, für ein fürstliches Honorar über eine neue SF-Heftserie nachzudenken. Wir waren beide inzwischen nach Berlin umgezogen und arbeiteten in der gleichen Werbeagentur.

In meiner Erinnerung sind die vielen wunderbaren und euphorischen Nächte, in denen wir bis zum Morgengrauen Personen und Welten, Titel und Stories erfanden, die schönste Zeit der ganzen Terranauten-Ära. Ich erinnere mich, dass ich einen kompletten Italien-Urlaub in Rom damit verbrachte, unsere Nachtgedanken zu sortieren und zu Zyklen umzuschreiben. Mitte 1976 änderte der Hamburger Verlag seine Planung und zahlte uns aus. Wir hatten ein erstes Roh-Konzept, alle Rechte daran und einige Aktenordner voller Ideen.

 

 

 

Das Ur-Konzept

 

 

Wir entschlossen uns daher, ohne Auftrag weiterzumachen, und entwickelten bis Anfang 1977 den Rahmen für 100 Romane. An zwei Schreibmaschinen nebeneinandersitzend und mit dem Blick aus dem Berliner Europa-Center auf die Gedächtniskirche und den nächtlich erleuchteten Kurfürstendamm schrieben wir parallel an zwei Musterromanen. Es waren echte Rollenspiele, obwohl es diesen Begriff damals noch nicht gab. Jeder schrieb seine Story, gab aber zwischendurch Kommentare zu dem, was der andere gerade bearbeitete, und diese Kommentare wurden als Dialoge in die Texte eingefügt.

Bei diesen Parallel-Romanen (die später ebenfalls bezahlt, aber nie gedruckt wurden), wollten wir unsere alten Fehler vermeiden und nicht wieder mit einer Eroberung des Sonnensystems beginnen. Wir gingen einfach davon aus, dass Perry Rhodan nun alles erobert hatte, was zu erobern war, und spulten die ganze Sache vom Endpunkt an zurück. Das gleiche Prinzip wurde später übrigens im Film Kampfstern Galactica dargestellt.

Ausgangspunkt für die gesamte Geschichte war der 410 Lichtjahre von der Erde entfernte offene Sternhaufen M 45. Die »Plejaden« mit einem Durchmesser von 50 Lichtjahren und ihren heißen, jungen Heliumsternen erschienen uns deshalb besonders geeignet, weil ihre Massierung von Sonnen der Spektralklassen A und B ein Strahlungs-Maximum im unsichtbaren kurzwelligen Bereich ergibt. Und genau diese für alle normalen Lebewesen gefährliche Strahlung brauchten wir, um eine Art elektromagnetische Hohlwelt innerhalb der Plejaden zu konstruieren - eine gigantische Hohlkugel aus gestauten Protonen, in etwa vergleichbar mit dem Stau des Sonnenwindes vor dem irdischen Magnetfeld.

Wir wollten von Anfang an keine klassische Hauptfigur, sondern eine Gruppe, ein Team, vergleichbar mit Robert Sheckleys »Spezialist«. Die Sonderbegabung der Serienhelden sollte darin bestehen, dass alle neurologischen bzw. elektrischen Prozesse in Nerven, Ganglien usw. anders als bei normalen Menschen verliefen. Lebewesen im Trommelfeuer kurzwelliger Strahlung hätten auch unserer Hypothese nach nur überleben können, wenn alle Nervenimpulse so wahnsinnig schnell wechseln, dass sie nicht mehr »störbar« sind. Unter normalen Bedingungen reicht ein Lichtquan in zehn Meilen Entfernung, um vom menschlichen Auge noch registriert zu werden. Die gleiche Empfindlichkeit sollte für alle Reizleitungen im Körper gelten.

Natürlich wäre in dieser energiegeladenen Umwelt auch kein normales Denken möglich gewesen. Im Hexenkessel einer gigantischen Protosphäre wäre - wenn überhaupt - alles Wahnsinn oder bestenfalls ein Trümmerhaufen schnell wechselnder Halluzinationen gewesen, wie ihn keine Mixtur aus Bilsenkraut, Schierling und Peyotl auch nur annähernd erreicht hätte.

Hier sollte - lange vor dem Boom der Fantasy und sicherlich auch angeregt durch die Hippie-Bewegung - unser Konzept beginnen: in einer fernen Welt aus Wahn und Magie, Zauber, Aberglaube und drogentripähnlichen Bewusstseinszuständen, aus fehlinterpretierten Umwelteindrücken, Neurosen, Paranoia und der ständigen Gefahr von Nervenzusammenbrüchen im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wollten mit dem »Abschaum der Sterne« beginnen, mit Ausgeflippten, kaputten Typen, Freaks, Missgeburten und ins Skurrile verzerrten Lebewesen, von denen jedes ein ganz besonders typisches menschliches Merkmal als Chance und gleichzeitig als Gefahr für sich selbst und andere repräsentierte - und alles zusammen in einer »Archipel-Gulag-Situation«, fern jeder bekannten Zivilisation. Der besondere Reiz lag in den Möglichkeiten, aktuelle Wahnsinnserscheinungen und Rituale unserer Gesellschaft überspitzt darzustellen.

Andererseits hätten die Hauptpersonen die Fähigkeit entwickeln müssen, wahr und unwahr unterscheiden zu können. Hier lag nach unserer Meinung ein interessanter Ansatz, die Leser »häppchenweise« von Klischeevorstellungen zu befreien. Genau dieser Punkt war es übrigens, der später zu einer Revision des ganzen Konzeptes führte.

Doch soweit war es noch nicht. Im Ur-Konzept hätten die Protagonisten keine Schrecksekunden mehr gekannt, keine Instinkte aus früheren Entwicklungsstufen und keine anerzogenen Verhaltensmuster. Die Hauptpersonen hätten außerordentlich vorsichtig, aber gezielt riechen, hören, schmecken und sehen können. Sie hätten Radio wellen ebenso verstanden wie Farben und die energetische Aura von anderen. Und sie hätten Raumschiffe ohne physikalisch-mechanische Verfahren treiben können. Da sich die Hauptpersonen mit jeder Erfahrungsstufe immer freier und gleichzeitig »nackter« gefühlt hätten, wären Methoden erforderlich geworden, um sie vor ihrer eigenen »Gottähnlichkeit« zu schützen. Es wären verschiedene Himmel in einem faszinierenden Raum-Zeit-Kontinuum möglich gewesen: bei uns hieß es Weltraum II, Weltraum III usw.

Und schließlich wären die Hauptpersonen immer menschlicher geworden bis sie eines Tages das Ziel ihres Terranautentums erreicht hätten, um die Erde neu zu besiedeln.

Zu den wichtigsten Charakteren gehörten z. B. ein niemals körperlich kämpfender Parzival (David), ein eitler Cyborg, die kindliche Feen-Königin (Narda) und die Urform des Riemenmannes (der mir später als Mischung aus Conan und Alexis Zorbas vorkam.) Dieses Konzept, den Terranauten-Schriftzug mit dem verdrehten A, die Planung für 100 Romane, Beschreibungen von Gerätschaften in einem archaisch-mythischen Techno-Arsenal und Handlungsorten einschließlich von Datenschlüsseln und Schreibweisen, Definitioijsrastern sowie zwei Muster-Manuskripten haben wir vor zehn Jahren, Anfang April 1977, dem Bastei-Verlag als Heftserie und/oder Taschenbuch-Reihe angeboten.

 

 

 

Die erste Verlagskonferenz

 

 

»...wir finden, dass Ihre Arbeit mehr als nur eine Gesprächsgrundlage ist und möchten Sie deshalb - am liebsten noch in diesem Jahr - zu einem Gespräch nach Bergisch Gladbach bitten...«

Mit diesem folgenschweren Satz von Bastei-Chefredakteur Rolf Schmitz in einem Brief vom 22.11. 1977 begannen Die Terranauten ihre spätere Gestalt anzunehmen. Das Gespräch fand bereits drei Wochen später statt. Teilnehmer waren neben Rolf W. Liersch und mir die Verlegertochter, Rolf Schmitz, Michael Kubiak und der damals noch freiberuflich als Lektor arbeitende Michael Görden.

Nach dem Tonbandmitschnitt der Konferenz richtete sich der wichtigste Einwand der Verlagsexperten gegen einen Start irgendwo draußen im All. Es wurde für wesentlich gehalten, dem Leser zu sagen, woher der Held seinen Impetus hat und was ihn antreibt.

Kurzum: Der Verlag hatte »angebissen« und wir wurden beauftragt, nun alles so umzuschreiben, dass es auf der Erde beginnen konnte. Hierzu war die Entwicklung einer kompletten Gesellschaftsordnung auf der Erde des Jahres 2499 erforderlich. Es sollte nach wie vor eine Gruppe geben, die weitgehend auf Gewalt verzichtet, allerdings mit einer identifikationsfähigen Hauptfigur (David).

Die zweite wichtige Frage war »Wer soll die Serie schreiben?«. Wir selbst hatten tagsüber genug zu tun und hätten nur alle zwei Monate je einen oder zwei Romane geschafft. Da das nicht ausreichend war, wurde vereinbart, dass der Verlag ein Team aus neuen und erfahrenen Autoren zusammenstellen würde, während wir die zweite Version des Konzeptes erarbeiteten.

 

 

 

Das neue Konzept

 

 

Wir hatten glücklicherweise so viele Ideen gesammelt, dass wir bereits am 1.2. 1978 ein neues Konzept vorlegen konnten, das sich sehr stark auf die Erde im Jahr 2499 bezog. Wir brauchten nur noch abzuhaken, welche Prognosen wir als gegeben bzw. eingetreten verwenden wollten - von programmierbaren Baumaterialen (JA) über Lernen mittels Informations-Tabletten (TEILWEISE) bis zur billigen und sauberen Energie (Nein).

Zu den sieben die Erde beherrschenden Multis gehörte z. B. der Konzern »Alfa-Mercedes« mit Sitz auf einem Turiner Hügel in der inzwischen durch Klimaveränderungen überfluteten Po-Ebene. Wir konnten damals nicht ahnen, dass DAIMLER-BENZ nur 10 Jahre später bereits MTU, AEG und DORNIER übernommen haben würde.

Und irgendwie hatte es uns das »Coca-Cola-Geheimnis« angetan. Der Mythos um diese Rezeptur brachte uns auf den Gedanken der »Flower Power« und den Urbaum Yggdrasil. (Ich gebe zu, dass ich das gesamte Material hierzu später zu dem noch mythologischer angelegten Roman Der Pflanzen-Heiland verarbeitet habe.) Inzwischen kommen Pflanzenwirkungen und die Rückbesinnung auf »grüne« Lebensweisen überall zu Ehren. Damals muss das noch ziemlich ungewöhnlich für eine auf Raumschiffkanonen und Blaster eingestellte Leserschaft gewesen sein.

Die Einteilung der Menschheit in 7 Kasten von elitär-intellektuellen SUMMACUMS (weltfremde »Adelmenschen«) über MANAGS (Realos bzw. Technokraten), SERVIS (freie Unternehmer/Händler/Dienstleister), ARBITER (Techniker/Ingenieure), RELAX (50 % einer staatlich versorgten Menschheit ohne sinnvolle Tätigkeit) und HUMOS (für Austauschprogramme bestimmte Spezialisten) bis zu den NOMANS (7 % sozial Verachtete) entspricht im Prinzip einer Gesellschaft, die sich heute bereits andeutet.

Die Serie begann also in Grönland mit dem Erben eines »grünen« Konzerns. Gegenspieler musste logischerweise ein dem alten Technologie-Verständnis und den lange Zeit beherrschenden militärischen Strukturen verhafteter »Unternehmer«, sprich General und Manager sein. Doch so übel war dieses Reptil, der Lord-Oberst Graf Max von Valdec, gar nicht. Als ewiger Intrigant und Verlierer gegen Die Terranauten sollte er sogar etwas Tragikomisches haben. Dass wir sein Hauptquartier ausgerechnet auf der inzwischen stillgelegten »Rohstoff-Schatzhalde« der Mülldeponie in Berlin-Wannsee unmittelbar neben dem einzigen Atommeiler innerhalb einer deutschen Stadt (dem Hahn-Meitner-Institut, Leistung immerhin 3 Megawatt) errichteten, gehörte zu den kleinen makabren Scherzen, die wir nicht ohne Absicht eingebaut hatten. Damals gab es übrigens noch keine Dioxin-Skandale, sonst wären wir vielleicht etwas vorsichtiger mit dieser Standortwahl gewesen

Auch die umweltstörende »Kaiserkraft« der technischen Raumschiffe hatte einen realen Bezug. Die Aluminiumhütte in Voerde war einer der ersten Prüfsteine für neue Umweltgesetze. Der tatsächlich existierende Kaiser-Konzern hat u. a. den Hoover-Staudamm gebaut und während des 2. Weltkrieges die Fließbandfertigung von Pioneer- Schiffen erfunden. Gemeint war aber z. B. die gesamte Automobilindustrie oder die Chemie, die unsere Zivilisation gleichzeitig am Leben erhalten und zerstören - und alles ohne ernstzunehmende Alternativen...

Als ich eben noch einmal die Mittelseiten der 99 erschienenen Romane durchblätterte, fiel mir auf, dass eigentlich eine Menge dessen, was in unseren Konzepten enthalten war, sehr gut erklärt worden ist. Ich fürchte aber, dass es nahezu unmöglich gewesen sein muss, diese Fülle von gegenseitigen Verflechtungen und Entwicklungen und Erfindungen innerhalb von abgeschlossenen Heftroman-Handlungen unterzubringen. Zwischen Absicht und Realisation wird daher immer ein Riesenabstand geblieben sein.

Ich habe selbst erfahren, wie schwer es war, mit dem ganzen Hintergrund im Kopf eine lesbare Story zu schreiben. Ich schrieb Nr. 1, 3 und 4, Rolf W. Liersch die Nr. 2 nach der neuen Konzeption. Keiner dieser (bezahlten) Romane ist erschienen. Sie wurden unter Michael Gördens Anleitung schließlich so umgeschrieben, dass sie die Zustimmung des Verlages fanden. Im Verlagsteam für Die Terranauten erschrieben sich dann junge Autoren wie Rainer Zubeil, Andreas Brandhorst und Karl-Ulrich Burgdorf wichtige Erfahrungen.

Ich habe nie einen weiteren Terranauten-Roman geschrieben und keinen einzigen gelesen. Aus den späteren Exposés konnte ich aber entnehmen, dass neben vielen mir gut bekannten Details einige sehr interessante neue Ideen aufgetaucht waren. Was mich schließlich ganz das Interesse an den Terranauten verlieren ließ, war einfach ein Zuviel an herkömmlichen Waffen, Namen, Personen und Systemen, die mich trotz der neuen Varianten nicht mehr interessierten.

 

 

 

DieTerranauten - eine alternative Serie? 

 

 

Nein, das wurden sie wohl nicht. Viele Leser haben sich für die ersten Ansätze begeistert. Doch dann muss es ihnen ähnlich gegangen sein wie mir.

Um breitere Leserkreise zu erreichen, mussten notgedrungen Gesetzmäßigkeiten des Heftmarktes berücksichtigt werden, sei es bei der Thematik, sei es bei Sprache und Stil. Der ehemalige Anspruch wäre wahrscheinlich nicht verkäuflich gewesen. Für Michael Görden, der sich in der Folgezeit intensiv um die Serie gekümmert hat, müssen die oftmals auch nächtelangen Diskussionen nicht nur mit Rolf W. Liersch und mir eine wahre Sisyphusarbeit gewesen sein. Möglich, dass auch er dabei zu tief in die fiktiven Welten geriet, um das harte Brot gleichzeitig übersichtlicher und dennoch neu erscheinender Handlungsfäden und Ideen zu bewältigen.

Sicher, Die Terranauten mögen der letzte (und vielleicht einzige) ernstzunehmende Versuch gewesen sein, eine SF-Serie anders als Perry Rhodan aufzuziehen. Und ganz gewiss nicht zufällig hat die PR-Redaktion nach dem Erscheinen der ersten Terranauten-Romane umgehend mit einer Umstellung des bis dahin »imperialen« Konzeptes reagiert. Eine echte Chance hatten Die Terranauten nach meiner - inzwischen sehr außenstehenden - Meinung eigentlich nur am Anfang.

Die Serie wurde am 19. Dezember 1981 mit Nr. 99 eingestellt. Ich habe diese Nachricht mit gemischten Gefühlen entgegengenommen. Einerseits waren Die Terranauten das Kind von Rolf W. Liersch und mir, dann aber hatten sie mit Michael Görden einen fähigen, aber ganz anders denkenden Erziehungsberechtigten bekommen. Er war es, der uns noch manchmal befragte, der Die Terranauten aber bei anderen Autoren so aufwachsen lassen konnte, wie er es für richtig hielt. Und diese Autoren sind es, denen heute der Verdienst zukommt, dass Die Terranauten zu dem wurden, was sie in der Geschichte der deutschen Science Fiction heute sind.

Immerhin haben Rolf W. Liersch und ich noch einen Fundus an Titeln und Ideen aus dem Ur-Konzept, der bisher überhaupt nicht ausgewertet wurde. Und eines fernen Tages in der Zukunft...

 

 

 

 

 

  DAS TERRANAUTEN-PROJEKT von Andreas Weiler

 

 

 

Einleitung

 

 

Bis in die ersten Jahre des sechsundzwanzigsten Jahrhunderts herrschte das Konzil der Konzerne über die Erde, eine Koalition einzelner Industrieimperien. Ihre Diktatur erstreckte sich auch auf die vielen anderen von Menschen besiedelten Welten, und es gab nur eine kleine Gruppe, die gegen die Tyrannei kämpfte: die Terranauten. Es handelte sich bei ihnen größtenteils um Treiber, PSI-begabte Raumfahrer, deren Aufgabe darin bestand, Raumschiffe durch die Sternenräume zu lenken. Nur die Treiber waren dazu in der Lage, mit ihren mentalen Kräften einen überlichtschnellen Transit durch den Weltraum II zu bewerkstelligen, indem sich sieben oder acht von ihnen zu Logen zusammenschlossen und ihre Kräfte vereinten.

Als der Kaiser-Konzern versuchte, eine technische Lösung für die Treiber zu finden, kam es zur Katastrophe: Die Emissionen der Kaiserkraft-Raumschiffe gefährdeten die Struktur der Raum-Zeit und beschworen eine entropische Katastrophe herauf. Die Terranauten gehörten zu den ersten, die das erkannten. Sie entdeckten die Reste einer pflanzlichen Urzivilisation - und die sogenannte Waffe der Uralten. Das IAES - das Interkosmische Anti-Entropiesystem - war geschaffen worden, um das Universum vor dieser Art von Unheil zu bewahren. Man löste die Waffe aus, und das führte zur Zerschlagung der Macht der Konzerne.

Die Erde, Zentrum eines großen Sternenreiches, verwandelte sich in einen Grünen Planeten, ebenso andere Welten, auf denen zuvor die Technik dominiert hatte. David terGorden, der Anführer der Terranauten, machte sich auf eine weite Reise, um die letzten Komponenten des IAES zu finden und dafür zu sorgen, dass es nie wieder zu einer Entropie-Katastrophe kommen konnte. Er bildete schließlich den »Weißen Stern«, der die Raum-Zeit neu stabilisierte und die unmittelbare Gefahr somit endgültig bannte.

Unterdessen teilte sich die Menschheit in zwei verschiedene Lager. Auf der einen Seite waren die Planeten, die sich von der Technik abwandten und einen biologisch-ökologischen Entwicklungsweg einschlugen, auf der anderen die nach wie vor technologisch orientierten Welten. Sie wurden zu Sammelstellen derjenigen, die die Treiber und Terranauten hassten und sich vom Vermächtnis der Uralten - wie man die alte Pflanzenzivilisation nannte - bedroht sahen. Die geflohenen Konzernherren restaurierten dort einen Teil ihrer Macht.

Man schloss Verträge und vereinbarte Toleranzabkommen zwischen den unterschiedlichen Planeten. Die Treiber verpflichteten sich dazu, neue interstellare Verbindungen, herzustellen und den Warenaustausch auch zwischen den Technowelten zu ermöglichen. Mit der Zeit stabilisierte sich die Lage, aber es war ein gefährliches Gleichgewicht.

David terGorden blieb nach wie vor verschwunden. Alle Versuche, mit ihm Kontakt aufzunehmen, ihn zu finden in den Weiten des Alls, schlugen fehl. Seit der Bildung des Weißen Sterns gab es keine Nachricht mehr von ihm. Im Jahre 2516 schließlich begannen einzelne Komponenten des IAES biologische Fehlfunktionen aufzuweisen. Auf diese Weise kündigte sich ein neues Problem an. Für die Orientierung in Weltraum II während eines Überlichttransits brauchten die Treiber Misteln von einem Urbaum, doch diese Blüten wurden immer knapper. Yggdrasil auf der Erde konnte nur noch wenige liefern, und die Weltenbäume, die man auf anderen Planeten entdeckt hatte, schienen immer inaktiver zu werden. Die Autoritäten der technologisch orientierten Planeten argwöhnten eine Verschwörung der Terranauten, und daraus erwuchs eine ernste politisch-ökonomische Krise, die sich zu einem verheerenden Krieg zwischen den Bio- und Technowelten ausweiten mochte.

Die Grünen Welten brauchten nicht nur weitere Misteln, sondern auch neue PSI-Talente, um sie zu Treibern auszubilden, um neue Terranauten zu gewinnen. Man hoffte darauf, bald das Arsenal zu entdecken - einen der zentralen Punkte des IAES. Doch die Zeit verstrich, und die Lage spitzte sich immer mehr zu...

 

 

 

Prolog

7. Januar 2516

 

 

Piter Dyke-Clonner wartete bereits seit mehr als einer Stunde, und sein sonst so ruhiges und eher lethargisches Gemüt begann erste Abnutzungserscheinungen zu offenbaren. Nervös wanderte er auf und ab, blickte in unregelmäßigen, aber immer kürzer werdenden Abständen auf die Uhr und verharrte dann und wann am breiten Fenster, um seufzend über die Stadt Tamboro hinwegzublicken.

Von diesem Zimmer der Pyramide aus hatte man einen prächtigen Blick nach Süden. Tief unten glänzten Hausdächer im gleichmäßig fallenden Herbstregen.

Piter beobachtete die Docks und Molenbereiche, die Schlote der automatischen Verarbeitungsfabriken, die wie starre Finger in den bleigrauen Himmel ragten, den schwefelgelben Emissionsdunst, der sich mit den schieferfarbe- nen und tiefhängenden Wolken vereinte, das türkisfarbene Meer, das sich einer Ebene aus flüssigem Kristall gleich bis zum Horizont erstreckte. Einige Motorsegler dümpelten vor dem eigentlichen Hafenbecken und warteten darauf, dass Anlege- und Entladestellen frei wurden. In der Ferne zeichneten sich im Nebel die Konturen der Pontonpumpen ab. Dort reichten dicke Rohre aus flexiblem Stahl bis zum Meeresgrund hinab, und die unerbittlichen Zähne stählerner Fräsen und Bohrkronen nagten sich in das Sedimentgestein, um die Lager aus fossilen Brennstoffen anzuzapfen, die man nördlich der Koralleninseln gefunden hatte.

Die Koralleninseln, dachte Piter Dyke-Clonner und seufzte erneut. Weißer Strand, Palmen, deren Wipfel sich im lauen Wind hin und her neigten, Sonne, und Wärme und kristallklares Wasser. Ruhe und Entspannung...

Das Institut für biophysische Forschung und Gentechnologie befand sich auf Aurora, einer der fünf Hauptinseln des Korallenatolls, und wenn Piter an die Zeit zurückdachte, die er dort verbracht hatte, regte sich eine tiefe Melancholie in ihm, eine Schwermut, der sich wie ein körperlich spürbares Gewicht auf ihn senkte. Verschwendung von wertvollem Biomaterial - so lautete der Vorwurf. Ein Fehler, ein einziger Fehler nur - und das hatte seiner vielversprechenden Karriere als Gen-Ingenieur ein Ende gesetzt.

Das Kosten der verbotenen Frucht, dachte er in einem Anflug von Selbstironie, der Biss in den Apfel, der mich das Paradies kostete...

»Experte Clonner?«

Er wandte den Kopf. Einer der Sekretäre des Regenten war an ihn herangetreten, ein kleiner und kahlköpfiger Mann von unbestimmbarem Alter, ein Wicht mit dem Gebaren eines Inquisitors.

»Ja?«

»Regent Corboran ist nun bereit, Sie zu empfangen, Clonner.«

Piter zwinkerte einige Male, und die Vision von einer Insel namens Aurora verflüchtigte sich. Stattdessen zeichnete sich ein anderes Bild vor seinem inneren Auge ab: die kalten Staubwüsten von Eschna, im Norden Karshims, die öde Weite der großen Mulde östlich von Jymlath, das immerwährende Raunen der Dünung, die Stürme, die dort nun den nahen Winter ankündigten, die zugigen Baracken, das schale Essen, das eintönige Brummen von Generatoren, das seelische Ächzen angesichts einer Welt, die ziemlich genau Piters Vorstellungen von der Hölle entsprach.

Dyke-Clonner bedachte den Sekretär mit einem knappen Nicken, eilte an ihm vorbei und betrat die fensterlose Vorkammer.

Hinter ihm schloss sich die massive Tür mit einem deutlich vernehmbaren Klicken.

Das Zimmer, in dem er sich nun befand, war ohne jede Einrichtung, doch Piter wusste natürlich, dass sich in den Wänden komplexe Kontrollmechanismen verbargen, elektronische Geräte, die ihn nun einer gründlichen Überprüfung unterzogen: Hirnstromabtastung, Netzhautanalyse zur zweifelsfreien Bestimmung der Identität. Darüber hinaus stellten bestimmte Scanner fest, ob er wirklich unbewaffnet war, und nahmen außerdem eine Motivationserfassung vor.

Dyke-Clonner versuchte, sich so ruhig wie möglich zu geben, aber dennoch regte sich erneut so etwas wie Verzweiflung in ihm. Der Gedanke an die kalten Wüsten der Mulde erfüllte ihn mit Grauen, und unwillkürlich schloss sich die eine Hand um das Objekt, das er in der rechten Tasche bei sich trug. Darauf gründete sich seine ganze Hoffnung - obgleich er insgeheim fürchtete, dass das Artefakt nicht genügen würde, um ihm eine Rückkehr nach Aurora zu ermöglichen.

Ein leises Summen, und die Tür vor ihm öffnete sich lautlos. Piter sah ein geräumiges Büro vor sich, das den Eindruck von dezentem Luxus erweckte. Ein weicher, rostfarbener Teppich bedeckte den Boden, und die Wände waren mit Vespoa-Holz getäfelt, das aus den Wäldern des Hemmat-Zapfens stammte. Dunkle Maserungen bildeten sonderbare Muster.

Durch die Fenster bot sich nicht nur ein freier Blick nach Süden, sondern auch nach Norden, bis hin zum Raumhafen an der Peripherie Tamboros. Der Jakascha-Keil, ein Ausläufer des gewaltigen Jakascha-Massivs, das sich von der östlichen Halbinsel bis fast ins Zentrum des Kontinents Karshim erstreckte, zeichnete sich als vage Kontur in den staubgrauen Dunstschlieren ab.

Dyke-Clonner setzte sich nervös in Bewegung. Auf dem weichen Teppich verursachten seine Schritte nicht das geringste Geräusch. An den Wänden hingen Bilder der Vorfahren des Regenten von Mell, die Porträts ernst dreinblickender Männer in mittleren Jahren, autoritär und respekteinflößend. Leise sirrte eine Klimaanlage.

Die Gestalt hinter dem Schreibtisch sah nicht auf, als Piter herantrat, deutete nur stumm auf einen einfachen Stuhl vor dem wuchtigen Vespoa-Möbel. Dyke-Clonner nahm Platz und widerstand der Versuchung, sich nervös zu räuspern. Der Regent blätterte in einem Dokumentenstapel, tippte einige Daten in ein Computerterminal und runzelte die Stirn. Nach einigen Minuten schließlich hob er den Kopf.

»Nun?«, fragte er nur, und es klang wie eine Drohung.

»Ich bin gekommen, um Ihnen etwas zu zeigen«, antwortete Dyke-Clonner und dachte: Himmel, es ist alles umsonst! Der ganze weite Weg von Eschna hierher nach Tamboro, meine Hoffnungen... Welcher Narr interessiert sich schon für irgendein Metallstück? 

Er holte das Objekt aus der Tasche hervor und legte es auf den Schreibtisch.

Der Regent beobachtete Piter noch eine ganze Zeitlang, bevor er seinen Blick schließlich auf das Artefakt richtete. Der ehemalige Gen-Ingenieur musterte ihn verstohlen.

Edmond Hannibal Corboran, Regent des Staates Mel, Jefe-Maximo des Konziliats von Omikron, war zweifellos der mächtigste und einflussreichste Mann auf diesem Plane- ten. Er mochte etwa fünfzig Jahre alt sein und war sehr kräftig und muskulös gebaut. Damals, auf Aurora, waren Piter Gerüchte über den Regenten zu Ohren gekommen; es hieß, er sei in seinen eigenen Körper verliebt, nehme sich viel Zeit fürs Krafttraining und ernähre sich von einer besonderen Diät. Aber wenn er auch in gewisser Weise ein Narziss sein mochte, so genügte doch kein attraktives Äußeres, um zum Vorsitzenden des Konziliats von Omikron zu werden. Dazu waren sowohl ein eiserner Wille erforderlich als auch die feste Entschlossenheit, alle Hindernisse auf dem Weg zur Macht beiseite zu räumen.

Corboran war ein sehr gefährlicher Mann - und nur er konnte darüber befinden, ob Dyke-Clonner nach Aurora zurückkehren durfte oder nicht.

»Was ist das?«, fragte der Regent leise und fixierte das Artefakt mit einem aufmerksamen Blick seiner fast schwarzen, tiefliegenden Augen.

»Wir haben das Objekt bei einer Versuchsbohrung in der Nähe von Jymlathin Eschna gefunden«, erklärte Piter rasch. »An der nördlichen Peripherie der Mulde, unweit der Großen Dünung, gibt es eine Ruinenstadt der Sassah.« Und wenn schon, dachte Dyke-Clonner. Eine Ruinenstadt - na und? Wer interessiert sich denn für irgendwelche alten Mauern? 

»Es ist dreizehntausend Jahre alt«, fügte er hinzu.

»Hm«, machte Corboran und drehte den Zylinder hin und her. »Dreizehntausend Jahre? Sieht wie neu aus. Man sollte es nicht glauben.« Er hob den Blick und sah Piter an.

»Ich, äh... wir gehen davon aus, dass wir auf eine subterrane Sassah-Installation gestoßen sind. Die Forschungsarbeiten werden fortgesetzt, und ich bin sicher, wir können innerhalb der nächsten Wochen einen Erfolg melden.«

»Das ist schön«, sagte Corboran ungerührt und warf einen bedeutungsvollen Blick auf das Wandchronometer.

»Sie verstehen sicher«, begann Dyke-Clonner vorsichtig, »dass kein Gen-Ingenieur gebraucht wird, um die entsprechenden Unternehmungen zu überwachen. Die Techniker wissen, worum es geht. Ich dachte, äh...«

»Sie dachten was?« Der Regent beugte sich ein wenig vor.

»Nun, ich glaube, ich habe mich rehabilitiert. Und die derzeitigen Projekte auf Aurora...«

»Kommen bestens ohne Sie aus.« Corboran stand auf und trat an eins der Fenster heran, durch die man weit nach Norden blicken konnte. »Dreizehntausend Jahre«, murmelte er. »Das ist interessant, sehr interessant.« Ruckartig drehte er sich um. »Sie machen weiter wie bisher, mein lieber Clonner. Sie haben sich bis jetzt als ein recht guter Archäologe erwiesen, und ich hoffe, das bleibt auch so. Ja, wir brauchen Informationen über die Vergangenheit dieses Planeten. Omikron ist schließlich unsere Heimat, nicht wahr?« Er lächelte süffisant. »Sie bekommen alle Gerätschaften, die Sie brauchen. Stellen Sie eine Liste zusammen und geben Sie sie einem meiner Sekretäre.«

In Piters Innern kam es zu einem mentalen Erdbeben, als das Gebäude der Hoffnung einstürzte. Er starrte auf den Metallzylinder und verfluchte ihn.

»Gibt es sonst noch etwas?«, fragte der Regent kühl.

Dyke-Clonner schüttelte wortlos und verzweifelt den Kopf.

»Dann können Sie jetzt gehen.«

Der ehemalige Gen-Ingenieur stand auf, verneigte sich und trat auf die Tür zu. Als er sie fast erreicht hatte, fügte Corboran nicht ohne einen gewissen Sarkasmus hinzu: »Wie ich hörte, ist es zu dieser Jahreszeit recht ungemütlich im Norden, Clonner. Ziehen Sie sich warm an.«

 

Als der Regent wieder allein war, kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und nahm den Metallzylinder ein zweites Mal zur Hand. Er war überraschend leicht, und an den Außenflächen zeigten sich keine Kratzer.

»Ich glaube«, sagte Corboran leise, »wir sind auf dem richtigen Weg.« Und in Gedanken setzte er hinzu: »Dieser Narr von Clonner hat nicht die geringste Ahnung, was diese Entdeckung möglicherweise bedeutet.

Ein dünnes Lächeln umspielte die Lippen des Jefe- Maximo, und es wuchs in die Breite, als er an die Begegnung dachte, die ihm nun bevorstand. Alessa war eine schöne Frau, wenn auch, ihrer Natur entsprechend, ziemlich kühl und unnahbar. Der Umgang mit ihr ähnelte einem delikaten Spiel, dessen Regeln sich dauernd änderten. Ein faszinierendes Spiel, ja, aber auch gefährlich und riskant, das machte sich Corboran immer wieder klar...

 

 

 

1. Omikron

27. April 2517

 

 

Narda spürte einen deutlichen Beschleunigungsdruck, als das Raketenshuttle von der großen Orbitalstation ablegte und den Landeanflug begann. Durch das seitliche Beobachtungsfenster konnte sie die Raumbasis sehen: Ein großes »Z« aus Stahl und molekularverdichtetem Kunststoff, an die sich zwei mehrere hundert Meter lange und v-förmig verlaufende Röhren anschlossen. Omikron Eins - Umsteigebahnhof für Reisende von Außenwelt, Kontrollstation für Treiber, Inquisitionsforum insbesondere für Terranauten und andere verdächtige Personen.

Der Schub ließ nach, und anschließend war es nur die Eigenrotation der Fähre, die ein Gefühl für oben und unten vermittelte. Narda vergewisserte sich, dass die Gurte fest geschlossen waren. Dann setzte sie den Kopfhörer des Suggestiv-Unterweisers auf, lauschte der flüsternden Stimme, die direkt zu ihren Gedanken zu sprechen schien, und ließ ihren Blick über die anderen Passagiere an Bord schweifen.

Bei den meisten der Mitreisenden handelte es sich um Besucher anderer Technowelten in benachbarten Sonnensystemen, hierher gebracht von Frachtern und Linern, die gemäß dem Toleranzabkommen von Treibern gesteuert wurden. Einige von ihnen musterten die junge Frau misstrauisch die auf einer der hinteren Sitzbänke Platz genommen hatte und deren halblange Jacke neben dem Treiber-Symbol auch noch das Zeichen der Terranauten aufwies: die Darstellung einer Mistelblüte, darüber das Triadische Monochord in Form eines stilisierten Dreiecks.

Ein Versuch, den Planeten unerkannt zu erreichen, war ohnehin zwecklos - darüber war man sich im Führungsstab der Terranauten von Anfang an klar gewesen.