Eigentlich ... - Elisa Schwarz - E-Book

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Elisa Schwarz

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Beschreibung

„Gib mir alles von dir!“ Gutaussehend, bodenständig, erfolgreich. Und ein bisschen versnobt. Als Junganwalt ist das schon in Ordnung, oder? Zumindest seine Verlobte hat nichts an Cameron auszusetzen. Eigentlich … fiebern sie gemeinsam auf die baldige Hochzeit hin. Doch Camerons Zukunftspläne werden am Junggesellenabschied durchkreuzt. Eine Verwechslung an den Glory Holes des Clubs Black Stage erschüttert ihn zutiefst und mit der festen Überzeugung, Männern nichts abgewinnen zu können, beginnt er, diesen aus dem Ruder gelaufenen Abend zu durchleuchten. Was er herausfindet, rüttelt gewaltig an seiner sexuellen Orientierung. Zudem erweckt der Edelcallboy Chris nicht den Anschein, als würde er ihre Begegnung bedauern. Im Gegenteil. Alles an diesem Mann zieht Cameron wie magisch an und bald schon merkt er, was er eigentlich … will. Cameron betritt ein Spielfeld, auf dem er sich nicht auskennt und unterzugehen droht. Eigentlich … sollte es nicht so schwer sein, seinem Herzen zu folgen. Dieses Buch ist eine Neuauflage des im Jahr 2016 im DeadSoft-Verlag erschienen Buches Eigentlich ...

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Vorwort
Inhalt
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Über die Autorin und ihre Werke
Leseprobe: Eigentlich … Noah
Werbung: Die Zähmung eines widerspenstigen Herzens – Mo Kast
Werbung: Luft an Land – Lili B. Wilms

Impressum

 

Neuauflage – Mai 2022

1. Auflage – Juli 2015

© Elisa Schwarz

 

Kontakt:

[email protected]

Elisa Schwarz

Krauseneckstr. 24 d

55252 Mainz-Kastel

 

 

Coverdesign: Elisa Schwarz

Bildrechte: Depositphotos

Korrektorat: Bernd Frielingsdorf

 

 

 

Alle Rechte vorbehalten. Auszug und Nachdruck, auch einzelner Textstellen, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin gestattet. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiter veräußert werden.

 

Content Notes: Das Buch ist für Leser geeignet, die sich nicht an der Darstellung expliziter homoerotischer Szenen stören. Des Weiteren werden folgende Themen angeschnitten: Prostitution, Alkoholsucht, Nikotinkonsum.

 

 

Eigentlich ...

 

 

Elisa Schwarz

 

 

 

 

 

Vorwort

 

„Herzlich willkommen im Black Stage-Universum. Geben Sie sich Ihrer Fantasie hin und lassen Sie sich verführen. Haben Sie keine Hemmungen, sich in die fähigen Hände unserer Angestellten zu begeben und Ihrer Lust freien Lauf zu lassen.“

 

Liebe Lesende! Der Sexclub Black Stage ist ein Ort, der meiner Fantasie entsprungen ist. Ich bin mir bewusst, dass ein solcher Club – sowohl was die Handlungen, als auch die Gegebenheiten betrifft – in diesem Umfang nicht real existiert. Der Kosmos in und rund um das Black Stage ist frei erfunden. Vielleicht macht es ihn deshalb zu einem magischen Ort, einem Fixpunkt. Einem großen Unterschlupf für eine große Familie. Für verlorengegangene Seelen. Für Jungen und Mädchen, die ihre Volljährigkeit erreicht haben, und die ohne dieses schützende Dach hoffnungslos von den Mühlen der Gesellschaft erfasst worden oder komplett untergegangen wären. Obwohl auch Frauen dort bedienen, weise ich darauf hin, dass das Hauptaugenmerk auf der queeren/schwulen Szene liegt. Wenn ihr euch auf die dunkle, geheimnisvolle und auch ein bisschen schmutzige und schmerzhafte Welt rund um das Black Stage einlassen möchtet, fühlt euch eingeladen, in diesem Buch Cameron, dem Hauptprotagonisten, der eigentlich nur zu seinem privaten Vergnügen Kontakt mit diesem Etablissement hat, zu folgen und euch seine Geschichte erzählen zu lassen. Trotz des nicht real existierenden Clubs liegt auch Wahrheit zwischen den Zeilen. Damit keine Parallelen gezogen werden können, wird in der gesamten Buchreihe kein Handlungsort genannt. Das Black Stage könnt ihr euch somit in jede Stadt hineindenken. Denn mal ehrlich: Es gibt mehr als einen geschwärzten Fleck auf der Landkarte, oder?

 

Dieses Buch ist Band 1 der Reihe Black Stage. Ich empfehle, die Bücher in folgender Reihenfolge zu lesen:

 

Eigentlich … (Roman 1)

Eigentlich … festlich (Kurzgeschichtenband zum ersten Roman)

Eigentlich … Noah (Roman 2)

Es wird mit einem dritten Roman weitergehen!

 

Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen.

 

Alles Liebe, Elisa

Inhalt

 

 

„Gib mir alles von dir!“

 

Gutaussehend, bodenständig, erfolgreich. Und ein bisschen versnobt. Als Junganwalt ist das schon in Ordnung, oder? Zumindest seine Verlobte hat nichts an Cameron auszusetzen. Eigentlich … fiebern sie gemeinsam auf die baldige Hochzeit hin.

 

Doch Camerons Zukunftspläne werden am Junggesellenabschied durchkreuzt. Eine Verwechslung an den Glory Holes des Clubs Black Stage erschüttert ihn zutiefst und mit der festen Überzeugung, Männern nichts abgewinnen zu können, beginnt er, diesen aus dem Ruder gelaufenen Abend zu durchleuchten. Was er herausfindet, rüttelt gewaltig an seiner sexuellen Orientierung. Zudem erweckt der Edelcallboy Chris nicht den Anschein, als würde er ihre Begegnung bedauern. Im Gegenteil. Alles an diesem Mann zieht Cameron wie magisch an und bald schon merkt er, was er eigentlich … will. Cameron betritt ein Spielfeld, auf dem er sich nicht auskennt und unterzugehen droht. Eigentlich … sollte es nicht so schwer sein, seinem Herzen zu folgen.

Kapitel 1

 

 

„Ach komm schon, Cam. Trau dich. Wo ist denn mein Bester hin? Derjenige, der so versaut war und mit dem man Spaß bis zum Umfallen haben konnte? Du hast doch sonst immer jede Gelegenheit beim Schopf gepackt.“

„Arsch. Tjard, ehrlich … Ich kann da nicht rein.“

„Hast du Muffensausen, dass Kati davon erfährt? Also, von uns nicht, das haben wir abgesprochen, vertrau uns. Du kannst also zugreifen. Einmal noch deinen Schwanz von einer heißen Braut lutschen lassen, bevor du deine am Freitag zum Altar führst.“

Mein Kopf war kurz vorm Platzen. Ich fühlte mich deplatziert wie lange nicht mehr. Dabei war das mein Abend. Mein Junggesellenabschied. Momentan war mir allerdings schlecht. So richtig. Wie sollte ich klar denken, wenn ich kaum mehr geradeaus laufen konnte?

Hoppla …

„Ey, pass auf!“ Tjard lachte und wedelte mit dieser dämlichen Flasche in seiner Hand. Das war mir doch egal, wenn der Rest des Wodkas auf der Straße landete. War nicht die erste Pulle, die zum Opfer wurde. Die anderen hatten wir astrein geleert. Oder ich vielmehr, denn Tjard wirkte nüchtern. Die Sauberfreunde hatten mich abgefüllt. Selbst wenn ich den Spaß, der eigentlich keiner war, mitmachen wollte, wüsste ich nicht, wie ich meinem Schwanz klarmachen sollte, dass er stehen musste.

Hoppla … Diese dämlichen Absätze im Kopfsteinpflaster. Gab es nicht ein Gesetz, das der Stadt vorschrieb, wie viel Versatz diese Teile haben durften? Ich sollte das mal prüfen.

„Cameron!“ Micky fing mich auf, bevor ich mit dem Gesicht voran auf den Steinen landen konnte. Glück gehabt und gut, dass er Bodybuilding machte. Meine Füße gehorchten nicht mehr. Wozu trainierte man eigentlich seine Muskulatur, wenn diese Treter am Ende der Beine bei der kleinsten Erschütterung unter einem wegknickten?

In meinen Ohren rauschte es, gesellte sich zu dem Dröhnen in meinem Kopf. Der nächste Gulli war meiner – aber so was von. Wo waren eigentlich Busse und Steffen? Moment, mit beiden kam ich nur auf fünf Personen. Waren wir nicht zu zehnt unterwegs? Wer fehlte?

„Wo sind’n die alle?“ Uhm, Cameron. Du lallst. Nicht nur meine Zunge, mein gesamter Körper war schwer, weshalb ich mich mit vollem Gewicht auf Micky stützte und er strauchelte dabei auch noch. Seine Füße waren genauso Versager wie meine.

Kati würde mir den Kopf abreißen, wenn ich dermaßen hinüber nach Hause kam. Eigentlich wollte ich mir das nicht antun. Heute nicht mehr. Ich würde mich bei Tjard auf der riesigen Couch ausstrecken oder in Mickys Bett. Grandiose Idee! Micky war schwul und geoutet. Er hatte sicher nichts dagegen, wenn ich mich neben ihn legte. Tjard hingegen war da echt eigen – der würde niemals einen Kerl in seinem Bett schlafen lassen. Nicht mal seinen allerbesten Freund – mich.

Uhm, dieser widerliche Geruch. Wo kam der her? „Haste gefurzt, Tjard?“

„Meine Fresse, bist du voll. Geh kotzen und dann ziehen wir weiter. Die anderen sind zum Black Stage vorgegangen und warten vor dem Eingang auf uns. Dort bekommst du den besten Blowjob deines Lebens verpasst.“ Er grinste blöd. „Deine Sahne schmeckt vermutlich nach Wodka pur. Lecka.“

„Ihr spinnt echt. Will heiraten. Habt ihr das vergessen?“

„Geh endlich kotzen. Du bist ja total abgefuckt. In dem Zustand können wir dich nicht mit reinnehmen.“ Tjard hatte recht. Irgendwie …

Wieder dieser Kanalgeruch. Es würgte mich und ich ging in die Knie. Mitten in der Fußgängerpassage. Säure stieg auf und dann kam alles raus, was die letzten drei Stunden von mir runtergeschluckt worden war.

„Oh, Shit, hättest du nicht um die nächste Ecke verschwinden können? Was guckst du so dumm? Noch nie jemanden kotzen sehen?“, machte Tjard einen Passanten an, den ich nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, und ich lachte mich schlapp. Das war so typisch für ihn. Ein echtes Arschloch und mein bester Freund. Immer noch krümmte ich mich, zwischen Schüttelattacken, Kotzeinlagen und Lachanfällen hin- und hergeworfen.

Micky zog mich hoch und rümpfte die Nase. „Du hast auch schon mal besser gerochen.“

„Hier, spül runter.“ Tjard hielt mir die Flasche vor mein verschwommenes Blickfeld. Ich setzte an, schloss die Augen und zog mir mehrere große Schlucke rein. Alles begann sich erneut zu drehen. Mein Magen vorneweg. Aber das Kotzen hatte geholfen.

Ich stolperte weiter, gehalten von Micky. „Ich kann nicht in den Club. Kati bringt mich um. Will nicht fremdgeh’n.“

„Gehst du doch auch nicht“, mischte sich Tjard ein. „Du bekommst nur einen geblasen.“

„Mann, echt jetzt?“ Ich lachte erneut auf und stieß ihn rüpelhaft an der Schulter. „Du bist mein bester Freund, du Pfeife.“

„Genau deswegen muss ich dir den besten Junggesellenabschied ever bescheren.“ Er grinste mich herausfordernd an und boxte zurück. War schon blöd, dass meine Freunde wussten, dass ich immer der Erste war, der hier gerufen hatte, wenn es darum ging, ins Black Stage zu gehen. Die Mädels dort konnten was. Hatten’s echt drauf. Besonders Chrissi hatte es mir angetan, bis Kati in mein Leben trat. Ich vermisste es ein bisschen, wie sie meinen Schwanz gelutscht und meine Eier massiert hatte. Vermisste es wirklich.

Allein bei dem Gedanken an vergangene Zeiten regte sich was in meiner Hose. Wie konnte das sein? Mein Körper war blutleer. Nur noch Hochprozentiges in den Adern. Stand er davon vielleicht noch besser? In meinen Eiern kribbelte es, mein Kopf hatte das bestimmt falsch verstanden und entsprechende Signale nach unten gesendet. Der war sowieso hinüber. War doch zu viel Alkohol.

„Ist Chrissi auch da?“ Fuck, Cam! Hast du das gerade wirklich gefragt?

„Wer weiß?“ Tjard zwinkerte mir verschwörerisch zu und verschwand in einem 1-Euro-Laden. In Zeitlupe ließ ich mich an einer Hauswand runterrutschen, was meine Füße großartig fanden. Meine Beine irgendwie auch. Mein Kopf knickte, schwer wie er war, nach vorne, und ich hob ihn erst an, als mir etwas an den Mund gehalten wurde. Ein Pfefferminz. Uhm, widerlich … auch irgendwie hochdosiert. Wie der Wodka. Ich fand das Gesöff ohnehin widerlich. Whiskey war perfekt, oder ein gutes Glas Wein. Sogar Bier wäre besser gewesen. Aber Wodka? Tjard wusste das. Vermutlich gab es deshalb nichts anderes.

„Steh auf, Alter.“ Micky zog mich abermals hoch. Ich schwankte verdächtig und balancierte mich aus. Wow, ich stand und, hey, ich konnte auch wieder laufen. Das Sitzen und vorherige Kotzen hatte also was gebracht. Das Pfefferminz wurde auch immer besser.

Kati sah das sicher anders. In diesem Zustand sollte sie mich nicht sehen. Dann sagte sie die Hochzeit am Freitag womöglich noch ab. Ich torkelte zwischen Tjard und Micky weiter. Wusste, dass das Black Stage am Ende der Altstadtgasse lag. Sollte Chrissi da sein, würde ich es mir überlegen.

Meine Gedanken erschreckten mich. Kati konnte das auch. Sie konnte mir geben, was ich erhoffte zu bekommen, obwohl ich es eigentlich nicht brauchte. Du denkst zu viel! Ich konnte nicht mehr. Eigentlich … wollte ich gerne nach Hause. Ins eigene Bett.

Die anderen standen vor dem Club und lachten mich aus. Nein, das sind Freunde, Cam! Die amüsieren sich nur über deinen Zustand. Genau wie Best-Friend Tjard. Alle redeten durcheinander, während es in mir Achterbahn fuhr. Ich konnte den Dialogen kaum folgen. Hörte nur Chrissis Namen heraus. Und Valettas. Joa … die war ja auch nicht schlecht.

Die Leuchtreklame des Black Stage stach in meine Augen. Sie war dezent – trotzdem kaum zu übersehen. Ich liebte diesen Laden. Es war ein Nachtclub, in dem sexuelle Dienstleistungen für Männer angeboten wurden, die nichts extra kosteten. Dafür hatte es der Eintrittspreis in sich. Heftig teuer. Ein Hunderter pro Nase, zumindest damals, als ich hier noch Stammgast war. Die Angestellten arbeiteten freiwillig für den Club. Mit Arbeitsvertrag und Sozialversicherungsnummer. Wenn man für eine Mitgliedschaft zahlte, bekam man Einlass in den VIP-Bereich. Ich gehörte nicht dazu. Denn das wollte ich mir nicht leisten. Würde also nie herausfinden, was es im ersten Stockwerk Besonderes zu erleben gab.

Ich hielt mich an Chrissi. Oder an Valetta. Nein! Das gehörte der Vergangenheit an. Jetzt hatte ich Kati. Nur Kati! Gut, dass du dich erinnerst, Cameron!

Ich erinnerte mich an noch etwas: Man konnte in dem Club auch schlichtweg den Abend mit Freunden verbringen. Tanzen gehen, den Tabledance genießen und Spaß haben. Man musste definitiv keine Dienstleistung in Anspruch nehmen. Ich war also fein raus und konnte meinen Jungs den Gefallen tun und mit reingehen, oder?

Micky faselte etwas von Tim und ploppte mit der Zunge in seine Wange. Ach ja, ich vergaß. Es gab nicht nur süße Kätzchen, die sich anboten, es gab auch heiße Jungs für das schwule Publikum. Ja, verdammt, sie waren wirklich heiß, das sah sogar ich als Hetero ein. Die meisten von ihnen waren zierlich, sweet und hatten einen Augenaufschlag drauf, der den Mädels Konkurrenz machte. Sie alle waren beinahe täglich dort anzutreffen. Das wusste ich sogar ziemlich genau, denn ich hatte es getestet. Immer mal ein anderer Wochentag. War halt ihr Job. Ein Job, der ihnen Spaß machte und mit dem sie einen Arsch voll Geld verdienten. Hoffte ich zumindest, bei dem Eintrittspreis.

Ich lachte los und meine Kumpels beäugten mich misstrauisch. Arsch voll Geld und Sack füllen. Gott, ich war krass hinüber. Es waren sowieso nur die Kerle in dem Laden, die Zweites zu bieten hatten. Mir waren die Angestellten mit weichen, vollen Brüsten ehrlich lieber.

Warum wir damals oft hier aufgeschlagen waren, lag ebenfalls auf der Hand. Micky konnte seinen Spaß genauso haben wie wir. Anfeindungen waren unerwünscht. Heten, die mit Homos nicht konnten, wurden rausgeworfen. Ohne Umschweife und nicht sehr sanft. War gut so! Kannte es ja von Micky, wie blöd das war. Die Sache mit der Toleranz und so.

Ich hatte nichts gegen Schwule. Sollten nur nicht meinen Arsch anfassen. Oder meinen Schwanz. Micky langte mir da nicht hin und die süßen Jungs in dem Club hatten genug zu tun, als sich um mich zu bemühen. Die hatten das im Gespür, wie man tickte. Ehrlich wahr! Ich war dem Geheimnis bis heute nicht auf die Spur gekommen und Mickys Erklärungsversuche, woran man einen schwulen Typ erkannte, waren irgendwie keine richtigen. „Das merkt man eben, Cam. Wenn du die Scheuklappen ablegen würdest, müsstest du nicht fragen.“ Sein oftmals gesagter Nachsatz hallte auch noch dumpf in mir: „Du zum Beispiel bist überhaupt nicht mein Typ.“ Was genau er mir damit sagen wollte, war irrelevant, wichtig war, dass ich getrost in seinem Bett pennen konnte. Fand ich gut. Ich konnte ihn mir also anschauen und mir vorstellen, wie der passable Schwanz mit einem anderen ins Gefecht ging, ohne etwas zu befürchten. Ein blödes Grinsen schlich sich um meine Mundwinkel. Der Gedanke erheiterte mich. Laut aussprechen wollte ich ihn allerdings nicht. Ich war weder homophob noch ein Spießer und Micky konnte ungemütlich werden, wenn er etwas in den falschen Hals bekam. Gedanken hingegen waren eine feine Sache: Sie waren frei.

Ich mochte mein Leben, war meist gut drauf und erfolgreich im Job. Und in wenigen Tagen unter der Haube. Die süße Kati-Katze liebte mich, wie ich war. Auch wenn ich gerne feierte und sie das eher nicht so toll fand. Sie hatte zum Glück auch nichts gegen Schwule. Das war mir wegen Micky wichtig gewesen. Wegen dieser Best-Friend-Sache. Kennengelernt hatten wir uns übrigens über Micky und eine Bettgeschichte von ihm. Dieser Typ, Max hieß er, war ein Freund von Kati. Alles super also.

„Kommst du?“

„Hm“, brummte ich. „Aber nur zum Feiern.“

Busse runzelte die Stirn. „Fänd ich gut, Alter.“

Was er damit meinte, konnte ich nicht mehr herausfinden, denn ich wurde von Tjard am Arm gepackt und zum Eingang gezogen. Der Security-Mann vor der Tür musterte uns eingehend. Ich stand stramm und wagte nicht, zu atmen. Im Leben würde der mich in dem Zustand nicht reinlassen und natürlich hing sein Blick lange Sekunden auf mir. Es dauerte, bis er zur Seite wich und den Weg freigab. Schon war mein Eintritt bezahlt und der Schwung und die Leichtigkeit des Clubs fingen mich ein. War ja selbst schuld, hier gelandet zu sein. Hatte zu meinen Kumpels gesagt, dass ich auf der Straße kein Zeug verkaufen oder Mädelsküsse und -höschen sammeln würde. Jetzt hatten sie sich eben was anderes ausgedacht. Man könnte annehmen, dass sie Kati nicht besonders mochten. Bei so einer Aktion, die sie mir aufdrängen wollten. Die Luft war zum Schneiden dick und ich merkte, wie mein Kopf die Karussellfahrt erneut ankurbelte.

„Einmal Chrissi-Special für unseren Junggesellen“, brüllte einer meiner Kumpels in Richtung Bar, die nahe dem Eingang war, und ich wurde weiter gestoßen. Hin zu dem Raum mit den Glory Holes. Uhm … ich liebte es da drin. Nein: Stopp! Ich hatte es geliebt. Diese grundgeile Anonymität.

Hinten in der Ecke blinkte es auf: C H R I S S I S T U R N

Round turn müsste es heißen. Oder so. Im sexuell übertragbaren Sinn entbehrte sich mir vollkommen die Logik. Der Name für sich stehend würde wohl reichen. Dass dies die Glory Holes waren, war kaum zu übersehen. Wenn man hier stand, wusste man definitiv, wo man sich befand und was man zu erwarten hatte.

Micky stieß mich vorwärts. Holy fucking Shit! Das war echt krank. Und du da unten auch. Verärgert griff ich mir in den Schritt und vermisste mein schlechtes Gewissen. Da sollte eines sein, oder?

Die Stimmung riss mich mit, zog mich in den Bann. Wie immer. Ich wusste schon, warum ich nie wieder hergekommen war, seit ich mit Kati zusammen war. Ich konnte leider nicht widerstehen. War das Betrug? Ja, verdammt. Scheiß drauf, ehrlich wahr! Sie würde es nie erfahren. Hoffentlich!

Kurzerhand zog ich die Jeans runter, die mich eine ordentliche Stange Geld gekostet hatte. Ich konnte es mir ja leisten, so als Junganwalt. Die Boxer folgte, ich stützte mich an der Wand ab und schob meinen Halbständer durch das Loch. Irre! Was zum Teufel tust du da, Cam? Neben mir blinkte es ebenfalls auf und bevor ich den Namen lesen konnte, stolperte Micky dahin und tat es mir gleich. Legte sein bestes Stück frei, fuhr aufreizend seinen Schaft entlang und liebkoste die dunkelrote, breite Eichel. Ungeniert starrte ich ihn an. Natürlich nicht ins Gesicht, sondern auf seinen Schwanz. Und ja, das hatte ich bereits öfter getan. Wenn Micky nackt war, was durchaus nach dem Sport oder anderweitig vorkommen konnte, musste ich unweigerlich an ihm nach unten sehen. Fuck, du bist auffällig, Cam! Ich riss mich los, blinzelte nach oben und die Lettern über seinem Glory Hole brannten sich in meine Netzhaut: T I M S T U R N

Gerne hätte ich Micky einen dummen Spruch zukommen lassen, doch da spürte ich eine Berührung an meinen Eiern und ein aufreizendes Lecken über meine Spitze. Mein Hodensack zog sich zusammen und ich lehnte die Stirn gegen das Holz. Jetzt war es egal. Eigentlich wollte ich nur noch abspritzen und vorher noch ein bisschen genießen. Falls ich denn jemals kam. Bestand mittlerweile aus Pudding mit Alkoholgemisch. Chrissi flutete mich. Nicht meine Gedanken, nein, sondern mein zweites Denkzentrum. Cameron, der Hetenarsch, existierte in seinem Schritt. Cameron, der jede Frau im Umkreis von zwanzig Kilometern flachgelegt hatte, bevor er zum Lamm mutierte.

Jesus, war das geil. Meine Fingernägel krampften sich in die Holzmaserung des Verschlags. Warum, zum Teufel, ich meinen Unterleib rhythmisch dagegen klatschte, wollte ich nicht weiter erörtern. Aber dieser Mund! Dieser geniale, süße Mund, den man ficken wollte. Ihre Zunge kreiste um meine Spitze, reizte sie, neckte sie und mein Ständer pulsierte. Sie leckte mich ab, ließ mich eintauchen in ihren feuchten Mund.

„Shit …“, murmelte ich und knallte abermals gegen das Holz. Röchelte und litt. Musste ertragen, wie sich mein gesamter Unterleib zusammenzog, in dem Bestreben, alles rauszulassen, was in mir schlummerte. Das war eine verdammte Explosion, die in der Warteschleife stand. Automatisch ging ich mit, hob mich auf die Zehenspitzen, als sie einen verteufelten Unterdruck aufbaute und sich daran weidete, dass meine Geilheit am Feuerspucken war. Ihre Finger wölbten sich um meine Hoden. Und dann spürte ich sie … endlich! Chrissi, du Göttin aller Blowjobs! Ich hatte sie so vermisst. Diese kleine Kugel, die sie in der Zunge trug. So ein abgefucktes Piercing, das sich in meine Erektion grub und meinen Schwanz so gekonnt massierte, dass ich wild in das Loch vor mir stieß und zu winseln begann. Mittlerweile leckte sie Stahl, keine Erektion mehr aus Fleisch und Blut, und ich wollte weinen. Es war so verdammt gut.

Frustriert donnerte ich die Faust gegen die Wand und Micky lachte los. Der lachte mich aus. Fand das total witzig, mich zu beobachten, und lehnte mit der Schläfe an seiner Grotte. Genoss und amüsierte sich. Er geilte sich daran auf, mir zuzugucken, während ein anderer seine Dienste bei ihm verrichtete. Jesus, ich wollte abfeuern.

Hatte ich erwähnt, dass ich ein versnobter Arsch war? Ein fremdgehender, spießiger Arsch, der alle Gedanken abschalten konnte? Das war nicht schwer. Schuld war heute allerdings der Wodka. Das hier war so gut, so grandios dreckig, dass man es genießen musste.

Micky grunzte und ich wagte einen weiteren Blick zur Seite. Er sah verschwommen aus und ich blinzelte. Keine Besserung. War schon schwer, die Augen überhaupt offen zu halten. Aber Micky stand keinen Meter weit weg. Was echt nah war, die Platzverhältnisse hier waren weniger toll. Letzter Versuch. Ich saugte verbrauchten Sauerstoff in die Lunge und blinzelte abermals. Es funktionierte. Ein bisschen wenigstens. Irgendwie schwamm ich ja auch. Da war es egal, ob Micky wackelte. Er zwinkerte mir zu und klatschte mir auf den nackten Hintern. Ich wollte mich beschweren, aber die verdammte Kugel wurde in meine Harnröhre gedrückt und diese Lippen liebkosten und dieser gierige Schlund saugte sich fest, mir blieben die Worte im Hals stecken.

Ich lachte abgehackt auf und stöhnte weiter. Versuchte Micky einen bösen Blick zuzuwerfen. Er amüsierte sich prächtig. „Lass uns zusammen abspritzen, mein Freund. Oder kriegst du das heute nicht mehr hin?“

Ey, du bist so ein Arsch! Dennoch konnte ich es mir nicht verkneifen und griff an seine freigelegte Pobacke. Ein letzter Sog an meinem Schwanz folgte. Ich wollte den Orgasmus rausschreien, allerdings kam nur ein hysterisches Keuchen. Ich fragte mich kurz, ob meine merkwürdigen Laute nur am Wodka lagen oder ob mir jemand Drogen verabreicht hatte. Micky verschränkte unsere Finger miteinander und dann presste er sich gegen die Wand und fand Erlösung. Uhm, war der laut. Er riss mich mit. Ich hielt mich an ihm fest, bevor mich das Hochprozentige in meinem Blutkreislauf in die Knie zwang und dieser göttliche Mund mit der geilen Perle das Beste von mir verpasste.

„Cam. Du bist voll hinüber. Hätte nie gedacht, dass du das noch hinter dich bringst.“

Und ich hätte nie gedacht, dass du gleich nach dem Showdown deine Stimme wiederfindest. Meine war weg. Ich hielt mich krampfhaft an Micky fest, sonst wäre ich auch weggewesen. Der Boden war nicht unbedingt sauber. Also, sauber schon, war ein guter Club, aber nicht blank gewienert. Ich wollte stehen bleiben, fand ich besser.

Micky zog mich an seine Brust und ich hatte das Gefühl, dass der schon wieder lachte. Vielleicht war es auch nur die Schwingung seines Brustkorbs, weil er von seinem Höhepunkt ein klein bisschen außer Atem war. Nur nicht zugeben, mein Freund.Nur nicht zugeben.Lächeln und cool bleiben. Sein Halbständer machte mir allerdings Sorgen, denn der drückte sich geradewegs zwischen meine Pobacken.

„Ey, Micky, ist’n bisschen eng.“ Klammheimlich verabschiedete sich mein Hintern von seiner beachtlichen Männlichkeit. „Mir’s so verdammt schlecht.“ Ich sah nach wie vor verschwommen und Mickys kräftige Hände grabbelten an mir rum.

„Bleib stehen“, raunzte er mich an und zog meine Boxer über die Hüfte nach oben und die Jeans hinterher. „So kannst du nicht in den Clubraum zurück.“

„Chrissi …“

„Hat gleich den nächsten Kunden. Mensch, Cam, das war deine letzte Party in diesem Loch. Denk an Kati. Und jetzt geht’s ab nach Hause ins Bettchen. Du kannst bei mir pennen. Bekommst auch eine Dröhnung Aspirin.“

Kapitel 2

 

 

„Kati?“ Ich schreckte aus dem Tiefschlaf und stöhnte schmerzvoll auf. Die Sonne schien viel zu hell ins Zimmer und mein Kopf platzte gleich, während sich in meinem Mund über Nacht eine Fäulnis angesiedelt hatte, die ich nicht näher definieren wollte. Um mich tastend fühlte ich etwas Warmes. Weich war es nicht. Kati konnte es daher nicht sein. Bei dem Versuch, mich zu erinnern, hämmerte es so übermächtig hinter den Schläfen, dass ich mich jammernd auf die Seite rollte. Hin zur kuscheligen Wärme. Weich war es immer noch nicht. Eher fest. Sehr fest. Hatte was von Stahl! Schlagartig war ich wach, saß aufrecht und Erinnerungsfetzen quälten mein lädiertes Bewusstsein. Stahl! Chrissi! Micky! Kati? Ich drehte den Kopf zur Seite und kniff die Augen zusammen. Dachte ich’s mir irgendwie. Micky lag neben mir, schmatzte im Schlaf und sabberte dabei. Der stramme Muskelmann sabberte wie ein Baby. Ein großes, niedliches Baby.

„Micky“, brummte ich und stieß ihn an. „Wach auf. Nun mach schon, du Pfeife! Verdammt noch eins: Was habt ihr mit mir gemacht? Ihr habt mich abgefüllt.“

Und es war geil gewesen: Chrissi und ihre Wunderzunge halt. Chrissi, mit der ich Kati betrogen hatte! An meinem Junggesellenabschied! Wäre ich lieber zu Hause geblieben. Frust packte mich und irgendwie mobilisierte mich das. Ich stieß erneut gegen Micky, unsanfter diesmal. Der saubere Freund sollte sich bewegen, war mir eine verdammt gute Erklärung schuldig. Micky schnaubte mich an und drehte mir den Rücken zu. Gut, dann gleich. Gleich war auch noch zeitig genug. Bis dahin konnte ich duschen, denn ich stank fürchterlich. Ich roch nach allem, nur nicht nach mir selbst.

Eine Wasserflasche leerte ich auf ex und sie landete dumpf auf dem Fliesenboden des Badezimmers, klackerte einen halben Meter weiter, während ich in die Dusche stieg. Gut, dass es nur Plastik war. Der Liter schien immerhin langsam Wirkung zu zeigen. Die Dusche erfüllte hoffentlich ebenfalls ihr Soll. Zwei Aspirin schwammen bereits in mir. Dennoch, so ganz bei mir war ich noch immer nicht. Aspirin war ja auch irgendwie eine Droge, was mich daran erinnerte, dass ich in der Nacht drauf war. High! Wenn meine Sauberfreunde mir was in den Wodka gemixt hatten, durften sie sich warm anziehen. Tjard vorneweg. Best-Friend. Hatte der mich glatt abgefüllt. Der geschniegelte Herr, der seit drei Jahren die Auslandsinteressen einer Softwarefirma vertrat und grundsätzlich fand, dass Schlaf überbewertet wurde – wer wusste schon, was der sich alles reinzog, um wach zu bleiben, und nun an mir ausprobiert hatte. Ich musste mal in einer ruhigen Minute darüber nachdenken, ob ich ihm noch was schuldete. Eigentlich war er mein allerbester Freund – wenigstens bis zur vergangenen Nacht.

Seufzend schielte ich zu meinem besten Stück. Nichts war mit Morgenlatte. In meinen Eiern war aber auch nichts mehr drin, was rauskommen könnte. Chrissi hatte ganze Arbeit geleistet und bevor ich nicht oral hinterher stopfte, konnte nichts mehr produziert werden, was lebensfähig war. Ich musste Chrissi mal bei Gelegenheit fragen, nach was es denn geschmeckt hatte. Halt! Stopp!Cameron, du bist nicht ganz bei dir. Du heiratest in sechs Tagen. Und vorher musst du neun Jungs zusammentrommeln und ihnen eintrichtern, dass niemals etwas von dem Clubbesuch an irgendjemandes Ohren dringen darf. Erst recht nicht an Katis. Verbissen hielt ich die Hand vor meine Männlichkeit, als ich mir Kati bildhaft vorstellte. Die kastriert dich, mein Freund. Die zuckt nicht mal mit der Wimper dabei. Ein erfolgreicher Nachwuchsanwalt ohne Eier in der Hose. Nicht gut. Gar nicht gut! Dann kannst du dich selbst vertreten.

Das Rauschen des Wassers lullte mich ein und tat so gut, dass es einem Orgasmus gleichkam. Der Himmel auf Erden. Weil Micky mich gestern Nacht begrapscht und Tjard auch noch erlaubt hatte, mich abzufüllen, musste er nun auch die Wasserrechnung bezahlen. Ich beschloss, mich zu setzen und die nächste halbe Stunde berieseln zu lassen. Allerdings sollte ich bald was essen. Das half bekanntlich gegen einen flauen Magen. Ich war ja nicht das erste Mal hinüber und nicht mal sicher, ob Tjard nicht auf einen Filmriss hoffte. Der konnte direkt Gewehr bei Fuß stehen, sobald mein leerer Magen auch zu seinem Recht gekommen war.

Ersatzzahnbürsten waren vorhanden, One-Night-Stands sei Dank. Micky nahm öfter einen Kerl mit nach Hause. Wollte noch nicht sesshaft werden, sagte er immer. Ich grinste: Die rosarote Pinkie-Liebe noch nicht gefunden! Ich war ein Hetenarsch. Wusste ich. Micky hingegen wusste, wie es gemeint war. Zum Glück. Der Flachs unter Freunden musste drin sein, so lange, wie wir uns bereits kannten.

Sein Duschgel roch übrigens gut. Keine Einwände meinerseits und so ein bisschen gut duften war eine feine Sache. Anschließend suchte ich und wurde fündig: Deo und sein Eau de Toilette. Unglaublich! War sogar dasselbe wie meins. Ich staunte nicht schlecht.

Ey, Alter, ich muss öfter mal in deiner Bude stöbern. Hatte irgendwie was anderes zu finden erwartet. Mädchenparfum … oder so! Nackt schlich ich ins Schlafzimmer, lauschte Mickys Schmatzgeräuschen und wollte in meine Jeans schlüpfen, denn die Unterhose vom Vortag, die ich die gesamte Nacht anhatte, wollte ich nicht unbedingt anziehen. Die Jeans allerdings hatte ganz schön was abgekriegt, was ich wirklich bedauerte. Sie war echt teuer gewesen und irgendwie … die stank. Und das Hemd erst. Mit spitzen Fingern hob ich es vom Boden und Ekel kam in mir hoch. Fuck! Ich war nicht wirklich mit vollgekotzten Klamotten in den Club gegangen. Meine Rachegedanken stiegen rapide. Tjard, du Arsch!

„Ey, Micky, wach endlich auf. Ich stecke bis zum Hals im Schlamassel. Wenn du jetzt nicht die anderen zusammenpfeifst und wir hier Kriegsrat abhalten, dann …“

„Komm mal runter. Das ist alles nur Spaß gewesen.“

Micky streckte sich. Uhm, der hatte fiese Muskeln. Irgendwas knackte in ihm. Er gähnte herzhaft, ignorierte die Zickerei seiner Knochen – wir wurden ja alle nicht jünger, nur irgendwie peinlicher – und wühlte sich aus dem Bett. „Stopp! Du bist nackt.“

„Ich war froh, dass ich es irgendwie geschafft habe, dich ins Bett zu befördern. Du bist sackschwer, Alter, und warst sowieso scheintot. Vollkommen egal, ob ich was anhabe oder nicht. Ich schlafe immer nackt.“

„Ins Bett gekriegt? Mich? Micky … du bist … komplett nackt.“ Irgendwann, irgendwie holte einen wohl doch ein Filmriss ein. Ich wollte es nicht so genau wissen. Ich wollte es … Verflucht noch mal! „Du hast aber nicht …?“ Ich starrte auf seine Morgenlatte, die immer größer wurde. Sogar die Eichel schwoll an. War die gestern schon so? Passabel, dachte ich. Aber das da war … Wow!

„Glaubst du wirklich, dein prächtiger Arsch interessiert mich?“, knurrte er mich an und ärgerte mich, indem er liebevoll seinen Schaft streichelte, dabei gurrte und mit den Hüften in meine Richtung zuckte. „Selbst wenn, in so einen jungfräulichen Hintern kriege ich Ben Hur auf die Schnelle gar nicht rein.“

„Was willst du damit sagen?“ Jesus, ich wollte es nicht wissen. „Willst du damit sagen, dass mein Hintern nicht zum Ficken geeignet ist?“

Ich brauchte mehr Wasser. Dringend! Irgendwie spürte ich noch das Flimmern in den Adern, merkte auf jeden Fall, dass ich nicht hundert Prozent hergestellt war. Vor allem sollte ich aus Mickys Reichweite verschwinden. Er grinste mich dreckiger an denn je, wölbte seine Zunge in der Wange und kam auf mich zu. Ich wich Schritt für Schritt zurück und sein Grinsen wurde breiter. Lass bloß die Finger bei dir. Der nächste Schritt nach hinten entrang mir ein schmerzhaftes Aufstöhnen. Mein Fuß schnellte nach oben und ich humpelte seitwärts, betrachtete den Attentäter in Form meines Haustürschlüssels, auf den ich getreten war. „Verflucht noch eins!“

„Wenn der Schmerz nachlässt, ist es nur noch halb so schlimm, dass sich etwas reingebohrt hat.“

Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich auf. „Ist das jetzt ein gottverdammter Homowitz oder was? Das hat wehgetan.“

„Der große, starke Cameron. Im Austeilen bist du immer spitze, das Einstecken müssen wir noch üben. Wenn ich es mir recht überlege“ – sein Blick glitt träge an meinem Körper hinab und blieb an meiner Körpermitte hängen – „du bist schon ein Heißer, Cameron-Schatz.“

Immer noch hinkte ich, wenngleich ich mir nicht die Blöße gab, noch mal über die schmerzende Stelle an meiner Fußsohle zu reiben. Ich verkniff mir zusätzlich, seine Blicke durch meine Hand abzuschirmen. Zu verstecken hatte ich schließlich nichts. Auch der Versuchung, mich mit ihm zu drehen, als er mich umrundete, gab ich nicht nach und blieb standhaft. Meine Sinne waren allerdings komplett auf ihn ausgerichtet. Micky war zum Spaßen aufgelegt, was anderes konnte es nicht sein. Ich wollte es ihm ja gönnen.

„Lass bloß die Finger bei dir“, zischte ich, als er hinter mir ankam und irgendwie, auch wenn ich es nicht sehen konnte, glaubte ich, dass er mir auf den Arsch schielte.

„Ich guck nur“, murmelte er. „Hast mir ja gestern auch auf den Schwanz gestarrt und meinen Hintern zum Festhalten benutzt.“

„Ich war betrunken. Außerdem hab ich dich nur angesehen, als du das Gesicht bei deinem Showdown verzogen hast.“

„Danach, ja. Bevor Tim angefangen hat, lag dein Hauptaugenmerk allerdings auf Ben Hur. Gefällt er dir?“

„Spinnst du jetzt komplett?“

Dann reichte es mir. Schluss! Aus! Ich vertrug viel. Auch Spaß. Aber keinen Finger, der meine Pofalte entlangglitt. „Geht’s noch?“ Ich drehte mich blitzschnell um und schlug seine Hand beiseite. Auge in Auge standen wir uns gegenüber. Mickys Muskeln mochten dezent aufgeblasener sein als meine, aber ob er mir auch überlegen war, wenn ich richtig wütend wurde, das würden wir sehen. Kati liebte meinen sportlich trainierten Körper. Ich übrigens auch. Gegen Micky wirkte ich allerdings, wenn wir auch fast gleich groß waren, eher schmächtig. „Ich hab gesagt, lass die Finger bei dir.“

„Keine Sorge. Ich wollte nur sichergehen.“

Er strahlte mich an, bleckte die Zähne und rückte näher. Körpernah. Ständer an Ständer. Jesus, wo kam der her? Der war eben noch nicht lebendig gewesen. Bei Micky schon, aber bei mir nicht. Das war nicht lustig. Was dachte der sich? Also mein Schwanz. Vor allem, was dachte sich Micky dabei? Ich konzentrierte mich auf die aufwallende Wut. Auf meinen Blick, der bereits einige gegnerische Parteien vor Gericht in die Knie gezwungen hatte. Den hatte ich drauf! Wenn ich die Situation sonst nicht mehr im Griff hatte, so wenigstens meine Mimik. Ich funkelte meinen Best-Friend an und nahm in Kauf, dass sich unsere Ständer dabei noch mehr berührten. Mir doch egal. Ich war nicht schwul. Mich ließ das kalt. Absolut!

„Und? Gefällt’s?“, schnurrte ich an seinem Mund und spürte, wie seine pralle Männlichkeit an meiner zuckte. Und, uhm, bei mir spannte es gewaltig.

Mickys Braue wanderte in die Höhe und er schnaubte belustigt. Du bist mein Freund, du Pfeife! Aber er setzte noch einen obendrauf. „Klar gefällt mir, dass du so herrlich empfänglich bist. Dein Hinterteil ist einen zweiten Blick wert. Unberührt, jungfräulich und deiner sexuellen Neugierde niemals zum Opfer gefallen. Korrigiere mich, wenn ich falschliege, aber nicht mal Kati hatte ihren Finger bei dir drin.“

„Was für eine Neugierde? Du tickst ja nicht ganz sauber. Woher willst du das mit Kati überhaupt wissen?“

„Weil du die Backen wie eine Memme zusammenkneifst. Eigentlich schade drum. Wärst bestimmt gut zu vögeln, weil du ja auch was fürs Auge bist. Dein Bester da unten scheint definitiv nicht abgeneigt.“

HA-HAHAHA!

Klar sah ich gut aus. War mir bekannt. Du auch, Micky. Du auch. Aber an meinen Arsch darfst du deshalb trotzdem nicht. Never! Auch wenn du echt was zu bieten hast, ersetzt du kein süßes Kätzchen. Mein Schwanz hingegen war ein Verräter vom Allerfeinsten.

Natürlich ging ich nicht auf Mickys letzten Satz ein. Darauf hatte er es abgesehen, das sah ich ihm an der Nasenspitze an. Taktisch klug, Best-Friend, aber nicht klug genug für einen Anwalt wie mich. „Ich lasse es dich wissen, wenn ich in diesem Leben mal gefickt werden will. Was nicht passieren wird. Verstehen wir uns? Außerdem hab ich Hunger. Dann müssen die Jungs kommen und dann …“

Mitten im Satz stockte ich, als die Schlafzimmertür aufgerissen wurde und ein blonder Typ mit vorwitziger Nase und einem Strahlen im Gesicht, das der Sonne vor dem Fenster Konkurrenz machte, hereingestürmt kam. Sein Blick landete auf meinen Unterleib, bevor ich ihn mit der Hand verbergen konnte.

Keine falsche Scham, nicht wahr? Ich war ja in Übung. Micky zuckte schließlich auch nicht zusammen. Der Besuch war wohl schwul. Wenn der freien Zugang zu Mickys Wohnung hatte, ging ich mal davon aus. Er wedelte mit einer Brötchentüte, in der anderen Hand klimperte er mit dem Schlüssel und es war ihm scheinbar nicht peinlich, uns erwischt zu haben. Bei nichts, wohlgemerkt!

„Micky! Wer zum Teufel –“

„Moin, Till. Nett, dass du an unser Frühstück gedacht hast. Hast was gut bei mir. Der Süße hier vor mir hat gnadenlosen Hunger. Der macht mich schon an und wenn er nicht gleich was zum Essen bekommt, verspeist er vermutlich mich. Du weißt ja, Kohlenhydrate und so ein Zeug sollen Wunder bewirken. Vorher ist Cam nicht zum Spielen aufgelegt, vor allem ist er immer so …“ Micky ließ eine Kunstpause und zog provozierend mit seiner Fingerspitze über meine Wange. „Verkrampft.“

„Kannst du das jetzt mal lassen?“, schnauzte ich ihn an. Es reichte, ehrlich wahr! „Spar dir deine zweideutigen Sätze.“

„Kann ich mitmachen?“

Mein Kopf flog herum. Das hatte der Blondie nicht ernst gemeint, oder? Micky lachte auf und mir wurde schlecht. Kurzerhand entschied ich mich für den Rückzug.

„Keine Sorge, Cam. Till ist durch und durch Bottom. Der geht nicht an deinen Hintern.“

Das interessierte mich null. Er zwinkerte seinem – ja, was war Till eigentlich? – Micky zwinkerte ihm zu und raunte über seine Schulter, sodass ich es gerade noch hören konnte: „Ich weiß, der fällt genau in dein Beuteschema und deine Wünsche könnte er dir sicher ebenfalls erfüllen. Aber der hat in seinem Leben bisher nur Mäuschen flachgelegt und nun ist er in die Mäusefalle getappt.“

Moment mal! Ich wollte auch mitreden. Oder? Nein! Nein, lieber nicht. Ich sollte mich anziehen. Rasch schnappte ich die nicht mehr ganz so frische Boxer und warf einen zweifelnden Blick zu Mickys Schrank. Bemerkte, wie Till mich beobachtete und beeilte mich, die chronische Morgenlatte hinter der Lage Stoff verschwinden zu lassen. Ich gab’s ja zu. Nach dem Aufwachen war keine vorhanden gewesen. Beim Duschen auch nicht. Trotzdem …

Micky lieh mir ein T-Shirt und eine Hose, die ich mit dem Gürtel wenigstens halbwegs oben halten konnte, und schmiss meine Sachen kurzerhand in die Waschmaschine. Best-Friend sei Dank!

Till blieb zum Frühstück. Alles andere hätte mich auch gewundert. Die Jungs wurden angerufen und drei von ihnen waren auf dem Weg in Mickys Bude. Der Rest war nicht erreichbar und ich dezent angepisst. Hoffentlich bekam Kati niemals Wind von dieser Aktion. Die übrigen Verdächtigen musste ich mir wohl oder übel im Laufe der Woche vorknöpfen. Einzeln und persönlich, und das vor der Hochzeit am Freitag. Wenn die Jungs was getrunken hatten, wurden sie stets grundehrlich. Genau wie ich. Voll zum Kotzen!

Ich nutzte die Chance der Dreisamkeit, denn irgendwie wollte ich das Geschehene nicht auf mir sitzen lassen. Ich war dreiunddreißig Jahre alt und es war noch nie, niemals vorgekommen, dass mich ein Mann angebaggert hatte. Oder dass ich mich angebaggert gefühlt hatte. Aber Micky hatte das gemacht. Spaß hin oder her, das wollte ich geklärt wissen.

Ich räusperte mich, machte ein Pokerface und fixierte meinen Kumpel. Betrachtete ihn und bemerkte erst jetzt, dass eine Hand von ihm fehlte. Ich sah zu Till und … Nein! Genug! Genervt und langsam klarer im Kopf, schloss ich die Augen. Wenn der kleine Untenlieger unter den Tisch rutschte, würde ich aufstehen und gehen.

„Wie ist das so?“, fragte ich völlig aus der Luft gegriffen und war mir bewusst, dass eine derart unpräzise formulierte Frage vor Gericht wie eine Luftblase zerschellen würde.

„Was?“, fragte Micky ernst nach und ich gab mir gedanklich eine Ohrfeige. Meine Formulierung war voll fürn Arsch.

„Statt in eine, ähm, Pussi zu vögeln, in einen Hintern einzu… na ja … Komm schon, Micky.“

„Sprich dich ruhig aus. Einzu-was?“

„Ey, Alter. Einzulochen, meinte ich. Zufrieden?“

„Mhm, geht doch. Aber warum fragst du das ausgerechnet mich?“ Micky lachte auf und da war sie wieder, die andere Hand, mit der er zu seinem Brötchen griff und herzhaft hineinbiss. Mir wurde noch ein bisschen schlechter. Vorurteilen sei Dank! Aber ich würgte allein bei dem Gedanken, Frauenarbeit zu verrichten. Einen Schwanz zu lutschen auf gut Deutsch! Micky kaute fertig und sah mich intensiv an. Diesen Blick hatte er definitiv genauso gut drauf wie ich. „Es ist vermutlich genauso gut für mich wie für dich, wenn du mit Kati schläfst.“

„Vermutlich?“

„Cameron?“ Uhm, bedrohlicher Unterton. „Wie lange kennen wir uns jetzt?“ Viel zu lange. Seit der Buddelkiste. Trotzdem zuckte ich mit den Schultern. „Du bist ein Vollidiot! Du weißt genau, dass ich noch nie etwas mit einer Frau hatte. Es gibt also keine Vergleichsmöglichkeit für mich.“

Oh, ich vergaß! Verdrängte viel zu gerne und leider auch erfolgreich dieses eine Jahr in der Schulzeit, in der Micky sich verändert hatte. Kein schönes Jahr. Irgendwie – und da tauchten sie wieder auf, die Vorurteile – war er in diesem Jahr auch nicht mein Freund. Zum Glück hatten Tjard, Busse und ich rechtzeitig die Kurve gekriegt und Micky hatte es uns nie übel genommen. Danach hatte er sich geoutet. Erklärte uns, er sei schwul und dass er ein bisschen rumprobierte und seine ersten Erfahrungen sammelte. Zu dem Zeitpunkt wussten wir anderen drei noch nicht mal, wie ein Mädchen zwischen den Beinen roch.

„Tut mir leid“, murmelte ich und Micky nickte mir zu. Verzieh mir offenbar, dass ich ihn an genau das gleiche unschöne Jahr erinnert hatte. „Und wie ist es sonst so?“ Applaus. Ich war wirklich grandios. Mein Chef würde mich feuern. Ganz sicher sogar.

„Sonst so? Willst du wissen, wie es ist, wenn man flachgelegt wird?“

„Ja. Nein. Ach, verdammt, ja!“

„Nun, du hast mir ja deutlich zu verstehen gegeben, dass du es mich wissen lässt, wenn du so weit bist. Dann zeige ich es dir mit dem größten Vergnügen. Was mich betrifft: Ich finde es geil.“

Ich starrte zwischen Till und Micky hin und her. „Du lässt dich allen Ernstes –“

„Klar, wieso nicht? Ich liebe Männer genauso wie du Frauen. Es gibt nichts an mir, was nicht angefasst werden darf. Sollte ich irgendwann mal einen Freund haben, der toppen möchte, dann weiß ich, dass mir das gefällt. Warum sollte ich mich zieren?“

„Von dem da etwa?“ Ich schaute mir Till genauer an und wollte mir die zweite Ohrfeige geben, denn er senkte den Kopf.

„Till ist Bottom und du bist ein versnobter Vollidiot. Till will das nicht. Wir sind auch kein Paar, sondern lediglich Nachbarn mit gewissen Vorzügen.“

„Friends with benefits. Schon klar“, murmelte ich und wendete mich abermals an Till. „Willst du wirklich nicht oder lässt er dich nicht?“ Anwaltsfrage. Na ja, fast wenigstens. Immerhin eindeutig und zielgerichtet. Mitten ins Gesicht. Den versnobten Vollidioten schob ich gekonnt beiseite. Micky hatte ja recht.

„Micky hat’s mir angeboten. Aber nein, das ist nichts für mich. Vielleicht irgendwann mal. Ich schließe das nicht aus. Aber im Moment genieße ich es, so wie es ist.“

„Und ihr seid wirklich kein Paar?“

„Nein. Wir mögen uns. Aber zu einem Paar gehört etwas, was bei uns fehlt.“

„Was?“

„Cameron!“ Mickys Stimme brummte geradezu aus der Tiefe heraus.

„Tut mir leid.“ Ich versteckte mich hinter meiner Kaffeetasse. „Kannst du’s mir trotzdem sagen?“

„Klar kann ich“, antwortete Till und wurde von Mickys verschwundener Hand beruhigt. „Wir lieben uns nicht. Das gewisse Etwas fehlt und deswegen bleibt es bei Gelegenheitsficks.“

„Ich verstehe.“ Wirklich ehrlich klang das dennoch nicht. Als Anwalt hatte ich ein Gespür dafür entwickelt, ob ich angelogen wurde.

Aber ich hatte mich ja selbst durch die Gegend gevögelt und war öfter in ein und demselben Schlafzimmer, bevor ich Kati kennenlernte. Manche Frauen hatten es eben besser drauf als andere. Vor allem Chrissi … Dumm, dass wir uns nie in einem der Hinterzimmer des Clubs begegnet waren, sondern ich immer nur in den Glory Holes das Vergnügen mit ihr gefunden hatte. Ich pfiff gedankenverloren zwischen den Zähnen hindurch. Chrissi hätte ich seinerzeit wirklich gern hautnah erlebt. Die war der Knaller schlechthin! Hatte ich sie mir früher noch blond, mit langen Haaren und extrem verrucht vorgestellt, so dachte ich vergangene Nacht eher an etwas Unschuldiges, Süßes mit zotteligen, zurückgebundenen, braunen Haaren. Lag vielleicht daran, weil Kati blond war. Ich hätte vermutlich keinen hochgekriegt, wenn ich mir Chrissi nicht anders geträumt hätte.

Aber es war deprimierend, nicht zu wissen, wie sie wirklich aussah. Die Anonymität derer, die in den Glory Holes ihre Arbeit verrichten, wurde streng gewahrt. Vielleicht waren es dieselben Angestellten, die man mit auf ein Zimmer nehmen konnte, aber durchblicken ließen sie es nicht. Gut, wirklich nachgebohrt hatte ich eigentlich auch noch nie. Meine Fantasie war sehr lebhaft und blühend. Namen waren ohnehin Schall und Rauch. Ich wollte auch gar nicht wissen, wie man mich nennen würde, wenn ich meine Dienste anbot. Eigentlich mochte ich den Namen Cameron ganz gerne.

Ein Bild von Chrissi setzte sich in mir fest und ich beschloss, diesem auf den Grund zu gehen. Reine Neugierde also, erneut ins Black Stage zu pilgern und Chrissi zu finden. Ein bisschen ermitteln und Fakten zusammentragen. Wer zur Hölle war sie eigentlich? Vielleicht sogar Valetta, die so süß stöhnte, umso wilder es wurde? Plötzlich überfiel mich ein ganz anderer Gedanke, ein ziemlich kranker. Vielleicht war es keine Frau, sondern ein Kerl. Vielleicht sogar dieser … Tim, der meinem Freund Micky behilflich war? Was ist, wenn die versehentlich oder gar wissentlich die Glory Holes vertauschten? Tim bei mir und Chrissi bei Micky aktiv war? Was war, wenn Tim auch so ein geiles Piercing hatte? Dieser Gedanke erschreckte mich fast zu Tode, beinahe fiel mir die Kaffeetasse aus der Hand.

„Ups. Wo bist du denn mit deinen Gedanken?“ Micky reichte mir ein Taschentuch. Mit der Hand, die die ganze Zeit auf dem Tisch lag. Sein Glück! „Wisch mal die Tropfen weg. Gut, dass es nur Kaffee ist.“

Na, besser Kaffee auf dem Tisch als Spermaspuren darunter. Wie Till gerade die Schnute verzog, fehlte dazu nicht mehr viel. Voll daneben, also ehrlich. Hallo, ich war auch noch da. Hätten die nicht warten können bis nachher?

Dennoch schwieg ich, denn mein vorhergehender Gedanke bekam mir nicht und beschäftigte mich. Wie kam ich auf so einen hirnverbrannten Schwachsinn? Das war sicher noch eine Nachwehe des Alkoholkonsums. Ich war schließlich nicht der einzige Besucher, der dort ein und aus ging, die hatten ein geregeltes System.

„Dir geht gerade der Arsch auf Grundeis, oder?“, fragte Micky und schaute wirklich betroffen.

Ja, irgendwie schon. Wenn er allerdings wüsste, warum, würde er lauthals lachen. Aber Betrug blieb Betrug! Dass ich Kati hintergangen hatte, war zweitrangig. Wenn allerdings Chrissi nicht Chrissi war, war das mehr als nur grenzwertig und Betrug in großem Stil. Gut, Fremdgehen auch. Ich gab’s halt nur ungern zu. Trotzdem behielt ich es für mich und nickte nur. Wenn ich jetzt antwortete, wusste nicht nur Micky, sondern auch Till, dass ich echt angepisst war und mir irgendeinen Müll zusammenreimte.

In diesem Moment klingelte es. Till verzog angestrengt das Gesicht, als wäre der Gipfel des Himalajas nicht mehr weit. Sauerstoffmangel, Kleiner? Am Ende bekam ich es noch ab. So unterm Tisch. Micky schien es offenbar voll draufzuhaben. Pech gehabt, Till. Jetzt kannst du deinen Ständer erst mal verpacken, da der Besuch eintrifft. Ich war noch verstimmter, weil so ein klein wenig törnte es mich an. Wie eben alles Schmutzige und Verbotene. Ich hatte immer so lange probiert, bis es was setzte und man zur Strafarbeit verdonnert wurde. Mit Recht, natürlich. Immer mit Recht! Trotzdem: Es hatte umso mehr Spaß gemacht, erneut etwas Blödes auszuhecken. Und heute war keiner mehr da, der einen zu erziehen versuchte. Ging bei mir sowieso nach hinten los und nun gab es nur noch Kati und sie erzog mich nicht, wenn ich ihr steckte, was heute Nacht los war. Sie kastrierte mich! Keine gute Idee also.

Micky öffnete die Tür und Tjard kam rein, er hatte ein beschissen fröhliches Lächeln auf den Lippen. „Moin, Cam, moin in die Runde. Geile Nacht gehabt?“

„Selber.“ Ich nickte ihm missgelaunt zu und zog den Stuhl zu meiner Linken vom Tisch, bot ihm Platz an. Er konnte sich direkt neben mich setzen. Bei dem Hühnchen, das es zu rupfen galt, war ich bei Tjard nicht an der falschen Adresse. Der zögerte und ich klopfte vehement auf das Polster. „Mach, dass du herkommst, du Schnösel. Was hast du dir dabei gedacht? Wenn das an Katis Ohren dringt, komme ich in Teufels Küche.“

„Bleib mal locker, Bester. Keiner sagt ein Wort und alles ist gut. Sei happy, dass du einen krassgeilen Blowjob abgesahnt hast.“

„Ja klar, und in ein paar Jahren verplappert sich einer von euch und euer Freund Cameron zieht vors Scheidungsgericht. Tolle Vorstellung.“ Wenn ich mit den paar Jahren nicht in viel zu weite Ferne sah. Ein paar Tage oder Wochen waren wahrscheinlicher.

Es klopfte erneut, Micky muffelte ein „Ist offen“ und Busse trat ein. „Morgen allerseits.“ Er strahlte nicht ganz so blöd wie Tjard zuvor. Eher wirkte er vollkommen nüchtern. „Heiße Nacht gehabt?“, fragte er an mich gewandt und da war kein Lachen. Nicht mal das Zucken eines Mundwinkels konnte ich sehen.

„Wer oder was hat dich denn gebissen?“ Normalerweise war er auch so ein Hetenarsch wie ich und brachte lieber einen Spruch zu viel als einen zu wenig. Er war der vierte im Bunde, den ich seit der Buddelkiste kannte und liebte.

„Das fragst ausgerechnet du?“ Weiter ausholen konnte er nicht, denn Micky drängte ihn an die Tischkante und schlang die Arme um ihn. Einen um den Hals und einen um seinen Unterleib. Bei den Muskeln hätte ich mir spätestens jetzt Gedanken gemacht. Aber war ja nicht meine Männlichkeit, die in Gefahr schwebte. Und was war schon das bisschen Luft, das ihm abgedrückt wurde?

Ich grinste schadenfroh. Es verging mir nur leider genauso schnell, wie es gekommen war, und endete in einem wahrhaftigen Anfall von Peinlichkeit, als Micky in Busses Ohr nuschelte: „Wenn du wissen willst, wie Cams Nacht war, darfst du dich eingeladen fühlen, mit mir das Bett zu teilen und Ben Hur Guten Tag zu sagen.“

Ey, Alter! Darauf hatte sich Busses Frage bezogen? Nicht auf das Fremdgehen, was ehrlicherweise sehr an mir nagte. Aber was dachte er denn von mir? Meine Wangen glühten und Tjard lachte sich weg und Till schaute erst Micky, dann mich misstrauisch an. „Bist du doch schwul?“

Grundgütiger! „Sehe ich so aus?“, schnauzte ich ihn an. Uhm! Verdammter Alkohol, garantiert waren noch Reste davon in meiner Blutbahn.

Mickys Gesicht verfinsterte sich und Tjard fiel fast vom Stuhl und hielt sich den Bauch vor Lachen. „Bist du drauf?“

„Sag du’s mir, Tjard. Bin ich drauf? Hast du mir gestern was reingemischt?“

Allgemeines Schlucken, allgemeines Mundwinkelzucken. Ich hingegen war todernst. Stille breitete sich aus und Tjard stand im Mittelpunkt.

„Ich bring dich um, Tjard! Was? Was war es? Sag es mir!“

„Immer locker durch die Hose atmen und cool bleiben. Du hast gesoffen wie ein Loch und dein Abendessen war leider auch keine Grundlage mehr. Glaubst du wirklich, ich fülle dich mit Drogen ab? Bester, traust du mir das wirklich zu?“

„Ich kam mir vor, als wäre ich auf irgendeinem beschissenen Trip.“

„Klar, Mann. Chrissi hat dich ausgesaugt wie eine Vampirlady. Ich dachte, du kommst gar nicht mehr.“

„Hey, um mal eines klarzustellen: Ich war zwar voll, das heißt aber noch lange nicht, dass ich nicht mehr konnte.“

„Ey, Alter.“ Tjard gluckste erneut los. „Ehrensache, oder? Hat halt nur ein bisschen länger gedauert. Ich dachte, du kommst nicht mehr zu uns zurück, meinte ich. Du warst eine halbe Stunde an der Glory. Wäre Micky nicht bei dir gewesen, als Anstandswauwau und Aufpasser, hätte ich einen Suchtrupp losgeschickt.“

Mein Blick sprach wohl Bände. Wow! Dreißig Minuten. Das war lang. Kati hätte nach spätestens zehn Minuten aufgegeben. Tatsache! Sie hätte mich in meinem Zustand vermutlich nicht mal mehr angefasst. War ja auch so ein bisschen spießig. Micky war also mein Aufpasser gewesen? Interessant! Cooler Job, wenn man dabei einen geblasen bekam.

Tjard legte grinsend eine Rolle Bonbons neben meinen Teller. „Hier, die sind noch von gestern, kannst du behalten. Hab heute Morgen eins probiert, die Dinger schmecken scheiße. Vielleicht hast du den Trip davon bekommen.“

Erzürnt nahm ich die Rolle Pfefferminz in die Hand, drehte sie zwischen den Fingern. „Vierzig Cent war ich dir wert? Kein Wunder, dass sie widerlich sind. Danke auch, ehrlich.“ Tjard klopfte mir lediglich kumpelhaft auf den Arm.

„Moin, Cam. Moin, allerseits.“ Dirk stand plötzlich mitten im Raum, wenigstens er schloss die Wohnungstür hinter sich, wenn Busse das schon nicht schaffte. Er grüßte in die Runde und bediente sich am Kaffee und einem Croissant. Ewiger Junggeselle, der sich öfter bei Micky herumtrieb. „Wohin seid ihr gestern auf einmal alle verschwunden?“, fragte er und machte es sich auf dem Sofa gemütlich.

„Warst du nicht dabei?“ Hatte ich doch einen Filmriss?

„Klar war ich dabei. Dich hat man im ganzen Club stöhnen, weinen und winseln gehört. Aber irgendwann seid ihr weggewesen. Alle miteinander.“

„Und du? Was hast du gemacht?“

„Va-le-rie, Va-le-ra, Va-le-tta“, flötete er.

„Du hast mit Valetta?“ Ich konnte mir vorstellen, dass Dirk Spaß hatte. Die war echt gut im Vierfüßlerstand.

„Und?“ Ich wollte Anekdoten, sofort!

„Geiler Arsch. Und echt eng.“

„Du hast sie in den Hintern?“

„Klar, Mann, bot sich an. Sag nicht, dich lässt so ein geiler Arschfick kalt?“

Um ehrlich zu sein … Jetzt wurde es eng. Ich sah mich in der Runde meiner Freunde um und hatte das Gefühl, der Einzige zu sein, dem diese Erfahrung fehlte. Kati wollte das nicht und davor war ich zufrieden. Das Bedürfnis, es auszuprobieren, war nicht vorhanden. Es gab genug andere Experimente, die meine Aufmerksamkeit gefordert hatten. Mit Kati-Katze wollte ich irgendwann, aber sie eben nicht. Ich heiratete sie ja nicht nur, weil sie echt gut im Bett war, und ich trennte mich schon gar nicht, weil sie mich nicht an ihren Hintern ließ. Ließ ich sie ja auch nicht. Meine Verlobte hatte noch andere Qualitäten. Gut! Sex war auch wichtig. Aber die Jungs hatten mich ein bisschen in Bedrängnis gebracht.

„Doch, ist heiß“, antwortete ich lahm und spürte Mickys brennenden Blick, konnte mir ausmalen, wie er eins und eins zusammenzählte. Halt bloß den Mund!

Endlich war er ein wirklicher Freund. Micky schwieg, setzte sich neben Dirk und griff diesem ans Bein. „Sind wir nicht alle ein bisschen homo?“

Jesus! Die Tasse Kaffee rutschte aus meiner Hand. Es wurde Zeit, dieses Sit-in zu beenden. Wir waren nicht nur betrunken peinlich, sondern auch im nüchternen Zustand. Was Till wohl von uns dachte?

Mit einem Spüllappen in der Hand kam er angelaufen und tupfte um meinen Teller herum. Seine hellen, freundlichen Augen trafen mich viel zu tief und flehten mich regelrecht an. Wäre er eine Frau und ich auf Kneipentour, könnte ich den Blick 1A deuten. Da stand eindeutig Fick mich auf seiner Stirn. So aber senkte ich beschämt den Kopf und hob artig Teller und Tasse an. Wie bei Muttern zu Hause! Voll fürn Arsch, das Frühstück. Wurde Zeit, Tacheles zu reden.

„Hat zufällig irgendjemand einen Filmriss in Bezug auf die gestrige Nacht?“, fragte ich und allgemeines Kopfschütteln war die Antwort.

„Das hättest du wohl gern“, sagte Busse und Tjard warf ihm einen warnenden Blick zu. „Ist gut jetzt, ja? Es ist nicht mehr rückgängig zu machen.“

„Wäre auch zu schön gewesen“, brummte ich verstimmt. „Was habt ihr euch dabei gedacht, mich ins Black Stage zu schleifen? Wie soll ich das Kati erklären, wenn sie das erfährt?“

„Gar nicht.“ Das kam dreistimmig und Galle stieg mir auf. Micky, Tjard und Dirk zuckten gleichzeitig die Schultern. War das zu fassen? Nur Busse schwieg, seine Kieferknochen traten hervor, sein Blick war eisig.

„Wie? Gar nicht?“, hakte ich nach. „Kati, ich weiß nicht, was du da gehört hast, aber es stimmt nicht? So in der Art? Die reißt mir die Eier nicht nur ab, sondern frittiert sie im Anschluss.“

„Mach dir keine Gedanken. Ich habe allen eingeimpft, nicht über deinen Junggesellenabschied zu reden. Und wenn ich sage, allen, dann meine ich auch alle.“ Erneut fixierte er Busse und ich notierte mir gedanklich, ihn mir noch mal persönlich zu greifen. Unter vier Augen. „Wir schweigen wie ein Grab. Es tut mir leid. Es war wohl nicht ganz richtig von uns.“

„Bringt mir meine Frau auch nicht zurück, wenn sie’s erfährt.“ Die Aussicht darauf, dass es geheim blieb, war verschwindend gering. Zehn Leute waren neun zu viel, um ein Geheimnis zu wahren. Als Anwalt wusste ich das besonders gut. Das war alles Mist. Nun zeigte sich wohl, ob ich wirklich neun gute Freunde hatte oder nicht.

„Ich gehe jetzt. Kati hat bereits fünf Nachrichten geschickt.“

„Da wartet die Süße zu Hause. Lass dich flachlegen und du wirst sehen, nach einem geilen Ritt sind auch deine Gedanken wieder beisammen.“

„Euer Wort in Gottes Gehörgang.“

Ich klopfte auf den Tisch, nickte in die Runde und wurde von Micky in eine Umarmung gezogen. „Halt die Ohren steif.“

Sauberfreund! Ehrlich wahr! Das Klopfen auf meine Schulter war hart, aber ich verkniff mir einen Kommentar. Meine Energie ging flöten und ja, irgendwann musste ich nach Hause. Mein Kopf schwirrte und ich begann meine Gedanken zu ordnen. Gestern war die Welt noch in Ordnung gewesen. Meine heile, grundgeile, aber solide, geradlinige Heterowelt. Noch im Rausgehen aus dem Wohnhaus schickte ich eine Nachricht an Busse. Freunde halten zusammen?

Die Antwort kam prompt, wenn auch wenig mitteilsam. Er schickte ein Daumenhochsymbol. Das musste reichen.

 

~~~

 

„Cameron?“ Ich duckte mich im Türeingang zur Wohnung, als Kati aus dem Wohnzimmer rauschte. „Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Es ist Mittag durch. Wo zum Teufel kommst du her?“

„Hab bei Micky gepennt.“

Sie stützte die Hände in die Hüften und zog eine Grimasse, die so gar nicht zu ihr passte. Fehlte nur der schwingende Kochlöffel. Lieb dich, Baby! Wirklich! Eigentlich mochte ich es, wenn sie ein bisschen sauer war. Dann war sie extrem heiß und wild.

„Bei Micky? A-ha.“

Was sollte das denn heißen?

„Ich habe weder dich noch Micky noch Tjard erreicht.“

„Ja, und weiter? Wir waren total hinüber.“

„Steffen irgendwie nicht.“

Steffen? Jesus – waren wir wirklich zu zehnt unterwegs gewesen? „Ja, na und?“, nuschelte ich bereits weniger draufgängerisch. „Wieso telefonierst du mit Steffen?“

„Hab ich nicht. Hab Isabelle getroffen.“ Seine bessere Hälfte. Ging es schlimmer? „Die hat mir interessante Dinge auf unserer Joggingrunde erzählt.“

Alter Schwede, ich bring dich um, Steffen.

Katis Blick war auch nicht ohne, stellte ich fest. Den hatte sie sich von mir abgeguckt. Sie fixierte mich und ich traute mich nicht mehr, überhaupt zu atmen. „Und?“, wagte ich einen heiseren Vorstoß, da sich gefühlte Minuten Stille um uns zog.

„Ihr wart in so einem Sexclub. Stimmt das?“

Ich blinzelte, fasste mir an den Kopf. Das durfte nicht wahr sein! Damit war es beschlossene Sache: Ich würde Steffen bei nächster Gelegenheit umboxen. Der durfte sich nicht mehr unter meine Augen trauen. Und Tjard erledigte ich gleich mit. Gab es nicht ein Gesetz, das einem Mann verbot, nach einem Junggesellenabschied besoffen zu seiner Frau nach Hause zu kommen?

„Was ist nun? Stimmt das?“

„Ja, Mann. Und weiter? Wir hatten Spaß.“

„Beim Vögeln?“

„Kati, Jesus. Nein. Dort läuft gute Musik, die Stimmung ist geil. Der Tabledance ist mega. Willst du mir jetzt den endgeilen Abend versauen? Das war vor Jahren unser zweites Zuhause. Was soll das?“

„Nur Spaß gehabt? Micky hat sich dort von einem der Angestellten befriedigen lassen. Super, euer Spaß.“

Ich starrte sie beinahe in den Boden, während es mir heißkalt den Rücken runterlief. „Und?“, äußerte ich erneut vorsichtig, fühlte mich wie in einem anwaltlichen Kreuzverhör. Vorwagen, abklopfen, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig preisgeben. „Der ist Single. Was hat sein Blowjob mit mir zu tun?“

„Du hast wirklich nicht?“

Ich schüttelte den Kopf und war ein bisschen Arschloch zu viel auf einmal, während mein fatal schlechtes Gewissen die rote Flagge hisste. Eigentlich wusste ich, dass das nur nach hinten losgehen konnte. Das hatte ich bereits am Morgen nach dem Aufwachen geahnt. Irgendwann holte einen alles ein. Aber bitte nicht sofort! Die Gelegenheit verstrich, reinen Wein einzuschenken, und ich atmete vorsichtig durch, während Kati Tränen in die Augen sprangen. Sie wendete sich von mir ab. „Du siehst müde aus. Leg dich hin. Wir reden später.“

Herzlichen Glückwunsch, Cameron! Super hinbekommen.