Drei Schippen Bosheit - Thomas Reich - E-Book

Drei Schippen Bosheit E-Book

Thomas Reich

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Beschreibung

Eiskalter Humor vom Gefriergrund, frisch serviert!Ist Landarzt Dr. Kind der richtige Mann für das lustige kleine Inzestdorf? Kann eine Live-Aids-Gala in Afrika a zünftige Gaudi sein? Findet der König der Torheit eine Frau? Sollte man Einkaufswagenpredigern trauen? Wird der Drecksack den Erlebnisbauernhof in ein Tierbordell umwandeln? Kriegt es die Firma Gott & Sohn mal wieder gebacken? Und was ist ein geschlechtskranker Feuersalamander?! Was euch erwartetInterview der Zeitschrift Samt & Sonders mit einer BackpfeifeStreifenhörnchenDer Bayernkönig ist schwulDer Li-La-Laune-BärDrei Promille bis MittagElvis & der EinkaufswagenpredigerDie SlumsDas lustige kleine InzestdorfWanderhünenSchnipp und SchnappDer Drecksack im WeltallWorld AidsDes Königs neuer PalastDer König auf BrautschauDie KotzmamsellKäpt'n Armab und die weiße SeekuhDer geschlechtskranke FeuersalamanderAlter SeckelSparmaßnahmenRittmeisterFirma Gott & SohnKommissar Scharfs haarigster FallLeonardo da WichsiIm finsteren MärchenwaldDas deutsche GhettoDer Drecksack auf der AlmZu kurz gekommenAdi's kleine Wochenschau

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Thomas Reich

Drei Schippen Bosheit

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Drei Schippen Bosheit

Drei Schippen Bosheit

 

 

Thomas Reich

Text 2013 © von Thomas Reich

 

Cover © Cover © https://commons.wikimedia.org/wiki/File:'Calvin_and_Hobbes'-style_snowman_2a.JPG

 

Impressum: Thomas Reich

Bachenstr. 14

78054 Villingen-Schwenningen

Über das Buch:

 

Eiskalter Humor vom Gefriergrund, frisch serviert!

 

Ist Landarzt Dr. Kind der richtige Mann für das lustige kleine Inzestdorf? Kann eine Live-Aids-Gala in Afrika a zünftige Gaudi sein? Findet der König der Torheit eine Frau? Sollte man Einkaufswagenpredigern trauen? Wird der Drecksack den Erlebnisbauernhof in ein Tierbordell umwandeln? Kriegt es die Firma Gott & Sohn mal wieder gebacken? Und was ist ein geschlechtskranker Feuersalamander?!

Interview der Zeitschrift Samt & Sonders III

Gespräch mit einer Backpfeife.

Reporter: Aua, was sollte denn das? Wir haben noch nicht einmal angefangen!

Backpfeife: Immer mache ich alles falsch. Dabei wollte ich doch nur Hallo sagen.

Reporter: Nach Art der Backpfeifen, was?

Backpfeife: Verzeihen sie, ich komme aus gutem Hause. Ich habe eine tadellose Erziehung genossen.

Reporter: Was meine nächste Frage wohl beantwortet. Es interessiert mich, ob man einfach so Backpfeife werden kann, oder ob es ein Lehrberuf ist.

Backpfeife: Alter Adel, der von einer Generation auf die Nächste vererbt wird. Ich stamme in direkter Linie von einem Fehdehandschuh ab.

Reporter: Pfeifen sie oder backen sie?

Backpfeife: Wie bitte?

Reporter: Na, irgendwelche besonderen Talente hat doch jeder. Und sie?

Backpfeife: Backen ist Frauenarbeit.

Reporter: Ganz schön sexistische Ansichten für eine Hochwohlgeborenheit.

Backpfeife: Mein Herr, ich wurde von einer Gouvernante großgezogen. Hausarbeit wurde uns nie gelehrt.

Reporter: Und wie sieht es mit Pfeifen aus?

Backpfeife: Aus dem ersten, aus dem zweiten, oder aus dem letzten Loch. Ich beherrsche jede Partitur aus dem Effeff.

Reporter: Haben sie Geschwister?

Backpfeife: Nein, ich war ein Einzelkind.

Reporter: Wohlbehütet, verstehe. Aber hatten sie auch Kontakt zum gemeinen Pöbel?

Backpfeife: Sie ahnen gar nicht, wie einsam so ein altes Herrenhaus sein kann. Meine Eltern eilten von einer Schlägerei zur nächsten, und ich blieb immer allein zuhause. Klar waren wir reich. An der gedeckten Tafel sollten die goldenen Armleuchter nie fehlen.

Reporter: Hatten sie Freunde damals?

Backpfeife: Ach, manchmal schlich ich mich in die ärmeren Viertel, bloß um einen freundlichen Klaps oder einen Nasenstüber zu hören! Dabei freundete ich mich mit einer Watschen an.

Reporter: Wie reagierten ihre Eltern darauf?

(bitteres Lachen seitens der Backpfeife)

Backpfeife: Was meinen sie?

Reporter: Nicht sehr erfreut, was?

Backpfeife: Nun, sie vertraten natürlich die Ansicht, eine Watschen wäre kein guter Umgang für mich.

Reporter: Wie ging es dann weiter?

Backpfeife: Heimlich traf ich mich mit der Watschen im Schuppen des Gärtners. Lange ging das gut, doch dann sollte sich von einen auf den anderen Tag alles ändern.

Reporter: Wie kam‘s?

Backpfeife: Ich fand heraus, dass sie ein Weibchen war. Da war es um mich geschehen.

Reporter: Eine Romanze also?

Backpfeife: Nie hatte ich solche Gefühle gekannt. Ich fühlte mich wie erschlagen. Bisher kannte ich doch nur das eigene Fäustchen.

Reporter: Onanie… welch ein garstiges Wort.

Backpfeife: Wer ohne Sünde ist, der werfe das erste Schwein.

(der Reporter senkt schamesrot sein Haupt)

Reporter: Jaja, schon gut. Wie lief es denn so sexuell, als es nicht mehr auf das eigene Fäustchen hinauslief?

Backpfeife: Es stellte sich heraus, dass wir eine gemeinsame Leidenschaft für gewisse Sadomaso-Praktiken teilten.

Reporter: Das passt ja wie die Faust aufs Auge.

Backpfeife: Danke, ich bin sehr glücklich mit ihr.

Reporter: Wurde sie später von ihren Eltern akzeptiert?

Backpfeife: Es gab zwar ein paar hinter die Ohren, aber ansonsten hat sich alles gut eingerenkt.

Reporter: Liebe Backpfeife, ich danke fürs Gespräch.

(Zack!)

Reporter: Au, verdammt! Was sollte das schon wieder?

Backpfeife: Nichts dazugelernt, was? Das war ein höfliches Auf Wiedersehen.

Reporter: Nach Art der Backpfeifen, was?

Backpfeife: Worauf du einen lassen kannst.

Streifenhörnchen

An meinem letzten Tag in Freiheit brachte ich den Hund zur Bushaltestelle, wie jeden Morgen. Ich schmierte ihm die Stullen extradick, wer weiß, wie lange mich der alte Kläffer nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Auch ließ ich es mir nicht nehmen, ihm die Aktentasche auf Hochglanz zu wienern. Vor lauter Dankbarkeit drückte er mir einen Kotbatzen in die Hand, der noch warm war.

Kaum zum Haus zurückgekehrt, fuhr eine grüne Minna vor, die Fenster mit Nudelsieben vergittert. Heraus stieg ein grimmiges kleines Männchen, welches mir Handschellen anlegte, und mich abführte. Natürlich nicht, ohne einen fetten Lungenhering vor meine Füße zu spucken. Nachdem Gastgeschenke wohl üblich waren, tat ich es ihm gleich. Sofort wurde meine freudige Geste mit ein paar Schlägen seines Gummiknüppels belohnt. Ich würde mich schwertun, ihre Sprache zu verstehen.

In der Anstalt erwarteten sie mich bereits, allen voran der Amtsarzt.

„Sieh an, ein Neuling. Dann machen sie sich mal frei.“

„Wozu das denn?“

„Warum, warum. Immer diese blöden Fragen. Vielleicht scheint ihnen ja die Sonne aus dem Arsch, und sie wissen es noch nicht.“

Grinsend schob er sein Stethoskop in die Stirn.

„Sie sind doch in Untersuchungshaft, mein Bester. Dann wollen wir sie mal untersuchen.“

Achselzuckend ließ ich die Hüllen fallen. Der Arzt kitzelte meine Hoden mit einer Straußenfeder, worauf hin ich einen fürchterlichen Niesanfall bekam.

„Dachte ich’s mir doch.“

„Was, Herr Doktor?“

„Sie sind ja ein Rüde! Sofort abführen, den Kerl!“

*

Mein Zellengenosse war ein Bankster, der weitgehend Sonderrechte genoss. So gewöhnte ich mich mit der Zeit auch an seine schlechtesten Angewohnheiten. Das sonore Rascheln des Wallstreetjournals, das Knallen der Champagnerkorken zu nachtschlafender Stunde, sogar das Quieken der Hummer, denen er ein heißes Bad im Kochtopf einließ. Ein Mann kann eben nicht aus seiner Schale heraus (ganz im Gegensatz zum Hummer). Dabei war er nicht so arrogant, wie ich erst annahm. Manchmal schob er mir ein paar gebutterte Toastscheiben in den Hals, wenn er den Kaviar abgekratzt hatte. Er ließ mich sogar mit seinen Weinbergschnecken Gassi gehen.

„Lern sie Butter apportieren, die Biester. Das macht sie zart!“

So genehmigten die Schließer mir einen längeren Hofgang als den anderen Inhaftierten. Die Schnecken waren ja nicht gerade die Schnellsten. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich mit meiner neuen Umgebung vertraut zu machen, und die anderen Häftlinge besser kennenzulernen. Da gab es Bobo, den Kinderschänder. Man sah ihn üblicherweise mit seinem ausgelutschten Schnuffelbär traumwandlerisch über den Hof gleiten. Solange man nur normal mit ihm redete, war alles in reinster Butter. Intellektuell war er auf dem Niveau eines Kleinkindes stehengeblieben. Doch ging man dem Schnuffelbär ans Poloch, konnte es hässlich werden.

Mitleid hatte ich mit dem Verkehrssünder, der aufgrund einer Rot-Grün-Schwäche im Leben keine Ampel kapieren würde. Man sah ihn im Pausenhof mit einer Kreide in der Hand, wo er stundenlang Kreisverkehre auf den Betonboden zeichnete.

Der Totschläger war ein lustiger Gesell, und musikalisch noch dazu! Mit seiner Knochenflöte hatte er es bis ins Knastorchester geschafft. Waren Mörder nicht Menschen wie du und ich?

In Acht zu nehmen hatte ich mich vor Ronny, dem Don der ostdeutschen Hühnermafia.

„Rinkel rankel runkel

a Hühnerfotz is dunkel

kann ja auch nich helle sein

scheint ja keine Sonne rein.“

Unter seiner Obhut lag die Legebatterie der hiesigen Anstalt. Nachdem ich erfuhr, dass er sein Federvieh an Häftlinge vermietete, die sexuelle Not litten, rührte ich kein Frühstücksei mehr an!

*

Seit Tagen stank ich in meinen eigenen Exkrementen. Aber sollte ich die Dusche wagen? Mein Arsch war jungfräulich, und so sollte es auch bleiben. Die stickige Luft ging von mir aus. Ich konnte es nicht länger aufschieben. Ich spürte, wie meine Nackenhaare sich aufrichteten. Bis zu den Gemeinschaftsräumen war es ein langer Weg. Aus all den Ecken flüsterte es mir geheimnisvoll zu. Der Totschläger lehnte am Eingang der Duschen. Ganz in seine Melodie versunken, spielte er ein frohes Lied auf seiner Knochenflöte. Schon im Augenschein der Kacheln packte mich die Angst!

Gewarnt hatte mich der Bankster vor dem Warmduscher mit dem Drei-Minuten-Ei. Nach exakt dieser Zeitspanne sollte es gar sein, und dann Gnade Gott dem Duschling, dem seine Seife auf den Boden fiel! Ängstlich schäumte ich mich von oben bis unten ein, bis man vor lauter Schaum keine einladenden Geschlechtsteile oder Körperöffnungen mehr ausmachen konnte. Ich betete um eine Kaltwasserperiode, wo die Schniepel wieder in den Körper zurückkrochen. Durch einen Berg aus Schaum getarnt, beobachte ich furchtbare Szenen. Sie veranstalteten Ringelpitz mit Anfassen, aber ich ließ mich nicht mit reinziehen.

*

„Na, faul rumhocken ist nicht. Komm’se mal mit.“

Au Backe, da hatte ich mir was eingebrockt! Die gute Führung konnte ich mir ab jetzt dahin stecken, wo die Sonne nicht scheint. Aber bitte mit Schirmchen! Mit sanften Knuffen bugsierte der Schließer mich in die Werkstatt. Dichter Rauch hing in der Luft, so dass ich erst unsanft über einen Hocker stolperte. Weit entfernt hörte ich die Lehrlinge kichern, während mir noch die Sternlein vor den Augen sausten.

„Nicht so stürmisch, junger Mann. Ihnen werden wir die Flausen schon noch austreiben!“

Nun sollte ich die Hölle der Haftanstalt kennenlernen. Schwerer Arbeitsdienst bei konstanter Flamme. Von morgens bis abends musste ich Tüten kleben. Bald wurde mir die Zunge klebrig im Mund, und weiße Papierfetzen hingen in meinen Mundwinkeln. Kaum war eine Tüte gerollt, so gab man uns auch Feuer. Zu Schichtende sank ich oft hilflos kichernd auf meine Pritsche.

*

Während der Schichtdienst an meinen Kräften zehrte, übersah ich, welches Unheil sich in meinen eigenen vier Wänden zusammenbraute. Wohl war der Bankster seit Wochen in dumpfe Brüterei versunken, die nur durch das lautvolle Skandieren der aktuellen Börsenkurse unterbrochen wurde. Doch wie hätte ich ahnen können, dass sich unter dem Gewand der Nadelstreifen ein Zusammenbruch ankündigte?

„Schwedische Gardinen, pah! Selbst Ikea kann mit schöneren Mustern aufwarten!“

Entsetzt sprang ich zur Seite. Den Bruchteil einer Sekunde später explodierte eine Magnumflasche Champagner an der Backsteinwand.

„Alter, geht’s noch?“

„Ich werde diese Zustände nicht länger dulden. Man führe mir den Mundschenk vor!“

Seufzend rief ich beim Concierge an. Besser man ließ dem Bankster seinen Willen. Man munkelte, er habe mächtige Verbündete draußen. Wie einflussreich seine Verbindungen waren, sollte ich am nächsten Tag herausfinden, als Tine Wittler vor der Tür stand.

*

„Eieiei, das wird eine Menge Arbeit. Wer hat denn diese Backsteine entworfen? Hier ist ja seit dem letzten Krieg nichts mehr gemacht worden. Da hilft nur vom Kern auf sanieren.“

„Ich kann doch mit einem Weinkeller rechnen, oder?“

„Urteilen Sie nicht zu schnell, wir haben den Garten noch gar nicht gesehen. Was halten sie von einem eigenen Weingut?“

„Die Pflücker, die Winzer, die Kelterer? Und das bei den heutigen Personalkosten? Da muss ich erst meine Aktienkurse checken!“

„Möchten sie die Sanitäranlagen behalten? Edelstahl ist ja irgendwie modern so, ne? Oder sollen wir alles neu machen?“

„Weg mit dem ollen Plunder! Ich will Luxus, ich will Punk, ich will es pompös!“

„Ich werde mit dem Statiker sprechen, wegen der Tragkraft der Decke. Ein Kronleuchter würde sich bestimmt gut machen.“

„Nur zu, ich lasse Ihnen freie Hand.“

„Sie werden nicht enttäuscht sein.“

*

In den folgenden Tagen freute ich mich, wenn ich zur täglichen Maloche in die Werkstatt fliehen konnte. Presslufthammer lärmten, Schreiner bröselten Sägespäne in meinen Kaffee, und die Maler versauten mein kleines Schwarzes. Wie sollte ich mich je wieder auf dem roten Teppich blicken lassen? Die Kamerascheinwerfer verwandelten unsere kleine Zelle in eine tropische Sauna. Am ersten Tag trank das Thermometer sein eigenes Quecksilber. Es konnte das Elend nicht mehr ertragen. Ein Innenarchitekt mit schwarzen Glanzleggings hielt mir Farbbögen unter, ich solle meine Meinung dazu äußern; schließlich wohne ich ebenso hier. Dazu klimperte er schelmisch mit seinen falschen Wimpern. Schöner Wohnen hatte sich zu meinem persönlichen Alptraum entwickelt. Der Bankster war für die Dauer der Umbaumaßnahmen in die Präsidentensuite des Gefängnisses umquartiert worden. Natürlich, ohne auf den ihm gewohnten Luxus verzichten zu müssen. Das Fernsehteam wollte ihn überraschen.

*

„Hier ist Tine Wittler mit ihrem Schöner Wohnen-Team. Stolz kann ich euch heute das Ergebnis eines besonders krassen Umstylings präsentieren. Als ich anreiste, hielt ich es erst für eine harte Nuss, an der ich mir meine sorgfältig manikürten Nägel ausreißen würde. Solch einen schweren Fall musste unser Team seit langem nicht mehr durchstehen. Aber sehen sie selbst.“

Aufnahmen unserer alten Zelle wurden eingeblendet. Grau in Grau, die Wolldecke auf der Etagenpritsche mottenzerfressen & staubig.

„Besonders das Elternschlafzimmer befand sich in einem miserablen Zustand. Anonyme Eisengestelle, wie sie in jeder Zelle zu finden sind. Eine lieblose Dekoration aus Tittenpostern und Fussball-Fanartikeln. In der schmal geschnitten Kochgelegenheit konnten sich die beiden Insassen kaum wohlfühlen. Insgesamt versuchte unser Team, die Wohnsituation offener und freundlicher zu gestalten. Ein Ort, der jeden Hofgang missen lässt.“

Zauberüberblende, schwummeriger Filter. Mit verbundenen Augen wurde der Bankster von zwei Schließern in die Zelle geführt.

„Ich bin ja so nervös! In meiner Hose regt sich ein dicke Dividende!“

„Bitte halten sie ihre Ausschüttung noch zurück, bis sie das Glanzstück ihrer neuen Unterkunft gesehen haben.“

Die Schließer nahmen ihm die Augenbinde ab.

„Willkommen in ihrer neuen Zelle!“

Ungläubig befühlte der Bankster die Wandgobelins. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Doch es war purer Hedonismus, der aus ihnen lief.

„Endlich finden die beiden Häftlinge den lange vermisste Platz in ihrer großzügig geschnittenen Wohnküche. Das Team von Schöner Wohnen hat aus dieser kargen Zeile den Mittelpunkt des alltäglichen Lebens geschaffen. Der neue Backofen lädt zu fröhlichen Abenden mit Freunden ein. Moderne Schleiflackfronten in Kombination mit Pistolengriffen schaffen ein behagliches Ambiente.“

In diesem Punkt hatte Tine Wittler sich selbst übertroffen. Selbst unsere Ratten tanzten vergnügt Polka auf der neuen Arbeitsplatte aus Granit. Weiter ging es ins Wohnzimmer.

„Im Wohnzimmer konzentrierten wir uns auf das Mediencenter, welches wir durch eine umfangreiche Pornosammlung erweiterten. Der neue Flachbildfernseher macht aus einer einfachen Muschi ein wandgreifendes Erlebnis.“

Böse schwante mir, dass der Bankster die frisch gestrichene Decke des Wohnzimmers neu weißeln würde. Scheiß auf das Raumkonzept!

„Das neue Elternschlafzimmer besticht vor allem durch die erdfarbenen Töne, die sich durch den gesamten Raum ziehen. Raffiniert wurde der Wecker zum Morgenappell in die vertäfelte Wand eingelassen. Eine Besucherbank lädt zum gemeinen Kartenspiel, oder aber auch zu einem filigranen Knast-Tattoo, welches die Bandenzugehörigkeit seines Trägers verrät.“