Eine Ehe mit kleinen Hindernissen - Katie MacAlister - E-Book

Eine Ehe mit kleinen Hindernissen E-Book

Katie MacAlister

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Beschreibung

Der adlige Witwer Harry muss dringend heiraten - er hat fünf lebhafte Kinder, die ihn in den Wahnsinn treiben, und keine Ahnung, wie man einen Haushalt führt. Da begegnet er der skandalumwitterten Frederica Pelham, die von ihrer Familie enterbt wurde und Verfasserin eines höchst umstrittenen Eheratgebers ist. Harry verliert augenblicklich sein Herz an sie, aber ist sie wirklich die Frau, die sein Leben wieder in vernünftige Bahnen lenken kann?

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Danksagung

1

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Epilog

Die Autorin

Die Romane von Katie MacAlister bei LYX

Impressum

KATIE MACALISTER

Eine Ehe mit

kleinen Hindernissen

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Britta Lüdemann

Zu diesem Buch

Frederica Pelham, von ihren Freunden Plum genannt, will endlich wieder heiraten und eine Familie gründen. Doch das Desaster ihrer ersten Ehe verfolgt sie bis heute – war ihr Ehemann doch ein betrügerischer Bigamist. Zudem ist sie die Autorin eines skandalösen Liebesratgebers, der sich in Adelskreisen höchster Beliebtheit erfreut. Da ihre Familie sie verstoßen hat, lebt sie mit ihrer Nichte verarmt auf dem Lande. Doch als sie eines Tages auf ein Ehegesuch in der Zeitung antwortet, scheint ihr das Glück endlich hold zu sein. Der heiratswillige Herr stellt sich als attraktiver und charmanter Marquis heraus und ist sofort von Plum verzaubert. Alles scheint perfekt, und selbst die Tatsache, dass Plum erst nach der Hochzeit von Harrys fünf wilden Sprösslingen erfährt, schreckt sie nicht. Schließlich liebt sie Kinder über alles. Die wilde Bande hält Plum so sehr auf Trab, dass sie darüber einfach nicht dazu kommt, Harry ihr eigenes delikates Geheimnis zu beichten. Doch dann holt ihre Vergangenheit sie plötzlich wieder ein, und Plum muss alles daran setzen, ihr neugewonnenes Glück und ihre Liebe zu retten …

Jemand wie ich, der rund um die Uhr am Computer sitzt und tippt, hat gelernt, Freundschaften mit Frauen zu schätzen, die meine Liebe für romantische Erzählungen teilen, in appetitliche Männer mit grünen Augen genauso vernarrt sind wie ich und die meinen verrückten Humor verstehen. Deborah Anne MacGillivray ist so eine Freundin.

Vielen Dank für all deine Unterstützung und Hilfe, LadyA!

1

Harry wünschte, er wäre tot. Na ja, vielleicht war »tot« ein wenig übertrieben, obwohl weiß Gott nicht mehr viel daran fehlte, dass er unter dieser ganz speziellen Art der Befragung zusammenbrach.

»Und dann?« Seine Inquisitorin starrte ihn aus Augen an, die ihm sehr vertraut waren, blickten sie ihm doch jeden Morgen beim Rasieren aus dem Spiegel entgegen. Augen, deren interessante Mischung aus Braun, Grau und Grün schon bei ihm großen Charme besaß, bei seiner Peinigerin jedoch einfach nur hinreißend aussah. Und so unschuldig. Und harmlos … etwas, das die Besitzerin dieses Augenpaares auf jeden Fall nicht war. »Und? Was dann? Bekomme ich noch eine Antwort?«

Harry fuhr mit den Fingern unter seinem Halstuch entlang und versuchte, den unerträglichen Druck auf seine Kehle zu mindern, als er sich zum x-ten Male in den letzten zehn Minuten wünschte, es wäre ihm rechtzeitig gelungen, zu entkommen.

»Sag schon!«

Oder die Person, in deren Gewalt er sich befand, hätte sich ein anderes Opfer ausgesucht.

»Nun antworte endlich!«

Vielleicht war sein Wunsch, tot zu sein, doch gar nicht so absurd. Und wenn er in diesem Moment aus dem Leben schied, käme er auch bestimmt in den Himmel. Petrus würde ihm bestimmt zugutehalten, was er für andere getan hatte, wie zum Beispiel seine fünfzehnjährige Tätigkeit als Spion in den Diensten des Home Office, des Innenministeriums. Ganz gewiss würde Petrus ihm nicht die Belohnung verwehren, die ihm zustand, er würde ihn nicht der ewigen Verdammnis anheimfallen und auf immer und ewig in der Hölle schmoren lassen, in der er sich gegenwärtig befand, einer Hölle, die beherrscht wurde von seinen eigenen –

»Papa! Was … passiert … danach?«

Harry stieß ein gequältes Seufzen aus, schob seine Brille hoch und gab sich geschlagen. »Sobald die Henne und der Hahn … äh … verheiratet sind, möchten sie natürlich auch gerne Küken haben.«

»Das hast du mir schon erzählt«, warf seine dreizehn Jahre alte Peinigerin ihm aus schmalen Augen vor, und zwar in einem Ton, der erkennen ließ, dass sie am Ende ihrer Geduld angelangt war. »Aber was passiert dann? Und was haben kleine Küken mit meiner Unpässlichkeit zu tun?«

»Dein Unwohlsein beruht auf den ganz natürlichen Vorgängen in einem Körper, der sich allmählich auf möglichen Nachwuchs vorbereitet. Wenn eine Henne Küken möchte, müssen sie und der Hahn … äh … vielleicht sind Hühner doch kein so gutes Beispiel.«

Lady India Haversham, die älteste Tochter des Marquis Rosse, trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch neben ihr und funkelte ihren Vater vorwurfsvoll an. »Du hast versprochen, mir zu erklären, woher mein Unwohlsein kommt! George hat gesagt, ich würde nicht sterben, auch wenn ich doch ganz offensichtlich blute. Sie sagt, dass dies eine ganz besondere Zeit im Leben eines Mädchens sei, obwohl mir schleierhaft ist, was so besonders daran sein soll, wenn man Bauchschmerzen hat. Du hast versprochen, mir zu erklären, warum das so ist, und jetzt redest du die ganze Zeit von Bienen und Blumen, von Hühnern und von Fischen im Fluss. Was hat denn das alles bitte schön mit mir zu tun?«

Also doch lieber tot, entschied Harry nach einem kurzen Blick in die ernsten, wenn auch ärgerlich blitzenden Augen seiner Erstgeborenen. Lieber tot, als India die bei der Fortpflanzung des Menschen stattfindenden Vorgänge erläutern zu müssen, vor allem wenn es bei diesen Vorgängen um die Rolle der Frau ging, insbesondere um ihre ganz speziellen Tage. Die Tatsache, dass er dieser foltergleichen Form der Befragung letztendlich nicht mehr gewachsen war, brachte ihn zu der bitteren Erkenntnis, dass er im Grunde genommen ein Feigling war – und das, nachdem ihm der Premierminister drei Mal die Tapferkeitsmedaille verliehen hatte.

»Frag Gertie. Sie wird dir alles erklären«, stieß er knapp hervor, während er aus dem engen rosafarbenen Stuhl aufsprang und aus dem sonnendurchfluteten Kinderzimmer floh, wobei er auf schmähliche Weise den Protest seiner Tochter ignorierte, die ihm hinterherrief: »Papa! Du hast aber versprochen, dass du es mir erklärst!«

»Sie haben mich nicht gesehen«, sagte Harry, als er eiligen Schrittes den kleinen, fensterlosen Raum vor seinem Arbeitszimmer durchquerte. »Sie haben mich nicht gesehen und wissen auch nicht, wo ich bin. Bestreiten Sie von mir aus, mich überhaupt zu kennen. Wahrscheinlich wäre das sogar noch das Sicherste. Und verriegeln Sie ruhig die Tür, Temple. Vielleicht stellen Sie auch noch einen Sessel davor. Oder den Schreibtisch. Ich würde es diesen Teufelsbraten zutrauen, sich irgendwie Zutritt zu meinem Zimmer zu verschaffen, wenn nur der Riegel vorliegt.«

Templeton Harris, sein Sekretär und enger Vertrauter, verzog das Gesicht, als sein nobler Dienstherr ins Nachbarzimmer eilte.

»Was ist es denn diesmal, Sir?«, fragte Temple, als er Harry folgte. Das schwach durch die trüben Fensterscheiben in den Raum dringende Sonnenlicht brachte die Staubwolken zum Leuchten, die durch Harrys hastigen Einfall aufgewirbelt worden waren. »Hat McTavish Ihnen seinen neuesten Fund präsentiert? Oder hat Lord Marston sich dazu entschlossen, doch lieber Schmied zu werden, als eines Tages Ihr Erbe anzutreten? Oder versuchen die Zwillinge etwa wieder, vom Stalldach zu fliegen?«

Harry erschauderte sichtlich, als er sich einen kräftigen Schluck Brandy genehmigte. »Leider nichts von alledem. India wollte Auskünfte zu einem ganz besonderen Thema. Zu Frauendingen.«

Temples blassblaue Augen wurden deutlich größer. »Aber … aber Lady India ist doch noch ein Kind. Sollten ihr derartige Themen nicht noch fremd sein?«

Harry tat einen tiefen, stockenden Atemzug und beugte sich misstrauisch in Richtung des arg verschmutzten Fensters. Dann rieb er mit dem Ellbogen ein kleines Guckloch in die Scheibe und spähte in die Wildnis hinaus, die einst ein Garten gewesen war. »In unseren Augen mag sie zwar noch ein Kind sein, Temple, aber aus Sicht von Mutter Natur ist sie auf dem besten Wege, eine Frau zu werden.«

»Ach, diese Art von Frauendingen.«

Harry hielt ihm schweigend den leeren Weinbrandschwenker vor die Nase, worauf Temple ihm ebenso stumm eine wohl bemessene Portion des bernsteinfarbenen Getränks nachschenkte. »Nehmen Sie sich auch ein Glas. Es geschieht schließlich nicht alle Tage, dass ein Vater vermelden kann, dass seine Tochter ihren ersten … äh … Schritt auf dem Weg zur Frau getan hat.«

Temple goss sich ein kleines Schlückchen ein und prostete seinem Arbeitgeber wortlos zu.

»Ich kann mich noch an ihre Geburt erinnern«, sagte Harry, während er durch das Guckloch nach draußen starrte und das wohltuende Brennen des Weinbrands in der Kehle genoss. »Beatrice war enttäuscht, dass es ein Mädchen war, aber ich fand sie einfach nur perfekt, mit ihrem süßen Näschen, ihren bauschigen braunen Löckchen und diesen Augen, die mich immer so ernst ansahen. Sie kam mir vor wie ein Engel, der uns gesandt worden war, um unser Leben zu bereichern, ein Lichtstrahl, ein Sonnenstrahl, eine Augenweide.« Er holte noch einmal tief Luft, als drei lebhafte Schatten an dem schmutzigen Fenster vorbeihuschten, gefolgt vom heiteren Lachen mehrerer Kinder, die irgendetwas ausheckten. Harry wich zurück und drückte sich flach an die Wand, das Glas in der vor Anspannung weißen Hand. »Und dann ist sie plötzlich groß und bekommt zum ersten Mal ihre Menses, was sie bitte schön von mir erklärt haben wollte. Was kommt noch, Temple, ich frage Sie, was kommt als Nächstes?«

Temple stellte sein Glas auf exakt derselben Stelle ab, von der er es aufgenommen hatte, und wischte sich die Finger an seinem Taschentuch ab, wobei er versuchte, sich seinen Unmut über die deutlichen Anzeichen der Vernachlässigung des Arbeitszimmers nicht anmerken zu lassen. Es widerstrebte seinem ausgeprägten Sinn für Sauberkeit und Ordnung zu wissen, dass dieser Raum seit ihrer Ankunft vor etwa drei Wochen kein Putztuch mehr gesehen hatte. »Da Lady Anne mittlerweile auch schon acht Jahre alt ist, Mylord, wird sie in ungefähr fünf Jahren vermutlich mit denselben Fragen auf Sie zukommen. Würden Sie mir gestatten, eines der Dienstmädchen zum Saubermachen in Ihr Arbeitszimmer zu schicken? Ich kann Ihnen versichern, dass dabei weder Ihre Papiere noch andere wichtige Dinge angerührt werden. Es wäre mir sogar eine Ehre, diese Aufgabe höchstpersönlich –«

Harry, völlig vereinnahmt von der furchtbaren Aussicht, durch seine jüngste Tochter noch einmal in dieselbe Bedrängnis zu geraten, wie er ihr soeben – mit knapper Not – entronnen war, schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Das hier ist mein Zimmer, der einzige Raum im ganzen Haus, in den ich mich zurückziehen kann. Niemand darf hier rein, weder die Kinder noch die Dienstmädchen, einfach niemand. Ich brauche einen Ort, der nur mir gehört, Temple, einen Ort, der für alle tabu ist und an dem ich allein sein kann.«

Temple ließ den Blick durch den Raum schweifen, dessen Inventar er sehr genau kannte, hatte er doch all die Kisten mit Harrys Büchern und seinen Nachlassdokumenten, das kleine Pult mit den Kuriositäten sowie die schrecklich unansehnlichen Aquarelle, die jetzt die Wände zierten, selbst hineingetragen. »Wenn ich wenigstens die Vorhänge waschen –«

»Nein«, wiederholte Harry und lugte kurz nach draußen, ehe er es wagte, sich zu dem großen Rosenholzschreibtisch zu begeben, der mit Papieren, zerschlissenen Federn, Tintenfässchen, Büchern, einer großen Statue des Hirtengottes Pan und verschiedenen anderen Dingen übersät war, zu zahlreich, um sie alle aufzuzählen. »Ich habe etwas Wichtigeres für Sie zu tun, als meine Vorhänge zu waschen.«

Es lag Temple auf der Zunge, richtigzustellen, dass er keineswegs die Absicht gehabt hatte, sich selbst der Vorhänge anzunehmen, entschied dann aber, dass dieser Hinweis seinen Arbeitgeber sicher nicht interessierte, und ließ sich mit einem Seufzen in dem bequemen Ledersessel gleich neben dem Schreibtisch nieder. Dann nahm er Notizblock und Stift aus der Innentasche seiner Jacke. »Sir?«

Harry verließ den Schreibtisch und trat an den kalten Kamin. »Wie lange sind Sie schon bei mir, Temple?«

»Am Johannistag werden es genau vierzehn Jahre«, antwortete der gute Mann, ohne überhaupt nachdenken zu müssen.

»Das ist bereits in zwei Wochen.«

Temple bestätigte Harrys Feststellung.

»Im Sommer zuvor hatte ich Beatrice geheiratet«, fuhr Harry fort und starrte in die dunkle Leere des Kamins, als läge sein ganzes Leben inmitten des Kohlehaufens, der darauf wartete, ein wärmendes Feuer abzugeben, sobald das Wetter umschlug.

»Als ich in Ihre Dienste trat, war Lady Rosse, glaube ich, gerade … äh … in freudiger Erwartung von Lady India.«

»Hmm. Seit Beas Tod sind nun schon fast fünf Jahre vergangen.«

Temple stimmte ihm leise zu.

»Fünf Jahre sind eine lange Zeit«, sagte Harry, die haselnussbraunen Augen hinter der Brille nahezu schwarz. »Die Kinder tanzen mir auf der Nase herum, und Gertie und George haben auch ihre liebe Not damit, die Zwillinge und McTavish zu bändigen, geschweige denn Digger und India.«

Temples Augenbrauen hoben sich ein winziges Stückchen. Er ahnte, in welche Richtung das Gespräch zielte, konnte sich jedoch noch nicht vorstellen, wie er dem Marquis in dieser heiklen Angelegenheit behilflich sein konnte.

Harry atmete einmal tief durch und rieb sich den Nasenrücken, ehe er sich umdrehte, hinter den Schreibtisch zurückkehrte, in dem sattgrünen Ledersessel Platz nahm und auf den Block in Temples Hand deutete. »Daher bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Kinder die führende Hand und Aufmerksamkeit einer Frau brauchen, und ich möchte, dass Sie mir bei der Suche helfen.«

»Nach einer Gouvernante?«

Harrys Lippen wurden schmal. »Nein. Nach Miss Reynaulds tragischem Tod durch den Brand … nein. Die Kinder brauchen noch Zeit, um das schreckliche Erlebnis zu verarbeiten. Die Frau, von der ich hier spreche«, erklärte er mit einem Blick auf das in auffälliger Position auf dem Schreibtisch stehende Porträt, »soll die neue Marquise Rosse sein. Die Kinder brauchen eine Mutter, und ich brauche …«

»Eine Ehefrau?«, beendete Temple behutsam den Satz, als Harrys Stimme versagte. Trotz der festen Absicht, sich in seinem Verhältnis zu seinem Dienstherrn nicht von Gefühlen leiten zu lassen – denn das einzige, wozu Gefühle führten, waren Unordnung und Unbehagen –, hatte er mit den Jahren eine gewisse Zuneigung für Harry und seine fünfköpfige Teufelsbande entwickelt. Temple war sich durchaus bewusst, dass das, was Harry für seine Frau empfunden hatte, sich nicht unbedingt als brennende Liebe bezeichnen ließ, doch war seine Zuneigung groß genug gewesen, um auch mehrere Jahre nach ihrem Tod, der sie gleich nach der Geburt seines Jüngsten ereilte, noch Trauer zu empfinden.

»Ja«, seufzte Harry und lehnte sich in die weichen Polster seines Sessels zurück. »Ich habe zwar recht spät geheiratet, Temple, muss aber gestehen, dass ich alles andere als ungern Ehemann war. Auch wenn Sie es vielleicht nicht bei einem Menschen erwarten, der Tag und Nacht eine vor Unfug und Leben nur so sprühende Kinderschar um sich hat, so fühle ich mich in letzter Zeit doch recht einsam. Und sehne mich nach einer Frau. Einer Ehefrau«, fügte er schnell und mit einem leichten Stirnrunzeln hinzu. »Weshalb ich zu dem Schluss gekommen bin, dass die Antwort auf mein natürliches Verlangen nach weiblicher Gesellschaft und die Notwendigkeit einer Person, die sich der Kinder annimmt, eine Ehefrau ist. Daher notieren Sie bitte den Text einer Anzeige, die Sie in der Lokalzeitung aufgeben sollen. Wie hieß sie doch gleich? Die Dolphin’s Derriere Daily?«

»Die Ram’s Bottom Gazette, Sir, benannt nach der Stadt Ram’s Bottom, in der das Blatt seinen Ursprung hat und die, wenn ich mich nicht irre, etwa acht Meilen westlich von hier liegt. Ich muss jedoch gestehen, dass ich mich ein wenig über Ihre Absicht wundere, per Zeitungsanzeige eine Frau für die Position einer Marquise zu suchen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ein Gentleman Ihres Schlages sich in den eigenen Reihen nach einer standesgemäßen Dame umsieht, anstatt eine Anzeige in einem Blatt zu schalten, das sich vornehmlich mit landwirtschaftlichen Themen befasst.«

Harry winkte ab. »Es ist nicht so, dass ich nicht darüber nachgedacht hätte, nur verspüre ich nicht den geringsten Wunsch, mich in die Stadt zu begeben, wenn es nicht unbedingt sein muss.«

»Sie haben aber doch sicherlich Freunde oder Bekannte, die unverheiratete Damen kennen, die Ihrem gesellschaftlichen Rang –«

»Nein.« Harry lehnte sich noch weiter in seinen Sessel zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Natürlich habe ich mir sämtliche weiblichen Verwandten meiner Freunde angesehen, konnte aber nicht eine einzige passende Kandidatin finden. Die meisten von ihnen sind zu jung, und alle anderen haben es nur auf meinen Titel abgesehen.«

Temple war ratlos. »Aber, Sir, die Frau wird die Marquise Ross sein, die Mutter Ihrer bislang ungeborenen Kinder –«

Mit einem dumpfen Aufprall setzte Harry die Füße zurück auf den Boden, bevor er sich aufrichtete und seinen Sekretär mit funkelnden Augen ansah. »Keine Kinder mehr! So etwas mache ich auf keinen Fall ein zweites Mal durch. Auf diese Weise opfere ich nicht noch eine Frau.« Er rieb sich wieder an der Nase und legte erneut die Füße auf den Tisch. »Mir fehlt einfach die Zeit, um mich auf konventionellem Wege auf Brautschau zu begeben. Ich möchte wieder verheiratet sein, ehe sich in der Gegend herumgesprochen hat, wer ich bin und ich mich vor skrupellosen Titeljägerinnen nicht mehr retten kann. Das unerwartete Ableben meines Cousins Gerard und die Tatsache, dass er mir dieses Anwesen hinterlassen hat, bietet mir die einzigartige Gelegenheit, eine Frau zu finden, die sich einfach nur einen Ehemann wünscht, so wie ich mir eine Ehefrau wünsche. Ich möchte eine aufrichtige Frau aus vornehmem Hause und mit guter Bildung, deren Familie aber nicht unbedingt dem höheren Adel angehören muss – eine solide Landadlige, genau das ist es, was ich brauche. Sie muss Kinder mögen und … äh … engen körperlichen Begegnungen nicht abgeneigt sein.«

»Aber«, stammelte Temple verwirrt und spreizte die Finger, »aber aus … engeren körperlichen Begegnungen pflegen nicht selten Kinder hervorzugehen.«

»Ich passe schon auf, dass meine Frau nicht dem Risiko einer Niederkunft ausgesetzt wird«, versprach Harry unbekümmert, ehe er sichtlich zusammenzuckte, als ganz in der Nähe eine Tür zuschlug und sich ein Stampfen und Dröhnen wie von einer gigantischen Elefantenherde im Flur vor seinem Arbeitszimmer erhob. »Schreiben Sie, Temple. Suche aufrichtige Frau zwischen 35 und 50 mit guter Bildung und Kinderwunsch zwecks Heirat eines Mannes (45), der bei guter Gesundheit und wohlsituiert ist. Bewerbungen unter Beifügung von Referenzen bitte an Mr T. Harris, Raving-by-the-Sea. Vorstellungsgespräche kommende Woche. Das dürfte genügen, nicht wahr? Vielleicht treffen Sie schon die Vorauswahl und bringen mir dann nur noch die Bewerberinnen, die Ihrer Meinung nach infrage kommen. Mit diesen werde ich dann ein kurzes Gespräch führen und dabei jene aussortieren, die mir nicht gefallen.«

»Aber, Sir …«, erwiderte Temple, als er verzweifelt nach einer Lösung suchte, wie er seinen Herrn davon abbringen konnte, auf diese haarsträubende Weise Brautschau zu betreiben. »Ich … was ist … woher soll ich wissen, welche Frau Ihnen genehm ist?«

Harry runzelte die Stirn, als er sich die Einträge in einem der Hauptbücher seines Gutes ansah. »Ich habe Ihnen meine Vorstellungen doch schon beschrieben! Natürlich würde ich es begrüßen, wenn die Frau ein ansprechendes Äußeres besäße, eine unverzichtbare Bedingung ist dies jedoch nicht.«

Temple schluckte seine Einwände herunter und fragte kleinmütig: »Und wo wünschen Sie die heiratswilligen Damen zu sprechen? Doch sicher nicht hier auf Ashleigh Court?«

Harry fuhr mit dem Finger über eine Spalte von Zahlen und verengte die Augen zu Schlitzen, als er den Beweis für die Misswirtschaft des Verwalters seines verstorbenen Cousins schwarz auf weiß vorfand. »Dafür, wie dieser Kerl das Gut zugrunde gerichtet hat, sollte man ihn aufknüpfen. Was haben Sie gesagt? Oh, nein, jede einigermaßen vernünftige Frau würde beim Anblick des maroden Zustands von Haus und Hof sofort schreiend Reißaus nehmen. Suchen Sie einen geeigneten Treffpunkt in der Stadt aus, irgendeinen Ort, wo ich die Damen in aller Ruhe kennenlernen und befragen kann. Selbstverständlich einzeln. Auf keinen Fall alle zusammen.«

»Natürlich«, stimmte Temple zu und verließ den Raum mit schwirrendem Kopf. Das einzig Erfreuliche an der ganzen Sache war der Gedanke, dass Harrys Gattin, wer auch immer sie sein würde, zweifellos auf einer gründlichen Reinigung des Hauses vom Dach bis zum Keller bestünde.

Harry war gerade im Begriff, die wichtigsten Reparaturen und Verschönerungen, die sowohl im Haus als auch im Garten vonnöten waren, ihrer Dringlichkeit nach zu notieren, als ihn ein schriller Schrei aus dem Sessel riss und Richtung Halle stürzen ließ, noch ehe Temple wieder im Türrahmen erschien.

Beim Anblick seines schwachen Lächelns geriet Harry ins Zögern. »Die Kinder … ist jemand verletzt?«

»Pfauen«, erwiderte Temple knapp.

Harry blinzelte verständnislos, dann entspannte er sich. »Pfauen? Ach so, Pfauen. Ja, Pfauenschreie klingen wirklich ganz scheußlich. Und ich dachte schon, eines der Kinder hätte –«

Ein weiterer durchdringender Schrei schnitt durch seine Worte. Noch bevor Harry Luft holen konnte, fegte ein großer grün-blauer Vogel durch die Halle an ihm vorbei, die einst prachtvollen Federn zerzaust und voller Schmutz. Diverse Rufe und Schreie aller Art trieben das arme Tier weiter, an dessen Verfolgung sich drei kleine Kinder mit trampelnden Füßen gemacht hatten. Anne blieb neben der großen, gewundenen Treppe stehen, warf den Kopf in den Nacken und stieß den schrecklichsten Ton aus, der Harry je zu Ohren gekommen war.

»Wie ich soeben sagen wollte, Sir, stammt der Lärm nicht von dem Pfau, sondern von den Kindern.«

Harry schloss leise die Flurtür hinter sich und sank mit dem Rücken dagegen, während das aufgeregte Schreien eines Pfaues und drei kleiner Kinder, die den bedauernswerten Vogel Runde um Runde durch die Halle scheuchten, gedämpft durch die schwere Tür drangen. »Schreiben Sie die Anzeige, Temple.«

Ein durch die Halle schallendes Vogelkreischen gefolgt vom lauten Krachen eines auf dem Marmorboden zerberstenden größeren Gefäßes veranlasste Harry, augenblicklich Zuflucht in seinem Arbeitszimmer zu suchen. »Und zwar auf der Stelle! Schreiben Sie die Anzeige um Himmels willen jetzt!«

2

Plum strich zärtlich über den kleinen, mit einem zarten Flaum bedeckten Kopf, der an ihrer Brust ruhte, und atmete tief den feinen Geruch von Milch und milder Seife ein, während sie den etwas strengeren ignorierte, der über dem kleinen Bündel schwebte.

»Da bist du ja. Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finde. Wie hat er sich benommen – ach, du meine Güte, er stinkt ja zum Himmel!«

Mrs Bapwhistle trat eilig in den kleinen Garten des Pfarrhauses und nahm Plum, noch ehe sie Einspruch erheben konnte, den jüngsten Spross der Bapwhistles ab, um das süße Baby an das bereitstehende Kindermädchen weiterzureichen. »Kümmern Sie sich um ihn, Withers. Er stinkt, als wäre er in die Jauchegrube gefallen.«

»Ich würde mich freuen, wenn ich ihn baden dürfte –«, bot Plum an, während sie sich schon halb von der im Schatten stehenden Bank erhoben hatte. Das Kindermädchen rümpfte die Nase und war bereits mit dem Baby auf dem Weg ins Haus, noch bevor Plum den Satz beendet hatte.

»Nein, nein, nicht nötig. Wofür beschäftige ich ein Kindermädchen, wenn es mir nicht all die unangenehmen Dinge rund um die lieben Kleinen abnimmt? Und nun setz dich wieder, ja? Ich würde gerne kurz mit dir reden. Was ich mit dir besprechen möchte, ist nämlich sehr wichtig.«

»Aber … ich hatte gehofft, den Kleinen noch füttern zu können –« Plum hatte das Gefühl, dass ihr mit dem Baby auch das Herz aus der Brust gerissen worden war. Der Junge war so niedlich, so klein, so schutzbedürftig, einfach nur entzückend.

»Du kannst ihn ja ein andermal füttern, Plum. Das hier ist wirklich wichtig.«

Plum lehnte sich an die mit Schnitzereien versehene Lehne der Bank zurück, zupfte lustlos ein Blatt von der gleich neben ihr wachsenden Hortensie und bemühte sich um einen möglichst nicht quengelig klingenden Ton, als sie sagte: »Du hast mir versprochen, dass ich mich um Colin kümmern darf, wenn du unterwegs bist, Cordelia. Deshalb finde ich es nicht besonders nett von dir, ihn mir einfach aus den Armen zu reißen und dem Kindermädchen zu übergeben, wenn er doch eigentlich in meiner Obhut war.«

»Glaube mir, Plum, du möchtest gar nicht in der Nähe sein, wenn seine Windeln gewechselt werden. Du kannst dir nicht vorstellen, wozu dieses Baby imstande ist – einfach nur schrecklich.« Cordelia Bapwhistle, die Frau des Pfarrers und Plums beste Freundin, hob eine Hand und kam Plums Widerspruch zuvor. »Ich weiß, ich weiß, an deinem süßen kleinen Colin hast du nicht das geringste bisschen auszusetzen, genauso wenig wie an Constance, Connor oder Columbine, aber, meine liebste und beste Freundin, lass es dir gesagt sein von einem Menschen, der es wissen muss: Es gibt auch Momente, in denen Kinder nicht nur niedliche kleine Wonneproppen sind.«

Unter dem Blick ihrer Freundin senkte Plum die Augen und schaute auf den verwaschenen blauen Stoff ihres Kleides. Sie glättete es über ihren Knien und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass Cordelias Worte sie verletzt hatten – so freundlich sie ohne Frage gemeint waren. »Mir ist klar, dass Kinder auch andere Seiten haben, Del. Ich bin ja nicht dumm. Schließlich habe ich selbst schon eines aufgezogen.«

Cordelia legte die Zeitung beiseite. »Ich käme nie auf den Gedanken, dich für dumm zu halten, Plum.« Freundschaftlich legte sie eine Hand auf den Arm ihrer Freundin. »Du bist die klügste und großzügigste Frau, die ich kenne, und du hast dich wirklich ganz wundervoll um Thomasine gekümmert, auch wenn man sie eigentlich schon gar nicht mehr als Kind bezeichnen konnte, als du sie zu dir nahmst. Wie alt war sie doch gleich, als ihr Onkel starb?«

»Fünfzehn«, musste Plum gestehen.

»Du hast deine Sache in diesen fünf Jahren wirklich gut gemacht und weißt, dass du hier jederzeit herzlich willkommen bist. Die Kinder vergöttern dich …«

Der durch ihre Worte klingende Vorbehalt traf Plum bis ins Mark. Ihre schwarzen Augenbrauen, denen sich allen Anstrengungen zum Trotz kein freundlicheres Aussehen verleihen ließ, verzogen sich zu einer deutlichen Bekräftigung ihres Verdrusses, als Plum ihre Freundin ansah. »Aber?«

Cordelia drückte Plums Hand. »Aber es ist an der Zeit für dich, eine eigene Familie zu gründen.«

Einen Moment lang blickte Plum gen Himmel. »Meinst du etwa, ich hätte nicht versucht, einen Mann zu finden, der mich will? Großer Gott, Del, du hast mich höchstpersönlich jedem infrage kommenden Junggesellen in der ganzen Grafschaft vorgestellt, und auch auf die eigentlich nicht geeigneten habe ich einen Blick geworfen. In ganz Dorset gibt es nicht einen Mann, der noch nichts von dem Skandal gehört hat. Keiner will seinen Ruf durch eine Heirat mit mir aufs Spiel setzen. Und diejenigen, die er nicht interessiert, sind entweder Trunkenbolde oder sie schlagen ihre Frauen oder sie sind zu arm, um Thom und mich zu unterhalten. Und ehe du jetzt sagst, ich sei zu wählerisch, kann ich dir versichern, dass ich keineswegs nach einem reichen Mann Ausschau halte – er soll lediglich dazu in der Lage sein, eine Ehefrau und deren Nichte zu versorgen.«

Cordelia musste lachen. »Wählerisch wäre die letzte Bezeichnung, die mir bei dir einfiele, Plum. Einige der Männer, mit denen du eine Ehe auch nur in Erwägung gezogen hast …« Sie schüttelte sich leicht. »Aber das meine ich gar nicht. Sieh mal hier, was die alte Mrs Tavernosh gestern entdeckt hat.« Sie reichte Plum die Zeitung, und wartete, bis sie die kleine, blau eingekreiste Anzeige gelesen hatte.

Als Plum fertig war, sah sie fassungslos in die vor Erwartung leuchtenden Augen ihrer Freundin. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst!«

»Warum denn nicht? Dieser Mann braucht eine Frau, die sich Kinder wünscht, und er schreibt, dass er wohlsituiert sei.«

Plum ließ den Mund leicht offen stehen, um ihrer Freundin zu demonstrieren, wie groß ihre Fassungslosigkeit war. »Warum denn nicht? Warum nicht? Cordelia Bapwhistle, hast nicht du mir in den letzten beiden Jahren immer wieder vorgehalten, wie dumm ich sei, mich wahllos jedem männlichen Wesen anzubiedern, nur um unter die Haube zu kommen? Hast du oder hast du nicht?«

»Ja, schon, aber –«

»Und bist nicht du diejenige, die mir Woche für Woche einen Vortrag darüber hält, wie rundum glücklich und zufrieden eine Frau auch ohne Mann und Kinder sein kann?«

»Ja, und das meine ich auch so. Nicht jede Frau ist eine geborene Mutter, Plum. Einige Frauen –«

»Und trotzdem willst du, du, die gebetsmühlenartig wiederholt, wie dankbar ich doch sein sollte, so ein unbeschwertes und frei bestimmtes Leben zu führen – wobei ich betonen möchte, dass ich mir durchaus etwas Besseres vorstellen kann, als arm wie eine Kirchenmaus zu leben und ohne Liebe zu empfangen bis auf die der eigenen Nichte, der die Gesellschaft von Tieren lieber ist als die von Menschen –, also ausgerechnet du schlägst mir vor, auf diese verrückte Anzeige eines Mannes zu antworten, über den ich nicht das Geringste weiß?«

»Natürlich müsstest du zuerst ein paar Erkundigungen über ihn einholen; ich will ja nicht sagen, dass du die Katze im Sack kaufen sollst. Dabei mag sich ja dann herausstellen, dass er überhaupt nicht zu dir passt. Wie dem auch sei, in der Anzeige wird um die Zusendung näherer Angaben gebeten und gesagt, dass man eine Benachrichtigung erhält, wenn der Mann ein Vorstellungsgespräch wünscht.«

»Ein Vorstellungsgespräch?!«, wiederholte Plum mit wachsender Empörung, als sie sich vorstellte, einer Befragung unterzogen zu werden. Sie stieß ein gerade noch damenhaft zu nennendes Schnauben aus. »Als sei ich ein Dienstmädchen? Auf gar keinen Fall!«

Cordelia beobachtete sie mit einem warmherzigen und gut gelaunten Leuchten in den Augen. »Was sollte dich davon abhalten, ihn deinerseits zu befragen? Und was sonst als eine gute Möglichkeit, um sein Gegenüber kennenzulernen, ist ein Vorstellungsgespräch denn? Nicht viel anders hast du es doch mit den Männern gemacht, die du ins Visier genommen hast.«

Ein Rot, so zart wie das einer in der Nähe wachsenden Rose, legte sich auf Plums Wangen, als sie den Blick von ihrer Freundin abwandte. »Bei dir hört es sich an, als würde ich den Männern voller Verzweiflung hinterherjagen wie ein Fuchs seiner Beute.«

»Plum, du weißt, dass ich dich nur glücklich sehen will. Wenn dir deine Erfahrungen mit Charles die Freude am anderen Geschlecht nicht zeitlebens verdorben haben und du sicher bist, noch einmal heiraten und eine Familie gründen zu wollen, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um dir zu helfen.«

»Meine Ehe mit Charles hat meine Freude an Männern keineswegs getrübt, Del. Ich denke, dass Charles leider die viel zitierte Ausnahme war und dass die meisten Männer Hemmungen hätten, sich eine Frau zu nehmen, obwohl sie schon verheiratet sind. Und was die Gründung einer Familie angeht, ist es, fürchte ich, schon zu spät. Schließlich bin ich schon vierzig und damit in einem Alter, in dem die meisten Frauen längst mit Kindern abgeschlossen haben.«

»Ach was, du bist aber nicht wie die meisten Frauen«, widersprach Cordelia mit einem wohltuenden Lächeln. »Du bist Frederica Pelham, die Tochter von Sir Frederick Pelham, eine gebildete, wenn auch nicht wohlhabende Frau, die zufälligerweise auch noch die Autorin des berühmtesten und skandalösesten Buches des Jahrhunderts ist.«

Plum sah sich nervös in dem kleinen Garten um. Das Letzte, was ihr jetzt noch fehlte, war, dass irgendjemand in Ram’s Bottom erfuhr, dass sie die weithin bekannte Vyvyan La Blue war, die Schriftstellerin des berühmten Ratgebers Sinnliche Wege ins Eheglück, einem Buch, das von der Regierung aufgrund seines schockierenden Inhalts für obszön befunden und verboten worden war – und um der starken Nachfrage aus den Reihen der vornehmen Gesellschaft Londons gerecht zu werden, daraufhin noch dreimal in Druck gegangen war.

»Ich habe mich von Old Mab Shayne untersuchen lassen«, erzählte Plum zögerlich von ihrem Besuch bei der ortsansässigen Hebamme, die sie aufgesucht hatte, um sich keinen falschen Hoffnungen hinzugeben zu einem Thema, das ihr so sehr am Herzen lag. »Sie sagte, dass mit mir alles in Ordnung sei und sie einige Frauen kenne, die noch mit Mitte vierzig Kinder bekommen hätten.«

»Na bitte. Wenn du also wirklich eine Familie möchtest, obwohl du immer davon redest, was für eine unglaublich schreckliche Erfahrung so eine Geburt sein kann, dann bist du um deiner Selbst willen verpflichtet, auf diese Anzeige zu antworten.«

Plum kaute auf ihrer Unterlippe, als ihr Blick noch einmal zu der Zeitung zurückkehrte. Obwohl die Art und Weise, wie dieser Mann seinen Wunsch nach einer Frau bekundet hatte, sie fast genauso sehr abstieß wie der Gebrauch des Wortes Vorstellungsgespräch, hatte Cordelia nicht ganz unrecht. Was sollte sie schon davon abhalten, diesen Mann ihrerseits unter die Lupe zu nehmen, um festzustellen, ob er zu ihr passte? Ungefähr so war sie mit den Männern aus der Region verfahren, die sie bislang in Betracht gezogen hatte. »Trotzdem habe ich da nach wie vor das Problem mit … meiner Vergangenheit«, gab sie ihrer Freundin zu bedenken. »Mehr als nur ein Heiratskandidat hat mir den Rücken gekehrt, weil er herausfand, dass ich die Geliebte von Charles war.«

»Du warst nicht seine Geliebte – du hast ihn in gutem Glauben geheiratet. Er ist derjenige, der dich verführt und betrogen hat, er hat dich benutzt und einfach sitzen gelassen, ohne Rücksicht auf deine Gefühle und Zukunft.«

»Ja, so sehen wir Frauen das, aber der Herrenwelt ist es leider völlig egal, dass Charles nicht ehrlich zu mir war, als er mich heiratete. In den Augen dieser feinen Herren bin ich nur die Frau, die sich mit einem Mann eingelassen hat, der nicht ihr rechtmäßiger Ehemann war, eine Frau, die verantwortlich war für einen Skandal, der so große Wellen schlug, dass Charles ins Ausland verbannt wurde, mein Vater mich enterbte und die arme Susanna von der Gesellschaft verstoßen und geschmäht wurde allein aufgrund des Umstands, dass sie meine Schwester war. Dieser Skandal, Del, ist schuld daran, dass sie dem Siechtum verfiel und schließlich starb, und weshalb die kleine Thom zunächst bei ihrem Onkel Beauclerc aufwachsen musste.«

»Daran bist du aber keineswegs schuld, also hör auf, dich selbst zu quälen. Im Übrigen gibt es eine Lösung für dein Problem: Sag diesem Mann einfach nicht, wer du bist, äh … warst.«

Plum starrte ihre Freundin bestürzt an. »Ich soll ihn belügen?«

»Nein, natürlich nicht, das wäre falsch, ja sogar eine Sünde. Ich schlage dir lediglich vor, mit gewissen Dingen so lange hinter dem Berg zu halten, bis ihr verheiratet seid. Und wenn dann ein wenig Zeit ins Land gegangen ist und er sich in dich verliebt hat, rückst du mit der Wahrheit heraus. Bis dahin ist es dann zu spät für ihn, um noch irgendetwas dagegen zu unternehmen.«

»Ich finde das ziemlich skrupellos«, erwiderte Plum, während sie über den Stoff ihres Kleides strich. »Und nach den Erfahrungen, die ich mit Charles gemacht habe, steht Ehrlichkeit für mich ganz oben auf meiner Liste der Eigenschaften, die ich von einem Ehemann erwarte. Ich heirate nicht noch einmal einen Mann, der Geheimnisse vor mir hat.«

»Mmm, damit dürfte jeder noch unter den Lebenden weilende Mann auf den gesamten britischen Inseln wegfallen.« Nach einer kurzen Pause fragte Cordelia: »Du hast eine Liste mit Eigenschaften, die du dir von einem Ehemann wünschst?«

»Ja, natürlich. Listen sind ein hervorragendes Mittel, um Ordnung ins eigene Leben zu bringen. Ich führe sie für alle möglichen Dinge. Eine Liste mit den Eigenschaften eines Ehemannes ist nur eine von vielen, die ich –«

»Erzähl. Was steht drauf?«

»Auf der bezüglich Ehemännern?« Cordelia nickte. Nach kurzem Überlegen zählte Plum die einzelnen Punkte an den Fingern auf. »Ehrlichkeit hat, wie ich schon sagte, oberste Priorität. Außerdem sollte er einen guten Charakter besitzen.«

»Ohne Frage.«

»Und ein humorvolles Wesen ist auf alle Fälle vorteilhaft.«

»Ganz meiner Meinung.«

»Und natürlich muss er Kinder wollen.«

»Natürlich«, wiederholte Cordelia in sachlichem Ton. Plum schielte kurz zu ihrer Freundin, um zu sehen, ob sie sich vielleicht über sie lustig machte. Cordelias Miene war jedoch durch und durch ernst, wenngleich sich ein gewisses, und zwar sehr verdächtig amüsiertes Funkeln in ihren dunkelgrauen Augen nicht abstreiten ließ.

»Darüber hinaus sollte er finanzielle Sicherheit bieten können, wobei ich keine Ansprüche an die Höhe der vorhandenen Mittel stelle, solange er in der Lage ist, gut für mich zu sorgen; und natürlich für Thom, solange sie bei uns lebt.«

»Mmm. Etwas mehr zu bieten zu haben, kann nicht schaden, wenn es um Vermögen geht.«

»Und zu guter Letzt muss der Mann, den ich heirate, sehr biegsam sein. Es wäre schön, wenn er überdurchschnittlich gelenkig wäre, aber ich bin auch mit einem normal beweglichen Mann zufrieden, solange er sportlich und biegsam ist.«

Cordelia blinzelte. »Biegsam? Warum zum Kuckuck sollte er bieg… ach so! Du meinst, um … im … wenn er und du …«

»Sehr richtig. Ich mag keine große Erfahrung darin haben, Ehefrau zu sein, aber sogar mir ist bekannt, dass es gewisser körperlicher Betätigungen bedarf, um schwanger zu werden. Und du wirst mir doch sicher zustimmen, dass sich dies erheblich leichter mit einem etwas beweglicheren Mann bewerkstelligen lässt als mit einem, der nicht einmal so etwas Einfaches wie den Elefantenbullen am Hadrianswall zustande bringt.«

Cordelia öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, besann sich dann aber offensichtlich eines Besseren und schüttelte stattdessen den Kopf.

»Mein Zukünftiger muss also zwar über eine ganze Reihe von Eigenschaften verfügen, aber trotzdem stehen Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit für mich an erster Stelle. Mit weniger könnte ich mich nach Charles nicht mehr zufrieden geben, und was ich von einem Ehemann erwarte, gilt natürlich auch für mich. Daher kann ich ihm meine Vergangenheit nicht vorenthalten.«

»Das verstehe ich zwar, Plum, aber ich weiß nicht, ob du dir das leisten kannst.«

So behutsam Cordelia sich auch auszudrücken versuchte, so sehr trafen ihre Worte Plum doch. Ihr wurde das Herz schwer, als sie erneut die Last schulterte, die sie für wenige Stunden der Freude über den kleinen Colin abgelegt hatte. »Nein, kann ich nicht. Offen gestanden ist meine Lage sogar schlimmer, als dir bekannt ist. Das Geld vom Verkauf meines letzten Schmucks ist schon seit Anfang des Jahres aufgebraucht. Ende des Monats läuft der Mietvertrag für unser Häuschen aus, und Sir Jasper hat schon jetzt angekündigt, dass er nicht mehr so großzügig auf meine Zahlungen warten kann wie bisher. Und Mrs Feeny hat Mr Feeny angewiesen, mich nicht mehr anschreiben zu lassen, bis ich meine Schulden beglichen habe, womit er nicht der einzige Ladenbesitzer in der Stadt ist.«

»Ich kann Mark gerne darum bitten, dir unter die Arme zu greifen, bis der nächste Scheck von deinem Herausgeber –«

Plum schüttelte den Kopf, noch ehe ihre Freundin den Satz zu Ende gesprochen hatte. »Es kommen keine weiteren Schecks. Nachdem der letzte einen so geringen Betrag aufgewiesen hatte, habe ich Mr Belltoad geschrieben. Daraufhin teilte er mir mit, dass mein Buch in der höheren Gesellschaft zwar äußerst gefragt sei, bei Leuten der unteren Schichten jedoch nicht so gut ankäme, da sie es eher als etwas Anstößiges betrachten und nicht als einen sachlichen Ratgeber für Ehepaare.«

»Es wird sich aber doch bestimmt noch etwas anderes für dich finden lassen! Vielleicht kannst du eine Anstellung annehmen …«

Plum blinzelte, um Tränen des Selbstmitleids zurückzuhalten. Eine der Tatsachen, die sie schon sehr früh gelernt hatte, war, dass sich nichts änderte, wenn man weinte. »Ich bin die Tochter eines Gentlemans, Del. Meine Erziehung diente nur einem Zweck: zu lernen, wie man einen Haushalt führt und Kinder gebiert.«

»Du könntest es doch als Gouvernante oder Lehrerin versuchen.«

»Bei meinem Ruf?«

Cordelia senkte den Blick. »Ach ja, das habe ich ganz vergessen.«

»Ich kann dir versichern, dass du damit die Einzige bist.« Plum seufzte. Obwohl es wie bei Tränen nichts half, wenn man seufzte, fühlte man sich hinterher wenigstens besser. Und es hatte den Vorteil, nicht die unliebsamen Nebenwirkungen wie rote Augen und eine triefende Nase in Kauf nehmen zu müssen.

»Und wie wäre es mit einem neuen Buch?« Cordelia blickte mit hell leuchtenden Augen auf. »Du könntest doch einen zweiten Ratgeber schreiben!«

»Nein, könnte ich nicht, selbst wenn ich noch genügend Stoff für ein weiteres Buch hätte, was keineswegs der Fall ist, da die Geschichte mit Charles nicht mehr als sechs Wochen andauerte. Ich habe meinen Verleger schon darauf angesprochen, und er sagte, dass der Gewinn den ganzen Ärger mit der Regierung nicht wert sei. Damit scheint Vyvyan La Blues literarische Karriere leider schon beendet zu sein.«

»Oh, das tut mir leid.«

Plum sackte in sich zusammen, als ihr Blick über den kleinen, aber gepflegten Rasen des Pfarrhauses ging. Aus den Rosen- und Hyazinthenbüschen drang das fröhliche Summen der Bienen, und die Luft war erfüllt von den Geräuschen und Düften, die Plum so lieb gewonnen hatte. Wenn sie doch wenigstens so lange in ihrem behaglichen kleinen Cottage bleiben könnte, bis sie sich einen Mann gesucht hatte, den Mann, der für ein gemeinsames Leben mit ihr geschaffen war. »Ich fürchte, dass die fünf Schilling, die ich in einem alten Handschuh versteckt habe, sowie die magere Summe, die Thom alle drei Monate erhält, das Einzige sind, was jetzt noch zwischen mir und dem Armenhaus steht. Ich musste mir schon Geld von Thom leihen, aber auch das reicht nicht aus, um uns über die Runden zu bringen.«

»Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so schlimm steht«, sagte Cordelia mit einem Blick voller Mitgefühl. Nicht in der Lage, diesen Blick lange zu ertragen, wandte Plum sich ab. »Tja, dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als zu heiraten. Also heirate, und zwar sofort.«

»Das ist leichter gesagt, als getan.«

»Ach, Unsinn, du hattest schon so manchen Verehrer.«

»Der sein Werben in dem Augenblick einstellte, als er von meiner Vergangenheit erfuhr.«

Cordelia lächelte. »Dann ist die Lösung für dein Problem doch offensichtlich: Wenn du unbedingt die Wahrheit über deine Vergangenheit erzählen musst, nur zu – aber warte damit, bis du verheiratet bist.«

Plum nagte erneut an ihrer Lippe. »Es erscheint mir aber nicht richtig –«

»Dass ein Kerl dich zur Frau genommen hat, der schändlicherweise bereits verheiratet war, das war nicht richtig, Plum. Du hast nichts Schlimmes getan. Warum solltest du dich weiterhin für etwas bestrafen, woran du keine Schuld trägst? Pack die Gelegenheit beim Schopfe, die sich dir bietet, und zerbrich dir erst später den Kopf über Dinge, die warten können. Im Übrigen ist Charles tot, möge Gott seiner Seele gnädig sein, auch wenn er es verdient hat, in seinem feuchten Grab in diesem Meer vor Italien zu verrotten. Er kann dir nichts mehr anhaben, und solange du den Mund über deine Vergangenheit hältst, wird auch kein anderer darüber sprechen.«

»Ich glaube, es war im Mittelmeer, irgendwo vor Griechenland.« Die Versuchung, sich genau so zu verhalten, wie Cordelia es vorgeschlagen hatte, war groß. Das musste Plum zugeben. Schon mehrfach war für sie eine erneute Heirat zum Greifen nah gewesen, doch wenn sie ihrem Zukünftigen dann ihre Vergangenheit offenbart hatte, hatte er kalte Füße bekommen, aus Angst um seinen Ruf. Wenn sie vielleicht einen Mann fände, der die Güte besaß, sich in sie zu verlieben, würde er sich möglicherweise nicht allzu viel aus ihrer Vergangenheit machen. Vielleicht würde er verstehen, dass sie ein dummes junges Ding gewesen war und viel zu unerfahren, um Charles als das zu entlarven, was er war: ein rücksichtsloser Lebemann. Vielleicht gelang es ihr ja, einen Mann zu finden, der einfach nur eine Ehefrau wollte, eine Mutter für seine Kinder, eine Gefährtin, jemanden, mit dem er Freud und Leid teilen konnte. Als Plum darüber nachdachte, was das Leben für sie bereithielt – Armut, Einsamkeit und die Verantwortung, Thom den Weg in eine glückliche Zukunft zu sichern –, beschloss sie, ausnahmsweise den weniger ehrenwerten Weg zu gehen. Als die Entscheidung gefallen war, fiel ihr ein Stein vom Herzen, als hätte sich die Last, die auf ihren Schultern lag, in Luft aufgelöst. »Na schön, so, wie die Dinge liegen, werde ich mich bewerben. Und wenn sich herausstellt, dass er mich heiraten möchte … nun, ich erzähle es ihm so bald wie möglich. Darf ich dich als Referenz angeben?«

»Aber natürlich.« Als Cordelia wieder lächelte, spürte Plum, wie auch ihre Mundwinkel sich zu heben begannen. »Ich werde dir eine Empfehlung ausstellen, die so brillant ist, dass er verrückt sein müsste, dir einen Korb zu geben.«

Plum erhob sich mit einem leisen Lachen, strich ihr Kleid glatt und nahm ihre Haube und ihr Retikül. »Mit einem Verrückten könnte ich leben, solange er nett und liebenswürdig und obendrein bereit ist, mir ein Kind zu schenken. Ach, verflixt, ich habe den neuen Schmied ja ganz vergessen!«

Seite an Seite begaben Cordelia und ihre Freundin sich in Richtung des großen roten Backsteinhauses, in dem sich das Pfarramt befand. »Neuen Schmied? Ach, Mr Snaffle. Findest du nicht auch, dass er wahnsinnig männlich aussieht, mit seinen muskulösen Armen, seinem wild gelockten Haar und seinen unglaublich engen Hosen?«

»Cordelia!«, rief Plum und bemühte sich um einen entrüsteten Gesichtsausdruck, der sich, wie sie fürchtete, durch das Lachen in ihren Augen verriet. »Verschone meine unschuldigen Ohren mit deinen anzüglichen Bemerkungen.«

Cordelia lachte laut auf und blieb am Tor stehen. »Eine weniger unschuldige Frau als du ist mir nie begegnet.«

Als sich das Tor mit einem Klicken schloss, hielt Plum kurz inne und genoss die Wärme des Sonnenscheins auf ihrem Rücken und die vom Duft des Geißblatts erfüllte Luft. Ein leichtes Stirnrunzeln ließ ihre Augenbrauen zusammenrücken. »Was ist mit meiner Vergangenheit … bist du sicher, dass ich nichts davon erzählen –«

»Absolut sicher.«

»Aber was, wenn ich jemandem begegne, der mich kennt? Jemandem, der ihm verrät, wer ich bin, ehe ich die Gelegenheit habe, es ihm zu sagen?«

»Als Frau eines einfachen Landedelmannes – um den es sich hier zweifellos handelt, so wie er sich in der Anzeige ausdrückt – dürftest du kaum in Kontakt mit einem Mitglied der höheren Gesellschaft Londons kommen. Da niemand wissen wird, wer du bist, wirst du es deinem Mann beichten können, sobald du dazu bereit bist und den richtigen Moment für gekommen hältst. Sagen wir, in sechs oder sieben Jahren.«

Plum ließ den Blick über die staubige Straße hinweg zum Grün des Dorfkerns schweifen. Ram’s Bottom war eine Zuflucht für sie gewesen, aber auch ein Gefängnis. Hier hatte sie sich und Thom vor neugierigen Blicken und Klatsch und Tratsch versteckt gehalten. Doch die Jahre verstrichen, und Thom hatte etwas Besseres verdient als ein Leben in Armut, wie sie es bei Plum führen musste. »Nun dann. Ich komme nachher noch einmal vorbei, um die Empfehlung abzuholen.«

»Sie wird für dich bereitliegen«, erwiderte Cordelia und winkte, bevor Plum sich umdrehte und mit energischen Schritten in Richtung des Dorfkerns ging, in Gedanken nur noch bei dem Brief, den sie Mr T. Harris zu schreiben gedachte. Unterwegs nahm sie mehrere Grüppchen von Frauen zur Kenntnis, die sich auf dem Grün zusammengefunden hatten und in intensive Gespräche vertieft waren, was ihr jedoch nicht ungewöhnlich erschien. Die Damen von Ram’s Bottom liebten es zu schwatzen und gingen vollkommen darin auf, den Charakter, das Vorleben und die Nachkommenschaft ihrer Mitmenschen in stundenlangen Analysen zu sezieren.

»Bestimmt nehmen sie gerade den Ruf einer bemitleidenswerten Dame auseinander«, sagte sie zu sich selbst, während sie das Grün umrundete und auf die Schmiede zusteuerte.

Ein paar Minuten später bedauerte Plum ihre zuvorkommende Art.

»Sie machn mich heiß«, verriet Mr Snaffle und beugte sich zu Plum, womit er sie in eine Duftwolke aus Schweiß, Zwiebeln und Pferdeleibern hüllte, ein Geruch, den sie alles andere als verführerisch fand. Mochte er auch noch so starke Arme und prachtvolle Locken haben, Mr Snaffle war ganz sicher nicht der Typ Mann, der für sie in Betracht kam. »Unglaublich heiß. Fühln Sie mal, wie heiß Sie mich machn.«

Ehe sie sich’s versah, lag seine gewaltige Pranke auf ihrer Hand und zog sie über die starke Wölbung seiner engen Hosen.

»Mr Snaffle!«, keuchte sie und riss die Hand zurück, während sie versuchte, unter dem muskulösen Arm hinwegzutauchen, der sie an die groben Bretter des Schuppens der Schmiede zwang. »Sie vergessen sich! Ich habe nicht das geringste Interesse an Ihnen oder Ihrem Schritt, also lassen Sie mich bitte vorbei.«

Der Gestank wurde noch penetranter, als der Schmied ihr ins Gesicht lachte. Plum drehte den Kopf zur Seite und wünschte, sie hätte Thom zum Flicken des Topfes losgeschickt – ein guter Vorwand, um den Schmied kennenzulernen und festzustellen, ob er als Ehemann infrage kam –, bedauerte diesen feigen Gedanken jedoch umgehend.

»Sie wolln, dass ich Ihnen die Schüchterne abkaufe, Missus, aber ich weiß, Sie wolln mich so wie ich Sie will. Küssen Sie mich.«

Plum umklammerte den Topfgriff und knirschte mit den Zähnen. Von einer Sekunde auf die andere hatte sich ihr Leben von mäßig schrecklich in den reinsten Albtraum verwandelt. »Mr Snaffle, wenn Sie mich nicht auf der Stelle vorbeilassen, sehe ich mich gezwungen, zu schärferen Maßnahmen zu greifen.«

Er beugte sich noch dichter und drückte sie mit seiner breiten, schweißbedeckten Brust flach an die Wand. Sie bewegte den Topf ein Stück zur Seite und war froh, dass der Schmied sich nur mit dem Oberkörper an sie presste.

»Schrein Sie nur, Missus. Hier weiß jeder, dass Sie ne Hure sind, die sich für was Bessres hält und nen Kerl geheiratet hat, der schon ne Frau hatte. Miss Stone sagt, dass nicht mal Ihre eigene Familie noch was mit Ihnen zu tun haben will. Also, küssen Sie mich«, forderte er sie noch einmal auf, während sich der Geifer in den Winkeln seiner fleischigen Lippen sammelte.

»Ich bin keine Hure«, widersprach Plum leise und holte noch ein Stückchen mehr mit dem Topf aus. »Ich habe keine Ahnung, woher Miss Stone – wer auch immer das sein mag – das mit meiner Ehe weiß, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich schuldlos bin an dem, was sie mir vorwirft. Also lassen Sie mich jetzt bitte los, sonst muss ich Ihnen Gewalt antun.«

Er rieb seine Brust an ihrer, während er sie an den Armen packte und dafür sorgte, dass sie blieb, wo sie war. »Ist kein Geheimnis, dass Sie ganz versessn darauf sind, die Beine für jeden Kerl breit zu machen, der Ihnen ne Kostprobe seiner Männlichkeit gebn will.« Er ließ eine Hand in ihr Haar gleiten und riss ihr den Kopf nach hinten. »Sie solln mich küssen, und ich sag’s nicht gern zweimal!«

»Mr Snaffle?« Plum holte mit dem Topf aus, so weit sie konnte.

»Aye?« Seine widerlichen Lippen kamen näher.

»Merken Sie sich das!« Dann schwang sie den Topf mit voller Wucht vor und traf den Schmied genau zwischen den Beinen. Mit einem lauten Aufschrei taumelte er zurück, hielt sich seine edelsten Teile und stieß schlimmste Flüche aus, als er schließlich zu Boden ging und sich wie ein Igel zusammenrollte. Plum tat einen kräftigen Atemzug relativ sauberer Luft, trat an den sich windenden Mann heran und blieb über ihm stehen.

»In Zukunft werde ich meine Pfannen und Töpfe von einem anderen Schmied flicken lassen«, verkündete sie und versetzte ihm einen unsanften Tritt, weil ihr einfach danach war. »Sie haben Glück, dass ich eine Dame bin und kein boshafter Mensch!«

Danach verließ sie hoch erhobenen Hauptes die Schmiede und machte sich eilig und mit einem spröden Lächeln auf den Lippen auf den Heimweg, wobei sie das Gefühl hatte, die durchdringenden Blicke des ganzen Dorfes begleiteten sie. Sie klammerte sich zwar an die Hoffnung, dass die Lage nicht so ernst war, wie sie laut Mr Snaffle zu sein schien, wusste jedoch, dass alles noch viel, viel schlimmer war. Sie würde aus Ram’s Bottom wegziehen müssen; doch wie bitte schön sollte sie das anstellen, wo sie nur noch fünf Schilling und keine Freunde mehr hatte, abgesehen von Cordelia?

»Heilige Genoveva«, schluchzte Plum schon fast, als sie in das winzige Cottage stolperte, das sie und Thom sich teilten. »Ich werde Mr T. Harris heiraten müssen, ganz gleich was für ein Mensch er ist. Und wenn ich Glück habe, bekommt niemand in Raving schon vor unserer Hochzeit heraus, wer ich bin.«

»Wem musst du heiraten?«, fragte eine dumpfe Stimme.

Erschrocken suchte Plum an der Wand Halt und bemühte sich, zu Atem zu kommen sowie die Tränen der Verzweiflung zu unterdrücken. »Ach, Thom, ich habe dich gar nicht gesehen. Warum hockst du da unten neben dem Kohlenkasten?«

Einen Moment lang musterte Thom ihre Tante aus goldbraunen Augen, ehe sie unter den grob behauenen Tisch tauchte, um sich kurz darauf mit einem winzigen Kätzchen in der Hand wieder zu erheben. »Maple hat ihre Jungen bekommen. Nur drei, von denen eines auch noch tot zur Welt gekommen ist. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es den übrigen beiden gut geht. Und wem musst du heiraten?«

»Wen«, korrigierte Plum abwesend und mit einem Herzen, das nach der Szene in der Schmiede noch immer heftig pochte. »Ich werde einen Mr T. Harris heiraten – zumindest hoffe ich es. Also, wenn er mich haben will.«

»Aha«, erwiderte Thom und bückte sich, um das Kätzchen in das Nest zurückzulegen, das sie für Maple und ihre Jungen bereitet hatte.

»Aha? Ist das alles? Willst du mich denn gar nicht fragen, wer dieser Mr T. Harris ist oder warum ich ihn heiraten werde?«

Thom erhob sich und wischte sich die rußigen Hände an ihrem lavendelblauen Kleid ab, wie Plum mit einem stillen Seufzen feststellte. Es war nicht die gleichgültige Behandlung des Kleides, die Plum Kopfzerbrechen bereitete, sondern die burschikose Art ihrer Nichte. Thom war zwanzig Jahre alt und eine junge, intelligente und ausgeglichene Frau, die aus einer guten, wenn auch verarmten Familie stammte. Sie war zwar keine strahlende Schönheit im klassischen Sinne, doch sehr hübsch, mit ihrem kurzen, kastanienbraunen Locken, den großen dunkelgrauen Augen und einem äußerst bezaubernden Lächeln. Wenn sie lächelte, was – wie Plum zugeben musste – nicht oft geschah, da Thom ein eher ernster Mensch war, der alles wörtlich nahm und seine Zeit lieber in Gesellschaft der verschiedenen Tieren verbrachte, die sie ihr eigen nannte, als mit ihren zweibeinigen Artgenossen, wie es bei den meisten Damen ihres Alters der Fall war.

»Obwohl ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie du jemals einen Ehemann abbekommen sollst, ohne Mitgift und mit einer so berüchtigten Tante.« Plum seufzte noch einmal, diesmal laut.

Thom legte den Kopf schief und sah zu, wie Plum ihre Haube abnahm und sich in den wackeligen Stuhl beim Feuer sinken ließ. »Ich dachte, du hättest vor zu heiraten? Wie ich dir schon sagte, habe ich keinerlei Ambitionen in dieser Richtung. Männer sind so …« – sie rümpfte die Nase, als wäre ihr ein übler Geruch hineingestiegen – »… dumm, albern, geistlos. Bisher ist mir noch kein Mann mit ein wenig Verstand begegnet. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht einmal, dass es so einen Mann überhaupt gibt. Ich komme schon sehr gut alleine zurecht, vielen Dank.«

»Ach, Thom«, sagte Plum am Rande der Tränen, während sie sich zugleich ein Schmunzeln über die Vehemenz der Ablehnung nicht verkneifen konnte, mit der ihre Nichte Männern generell begegnete. »Was würde ich nur ohne dich anstellen?«

»Tja, ich nehme an, genau das, was du im Augenblick tust«, erwiderte Thom. »Anscheinend hast du es dir angewöhnt, Selbstgespräche zu führen, Tante Plum. Wenn ich also nicht hier wäre, würdest du wahrscheinlich trotzdem genau dort sitzen, wo du jetzt sitzt, und laut vor dich hin erzählen, dass du Mr Harris heiraten wirst. Wer ist denn dieser Herr?«

Plum pries den Tag, als Thom zu ihr gekommen war. Wenn es jemanden gab, der sie dazu bringen konnte, über sich selbst zu lachen, dann war es ihre Nichte. »Mr T. Harris ist ein Mann, der eine Frau sucht, und da ich eine Frau auf der Suche nach einem Mann bin, passen wir hoffentlich gut zusammen. Du hättest doch nichts dagegen, wenn ich heirate, Thom, oder? Du weißt, dass ich nie einen Mann heiraten würde, der nicht auch für dich sorgen kann.«

Thom zuckte mit den Achseln und goss den Rest der im Haus noch vorhandenen Milch in eine kleine, brüchige Schüssel und stellte sie neben der frisch gebackenen Katzenmutter ab. »Wenn es dich glücklich macht, habe ich überhaupt nichts dagegen, solange es diesem Mr Harris egal ist, wenn ich meine Tiere mitbringe. Ich könnte sie niemals zurücklassen.«

»Nein, natürlich nicht«, versicherte Plum und versuchte sich vorzustellen, wie sie ihrem Vielleicht-Ehemann beibringen sollte, dass er nicht nur eine Frau und eine Nichte bekam, sondern auch drei Katzen, sechs Hunde, zwei Ziegen, vier zahme Mäuse und einen Fasan, der sich für einen Gockel hielt. Sie brauchte nur daran zu denken, und schon wurde ihr ganz schwindelig. Mit einem Kopfschütteln befreite sie ihren Verstand von der niederschmetternden Aussicht, dem Untergang geweiht zu sein, und stand auf, um nach einem einigermaßen ordentlichen und sauberen Blatt Papier zu suchen, ehe sie wieder am Tisch Platz nahm und sich daran machte, einen Brief zu schreiben, der so überwältigend sein würde, dass er Mr Harris’ Aufmerksamkeit gewiss erlangte. »Ich bete zu Gott, dass er ein liebenswerter Mensch ist und dass er keine Geheimnisse hat, die mich eines Tages heimsuchen. Noch so eine Ehe mit einem Mann, der etwas vor mir verbirgt, könnte ich nicht ertragen.«

3

»Wie viele Kandidatinnen kommen denn noch, Temple?«, fragte Harry und schob seine Brille hoch, als er sich erschöpft im Hinterzimmer der örtlichen Schenke zurücklehnte, das ihm der Wirt für die Bewerbungsgespräche zur Verfügung gestellt hatte.

Temple schaute auf seine Liste. »Mal sehen, Kandidatin Nummer vierzehn soll so krank sein, dass sie nicht einmal anreisen kann …«

»Streichen Sie sie von der Liste. Wenn sie nicht robust genug ist, wird sie dem kräftezehrenden Umgang mit den Kindern nicht gewachsen sein. Meine Teufelsbande braucht eine starke Frau, die in vollem Besitz ihrer geistigen wie auch körperlichen Kräfte ist.«

»… und Nummer dreiundzwanzig hat noch vor der Tür ihre Meinung geändert …«

»Eine Schüchterne also. So etwas kann ich überhaupt nicht gebrauchen. Meine Frau muss ein zielstrebiger Mensch sein. Und über große Entschlossenheit verfügen. Ein furchtloses Auftreten kann auch nicht schaden.«

»… während die Nummern dreißig und einunddreißig gemeinsam die Flucht ergriffen zu haben scheinen …«

Harry hob beide Augenbrauen, verzichtete aber auf jeglichen Kommentar.

»… und die letzte Bewerberin, Nummer dreiunddreißig, hat es sich wohl auch anders überlegt.« Temple sah ihn an. »Das waren alle, Sir.«

Harry stand auf, um sich zu strecken und den Nacken zu reiben, ehe er zu seinem Hut griff. »Womit wir sechs lange Stunden verschwendet hätten. Ich hoffe, dass ich in meinem ganzen Leben nie wieder so viele Frauen hintereinander treffen muss.«

Mit Temple an seiner Seite verließ Harry die Schenke und blieb nur noch einmal kurz stehen, um dem Wirt ein paar Münzen in die Hand zu drücken, ehe er auf den kleinen Stall zusteuerte. »War denn gar keine dabei, die Ihnen zugesagt hat, Mylord?«

»Schsch!«, mahnte Harry seinen Sekretär, aufzupassen, was er sagte, während er darauf wartete, dass man ihm Thor brachte. »Kein Mylord, Temple. Je weniger Leute meine wahre Identität kennen, umso besser. Zumindest bis ich eine Frau gefunden habe.«

»Ich bitte um Verzeihung, Sir. War denn gar keine Frau dabei –«

»Nein«, entgegnete Harry und klopfte sich rhythmisch mit der Gerte ans Bein, während er den Blick über den menschenleeren Hof schweifen ließ. »Nicht eine einzige, die infrage käme. Die meisten von ihnen waren zu jung, andere wiederum zwar im richtigen Alter, aber ohne die Intelligenz, die ich mir von einer Ehefrau wünsche. Sie muss ja nicht gleich eine Intelligenzbestie sein, aber ich brauche wenigstens eine Frau, mit der ich mich unterhalten kann, eine, die sich für Bücher und das Tagesgeschehen und dergleichen interessiert.« Harry bemerkte eine auffallend hübsche Frau, die ins Wirtshaus eilte, das dunkelrote Kleid eine Handbreit hoch mit Moos und Erde bedeckt, als hätte sie einen ordentlichen Marsch durchs Unterholz hinter sich gebracht. »Die am Ende noch verbliebenen beiden Kandidatinnen waren, um es freundlich auszudrücken, recht unscheinbar.«

»Sie sagten aber doch, Ihre Frau müsste nicht unbedingt eine Augenweide sein, Sir.« Obwohl Temple sich sehr vorsichtig ausdrückte und mit aller gebotenen Unterwürfigkeit sprach, war die in seinen Worten enthaltene Kritik nicht zu überhören.

»Eine Augenweide nicht, aber ich würde sie schon gerne ansehen können, ohne dabei automatisch an Bulldoggen denken zu müssen. Eine der Frauen heute hatte eine große haarige Warze mitten auf der Stirn. Ich konnte gar nicht mehr aufhören, auf dieses Ding zu starren. Egal, wohin ich auch sah, mein Blick landete immer wieder auf ihrer Stirn. Ich kann mir doch unmöglich eine Frau nehmen, deren Anblick mich auf so unselige Weise gefangen hält. Die Frau, die gerade in die Schenke geeilt ist – nach so etwas suche ich. Keine unvergleichliche Schönheit, aber nett anzusehen, mit einem fein geschnittenen Gesicht und vielen« – Harrys Hände malten eine Figur in die Luft, die jedem Mann über vierzehn ein Begriff war – »Kurven. Warum konnte nicht wenigstens eine von meinen Bewerberinnen so aussehen wie sie? Wäre das zu viel verlangt gewesen?«

Thor schnaubte wie ein Dampfross, als er mit angelegten Ohren aus dem Stall drängte und dabei einen jungen Stallburschen hinter sich her schleifte. Harry ergriff die Zügel mit der Ruhe und Leichtigkeit langjähriger Erfahrung, tätschelte das Pferd zur Begrüßung freundschaftlich an der Schulter und warf dem Jungen eine Münze zu, ehe er in den Sattel des feurigen Braunen stieg. »Beeilen Sie sich, Temple, ich würde gerne zurück sein, bevor sie das Haus in Schutt und Asche legen.«

»Ich komme schon, Sir«, antwortete Temple und betrachtete misstrauisch die neue Stute, die Harry ihm als Ersatz für sein voriges Reitpferd gekauft hatte. Das Tier fletschte förmlich die Zähne und fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Gerade als er sich ein Herz fassen und in den Sattel steigen wollte, erreichte sie der Ruf aus dem Munde einer Frau.

»Mr Harris? Sir?«