Chefarzt Dr. Holl 1833 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1833 E-Book

Katrin Kastell

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Langsam, wie tastend bewegt sich Bettina Schaller am Arm von Dr. Marcel Bruhns durch den Garten der Berling-Klinik, und die Wärme, die von dem Neurochirurgen ausgeht, gibt ihr Trost und Mut.

Zum Glück liegt die schwere Tumor-Operation endlich hinter ihr - doch an eine Zukunft kann Bettina immer noch nicht glauben. Viel zu sehr hat die Diagnose "Hirntumor" sie aus der Bahn geworfen, dazu die Trennung von ihrem Verlobten, der mit einer "Hirnkranken" nicht leben konnte ...

Der Einzige, der ihr in den vergangenen Wochen beigestanden hat, ist Dr. Bruhns. Doch schon bald wird Bettina die Klinik verlassen müssen - und zurückkehren in ein Leben ohne Halt und Sinn ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 123

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Unsere Liebe braucht viel Mut

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/Anne von Sarosdy

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6369-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Unsere Liebe braucht viel Mut

Zwei Menschen nehmen den Kampf um ihr Glück auf

Von Katrin Kastell

Langsam, wie tastend bewegt sich Bettina Schaller am Arm von Dr. Marcel Bruhns durch den Garten der Berling-Klinik, und die Wärme, die von dem Neurochirurgen ausgeht, gibt ihr Trost und Mut.

Zum Glück liegt die schwere Tumor-Operation endlich hinter ihr – doch an eine Zukunft kann Bettina immer noch nicht glauben. Viel zu sehr hat die Diagnose „Hirntumor“ sie aus der Bahn geworfen, dazu die Trennung von ihrem Verlobten, der mit einer „Hirnkranken“ nicht leben konnte …

Der Einzige, der ihr in den vergangenen Wochen beigestanden hat, ist Dr. Bruhns. Doch schon bald wird Bettina die Klinik verlassen müssen – und zurückkehren in ein Leben ohne Halt und Sinn …

Wie aus heiterem Himmel überfiel es sie wieder, dieses unangenehme Schwindelgefühl, das sie so hilflos machte.

Bettina Schaller lehnte sich gegen die Wand.

Wo, um Himmels willen, gab es einen freien Sitzplatz?

Ihr Blick erfasste das Sofa im großen Wohnraum. Sich einfach darauf sinken lassen und die Augen schließen, das würde sie jetzt am liebsten tun. Aber dann müsste sie den anderen sicher auch Fragen nach ihrem Befinden beantworten. Nein, lieber nicht.

Die Geräusche um sie herum klangen jetzt gedämpft, als hätte sich eine dicke Watteschicht über Benedikts Party gelegt. Die Furcht, ohnmächtig zu werden und einfach umzukippen, nahm zu.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Doch zu ihrer großen Erleichterung verschwand die unangenehme Empfindung schon nach kurzer Zeit wieder. Durfte sie sich schon erleichtert fühlen?

Zur Probe machte sie ein paar vorsichtige Schritte in Richtung offene Terrasse, dann gleich noch ein paar. Im Freien angekommen, atmete sie tief durch.

Die Stimmen um sie herum wurden deutlicher. Die Sonne schaute durch einen Wolkenspalt. Bettinas Unsicherheit verschwand, und niemand sah ihr an, dass sie sich gerade noch so elend gefühlt hatte.

Letzte Nacht hatte sie schlecht geschlafen, am Morgen kaum gefrühstückt und nur einen schwarzen Kaffee getrunken. Und auch mittags war sie nicht zum Essen gekommen.

Kein Wunder, dass sie nun von einem Schwächeanfall heimgesucht wurde!

„Ein gutes Frühstück ist die beste Grundlage für den ganzen Tag“, hatte Omi Adele ihr immer gepredigt. Bettina nahm sich vor, in Zukunft strenger auf eine regelmäßigere Nahrungsaufnahme zu achten.

Vergiss diesen Vorsatz nicht wieder!, ermahnte sie sich stumm.

Weiter hinten im Garten sah sie Nico an einem Tisch mit anderen sitzen. Er erzählte gerade eine der vielen Geschichten aus seinem reichhaltigen Fundus. Seine volle Baritonstimme übertönte die anderen Geräusche. Die Leute um ihn herum lauschten fasziniert.

Wie immer wirkte seine Anziehungskraft geradezu magisch auf seine Umgebung. Nie blieb er unbeachtet. Er dominierte jeden Raum, den er betrat, stand immer im Mittelpunkt, ohne dass er etwas dafür tun musste.

Seine große Gestalt, seine weit tragende Stimme, seine charismatische Art, all das erregte bei anderen Menschen Aufmerksamkeit. Kaum traf er irgendwo ein, so wie heute auf der Party eines Freundes, scharten sich gleich die Gäste um ihn, bombardierten ihn mit Fragen nach seinen nächsten Projekten und gestanden, wie sehr er ihnen in der Rolle des Kommissars Bender gefiel.

Wie die sprichwörtlichen Motten das Licht umschwirrten, so suchten andere seine Nähe, sobald sie ihn sahen. Seine Aura zog alle an.

Bettina war längst nicht mehr eifersüchtig. Sie wusste, dass sie die öffentliche Person Nico Weinberger mit einem großen Publikum teilen musste. Noch während der allerersten leidenschaftlichen Begegnung hatte sie das begriffen.

Nur in ganz wenigen, privaten Momenten gehörte der prominente Fernsehschauspieler ihr allein. Leider wurden diese wenigen Augenblicke in letzter Zeit immer noch seltener. Aber das war jetzt nicht wichtig. Sie wollte zu ihm.

Mit langsamen Schritten ging sie auf den Tisch zu. Nico war so sehr in seinem Element, dass er sie nicht bemerkte. Er gestikulierte, lachte, sprach laut und manchmal breitete er die Arme ganz weit aus, als wollte er die ganze Welt umarmen.

Sie trat hinter ihn und legte mit leichtem Druck ihre Hände auf seine Schultern. Er wusste sofort, dass sie es war, und griff nach ihrem linken Handgelenk.

Liebevoll drückte er einen Kuss auf den Brillantring, den er ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Den Umsitzenden aber erklärte er mit dem charmantesten Lächeln der Welt: „Das ist mein ganz persönlicher Schutzengel.“

Bettina errötete vor Freude. Sie genoss es, wenn er sich in aller Öffentlichkeit zu ihr bekannte. Sie lebte auf. Der Schwindelanfall war schon wieder vergessen.

Einer der jungen Männer holte noch einen zusätzlichen Stuhl für sie, der unbesetzt in der Nähe stand. Bettina nahm Platz, obwohl sie Nico gern unter vier Augen gesprochen hätte. Als jemand anderer aus der Runde sprach, drückte sie schnell Nicos Arm. Er neigte sich zu ihr.

„Bleiben wir noch lange?“, flüsterte sie in sein Ohr.

„Willst du schon gehen?“, fragte er erstaunt zurück. „Aber der Abend fängt doch jetzt erst an! Und endlich wird es etwas kühler nach diesem heißen Tag. Soll ich dir was zu trinken besorgen?“

„Irgendwo habe ich mein Glas stehen lassen“, gab Bettina zurück.

Vielleicht war es wirklich etwas übertrieben, jetzt schon zum Aufbruch zu drängen. Es konnte durchaus noch ein angenehmer Abend werden. Auch die Stimmungswellen schlugen immer höher.

„Ich hole dir ein Glas Wein“, entschied Nico und eilte davon, ehe Bettina ihn zurückhalten konnte.

Benedikt Großmann, Gastgeber und einer der engeren Freunde Nicos, kam näher. Er musterte Bettina aufmerksam.

„Alles okay?“, wollte er wissen.

„Ja, natürlich. Es ist eine Super-Party.“

In seinem Blick glaubte sie zu sehen, dass er an ihrer Aussage zweifelte. Hatte er womöglich sogar etwas von ihrer Schwäche bemerkt?

Demonstrativ wedelte sie sich mit der Hand ein wenig Luft zu.

„Aber es ist heute auch unglaublich heiß.“

Benedikt grinste breit. „Dafür hatten wir letzte Woche einen Kälteeinbruch mitten im Sommer. Die Wärme ist mir auf jeden Fall lieber. Und in ein paar Wochen kommen eh schon die ersten Herbststürme. Also genießen wir nach Kräften die sonnigen Tage.“

Bettina musste ihm recht geben. Doch bevor sie etwas äußern konnte, läutete ihr Handy. Eigentlich hätte sie es ausschalten sollen, aber nun war es zu spät.

Robert Merwald rief an, einer ihrer Patienten. Sie nahm den Anruf entgegen, stand auf und suchte Deckung hinter einem Rhododendron-Busch.

„Herr Merwald, was gibt’s denn?“

„Frau Schaller, kann ich zu Ihnen kommen? Mir geht es ziemlich schlecht …“

Sie zögerte kurz. „Aber Sie wissen doch, dass es bestimmte Abmachungen gibt, an die wir uns halten müssen. Morgen haben wir einen Termin. Dann können wir reden.“

„Ich weiß nicht, ob ich bis dahin durchhalte …“

„Das werden Sie müssen“, sagte Bettina eindringlich. „Ich bin zwar Ihre Therapeutin, das bedeutet aber nicht, dass ich Ihnen ständig zur Verfügung stehe. Haben Sie Ihre Medikamente genommen?“

Darauf gab er keine Antwort, sondern stöhnte nur.

„Ich fühle mich so elend. Mir ist, als wäre ich in einen tiefen Brunnen gefallen. Und die Wände sind so hoch und glitschig, dass ich aus eigener Kraft nicht mehr nach oben komme.“

„Wir werden morgen darüber reden …“

„Nein, jetzt. Sonst kann ich für nichts garantieren.“

„Was soll das heißen?“

„Es ist wohl besser für alle, wenn ich tot wäre.“

„Das will ich nicht gehört haben. Außerdem ist das keine Lösung Ihrer Probleme.“

„Vielleicht nicht, aber dann belastet mich nichts mehr …“

„Hören Sie auf, Herr Merwald!“, verlangte Bettina. „Und bitte tun Sie nichts Unüberlegtes! Sie dürfen Ihr Leben nicht wegwerfen. Sie haben nur das eine. Bitte, beruhigen Sie sich! Wenn es Ihnen hilft, komme ich kurz vorbei, aber ich werde nicht lange bleiben.“

„Das ist mir egal, Hauptsache, Sie machen mir so viel Mut, dass es bis morgen reicht.“

„Ich kann Sie in die psychiatrische Klinik bringen lassen …“

„Um Himmels willen, nein!“ Der Mann schrie so laut, dass sie das Telefon vom Ohr weghielt.

„Beruhigen Sie sich! Es war nur ein Vorschlag. Wo sind Sie jetzt?“

„Zu Hause.“

„Gut, dann erwarte ich Sie in einer Stunde in der Praxis. Bitte, seinen Sie pünktlich! Wir legen eine zusätzliche Sitzung ein. Fünfzig Minuten, nicht länger.“

Bettina wusste, dass ein gewisser Abstand zwischen ihr und den Patienten nötig war, ein Abstand, der immer eingehalten werden musste. Sie durften sich nicht zu nahekommen.

Robert Merwald schien das noch nicht begriffen zu haben. Seine Therapeutin, so glaubte er, musste Tag und Nacht für ihn verfügbar sein. Sie musste ihm noch mal in aller Deutlichkeit klarmachen, dass er sich in diesem Punkt irrte.

Die junge Psychotherapeutin beendete das Gespräch. Soeben kam Nico mit einem Glas Rotwein zurück und schaute sich suchend nach ihr um. Schnellen Schrittes ging sie auf ihn zu. Das Schwindelgefühl war vollkommen weg, dafür bekam sie jetzt Kopfschmerzen. Hoffentlich wurden sie nicht so heftig wie beim letzten Mal! Heute schien wirklich nicht ihr Tag zu sein.

„Ich muss gehen“, sagte sie leise zu Nico. „Ein Patient rief gerade an. Er ist ziemlich verzweifelt. Ich muss ihm helfen.“

„Ist das denn nötig?“ Obwohl sich Nico während der Party noch kein einziges Mal wirklich um sie gekümmert hatte, machte er jetzt aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Er stellte das Glas auf dem Tisch ab. „Ist der Patient denn wichtiger als ich?“

„Welche Frage! Natürlich nicht. Aber Herr Merwald ist psychisch krank – und du nicht. Er braucht mich.“

„Meiner Meinung nach buhlt er ständig um deine Aufmerksamkeit. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht.“

„Tut mir leid, aber ich muss jetzt los.“

„Bitte Schatz, bleib!“ Nico umfasste ihre Schultern. „Wir wollten den Abend doch gemeinsam verbringen.“

„Da wusste ich eben noch nicht, dass es Robert Merwald schlechter gehen würde. Vielleicht kann ich ihn dazu überreden, in die Klinik zu gehen.“

Nico bedachte sie mit einem unergründlichen Blick.

„Gut, ganz wie du meinst. Ich muss deine Meinung akzeptieren.“ Er wandte sich an ein befreundetes Paar, das sich arglos zu ihnen gesellte. „Meine Freundin lässt mich wieder mal allein“, klagte er. Seine Enttäuschung war so wunderbar gespielt, als befände er sich am Set. „Aber so ist das nun mal, wenn man mit einer Seelenklempnerin zusammen ist. Die erste Geige spielen immer andere.“

Bettina spürte geballten Ärger in sich hochsteigen. Aber der Druck im Kopf und die Anwesenheit der anderen hinderten sie daran, Nico heftig zu widersprechen.

„Es ist ja noch früh am Abend“, sagte sie so gelassen wie möglich zu ihm. „Wenn ich mit meinem Patienten gesprochen habe, komme ich wieder zurück.“

„Mach es, wie du willst.“ Er schien wieder versöhnt, nahm sie in die Arme und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Wange. „Ruf mich an, wenn die Angelegenheit erledigt ist. Ich werde jedenfalls noch länger hier sein.“

Auf der Straße vor Benedikts Villa bestellte Bettina sich ein Taxi, das auch bald kam und sie in ihre Wohnung nach Haidhausen brachte, in der sie auch ihre Praxis betrieb.

***

Nachdem Marcel Bruhns sich mit einem Handkuss von der Hausherrin und mit einem festen Händedruck von seinem Chef verabschiedet hatte, winkten die Holls ihrem Gast noch so lange nach, bis er in seinen Wagen einstieg.

„Ein interessanter Mann“, kommentierte Julia, als sie noch ein Weilchen in der Sommernacht auf der Terrasse saßen und über den Besucher sprachen. „Wenn er von seinen Jahren in Amerika spricht, geht er ganz aus sich heraus. Ansonsten gehört er wohl eher zu den Zurückhaltenden.“

„Was in der Klinik ein Segen ist“, bestätigte Dr. Holl. „Er ist ein hervorragender Neurochirurg und entspricht vollkommen meinen Wünschen, auch wenn er nicht unbedingt ein pflegeleichter Kollege ist.“

Julia nahm einen Schluck verdünnten Johannisbeersaft.

„Was meinst du damit?“

„Na ja, man wird nicht so leicht warm mit ihm. Habe ich jedenfalls hier und da gehört. Ich selbst habe keine Probleme mit ihm. Mir ist ein gewisser Abstand sogar ganz angenehm. Immerhin ist er ja noch nicht so lange bei uns. Kollegialität oder sogar Freundschaft brauchen nun mal Zeit, um zu wachsen.“

„Eben sprach er von seiner Exfrau. Was weißt du über sein Privatleben?“

„Nur, dass er geschieden ist. Ob seine Frau auch im medizinischen Bereich arbeitet, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Auch, wenn ich ihn noch nicht so gut kenne, so hatte ich doch den Eindruck, dass er sich bei uns wohlfühlt.“

„So kam es mir auch vor“, pflichtete Dr. Julia Holl ihrem Mann bei.

Die Frau des Chefarztes war ebenfalls Ärztin, übte ihren Beruf jedoch nicht mehr aus. Dennoch hegte sie den Wunsch, in absehbarer Zeit wieder einzusteigen. Darum hatte sie sich an der Leopold-Franzens-Universität immatrikuliert, um in ihrem Fachbereich Pädiatrie wieder auf dem Laufenden zu sein.

Das musste sie ihrem Mann noch erzählen. Sie hatten vor einiger Zeit schon mal über dieses Thema gesprochen, und Stefan war ganz ihrer Meinung gewesen. Aber jetzt hatte sie eben den zweiten Schritt getan.

„In den nächsten zwei Wochen stehen einige Gehirn-Operationen auf dem Plan. Dr. Bruhns’ Vertrag läuft vorerst für ein Jahr, aber ich bin sicher, dass wir ihn verlängern werden. Daniel ist ganz meiner Meinung.“

„Wie geht es ihm übrigens?“

„Seine Sommergrippe ist ausgestanden. Er ist wieder voll da.“ Chefchirurg Dr. Daniel Falk war nicht nur Stefans engster Mitarbeiter, sondern auch ein guter Freund. Gelegentlich trafen sich die beiden Ärzte mit ihren Frauen zu einem Restaurantbesuch.

Julia schaute zum hellen Nachthimmel hinauf. Jupiter befand sich ganz in der Nähe des Mondes. Wie würde die Welt von dort wohl aussehen?

„Bist du müde?“, fragte Stefan in ihre Gedanken hinein.

„Nein, ich war nur gerade kurz im Universum.“

Stefan lachte leise. „Aber zum Glück hast du ja wieder auf die Erde zurückgefunden.“

Sie saßen noch fast eine Stunde in der milden Luft und lauschten den vielfältigen Geräuschen aus dem Garten, bevor sie zu Bett gingen. Julia konnte sich nur schwer der romantischen Atmosphäre entziehen.

„Eine Nacht wie im Süden“, meinte sie träumerisch. „Wenn ich die Augen schließe, kommt es mir vor, als säßen wir am Mittelmeer.“

Schließlich stand sie auf und folgte Stefan, der schon mit den leeren Gläsern ins Haus gegangen war. Morgen war ein normaler Arbeitstag. Und sie musste wieder früh aufstehen, damit Juju und Chris pünktlich in die Schule kamen.

Um Marc und Dani brauchte sie sich zum Glück nicht mehr zu kümmern. Die Zwillinge, die Medizin und Biologie studierten, waren selbst verantwortlich für ihren Zeitplan.

***

Nachdem er seinen Wagen vor der Garage geparkt hatte, ohne hineinzufahren, ging Marcel langsam auf die Eingangstür zu. Er ließ sich Zeit, das Haus zu betreten. Drinnen wartete ja keine Seele auf ihn.

Obwohl er sich inzwischen daran gewöhnt haben sollte, fiel ihm das Heimkommen immer noch schwer. Manchmal glaubte er noch, Ninas Lachen zu hören. Aber das war natürlich Einbildung. Vor drei Jahren war sie bei diesem furchtbaren Unfall ums Leben gekommen.