Kolibriblut - Chris S. Enibas - E-Book

Kolibriblut E-Book

Chris S. Enibas

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Beschreibung


Der gefürchtete Grizzly-Gestaltwandler Damian ist Alpha eines mächtigen Rudels – kalt, unbesiegbar und von seinen Gegnern ebenso gefürchtet wie von seinen Anhängern respektiert. Doch er hat eine verborgene Schwäche: eine heftige Allergie gegen gewöhnliche Hauskatzen. Als er bei einer Rettungsaktion einen gefangenen Schwarm Gestaltwandler befreit, trifft ihn das Schicksal mit brutaler Wucht – denn unter ihnen befindet sich sein wahrer Gefährte: Josiah, ein scheuer, zerbrechlich wirkender Kolibri-Wandler mit sanftem Herzen und einem unerschütterlichen Ziel.

Josiah überlebte seine Gefangenschaft nur durch die Hoffnung, seine beiden geliebten Hauskatzen Gizmo und Sunshine wiederzufinden – die einzigen Seelen, die ihm je Familie waren. Doch Damian tobt vor Eifersucht, weil Josiahs Gedanken nicht ihm gehören. Zwischen der unkontrollierbaren Sehnsucht des Alphas und der verzweifelten Suche des Kolibris entbrennt ein emotionaler wie körperlicher Kampf voller Leidenschaft, Schmerz und tierischer Begierde.

Ein gefährliches Spiel beginnt – zwischen Nähe und Distanz, Kontrolle und Vertrauen, Dominanz und Hingabe. Doch was geschieht, wenn ein Bär für einen Kolibri zu fliegen lernt?
 

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Chris S. Enibas

Kolibriblut

UUID: 3ccb8589-807c-469c-ac39-febc24c35f00
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Kalte Pranken

Kapitel 2 – Hauch aus Federn

Kapitel 3 – Der Duft der Gefahr

Kapitel 4 – Blutige Spur

Kapitel 5 – Herz im Käfig

Kapitel 6 – Revier der Narben

Kapitel 7 – Wenn Kolibris schreien

Kapitel 8 – Atem aus Licht

Kapitel 9 – Wild und zahm

Kapitel 10 – Wenn Bären fliegen

Epilog

landmarks

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Buchanfang

Kapitel 1 – Kalte Pranken

Der Morgen hatte früh begonnen, grau und von einem Frost durchzogen, der selbst die Luft gefrieren ließ, ehe sie über die Berge kroch. Damian liebte solche Tage – jene, an denen selbst der Himmel schien, als müsse er sich vor ihm ducken. Das Revier war still, nur das Knacken von gefrorenem Boden unter schweren Stiefeln begleitete ihn und den Trupp, der ihm in ehrfürchtigem Abstand folgte. Nichts in dieser Stille wagte sich, ungebeten zu atmen, wenn der Alpha unterwegs war.

Er war das Herz seines Rudels, aber auch seine härteste Prüfung. Damian McRael war nicht dafür bekannt, Nachsicht zu zeigen. Wer in seinem Gebiet lebte, wusste, dass Ordnung kein Vorschlag war, sondern ein unerschütterliches Gesetz, das in seinem Blick geschrieben stand. Und heute, da der Wind den Geruch von Metall und kaltem Diesel trug, wusste er, dass dieses Gesetz gleich auf die Probe gestellt werden würde.

„ Da vorne“, murmelte Cailan, sein Beta, während er die schmale Straße entlang deutete, die zwischen Felsen und Birken hindurchführte. „Da steht er.“

Damian brauchte nicht zu fragen, was gemeint war. Er roch es längst. Menschen. Angst. Und etwas, das darunter vibrierte – das Echo von Panik, wie der Nachgeschmack von Blut auf Zähnen. Der Alpha blieb stehen, hob den Kopf leicht und schloss die Augen. Seine Sinne tasteten über die Umgebung wie Krallen über Glas. Drei Menschen. Zwei Motoren, einer noch warm. Und… er knurrte leise. Noch etwas anderes. Etwas, das wie Leben roch – aber nicht frei, nicht wild, nicht stolz. Gebrochen.

„ Sichert den Bereich“, befahl er ruhig. Seine Stimme klang immer kontrolliert, selbst wenn sich in seinem Inneren bereits etwas regte – dieses dumpfe Grollen, das die Stille füllte, bevor das Chaos losbrach.

Seine Männer schwärmten aus, lautlos, trainiert. Damian folgte langsamer, schwer, jede Bewegung von jener unerbittlichen Kraft durchzogen, die ihn zu dem machte, was er war. Ein Grizzly. Der Grizzly. Unbesiegbar, unerbittlich, unnahbar.

Der Transporter stand halb versteckt zwischen Bäumen, die Rückseite gegen einen Hang gedrückt, als wollte er sich tarnen. Doch der Geruch war zu stark, um verborgen zu bleiben. Blut. Eisen. Angstschweiß.

Jarven, der Spurenleser, hob die Hand, als Damian sich näherte. „Keine Falle“, sagte er leise. „Aber da ist Bewegung. Innen.“

Damian nickte nur. Ein stilles Zeichen, und sein Vollstrecker trat vor – ein Hüne von einem Mann mit Schultern wie Fels, der mit einer einzigen Bewegung das Vorhängeschloss der Transportertür brach. Das Geräusch des reißenden Metalls hallte über die Lichtung wie ein Schuss. Einen Herzschlag später lag Stille in der Luft. Und dann – das Wimmern.

Nicht laut. Nicht menschlich. Eine Mischung aus ersticktem Keuchen und unterdrücktem Flattern. Damian roch das Salz von Tränen, das schwache Schlagen kleiner Herzen, den Gestank von Angst, der sich an jede Oberfläche geklammert hatte.

Er trat vor. Ein Schatten im Halbdunkel des Transporters, riesig, schwer, mit Blicken, die brannten. Und dann sah er sie.

Käfige.

Sechs an der Zahl, grob zusammengeschweißt, mit rostigen Riegeln und zu wenig Raum, um zu atmen. In jedem: Leben, zusammengekauert, schmutzig, entkräftet. Ein junger Fuchs, dessen Fell an den Rändern verbrannt war. Eine Wandlerin, vermutlich Hyäne, bewusstlos. Und am Ende der Reihe – so klein, dass Damian ihn im ersten Moment übersehen hätte – lag etwas, das nicht in diese Dunkelheit gehörte.

Er trat näher.

Ein Körper, kaum mehr als eine Silhouette, zitternd, blutverschmiert, aber anders. Feiner. Sanfter. Eine Wärme, die selbst durch das Metall zu spüren war. Und als Damian sich über den Käfig beugte, hob sich der Kopf des Gefangenen.

Zwei Augen blickten ihn an – groß, schimmernd, voller gebrochener Klarheit, als gehörten sie in eine andere Welt.

Damian hielt den Atem an.

Das war kein gewöhnlicher Wandler. Zu klein für einen Wolf, zu zart für einen Vogel großer Art. Die Knochen unter der Haut wirkten beinahe durchsichtig, die Lippen aufgeplatzt, aber das Gesicht – das Gesicht war schön, auf eine Art, die fast unwirklich schien. Und dann sah er es. Am Nacken, kaum sichtbar unter getrocknetem Blut, schimmerte etwas wie schillerndes Gefieder.

Ein Kolibri.

Verdammt.

Er starrte ihn an, unfähig, den Blick zu lösen, während sich in seiner Brust etwas zusammenzog, das er seit Jahren verflucht hatte. Es begann tief in ihm, dort, wo der Bär schlief – ein dumpfer, schwerer Schlag, als rufe jemand in einer uralten Sprache seinen Namen. Sein Herz schlug schneller, der Atem wurde enger, und für einen flüchtigen Moment glaubte Damian, dass die Welt stillstand.

Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht dieser.

Er zwang sich, den Blick zu lösen, doch der Kolibri bewegte sich. Nur ein kleines, verzweifeltes Zittern, als wollte er sich noch tiefer in den Käfig pressen. Und trotzdem spürte Damian, dass zwischen ihnen etwas schwang – ein unsichtbares Band, gespannt, drohend, unerträglich lebendig.

„ Alpha?“ Cailans Stimme drang durch die Betäubung, rau, vorsichtig. „Was tun wir mit ihnen?“

„ Befreit sie“, sagte Damian tonlos. Doch als einer seiner Männer den letzten Käfig erreichte, den mit dem Kolibri, hielt Damian ihn mit einem einzigen Blick auf.

„ Den nicht.“

Die Worte kamen leiser, dunkler, als er sie selbst beabsichtigt hatte. Cailan zögerte, verstand, nickte knapp und lenkte die anderen ab. Damian wartete, bis sie außer Hörweite waren, dann kniete er sich langsam vor den Käfig.

„ Wie heißt du?“

Seine Stimme war rau, tiefer als sonst, und klang, als spräche er gegen einen Widerstand in sich selbst. Der Kolibri antwortete nicht. Er hob nur die Augen, suchte kurz seinen Blick – und wich sofort wieder aus. Eine Geste, die mehr sagte als tausend Worte. Unterwerfung, Angst, Überlebenstrieb.

Damian legte eine Hand an den Riegel. Der Kolibri zuckte, presste sich zurück, und ein leises Wimmern entwich seiner Kehle. Das Geräusch war kaum hörbar, doch es schnitt Damian tiefer, als ihm lieb war.

„ Ich tue dir nichts“, murmelte er – und war selbst überrascht, wie ehrlich das klang.

Der Riegel sprang. Die Tür öffnete sich.

Und dann traf ihn der Geruch.

Zuerst kaum wahrnehmbar. Ein Hauch von Wärme, von Heu, von etwas Weichem. Doch dann – die vertraute, verhasste Note, die ihm sofort die Luft nahm. Katzen.

Sein Körper reagierte, bevor er verstand. Die Nase begann zu kribbeln, die Haut an den Handgelenken spannte, und ein unerträglicher Juckreiz wanderte über seine Wangen. Er biss die Zähne zusammen, zwang sich, ruhig zu bleiben, während der Geruch sich wie Rauch in seine Lunge legte.

Zwei Tiere. Der eine Geruch mild, weiblich, alt. Der andere schärfer, ungestüm, jung. Und beide klebten an diesem Kolibri, als wären sie Teil seiner Seele.

„ Scheiße“, zischte Damian leise, rieb sich die Nase und blinzelte. Sein Herz raste. Nicht nur wegen der Allergie. Wegen allem.

Der Kolibri, immer noch halb in den Schatten gedrängt, blickte auf, und in diesem Blick lag ein Hauch von Entsetzen – als wüsste er, dass etwas Unumkehrbares zwischen ihnen geschehen war.

„ Wie heißt du?“ wiederholte Damian, diesmal härter.

„ Jo… Josiah“, kam es kaum hörbar, die Stimme heiser, gebrochen, aber klar.

Der Name legte sich in Damians Kopf wie ein Brennen. Josiah. So zart. So fremd. So falsch in seinem Mund, dass es fast schmerzte.

„ Du bist frei“, sagte er, aber der Kolibri rührte sich nicht.

„ Ich… kann nicht.“ Die Antwort kam zitternd, und sie klang, als würde sie ihn mehr verletzen als jedes Messer. „Meine Beine… sie…“

Damian knurrte leise. Ein Laut, roh, gefährlich, aber nicht gegen ihn gerichtet. Er beugte sich tiefer, griff in den Käfig und zog Josiah vorsichtig hinaus. Der Körper war federleicht, kaum real. Er spürte jede Rippe, jede Erschütterung des Atems. Das Gewicht einer verletzten Seele.

Und trotzdem – als Josiahs Haut die seine berührte, durchzuckte ihn Hitze. Kein Feuer der Begierde, sondern jenes uralte, heilige Feuer, das in jedem wahren Alpha auflodert, wenn das Schicksal ihm den anderen Teil seiner selbst zeigt.

„ Verdammt“, murmelte Damian, mehr zu sich selbst.

Josiah blinzelte, schwach, als suchte er den Sinn in diesem einen Wort. „Warum… hilfst du mir?“

Damian sah ihn an. Länger, als gut war. In seinen Augen glomm etwas, das gefährlich nah an Mitgefühl war. Etwas, das er seit Jahren nicht mehr zugelassen hatte.

„ Weil du mir gehörst“, sagte er schließlich – leise, hart, unausweichlich.

Josiahs Atem stockte, und Damian spürte, dass die Welt in diesem Moment den Kurs änderte. Irgendwo jenseits der Wälder schrie ein Rabe, als hätte er das Echo dieser Wahrheit verstanden.

Hinter ihnen sammelten die Männer die anderen Gefangenen, leiteten sie zu den Fahrzeugen, redeten gedämpft. Niemand wagte, zu stören. Nicht, wenn der Alpha sprach. Nicht, wenn sein Blick sich so verfinsterte.

Damian hob Josiah hoch, ohne ein weiteres Wort. Der Körper in seinen Armen war warm, fast zu leicht. Federn berührten seine Haut, ein Zittern ging durch sie beide, und der Duft – dieser verdammte Duft – ließ ihn erneut blinzeln, doch er hielt ihn fest. Fester, als nötig war.

„ Cailan“, rief er über die Schulter, und der Beta trat sofort heran. „Nimm die anderen ins Lager. Ich bringe… diesen selbst.“

Der Blick, den Cailan ihm zuwarf, war voller unausgesprochener Fragen, doch er nickte nur. Niemand widersprach Damian McRael. Nicht, wenn seine Stimme so klang, als halte er sich gerade mit letzter Willenskraft davon ab, etwas oder jemanden in Stücke zu reißen.

Als sie das Gelände verließen, war die Sonne längst hinter den Bäumen verschwunden. Der Wind hatte sich gedreht, trug den Geruch von Blut und Rauch fort, und zurück blieb nur der Nachhall von Schicksal – und der zarte Schlag winziger Flügel, kaum hörbar, aber unauslöschlich.

Damian blickte auf den Mann in seinen Armen, dessen Wimpern im letzten Licht glitzerten wie feuchte Tautropfen.

Er hasste dieses Gefühl. Er hasste die Schwäche. Er hasste, dass es ihn traf.

Aber tief in seinem Inneren, dort, wo der Grizzly schlief, wusste er längst: Es war zu spät.

Kapitel 2 – Hauch aus Federn

Der Weg ins Revier führte über eine Straße, die kaum diesen Namen verdiente, ein grauer, holpriger Faden, der sich zwischen Felsen und Tannen hindurchzog wie ein Narbenzug durch altgewordenes Fleisch, und in dem gläsernen Nachmittagslicht, das wie wässriger Honig an der Windschutzscheibe klebte, sah Damian von der Seite auf den Mann, der angeschnallt auf dem Beifahrersitz saß und so still war, als trüge er die Stille wie einen Mantel, zu schwer, um ihn abzuwerfen, zu vertraut, um ihn zu vergessen; Josiah blickte nicht hinaus, nicht auf die Berge, nicht auf das Licht, sondern auf seine Hände, die er im Schoß hielt, so als müsste er die genaue Form seiner Finger neu erlernen, und manchmal, in diesen unentschlossenen Atempausen, in denen der Motor nur brummte und die Reifen Kieselstein auf Kieselstein stießen, hob er den Kopf ein wenig, gerade so, dass seine schimmernden Wimpern die Luft berührten, und sah Damian an, nicht fordernd, nicht bittend, bloß wie jemand, der wissen will, ob die Welt, die ihn verschluckt hat, überhaupt Augen besitzt.

„ Es ist nicht weit“, sagte Damian, und seine Stimme füllte den engen Innenraum wie eine zweite Decke; sie klang nicht freundlich, dafür zu schwer, zu rau, doch in diesem Timbre lag ein Versprechen, das er nicht aussprach, vielleicht, weil Versprechen für ihn Dinge waren, die man tat und nicht sagte, vielleicht, weil er selbst es noch nicht verstand, was genau er hier versprach.