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„Alles ist easy!“ Was für die Gesellschaft verpönt ist, empfindet Noah als die Erfüllung seiner Träume: die Arbeit als Callboy im Club Black Stage. Er lebt für diesen Job und holt sich seine Kicks dadurch, sich fremden Männern anzubieten und sie an sich zu binden. Eigentlich … braucht er nicht mehr, um glücklich zu sein. Das ändert sich, als er den lädierten Stricherjungen Sonni mit nach Hause nimmt und sein Clubkollege Pink daraufhin bemerkt, dass ihn etwas beschäftigt. Pink beginnt tiefer zu graben, als es jemals jemand zuvor gewagt hat, und Sonni wirbelt durch seine bloße Existenz Noahs Leben auf. Während der eine ihn tief berührt und unantastbar erscheint, ist der andere zu präsent und raubt ihm den letzten Nerv. Zudem gibt es einen bestimmten Kunden, der Noahs Gedanken regiert. Eigentlich … merkt er erst, dass sein Herz erobert wurde, als es fast zu spät ist.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Impressum
1. Auflage - Juni 2022
© Elisa Schwarz
Kontakt:
Elisa Schwarz
Krauseneckstr. 24 d
55252 Mainz-Kastel
Coverdesign: Elisa Schwarz
Bildrechte: 123rf
Korrektorat: Bernd Frielingsdorf
Alle Rechte vorbehalten. Auszug und Nachdruck, auch einzelner Textstellen, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin gestattet. E-Books sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiter veräußert werden.
Content Notes: Das Buch ist für Leser geeignet, die sich nicht an der Darstellung expliziter homoerotischer Szenen stören. Des Weiteren werden folgende Themen angeschnitten: Gewalt, Missbrauch, Zuhälterei, Prostitution, Polysexualität, Drogen, Nikotinkonsum.
„Herzlich willkommen im Black Stage-Universum. Geben Sie sich Ihrer Fantasie hin und lassen Sie sich verführen. Haben Sie keine Hemmungen, sich in die fähigen Hände unserer Angestellten zu begeben und Ihrer Lust freien Lauf zu lassen.“
Liebe Lesende! Den Sexclub Black Stage hatte ich bereits in Band 1 Eigentlich ... im Vorwort vorgestellt und weise hiermit noch mal darauf hin, dass dieser Ort vollkommen meiner Fantasie entsprungen ist. Der Kosmos in und rund um das Black Stage ist frei erfunden. Obwohl auch Frauen dort bedienen, liegt das Hauptaugenmerk auf der queeren/schwulen Szene. Im ersten Band wurde die Geschichte eines Protagonisten erzählt, der nur von außen Berührungspunkte mit dem Club hatte. In diesem Buch von Noah lade ich euch ein, hinter die Kulissen zu blicken. Lasst euch die schönen, aber auch anstrengenden Momente im Club durch Noahs Augen zeigen und begleitet ihn ein Stück seines Lebens. Ich bin kein Fan von faktenverdrehten, träumerischen Kulissen, daher sollte jedem, der dieses Buch liest, klar sein, dass eine Anstellung in einem Sexclub harte Arbeit ist und immer auch ein Stück Bitterkeit mit sich trägt. Trotzdem, oder gerade deswegen, hält diese große Familie zusammen und ein jeder, der es braucht, wird gestützt und getragen. Zumindest in Noahs Fall. Das Katerchen freut sich auf euch!
Dieses Buch ist Band 2 der Reihe Black Stage. Ich empfehle, die Bücher in folgender Reihenfolge zu lesen:
Eigentlich … (Roman 1)
Eigentlich … festlich (Kurzgeschichtenband zum Roman 1)
Eigentlich … Noah (Roman 2)
Es wird mit einem dritten Roman weitergehen!
Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen.
Alles Liebe, Elisa
„Alles ist easy!“
Was für die Gesellschaft verpönt ist, empfindet Noah als die Erfüllung seiner Träume: die Arbeit als Callboy im Club Black Stage. Er lebt für diesen Job und holt sich seine Kicks dadurch, sich fremden Männern anzubieten und sie an sich zu binden. Eigentlich … braucht er nicht mehr, um glücklich zu sein.
Das ändert sich, als er den lädierten Stricherjungen Sonni mit nach Hause nimmt und sein Clubkollege Pink daraufhin bemerkt, dass ihn etwas beschäftigt. Pink beginnt tiefer zu graben, als es jemals jemand zuvor gewagt hat, und Sonni wirbelt durch seine bloße Existenz Noahs Leben auf. Während der eine ihn tief berührt und unantastbar erscheint, ist der andere zu präsent und raubt ihm den letzten Nerv. Zudem gibt es einen bestimmten Kunden, der Noahs Gedanken regiert. Eigentlich … merkt er erst, dass sein Herz erobert wurde, als es fast zu spät ist.
Das rhythmische Zucken des Stroboskoplichts schickte Impulse, Stromstößen gleich, durch meinen Körper. Der künstliche Nebel, der sich wie blitzende Geisterklauen durch die Tanzenden zog, erschwerte die Sicht und beschwor zugleich das Gefühl von Schwerelosigkeit herauf. Ich legte den Kopf in den Nacken und der harte Beat trug mich davon, während ich den Geruch nach schwitzender Haut wie eine Droge inhalierte.
Bedeutungsschwer drängte sich ein schlanker Leib an meinen Rücken, Brüste an mein Kreuz. Zierliche Finger rieben mir über die Brustwarzen, den Bauch hinab. Sie streiften die Wölbung in meiner Jeans, griffen anmachend zu, bis ich ihnen Einhalt gebot und mich in der Umarmung herumdrehte. „Nur für Kerle, du Biest.“
Ein herrliches Lachen folgte. Ich zog Luci fest an mich, zwang sie damit, den rhythmischen Bewegungen zu folgen.
„Du siehst müde aus“, redete ich dicht an ihrem Ohr.
Wie auf ein Stichwort vergrub sie die Nase an meiner Halsbeuge und wurde träge, stoppte uns. „Deswegen bin ich hier. Ich wollte dir Bescheid sagen, dass wir jetzt abhauen. Kommst du mit?“
„Wer geht denn?“
„Alle. Es ist spät. Nur du bist noch am Tanzen und Pink ist verschollen. Wir haben ihn nicht gefunden. Vielleicht ist er schon weg.“
„Ihr geht zusammen?“ Sie nickte. „Okay, dann bleibt aber auch zusammen, die Gegend ist nicht sicher. Wir sehen uns morgen.“
Luci verzog die Schnute und klimperte mit ihren unechten Wimpern, die sie verwegen aussehen ließen. „Mach nicht mehr so lange.“
„Ja, Luder!“, antwortete ich lachend. „Ich hau auch gleich ab, obwohl die Nacht noch jung ist.“
„Jung?“ Sanft boxte sie mir in die Seite. „Es ist vier Uhr durch. Du weißt doch …“
„Du hast ja recht.“
Chris war skeptisch gewesen, als er erfahren hatte, dass einige seiner Mitarbeiter eine Disco besuchen wollten. Uns allen sind diverse Abstürze im Black Stage in Erinnerung, wenn wir die Türen mal geschlossen hatten und die Räumlichkeiten für eine interne Feier herhalten mussten. Auch in dieser Nacht hatte der Club – eher war es ein Sexschuppen – nicht geöffnet. Aus Gründen, so die Aussage von Chris. Unserem Boss. Mehr hatte er nicht dazu gesagt und ich vermutete eine angekündigte Kontrolle hinter der Schließung. Ein paarmal im Jahr kam das vor, meist aufgrund dubioser Anzeigen frustrierter Kunden. Wie üblich würden die Bürokratiejunkies irgendetwas finden, was entsprechend den Auflagen ausgebessert gehörte. Unwillig hatte Chris uns die Nacht freigegeben, euphorisch hatten wir den unverhofften freien Arbeitstag willkommen geheißen. Keine Stunde später war es für den festen Kern der Belegschaft beschlossene Sache gewesen, in die Disco zu gehen. Chris war nicht begeistert, er hätte uns lieber brav in unseren Wohnungen gewusst!
„Ich werde Pink suchen und dann verschwinden wir ebenfalls.“
Luci tippte mir mit ihrem Fingernagel gegen die nackte Brust. Längst hatte ich mein Shirt ausgezogen, es seitlich in den Hosenbund geklemmt. „Ist es okay, wenn ich gehe? Ich kann ihn auch mit dir suchen. Ich weiß ja, dass ihr euch nicht so grün seid.“
„Alles easy. Mit Pink komme ich klar.“
„Nicht, dass Beschwerden kommen“, flötete sie und abermals wanderte ihre Hand an mir herab. Aufreizend kratzte sie oberhalb meines Jeansbundes entlang.
„Pff. Ich krall mir den und dann verschwinden wir.“
„Ich bin gespannt. Pink kennt deine herzallerliebste Art nicht und es könnte passieren, dass er damit nicht umgehen kann.“
„Ich bin immer lieb. Außerdem finden wir den Ausgang auch unabhängig voneinander.“
Amüsiert verdrehte sie die Augen. „Große Jungs …“ Bevor ich ein weiteres Mal eingreifen musste, löste sie sich von mir und verschwand in der Menge. Ich beobachtete, wie sie auf die anderen vom Club traf und sie gemeinsam aufbrachen. Es war der harte Kern an Kolleginnen und Kollegen, die seit Jahren für Chris arbeiteten. Sie waren die Personen, die mir am nächsten standen, der Nachtclub war unsere erste Anlaufstelle. Unser Zuhause. Ich würde für einem jeden von ihnen mein letztes Hemd geben. Für alle … was Pink mit einschloss. Missmutig blickte ich mich um. Ich sollte gehen, mich nicht um den Kollegen scheren, der offenbar vom Erdboden verschluckt worden war.
Trotzdem verließ ich den Tanzbereich, kämpfte mich mit hoch über den Kopf gestreckten Armen durch die Traube an Menschen, um zur Bar zu gelangen. Schweißperlen rannen mir über die Brust und aus dem Ansatz des Nackenhaars. Zielstrebig liefen sie meinen Körper hinab und versickerten im Hosenstoff. Fremde Finger folgten dem Weg. Dezent, kaum spürbar. Eher heimlich! Diese Zurückhaltung war ich nicht gewohnt. Ich liebte Hände auf meiner Haut, ich liebte Lippen an mir, erregte, drängende Körper und heißen Atem. Gern hätte ich das signalisiert, doch als ich den Besitzer der Finger ausfindig machen wollte, ließen sie von mir ab. Die Menschen hatten Hemmungen, ihrer Lust freien Lauf zu lassen, wenn der Rahmen dazu nicht passte. Der Rahmen der Anonymität, wie ihn das Black Stage bot.
„Eine Cola bitte“, rief ich einem Barkeeper über die marmorne, von Sirup verklebte Bar entgegen. Er gönnte mir einen flüchtigen Blick, nickte aber. Erschöpft stützte ich die Ellbogen auf, vergrub das Gesicht in den Händen, atmete durch. Luci hatte recht, es war spät. Chris duldete nicht, wenn man wegen privater Feierei in den Seilen hing.
Wieder Finger an mir. Forscher diesmal, kribbelnde Gänsehaut verursachend. Schwerer Alkoholatem dicht neben meiner Wange. „Sieh mal einer an, ein Boy aus dem Black Stage.“ Ein Kunde! Ich wollte den Kopf drehen, doch ein Griff in mein Haar vereitelte das Vorhaben. „Nicht gucken.“ Oh-ha. Konnte er haben. Wünsche erfüllte ich, solange sie nicht ausuferten. Fest strich er mir über die Arschbacken, übte unmissverständlich Druck auf die Mittelnaht meiner Jeans aus. Weitere Finger folgten, pressten sich fordernd auf meinen Schritt. Ein dunkles Stöhnen streifte mein Ohr. Ich ließ geschehen, dass mich der Typ, der einen der wenigen Barhocker in Beschlag genommen hatte, zwischen seinen Beinen und dem Tresen einklemmte. Ohne Zögern lockerte er meinen Gürtel und knöpfte die Jeans auf. Keine Sekunde später rieb er anheizend über mein Glied. Ich atmete gepresst, war mir bewusst, dass wir eingekeilt von nichts ahnendem Publikum waren. Dennoch konnte und wollte ich mich nicht entziehen. Der Kerl war forsch, ich liebte das.
„Hast du heute frei?“, raunte er, drängte zusätzlich zu seiner Hand vorne hinten die Finger in meine Hose. Dies und der Druck seiner Schenkel, mit denen er mich an Ort und Stelle fixierte, waren sagenhaft.
„Frei, ja.“ Ich hielt den Kopf gesenkt. „Dein Glück. Ich gehöre dir, wenn du magst.“
„Dich gibt’s sonst nur im VIP-Bereich, richtig?“
„Du hast verdammt recht. Nur mit Termin.“ Die Suche nach Pink konnte definitiv warten! Dies hier war um einiges besser, als mich mit einem Kollegen herumzuplagen, mit dem mich eigentlich nichts verband.
Der Kunde umfasste mich fester, begann zu wichsen. „Ich kann dich zum Abspritzen bringen.“
„Hier, deine Coke.“ Ich ruckte mit dem Kopf hoch, sah direkt in das Gesicht des Barkeepers, der abwartend die Hand nach der Bezahlkarte aufhielt, während meine Eichel gereizt wurde, der Kunde alles daransetzte, meine Beherrschung zum Einsturz zu bringen. Fahrig tastete ich in der Hosentasche nach der Karte und reichte sie dem Barkeeper, steckte sie wenige Sekunden später genauso fahrig wieder weg.
„Alles klar bei dir?“ Er musterte mich kritisch, gleich darauf fegte sein Blick über meine Schulter zum Hintermann.
„Alles easy“, antwortete ich provokant, griff nach dem Glas und trank die eiskalte Cola in langsamen Schlucken. „Nur kein Neid.“
Der Typ hinter mir lachte leise, der Barkeeper dagegen brannte ein Loch in meine Seele. „Stop it, Guys!“, zischte er. „Nicht! Hier!“ Oh, Fuck!
Die Hitze an meinem Rücken schwand und der Hocker schabte über den Boden. Von rechts hauchte es in mein Ohr. „Wir sehen uns wieder. Ich spare auf eine Begegnung mit dir hin.“
Erstmals kam ich in Versuchung, mir anzusehen, wer das überhaupt war. Doch außer seiner Rückansicht, annehmbar geformten Schultern und kurz gehaltenem, braunem, fast schwarzem Haar erkannte ich nichts mehr. Wie in Trance schloss ich die Knöpfe und den Gürtel, trank den Rest meines Getränkes und folgte dem Mann zum Toilettentrakt.
Die Tür wurde aufgerissen, rasch trat ich zur Seite, ließ die Horde Halbstarker hinaus und huschte ins Innere der WC-Anlage. Der beißende Gestank nach Urin wehte mir entgegen. Reflexartig riss ich mein Shirt aus dem Hosenbund und hielt es vor Mund und Nase. Widerlich! Ich beschloss, den Heimweg anzutreten. Ohne Pink!
Doch eine mir wohlbekannte Stimme ließ mich innehalten und ich entdeckte den Kollegen am Ende der Urinale. Sein leuchtend pinkes Haar stach mir sofort ins Auge. Er nahm von einer anderen Person etwas entgegen und in mir schaltete alles auf Rot. „Hey! Ist das dein beschissener Ernst?“ Beide zuckten zusammen und der Fremde hastete aus dem Raum. Mit wenigen Schritten war ich bei Pink und schlug seine Hand beiseite. „Spinnst du jetzt komplett, oder was?“ In hohem Bogen sprangen Pillen auf den Boden und kullerten über die dreckigen Fliesen.
Pink starrte mich mit riesigen Augen an, bis sich seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen. „Du bist noch da?“
„Willst du jetzt ablenken?“
„Von was? Davon?“ Bedauernd sah er auf den Boden. „Stell dich nicht so an. Sind nur ein paar Muntermacher. Allerdings sauteuer das Zeug. Du schuldest mir was.“
„Fuck, Pink … Wenn das Chris erfährt, bist du raus. Du hast einen Vertrag unterzeichnet. Wie kannst du nur? Jedes Scheißquartal werden wir auf Drogen getestet. Chris vertraut uns, Mann, und du pfeifst dir so einen Mist rein.“
„Noah …“ Pink fasste mir an die Arme und wartete seelenruhig, bis ich meine Anspannung verlor, die Wut etwas verrauchte. „Ich nehme keine Drogen. Setz bloß keine Lügen in die Welt. Es sind nur Muntermacher für eine geile Nacht. In vierundzwanzig Stunden findet die kein Bluttest der Welt mehr.“
„Die Nacht ist vorbei! Jerri!“ Ich spuckte ihm seinen Realnamen vor die Füße und riss mich von ihm los. „Zumindest ich habe morgen wieder einen Job zu erfüllen, für den ich nicht nur nüchtern, sondern auch aufnahmefähig sein muss.“
Ein penetranter Gestank links neben mir. Ein Schrei aus einem weit aufgerissenen Fenster schräg vor mir, es folgten bedrohliche Hasstiraden. Ich zog meine Jacke enger um die Schultern und verfluchte dieses Viertel. Die Alternative wäre der Umweg drumherum gewesen. Viel zu weit! Ein Taxi hatte ich verworfen, denn der Spaziergang war bitternötig. Meine Wut auf Pink, den Arsch, noch am schwelen. Wie konnte er nur … Drogen! Verdammte Scheiße.
Eine Ratte huschte den Bordstein entlang, rannte um ihr Leben, quer über das Straßenpflaster in einen Gulli. Es folgte ein Platsch in der Kanalisation. Ein dröhnendes Lachen kam aus dem heruntergekommenen Gebäude neben mir und an jeder Ecke waberte dieser ekelerregende Geruch nach Urin, Scheiße und Erbrochenem. Und von Müll. Meine Schritte hallten überlaut, ab und zu blitzten Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos auf der Schnellstraße bis zu mir.
Ich lief schneller, konnte die Geräusche der Hauptstraße bereits hören, die dieses Viertel wie eine Grenze von den Ausläufern der Innenstadt abtrennte. In Gedanken trat ich mir wiederholt selbst in den Hintern, musste nicht warten, bis Chris das für mich erledigte. Ich hatte hier in diesem Randbezirk nichts verloren.
Scheinwerfer tauchten die Straße in grellweißes Licht, instinktiv duckte ich mich hinter einen der überquellenden Müllcontainer. Fahr weiter! Fahr einfach weiter! Waghalsig blinzelte ich um die Ecke, der Nervenkitzel war gigantisch. Das Auto hielt am Bordsteinrand, die Beifahrerseite wurde aufgestoßen, eine schmale Gestalt schlüpfte aus der Finsternis ins Wageninnere. Die Tür knallte zu, der Wagen rollte an. Ich duckte mich tiefer in den Schatten, wollte um jeden Preis verhindern, entdeckt zu werden. Ein Angstschauer fegte mir über die Wirbelsäule. Und das alles nur wegen Pink. Fick dich!
Erst als die Straße unbelebt schien, traute ich mich aus dem Versteck und fluchte lautlos. Zwei Personen kamen direkt auf mich zu. Eine weibliche, mädchenhafte Stimme schallte mir entgegen, eine jung klingende Männerstimme folgte. Zu spät zum Abtauchen. Sie hatten mich ins Visier genommen!
„Hi, Süßer“, säuselte das Mädchen. Der Kerl hatte die Anmache subtiler drauf: Er checkte mich von oben bis unten ab. Ich konnte nicht wegsehen, als er an meinen Augen ankam. In den seinen blitzte Erkenntnis auf.
„Gib dir keine Mühe, Anni, der ist eher was für mich“, raunte der Junge und stellte sich mir direkt in den Weg. „Biste neu hier oder suchst du jemanden? Sind alle beschäftigt. Ich wäre noch frei. Kostet dich ’nen Zehner, wenn ich dir einen blasen soll. Zwanzig für ’nen Fick, safe. Ohne Gummi das Doppelte. Wenn ich kommen soll, wird’s teurer.“
Hoffnung auf einen Freier. Ich kannte das, dennoch war ich schockiert. Waren die Preise in den letzten Jahren derart in den Keller gefallen? Sollte ich ihm sagen, dass ein Fick mit mir sechshundert kostete? Nein, verdammt. Halt dein Maul, Noah. Geh weiter! Er würde mich beschimpfen, mir an den Kopf knallen, dass ich mich für jemand Besseren hielt. Wie recht und gleichsam unrecht er hätte. Ich kam aus dem Milieu, identifizierte mich aber nicht mehr damit. Mein Job war Gold wert im Gegensatz zu diesem hier.
Bevor mir irgendetwas Dummes über die Lippen rutschen konnte, zog ich entschuldigend die Schultern nach oben. „Hab’s eilig.“ Ich umrundete die beiden und Schimpfworte wurden mir hinterhergeworfen. Rasch, aber so unauffällig wie möglich wechselte ich die Straßenseite und musste mich zwingen, nicht ständig zurückzublicken.
Chris bringt dich um! Und mit Pink – wegen seiner Drogen – machte er ebenfalls kurzen Prozess!
Dieser Gedanke spornte zur Eile an. Wieder klappte eine Tür, zwei Männer kamen aus dem Haus unweit von mir, zum Glück liefen sie in die andere Richtung davon. Handlanger? Gangster? Oder schlicht Leute, die mit dem Milieu gar nichts zu tun hatten und unter unglücklichen Umständen hier gelandet waren?
Unerwartet klingelte mein Handy und ich presste hastig die Hand auf die Jackentasche, um den Ton einzudämmen, duckte mich zwischen zwei Häusern in ein schwarzes Loch. Sackgasse! Ich hielt die Luft an, diesmal nicht wegen des penetranten Gestanks, sondern wegen der Typen. „Ist da jemand?“
Geht weiter! Es dauerte, bis ich sich entfernende Schritte hörte. Erleichtert entließ ich die angehaltene Luft und zerrte das Handy aus der Tasche. Der Name des Anrufers stach mir ins Auge. Pink! Ein Piepton folgte, eine Nachricht blinkte auf. Wo zum Teufel steckst du? Ich such dich schon überall.
Eilig öffnete ich den bisher gähnend leeren Chat zwischen uns und tippte zurück. Bin bald zu Hause und verflucht sauer auf dich! Gleich darauf stellte ich das Gerät lautlos. Herausfordern wollte ich mein Glück nicht.
Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Pinks Mundwinkel sich amüsiert verzogen und war in Versuchung, eine weitere Nachricht abzuschicken. Einen Hilferuf. Der Kollege war mit dem Auto unterwegs, es wäre kein Umweg für ihn, mich einzusammeln. Aber er hatte Drogen genommen! Konnte der überhaupt noch fahren?
Selbst wenn, das eigentliche Problem an der Sache war, dass er sich ebenfalls auf ungemütliches Terrain begeben müsste. Er war zwar ein Arsch, aber so viel Familie dann doch, dass ich ihn nicht herzitierte.
Ein Vibrieren in meiner Hand. Läufst wohl gern allein durch die Nacht. Ich wollte antworten und ließ es dann doch. Er war ohnehin am Schreiben, wie mir die tanzenden Punkte auf dem Display verrieten. Lass bloß Chris nicht wissen, dass du durch DAS Viertel stiefelst. Und erzähl mir jetzt nicht, dass du den Umweg drumherum genommen hast. Den fahre ich nämlich gerade ab, weit und breit keine Spur von dir. Du hättest auf mich warten können, ich hätte dich zu Hause abgesetzt. Idiot.
Erfahren würde Chris es nur, wenn einer von uns beiden redete.
Selber Idiot. Du schluckst irgendeinen Dreck und erwartest von mir, dichtzuhalten! Ich tippte mit mittlerweile lahmen Fingern und fühlte mich schlecht dabei. Jemanden indirekt zu bedrohen, war genauso zum Scheitern verurteilt, wie Geheimnisse vor Chris zu haben. Das ging nach hinten los. War vor allem überflüssig, denn mein Gefühl sagte mir, er würde es doch erfahren. Früher oder später. Dann wäre er zu Recht sauer. In zweifacher Hinsicht. Chris wirft dich raus, wenn er von Drogen Wind bekommt. Von mir erfährt er es nicht, wenn es eine einmalige Sache bleibt. Aber dann haben wir jetzt einen Deal: Du sagst im Gegenzug niemandem, wo ich war!
Rastlos lauschte ich in die Dunkelheit. Zeit, zu gehen! Ich rappelte mich auf, stieß gegen etwas Blechernes und daraufhin ertönte hinter mir ein unterdrücktes Stöhnen. Panisch ruckte ich herum. Die Angst in mir kochte binnen Sekunden erneut hoch.
„Hallo?“ Stöhnen. Qualvoll. Ich drehte mich zu allen Seiten um, konnte den Drang nicht mehr unterbinden, zu prüfen, ob ich von irgendjemandem beobachtet wurde. Niemand war zu sehen. Das sollte nichts heißen. Gar nichts. Vorsichtig tat ich einen weiteren Schritt in die Sackgasse. „Hallo?“
„Ich bin hier.“ Ein Schluchzen folgte.
Angeekelt trat ich über den Müllberg, Ratten huschten weg und zwei in Turnschuhe gepackte Füße gerieten in mein Blickfeld.
„Scheiße.“ Mit der Schuhspitze schob ich eine Plane zur Seite. Sie gab einen halb entblößten, männlich-schlanken Körper preis sowie einen durch Arme geschützten Kopf. Ich fiel auf die Knie, fasste an den Ellbogen, mit dem der Typ das Gesicht verdeckte. „Hey. Hab keine Angst. Ich tu dir nichts.“
Erneutes Schluchzen, doch er ließ zu, dass ich seinen Arm wegzog. Die Dunkelheit war schuld, dass ich nur Umrisse erkennen konnte. Jugendliche Umrisse. Rasch aktivierte ich die Taschenlampe meines Handys. Der Junge kniff die Augen zusammen, blasse, hohle Wangen präsentierten sich mir und eine geschwollene, aufgeplatzte Lippe. Eine Blutkruste zierte seine Schläfe, sein Haar strotzte vor Dreck. „Heilige Scheiße, was haben sie mit dir gemacht?“
Missbraucht, zusammengeschlagen und in der Ecke entsorgt.
Ich wusste es doch! Warum fragte ich?
„Es wird alles gut“, redete ich auf ihn ein. „Kannst du laufen? Wir müssen hier weg.“
Ein Laut zwischen Heulen und Lachen entkam ihm. „Dann wäre ich längst aufgestanden.“
„Darf ich?“ Ich wartete keine Antwort ab, drehte ihn auf die Seite und erwartete Schlimmes. Doch außer einem dünnen roten Rinnsal, das zwischen den Schenkeln klebte und längst angetrocknet schien, konnte ich keine Blessuren erkennen. „Wo schmerzt es?“
„Hier und mein Knöchel auch.“ Er deutete zum flachen Bauch. Ein großes Hämatom prangte unterhalb der Rippen.
„Gebrochen?“, mutmaßte ich und drückte dem Jungen das Handy in die Hand. „Halt mal und leuchte mir.“ Seine Finger zitterten, als er übernahm und ich kurzerhand seine Unterhose packte, diese hinaufzog und die verdreckte Hose hinterher. „Du musst hier erst mal weg. Ich bringe dich zur Polizei, die Wache ist nur ein paar Straßen entfernt. Von dort kann man einen Arzt für dich rufen.“
„Bist du wahnsinnig? Keine Bullen. Bring mich zum Kiosk um die Ecke.“
Entschieden verneinte ich.
„Aber dort bekomme ich Hilfe.“
„Ärztliche?“
Der Junge schüttelte den Kopf, stöhnte beim Aufrichten. „Wird schon wieder.“
„Bist du irre? Du kommst jetzt mit.“
„Ey, echt. Bring mich einfach dahin, ja? Dann kannst du dich verpissen.“
„Aber du brauchst –“
„Du hast keine Ahnung“, unterbrach er mich und ließ sich von mir hochhelfen. Keuchend legte er mir einen Arm um die Schultern und biss die Zähne aufeinander, als ich den meinen um seinen Körper wand. Er war leicht. Und sah elendig jung aus. „Typen wie du, ihr kommt doch nur zum Vergnügen her. Bring mich jetzt zum Kiosk.“
„Ich hab mehr Ahnung, als du denkst.“ Ich schlug den Weg ein, den ich fünf Minuten vorher im Begriff war, zu gehen. Raus aus diesem Viertel. Diesem Drecksloch, in dem Menschen als Arbeitssklaven gehalten und wie Fickfleisch behandelt wurden.
„Wo willst du mit mir hin? Ich gehe nicht mit zu den Bullen! In ein Krankenhaus lass ich mich auch nicht schleppen.“ Er wehrte sich, zappelte. „Lass mich los, sonst schreie ich.“
Sofort ließ ich von ihm ab und ging rückwärts, konnte es mir nicht verkneifen, nach links und rechts zu blicken. Doch die Straßen waren gähnend leer. „Ist gut, du hast gewonnen. Komm selbst klar. Ich gehe jetzt und du hast mich nie gesehen.“
Er torkelte, knickte an der Häuserwand in seinem Rücken ein und verzog das Gesicht vor Schmerz.
„Okay, fuck! Fuck, fuck, fuck“, murmelte ich geschlagen. „Keine Polizei. Aber lass mich dir helfen.“
Schniefend hielt er sich die Rippen. „Mir tut alles weh.“
„Vertrau mir, okay? Ich gebe dir mein Wort.“ Misstrauisch nahm er meine Hand und ich trieb ihn direkt vorwärts. Der Weg war das Ziel! Zwei Blocks noch, zwei beschissene, lange Blocks. „Versuch, nicht so auffällig zu humpeln, sonst kommen wir hier heute beide nicht mehr weg.“
„Mir tut niemand was“, tönte er.
„Klar, sieht man ja.“
„Das war ein Freier, der keine Kohle einstecken hatte. Wichser. Wenn Martin den findet, dann gnade ihm Gott.“
„Martin?“ Geschockt ließ ich locker und der Junge stolperte. „Der Zuhälter-Martin?“ Ein Name in meinem Kopf waberte an die Oberfläche, ein Name, zu dem ich kein Gesicht hatte. „Stehst du etwa auf seiner Liste? Du arbeitest für den?“
„Du weißt schon, wo wir hier sind, oder? Das ist sein Revier. Entweder arbeitest du für den oder für keinen.“
Vor Martin sollte ich Angst haben – rennen, wenn er mir begegnete. Klare Ansage von Chris, als ich jung und naiv war. „Nimm dich in Acht vor Martin! Einmal in seinen Fittichen, bist du in einem Teufelskreis gefangen.“ Damals glaubte ich, unter dem Schutz des Vereins für Straßenkids e. V. würde mir überhaupt niemand mehr, niemals wieder etwas antun.
Der Dreckschopf beäugte mich. „Kennst du den?“
„Nein, ich … Nein.“
Chris bringt dich um, wenn er hiervon erfährt. Was wäre schon eine Abmahnung dagegen, selbst Pink wäre mit einer Entlassung wegen Drogenkonsums noch gut bedient. Aber das hier … Chris macht mich einen Kopf kürzer.
Automatisch lief ich schneller und zog den Jungen neben mir her. Erst an der Eingangstür meines Wohnblocks stoppte ich, zerrte den Schlüssel aus der Tasche und atmete erleichtert auf, als die Tür hinter uns zufiel und der stetig in der Luft hängende knoblauchlastige und zwiebelscharfe Kochgeruch dieser Wohneinheit uns umhüllte. Sicherheitszone!
In der Wohnung angekommen, setzte ich den Jungen ratlos auf der Couch ab. „Wir brauchen einen Arzt.“ Der Clubarzt musste kommen. Ich sollte Chris informieren, der konnte den anrufen. Chris … Frustriert schloss ich die Augen und ließ von meinem Plan ab.
„Du hast mir was versprochen“, murmelte der Junge. „Wird schon so heilen. Ist sicher nur geprellt. Siehst du? Kann mich schon wieder bewegen.“ Mit verzogenen Lippen schlenkerte er mit den Armen. „Kein Arzt, versprich mir das. Und überhaupt: Niemand darf wissen, dass ich hier bin. Verstanden?“
Fahrig rieb ich mir übers Gesicht. Erinnerte mich an lang verdrängte Zeiten: kein Arzt, keine Bullen, keine Gutmenschen. Das galt, wenn du für dich allein anschaffen gingst. Die Gesetze waren sicher härter, sobald ein Zuhälter dahintersteckte. Das hieß im Klartext: definitiv kein Chris. Das machte es nur schlimmer.
„Bist kein Kunde, was?“ Er zog sich unter Schmerzen die Schuhe von den Füßen und die Hosen vom Hintern. „Hast du ’ne Salbe oder so?“
„Wie heißt du denn?“
„Kannst mich Sonni nennen.“
„Und wie heißt du real?“
„Sonni.“ Er rollte mit den Augen und entledigte sich des Shirts. „Und du?“
„Was?“
„Na, wie heißt du?“
„Noah“, antwortete ich kurz angebunden. „Wie alt bist du?“
„Wirklich oder unwirklich?“, fragte er, ein Mundwinkel zuckte.
„Wirklich.“
„Achtzehn oder so.“
„Oder so?“
Doch er ging nicht darauf ein. „Was machst du in dieser Gegend, wenn du kein Kunde bist und nicht dort wohnst?“
„Hab doch gar nicht gesagt, dass ich kein Kunde bin.“
Ein klägliches Lachen folgte. „Wenn du näher kommst, blas ich dir einen. Ficken fällt heute leider flach, geht erst morgen wieder. Ich mach dir das umsonst, weil du mir geholfen hast. Sonst kostet das –“
„Zwanzig, ich weiß. Ich bin kein Kunde und Bedarf hab ich auch nicht.“
„Was wolltest du in der Gegend? Mich wirst du wohl kaum gesucht haben.“
„Hab nicht nachgedacht. War im Club. Im Außerhalb. Das ist der Schuppen unweit vom stillgelegten Bahnhof. Eigentlich war ich auf dem Heimweg.“
„Ich glaub dir kein Wort. Das ist doch kein Zufall, dass du Martin kennst.“
„Ich kenne ihn nicht. Okay, schön. Ja, der Name sagt mir natürlich was. Mein Boss hat mich eindringlich vor dem gewarnt, als ich in deinem Alter war.“
„Und wer ist dein Boss?“
Ich seufzte ergeben, entschloss mich zur Wahrheit. „Ich arbeite für das Black Stage.“
„Du sagst das so … als ob … Türsteher bist du wohl nicht, was? Steht gerade eine Edelhure vor mir?“ Es aus dem Mund dieses Jungen zu hören, war … komisch. Ich nickte und er kicherte erneut. Stöhnte gleich darauf. Geschah ihm recht. „Zufälle gibt’s. Wolltest uns Kundschaft stehlen? Habt ihr das nötig?“
Nach Sekunden der Stille schüttelte ich den Kopf und ging ins Bad. Ablenken!
Viel gab der kleine Schrank nicht an Medikamenten her: Heparinsalbe, Schmerztabletten, Pillen gegen Erbrechen und zwei weitere Salben. Eine für Analfissuren und eine für aufgeschürfte Haut. Ich nahm alle drei Tuben und die Tabletten an mich. Kurz wünschte ich, ich hätte Sonni nicht gefunden. Ganz kurz nur. Aber der Gedanke war da, blitzte auf und mein lästiges Gewissen meldete sich unter Tosen zurück.
„Meine Kunden sind nicht eure“, versicherte ich, als ich wieder im Wohn-Schlafraum ankam. Doch Sonni hatte mich nicht gehört. Er hing schief auf der Couch und war eingeschlafen. Sein jugendlicher Körper, kalkweiß, stach von dem dunklen Grau der Polsterung ab. „Was mache ich denn jetzt mit dir?“ Eine Dusche hätte er nehmen können. Der saure Geruch nach Müll und anderen Substanzen trug nicht dazu bei, meine Laune anzuheben.
Ratlos entsperrte ich mein Smartphone und scrollte durch das Telefonbuch. Blieb an Chris’ Nummer hängen und direkt obendrüber war die seines Mannes gespeichert: Cameron. Beide könnten helfen, ganz sicher sogar. Sie würden mir helfen und mich erst anschließend in den Boden stampfen.
Keine Polizei, keine Ärzte, keine Gutmenschen! Das, und nur das, war die Lebensversicherung da draußen! Wie sollte man sonst anschaffen gehen? Kein Sex bedeutete: kein Essen, keine Drogen, kein Alkohol! Drei Dinge, die zum Überleben auf der Straße wichtig waren. Und Zusammenhalt unter seinesgleichen. Entweder war man Konkurrent oder Freund. Konkurrenten lieferte man, ohne mit der Wimper zu zucken, aus, Freunde deckte man. So einfach war das. Ziemlich verdrehte Logik, aber es war die Logik des Straßenstrichs. Fuck aber auch. So eine verdammte Scheiße.
Ich lachte gequält auf, sah erst jetzt, dass Pink mir eine weitere Nachricht geschickt hatte und öffnete diese: Lass uns morgen reden. Gute Nacht, Schatz.
Schatz? Du Arsch! Trotz des Fluchs, der mir auf den Lippen lag, musste ich grinsen. Eilig tippte ich zurück. Ich bin jetzt zu Hause. Bis morgen. CU Noah. Mittlerweile des Adrenalins beraubt, schlurfte ich in den kleinen Flur, schmiss meine Jacke über den Garderobenständer und suchte das Bad erneut auf. Ich brauchte eine Dusche und einen klaren Kopf. Denn mich ließ der Gedanke nicht los, dass ich mitnichten das Recht, vor allem aber nicht den Mut dazu hatte, hinter dem Rücken des Jungen irgendwelche Entscheidungen zu treffen.
Sonni schlief tief und fest, während ich mir das Haar trocken rubbelte und ihn betrachtete. Nach wie vor hing er schief auf dem Polster und ich ahnte, dass er allein von dieser Haltung mehr Schmerzen bekommen würde. Die Lider flatterten, darunter bewegten sich die Augen. Er schien etwas zu verarbeiten und ich konnte es ihm nachempfinden, denn die Karussellfahrt meiner Gedanken nahm ebenfalls kein Ende. Im Schlaf sah er wie ein Kind aus. Wesentlich jünger, als er behauptet hatte. Andererseits wirkten seine Gesichtszüge eher zart, androgyn, könnten über das wahre Alter hinwegtäuschen. Die Lippen waren sanft geschwungen, sahen weich und anschmiegsam aus. Lippen zum Küssen. Sein Adamsapfel war wenig ausgeprägt, passte perfekt zu dem schlanken Hals und den schmalen Schultern. Ein junger Verführer, der ein verführerisches Gesamtpaket bot. Ja, verdammt. Natürlich standen die Freier Schlange bei ihm. Es würde niemals an Männern mangeln, die ihre sexuelle Begierde nach einem Jungen wie Sonni nur zu gern stillen wollten. Die ihren Schwanz, ohne mit der Wimper zucken, in den attraktiven, willigen und dazu äußerst billigen Arsch schoben oder Spaß daran hatten, ihn zwischen diese einladenden Lippen zu rammen. Und dann gab es die anderen: die Perversen. Die, die es erst dann erregend fanden, wenn wir vor Qual und Pein am Boden lagen.
Ich trat einen Schritt zurück, distanzierte mich von dem Berg an Problemen, der Sonni umgab. Ich wollte nicht mit reingezogen werden. Auf keinen Fall. Und Sonni wollte keine Hilfe. War doch gar nicht so schwer, das zu respektieren! Somit geriet ich nicht in eine Sache, aus der ich mich nicht selbstständig befreien konnte.
Darüber hinaus konnte ich mich gut an meine Jugend erinnern. Gehasst hatte ich es, wenn mir jemand etwas vorschreiben wollte. Ich hasste es noch immer. Niemand sagte mir, was ich zu tun und zu lassen hatte. Nicht einmal Chris schaffte das, wo er mir doch am nächsten stand. Nicht als Boss, sondern vor allem als Familie.
Ich kramte in meiner abgelegten Jeans nach der Zigarette, die ich bei einem Mädchen vor der Disco geschnorrt hatte, und beförderte etwas zutage, das einmal einer Kippe geglichen hatte. Missmutig drückte ich die Finger um den bröseligen Rest und stopfte ihn zurück in die Tasche. Umfasste ruhelos meine andere Hand, wollte sie zum Stillstand bewegen. Erfolglos. Fahrig zog ich mich wieder an, schnappte mir die Jacke und den Schlüssel und eilte zur Tankstelle zwei Straßen weiter.
Der Kassierer grinste bei meinem Anblick – kannte er mich doch schon. Die Stunde, in der ich vor dem Nachtschalter auftauchte, war nicht ungewöhnlich.
„Na, Notstand?“
„Auf allen Kanälen“, antwortete ich mürrisch. So geil es in dem Tanzschuppen gewesen war, eine Nacht ohne Sex war meilenweit von dem entfernt, was ich als befriedigend empfand. Hätte dieser dämliche Barkeeper seine Klappe gehalten, dann wäre ich in den Genuss eines Ficks gekommen. Wäre Pink nicht direkt vor meiner Nase aufgetaucht, hätte ich den Typ sicherlich ausfindig gemacht und Sonni wäre mir nicht vor die Füße gefallen.
Hätte … wäre …
Ohne Nachfragen legte der Tankwart mir ein Päckchen Lucky Strike in die Durchreiche und wartete, bis ich aus meiner Hosentasche Kleingeld gekramt hatte, es in die dafür vorgesehene Vertiefung der Serviceklappe legte. Die Reste des bröseligen Tabaks klebten an den Münzen.
„Alles klar bei dir?“ Er deutete auf meine zittrigen Finger, zog das Geld ein und schob mir die Zigaretten nach draußen. „Lange Nacht gehabt?“
„Kann man so sagen. Ich muss dann wieder.“
Er nickte und schwieg. Seinen Blick spürte ich deutlich im Rücken, als ich mich herumdrehte und hastig die Schachtel aufriss. Genauso ungeduldig klopfte ich sämtliche Taschen ab und unterdrückte einen Frustschrei.
Wie von Geisterhand geführt flammte ein Feuerzeug vor meiner Nase auf. Gierig saugte ich den ersten Zug ein und wendete mich dem Verkäufer zu, der seinen schützenden Nachtschalter verlassen hatte. Prompt grinste er erneut. „Du siehst scheiße aus, wenn ich das so sagen darf.“
„Ich sehe nie besser aus, wenn ich die Nacht durchgemacht habe!“ Den Kopf in den Nacken gelegt atmete ich tief durch und genehmigte mir den nächsten Zug.
„Bock, zu reden?“
Ich wagte einen weiteren Seitenblick. „Du willst nicht wissen, was ich alles zu erzählen hätte.“
Eine leere Getränkedose schepperte über den Boden. Ich ruckte mit dem Kopf herum, nahm zwei Typen wahr, die auf die Tankstelle gelaufen kamen. Zwielichtig sahen sie aus, dunkel. Abgefuckt und auf Krawall aus. Diese Sorte Mensch kannte ich. In mir schrillte ein Alarm los. Grell. Und tosend laut.
Sie blickten sich suchend um. Dann betrachteten sie mich an. Mich! Ich schluckte, wagte nicht, erneut die Zigarette an die Lippen zu heben.
„Ruhig heute?“
Vorsorglich nickte ich, der Kassierer seufzte theatralisch. „Ja, wenig los heute Nacht.“
„War niemand hier?“
„Doch … ein paar …“
„Wir suchen so ’nen Kleinen, Rothaarigen.“ Der Typ zeigte mit der Hand an, wie groß der Gesuchte war, und ich bekam Atemnot. „War der zufällig da?“
Der Verkäufer schüttelte den Kopf. „Warum sucht ihr den denn?“
Wieso stellst du so eine abgefuckt beschissene Frage?
„Ist unser Bruder“, antwortete der eine und kam einen weiteren Schritt näher. Musterte uns mit hochgezogener Oberlippe. Sah dabei aus wie ein geifernder Köter. Ein Straßenköter eben. „Du hast ihn auch nicht gesehen? Sicher?“ Wieder sprach er mich an. Mit derselben Geste wie eine Minute zuvor: Er zeigte mit der Hand die Größe des Jungen an und ich sah vor meinem geistigen Auge Sonni, der zusammengeschlagen auf der Couch hing und unter Schmerzen litt.
Abermals schüttelte ich den Kopf. Verrat dich bloß nicht, Noah. Nicht zucken. Nicht einmal blinzeln. Nicht wegsehen! Dabei fühlte ich, wie sich an meiner linken Schläfe ein Schweißtropfen löste. Ich glühte. „Nein, mir ist niemand aufgefallen, der auf eure Beschreibung passt. Sorry. Aber noch viel Glück bei der Suche.“
Sie redeten leise miteinander und verabschiedeten sich. „Schönen Tag euch!“ Es dauerte, bis sie verschwunden waren, möglichst geräuscharm entließ ich die angestaute Luft und die rasende Angst in mir kanalisierte ich durch eine flache, rasche Atmung. Der Kassierer musterte mich. „Alles klar?“
„Alles easy. Brauch noch ’ne Kippe.“
„Ja, ja, die Sucht.“ Er lachte, gab mir das Feuer. „Steck es ein. Kannst du behalten. Die Typen waren komisch, findest du nicht auch? Selbst wenn sich der Kleine hinten im Büro verstecken würde … Meist haben sie ja Gründe, wegzulaufen, nicht wahr?“
„Ich weiß nicht … Müsste schon viel passieren, bevor ich weglaufen würde.“ Lüge!
Einmal war ich weggelaufen – mit vierzehn – und seitdem nie wieder zu Hause gewesen. Etwas Gravierendes passiert war damals nicht.
„Ich geh dann mal“, murmelte ich und verließ die Tankstelle, lief unzählige Umwege zum Wohnblock. Die schwitzigen, zittrigen Hände in den Taschen versenkt, das Handy hielt ich dabei fest in der einen, den Haustürschlüssel in der anderen Hand. Die Kapuze der Hoodiejacke ragte mir tief ins Gesicht. Ich musste mich regelrecht zur Raison rufen, nicht ständig um mich zu schauen und vor allem nicht in einen Laufschritt zu verfallen. Rasende Angst saß mir im Nacken. Die Zigaretten hatten mitnichten irgendeine Wirkung entfaltet.
In der Wohnung kam mir ein widerlicher Geruch entgegen, gepresst atmete ich durch den Mund. Mit spitzen Fingern klaubte ich die Kleidung des Stricherjungen vom Fußboden auf und warf die Waschmaschine an. Der ganze Kerl gehörte dreifach eingeschäumt. Und direkt danach mussten wir reden, dringend. Er wurde gesucht. Und das nicht von seinen Brüdern!
„Sonni?“ Ich stupste ihn mit dem Fuß am Unterschenkel an, erhielt ein Schnaufen. Kurz darauf blinzelte er. Die tief liegenden Augen kamen zum Vorschein.
„Oh, Shit!“ Ruckartig wollte er sich aufsetzen und glitt direkt wieder zurück, zischte vor Schmerzen. „Wie spät is’n?“
„Gleich sechs“, informierte ich ihn. „Du musst duschen. Jetzt.“
Er schirmte seine Augen vor dem Dämmerlicht ab. „Shit, mir tut alles weh. Kann ich mich auf dem Boden langlegen? So bis zehn? Ich verspreche dir, dann hau ich ab.“
„Geh duschen, du stinkst. Dann darfst du sogar ins Bett.“ Ich deutete mit dem Kopf nach rechts. Sonni folgte dem Wink, ein Seufzen stahl sich durch seine Lippen. „Hör mal, du wirst gesucht. Die Typen sahen nicht vertrauenserweckend aus.“
Diesmal schoss er kerzengerade in die Höhe, sämtliche Schmerzen schienen verpufft zu sein. „Der Glatzkopf und die Bohnenstange … Wann hast du die gesehen?“
„Mhm“, bestätigte ich seine Kurzbeschreibung, „die haben sich eben an der Tanke umgehört.“
Sonni fluchte los und sein Blick flog über den Boden. „Wo sind meine Klamotten? Wo sind sie?“ Er krachte vor mir auf die Knie und suchte auf allen vieren weiter. „Ich muss weg, ich muss wieder zurück. Wo hast du meine Klamotten hin?“
„In der Waschmaschine. Sonni, hör mal –“
„Nein, verdammt! Ich hab heute noch nicht abgeliefert. Kapierst du das nicht?“
„Ich … doch!“ Tatenlos sah ich zu, wie er sich auf die Füße quälte und zum Badezimmer humpelte – dem Geräusch der Waschmaschine entgegen.
„Ich verstehe einiges, das vor allem.“ Rechtzeitig hielt ich ihn davon ab, wild irgendwelche Knöpfe an der Maschine zu drücken.
Mit einem Ruck befreite er sein Handgelenk aus meinem Griff. „Bild dir bloß nichts darauf ein, dass ich hier gepennt hab. Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich nicht mal hier. Spiel jetzt also nicht den Samariter. Bist doch selbst einer von der Sorte, der seine Kohle damit verdient, Schwänze auf sämtlichen Wegen zum Abspritzen zu bringen.“ Seine pampige, rotzfreche Art entlockte mir ein müdes Lächeln. Sonni schnauzte weiter: „Wie lange läuft das Scheißding noch?“
„Knappe eineinhalb Stunden.“
Er gab seine Angriffshaltung so plötzlich auf, wie sie aufgekommen war und ließ den Kopf hängen. „Ich geh duschen.“
Klasse Idee! „Ich leg dir eine Shorts von mir raus. Dann kann ich dir die Salben auftragen und anschließend reden wir über das hier.“
Er sparte sich einen Kommentar und verschwand in der Duschkabine.
„Brauchst du Hilfe?“
Ein abfälliges Grunzen folgte und ich beschloss, ihn allein zu lassen. Zurück im Wohnraum ließ ich frische Luft herein. Schritte in direkter Nähe und Motorengeräusche von der Straße hallten in den dritten Stock. Obwohl die Morgenröte mit den letzten Nachtschatten kämpfte, erwachte die Stadt zum Leben. Ich riskierte einen Blick aus dem Fenster, konnte niemanden sehen, der mir auf Anhieb verdächtig vorkam, und so zog ich den Vorhang lediglich ein Stück zu.
Trotz der Geräusche und der Frischluft kämpfte ich gegen die Müdigkeit an. Ich entkleidete mich bis auf die Unterhose, sank erschöpft auf die Bettkante. Die Augen brannten, entfernt dröhnte der Beat des Clubs in den Ohren nach. Eine grandiose Nacht lag hinter mir. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich Pink mit diesen dämlichen Pillen erwischt hatte. Dieser Arsch!
Wiederholt angelte ich nach meinem Smartphone, entsperrte es und scrollte durch das Telefonbuch. Vorbei an Cameron und Chris bis hin zu Pinks Nummer. Ich öffnete das Profil, ging auf Kurznachricht senden und wunderte mich über die umständliche Handhabe. Er war offline – natürlich war er das. Was hatte ich erwartet? Kann nicht schlafen! Schöne Scheiße hast du mir eingebrockt, ist alles deine Schuld. Das schickte ich ab, damit er es lesen konnte, wenn er aufwachte und ein schlechtes Gewissen bekam.
Erneut zappte ich durch die Kontakte, hin zu Chris, als würde sein Name eine magnetische Wirkung auf mich ausüben. Chris schaute mir vom Profilfoto ernst entgegen. Er hatte seinen typischen undurchdringlichen Boss-Blick drauf. Mein Daumen schwebte über dem Anrufbutton und ich überlegte fieberhaft, was ich sagen könnte, wie man überhaupt ein Gespräch in aller Herrgottsfrühe begann. Noch ehe ich mich durchringen konnte, anzurufen, hörte ich die Badezimmertür und blickte auf. Nackt stand mein Gast vor mir. Zierlich, beinahe durchscheinend, vor allem aber hypernervös.
„Du rufst niemanden an, ist das klar?“ Er balancierte auf einem Fuß, den anderen hielt er in Schonhaltung. Dafür schloss er seine Finger zur Faust und verfolgte mich mit Argusaugen, als ich das Gerät außer Reichweite legte und dabei den Kopf schüttelte.
Eingehend musterte ich ihn. Mir gefiel, was ich sah. Ich hatte recht, das Gesamtpaket war unschlagbar, erste Sahne. Mit jeder Sekunde, die verstrich, schien er ruhiger zu werden. Eine solche Musterung war ihm offenbar vertraut. Ich landete nach meiner Sichtung wieder auf seinem Gesicht und war erstaunt, ein leichtes Lächeln vorzufinden. Hübsch sah er aus. So offen und einladend. Eigentlich … echt fatal für ihn. Ein weniger ansprechendes Äußeres wäre für ihn gesünder.
„Träumst du? Hast du nicht gesagt, du legst mir was raus? Oder willst du jetzt die Gegenleistung einfordern?“
„Hab’s vergessen. Nimm dir was.“ Ich deutete auf die Kommode. „Hör mal, mein Boss kann dir helfen … also, vielleicht … Nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er etwas für dich tun könnte.“
„Mir ist nicht mehr zu helfen. Es sei denn …“ Mit einer nachtschwarzen Boxerhose am Leib, die locker auf seinen Hüften saß, setzte er sich vorsichtig zu mir und hielt die Luft dabei an. „Wusstest du, dass über den Schuppen, in dem du schaffst, geredet wird? Natürlich kennt niemand Details, aber es wird erzählt, dass ein paar Nutten von der Straße bei euch untergekommen sind. Dass dein Boss immer auf der Suche nach guten Jungs und Mädels ist.“
„Ja, mag sein.“ Ich war das beste Beispiel. „Aber Chris hat mich vor Martin gewarnt. Du kannst nicht einfach bei dem kündigen und bei uns anheuern. Der Typ ist kriminell. Chris wird also einen Teufel tun, dich einzustellen.“
„Ja, aber –“
„Nein!“, unterbrach ich ihn harsch. „Wie stellst du dir das vor?“
„Ich wäre nicht der Erste, der von Martin weggeht.“
„Das glaubst aber auch nur du.“
„Ist so. Ich weiß es wohl besser, oder?“
„Ach, und wo genau geht man hin, wenn man von Martin weggeht?“
„Na ja, weg eben … was weiß denn ich?“
„Vergraben unter der Erde oder ertränkt im nächsten Fluss?“
„Du spinnst.“ Sonni kicherte. „So ist der gar nicht.“
„Nein, natürlich nicht. Deswegen kriegt den auch niemand dran, was? Der hat ja seine Handlanger“, erwiderte ich bissig. „Vergiss das mit unserem Club. Außerdem beschäftigt mein Boss keine Jugendlichen.“
„Mhm“, grunzte er abwertend. „Eins der Mädchen ist auch im Bordell an der Kerbewiese untergekommen und lebt ebenfalls noch.“
„Schön für sie. Ändert nichts daran, dass Chris das nicht tun würde.“
„Wollt’s ja auch nur gesagt haben, weil du mir nicht glaubst. Wie bist du denn dorthin gekommen?“
„Geht dich das was an?“
„Ich frag ja nur. Ist das ein Geheimnis?“
„Nein, eigentlich … nicht. Die Kurzfassung ist: Ich bin damals von Chris aufgelesen worden, von der Straße. Hatte nicht aufgepasst.“ Allein die Erinnerung ließ glühende Wut in mir aufsteigen. So eingeengt und überwacht hatte ich mich nicht mal in meinem Elternhaus gefühlt. „Ich war sechzehn, als sie das Jugendamt eingeschaltet haben und sich anschließend ein Verein, Hilfe-für-Straßen-Kids e. V. heißt der, um mich gekümmert hat. Hab damals auch vorgegeben, volljährig zu sein, aber die haben’s schnell rausgefunden, dass ich gelogen hatte. Zwei beschissene Jahre stand ich anschließend unter den Fittichen der Sozialarbeiter und jeder Schritt von mir wurde kontrolliert. Vergiss deinen Plan also ganz schnell. Du kannst vielleicht mich anlügen, aber die nicht.“ Ich ließ den Moment des Frustes vorbeiziehen. Der Verein verrichtete großartige Arbeit – ich unterstützte das! Nur damals selbst auf der Liste gestanden zu haben, war mies. „Sie haben mir einen Schulabschluss ermöglicht und mich in einem betreuten Wohnheim untergebracht. Als es darum ging, eine Ausbildungsstelle zu finden, hab ich im Club angeheuert. Kurz vorher war ich achtzehn geworden. Der ehemalige Besitzer hat mich mit Kusshand unter Vertrag genommen. Chris hätte mich dafür am liebsten erwürgt. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich dort keinen Fuß auf den Boden gesetzt.“
„Wieso?“
„Weil er es sich anders für mich gewünscht hätte.“
„Du bist also freiwillig da?“
„Freiwilliger geht schon gar nicht mehr. Ich lebe für den Job.“ Voller Überzeugung blickte ich Sonni an, der über meine Worte nachzudenken schien.
„So schlimm find ich’s eigentlich auch nicht. So Tage wie heute versuche ich auszublenden. Zum Glück ist Martin eher auf dem Standpunkt, dass kaputte Ware weniger Käufer anzieht, und daher schauen sie, dass Strafen nicht unbedingt sichtbar sind. Wie ist das bei euch?“
„Er bestraft euch? Hast du eben nicht gesagt, er ist nicht so? Du kannst das echt nicht mit dem Club vergleichen. Wir stehen in einem stinknormalen Arbeitsverhältnis zu unserem Boss. Mit Vertrag und Kündigungsrecht und so.“
Er bekam große Augen. „Das muss ein Traum sein, unter diesen Verhältnissen zu schaffen.“
Ich hätte antworten können, dass es harte Arbeit war. Aber vielmehr war es ein Job, den man leben und atmen sollte, sonst würde er einen mürbe und auf die Dauer kaputtmachen. „Möglich“, antwortete ich ausweichend und Sonnis Blick sprach Bände, unergründlich und traurig zugleich.
„Du könntest bei deinem Boss ein gutes Wort für mich einlegen. Konflikten geht Martin lieber aus dem Weg, der macht deswegen keinen Ärger. Außerdem bin ich volljährig! Du glaubst mir nicht, hä?“
„Nein. Kein Stück. Ich hab das Gefühl, du belügst mich von vorn bis hinten. Du gehörst weder auf die Straße noch in so ein Business. Scheiße, Sonni. Das ist kein Job für dich, hörst du? Du musst damit aufhören.“
„Wo ist meine Geldbörse?“, wechselte er das Thema und sah sich suchend um.
„Du meinst das zerfledderte Stoffding? Liegt im Badezimmer auf der Ablage. Lenkst du jetzt etwa ab?“
Kurz darauf sank er erneut neben mir auf das Bett, zog den Reißverschluss des Täschchens auf. Geldscheine quillten daraus hervor, die er achtlos auf den Boden fallen ließ, und letztendlich beförderte er einen deutschen Personalausweis zutage, hielt ihn mir hin, ohne mir dabei in die Augen zu sehen. Ich griff danach und sah einen Sonni, der mir von einem Passbild ernst entgegenblickte. Das Haar ordentlich zurückgekämmt, ein Hemd umspannte die mageren Schultern. Und wenn mich nicht alles täuschte, war er geschminkt.
Zögernd drehte ich den Kopf, betrachtete sein Profil. Kein Vergleich! Derzeit sah er aus wie eine wandelnde Leiche. „Lies!“, forderte er mich leise auf, „bevor du dich zum Ritter aufspielst.“
Ich überflog die Daten: Slobodan Novak, Geburtsdatum, Augenfarbe, Haarfarbe, Größe. „Und? Ein deutscher Ausweis ist heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Ich hätte dich zwar eher den Balkanstaaten zugeordnet, aber sonst?“
„Lies noch mal.“ Er deutete unbestimmt in Richtung Geburtsdatum.
Erneut blickte ich ihn an, mit hart trommelndem Herz in der Brust. „Scheiße … Stimmt das?“
„Ja, seh halt nicht so alt aus. Hör jetzt auf, mich wie ein Kind zu behandeln.“
„Hör zu, ich –“
„Weißt du was? Fick dich. Ich diskutier doch nicht mit dir.“ Dabei klang er genauso erschöpft, wie ich mich fühlte. „Ich schlafe jetzt. Stellst du einen Wecker auf zehn?“
Ruhe! Ein paar Stunden wenigstens. Zeit, mir über alles mögliche Gedanken zu machen. Jetzt tiefer zu graben, würde doch nichts bringen. „Lass mich dich verarzten“, lenkte ich ein, „dann kann ich dir wenigstens ein bisschen helfen.“
Sofort streckte er sich hinter mir aus. „Hast du auch einen Trockner?“
„Schon klar.“ Ich lachte gepresst. „Ich stelle den Wecker auf acht. Dann stecke ich dein Zeug in die andere Maschine und wir können noch ein wenig dösen.“
Kurzerhand nahm ich die Tuben vom Sideboard und behandelte Sonnis Blessuren. Wohlig rekelte er sich unter meinen Fingern. Er jammerte nicht, wenn ich zu fest beim Einreiben wurde, ächzte nicht, als ich auf seinem Knöchel eine große Portion Gel auftrug und anschließend eine Bandage darum wickelte. Er beschwerte sich auch nicht, als ich mich in seine Intimzone vortastete und vorsichtig die Creme gegen Fissuren einrieb. Dass ich mich neben ihn legte und auf Tuchfühlung ging, um nicht mitten im Schlaf von der Bettkante zu rutschen, war ihm ebenfalls egal. Ich meinte sogar, ein Zittern zu spüren. Vielleicht war es eines, das auf Wohlsein zurückzuführen war.
„Schlaf jetzt, Sonni“, murmelte ich an seinem Haar und drückte meine Nase in die duftende Wolke. Was tat ich hier eigentlich? Ein Blitzgedanke kam auf: Wenn er nicht für diesen Martin anschaffen ginge, sondern aus freien Stücken bei mir wäre, dann wäre dies hier – mit ihm in einem Bett zu liegen und ihn anzufassen – nicht grenzwertig! Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Sonni war überhaupt nicht mein Typ. Ich liebte dunkle, herrische Gestalten. Ich liebte es, mit ihnen zu spielen, ihnen vorzugaukeln, dass sie ihren Willen allein durch ihre Macht bekamen, die sie auf unsereins ausübten. Ich liebte es, mit wie viel Hingabe sie sich auf diese Spiele einließen und einem aus der Hand fraßen. Das war schon immer so gewesen. Sonni war das genaue Gegenteil.
Nach einem hastigen Frühstück brach Sonni auf. Humpelnd aus der Tür. Mit frisch gewaschener Kleidung am Leib, einer Salbe in der Hoodietasche und einem Gesichtsausdruck, der Saures in mir aufsteigen ließ. „Danke für alles. War nett, dich kennengelernt zu haben.“
Das mulmige Bauchgefühl kehrte zurück. Ich sah ihn an und entschied. „Warte kurz.“ Eilig riss ich in der Küche eine Schranktür auf und nahm den Ersatzschlüssel der Wohnung an mich.
„Bist du verrückt? Du willst einem Stricher wie mir …“
„Zusammenhalt!“, murmelte ich. „Ich kenne die Gesetze der Straße. Also, hier gibt es nichts zu klauen. Kein Bargeld, keinen Schmuck, keine besonders hochwertigen Dinge, die du zu Kohle machen könntest. Und wenn du mich um die Ecke bringen willst, nur zu!“ Sonni riss die Augen auf und ich schmunzelte. „Komm einfach vorbei, wenn dir nach Gesellschaft, einer Dusche oder Essen ist. Oder nach einer Mütze Schlaf. Oder,“ ergänzte ich, „wenn du Hilfe brauchst. Pass nur gut auf, dass dir niemand folgt.“
Lähmend langsam griff er nach dem Schlüssel. „Was ist, wenn ich nicht komme?“
„Deine Entscheidung. Tu mir nur einen Gefallen, versteck ihn gut. Er sollte nicht bei dir gefunden werden.“
Sonni reckte sich und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. „Danke.“ Gleich darauf war er verschwunden und ich klammerte mich an die Hoffnung, dass er wiederkommen würde. Nicht jeden Tag. Vielleicht sogar nur alle zwei oder drei Wochen. Eigentlich war dies ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte.
Stunden lag ich anschließend im Bett und grübelte vor mich hin. Motivation, irgendetwas anderes zu tun, war nicht vorhanden. Bis Pink mich aus dem tranceartigen Zustand riss. Spinnst du. An was soll ich schuld sein? Wo hab ich dich denn reingeritten?
Ich antwortete: In eine saubeschissene Situation. Das war eine total abgefuckte Nacht.
Es dauerte, bis eine weitere Nachricht eintraf. Red mal Klartext. Ich verstehe nur Bahnhof.
Ja, genau. Am Bahnhof war es passiert und ich sollte nicht darüber reden. Vor allem nicht mit Pink! Vergiss es. Sorry. Eigentlich war nichts. Alles easy. Hab nur schlecht geschlafen. Ich schickte ein Selfie hinterher und Pink antwortete mit einem eigenen Bild. Ausgeschlafen aussehen ging anders, trotzdem sah er fitter als ich aus.
Okay, dann glaub ich dir mal. Du hast ja noch ein paar Stunden bis Schichtbeginn. Bis dahin solltest du Schönheitsschlaf machen oder eine Gurkenkur, damit du wieder hübsch bist. Wann fängst du an?
Du Arsch!Direkt um achtzehn Uhr.
Cool. Ich beginne ebenfalls mit der ersten Schicht.
Ja und? Was willst du mir jetzt damit sagen? Angefressen legte ich das Smartphone weg und die Augen fielen mir erneut zu. Sofort sah ich Sonni vor mir. Humpelnd. Kriechend vor seinen Kunden und Peinigern. Was würden die zwei Typen mit ihm machen? Was hatten sie bereits mit ihm gemacht, nachdem er wieder aufgetaucht war? Körperliche Unversehrtheit – das war doch gelogen!
„Hey, Schatz. Fit?“ Pink sprang mich von hinten an und brachte mich zum Schwanken. Gemeinsam torkelten wir gegen die Tür des Aufenthaltsraums.
„Mann, pass doch auf!“
Seine Mundwinkel verzogen sich spöttisch und seine Augen funkelten, ja strahlten regelrecht. Er sah aus wie das blühende Leben. Genau das war es, was die Kunden sehen wollten. Sprühend vor Energie, daraus resultierend absolute Hingabe zum Job.
„Immer noch miese Laune? Ich feiere das ja, dass wir seit, ähm, ich angefangen habe, vor knapp neun Jahren, das erste Mal so etwas wie eine Unterhaltung führen.“
„Tun wir das?“
„Ja, schon.“ Sein Grinsen wurde immer breiter. „Zumindest haben wir gestern dem Chat Leben eingehaucht.“
„Du nennst den Austausch von Beschimpfungen ein Gespräch?“ Ich schnaubte, versuchte ihn etwas zur Seite zu schieben, doch er blieb hartnäckig vor mir stehen.
Streichelnd glitt er an meinen Armen entlang, umfasste meine Fäuste. „Okay, Spaß beiseite. Du hast wach gelegen und ja, man sieht es dir auch an. Warum? Sag mir, was los war. Wieso hast du mich beschuldigt?“
Ich gab die Angriffshaltung auf, kreiste stattdessen den Kopf. Den müden, bleischweren Kopf. Den vollen, total überladenen Kopf. Keine Gutmenschen! Zusammenhalt! Jeder war sein eigener Herr! „Tut mir leid, war nicht so gemeint. Mir geht’s einfach nur beschissen.“
„Du hast den ganzen Tag im Bett gelegen. Eigentlich müsstest du ausgeruhter sein. Beschäftigt dich wirklich nichts?“
„Nein! Ist alles easy, Pink“, würgte ich ihn ab.
Er nahm Abstand und tippte überlegend mit dem Zeigefinger an die Lippen. „Alles easy, hm? Das stimmt doch nicht.“
„Doch! Passt schon.“ Bei mir halbwegs. Nur nicht bei Sonni … Dem Jungen, der in meinen Gedanken absolut nichts verloren hatte, wenn ich mich auf die Arbeit einstimmen sollte. Ich war nicht schuld an seiner Misere. Wieder brannten meine Augen verdächtig … Ich kniff sie kurz zusammen und atmete tief durch. „Es ist Zeit, lass mich vorbei.“
„Du siehst aus, als würdest du gleich in Tränen ausbrechen.“
„Das bildest du dir ein.“
„Okay, Noah. Keine Ahnung, was dir den Tag verhagelt hat, aber ich nehme nicht an, dass es um unsere kleine Auseinandersetzung von gestern geht, oder? Wir haben einen Deal. Erinnerst du dich?“
Ich schluckte, wurde von dem Gedanken an Sonni hin zur Toilettenanlage des Clubs katapultiert. „Keine Pillen mehr. Du hast es mir versprochen.“
„Habe ich das?“
„Mann … Ja, hast du.“ Hatte er? Fuck! Hatte er?
Pink hob abwehrend die Hände. „Schon gut, Schatz. Beruhig dich.“
„Lass das! Ich bin nicht dein Schatz!“
Er lachte leise. „Mit deiner miesen Laune vergraulst du dir noch die Kunden. So kennen sie dich vermutlich gar nicht. Ich dich übrigens auch nicht.“
„Vergiss es einfach. Wird schon wieder.“
Mit einer tiefen, nachdenklichen Falte auf der Stirn drehte er endlich ab, trat die Schuhe von den Füßen und zerrte sich die Kleider vom Leib. Interessiert beobachtete ich den Kollegen, der splitterfasernackt im Raum stand und seinen Spind aufschloss.
„Was tust du da?“
„Wonach sieht’s denn aus? Hast du mal auf die Uhr geguckt?“
„Ich weiß, dass wir gleich öffnen. Aber warum ziehst du dich aus?“ Unten liefen sie alle mit Jeans rum. Jeans, Schuhe, fertig. Okay, die Mädels hatten Röcke an, oder Wäsche. Aufreizende Dessous und hochhackige Stilettos. Und ja, manche Jungs hatten ebenfalls den ein oder anderen Kleiderstil, der stark vom männlichen Standard abwich. Aber nackt startete niemand.
Mit einem Grinsen zupfte Pink einen nachtschwarzen Jockstrap aus dem Spind und stopfte die Klamotten stattdessen rein. „Ist der genehm? Ich steh gleich auf der Bühne. Zwei Stunden Programm.“ Er zwinkerte mir frech zu. „Vielleicht gibt es ja eine Art Verbindung zwischen meiner und deiner Polestange. So eine Sex-Hotline zwischen Stahl und Stahl. Deine Lounge liegt ja beinahe direkt darüber.“
„Was?“
„Oh Gott, Noah, Spaßbremse.“ Theatralisch rollte er mit den Augen. „Geh Chris aus dem Weg, solange du so drauf bist. Das ist ein nett gemeinter Ratschlag. Und lass dir einen Energiedrink mixen, damit du deinen Kunden nicht einschläfst. Mach dich lieber mal fertig, die Uhr tickt.“ Während er das sagte, ölte er sich mit einem exotisch duftenden Zeug ein und hielt mir gleich darauf die Flasche entgegen. „Kannst du mal?“ Mir lag das Nein auf der Zunge, doch er hatte mir bereits den Rücken zugewandt. Entspannt lehnte er an der Reihe der Spinde, das Gesicht an seinem Unterarm vergraben. Zögerlich griff ich nach dem Fläschchen, schüttete mir das Öl auf die Handfläche und trat hinter ihn. Sein körpereigener Geruch wurde durch die Essenz übertüncht, dabei mochte ich den Duft reiner Haut. Den von Pink kannte ich allerdings nicht und, woher auch immer das plötzlich kam, ich bedauerte das. Was passierte hier gerade mit Pink? Zögerlich rieb ich seinen Nacken ein, glitt über die Schulterblätter, das wohlgeformte Kreuz und die makellose, warme Haut seines Rückens hinab. Er schnaufte leise, schien tiefenentspannt. Vollkommen eingestimmt auf die folgende Schicht. Auch seine Pobacken ölte ich mit gleichmäßigen Strichen ein. Einladend spannten sie sich unter meinen Handflächen an. Fuck, das war scheißintim und wesentlich körpernäher, als es stupides Einölen normalerweise mit sich brachte. Mit einem leichten Klaps auf seinen Oberschenkel entließ ich ihn. „Geiler Arsch! Jetzt hau ab, deine Uhr tickt lauter als meine.“
„Danke.“
„Wir sind jetzt quitt.“
„Was?“
„Du hast gestern gesagt, ich schulde dir was … du weißt schon … wegen deines Verlusts.“
Er nahm mir das Öl aus der Hand und drehte den Deckel drauf. „Da muss schon noch ein bisschen mehr drin sein. Ich entscheide, wann deine Schulden abgegolten sind. Das Zeug ist ja nicht günstig.“ Er wandte sich ab, verschloss seinen Spind und wackelte mit dem Arsch. Sein Körper glänzte, das Muskelspiel unter der nunmehr spiegelnden Haut würde jeden Betrachter magisch anziehen. Zumindest erzielte er damit bei mir diese Wirkung. Eilig trat ich zurück.
„Du bleibst wohl die ganze Nacht vollständig bekleidet?“, witzelte er. „Geiler Job in der Lounge, echt. Die VIP-Kunden geben sich mit deinen ultimativen Blowjobs zufrieden und zahlen dafür mehrere grüne Scheine. Respekt. Wer es bis zur Lounge schafft, hat es im Leben offenbar weit gebracht.“
„Was soll das?“
„Ich hab mich schon oft gefragt, wieso sie Kohle ohne Ende für ein Erlebnis mit dir hinblättern, wenn sie unten lediglich den Eintritt zahlen müssen. Was ist so besonders an einem Stelldichein mit dir?“
„Dein Scheißernst? Tust du gerade nur nichtsahnend?“
„Nein, sag’s mir“, forderte er mich heraus. „Ist dein Arsch aufnahmefähiger? Deine Zunge flinker als unsere? Was ist es, das dich zum Star in der Lounge macht?“
„Sie zahlen für Exklusivität“, erwiderte ich, nicht sicher, ob er mich auflaufen lassen wollte oder ernsthaft interessiert war. „Dafür bekommen sie mich und müssen mich nicht teilen und ständig auf die Uhr sehen.“
„Du bist also besser als wir?“