Die UFO-AKTEN 42 - Oliver Miller - E-Book

Die UFO-AKTEN 42 E-Book

Oliver Miller

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Beschreibung

Bauunternehmer Robert "Bob" Roy arbeitete zeitlebens hart, um seiner Familie ein besseres Dasein zu ermöglichen, als es ihm selbst in jungen Jahren vergönnt war. Jetzt muss der knapp Siebzigjährige allerdings feststellen, dass er gescheitert ist. Erst brach seine Tochter den Kontakt zu ihm ab, dann trennte sich seine Frau von ihm - und auch mit der Baufirma geht es bergab.
Da kommt der Auftrag des Millionärs Howard Fuhr, eine alte Farm in Milican Field, Oklahoma abzureißen, zur rechten Zeit. Zumal Bob dabei auf einen verborgenen Kellerraum stößt, in dem eine metallbeschlagene Truhe mit zwei grünlich leuchtenden Kristallen steht. Bob greift zu und nimmt die scheinbar wertvollen Steine an sich. Doch das ruft nicht nur die NSA, sondern auch Cliff und Judy auf den Plan, denn der Fund ist von extraterrestrischer Brisanz...


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Seitenzahl: 142

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Inhalt

Cover

Der Schatz

Werkstattbericht

Vorschau

Impressum

Oliver Miller

Der Schatz

Zentrale der NSA

Fort Meade, Maryland, 21. März 2023, 11:28 Uhr

Mit einer beinahe distanzierten Gelassenheit betrachtete Jeremy McKay die Finger seiner rechten Hand, die er ausgestreckt vor sich über den Schreibtisch hielt.

Das merkliche Zittern nahm er zunächst mit einer Art hilfloser Heiterkeit zur Kenntnis, dabei hatte es bereits drei der fünf Finger befallen. Der Versuch, die ungewollte Regung allein durch ein Schütteln oder Konzentration zu vertreiben, zeigte keine Wirkung.

Ich werde wohl langsam alt, redete McKay sich ein. Oder ist das eine Spätfolge? Der bis jetzt verdrängte Anschlag vor wenigen Wochen kam ihm in den Sinn, bei dem er nur knapp dem Tod entkommen war ...

McKay ballte seine Hand energisch zur Faust und schob sie unter den Schreibtisch. Es wirkte fast ein wenig so, als wollte er die vermeintliche Schwäche seines Körpers vor sich selbst verbergen.

Schmunzelnd erinnerte er sich im nächsten Augenblick an seine Jugend.

Vorwärtsstürmen, wo Engel furchtsam weichen, hatte der Dichter Alexander Pope einmal gesagt.

Wenn man es im übertragenen Sinne verstand, hatte er den jungen Jeremy McKay damit eigentlich ganz gut beschrieben.

Es gab bei dem heutigen NSA-Agenten früher nicht den Gedanken an den Verlust des eigenen Lebens, er hielt sich regelrecht für unbesiegbar. Die Gnade oder auch die Dummheit der Jugend trugen sicherlich ihr Übriges dazu bei. Nicht einmal im Kugelhagel des Golfkriegs hatte er an seinem Überleben gezweifelt.

Doch mit den Jahren nahm dieser naive Glaube ab. Die scheinbare Unverwundbarkeit schwand in Anbetracht der vielen Kameraden und Freunde, die um ihn herum weggestorben waren, immer mehr dahin. Auch der Wert des eigenen Lebens veränderte sich. Was hatte er mit knapp zwanzig schon zu verlieren gehabt? Sein Leben? Er hatte damals doch nicht einmal gewusst, was es bedeutete zu leben.

Aber wie ließ sich im Vergleich hierzu seine aktuelle Situation beurteilen? War sie gefährlicher geworden denn je? Sah er sich in diesen Tagen Gefahren ausgesetzt, von denen er damals nicht einmal ahnte, dass es sie gab?

McKay warf einen frustrierten Blick in sein Büro, das irgendwie den schalen Beigeschmack einer biografischen Endhaltestelle hatte. »Ein alter Mann, der Angst vor dem Tod hat ...«, murmelte er vor sich hin und riss sich aus seinen düsteren Gedanken.

Seine rechte Hand, die mittlerweile nicht mehr zitterte, zog er unter dem Schreibtisch hervor und griff nach einer Aktenmappe, die direkt vor ihm lag.

Der graue Ordner war lediglich mit einem Zahlencode und dem Projektnamen beschrieben. Daneben prangten noch mehrere Stempel, die die Dokumentensammlung als top secret einstuften.

McKay war sich sicher, dass von dem Vorhaben, das hier euphemistisch als ›Pandoras Box‹ bezeichnet wurde, nicht einmal der Präsident der Vereinigten Staaten etwas wusste.

Die Mappe war keine drei Zentimeter dick und beinhaltete auch nur die Übersichtsberichte der einzelnen beteiligten Sektoren. Er selbst hatte das Projekt nach eben jener mythischen Geschichte um Pandora benannt, die das Geschenk des Zeus öffnete und alles Übel in die Welt entließ, bevor als Letztes auch die Hoffnung aus jener Kiste entweichen konnte.

McKay empfand den Vergleich als sehr passend. Falls sie es nämlich wirklich schaffen sollten, eben jenes Tor zu öffnen, würden sie ebenfalls nicht wissen, was sie damit alles auf die Erde bringen würden.

Im nächsten Moment klingelte plötzlich das Telefon, und er nahm den Anruf, der von seiner Sekretärin kam, entgegen. Ohne Begrüßung lauschte der leitende NSA-Agent nur kurz, um das Gespräch schließlich mit den Worten »Lassen Sie sie rein« wieder zu beenden.

Zischend atmete er nun aus und fuhr sich mit der Hand über sein scharfkantiges Gesicht, um die letzten trüben Gedanken zu vertreiben. Dann straffte er seine Gestalt, in der Erwartung, dass seine Bürotür sich bald öffnen würde.

Kurz darauf war es so weit, und eine zierliche Frau trat ein.

Ihr braunes, mit einigen silbernen Haaren durchwirktes Haar war zu einer unspektakulären Kurzhaarfrisur geschnitten, die förmlich nach Pragmatismus schrie. Das Gesicht der jungen Frau war unscheinbar und frei von jeglichem Make-up.

McKay sah ihr an, dass sie das Kostüm, das sie trug, noch nicht oft angehabt hatte, da sie sich sichtlich unwohl darin fühlte.

Sie kommt wohl nicht häufig aus ihrem Labor, dachte McKay und stand höflich auf.

»Dr. Wilkes, schön, dass Sie es einrichten konnten, nach Maryland zu kommen.«

Der Hauch eines Lächelns huschte über Wilkes Gesicht. »Mr. McKay, wenn der großzügige Geldgeber ruft, wie könnte ich da bloß widerstehen?«

Er bedeutete ihr dann, sich auf einen der beiden Stühle vor seinem Schreibtisch zu setzen. »Schön, dass wir uns nach den vielen E-Mails und Telefonaten auch einmal persönlich sehen, Dr. Wilkes.«

»Ich glaube nicht, dass Sie mich herbestellt haben, um mein wunderschönes Gesicht zu sehen.«

McKay lachte kurz auf, denn so viel Witz hätte er der Frau gar nicht zugetraut. »Sie haben recht, Dr. Wilkes. Es geht in erster Linie, um unser gemeinsames Projekt, das Sie in den letzten Monaten sehr erfolgreich vorangetrieben haben«, gab er zurück und klopfte kurz auf die vor ihm liegende Mappe. »Ihre regelmäßigen Berichte lassen das zumindest erahnen.«

Die Wissenschaftlerin nickte langsam. »Nun, dank der wirklich außergewöhnlichen finanziellen Zuwendungen, die mein Forscherteam erhalten hat, konnten wir in den letzten Wochen in der Tat einige Durchbrüche verzeichnen.«

Oh ja, diese Durchbrüche haben den Staat sehr viel Geld gekostet, dachte McKay und rieb den Daumen an seinen Zeige- und Mittelfingerspitzen.

Diese Geste war auch nicht übertrieben, denn die praktisch aus dem Boden gestampfte Forschungseinheit, die in Oregon, irgendwo im Nirgendwo – abgeschieden von jeglicher Öffentlichkeit – angesiedelt worden war, hatte ein beträchtliches Vermögen verschlungen. Geld, das McKay aus mehr oder weniger geheimen Sondertöpfen des Staates erhalten hatte, natürlich am offiziellen Haushalt vorbei.

»Sie haben in Ihrem Bericht vom letzten Monat ...«, sagte er und nestelte an der Mappe, bevor er aufblickte und die Wissenschaftlerin eindringlich ansah. »Sie haben sehr eindrucksvoll dargestellt, dass Sie unter gewissen Umständen fähig wären, eine Art Dimensionstor zu öffnen!«

Dr. Wilkes holte daraufhin tief Luft, fast so als dürfte sie nun endlich einen auf dem Hinflug auswendig gelernten Vortrag zum Besten geben. »Die Daten, die wir über das Wesen ...«

»Sie meinen den Kinderschreck*?«, unterbrach McKay sie und registrierte belustigt Dr. Wilkes Verärgerung über die unwissenschaftliche Bezeichnung.

»Ja genau. Nun, diese Daten waren sehr aufschlussreich. In einer ersten Phase haben wir alles, was wir im Hause der Familie Francis erfahren haben, gründlich analysiert. Danach machten wir uns daran, zu rekonstruieren, wie ein derartiges interdimensionales Tor, dass das Wesen als Portal zu den Kinderzimmern nutzte, auf physikalischer Ebene funktioniert. Als Letztes arbeiten wir nun an einem Verfahren zur künstlichen Öffnung eines solchen Tores.«

McKay beugte sich über den Tisch. »Was genau haben Sie erfahren?«

»Wir haben es mit einem Wesen zu tun, das dazu fähig ist, die Raumzeit und die Gravitation so zu verändern, sodass eine Einstein-Rosen-Brücke entsteht«, erwiderte sie und nahm mit Genugtuung wahr, dass McKay ihr physikalisch nicht unbedingt folgen konnte. Deshalb fügte sie kurz darauf in allgemein verständlichen Worten für ihren Geldgeber hinzu: »Es kann ein Wurmloch erzeugen.«

McKay nickte langsam. »Das bedeutet?«

Wilkes hätte fast gelacht, dennoch beherrschte sie sich. »Nun, wir sprechen hier von dem ersten praktischen Nachweis eines Wurmlochs, das auch noch räumlich und zeitlich begrenzt erzeugt werden konnte und stabil blieb. Das stellt, um es vorsichtig zu sagen, unsere bisherige Quantenphysik auf den Kopf.«

»Umso bedauerlicher, dass Sie darüber nichts veröffentlichen dürfen«, entgegnete McKay, und sein Finger schien währenddessen demonstrativ über einen der Top-Secret-Stempel auf der Aktenmappe zu wandern.

»Das war mir von Anfang an klar, Mr. McKay.«

»Sie meinen also, es wäre theoretisch möglich, ein solches Wurmloch ...«, erwiderte er und zog das jeweils letzte Wort absichtlich in die Länge, »... aufgrund Ihrer Ergebnisse künstlich zu generieren«

Dr. Wilkes lächelte nun, wobei die Art des Lächelns Jeremy McKay unzweifelhaft provozierte. Es hatte etwas Herablassendes an sich, fast so als würde sich eine Lehrerin über die Dummheit ihres Schützlings lustig machen. »Aufgrund der Erkenntnisse in Bezug auf die Zusammensetzung von Feldstärken, Strahlungen und anderer Komponenten wäre es theoretisch möglich, Generatoren zu bauen, die ein derartiges Portal erzeugen könnten ...«

»Aber?«, hakte McKay mit einem leicht skeptischen Unterton nach.

»Wir bräuchten dazu eine Energiequelle, die alles, was bisher auf der Erde an Energie erzeugt wurde, um mehrere Potenzen übersteigt. Im Grunde sind wir auf eine Energiemenge angewiesen, die außerhalb des nach derzeitigem Stand physikalisch Realisierbaren liegt.«

»Was ist mit der Kernfusion? Wie ich den Medien entnehme, macht man in diesem Bereich gerade große Fortschritte.«

Dr. Wilkes schüttelte energisch den Kopf und entgegnete in einem bestimmten Tonfall: »Von einer wirklichen Energiegewinnung im größeren Stil ist man noch locker fünfzehn Jahre entfernt. Außerdem würde selbst dieses Energiepotenzial wohl nicht ausreichen.«

McKay nickte stumm und sah die Wissenschaftlerin lange an, ohne eine Miene zu verziehen.

»Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit ...«, warf er dann plötzlich ein. Seine Stimme war dabei fast zu einem Flüstern geworden, sodass Wilkes sich gezwungen sah, sich näher zu ihm zu beugen.

»Wie meinen Sie das?«

Langsam, fast in Zeitlupe griff McKay nun in eine seiner Schreibtischschubladen und zog einen weiteren dünnen Ordner heraus, den er zunächst bewusst in seiner Hand behielt.

»Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen eine andere ... nicht terrestrische Energiequelle böte?«

Wilkes zog eine Augenbraue nach oben. »Nicht terrestrisch?«

McKay reichte ihr daraufhin die Akte, die sie nahezu gierig, mit gekräuselter Stirn aufschlug. Enthalten waren lediglich Übersichtsberichte und eine externe Festplatte, die alle Datensätze enthielt.

»Ein Energiekristall?«, hauchte die Wissenschaftlerin wenig später.

»Ja ...«

»Wer hat diese Untersuchungen angestellt?«, wollte Wilkes nun wissen und sah kurz auf.

»Professor Clarice Trudeau aus Richmond. Sie hat den Kristall bislang als Einzige genauer analysieren können«, erwiderte er und gab Dr. Wilkes ein paar Minuten, um den Bericht zu überfliegen.

»Das sind ...«, sie unterbrach sich selbst sichtlich beeindruckt, »Energiemengen, die alles bislang Gekannte oder auch nur Geahnte weit übersteigen.«

»Würde diese Energie für unser Experiment ausreichen?«

Dr. Wilkes atmete schwer aus und gab zu verstehen: »Das kann ich so nicht sagen, genauere Untersuchungen wären erforderlich. Man müsste das Potenzial auch erst einmal irgendwie nutzbar machen. Rein von diesen Messergebnissen her, schätze ich: Ja, das müsste reichen.«

McKay nickte erneut langsam. »Nehmen Sie ruhig alle Daten mit und sehen Sie sich diese einmal genauer mit Ihrem Team durch.«

»Wo ist dieser Kristall?«, brachte Wilkes nun immer noch beeindruckt hervor. Ihr Blick war währenddessen weiterhin auf die Mappe gerichtet.

Ein Schatten huschte daraufhin über McKays Gesicht. »Er wurde vernichtet!«, offenbarte er.

»Oh!«, entfuhr es Dr. Wilkes und sie sah auf.

»Aber ich denke, wir können weitere Kristalle bekommen«, presste McKay schließlich hervor.

Die Wissenschaftlerin sah ihn nun fragend an, unterließ es jedoch nachzuhaken, wie oder auf welche Weise der NSA-Agent an derartige Artefakte gelangt war und jetzt sogar weitere besorgen wollte. Stattdessen stand sie auf: »Gut. Dann sehe ich mir die Daten durch und bereite alles darauf vor, dass Sie einen derartigen ... Energieträger ... für unser Projekt besorgen.«

McKay stand ebenfalls auf und wies mit der Hand zur Tür.

Wilkes wandte sich nun zum Büroeingang, während McKay ihr eine Frage hinterherschickte: »Glauben Sie, dass es gut ist, ein derartiges Tor zu öffnen?«

Von der Frage verblüfft, drehte sich Wilkes kurz zu ihrem Auftraggeber um und antwortete: »Ich bin Wissenschaftlerin, Mr. McKay, eine moralische Bewertung nehme ich nicht vor, ich überprüfe lediglich die technische Machbarkeit.«

Mit diesen Worten verschwand sie durch die Tür und zog letztere hinter sich zu.

McKay blieb nachdenklich in seinem Büro zurück. Er hatte die unscheinbare Wissenschaftlerin offenbar in vielfacher Hinsicht unterschätzt, noch einmal würde ihm dieser Fehler nicht unterlaufen.

Energisch löste er sich dann aus der Starre, setzte sich und griff zum Telefon.

Es wurde nun Zeit, dass er die groß angelegte Suchaktion in den Wäldern von Selma in Gang setzte. Den genauen Standort hatte Palmer damals den Tagebüchern Niedermayers nicht entnehmen können, doch mithilfe der modernsten Technik dürfte dies alles machbar sein*.

Lange hatte er sich vor diesem Schritt gescheut, in der Hoffnung, einen Kristall auf einfacherem Wege zu bekommen. Doch seine letzte Hoffnung war nun durch den Verrat von Dr. Andrew Palmer dahin**.

McKay seufzte laut, denn ihm war klar, dass es eine Menge Staub aufwirbeln würde, in Selma zu suchen und dann auch noch Grabungen anzustellen.

Doch ich muss es tun. Und das nicht nur wegen Pandoras Box, schließlich wird die Kristallenergie daneben auch noch für ein ganz anderes Projekt nützlich sein, rechtfertigte er sein Handeln im Geiste.

Dann blickte er in die noch offen stehende Schublade, aus der er kurz zuvor die Unterlagen zu den Energiekristallen entnommen hatte. Dort lag ein dicker Umschlag mit der Aufschrift »Romero«.

McKay schluckte nur, als er ihn betrachtete und tippte wenig später auf die Tasten seines Telefons.

Auf dem Parkplatz von »Riffs Schnellrestaurant«

Chattanooga, Tennessee, 07. April 2023, 13:45 Uhr

Cliff wischte sich mit einer einfachen Papierserviette den Mund ab und legte den Rest des überdimensionierten Burgers zurück auf den Einwegteller, der vor ihm auf dem Tisch stand.

Ich muss unbedingt wieder Sport machen!, kam es ihm in den Sinn. Das ständige Sitzen im Winnebago ist nicht gerade förderlich für die Figur.

Der Bundesmarshal war sich der Ironie seines Gedankens bewusst, als er zu dem riesigen Becher voller Cola griff. Über sich selbst lächelnd, zog er eine Braue nach oben.

»Was amüsiert dich so?«, fragte Judy, die ihm gegenübersaß und von seinem Lächeln leicht irritiert war.

Das Schnellrestaurant, das sie aufgesucht hatten, war eine typische Burgerbude an einem Highway. Die meisten Gäste, die mit Cliff und Judy auf dem spärlichen Außengelände Platz genommen hatten, waren Trucker und Familien mit Kindern, die offensichtlich auf Reisen waren.

Judy aß einen Salat, der zwar ein paar Vitamine mehr versprach als sein Burger, aber unter einer dicken Schicht Sahnedressing buchstäblich ertrank.

»Ich dachte nur gerade, dass wir an unseren Essgewohnheiten arbeiten müssen ...«

Judys Blick verfinsterte sich. »Willst du damit etwa sagen, dass ich fett geworden bin?«, fragte sie. In ihrer Stimme lag etwas Lauerndes.

Cliff riss erschrocken die Augen auf. »Nein, so war das gar nicht gemeint!«, platzte es aus ihm heraus und beunruhigt stellte er fest, dass Judy ihn aufgrund seiner Reaktion bereits auslachte.

Ihr Lachen war so laut, dass sich andere Gäste bestimmt umdrehten. Jedenfalls schallte es unzweifelhaft weit über ihren eigenen Tisch hinaus.

»Ich dachte ja nur. Besonders gesund ernähren wir uns in letzter Zeit wirklich nicht«, erklärte sich Cliff erneut, als Judy sich wieder beruhigt hatte.

»Da stimme ich dir zu, aber solange wir immer unterwegs sind, ist die Essensauswahl eben sehr eingeschränkt. Man muss sich dann einfach mit dem zufriedengeben, was sich schnell beschaffen lässt.«

Cliff nickte und griff nach ein paar Pommes, die um den Burgerrest verteilt lagen und schon etwas labbrig geworden waren.

Judy nahm indessen den Pfefferstreuer und würzte den Salat ein wenig nach. Dann mengte sie den Inhalt der Schlüssel mit der Gabel durch und stopfte sich eine große Portion an Salatblättern, Tomatenscheiben und Fetawürfeln in den Mund.

»Wann wollte sich Campbell denn noch mal melden?«, fragte die ehemalige Polizeipsychologin wenig später, immer noch kauend.

Cliff blickte sogleich auf seine Armbanduhr und erwiderte: »In ein paar Minuten.«

Dann schaute er sich um und stellte mit Zufriedenheit fest, dass die meisten Tische um sie herum nicht besetzt waren oder zumindest so weit entfernt standen, als dass jemand ihrem anstehenden Telefonat mit dem Senator hätte lauschen können.

»Ich denke, wir können hier sitzen bleiben, um den Anruf entgegenzunehmen.«

Judy nickte kurz und griff zu ihrem Orangensaft. Ein wenig neidisch wurde sie derweil von Cliff beobachtet, der nahezu demonstrativ erneut in seinen Burger biss.

»Cliff, Judy! Schön, wieder von Ihnen zu hören!«, klang die Stimme des Senators ein wenig blechern aus dem kleinen Lautsprecher des Smartphones, das Cliff zwischen seiner Partnerin und sich auf den Tisch gelegt hatte.

»Ich hoffe, dass bei Ihnen beiden soweit alles in Ordnung ist.«

»Hier ist alles bestens, wobei Cliff aufgrund der fehlenden Bewegung langsam Speck ansetzt«, gab Judy schmunzelnd zu verstehen und schenkte ihrem Partner ein maliziöses Lächeln. Aus dem Smartphone drang daraufhin ein Geräusch, das man mit etwas Mühe durchaus als Lachen identifizieren konnte.

»Na, dann wird es Zeit, dass ihr wieder etwas zu tun bekommt!«

»Was können wir für Sie tun, Sir?«, erkundigte sich Cliff und warf Judy einen gespielt giftigen Blick zu.

»Nun, sagt Ihnen der Ort Selma noch etwas?«

Judy sah unmittelbar Cliff an und zog wissend eine Augenbraue nach oben.

»Das war der Ort aus dem Niedermayer-Fall, oder*?«

»So ist es ...«

»Die kleine Stadt wurde doch in den Tagebüchern dieses Offiziers genannt, die wir damals in dem Archiv bei Niedermayer gefunden haben«, erinnerte sich Cliff.

»Es ist der Ort, an dem der Vorfahre von Alfred Niedermayer das UFO und die Energiekristalle gefunden hatte«, fügte Campbell hinzu.

»Genau, stimmt. Vor allem der Name Dr. Andrew Palmer kommt mir in diesem Zusammenhang wieder in den Sinn«, brummte Cliff.

Am anderen Ende der Verbindung trat nun ein kurzes Schweigen ein, bevor Campbell enttäuscht entgegnete: »Ja, damals hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, dass er uns verraten würde und die Informationen an eine staatliche Organisation wie die NSA weitergibt.«