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Heide, die hübsche Dorfschullehrerin, und Gero, der Besitzer von Gut Schneeheide, schweben im Glück, als sie vor den Traualtar treten und sich das Jawort geben. Sie haben sich gesucht und gefunden, und alle Gäste gönnen dem strahlenden Paar das Glück - alle bis auf eine: Inge, die Tochter der Hausdame des Gutes. Sie hatte es selbst auf den gut aussehenden, reichen Gutsbesitzer abgesehen und hoffte, sich durch ihn eine sorgenfreie Zukunft zu sichern. Doch auch Geros Hochzeit hält Inge nicht davon ab, ihren Plan zu verfolgen. Unbeirrt setzt sie alles daran, einen Keil zwischen die Frischvermählten zu treiben. Heide indes ahnt nichts von den Ränken, die im Verborgenen gegen sie geschmiedet werden und ihr Glück an Geros Seite schon bald zerstören ...
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Um Liebe und Glück betrogen
Vorschau
Impressum
Um Liebe und Glück betrogen
Schicksalsroman um ein ruheloses Herz
Heide, die hübsche Dorfschullehrerin, und Gero, der Besitzer von Gut Schneeheide, schweben im Glück, als sie vor den Traualtar treten und sich das Jawort geben. Sie haben sich gesucht und gefunden, und alle Gäste gönnen dem strahlenden Paar das Glück – alle bis auf eine: Inge, die Tochter der Hausdame des Gutes. Sie hatte es selbst auf den gut aussehenden, reichen Gutsbesitzer abgesehen und hoffte, sich durch ihn eine sorgenfreie Zukunft zu sichern.
Aufgeben wird sie auch jetzt nicht. Unbeirrt setzt sie alles daran, einen Keil zwischen die Frischvermählten zu treiben. Heide indes ahnt nichts von den Ränken, die im Verborgenen gegen sie geschmiedet werden und ihr Glück an Geros Seite schon bald zerstören ...
Margret Böttcher saß in einem bequemen Sessel und seufzte. In den Händen hielt sie einen Klagebrief ihrer Tochter.
Inge machte ihr Kummer. Sie war immer unzufrieden und konnte sich nicht damit abzufinden, dass ihre Mutter nur eine unbegüterte Witwe war.
Vor einem halben Jahr hatte Inge fest damit gerechnet, die Frau eines reichen Mannes zu werden. Das hatte sich dann aber zerschlagen.
Margret Böttcher lebte als Hausdame auf Schneeheide. Gero Langhorst war der Besitzer des Gutes. Er nannte sie Tante Margret, da sie und seine längst verstorbene Mutter eine Jugendfreundschaft verbunden hatte. Diesem Umstand verdankte Margret auch, dass sie auf Schneeheide ein sorgenfreies Leben führte.
Einst hatte sie gehofft, der Witwer Langhorst würde sie heiraten. Dazu war es aber nicht gekommen.
Ihre heranwachsende Tochter hatte ihr oftmals die bittersten Vorwürfe gemacht, weil sie ihre Ziele nicht mit größerer Hartnäckigkeit verfolgt hatte.
Dann war für Inge die Zeit der Berufswahl gekommen.
»Büroarbeiten und ewiges Stillsitzen liegen mir nicht!«, hatte sie erklärt. Zum Studieren fehlte ihr die Begabung.
Zum guten Schluss hatte Inge sich für das Hotelfach entschieden. Aber sie hatte sich alles wohl ganz anders vorgestellt. Es wurde einem nirgendwo etwas geschenkt.
Frau Margret erinnerte sich nur zu gut an Inges fortwährende Klagen während der Lehrzeit, die sie auch prompt abgebrochen hatte, als sie einen Mann kennenlernte, der ihr Flausen in den Kopf gesetzt hatte.
Inge wurde Mannequin und träumte von Riesengagen, von Paris und Rom, doch nach drei Jahren musste sie ihre Hoffnungen begraben. Sie war eine unter vielen geblieben.
Noch einmal überflog Margret Böttcher die entscheidende Stelle in Inges Brief.
»Ich habe es jetzt satt, weiter in abhängiger Stellung zu bleiben und die Launen der Chefs zu ertragen. Ich werde heiraten. Du weißt, dass ich mich früher schon mal mit der Idee getragen habe, Geros Frau zu werden. Nur der Gedanke an das Landleben brachte mich wieder davon ab. Jetzt bin ich jedoch fest entschlossen, Herrin von Schneeheide zu werden.
Gero ist wohlhabend und jung, und er sieht gut aus. Mehr kann ich eben nicht verlangen. Wenn er jedoch auch während unserer Ehe weiterhin so an seiner Scholle klebt, werde ich ohne ihn meine Zerstreuung suchen. Nur gut, dass er von den Episoden in meinem Leben nichts weiß. Und gottlob bin ich Frau genug, einen etwas bäuerlichen Tölpel wie Gero zu umgarnen. Spätestens Weihnachten bin ich mit ihm verheiratet.
So, nun kennst Du meine Pläne, von denen ich mich nicht abbringen lasse. Darum versuche es erst gar nicht. Ich komme Ostern nach Schneeheide.
Bis dahin viele Grüße von Deiner Inge.«
Margret Böttcher schüttelte beklommen den Kopf. Was Inge sich in den Kopf setzte, das hatte sie schon immer durchgesetzt.
Aber so leicht, wie die junge Dame sich das dachte, war es nun doch nicht. Gero sah in Inge eher eine Schwester. Margret Böttcher hatte noch nie gemerkt, dass sie ihn als Frau interessiert hätte.
Auf einmal wünschte Margret sehnlichst, ihre Tochter möge bleiben, wo sie war. Aber es hatte wenig Zweck, sie etwa zu beschwören, ihr Vorhaben aufzugeben. Umso fester würde sich Inge darin verbeißen.
♥♥♥
Margret stand auf und ging ans Fenster. Gero kam hoch zu Ross auf den sauber gefegten Gutshof gesprengt. Wie aufrecht er saß! Wie schneidig und männlich er wirkte!
Rasch wandte Margret sich ab, nahm Inges Brief und zerriss ihn in viele kleine Schnipsel. Sicher war sicher.
Erst beim Mittagessen begegneten sich der Gutsherr und Frau Margret. Gero war freundlich wie immer.
»Das Essen schmeckt wieder einmal köstlich«, sagte er.
»Das freut mich!«, erwiderte Margret. »Mamsell Trinchen ist eine vorzügliche Köchin.«
»Ich glaube, das muss ich unserem Goldstück demnächst wieder einmal sagen«, meinte Gero schmunzelnd. Er schob sich genüsslich ein Stück zartes Fleisch zwischen die Lippen. »Wie geht es denn Inge?«, fragte er dann.
Da er mit dem Essen beschäftigt war, entging ihm, dass Margret Böttcher zusammenzuckte.
»Gut. Wie kommst du gerade jetzt auf Inge?«
»Ganz einfach, weil ich heute Morgen einen Brief von ihr zwischen der Post entdeckt habe«, erklärte Gero lachend.
»Ach so, natürlich«, erwiderte Margret schnell, um ihre Verlegenheit zu überspielen. »Inge geht es gut, aber sie hat trotzdem wieder einmal Sehnsucht nach Schneeheide.«
Sie wartete auf Geros Reaktion.
»Na, dann soll sie halt kommen. Sie weiß doch, dass sie hier immer gern gesehen ist«, sagte Gero freundlich.
»Das werde ich ihr schreiben. Ich soll dich übrigens herzlich grüßen, ich hätte es fast vergessen.«
»Danke. Grüße sie zurück. Mich wundert, dass solch ein hübsches Mädchen wie Inge nicht längst verheiratet oder zumindest verlobt ist.«
»Findest du Inge wirklich hübsch?«
»Aber, Tante Margret, du weißt doch selbst, dass Inge sehr hübsch ist. Wie könnte sie sonst den Beruf eines Mannequins ausüben?«
»Das stimmt wohl, ich dachte nur, du hättest es noch nie bemerkt.«
Gero lachte wieder.
»Inge und ich sind zusammen aufgewachsen. Sie ist fast wie eine Schwester für mich, aber darum brauche ich doch nicht blind zu sein.«
»Du wundertest dich vorhin, dass Inge noch nicht verlobt ist«, nahm sie dann zögernd den Faden wieder auf. »Weißt du, Inge würde nur aus Liebe heiraten. Ich glaube, an Bewerbern fehlt es ihr nicht, aber sie würde niemals heiraten, um versorgt zu sein.«
Gero stutzte einen Moment. Dann nickte er.
»So habe ich Inge auch eingeschätzt, Tantchen. Irgendwann wird sicher einmal der Richtige kommen.«
»Bestimmt.«
Nach dem Nachtisch erhob sich Gero.
»Willst du keinen Mokka?«
Er schaute auf die Uhr.
»Ich bin heute in schrecklicher Eile. Ach, das hätte ich fast vergessen. Ich fahre heute Abend in die Stadt. Ich möchte mal wieder ins Theater. Sei doch so gut und lass eines der Mädchen meine Sachen bereitlegen. Ich weiß nicht genau, wann ich Feierabend machen kann, und habe es höchstwahrscheinlich dann sehr eilig.«
»Du willst ins Theater?«, wunderte Margret Böttcher sich.
»Du bist mit Recht erstaunt, Tante Margret. Ich hätte mir viel öfter mal gute Aufführungen ansehen sollen. Aber bisher war ich einfach zu bequem. Das soll nun anders werden«, versprach er.
Dann ging er und ließ Margret beunruhigt zurück.
♥♥♥
Gero Langhorst fuhr nur bis zum nächsten Dorf. Hier stand seit einem guten halben Jahr eine moderne Mittelpunktschule. Anfangs waren alle Bewohner der angrenzenden Dörfer gegen diese Neuerung gewesen, weil viele Kinder dann mit dem Schulbus ins andere Dorf fahren mussten, anstatt wie bisher in sogenannten Zwergschulen Lesen und Schreiben zu lernen.
Inzwischen hatten sich die Gemüter längst beruhigt.
Zu der neuen Schule gehörten auch neue Lehrkräfte. Eine von ihnen war die junge Heide Falk. Sie kam aus der Stadt, hatte sich aber sehr schnell eingelebt und wurde von den Kindern heiß und innig geliebt.
Sie bewohnte in dem neu erbauten Lehrerhaus ein kleines Apartment.
Vor diesem Haus hielt Gero jetzt. Er nahm die Blumen, die neben ihm auf dem Sitz lagen, und eilte auf das Haus zu. Kaum hatte er geklingelt, da wurde ihm bereits geöffnet.
Heide stand in einem eleganten schwarzen Kleid vor ihm. Ihre blauen Augen strahlten. Ihr wunderschönes Blondhaar glänzte wie Seide. Ihre Wangen waren gerötet.
»Gnädiges Fräulein ...« Gero verbeugte sich vor ihr.
Sie reichte ihm die Hand, die Gero sogleich ergriff und zart drückte. Sie blickten sich tief in die Augen.
»Darf ich Ihnen ein paar Blumen überreichen?«
»Danke«, sagte Heide und steckte ihre Nase in den Frühlingsstrauß. »Kommen Sie doch einen Augenblick herein«, forderte sie ihn dann auf.
Gero folgte ihr. Sie führte ihn in ein Wohnzimmer mit geschmackvollen Möbeln.
»Setzen Sie sich einen Moment, Herr Langhorst. Ich bin gleich so weit.« Die junge Dame huschte davon, und Gero nahm Platz.
Kurz darauf stand Heide wieder vor ihm. Sie hatte einen schicken Mantel übergestreift und sah wie der junge Frühling aus. Gero sah sie bewundernd an, als sie gemeinsam aus dem Zimmer gingen und Heide noch die Tür des Apartments verschloss.
Auf der Straße trafen sie einen linkisch wirkenden jungen Mann. Er grüßte und starrte Gero einen Moment verwirrt an. Dann ging er schnell ins Haus.
»Wer war das?«, wollte Gero wissen, als er neben Heide im Wagen Platz genommen hatte.
»Ach, das war Waldemar Behse, ein Kollege von mir, ein lieber Mensch«, sagte sie. »Er hat im Beruf allerdings Schwierigkeiten, weil er ein wenig verklemmt ist.«
»Warum ist er dann Lehrer geworden?«, fragte Gero erstaunt.
»Sein Vater ist Lehrer, sein Großvater war es ebenfalls. Vielleicht wollte er nicht hinter beiden zurückstehen oder hat einfach getan, was seine Familie von ihm erwartete.«
Lebhaft nun über andere Themen plaudernd erreichten sie die Stadt. Gero fand in der Nähe des Theaters einen Parkplatz. Galant half er Heide aus dem Wagen. Er war stolz auf seine schöne Begleiterin und merkte, dass manch heimlicher Blick Heide folgte.
»Haben Sie den ›Fidelio‹ schon gesehen?«, fragte sie.
»Leider nicht. Ich bin nur selten ins Theater gekommen und habe manches versäumt. Aber das kann man nachholen«, sagte er herzlich und sah ihr wieder tief in die Augen.
»Ja«, sagte Heide gepresst.
»Sie kennen die Oper bereits?«
»Ich sah den ›Fidelio‹ vor etlichen Jahren. Damals war ich noch in der Ausbildung und konnte mir nur einen billigen Platz erlauben. Dennoch war ich tief beeindruckt.«
»Gattentreue ist ein Thema, das beim Publikum ohnehin gut ankommt. Beethovens Musik tut das Übrige, um den Eindruck zu vertiefen.«
»Das ist schon möglich«, gab Heide lächelnd zu. »Glauben Sie nicht an Gattentreue?«
»Ohne sie wäre eine Ehe sinnlos.«
Das junge Paar betrat das Opernhaus, gab die Garderobe in Verwahrung und ging zu seinen Plätzen.
Dann wurden sie mitgerissen von Beethovens aufwühlender Musik, der packenden Handlung und ausgezeichneten Künstlern.
Heide bemerkte nicht, dass Gero sie oftmals bewundernd verstohlen von der Seite anschaute.
Als der Schlussbeifall aufrauschte, lächelte sie ihm glücklich zu.
»Es war wunderschön«, flüsterte sie.
»Ja, das finde ich auch«, gab Gero zurück. »Darf ich Sie noch zu einem kleinen Imbiss einladen?«, fragte er, als sie wieder in ihre Mäntel geschlüpft waren.
»Gern«, willigte Heide sofort ein.
♥♥♥
Gero ging mit ihr in ein Restaurant, das für seine ausgezeichnete Küche bekannt war. Ein Kellner führte das junge Paar zu einem Tisch und brachte gleich darauf zwei Speisekarten. Sie hatten sich schnell entschieden.
Bald darauf aßen sie beide mit bestem Appetit und tranken von dem erlesenen Wein, den Gero sachverständig ausgesucht hatte. Sie unterhielten sich zwischendurch angeregt und merkten gar nicht, wie die Zeit verging.
»So gut habe ich lange nicht mehr gespeist«, sagte Heide, als der Ober abgeräumt hatte.
»Mir hat es auch sehr gut geschmeckt.« Gero räusperte sich. »Wie gefällt es Ihnen denn bei uns auf dem Lande?«
Die blauen Mädchenaugen begannen zu leuchten.
»Sehr gut. Allerdings will ich nicht verhehlen, welch panische Furcht ich zuerst vor meiner Versetzung hatte. Und nun möchte ich hier gar nicht mehr weg.«
»Das freut mich sehr«, sagte Gero und sah ihr in die Augen.
Heide errötete leicht. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Gero bezahlte. Dann brachen sie auf. Die Uhr zeigte bereits die Mitternachtsstunde an.
»Erzählen Sie mir etwas von Ihrer Arbeit auf dem Gut«, bat Heide.
Das tat Gero gern, während sie durch die mondhelle Nacht fuhren. Zwischendurch warf er immer wieder einen schnellen Blick auf Heides klares Profil. Wie schön sie war! Er hatte bisher noch keine Frau getroffen, mit der er sich auch innerlich so verbunden gefühlt hatte.
Er ertappte sich bei dem Wunsch, die schwellenden Mädchenlippen zu küssen. Dann erreichten sie das Dorf. Es lag bereits in tiefster Dunkelheit.
»Wir sind da«, sagte Gero.
Heide nickte befangen. Gero hatte sich zu ihr gewandt und blickte ihr tief in die Augen.
»Es war sehr schön«, wisperte sie. Ihr liefen heiße Schauer über den Rücken, als Gero seine Rechte ausstreckte und ihre Hand zärtlich umfasste.
»Ich habe mich so auf das Zusammensein mit Ihnen gefreut, und es fällt mir schwer, jetzt von Ihnen Abschied zu nehmen«, sagte Gero.
»Alles Schöne geht einmal zu Ende«, erwiderte Heide.
»In unserem Falle brauchte es nicht so zu sein, Heide.« Seine Lippen waren dicht vor ihrem Ohr.
Heide hatte das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Sie schloss selig die Augen. Nun wurde es wahr, was sie schon eine Weile gewünscht und sich erhofft hatte. Sie war dem jungen Gutsbesitzer nicht gleichgültig.
Jetzt umschloss er ganz behutsam ihr Gesicht mit beiden Händen.
»Spürst du nicht, Heide, was ich für dich fühle?«, fragte er eindringlich.
Heide konnte nur nicken. Sie war mit unbeschreiblicher Seligkeit erfüllt.
»Ich will dich nicht überrumpeln. Eigentlich solltest du mich erst besser kennenlernen, bevor ich dir diese Frage stelle. Aber wo bleibt die Vernunft, wenn das Herz überfließt? Heide, willst du meine Frau werden? Ich liebe dich und kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen.«
Aus ihren Augen tropften Tränen des Glücks. Wieder nickte sie nur. Zu sprechen vermochte sie in diesem Moment nicht.
»Heide!« Gero küsste ihr behutsam und ergriffen die Tränen fort. »Du machst mich zum glücklichsten Menschen auf der Welt, mein Mädchen.«
Er zog sie mit sanfter Gewalt an sich und drückte seine Lippen zuerst zart und behutsam auf ihren roten Mund, bis sie den Kuss erwiderte. Dann küssten sie sich leidenschaftlich.
»Heide, Liebste«, murmelte Gero. Sie schauten sich voller Hingabe an, als könnten beide das Wunder, das sie erlebten, nicht begreifen.
»Gero«, flüsterte Heide.
»Noch vor Monaten habe ich dich nicht gekannt, und nun ist mir so, als seiest du ein Teil von mir«, sagte Gero andächtig.
»Mir geht es genauso. Du glaubst nicht, wie ich mich auf den heutigen Abend gefreut habe.«
»Ostern verloben wir uns, Liebste. Und Pfingsten heiraten wir!«
»Ja, Gero«, hauchte Heide selig.
»Wann wollen wir deine Eltern und Verwandten aufsuchen, damit ich mich ihnen vorstelle?«, fragte er.
Da senkte Heide traurig den Kopf.
»Ich habe niemanden mehr auf der Welt«, sagte sie.
»Du Armes!« Gero legte beschützend seinen Arm um ihre Schultern. »Von jetzt an hast du mich. Meine Liebe soll dich schützend umhüllen, ich will dir Eltern und Geschwister ersetzen.«
»Danke, Gero, du bist so gut zu mir. Aber was werden deine Verwandten sagen, wenn du nur eine arme Lehrerin statt einer reichen Erbin heiratest?«, fragte Heide ein wenig beklommen.
Er lachte sie rundweg aus.
»Ich habe auch keine Verwandten mehr. Und wenn ich welche hätte, würde ich mir bestimmt nicht dreinreden lassen. Meine Frau suche ich mir selbst aus. Außerdem bin ich reich genug, um nicht nach Geld sehen zu müssen. Bist du nun beruhigt?«, fragte er zärtlich.
Heide seufzte tief und nickte.
Die Kirchturmuhr schlug dreimal. Heide fuhr zusammen.
»Gero, es ist entsetzlich spät geworden.«
»Du meinst früh! Bald dämmert der Morgen, du hast recht. Und du Ärmste musst morgen wieder frisch und munter sein, um den Rangen das Einmaleins beizubringen.«
Vor der Haustür küssten sie sich wieder. Gero wartete, bis Heide ins Haus geschlüpft war. Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr nach Schneeheide.
♥♥♥
Genau wie am Tag vorher begegneten sich Gero und Margret Böttcher erst beim Mittagessen.
Gero war strahlender Laune und so glücklich, wie nur ein Mann sein konnte, der nach langem Suchen die Frau fürs Leben gefunden hatte. Margret hätte mit Blindheit geschlagen sein müssen, wenn sie das übersehen hätte.
»Du bist gestern Nacht spät nach Hause gekommen«, sagte sie, obwohl sie sich sonst niemals in seine Angelegenheiten mischte. »Ich konnte nicht schlafen und habe dich zurückkommen hören.«
