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Cornelia arbeitet als Buchhalterin in einem großen Werk und trägt dazu die Verantwortung für ihre beiden kleinen Geschwister, denn ihre Eltern leben nicht mehr. Soeben ist ihre Verlobung geplatzt. Das Schicksal meint es offenbar nicht gerade gut mit ihr. Doch mit einem Schlag wendet sich das Blatt. Unvermutet erbt sie ein feudales Gut von einer entfernten Verwandten, die sie gar nicht kannte. Jetzt ist Cornelia reich, und ihre Geschwister können auf Hohenhorst inmitten der Natur glücklich aufwachsen. Es gibt nur einen einzigen kleinen Wermutstropfen. Cornelia und der Verwalter, auf den sie dringend angewiesen ist, stehen sich von der ersten Sekunde an feindselig gegenüber, denn der Mann hat selbst fest mit der Erbschaft von Hohenhorst gerechnet und zeigt ihr deutlich seine Verachtung ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Ein Sommer auf dem Lande
Leseprobe
Vorschau
Impressum
Ein Sommerauf dem Lande
Cornelia erbt ein Gut
Cornelia arbeitet als Buchhalterin in einem großen Werk und trägt dazu die Verantwortung für ihre beiden kleinen Geschwister, denn ihre Eltern leben nicht mehr. Soeben ist ihre Verlobung geplatzt. Das Schicksal meint es offenbar nicht gerade gut mit ihr. Doch mit einem Schlag wendet sich das Blatt. Unvermutet erbt sie ein feudales Gut von einer entfernten Verwandten, die sie gar nicht kannte. Jetzt ist Cornelia reich, und ihre Geschwister können auf Hohenhorst inmitten der Natur glücklich aufwachsen. Es gibt nur einen einzigen kleinen Wermutstropfen. Cornelia und der Verwalter, auf den sie dringend angewiesen ist, stehen sich von der ersten Sekunde an feindselig gegenüber, denn der Mann hat selbst fest mit der Erbschaft von Hohenhorst gerechnet und zeigt ihr deutlich seine Verachtung ...
»Du siehst müde aus«, stellte Ursel Wagner besorgt fest und sah ihre Freundin prüfend an.
Cornelia zuckte leicht zusammen und lächelte ein wenig verkrampft.
»Nun, ich kann ja auch nicht gerade behaupten, strahlend frisch zu sein. Du weißt ja, Bernd und Marita werden beide verschickt. Vorher gibt es halt besonders viel zu tun.«
Ursel nickte düster. Sie wusste, wie sehr sich die zarte Cornelia für ihre beiden Geschwister aufrieb. Seit dem Tod ihrer Mutter betreute sie die Kleinen und arbeitete tagsüber im Büro.
»Joachim bringt dir auch nach wie vor seine gesamte Wäsche und steckt oftmals in der Woche die Füße unter deinen Tisch, um sich von dir bedienen zu lassen«, stellte Ursel bitterböse fest.
»Soll er Unsummen dafür ausgeben, seine Wäsche waschen zu lassen? Du weißt doch, dass er möbliert wohnt«, meinte Cornelia unwillig.
»Joachim brauchte ja wohl schon längst kein möblierter Herr mehr zu sein. Ihr seid inzwischen länger als ein Jahr verlobt.«
Offenbar hatte sie damit ein Thema angeschnitten, das Cornelia noch weniger behagte.
»Joachim wollte erst das Trauerjahr abwarten«, erklärte sie schnell.
»Das ist inzwischen um, oder?«
Ursel schob sich genüsslich einen Löffel der leckeren Cremespeise in den Mund, die heute dem Kantinenessen des großen Werkes zugegeben war.
»Natürlich ist es herum«, erwiderte Cornelia etwas heftig. »Joachim gehört eben zu den Männern, die sich schwer von ihrem Junggesellendasein trennen können. Man muss ihm Zeit lassen.«
»Selbst auf die Gefahr hin, aufdringlich zu wirken, muss ich dir sagen, wie ich die Dinge sehe. Dein Joachim nutzt dich aus, sucht bei dir alle Vorteile und denkt nicht an eine Ehe.«
Cornelia sah ihre Freundin entsetzt an.
»Ich weiß nicht, was dich dazu veranlasst, Joachim so zu verleumden«, sagte sie dann eisig.
Ursel beugte sich etwas vor und legte begütigend ihre Hand auf die der Freundin.
»Es tut mir leid, dass du meine Warnung so auffasst. Ich mache mir Sorgen um dich. Und darum meine ich, Joachim müsste es auch tun und auf Abhilfe sinnen, wenn er dich tatsächlich liebt. Vor längerer Zeit erwähntest du doch einmal, dass du nach deiner Heirat nur noch einen halben Tag zu arbeiten gedenkst. Das ist ein vernünftiger Entschluss, und ich hoffe, du kannst ihn so früh wie möglich in die Tat umsetzen.«
Cornelias Züge entspannten sich. Sie konnte Ursel nicht mehr böse sein. Ursel war ihre beste Freundin, und es war absurd zu glauben, sie habe vor, Joachim in ihren Augen herabzusetzen.
Außerdem hatte sie im Grunde genommen recht. Auch sie wartete seit Langem auf ein entscheidendes Wort von Joachim, damit sie endlich für immer und alle Zeit zusammenbleiben konnten.
Sie war jetzt immer so angespannt, dass sie recht wenig voneinander hatten. Kam Joachim zu Besuch, musste er sich meistens mit den Kindern begnügen, da auf sie am Abend und am Wochenende tausend Hausfrauenpflichten warteten.
Natürlich sah Joachim das und kam in den letzten Wochen nicht so häufig. Irgendwie hatte Cornelia das Gefühl, in eine Zwickmühle geraten zu sein. Wenn Joachim keine Anstalten machte, die Rede auf ihre gemeinsame Zukunft zu bringen, musste sie es tun, überlegte sie sich jetzt.
Denn wenn sie nur noch einen halben Tag zu arbeiten brauchte, wäre sie ausgeruht, wenn er abends heimkam. Der Haushalt wäre in Ordnung, und sie könnten sich einander widmen.
»Wenn Bernd und Marita in wenigen Tagen fort sind, komme ich ja auch zur Ruhe«, sagte Cornelia. »Dann werden Joachim und ich sicher Gelegenheit finden, unsere Probleme miteinander zu besprechen. Im Moment herrscht bei uns ein ziemlicher Wirrwarr. Die Kinder sind selbstverständlich aufgeregt. Sie haben das Meer noch nie gesehen und freuen sich irrsinnig darauf. Ich muss in jedes ihrer Kleidungsstücke einen Namen hineinnähen.«
Cornelia seufzte.
»Bis jetzt habe ich auch nicht gewusst, wie viele Sachen ein einziger Mensch für vier Wochen braucht.«
»Du Ärmste, ich kann es dir nachfühlen. Ich komme heute Abend und helfe dir«, versprach Ursel gutmütig.
»Das ist lieb von dir!« Cornelia wurde ein wenig verlegen. »Heute Abend hat sich Joachim aber schon angemeldet.«
»Kein Problem. Da will ich nicht stören. Dann wünsche ich euch einen netten Abend.«
»Ach, so nett wird er sicher nicht. Bernd und Marita gehen Joachim im Moment schrecklich auf die Nerven. Er kann nicht verstehen, dass sie immerfort vom Meer erzählen und ihre kindliche Fantasie dabei oft über das Ziel hinausschießt.«
Ursel sah Cornelia ernst an.
»Ich habe bisher immer angenommen, Joachim vertrage sich gut mit deinen Geschwistern.«
»Ja, schon. In letzter Zeit muss Joachim vielleicht in der Firma Ärger haben. Er deutete es nur leicht an. Verständlicherweise ist er deswegen auch nervös.« Sie zuckte mit den Schultern. »Na, es kommt halt eins zum anderen.«
Ursel schaute auf die Uhr.
»Unsere Pause ist gleich um«, sagte sie dann. Schnell aß sie ihre Cremespeise auf, und kurz darauf verließen die beiden Mädchen die Kantine.
♥♥♥
Am Abend begrüßen Bernd und Marita ihre große Schwester wie immer mit großem Hallo. Sie waren gerade erst aus der Ganztagsbetreuung nach Hause gekommen.
Cornelia war mit zwei vollen Einkaufstaschen bepackt. Sie stellte sie schnell ab und umarmte ihre Geschwister. Dabei verbarg sie, so gut es ging, ihre Nervosität.
»Na, wie war es in der Schule?«, fragte sie bewusst munter. Gottlob hatten die Kleinen in der Beziehung keinerlei Schwierigkeiten.
»Prima, aber wir haben ja nur noch zwei Tage«, riefen beide wie aus einem Munde. Dann erzählten sie Cornelia durcheinander, was sich alles ereignet hatte.
Die große Schwester nahm sich zum Zuhören fünf Minuten Zeit.
»So, nun muss ich aber was tun«, sagte sie.
»Wir helfen dir«, sagte die siebenjährige Marita. Sie und Bernd waren wirklich rührend und boten immer ihre Hilfe an. Cornelia wies sie nicht zurück, hatte aber immer Angst, dass jeden Moment ein Malheur passierte.
»Einer geht auf den Balkon und putzt die Schuhe«, schlug Cornelia vor. Dabei konnte nicht allzu viel passieren.
»Und der andere?«
»Wischt im Wohnzimmer Staub!«
Cornelia selbst eilte in die Küche. Joachim aß abends gern noch einmal warm. Das Kantinenessen schmeckte ihm nicht. Und so bemühte sich Cornelia, immer wenn er kam, ihm eine warme Mahlzeit vorzusetzen.
Sie schälte gerade Kartoffeln, als es klingelte.
»Ich mache auf«, rief Marita. Tatsächlich hörte Cornelia kurz darauf Joachims Stimme.
Dann stieß er die Küchentür auf und kam auf sie zu.
»Guten Tag, Conny«, sagte er.
»Guten Tag!« Marita stand hinter ihnen, darum begnügte sich Joachim wohl mit einem Kuss auf ihre Wange.
»Na, wie geht es?«, fragte er dann leichthin.
»Gut. Setz dich schon ins Wohnzimmer. Ich habe noch in der Küche zu tun.«
»Wann ich auch komme, immer bist du beschäftigt«, murrte darauf Joachim. Cornelia wollte schon zu einer geharnischten Antwort ansetzen, schwieg dann jedoch. Sie musste Joachim verstehen. Er wünschte sich wahrscheinlich, dass sie ihn nicht in einer Küchenschürze empfing.
»Ich koche dir dein Leibgericht, Leber mit Kartoffelbrei und Salat.«
»Ich weiß gar nicht, ob ich so lange bleiben kann.«
»Du willst gleich wieder fort?«, fragte Cornelia enttäuscht.
»Es tut mir ja auch leid, aber ein Kollege hat heute Geburtstag und hat mich zu einem Umtrunk eingeladen.«
»Ach so«, sagte Cornelia und bemühte sich, Verständnis dafür aufzubringen.
»Ich habe übrigens meine schmutzige Wäsche mitgebracht«, erwähnte er nebenbei. »Die bunten Fußballsachen hätte ich gern bis zum Wochenende wieder. Das schaffst du doch, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Cornelia und musste an das Gespräch mit Ursel denken.
In dem Moment hörte man ein Klirren.
»Es ist was passiert«, flüsterte Cornelia und flitzte an Joachim vorbei.
Marita saß schluchzend auf dem Teppich und sammelte die Scherben der guten Vase zusammen, die Cornelia immer so geschätzt hatte. Sie schwammen in einer Wasserlache, ringsum lagen etliche geknickte Blütenstängel.
Im ersten Moment war Cornelia böse, aber ihr Zorn legte sich gleich wieder. Marita bot ein Bild des Jammers. Also beugte sie sich zu der Kleinen herab und streichelte sie.
»Steh auf, es ist ja nicht so schlimm«, sagte sie tröstend.
»Ich wollte es nicht, ich wollte es ganz bestimmt nicht«, erklärte die Kleine schluchzend.
»Du wolltest immer alles nicht«, herrschte Joachim Marita darauf an.
Cornelia war so erschrocken, dass sie nichts zu sagen vermochte. Marita schmiegte sich Schutz suchend an sie.
Joachim stand wie ein Rachegott mit finster gerunzelten Brauen an der Tür.
Da erst fiel Cornelia ein, dass sie schleunigst handeln musste, sollte nicht auch noch der Teppich verderben.
»Joachim, bitte«, flüsterte sie ihm im Vorbeigehen flehend zu. Ausgerechnet wenn er da war, passierte immer ein Malheur. Sie kehrte mit Eimer und Scheuertuch zurück.
»Nach dieser Verzögerung kann ich nicht mehr zum Essen bleiben«, sagte Joachim gereizt.
Cornelia senkte den Kopf, um ihm ihre Enttäuschung nicht zu zeigen. Sie kochte doch nur seinetwegen, die Kinder und sie hätten sich mit einem Butterbrot begnügt.
Joachim sah demonstrativ auf seine Armbanduhr.
»Nimm es mir nicht übel. Ich muss gehen.«
»Natürlich nicht. Wann kommst du wieder?«
»Wann sind die Kinder fort?«
»In zwei Tagen.«
»Gut, dann komme ich«, sagte Joachim. Cornelia hatte fest damit gerechnet, dass Joachim die beiden mit zur Bahn bringen würde, aber daran dachte er offenbar nicht. Er hatte es jetzt eilig fortzukommen. Er küsste Cornelia zum Abschied und verschwand.
Als Cornelia die Tür hinter ihm schloss, entdeckte sie in der kleinen Diele den großen Beutel mit Wäsche.
Später saß sie mit den Geschwistern im Wohnzimmer und aß. Während Marita und Bernd es sich gut schmecken ließen, quoll ihr jeder Bissen im Munde auf. Sie war wirklich urlaubsreif.
Ursel hatte ihr geraten, während der Abwesenheit der Kinder wenigstens vierzehn Tage Urlaub zu nehmen und wegzufahren.
Sie hatte es Joachims wegen nicht getan. Als sie die Sprache darauf gebracht hatte, hatte er sofort abgewehrt und sie daran erinnert, dass sie doch auf ein Auto sparten.
Nun blieb sie also hier. Aber ohne ihre Geschwister verlief ihr Leben auch in ruhigeren Bahnen. Vielleicht heirateten Joachim und sie ja auch bald. Anschließend konnte sie ihren Urlaub nehmen. So hatten Joachim und sie wenigstens in den Flitterwochen etwas voneinander. Anschließend arbeitete sie dann nur noch halbe Tage, und alle Probleme waren gelöst.
Die erfreulichen Gedanken beschwingten Cornelia ein wenig.
♥♥♥
Cornelia ging vom Bahnhof langsam zur Straßenbahn. Ihr fehlten ihre Geschwister jetzt schon. Sie hatte Sehnsucht nach ihnen, obwohl sie sich doch erst vor wenigen Minuten von ihnen getrennt hatte.
Als sie in der Straßenbahn saß, fühlte sie sich furchtbar müde. Wenn sie nach Hause kam, würde sie sich gleich hinlegen, nahm sie sich vor und gähnte verstohlen.
Aber das tat sie dann doch nicht, denn in der Wohnung sah es nach dem raschen Aufbruch aus wie auf einem Schlachtfeld.
Gerade war Cornelia leidlich mit dem Aufräumen fertig, als Joachim kam. Sie hatte ihn erst am Spätnachmittag erwartet.
»Liebes!«
»Oh!« Cornelia errötete, als er ihr einen Blumenstrauß in die Hand drückte. Mit kleinen Aufmerksamkeiten war Joachim eigentlich immer sehr sparsam.
»Komm, tritt näher. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Aufregung hier heute Morgen geherrscht hat, bevor wir alle zum Bahnhof gefahren sind. Das Taxi wartete schon, da hatten Marita und Bernd noch immer etwas vergessen.«
»Du bist mit dem Taxi gefahren?«
»Sollte ich das ganze Gepäck zur Straßenbahn schleppen?«
»Du hättest gestern schon die Koffer aufgeben können.«
»Du wirst lachen, das habe ich getan, dennoch blieb noch genug Gepäck übrig.« Das klang recht scharf, sodass Joachim verblüfft aufblickte.
»Du bist offensichtlich gereizt.«
»Ist das verwunderlich?«, gab sie hitzig zurück. »Schließlich war die Zeit vor der Abfahrt der Kinder für mich recht turbulent.«
»Das hättest du alles nicht nötig«, sagte ihr Verlobter vorwurfsvoll.
Cornelia sah ihn verständnislos an.
»Sollte ich mich etwa weigern, sie in das Ferienheim fahren zu lassen? Die Seeluft wird ihnen sicher guttun, und solch eine Chance bekommen beide so schnell nicht wieder.«
»Du bist nicht ihre Mutter und hättest sie längst ins Waisenhaus geben sollen«, sagte Joachim Frahm fest.
»Wie meinst du das?«, fragte sie verstört.
»Genau, wie ich es gesagt habe. Du musst dich von der Last trennen, denn ich habe keine Lust, deine Geschwister mit zu heiraten. Und mit eigenen Kindern möchte ich auch noch einige Jahre warten. Wir haben so viel vor. Einen Verdienst könnten wir für ein Auto fortlegen, dann hätten wir das Geld schnell zusammen. Vielleicht könnten wir uns sogar noch eine Ferienreise leisten.«
Endlich hatte Cornelia begriffen. Sie saß ganz steif da.
»Für mich sind Bernd und Marita keine Last. Sie sind meine Geschwister, die nur mich allein auf der Welt haben. Ich werde mich niemals von ihnen trennen«, erklärte sie.
Joachim Frahm sprang auf.
»Du weißt offensichtlich nicht, was du redest«, hielt er ihr wütend vor. »Ich habe eben nicht gescherzt. Du musst dich entscheiden, ich oder deine Geschwister!« Er stand vor ihr und funkelte sie an.
»Das kann doch nicht dein Ernst sein.« Cornelia war einen Moment fassungslos. »Du weißt doch seit dem Tod meiner Mutter, dass Bernd und Marita zu mir gehören. Daraus habe ich niemals einen Hehl gemacht. Wie könnte ich sie je in ein Waisenhaus geben?«
»Gut, du entscheidest dich also für deine Geschwister!« Es schien fast so, als sei Joachim zufrieden. »Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen. Ich belaste meine junge Ehe jedenfalls nicht mit zwei fremden Kindern.«
»Geh«, sagte Cornelia ruhig, auch wenn es in ihrem Inneren brodelte. All ihre Zukunftsträume, in denen Joachim seit Langem die tragende Rolle gespielt hatte, sanken in sich zusammen.
»Du schickst mich also fort«, sagte Joachim Frahm heftig. Er schien eher empört als verzweifelt zu sein.
»Ja«, gab Cornelia hart zurück.
Sie erhob sich und stand mit hocherhobenem Kopf vor ihrem Verlobten. Langsam zog sie ihren Verlobungsring ab und reichte ihm den.
»Nimm den mit.«
»Dir scheint die Trennung ja sehr leichtzufallen.« Jetzt schien er ernsthaft eingeschnappt zu sein.
Cornelia hatte die Kraft, ihn verächtlich anzulächeln.
»Hast du nach deinem Benehmen etwas anderes erwartet?«
»Allerdings!« Joachim Frahm wurde hitzig. »Schließlich hatte ich geglaubt, ich werde von dir geliebt!«
»In der gleichen Einbildung habe ich bisher auch gelebt«, sagte Cornelia bitter. »Aber warum reden wir eigentlich noch, da es doch längst zwischen uns nichts mehr zu besprechen gibt.«
Sie ging zur Tür und öffnete sie. Auf dem kleinen Dielentisch lag ein großes Wäschepaket. Cornelia drückte es ihm in die Hand.
Nach einem kurzen Seitenblick setzte sich Joachim tatsächlich in Bewegung. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, stöhnte Cornelia dumpf auf.
Dann lief sie ins Wohnzimmer und warf sich der Länge nach auf die Couch. Hier weinte sie, bis keine Tränen mehr in ihr waren.
Das entsetzliche Wochenende bekam sie irgendwie herum. Wie gehetzt rannte sie durch fremde Straßen, landete erschöpft in einem Park und setzte sich auf eine Bank.
Es ist alles aus, weiter konnte sie nichts denken. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel, sie merkte es gar nicht. Sie nahm nichts rings um sich wahr, sondern spürte nur ihren entsetzlichen Schmerz.
