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Drei Männer. Drei Tierseelen. Eine Wahrheit: Wahre Gefährten finden einander – gegen alle Regeln der Welt.
In dieser sinnlich-magischen Sammlung vereinen sich drei romantische Fantasygeschichten voller Leidenschaft, innerer Zerrissenheit und tierischer Instinkte. Ob Robbe, Orang Utan oder Wolf – jeder Gestaltwandler kämpft mit seinem Schicksal, seiner Herkunft und dem Verlangen nach dem Einen, der ihn vollständig macht.
Drei Geschichten, drei Wege zur wahren Liebe:
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Beau – Zwischen zwei Alphas
Kapitel 1 – Zwei Wölfe, ein Rudel
Kapitel 2 – Der Duft des Meeres
Kapitel 3 – Knurren unter der Haut
Kapitel 4 – Wärme zwischen Kälte
Kapitel 5 – Wenn ein Blick verbrennt
Kapitel 6 – Drei Herzen, ein Instinkt
Kapitel 7 – Der Biss der Wahrheit
Kapitel 8 – Unter der Haut, über dem Herz
Kapitel 9 – Wer wir sein könnten
Kapitel 10 – Die Wahl des Rudels
Epilog – Wenn das Fell sich legt
Bis du mich wieder liebst
Kapitel 1 – Das Gefährtenband
Kapitel 2 – Wenn Erinnerung stirbt
Kapitel 3 – Ein Fremder im eigenen Zuhause
Kapitel 4 – Instinkt vs. Verstand
Kapitel 5 – Berührungen aus der Vergangenheit
Kapitel 6 – Das Herz erinnert sich
Kapitel 7 – Schmerz und Nähe
Kapitel 8 – Das Echo der Liebe
Kapitel 9 – Entscheidung unter dem Sternenzelt
Kapitel 10 – Wenn zwei Seelen sich wiederfinden
Epilog
Gebissen – Für immer dein
Kapitel 1 – Der Duft der Wahrheit
Kapitel 2 – Käfig aus Nähe
Kapitel 3 – Wenn du nicht willst
Kapitel 4 – Zwischen Pelz und Haut
Kapitel 5 – Deine Entscheidung, mein Biss
Kapitel 6 – Gefährten im Schmerz
Kapitel 7 – Gebrochene Schwänze, gebrochene Schwüre
Kapitel 8 – Im Schatten meiner Liebe
Kapitel 9 – Wenn du mich bändigst
Kapitel 10 – Unser Instinkt, unser Gesetz
Epilog – Zwei Atemzüge, ein Leben
Zwei Alphas. Ein Rudel. Und ein schüchterner Robbenwandler, der alles verändert.
Hudson und Tyler sind unzertrennlich – beste Freunde, geborene Kämpfer, Anführer ihres Rudels. Doch als Beau auftaucht, scheu, verletzt und geheimnisvoll wie das Meer, beginnt ihr Band zu bröckeln. Beide spüren etwas in seiner Nähe, das mehr ist als bloßes Verlangen. Etwas, das Besitzansprüche weckt. Und Eifersucht.
Beau, der sein Leben lang gelernt hat, sich klein zu machen, gerät zwischen zwei Welten – und zwei Wölfe, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Hitze unter der Haut auflodert und Grenzen verschwimmen, stellt sich eine Frage, die alles entscheidet:
Kann Liebe ein Rudel retten, das an sich selbst zu zerreißen droht?
Ein gefühlvoller, knisternder Gay Fantasy Romance Roman über Macht, Begehren und die Stärke, sich zwischen Instinkt und Herz zu entscheiden.
Der Himmel war wolkenverhangen, ein träger, bleigrauer Mantel, der sich schwer über das weite Land legte, das sich zwischen dunklen Kiefern und feuchten Lichtungen spannte wie ein zu lange gespanntes Seil, das jeden Moment zu reißen drohte. Hudson spürte es in den Knochen – diese Unruhe, dieses leise Zittern unter der Haut, das nichts mit dem bevorstehenden Sturm zu tun hatte und alles mit dem zu tun hatte, was unausgesprochen zwischen ihnen lag. Seit Tagen. Vielleicht seit Wochen. Vielleicht schon länger, ohne dass er es bemerkt hatte.
Tyler war irgendwo da draußen. Er war immer irgendwo, wenn Hudson ihn suchte, und nie ganz da, wenn Hudson ihn brauchte. Ein Fluch und ein Versprechen in einem. Ihr Band war alt, gewachsen zwischen Blutschweiß, wilden Nächten, Kämpfen im Rudel und einem Dutzend geplatzter Lippen. Es war unzerbrechlich. Zumindest hatte Hudson das immer geglaubt.
Und doch war da jetzt etwas anderes.
Etwas, das zwischen ihnen stand wie ein unsichtbarer Dritter.
Hudson kniete sich hin, berührte mit zwei Fingern die feuchte Erde, roch an ihr, prüfte die Tiefe der Abdrücke, die sich durch das Dickicht zogen. Keine Spur eines Fremden. Nur Tylers Geruch, vertraut bis ins Mark – herbe Wildnis, Schweiß, ein Hauch Zedernholz. Und doch … war da dieser Stich. Dieses Unwohlsein, das durch ihn kroch wie kalter Rauch.
„Du schleichst durch mein Revier, als wäre es deins“, kam Tylers Stimme plötzlich von oben, und Hudson hob den Blick, ohne zu erschrecken.
Er stand auf einem der tiefer hängenden Äste einer knorrigen Eiche, das Gleichgewicht so selbstverständlich in seinem Körper verankert, als wäre er selbst Teil des Baumes. Die Arme locker, das dunkle Shirt eng an den muskulösen Oberkörper geschmiegt, die Beine in zerschlissener Jeans, die den Blick auf kräftige Oberschenkel freigab. Und sein Gesicht – dieses verfluchte, unausweichliche Gesicht – war halb verschattet, halb spöttisch, mit dem Anflug eines Grinsens auf den Lippen, das Hudson früher zum Lachen gebracht hätte. Jetzt brachte es nur ein flackerndes Brennen hinter seine Augen.
„Ich rieche dich schon, bevor du überhaupt denkst, dass du mich überraschen kannst“, antwortete Hudson trocken, stand auf, richtete sich zu seiner vollen Größe auf – auch wenn er wusste, dass sie sich in dieser Hinsicht nichts nahmen. Gleich groß, gleich stark. Unterschiedlich nur im Ausdruck. Hudson war der, der sich zurückhielt, bis er explodierte. Tyler war der, der lachte, wenn es brannte.
„Vielleicht will ich ja gar nicht mehr, dass du mich riechst“, sagte Tyler, sprang vom Ast, landete leise im feuchten Moos, nur eine Armlänge entfernt. Sein Blick war direkter als sonst. „Vielleicht will ich, dass du was anderes siehst. Etwas, das du nicht riechen kannst.“
Hudsons Kehle verengte sich. „Was soll das heißen?“
Tyler zuckte mit den Schultern. „Nichts. Oder alles. Keine Ahnung. Vielleicht sollten wir uns mal wieder prügeln, dann hörst du auf, so viel zu denken.“
Hudson schnaubte, aber es klang nicht wie Lachen. „Und du hörst auf, so viel zu provozieren?“
„Gibt keinen Spaß, wenn’s keiner merkt“, grinste Tyler. Dann trat er ein Stück näher. Nur ein Hauch. Aber genug, dass Hudsons Körper reagierte, wie er nicht sollte. Die Luft zwischen ihnen knisterte wie trockenes Laub unter einem Feuerfunken. Und wieder war da dieser Schatten in seinem Blick, der nicht Wut war, nicht Begierde – sondern beides, verdammt noch mal.
„Irgendwas ist anders“, sagte Hudson leise. „Seit Wochen. Du meidest mich. Und wenn du es nicht tust, suchst du Streit.“
„Ich meide dich nicht“, sagte Tyler schnell. „Ich … beobachte nur. Vielleicht versuch ich zu verstehen, was mit dir nicht stimmt.“
„Mit mir?“ Hudson lachte kurz auf, hart und ungläubig. „Ich war nicht derjenige, der sich zurückgezogen hat. Ich war nicht der, der plötzlich Abstand braucht, obwohl wir seit Jahren in einem Bett schlafen können, ohne dass es seltsam ist.“
„Ist es das?“ Tylers Stimme war leiser jetzt. Heiser fast. „Seltsam?“
Hudson blinzelte. „Nein“, log er. „Natürlich nicht.“
Tyler nickte. Ein einziges, langsames Nicken, das mehr sagte als Worte. „Okay.“
Dann sagte keiner von beiden etwas. Der Regen setzte ein – sanft zuerst, dann kräftiger. Tropfen perlten über ihre Schultern, durchdrangen Stoff, kühlten aufgeheizte Haut. Der Wald duftete intensiver, nasser, lebendiger. Hudson atmete tief durch.
Er wollte irgendetwas sagen, etwas, das das Eis brach oder das Feuer, das zwischen ihnen loderte, endgültig auslöschte. Aber genau in diesem Moment – als seine Lippen sich schon öffneten – hörten sie es.
Ein Laut. Fremd. Nicht Tier, nicht Wind.
Ein leises, kehliges Geräusch – fast wie ein Laut aus tiefer Kehle, wie ein Keuchen. Dann ein Platschen. Noch eins.
Und plötzlich war da dieser Geruch. Salz. Und etwas anderes. Haut. Mensch. Gestaltwandler. Fremd.
Sie sahen sich an – nur einen Herzschlag lang – dann rannten sie los.
***
Tyler lief knapp voraus, wie immer, wenn es darum ging, instinktiv der Gefahr entgegenzujagen, ohne Rücksicht auf Hindernisse oder mögliche Fallen, die der Wald bereithielt. Hudson folgte, sein Blick wach, sein Körper geschmeidig in der Bewegung, bereit zu reagieren – nicht nur auf das, was vor ihnen lag, sondern auf das, was hinter Tylers Schultern verborgen war: Gedanken, die nicht gesprochen wurden, Wünsche, die sich wie feine Krallen in sein Innerstes gruben.
Sie erreichten den Fluss nach wenigen Minuten. Die Stelle war bekannt – ein breiter, langsamer Abschnitt mit glitschigen Steinen und umgestürzten Bäumen, von Farnen überwuchert und mit Spuren von Wild versehen. Doch heute war keine Bewegung zu sehen. Kein Laut. Nur der Regen, der auf die Wasseroberfläche tropfte und das Flussufer in silberne Ringe tauchte.
Tyler kniete sich hin, prüfte Spuren. Hudson tat es ihm gleich. Ihre Schultern berührten sich flüchtig, doch der Stromstoß, der durch Hudson fuhr, war alles andere als flüchtig. Er biss die Zähne zusammen, zwang sich zur Konzentration.
„Da war jemand“, murmelte Tyler. „Frisch.“
Hudson nickte. „Aber keiner von uns. Kein Rudelgeruch. Und kein Tier.“
Sie verharrten. Lauschten. Nichts. Vielleicht hatte sich der Wind mit ihnen einen Scherz erlaubt. Vielleicht war das Geräusch vorhin nur ein Ast gewesen. Vielleicht. Vielleicht.
Hudson richtete sich auf, streckte die Schultern, schüttelte den Regen aus den Haaren. Tyler blieb noch einen Moment hocken, dann stand auch er auf – langsamer, mit diesem prüfenden Blick, der Hudson seit Tagen in den Wahnsinn trieb.
„Vielleicht war’s nur der Wind“, sagte Hudson leise.
Tyler sah ihn an. „Oder dein schlechtes Gewissen.“
Hudson blinzelte. „Wofür?“
„Dass du dich zurückziehst. Nicht mit den anderen geredet. Und schon gar nicht mit mir.“
Hudson verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich zieh mich nicht zurück. Ich… versuche nur, rauszufinden, was genau sich verändert hat.“
„Vielleicht hast du dich verändert.“
„Und du nicht?“ Hudson trat einen Schritt näher. „Du schaust mich an, als würdest du dich mit mir messen. Nicht nur körperlich. Als wolltest du wissen, ob du stärker bist. Schneller. Härter.“
Tylers Augen funkelten auf. „Bin ich das etwa nicht?“
Hudson lachte. „Du warst es nie.“
Ein Zucken lief über Tylers Kiefer. Seine Hände ballten sich, entspannten sich wieder. Für einen Moment stand er einfach nur da – der Regen tropfte ihm von der Nasenspitze, seine Kleidung klebte an ihm, und doch wirkte er, als könnte nichts ihn aus dem Gleichgewicht bringen. Dann trat er vor.
„Vielleicht will ich gar nicht stärker sein“, sagte er leise, und da war etwas in seiner Stimme, das Hudson bis ins Mark traf. „Vielleicht will ich nur, dass du endlich zugibst, dass da was ist.“
Hudson wollte etwas sagen. Doch seine Kehle war trocken. Seine Gedanken zu laut. Zu unklar. Also schwieg er.
Tyler sah ihn einen Moment lang an, als würde er abwägen, ob sich das Warten noch lohnte. Dann drehte er sich um.
„Komm“, sagte er. „Die anderen warten auf uns.“
Hudson blieb einen Sekundenbruchteil zu lange stehen, dann folgte er.
***
Die Lichtung lag wie ein lebendiger Kreis im Wald, umrundet von Bäumen, die über die Jahre Zeugen geworden waren von Riten, Kämpfen und Entscheidungen, die das Rudel geprägt hatten. Nasses Moos dämpfte die Schritte, der Rauch von glimmender Glut stieg aus einer halb verbrannten Feuerschale, und die Stimmen der Wartenden hallten leise zwischen den Stämmen, gedämpft vom Regen, der in trägen Tropfen durch das Blätterdach perlte.
Hudson betrat den Rand der Versammlung, gefolgt von Tyler, der wie immer einen Schritt langsamer war, aber niemals weniger präsent. Einige Köpfe wandten sich ihnen zu. Die Blicke waren kurz, aber nicht bedeutungslos. Wer mit Alphas lebte, lernte, zwischen den Zeilen zu lesen – und zwischen Blicken.
Ben war der Erste, der aufstand. Groß, kräftig, mit einem Bartschatten, der dunkler wirkte als sein Sinn für Humor. Er war Hudsons Beta, sein ältester Vertrauter – und einer der wenigen, der sich erlaubte, mit einem Seitenblick mehr zu sagen als mit Worten.
„Na, habt ihr den Nebel vertrieben oder euch wieder gegenseitig zerfleischt?“ fragte er trocken und reichte Hudson eine Thermoskanne, in der es dampfte.
Hudson trank einen Schluck. „Weder noch.“
„Schade“, sagte Ben, „für beides hätte ich gewettet.“
Tyler ließ sich auf einen umgefallenen Stamm fallen, streckte die Beine aus und warf den Kopf in den Nacken. „Irgendwas an diesem Wetter bringt die Leute zum Übertreiben.“
„Oder an dir“, murmelte jemand, und Hudson erkannte sofort die Stimme – scharf, jung, unausgegoren.
Devon.
Er war einer der jüngeren Wandler im Rudel, erst vor zwei Jahren aufgenommen, ungeduldig, ehrgeizig, voller Testosteron und mit einer Art von Respekt, die nur solange reichte, wie niemand seine Grenzen betrat.
Tyler hob den Kopf. „Hast du ein Problem, Devon?“
„Kommt drauf an“, sagte der, stand auf, langsam, theatralisch, und ging ein paar Schritte auf die Mitte der Lichtung zu. „Wenn du mich fragst, warum das Rudel in letzter Zeit angespannt ist – vielleicht liegt es daran, dass sich unsere Alphas gegenseitig an die Kehle gehen. Oder an die Kehlen anderer.“
Ein kollektives Innehalten.
Hudson spürte, wie sich seine Kiefer anspannten. Nicht, weil Devon Unrecht hatte – sondern weil er so verdammt laut sagte, was alle dachten, aber keiner wagte auszusprechen.
Tyler stand ebenfalls auf. Langsam. Bedrohlich ruhig.
„Willst du dich messen?“ fragte er.
Devon zuckte mit den Schultern. „Vielleicht will ich nur wissen, wer von euch beiden überhaupt noch Alpha genug ist, um uns zu führen.“
Und da war es. Der Bruch. Der Moment, der alles hätte kippen lassen können. Tyler machte einen Schritt nach vorn. Hudson ebenso. Für einen winzigen Augenblick standen sie beide vor Devon – nebeneinander. Gemeinsam. Und gleichzeitig Welten entfernt.
„Du vergisst, wo dein Platz ist“, sagte Hudson ruhig.
„Oder ihr habt vergessen, wie viele Augen euch beobachten“, erwiderte Devon.
Tyler knurrte leise. Hudson spürte es in den Knochen. Kein Laut – ein Beben. Ein Flackern des Wolfes unter der Haut.
Doch dann – ganz unerwartet – trat Hudson einen Schritt zurück. Nur einen. Aber genug.
„Es wird keinen Kampf geben“, sagte er, mit dieser Stimme, die nicht laut sein musste, um alles still zu machen. „Nicht heute. Und nicht wegen verletztem Stolz.“
Tyler sah ihn an. Länger, als nötig war. Dann – zu Hudsons Überraschung – trat auch er zurück, hob die Hände. „Wie du willst.“
Devon grinste. Arrogant. Jung. Dumm.
Hudson bemerkte, dass Tylers Hände zitterten. Nur leicht. Nur für ihn sichtbar.
Ben räusperte sich. „Na dann. Wenn wir wieder alle Freunde sind … vielleicht sagt uns einer von euch, ob’s neue Spuren gab?“
Hudson atmete tief ein. „Jemand war am Fluss. Nicht von uns. Kein Tier. Aber auch kein klares Zeichen.“
„Vielleicht nur ein Wanderer.“ Ben sah ihn prüfend an. „Oder ein Test.“
Tyler lachte leise. „Oder das Schicksal. Wer weiß das schon.“
Keiner antwortete.
Doch in diesem Moment – ohne dass sie es wussten – setzte sich etwas in Bewegung. Etwas, das größer war als Ehre, größer als Stolz, größer als das Rudel. Etwas, das sich bereits auf sie zubewegte. Mit der Sanftheit eines fallenden Tropfens. Und der Wucht einer Entscheidung, die niemand von ihnen allein treffen würde.
***
Die Lichtung lag längst wieder hinter ihnen, als Hudson und Tyler den schmalen Pfad entlanggingen, der sich wie ein verwittertes Versprechen durch den moosbewachsenen Hang wand. Regen tropfte in regelmäßigen Abständen von den Ästen über ihren Köpfen, und obwohl sie kein Wort miteinander wechselten, war das Schweigen zwischen ihnen nicht leer, sondern bis zum Rand gefüllt – mit allem, was sie nicht gesagt hatten.
Sie gingen nebeneinander, ohne sich zu berühren, aber jeder Schritt war wie ein Echo auf den anderen abgestimmt. Ihre Körper kannten diesen Rhythmus, diese Abstände, diese unausgesprochene Nähe, die nicht mehr bloß funktional war – nicht mehr nur aus Brüderlichkeit oder Instinkt entstanden. Es war mehr.
Und das wussten sie beide.
Erst als sie die alte Blockhütte erreichten, die am Rand des Reviers stand wie ein stiller Wächter vergangener Nächte, blieb Tyler stehen. Sein Blick glitt über das Holz, über das Dach, das leicht eingesunken war, über die Fensterscheiben, in denen sich der graue Nachmittag spiegelte.
„Weißt du noch“, sagte er, ohne Hudson anzusehen, „wie wir uns hier das erste Mal verwandelt haben?“
Hudson nickte langsam. „Ich hab’s zwei Stunden nicht rückgängig machen können.“
„Und ich hatte so Angst, dass ich dich beißen könnte, dass ich mich im Wald versteckt hab.“ Tyler lachte leise. „Du hast mich drei Stunden lang gesucht.“
„Und gefunden.“
„Natürlich.“ Er wandte sich zu ihm. „Du findest mich immer.“
Für einen Moment standen sie einfach nur da, im Regen, vor der Vergangenheit, in der das Leben einfacher war. Als es noch keine Blicke gab, die zu lang waren. Keine Nähe, die zu viel bedeutete.
Tyler öffnete die Tür, trat ein, und Hudson folgte ihm.
Innen war es kühl, aber trocken. Der vertraute Geruch von Holz, Rauch und altem Leder lag in der Luft. Hudson zog die Jacke aus, warf sie über einen Stuhl, schüttelte sich kurz wie ein nasser Hund. Tyler warf ihm ein Handtuch zu, das er aus einer alten Truhe gezogen hatte.
„Danke“, murmelte Hudson, fing es auf. Ihre Fingerspitzen berührten sich – nur einen Atemzug lang, nur flüchtig. Und doch blieb die Hitze davon in seiner Haut wie eingebrannt.
Tyler stand jetzt direkt vor ihm. Und diesmal wich er nicht zurück.
„Warum hast du ihn gedeckt?“ fragte er plötzlich, die Stimme ruhig, aber gespannt. „Devon. Auf der Lichtung.“
Hudson schüttelte langsam den Kopf. „Ich hab ihn nicht gedeckt. Ich hab uns beide beschützt.“
„Wovor?“
„Vor dem, was passiert wäre, wenn wir uns vor allen anderen aufgerissen hätten.“
„Vielleicht hätte es endlich Klarheit geschaffen.“
„Oder uns das Rudel gekostet.“
Tyler trat noch einen Schritt näher. Jetzt war da keine Lücke mehr zwischen ihnen. Nur Körperwärme. Atem. Und das unkontrollierbare Zittern von etwas, das sich zu lange zurückgehalten hatte.
„Und was kostet es dich, jeden verdammten Tag so zu tun, als wäre da nichts?“ fragte Tyler leise.
Hudson schluckte. Seine Stimme war kaum hörbar, als er antwortete: „Alles.“
Ein Zittern lief über Tylers Lippen, als hätte er die Antwort nicht erwartet. Oder sie sich gewünscht – aber nicht in diesem Ton.
Dann hob er die Hand. Zögernd. Als würde er etwas streicheln wollen, das ebenso leicht beißt wie flieht. Seine Fingerspitzen berührten Hudsons Brustbein, wanderten höher, über das T-Shirt, das längst durchnässt war.
„Ich weiß nicht, was das ist“, flüsterte Tyler. „Aber ich weiß, dass es nicht einfach weggeht.“
Hudson schloss die Augen. „Ich will nicht, dass du gehst.“
„Dann halt mich auf.“
Stille.
Und dann – ganz langsam – beugte sich Tyler vor. Seine Stirn berührte Hudsons. Ihre Nasen streiften sich. Kein Kuss. Noch nicht. Nur das Zittern zweier Körper, die sich jahrelang in derselben Welt bewegt hatten, ohne wirklich zu berühren, was zwischen ihnen lag.
Hudsons Hände fanden Tylers Hüften, zogen ihn näher. Ihre Körper pressten sich aneinander. Kein Spiel mehr. Kein Spaß. Kein Rudel.
Nur sie. Und das, was sich wie ein Beben durch ihre Adern fraß.
„Wenn ich dich küsse“, sagte Tyler rau, „gibt’s kein Zurück.“
Hudson antwortete nicht.
Er küsste ihn.
***
Der Kuss war kein sanfter Anfang. Kein zaghaftes Tasten, kein vorsichtiges Erspüren von Möglichkeiten. Es war ein Sturz – roh, intensiv, lange aufgeschoben, mit einer Dringlichkeit, die sich nicht mehr aufhalten ließ. Hudson packte Tylers Shirt, zog ihn dichter an sich, während ihre Münder aufeinanderprallten, heiß, fordernd, hungrig nach etwas, das sie nie benannt, aber immer gespürt hatten.
Tyler antwortete mit der gleichen Wildheit, seine Hände vergruben sich in Hudsons Nacken, krallten sich in die nassen Haarsträhnen, als wollte er sicherstellen, dass dies kein Traum war – kein Trugbild einer zu langen, einsamen Nacht.
Ihre Körper rieben sich aneinander, hart, heiß, durchtränkt von Regen und Anspannung. Hudson spürte Tylers Erektion gegen seine Hüfte drücken, spürte die eigene Härte pulsieren, gespiegelt in dem Keuchen, das sich zwischen ihren Lippen verfing. Er stieß ihn gegen die Wand der Hütte, das Holz ächzte unter dem Aufprall, doch keiner von beiden zuckte zurück.
„Verdammt, Hudson …“, stöhnte Tyler, als Hudson an seinem Hals saugte, ihn mit Zähnen markierte, ohne Rücksicht, ohne Zurückhaltung.
„Sag, wenn ich aufhören soll“, flüsterte Hudson heiser gegen seine Haut.
„Wenn du jetzt aufhörst, bring ich dich um.“
Hudson lachte rau, dann schob er Tylers Shirt nach oben, entblößte die durchtrainierte Brust, bedeckte sie mit Lippen und Zunge, bis Tyler den Kopf gegen die Wand warf und keuchte, als würde er jeden Moment die Kontrolle verlieren.
„Du machst mich wahnsinnig“, presste Tyler hervor, während er Hudsons Hose öffnete, die durchnässten Stoffe zur Seite schob und Haut entblößte, heiß und bereit. „Schon seit Monaten.“
„Dann mach was draus“, zischte Hudson, hob Tyler an, ließ ihn die Beine um seine Hüften schlingen, trug ihn zum Tisch in der Mitte der Hütte, ließ ihn dort auf dem Rücken landen, während der Regen draußen wie Applaus gegen das Dach prasselte.
Tyler lachte auf – atemlos, verwirrt, erregt – dann zog er Hudson über sich, streifte ihm das Shirt vom Körper, tastete sich über dessen Rücken, Schultern, Flanken. „Du bist so verdammt echt“, flüsterte er. „Ich hab dich immer angesehen, aber nie … so.“
Hudson küsste ihn wieder, tiefer, verlangender, bis Worte keinen Platz mehr fanden. Hosen wurden ausgezogen, ihre Körper rieben sich aneinander, Haut auf Haut, Schweiß mischte sich mit Regen, ihre Bewegungen wurden rhythmischer, heftiger, getrieben von dem, was sich all die Jahre zwischen ihnen aufgestaut hatte.
Tyler stöhnte auf, als Hudson sich über ihn beugte, ihn nahm – nicht hart, nicht brutal, sondern fordernd, unmissverständlich, als würde er damit ein altes Recht einfordern, das längst überfällig war. Ihre Körper bewegten sich im Einklang, ein Tier in zwei Hälften, das sich endlich wiederfand.
„Hudson“, keuchte Tyler, seine Fingernägel krallten sich in dessen Rücken, hinterließen Spuren, „gib mir alles.“
„Ich kann nicht anders.“
Ihre Körper zuckten, bebten, fanden den Höhepunkt fast gleichzeitig, wie zwei Wölfe, die sich in der Nacht verloren hatten und nun in einem einzigen Schrei wieder zueinander fanden. Es war roh. Wahr. Vollkommen.
Doch dann – als ihre Atemzüge sich langsam beruhigten, als der Nebel zwischen Lust und Klarheit wich – blieb nur Stille. Kein triumphierendes Lächeln. Kein erleichtertes Lachen. Nur zwei Männer, nackt, verschwitzter als der Regen erlauben konnte, und mit Blicken, die mehr Fragen enthielten als Antworten.
Tyler senkte den Blick. „Und jetzt?“
Hudson fuhr sich über das Gesicht, stand langsam auf, drehte sich weg. Die Luft in der Hütte war stickig, obwohl es draußen kühl war. Sein Herz schlug noch immer wie wild.
„Ich weiß es nicht“, sagte er.
„Dann sag wenigstens, dass es dir nicht leid tut.“
Hudson drehte sich zu ihm um, nackt, verletzlich, nicht durch seinen Körper, sondern durch seinen Blick. „Es tut mir nicht leid“, sagte er.
Tyler nickte langsam. „Gut.“
Er zog sich schweigend wieder an, Hudson tat es ihm gleich. Der Regen draußen hatte aufgehört, aber das Tropfen blieb – als Echo.