Die toten Augen von London - AA. VV. - E-Book

Die toten Augen von London E-Book

aa.vv

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Beschreibung

Inspektor Larry Holt bekommt eine neue Sekretärin. Diese ist sehr neugierig und auch sehr intelligent. Sein neuer Fall wird auch ihrer: Die Ermordung Gordon Stuart's.

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Titel

Edgar Wallace

Die toten Augen von London

Titel des englischen Originals: The Dark Eyes of London

Table of Contents

Titel

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1

Larry Holt saß vor dem Café de la Paix und beobachtete aufmerksam den Menschenstrom, der den ›Boulevard des Italiens‹ in beiden Richtungen entlangströmte. Der Hauch des Frühlings hing in der Luft, und ein goldener Sonnenschein ließ die Farben der Zeitungskioske in leuchtenden Schattierungen hervortreten und verlieh sogar den schreienden Reklamen einen gewissen künstlerischen Wert. Dies Treiben und Hasten, all diese Menschen entzückten Larry Holt, der nach vier Jahren harter Arbeit in Frankreich und Deutschland von Berlin hier eingetroffen war, und er fühlte ein richtiges Feriengefühl in sich, ein Feriengefühl, das sogar ein vielbeschäftigter Detektiv empfinden kann.

Die Stellung, die Larry Holt bekleidete, war den Beamten von Scotland Yard ein Rätsel. Er hatte den Rang eines Inspektors, seine Tätigkeit war die eines Kommissars, und allgemein wurde angenommen, daß er für den ersten freien Posten eines assistierenden Kommissars vorgemerkt war. Aber in diesem Augenblick lagen all diese Fragen von Rang und Beförderung für Larry in weiter Ferne. Behaglich saß er auf seinem Stuhl und trank mit jedem Atemzug den süßen Odem des Frühlings; die reine Freude am Leben sprach sich in seinen hübschen Gesichtszügen aus, und in seinem Herzen war ein Gefühl der Erleichterung, der Ruhe, das er für Monate und Jahre nicht gefühlt hatte.

Larry bezahlte seinen Kaffee, stand auf und ging gemächlich um die Ecke nach seinem Hotel. Behaglich ging der schlanke, große Mann seines Weges, die Hände in den Taschen, während seine weißen Zähne eine lange, schwarze Zigarettenspitze festhielten.

Er trat in die überfüllte Vorhalle seines Hotels und ging auf den Fahrstuhl zu, als er durch die große Glastür, die nach dem Wintergarten führte, dort einen eleganten Herrn bemerkte, der bequem in einem großen Klubsessel saß und bedächtig seine Zigarre rauchte.

Larry grinste und zögerte einen Augenblick. Dieser Mann mit den scharfen Gesichtszügen, der so wunderbar elegant angezogen war, an dessen Fingern und Krawatte Brillanten blitzten, war ihm bekannt. In einem Anfall mutwilliger Bosheit ging er durch die Glastür auf den behaglich Sitzenden zu.

»Ist es wirklich mein alter Freund Fred?« sagte er leise.

»Flimmer Fred«, internationaler Hochstapler und Falschspieler, sprang mit einem Satz auf die Füße und unverkennbare Bestürzung zeigte sich beim Anblick dieser unerwarteten Erscheinung auf seinen Zügen.

»Hallo, Mr. Holt!« stammelte er. »Sie sind wirklich die letzte Person in der ganzen Welt, die ich erwartet hätte, hier zu finden –«

»Oder gewünscht hätte, hier zu finden«, unterbrach ihn Larry mit einem vorwurfsvollen Kopfschütteln. »Was für ein Glanz! Donnerwetter, Fred, Sie sind ja ausgeputzt wie ein Weihnachtsbaum.«

Flimmer Fred griente unbehaglich, gab sich aber große Mühe, vollkommene Gleichgültigkeit zu zeigen.

»Das alte Leben ist jetzt für mich abgetan, Mr. Holt«, sagte er.

»Sie sind ein Schwindler und werden immer ein Schwindler bleiben«, erwiderte Larry ruhig.

»Auf die Bibel schwöre ich Ihnen –« begann Fred nachdrücklich.

»Fred, Fred«, fiel Larry ohne eine Spur von Ärger ein, »wenn Sie zwischen Ihrer toten Tante und Ihrem sterbenden Onkel stehen und einen Eid auf die Bibel schwören, ich würde Ihnen doch nicht glauben.«

Mit Bewunderung betrachtete er sich Freds Äußeres, die große Brillantnadel in seiner Krawatte, die dreifache, goldene Kette über seiner hocheleganten Weste, die blendend weißen Gamaschen über den glänzenden Lackschuhen, das tadellos gebürstete Haar.

»Sie sehen süß aus, wirklich süß! Was für eine neue Sache haben Sie jetzt vor? – Ich nehme natürlich nicht an«, unterbrach er sich selbst, »Sie werden's mir erzählen, aber ziemlich aussichtsreich muß es doch sein, Fred.«

Der Mann fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.

»Ich bin jetzt im Geschäft«, sagte er.

»In wessen Geschäft denn?« fragte Larry mit Interesse. »Und wie sind Sie denn da 'reingekommen? Mit 'nem Brecheisen oder war's eine Dynamitpatrone? Das wäre ja ein ganz neuer Beruf für Sie, Fred. Bis jetzt haben Sie sich doch ausschließlich darauf beschränkt, unerfahrene Jugend um ihr Geld zu bringen und«, fügte er bedeutungsvoll hinzu, »die Taschen von gerade Gestorbenen zu erleichtern.«

Freds Gesicht rötete sich.

»Sie glauben doch nicht, daß ich irgend was mit dem Morde in Montpellier zu tun hatte?« protestierte er hitzig.

»Ich glaube ja nicht, daß Sie den bedauernswerten, jungen Mann erschossen haben«, gab Larry zu, »aber Sie sind sicherlich beobachtet worden, wie Sie sich über den Körper beugten und seine Taschen durchsuchten.«

»Ich wollte doch bloß sehen, wer es war«, entgegnete Fred tugendhaft, »und 'rausfinden, wer ihn getötet hatte.«

»Sie sind gleichfalls gesehen worden, wie Sie mit dem Täter sprachen. Eine alte Dame, eine gewisse Madame Prideaux, sah von ihrem Schlafzimmerfenster aus, wie Sie den Mann festhielten und dann gehen ließen. Ich nehme an, er hat ›geschmiert‹.«

»Das ist nun schon zwei Jahre her, Mr. Holt«, sagte Fred, »und ich begreife nicht, warum Sie diesen alten Kohl noch aufwärmen. Der Untersuchungsrichter hat mich in jeder Beziehung freigesprochen.«

Larry lachte und klopfte ihn auf die Schulter.

»Wie das auch sein mag, ich bin auf jeden Fall jetzt nicht im Dienst, Fred. Ich gehe auf eine Erholungs- und Vergnügungsreise.«

»Sie fahren also nicht nach London?« fragte der Mann schnell.

»Nein«, antwortete Larry und hatte die Empfindung, daß der andere erleichtert aufatmete.

»Ich fahre heute nach London und hoffte, wir würden vielleicht zusammen reisen können.«

»Es tut mir unendlich leid«, erwiderte Larry, »Ihre Hoffnungen enttäuschen zu müssen, aber ich reise in entgegengesetzter Richtung. Auf Wiedersehen.«

»Viel Vergnügen!« sagte Fred und blickte mit einem Gesicht hinter ihm her, dessen Ausdruck keineswegs mit seinen Worten übereinstimmte.

Larry ging auf sein Zimmer und fand seinen Diener mit dem Reinigen und Ordnen seiner Garderobe beschäftigt. Patrick Sunny, den er nun schon zwei Jahre hindurch als Diener ertragen hatte, war ein ernsthafter, junger Mann mit Glotzaugen und einem runden Gesicht.

»Sunny«, sagte er, »Sie brauchen meine Anzüge nicht weiter zu beschädigen. Packen Sie sie ein.«

»Ja, Sir«, entgegnete Sunny.

»Ich reise mit dem Nachtzug nach Monte Carlo.«

»Ja, Sir«, sagte Sunny, der genau dasselbe gesagt hätte, wenn Larry die Absicht ausgesprochen hätte, nach der Sahara oder dem Nordpol abzureisen.

»Nach Monte Carlo, Sunny!« rief Larry vergnügt. »Auf sechs freie, vergnügte und kostspielige Wochen. – Fangen Sie sofort mit dem Packen an.«

Er nahm den Telephonhörer vom Schreibtisch auf und rief das Reisebüro an.

»Reservieren Sie mir einen Schlafwagen und ein Erster für heute nacht nach Monte Carlo«, sagte er. »Monte Carlo«, wiederholte er lauter. »Nein, nicht nach Calais. Ich habe nicht die geringste Absicht, nach Calais zu fahren – danke bestens.« Er hing den Hörer auf, nahm eine frühe Abendausgabe und überflog die Spalten. Verschiedene Einzelheiten erinnerten ihn an seinen Beruf und dessen Anforderungen. Ein großer Bankeinbruch in Lyon, bewaffnete Räuber hatten in Belgien einen Postwagen aufgehalten, und dann ein Artikel:

»Der Mann, den man auf den Stufen des Themse Embankment auffand, ist als ein Mr. Gordon Stuart, ein reicher Kanadier, identifiziert worden. Man nimmt an, daß es sich um einen Selbstmord handelt. Mr. Stuart hatte den Abend mit einigen Freunden im Theater verbracht, verschwand im Zwischenakt und wurde nicht wieder gesehen, bis sein Leichnam gefunden wurde. Die amtliche Totenschau findet in den nächsten Tagen statt.«

Er las den Artikel zweimal durch und runzelte die Stirn.

»Gewöhnlich geht man eigentlich nicht während der Pause aus dem Theater und begeht Selbstmord – oder das Stück müßte ausnehmend schlecht gewesen sein«, sagte er, und der gehorsame Sunny antwortete:

»Nein, Sir.«

Er warf die Zeitung fort.

Der Nachmittag war mit den Vorbereitungen für die Abreise ausgefüllt, und um halb sieben stand er im Hotelbüro, um seine Rechnung zu bezahlen – Sunny mit seinem Mantel über dem Arm, der Gepäckträger mit den Koffern hinter ihm –, als ein Page auf ihn zukam.

»Monsieur Holt?« fragte er.

»Der bin ich«, sagte Larry und sah argwöhnisch auf den Briefumschlag in der Hand des Pagen. »Ein Telegramm? – Ich will's nicht sehen.«

Trotzdem nahm er es und las mit recht gemischten Gefühlen:

»Sehr dringend. Spezial Polizeidienst. Alle Linien frei machen. Larry Holt, Grand Hotel, Paris. Fall Stuart sehr verwickelt stop wäre persönlich dankbar wenn Sie sofort zurückkommen und Fall übernehmen.«

Der Oberkommissar, der nicht nur Vorgesetzter, sondern auch ein persönlicher Freund Larrys war, hatte das Telegramm selbst unterzeichnet, und mit einem schweren Seufzer steckte Holt es in die Tasche.

»Wann kommen wir in Monte Carlo an, Sir?« fragte Sunny, als sein Herr auf ihn zukam.

»Ungefähr heute in zwölf Monaten«, antwortete er grimmig.

»Wirklich, Sir?« fragte Sunny mit höflichem Interesse. »Das muß ja recht weit weg sein.«

2

Flimmer Fred, der eigentlich Grogan hieß, hatte einen berechtigten Grund, sich zu beschweren: Ein angesehener Justizbeamter hatte ihm feierlichst versichert, er hätte die Absicht, nach Monte Carlo zu reisen, und nun mußte er ihn auf dem Pariser Dampferzug wiederfinden.

Fred verließ den Viktoria-Bahnhof in außerordentlicher Eile und war sich noch gar nicht sicher, ob Larrys plötzliche Geschäfte in London nicht vielleicht doch mit seinen (Freds) eigenen Geschäften zusammenhingen. Larry sah gerade noch den Hochstapler in der Menge verschwinden und lächelte zum erstenmal seit seiner Abreise von Paris.

»Bringen Sie meine Sachen nach Haus«, sagte er zu Sunny. »Ich fahre direkt nach Scotland Yard. Vielleicht komme ich heut abend, vielleicht auch erst morgen zurück.«

»Soll ich den Gesellschaftsanzug bereitlegen?« fragte Sunny. Was ihm in erster Linie am Herzen lag, war das elegante Äußere seines Herrn. Für Sunny war der Tag in drei Teile geteilt – Straßenanzug, Gesellschaftsanzug und Pyjama.

»Nein – ja – machen Sie, was Sie wollen.«

»Ja, Sir«, sagte Sunny entgegenkommend.

Larry fuhr sofort nach dem Polizeipräsidium und trat in das große Büro Sir John Hason's, der sich von seinem Schreibtisch erhob und ihm mit ausgestreckter Hand entgegenkam.

»Mein lieber Larry«, sagte er, »es ist zu nett von dir, auf deine Ferien zu verzichten. Du bist wirklich ein famoser Kerl! Ich habe übrigens gar nicht an deinem Kommen gezweifelt und dir Zimmer 47 einrichten lassen. Außerdem habe ich dir den feinsten Sekretär zur Verfügung gestellt, den ich jemals im Präsidium gehabt habe.«

John Hason und Larry Holt waren alte Freunde und Schulkollegen, und zwischen den beiden bestand aufrichtige Zuneigung und ein Vertrauen, wie man es eigentlich selten zwischen zwei Leuten des gleichen Berufes findet.

»Nummer 47 ist mir unbekannt«, sagte Larry lächelnd und legte seinen Mantel ab, »aber ich werde mich außerordentlich freuen, die Bekanntschaft des feinsten Sekretärs von Scotland Yard zu machen. Wie heißt er denn?«

»Es ist kein ›er‹, es ist 'ne ›sie‹«, lächelte Hason. »Miß Diana Ward. Sie hat sechs Monate hindurch bei mir gearbeitet und ist wirklich das geschickteste und vertrauenswürdigste Mädchen, das ich jemals in meinem Büro gehabt habe.«

»Allmächtiger! Ein weiblicher Sekretär!« sagte Larry gedrückt, fügte aber gleich lebhafter hinzu: »Selbstverständlich bleibt's, wie du es angeordnet hast, John, und selbst dieses Muster aller Tugenden soll mir keine Angst einjagen. Höchstwahrscheinlich hat sie 'ne Stimme wie eine Raspel und kaut Gummi?«

»Ihr Äußeres ist nun gerade nicht besonders einnehmend, aber das ist doch schließlich nicht die Hauptsache«, antwortete Sir John trocken. »Setz' dich hin, alter Freund, ich habe viel mit dir zu besprechen. Es handelt sich um den Fall Stuart«, begann er und reichte Larry sein Zigarettenetui. »Erst gestern haben wir herausgefunden, daß Stuart ein sehr reicher Mann gewesen ist. Seit neun Monaten ist er in England und hat die ganze Zeit über in einer Pension auf dem Nottingham Place – Marlybone – gewohnt. Er war ein rätselhaftes Individuum, ging nirgendwohin, hatte fast gar keine Freunde und war außerordentlich zurückhaltend. Es war natürlich bekannt, daß er vermögend war, und nur seine Londoner Bankiers, die uns seinen Namen mitteilten, als sie herausgefunden hatten, daß er der unbekannte Tote war, waren von ihm ins Vertrauen gezogen. Mit ›ins Vertrauen ziehen‹ meine ich nur, daß ihnen sein Name und seine Vermögensverhältnisse bekannt waren.«

»Was meinst du damit, wenn du sagst, er ging nirgendwohin? War er denn die ganze Zeit über in seiner Wohnung in der Pension?«

»Darauf komme ich jetzt«, sagte Sir John. »Er ging aus, aber kein Mensch weiß, warum. Jeden Nachmittag ohne Ausnahme machte er eine Autofahrt und hatte unweigerlich dasselbe Ziel – ein kleines Dorf in Kent, ungefähr fünfundzwanzig Meilen von hier. Er ließ den Wagen an einem Ende des Dorfes warten, ging durch das Nest hindurch und war für einige Stunden verschwunden. Unsere Nachforschungen ergaben, daß er sich lange Zeit in der Kirche aufhielt. Genau nach zwei Stunden, pünktlich wie ein Uhrwerk, kam er zurück, stieg in den Wagen – er hatte ihn gemietet – und fuhr nach Nottingham Place zurück.«

»Wie heißt das Dorf?«

»Beverley Manor«, sagte der Oberkommissar. »Also weiter. Am Mittwoch abend brach er zum erstenmal mit seinen Gewohnheiten und nahm die Einladung eines gewissen Doktor Stephan Judd zur Uraufführung einer neuen Revue im Macready-Theater an. Doktor Stephan Judd ist der leitende Direktor der Greenwich-Versicherungsgesellschaft, eine kleine Gesellschaft – so eine Art Familienkonzern –, hat aber in der City einen sehr guten Ruf. Mr. Judd ist Kunstliebhaber und Besitzer eines sehr schönen Hauses in Chelsea. Judd hatte für die Erstaufführung eine Loge – nach den Zeitungen zu urteilen, war, nebenbei gesagt, das Stück einfach fürchterlich –, und zwar die Loge A. Stuart kam und war, wie Judd aussagte, auffallend unruhig. In der Pause zwischen dem zweiten und dritten Akt verschwand er unbemerkt aus dem Theater, kam nicht zurück und wurde erst wiedergesehen, als man seinen Leichnam an dem Themse Embankment fand.«

»Wie war denn das Wetter in der Nacht?« fragte Larry.

»Im Anfang klar, dann aber dunstig mit Neigung zum Nebel«, antwortete Sir John.

Larry nickte. »Besteht vielleicht die Möglichkeit, daß er im Nebel seinen Weg verfehlt hat und in den Fluß gefallen ist?«

»Gänzlich ausgeschlossen«, sagte Sir John nachdrücklich. »Von der Zeit seines Verschwindens bis halb drei Uhr morgens war das Embankment frei von Nebel.«

»Und jetzt kommt noch ein merkwürdiger Umstand«, fuhr der Kommissar fort. »Als er gefunden wurde, lag er auf den Stufen, nur die Füße hingen im Wasser – und«, fügte er langsam hinzu, »die Flut war noch im Steigen.«

Larry sah ihn erstaunt an.

»Willst du damit vielleicht sagen, daß er nicht von der Ebbe dort angeschwemmt worden ist?« fragte er ungläubig. »Wie sollte er denn sonst dorthin gekommen sein, mit den Füßen im Wasser, noch dazu, wenn das Wasser stieg? Und doch muß es Ebbe gewesen sein, wie hätte er sonst auf die Stufen kommen können?«

»Das sage ich ja auch«, nickte Sir John. »Wenn er nicht unmittelbar nach Verlassen des Theaters ertrunken ist, als die Flut am höchsten stand und anfing zu fallen, scheint es mir beinahe unmöglich, daß er bei Tagesanbruch, als die Flut erst wieder begann, auf den Stufen angeschwemmt werden konnte.«

»Das sieht verdächtig aus«, sagte Larry. »Es besteht kein Zweifel, daß er ertrunken ist?«

»Nicht der geringste«, erwiderte der Kommissar, zog ein Schubfach auf und nahm eine kleine Schale heraus, in der verschiedene Gegenstände lagen. »Das haben wir in seinen Taschen gefunden. Uhr und Kette, ein Zigarettenetui und dies Stückchen zusammengerolltes, braunes Papier.«

Larry nahm den letzten Gegenstand auf. Er war vielleicht drei Zentimeter lang und noch feucht.

»Es ist nichts darauf geschrieben«, sagte Sir John. »Als man mir die Sachen gebracht hat, habe ich das Papier aufgewickelt, habe es aber für besser gehalten, es gleich wieder zusammenzurollen, um es für eine genauere Untersuchung trocknen zu lassen.«

Larry betrachtete die Uhr, eine einfache, goldene Uhr mit Sprungdeckel.

»Nichts«, sagte er und schnappte den Deckel zu, »ausgenommen, daß sie zwanzig Minuten nach zwölf stehengeblieben ist – höchstwahrscheinlich die Stunde des Todes.«

Sir John nickte.

»Die Kette von Gold und Platin«, brummte Larry nachdenklich, »und am Ende ist – na, was ist das?«

Am Ende der Kette hing ein kleines, ungefähr vier Zentimeter langes goldenes Röhrchen.

»Aha, die Hülse von einem goldenen Bleistift«, sagte Larry. »Hat man den dazugehörigen Bleistift nicht gefunden?« Sir John schüttelte den Kopf.

»Nein, das ist alles, was gefunden wurde. Anscheinend hatte Stuart auch nicht die Gewohnheit, Ringe zu tragen. Ich lasse alles in dein Büro schicken. Du wirst doch den Fall übernehmen?«

»Was ist denn aber an diesem Fall so besonders?« fragte Larry langsam. »Hältst du die Sache für verdächtig?«

Einen Augenblick war der Kommissar schweigsam.

»Ja und nein«, sagte er. »Ich habe die Empfindung, daß hier Anzeichen für ein Verbrechen vorliegen. Nur allein die Tatsache, daß er bei steigender Flut aufgefunden wurde, während er doch zweifellos zur Zeit der Ebbe seinen Tod fand, veranlaßt mich, die Sache nicht als einen gewöhnlichen Todesfall durch Ertrinken zu betrachten.«

»Ich kann doch die Sachen gleich mit in mein Büro nehmen?« fragte Larry.

»Selbstverständlich«, erwiderte der Kommissar. »Willst du dir nicht erst den Toten ansehen?«

Larry zögerte.

»Nein, ich danke. Ich will erst mal Doktor Judd aufsuchen. Kannst du mir seine Adresse geben?«

Sir John blickte nach der Uhr auf dem Kaminsims.

»Er wird noch in seinem Büro sein. Er gehört zu den unermüdlichen Personen, die bis spät in die Nacht hinein arbeiten. Nummer 17, Bloomsbury Pavement; du kannst das Haus nicht verfehlen.«

Larry nahm die Schale und ging nach der Tür.

»Und jetzt wollen wir uns mal den so anziehenden Sekretär ansehen«, sagte er, und Sir John lächelte.

3

Zimmer Nr. 47 lag eine Etage höher als das Büro von Sir John. Larry trug die Schale in einer Hand, öffnete mit der anderen die Tür und stand auf der Schwelle eines behaglichen kleinen Zimmers.

»Hallo!« sagte er überrascht. »Bin ich denn falsch gegangen?«

Das Mädchen, das sich vom Schreibtisch erhoben hatte, war jung und außergewöhnlich hübsch. Dichtes dunkelblondes Haar, das über ihre Stirn herabfiel, stand in überraschendem Kontrast mit ihren klaren, grauen Augen, die ihn verwundert betrachteten. Sie war von schlanker, gefälliger Figur, und als sie lächelte, hatte Larry die Empfindung, noch niemals in seinem Leben ein so graziöses und liebenswürdiges weibliches Wesen gesehen zu haben.

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