Die UFO-AKTEN 51 - Oliver Miller - E-Book

Die UFO-AKTEN 51 E-Book

Oliver Miller

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Beschreibung

Eine seltsame Einladung erreicht Cliff und Judy über Senator Campbell. Der spanische Multimillionär Ivan Munoz hat ihren Vorgesetzten kontaktiert und bittet darum, seine Schützlinge nach Barcelona zu entsenden, um ihnen seine umfassende Sammlung von UFO-Artefakten präsentieren zu können.
Überrascht von dem Insiderwissen, das Munoz über sie hat, und auch interessiert an neuen Erkenntnissen zum UFO-Thema, geben die Bundesmarshals der Bitte nach und fliegen nach Spanien. Dort angekommen müssen sie feststellen, dass der Millionär ein fanatischer UFO-Forscher ist, der über ein globales Netzwerk verfügt und im Begriff ist, sein wichtigstes Projekt diesbezüglich zu verwirklichen. Gerade dabei scheint ihm insbesondere ihre Expertise von großer Bedeutung zu sein. Oder dient ihr Besuch vielleicht doch etwa einem anderen Zweck?


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Inhalt

Cover

Der Konstrukteur

UFO-Archiv

Vorschau

Impressum

Oliver Miller

Der Konstrukteur

Wohnung der Familie Santis,Carrer de Bertran

Barcelona, 12. Januar 1951, 07:01 Uhr

Die Wohnung lag in einer guten Gegend Barcelonas, nicht allzu weit von der Sagrada Família entfernt.

Es riecht buchstäblich nach Geld, dachte Joaquin, während der alte Lastwagen durch die Straßen rumpelte. Die Federung war lausig und gab beinahe jede Unebenheit des Kopfsteinpflasters an die hinten auf der Ladefläche sitzenden Personen weiter.

Joaquin war aufgeregt, denn er nahm das erste Mal an einer Wohnungsräumung teil. Der 21-Jährige wusste natürlich ungefähr, was ihn erwartete, dennoch verspürte er ein unangenehmes Herzklopfen. War das etwa eine Vorahnung? Das konnte nicht sein! Aber wie sich bald herausstellte, trogen die Sinne den jungen Polizisten nicht ...

Schon seit fast zwei Jahren gehörte Joaquin der lokalen Polizei an. Erst vor wenigen Monaten hatte man seiner Versetzung zur politischen Polizei zugestimmt.

Dass ihm eine solche Ehre zuteilwurde, lag natürlich auch daran, dass sein Vater, der große Pedro Angel, ein Held des Bürgerkriegs war. Nicht von ungefähr kamen die zahlreichen Auszeichnungen, die das Wohnzimmer seines Elternhauses zierten, und Pedro persönlich vom Diktator Francisco Franco überreicht worden waren.

Joaquin trat nun zumindest in seine ideologischen Fußstapfen und strebte eine Karriere innerhalb des franquistischen Systems an. Doch vor dem Aufstieg lagen erst einmal die Lehrjahre, und er wurde wie alle anderen Rekruten zunächst für Handlangerarbeiten eingesetzt.

In Bezug auf den heutigen Auftrag bedeutete das vor allem ermüdendes Durchwühlen und Schleppen von Einrichtungsgegenständen aus dem vierten Stock eines Wohnhauses.

Im nächsten Augenblick hielt der LKW mit einem lauten Quietschen an.

Joaquin hörte nun, wie die Tür der Fahrerkabine geöffnet und dann laut zugeschlagen wurde. Wenig später vernahm er Schritte, und ein kleiner untersetzter Mann mit einer deutlichen Narbe im Gesicht erschien vor der flatternden Plane am Heck des LKWs.

Letzter scherte sich nicht groß um höfliche Umgangsformen, sondern bellte den Befehl zum Absitzen.

Joaquin sprang mit den anderen sofort aus dem alten Lastkraftwagen, bei dem es sich offensichtlich um einen alten Fiat handelte, der wohl noch aus den Bürgerkriegsbeständen stammte.

Der Eingang des Wohnhauses, vor dem die kleine Gruppe nun stand, war wie so häufig in Barcelona nischenartig. Um zu verhindern, dass sich Unbefugte Zutritt zum Haus verschafften, hatte man einen Beamten der Guardia Civil davor postiert, jener paramilitärischen Polizei, die berüchtigt dafür war, nicht unbedingt zimperlich zu sein.

Auf eine winkende Handbewegung hin folgte Joaquin im nächsten Moment seinem Vorgesetzten, der grußlos an der Wache vorbeiging und in den Eingangsbereich des Hauses trat.

Nur wenige Meter hinter der Tür führte eine breite dreistufige Treppe nach oben zum Aufzug, neben dem ein kleiner Tresen angebracht war, wo gewöhnlich ein Portier saß.

In wohlhabenden Wohnhäusern war es durchaus üblich, dass eine Person im untersten Stock in einem kleinen Zimmer wohnte, von wo aus sie auch gleichzeitig den Eingang bewachen konnte. Jetzt war dieser Tresen allerdings unbesetzt.

Wenn der Kerl clever ist, hat er sich aus dem Staub gemacht, dachte der 21-Jährige. Die Familie hat man ja bereits gestern in den Abendstunden nach Einbruch der Dunkelheit abgeholt. Oder er hat es nicht mehr geschafft, dann ist sein Schicksal ebenso vorprogrammiert.

Die politische Polizei kam häufig bei Nacht, jede Form von Aufbegehren erwies sich dann als zwecklos.

Der Mann war während des Krieges ein überzeugter Kommunist gewesen und hatte dieser Ideologie auch unter dem neuen Machthaber Francisco Franco nicht abgeschworen. Nun stand er unter Verdacht, zumindest politischen Widerstand zu leisten.

Falls ihn die Polizei bereits in Gewahrsam genommen hatte, wurde er jetzt in der berüchtigten Via Laietana verhört. Sollte er dabei ausreichend Glück haben und sich kooperativ genug zeigen, würde er mit Zwangsarbeit davonkommen. Das bedeutete dann zum Beispiel, dass er sich beim Bau des Valle de los Caídos oder einem der Staudammprojekte einbringen musste. Wenn es hingegen schlecht lief, würde er vor einem Exekutionskommando im Castell auf dem Montjuïc enden.

Auch das weitere Dasein seiner Frau und Kinder schien vorbestimmt. Mit Sicherheit würde man sie in einer der neuen landwirtschaftlichen Siedlungen unterbringen. Dort würde das harte Bauernleben auf sie warten und nicht mehr diese luxuriöse Wohnung hier.

Joaquin lächelte, als sie sich in den winzigen Aufzug quetschten.

Wer gegen das System war, hatte eine derartige Behandlung auch verdient, davon war er überzeugt. Sein Vater hatte es mit Mut und Regimetreue vom Bauern zum Verwaltungschef innerhalb des Wirtschaftsministeriums in Madrid gebracht. Genau diesen Weg wollte er nun auch beschreiten.

Oben angekommen öffneten die Fahrstuhlinsassen die hölzernen Türflügel und traten hinaus ins Treppenhaus.

Kein Mensch war hier zu sehen.

Sitzen wohl alle in ihren Wohnungen und beten, dass wir nicht auch bei ihnen klopfen, schoss es Joaquin durch den Kopf.

Unweit des Aufzugs konnte man in ein Apartment blicken, dessen Eingangstür geöffnet war und von einem weiteren Posten der Guardia Civil bewacht wurde.

Plötzlich dröhnten Stimmen aus dem Inneren.

Joaquin folgte nun seinem Chef zum Wohnungseingang, wo ein älterer, hoch aufgeschossener Mann stand, der eifrig Zigaretten rauchte.

»Da sind Sie ja endlich!«, brummte er, warf die noch glühende Zigarette achtlos auf den Teppich und trat sie aus.

Es schien fast so, als wäre der Hüne in Trance. Er ignorierte die zackige Meldung von Joaquins Vorgesetztem und gab lediglich knappe Anweisungen: »Ihr durchsucht beide Stockwerke! Geldverstecke, Schmuck, alles, was von Wert sein könnte! Der Kerl war vermögend, also muss etwas da sein, jenseits der Bankkonten. Schreckt nicht davor zurück, den Boden aufzureißen oder Wände aufzustemmen. Bloß keine falsche Zurückhaltung. Schafft alles auf den Lastwagen, heute Abend wird die Wohnung dann komplett geräumt.« Nachdem er das gesagt hatte, bildete sich ein gehässiges Schmunzeln um seine Mundwinkel. »Und nächste Woche zieht hier schon ein hoher Polizeifunktionär ein.«

Anschließend lachte er laut und gab den Anwesenden mit einer Handbewegung das Zeichen, mit der Arbeit zu beginnen.

Die Gruppe ging trotz ihrer mangelnden Erfahrung schnell und routiniert bei der Durchsuchung der Wohnung vor. Der Befehl ihres Vorgesetzten war eindeutig und klar gewesen.

Joaquin bekam das kleine Bürozimmer hinter dem eigentlichen Esszimmer zugewiesen.

Die Familie Santis war seit über zweihundert Jahren eine angesehene Kaufmannsfamilie in Spanien.

Ein Firmensitz des riesigen Handelsimperiums befand sich in der Nähe des Park Güell, und war bereits am gestrigen Tag durchsucht worden, um Wertgegenstände, aber auch belastendes Material zu sichern.

Im Wohnhaus in der Carrer de Bertran war lediglich ein kleines Büro für die private Korrespondenz untergebracht. Dafür hatte man einen länglichen Raum gewählt, der über ein Fenster an der schmalen Seite verfügte und an den beiden tragenden Wänden mit schweren Regalen versehen war, die von Akten, Büchern und anderen Papieren nur so überquollen. Unter dem Fenster stand ein wuchtiger Schreibtisch, der überraschend aufgeräumt schien.

Joaquin begann seine Arbeit an einem der großen Regale. Achtlos warf er Papiere und Akten auf den Boden. Das eigentliche Aufräumkommando, das die Wohnung bis auf die Möbel leerte, würde am Abend den ganzen Papierkram entsorgen. Soweit er es überblicken konnte, waren es in der Regel Briefe und geschäftliche Unterlagen.

Zu seinem Erstaunen musste der 21-Jährige allerdings auch feststellen, dass der Unternehmer in seinem Büro ebenfalls Zeitungsausschnitte zum Fußballverein Real Madrid gesammelt hatte. Wirklich Wertvolles oder irgendwie Interessantes fand sich dazwischen aber nicht.

Die Bücher schüttelte der junge Polizist alle einmal durch, bevor er sie wegwarf. Schließlich wurden zwischen den Seiten häufig Geldscheine versteckt, doch hier war das nicht der Fall.

Soweit Joaquin wusste, hatte die Pfändung der Konten der Familie Santis und Beschlagnahmung von bei diversen Bankinstituten hinterlegten Wertpapieren dem Staat schon ein beträchtliches Vermögen eingebracht. Hier in der Wohnung wurden nun lediglich kleinere Geldverstecke und vor allem der Schmuck der Ehefrau vermutet.

»Na, Joaquin? Schon was gefunden?«, fragte Jordi, einer der ebenfalls an der Räumung beteiligten Helfer, und streckte sein rundes Gesicht durch den Türspalt.

»Nichts ... nur Papier ...«, brummte der junge Polizist missmutig. »Und selbst?«

Als Joaquin ein schmutziges Lachen daraufhin hörte, drehte er sich zu dem Neuankömmling um und sah, wie Jordi mit einer offensichtlich teuren Perlenkette in der Hand spielte.

»Oh!«, entfuhr es ihm mit einem Hauch von Bewunderung in der Stimme.

»Miguel hat für den kleinen Panzerschrank im Schlafzimmer nur knappe drei Minuten gebraucht!«, gab Jordi mit einem Grinsen zu verstehen.

Das liegt wohl daran, dass Miguel Panzerschränke, nennen wir es professionell geknackt hat, bevor er zur politischen Polizei ging, dachte Joaquin bei sich, sagte aber stattdessen: »Die hatten sogar einen Panzerschrank?«

»Die Familie hatte wohl richtig Geld!«, erwiderte Jordi gedehnt.

»Weißt du was über die Santis?«, erkundigte sich Joaquin daraufhin interessiert, während er gelangweilt wieder seine Arbeit an den Regalen aufnahm.

Jordi zeigte nun erneut sein unangenehmes Grinsen und erklärte: »Ich bin am Hafen aufgewachsen, da habe ich häufig die Verladung von Santis-Waren gesehen. Die Familie ist schon seit zweihundert Jahren im Handel tätig. Ein wichtiger Abnehmer und Warenlieferant ist vor allem Nordamerika.«

»Ok, und was?«

»Das Übliche: Baumwolle und Mais. Alles, was du in Massen dort drüben kriegen kannst. Kakao, Kaffee ... Die waren wirklich reich. Soweit ich weiß, gibt es noch einen anderen Zweig der Familie in Sevilla. Die haben aber rechtzeitig einen Kniefall vor Franco gemacht.«

»Wie wird so ein Geldsack Kommunist?«, hakte Joaquin nun nach.

»Ich glaube weniger, dass er Kommunist war. Vielmehr würde ich sagen, dass er im Bürgerkrieg mit den falschen Leuten Geschäfte gemacht hat.«

»Du meinst, er hat Waffengeschäfte mit den Russen gemacht?«

»So sieht's aus, Joaquin. Und du weißt ja, Franco vergisst seine Feinde nicht ...«

Vor allem wenn sie reich sind, und eine Enteignung Geld in die notorisch leere Staatskasse spülen kann, ergänzte er sich im Geiste.

Plötzlich stutzte der junge Polizist und räumte eines der Regalbretter zügig mit einer Hand leer.

»Was ist los?«, fragte Jordi neugierig.

»In der Mauer hinter den Büchern ist ...«, gab Joaquin zurück und sah genauer hin, »... eine Klappe.«

»Oh, das klingt sehr gut!«, rief sein Nebenmann laut und machte mit seinen rauen Fingern eine Geste für Bargeld.

Joaquin betrachtete nun die in die Wand eingelassene Metallklappe, die sich exakt in der Höhe der Regalbretter öffnen ließ.

»Ist ein Schloss dran?«

»Nein«, entgegnete Joaquin lächelnd. »Du kannst Miguel oben weitermachen lassen, wir brauchen keinen Panzerknacker. Es ist lediglich ein Riegel.«

Jordi kam nun näher heran. »Es könnte ein alter Zugang zum Kamin sein«, brummte er.

Joaquin nickte zustimmend und schob den Riegel zur Seite, woraufhin ihm ein muffiger Rußgeruch entgegenschlug.

»Du hast recht. Ein alter Kamin«, sagte er räuspernd und sah hinein.

Hinter der Klappe war ein Brett angebracht, das offensichtlich in den ursprünglichen Kamin hineinragte und nun eine Abstellmöglichkeit für eine Metallkassette darstellte.

»Treffer, würde ich sagen!«, platzte es aus Jordi heraus und er grapschte nach dem Kästchen. Schnell zog er es aus der Nische und legte es auf die frei Fläche zwischen dem ansonsten mit Teppichen ausgelegten Fußboden.

Fast andächtig knieten sich die beiden polizeilichen Räumungshelfer nun davor, wobei Joaquin Mühe hatte, zwischen den Unmengen an herumliegenden Papier Platz zu finden.

»Verschlossen ...«, murmelte Jordi und lachte kurz auf. »So ein Schloss ist kein Problem!«

Dann erhob er sich zügig und verließ den Raum, nur um wenige Minuten später mit einem Brecheisen zurückzukommen.

»Halte die Kiste mal fest!«, wies er Joaquin schließlich an.

Dieser folgte der Bitte und kniete sich mit einem Bein auf die Kassette.

Routiniert rammte Jordi nun das Werkzeug in den Deckelschlitz und verlagerte sein Körpergewicht auf die Stange.

Im nächsten Augenblick brach mit einem Knacken das Schloss.

Auch Jordi macht das nicht zum ersten Mal, dachte Joaquin und stieg von den Trümmern der Kiste herunter. Mit beiden Händen zog er daraufhin die verbogenen Reste auseinander.

»So, was haben wir denn da!«, stieß Jordi freudig aus. Seiner Stimme konnte man deutlich die Gier anhören.

Dann schnappte die Klappe auf und gab den Blick auf das Innere der Metallkassette frei.

»Es ist ... ein Stein!«, sagte Joaquin irritiert.

Vor den beiden jungen Männern lag nun auf einem Samtkissen ein grün fluoreszierender Stein.

Joaquin hatte zwar nicht viel Erfahrung mit Edelsteinen, aber dieser hier sah für ihn recht ungewöhnlich aus.

»Hast du sowas schon mal gesehen?«

Jordi schüttelte den Kopf. »Nö ... und ich habe schon ein paar Steine in meinem Leben gesehen.«

Geklaut und verkauft, meintest du wohl, kam es Joaquin in den Sinn.

Jordi hob derweil den grünlich leuchtenden Stein hoch. »Fühlt sich etwas warm an«, stellte er fest und riss dann das Kissen weg. Darunter waren noch einige Papiere versteckt. »Schade, ich hätte dort eher ein paar Bündel Peseten vermutet ...«

»Leg ihn zurück ins Kästchen«, riet Joaquin vernünftig, weil er ahnte, dass Jordi sonst irgendeinen Unsinn mit dem Stein anstellte. »Wir bringen ihn dem Chef. Mal sehen, was er damit anfangen kann.«

Dann klappte er das Kästchen zu und stand auf.

Jordi sah ihn nun etwas enttäuscht an.

Klar, wenn es Peseten gewesen wären, hätte man etwas für sich abzweigen können. Aber bei so einem Fund hast du keine Chance. Das spricht sich bei den Vorgesetzten herum, dachte Joaquin, als er mit einer gewissen Abscheu, auf den noch am Boden sitzenden Jordi hinabsah.

Schließlich stieg er über die Papierberge hinweg und verließ das kleine Bürozimmer, um seinen Fund zu präsentieren.

Villa von Ivan Munoz

Pedralbes, Barcelona, 18. August 2023, 20:31 Uhr

Der Herr des Hauses stand vor seinem Pool und genoss die herannahende Nacht.

Er liebte seine Heimatstadt Barcelona, wobei er sich nicht als Katalane fühlte, wie viele der alteingesessenen Traditionalisten. Dafür war Ivan Munoz zu sehr Kosmopolit, als dass er sich an engstirnige Auslegungen von vermeintlichen Kulturkreisen klammerte.

Als Geschäftsmann machte er Deals mit der halben Welt, lebte die meiste Zeit des Jahres in Hotels in fernen Ländern, die viele seiner Mitbürger nicht einmal richtig aussprechen konnten.

Wie sollte er da lediglich ein Katalane sein?

In seiner rechten Hand hielt Ivan Munoz ein Glas, das mit Bier gefüllt war. Wenn man es genau nahm, war das noch etwas, was ihn von vielen seiner Landsleute unterschied.

Munoz war kein wirklicher Weintrinker. Prinzipiell trank er wenig Alkohol, da er die Vernebelung seines Verstandes verabscheute, aber an solchen Abenden wie diesem, gönnte er sich gerne ein kaltes Bier.

Wahrscheinlich war dies ein Erbe seines Vaters.

Pedro Munoz hatte als einfacher Bauarbeiter nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen und sich in den 1960er-Jahren mit einer kleinen Firma selbstständig gemacht. Es war ein hartes Arbeitsleben gewesen, das ihm viel abverlangte, damit er es zu einem bescheidenen Wohlstand brachte. Erst Anfang der 1970er heiratete er und gründete eine Familie, da war Pedro schon Mitte vierzig. Ivan wurde 1973 geboren, seine Schwester Sophie gar erst fünf Jahre später.

Er war noch keine sechszehn Jahre alt gewesen, da verließ Ivan die Schule und arbeitete für die Firma seines Vaters. Als dieser bald darauf an Lungenkrebs verstarb, übernahm er kurz vor Erreichen des zwanzigsten Lebensjahres das Unternehmen.

Noch heute war Ivan davon überzeugt, dass der Tod seines Vaters mit Sophie zusammenhing. Er hatte diese Sache mit ihr nie verwunden und als der Krebs kam, schien er fast dankbar zu sein, dass es endlich zu Ende ging.

Seine Mutter war in dieser Zeit um Jahrzehnte gealtert. Zuerst Sophie, dann Pedro, das war zu viel für ihre Seele gewesen. Sie flüchtete sich daher in den christlichen Glauben. Doch einen Trost fand sie auch hier bis zu ihrem Tode nicht.

Nein, eine Hilfe für die Firma wäre sie in dieser Zeit nicht gewesen. So musste er, der noch so junge Ivan, das Ruder übernehmen.

Niemand hatte ihm auf dem von der Konkurrenz umkämpften Markt auch nur den Hauch einer Chance gegeben, auch die wenigen Angestellten seines Vaters nicht. Doch der alte Pedro hatte von Anfang an ihn geglaubt, noch auf dem Sterbebett hatte er ihm sein volles Vertrauen ausgesprochen und ihm eine große Zukunft prophezeit. Ja, sein Vater hatte seine Stärken erkannt, aber auch seine Schwächen.

Doch alles wendete sich zum Guten.