Kein Vampir für eine Nacht - Katie MacAlister - E-Book

Kein Vampir für eine Nacht E-Book

Katie MacAlister

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Beschreibung

Allegra Tellford arbeitet als Geisterbeschwörerin für eine amerikanische Organisation. Leider will es in letzter Zeit mit den Beschwörungen nicht so recht klappen. Aus Angst, ihren Job zu verlieren, fährt Allegra nach London, um dort in den alten, von Gespenstern heimgesuchten Häusern ihr Glück zu versuchen. Im Traum erscheint ihr ein äußerst gut aussehender Mann, der sie um ihre Hilfe bittet. Doch als sie versucht, seinen Geist zu beschwören, erlebt sie eine erstaunliche Überraschung ...

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Katie MacAlister

Roman

Ins Deutsche übertragen von Antje Görnig

Ich bin vielen Menschen für ihre Unterstützung in der Zeit, als ich dieses Buch schrieb, zu großem Dank verpflichtet (Kate, Michelle und Vance – ihr seid die Besten!), aber gewidmet ist dieses Buch meiner Freundin Lori Grube, die immer lacht, wenn ich ihr von meinen Romanideen erzähle, mich niemals unterbricht, wenn ich in einem fort über Bücher quassele, und stets ganz hingerissen von den Helden ist. Das Schreiben wäre ohne dich nicht annähernd so vergnüglich, Lori!

1

Die Nachricht, die an der Hotelrezeption für mich bereitlag, war kurz und bündig: „Wenn Sie keinen hieb- und stichfesten Beweis für die Existenz von Geistern aus England mitbringen, brauchen Sie erst gar nicht ins Büro zurückzukommen. Spinner und Stümper können wir hier nicht gebrauchen!“

Unterschrieben war sie von meinem Chef, dem Vorsitzenden der Weststaatensektion der Amerikanischen Gesellschaft zur Erforschung des Übersinnlichen, Anton Melrose II.

„Ist ja großartig!“, murmelte ich, zerknüllte das Papier und warf es in den dafür vorgesehenen Behälter am Ende des Rezeptionstresens. Ich wünschte, ich hätte auf der Stelle einen oder zwei Dämonen beschwören können, die meinen Chef einmal so richtig das Fürchten lehrten. „Dem würde ich furchtbar gern das Maul stopfen!“

Die Frau an der Rezeption reichte mir lächelnd meinen Zimmerschlüssel. „Tut mir leid, Miss Telford, für den Inhalt der Nachrichten sind wir nicht verantwortlich. Wir sind dazu verpflichtet, sie in jedem Fall weiterzuleiten.“

Geschützt durch meine Sonnenbrille, die ich so gut wie immer trug, erwiderte ich ihr Lächeln. „Ist schon in Ordnung, kein Grund zur Sorge – mein Leben geht nur gerade den Bach runter. Ist zufällig gerade ein Computer frei, wissen Sie das? Ich brauche nur ein Viertelstündchen.“

Tina, die Empfangsdame des Londoner St.-Aloysius-Hotels, warf einen Blick auf die Anmeldeliste für die beiden Computer in dem kleinen dunklen Raum, der Geschäftsleuten zur Verfügung stand, die nicht ohne Internetzugang leben konnten. „Einer ist frei, gehen Sie nur!“

Ich nahm meine Tasche, in der es leise klirrte, bedankte mich und hinkte den kurzen Korridor hinunter, der zum Computerraum führte. An einem der beiden Geräte saß ein junger Mann von ungefähr zwanzig Jahren mit zerzaustem Haar, der eine gepiercte Augenbraue hochzog, als die Glasflaschen in meiner Tasche deutlich hörbar gegeneinanderschlugen, obwohl ich sie ganz vorsichtig neben dem Stuhl vor dem zweiten Computer abstellte.

„Das ist Weihwasser“, erklärte ich ihm, worauf er die Augenbraue noch ein bisschen höher zog. „Für die Geister. Nicht zum Trinken. Das heißt, man kann es trinken, aber wie ich mir habe sagen lassen, schmeckt es wie oxidiertes Leitungswasser.“

Er sah mich verdutzt an.

„Reichlichschal“,fügteichanundwandtemichdemComputerzu.Ichwartete,bisderjungeMannwiederaufseinenMonitorschaute,bevorichmeineSonnenbrillehochschob,umbessersehenzukönnen.DannloggteichmichraschindenE-Mail-Accountein,denichfürmeineseltenenEinsätzeaußerhalbvonSacramentoeingerichtethatte–ganzezweiMalwarichbisherimDienstederGesellschaftaufReisengewesen–,undüberflogebensoraschdiesechsMails,dieicherhaltenhatte.„SpamübereinpflanzlichesMittel,dasmeinenPenisgarantiertgrößermacht,SpamübergünstigeKredite,eineE-MailvonMom,irgendwelcherSchweinkram,denichgarnichterstöffne,eineE-MailvonCorrineundnocheineSpam-MailmitderFrage,obichSinglebin.Esistschönzuwissen,dassmanvermisstwird!“

Der junge Mann kicherte, loggte sich aus und nahm seine Aktentasche, die der Name einer großen Software-Firma zierte. „Begegnen Ihnen denn viele Geister?“, fragte er, als er aufstand und den Stuhl an den Tisch schob.

Ich setzte mir schnell die Sonnenbrille wieder auf die Nase. „So viele, dass ich kaum mal einen Moment für mich habe. Sie sind sehr einfach gestrickt, wissen Sie, und verhalten sich im Grunde wie junge Hunde. Ein paar freundliche Worte, ein liebevoller Klaps, und schon laufen sie einem ständig hinterher.“

Der Mann starrte mich eine ganze Weile an und schien zu überlegen, ob ich das ernst gemeint hatte.

Ich hob beschwichtigend die Hände. „Das war ein Scherz. Ich habe noch nie einen Geist zu Gesicht bekommen!“

ErwirkteerleichtertundsetzteraschdastypischespöttischeGrinsenauf,dasallenJungspundenumdiezwanziggemeinist.Ichbeachteteihnnichtweiter,alserdenRaumverließ,schobmeineSonnenbrillehochundlasdieE-MailmeinerMutter,dieichspäterbeantwortenwollte.DannklickteichdievonCorinnean.

Allie, ich will dich nur schnell daran erinnern, dass morgen Abend um 19 Uhr Londoner Zeit die Signierstunde von Dante bei Hartwell’s in Covent Garden stattfindet. Wenn du nicht hingehst, tue ich dir etwas an, das so schrecklich ist, dass ich es hier nicht aufzuschreiben wage!

Ich hoffe, du amüsierst dich! Lass mich raten: An meinen Rat, die Sonnenbrille zu Hause zu lassen, hast du dich wohl nicht gehalten, oder?

Corinne

PS:Vergissnicht,DantedasSchlüsselbandzugeben,dasichfürihngemachthabe.Undsagihm,wielangeichdafürgebrauchthabe,seinenNamenindasBannmusterzusticken!Undvergissnicht,denBannzuaktivieren!Ichwerdemichwohlniedavonerholen,wasfüreineBlamageeswar,alsduRussellCrowedas Schlüsselband ohne Bann überreicht hast!

„Wirklich zu schade! Es ist mir schleierhaft, wie das passieren konnte, aber das Schlüsselband für C.J. Dante habe ich zu Hause liegen lassen“, sagte ich zu dem Computer, loggte mich aus und setzte für den Fall, dass mir jemand auf dem Korridor begegnete, die Sonnenbrille wieder auf. Dann blieb ich jedoch noch einen Moment sitzen, weil ich mich so erschöpft fühlte, und lauschte den Geräuschen im Hotel und draußen auf der stark befahrenen Straße. Antons Nachricht hatte meine Abgeschlagenheit nur noch verschlimmert. Ich hatte die Zeichen der Zeit längst erkannt – in den vergangenen sechs Monaten war „Beweise oder Kündigung“ sein Motto gewesen, und in puncto Beweise hatte ich erbärmlich wenig bis gar nichts zu bieten.

„Es sieht schlecht aus, Allie“, sagte ich zu mir. „Ohne Beweis kein Preis, und Jobangebote für Möchtegern-Beschwörerinnen sind leider Gottes ziemlich dünn gesät.“

Meine Stimme hallte durch den Raum, und ich brütete noch ein Weilchen über meinen düsteren Zukunftsaussichten. Es war mir viel zu anstrengend, mich aufzuraffen und meine Tasche die Treppe zu dem kleinen Eckzimmer hinaufzuschleppen, das man mir zugewiesen hatte, aber ein Blick auf die Uhr brachte Bewegung in meine müden Glieder, denn oben wartete mein Bett, und ich brauchte dringend noch ein paar Stunden Schlaf, bevor ich mich zu einem alten Gasthaus aufmachen musste, in dem es angeblich spukte, um dort auf Geisterjagd zu gehen.

Der Traum begann, noch bevor ich das Gefühl hatte, richtig in den Schlaf zu sinken. Es war dunkel, mitten in der Nacht, und die Luft war feucht und muffig. Ich ging durch ein leeres altes Haus, dessen Wände mit Flecken von Schimmel und anderen ekelhaften Dingen verunziert waren, die ich gar nicht genauer bestimmen wollte. Meine Schritte hallten durch das Haus, während ich suchend von Zimmer zu Zimmer ging. Irgendetwas zog mich an, aber was und wo es war, das wusste ich nicht. Aus den Augenwinkeln sah ich jedes Mal, wenn ich einen Raum betrat, kleine schwarze Schatten davonhuschen und vernahm leise geisterhafte Geräusche. Mäuse oder etwas Schlimmeres?, fragte ich mich und fuhr mit den Fingern über das verstaubte Geländer einer Treppe, die mich nach unten in eine pechschwarze Finsternis führte. Furchtlos, wie ich es im echten Leben keineswegs war, öffnete ich die Tür am Fuß der Treppe und erblickte einen Mann, der ausgestreckt auf einem Tisch lag.

Einen Mann? Obwohl ich träumte, korrigierte ich mich sofort. Er war kein Normalsterblicher; er war ein Gott, ein männliches Prachtexemplar, eigens für mich geschaffen. Sein langes schwarzes Haar hob sich wie ein dunkler Heiligenschein von dem hellen Holz des Tisches ab. Seine Augen waren offen und dunkel, jedoch nicht so dunkel wie sein Haar, eher mahagonifarben mit satten changierenden Braun- und Rottönen und einem Hauch von Gold am Rand der Pupillen. Sein scharf geschnittenes Gesicht mit dem kantigen Kinn war regungslos, als schliefe er, aber seine Augen beobachteten mich, als ich den Raum betrat. Bis auf ein Stück Stoff, das seine Scham bedeckte, war er nackt, und seine Haut war mit Hunderten kleiner Schnitte übersät. Das Blut tröpfelte langsam aus den Wunden auf den Boden.

Ich ging auf ihn zu, weil es mich drängte, seine Wunden zu berühren und zu heilen, aber als er plötzlich meinen Namen sagte, erstarrte ich und blieb wie angewurzelt stehen.

„Allegra“, sagte er und sah mich gequält an. „Hilf mir! Du bist meine einzige Hoffnung.“

Ich streckte die Hand aus, um ihm eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen und ihm zu versichern, dass ich tun würde, was auch immer nötig war, damit er nicht länger leiden musste. Ich würde dafür sorgen, dass er in Frieden ruhen konnte. Als meine Finger seine heiße Haut berührten, erwachte ich keuchend. Ich saß kerzengerade in meinem Hotelbett und zitterte am ganzen Körper, obwohl ich die Heizung aufgedreht hatte, bevor ich schlafen gegangen war.

„Was zum … Oh nein, träume ich jetzt auch schon tagsüber?“ Ich griff nach der Karaffe mit Wasser, die ich mir immer neben das Bett stellte. Wasser kann zwar nicht den schlechten Geschmack vertreiben, den Albträume in meinem Mund hinterlassen, aber wie ich herausgefunden habe, trägt es maßgeblich dazu bei, die Dauer meiner nächtlichen Torturen zu verkürzen.

Fetzen des Traums geisterten noch durch meinen Kopf, während ich unter der Dusche stand, mir die Zähne putzte und eine schwarze Hose und eine weiße Seidenbluse anzog. Ich betrachtete mich stirnrunzelnd im Spiegel und steckte mein braunes Haar nach hinten. Dann legte ich gerade so viel Make-up auf, wie nötig war, um mich in der Öffentlichkeit bewegen zu können, ohne kleine Kinder oder ältere Herrschaften zu erschrecken. Ich hatte dunkle Ringe unter den Augen, die fast wie Blutergüsse aussahen.

„Und das wird noch viel schlimmer, wenn ich jetzt auch noch anfange, tagsüber zu träumen“, sagte ich zu meinem Spiegelbild, das angesichts dieser Prognose nicht besonders glücklich zu sein schien. Wie sollte es auch! Der Schlaf war ein kostbares Gut, und wenn mir nun auch noch verwehrt wurde, tagsüber nachzuholen, was ich jede Nacht versäumte, dann sah ich innerhalb von wenigen Tagen aus wie ein richtiger Zombie.

Ich räumte das Zimmer auf und machte in meiner Tasche Ordnung: Das Diktiergerät brauchte neue Batterien, eine Weihwasserflasche hatte sich ihrer schützenden Baumwollhülle entledigt und schlug gegen die Wärmebildkamera, und das Messgerät für elektromagnetische Wellen war fast aus seinem Lederetui gerutscht und drohte die Vorderseite des Ionenanalysators zu verkratzen. Ich zog an den Gurten, mit denen die Bewegungsmelder an der Innenseite festgeschnallt waren, vergewisserte mich, dass das Infrarot-Nachtsichtgerät in Ordnung war, und tauschte den beschädigten Ultraschalldetektor gegen ein neueres Fabrikat aus, das ich am Nachmittag gekauft hatte.

„Zu schade, dass der ganze Zauber anscheinend nichts bringt“, sagte ich traurig zu der Tasche, doch die antwortete nicht. Ich setzte mich neben sie auf den Boden und schaute auf die Uhr. Mir blieb immer noch eine Stunde Zeit, bis ich losmusste.

„Carpe diem!“, murmelte ich und holte ein Stück Kreide aus der Tasche. „Kann ja nicht schaden, es noch mal zu versuchen. Wozu sitze ich hier in einem Hotelzimmer, in dem es angeblich spukt, wenn ich den Geist nicht zu sehen bekomme?“

Während ich alle Gedanken aus meinem Kopf verbannte und eine geöffnete Tür bemerkte, zeichnete ich mit der Kreide einen Kreis auf den Boden. Wenn ich den Geist beschworen hatte, blieb er so lange in dem Kreis gefangen, bis ich ihn entweder auf die nächste Existenzebene schickte oder im Hier und Jetzt verankerte.

Theoretischjedenfalls.Eswarmirnochniegelungen,einenechtenGeistzubeschwören,obwohlichineinerVillaanderKüstevonOregon,inderangeblichderGeisteinesreichenHolzhändlersherumspukte,immerhinschoneinmaleinenkaltenWindzuspürenbekommenhatte.AberwieAntonmirnatürlichgleichunterdieNasegeriebenhatte,machteeinLuftzugnochkeinenGeist,undichwarmehralsverzweifelt.MeinJobstandaufdemSpiel,undobwohlichwusste,dassesinEnglandvonGeisternwimmelte,hattensiesichbishervonmirferngehalten.

Etwas lustlos intonierte ich die Worte, die man üblicherweise zur Beschwörung von Geistern verwendete.

„Es wird sowieso nicht funktionieren“, sagte ich zu meinen Zehen, als ich mit der Formel fertig war. „Es hat ja noch nie funktioniert! Ich werde wohl nach Hause fahren müssen, ohne einen einzigen Geist beschworen zu haben, und das wird das Ende meiner kurzen und alles andere als großen Karriere als Beschwörerin sein. Blöde englische Geister! Einer Besucherin von außerhalb könnten sie doch wenigstens den Gefallen tun, mal kurz aufzutauchen!“

Ich nahm das Fläschchen Totmann-Asche zur Hand, das ich sicherheitshalber mitgenommen hatte. Denjenigen, die sich mit Beschwörungen nicht auskennen, sei an dieser Stelle erklärt, dass Totmann-Asche durch Verbrennen von Ästen und Zweigen hergestellt wird, die auf ein Grab gefallen sind. Es ist gar keine echte Totenasche, aber mir gefällt der bildliche Name sehr. Eine Hexe hatte mir einmal erzählt, dass sie sehr erfolgreich mit Totmann-Asche arbeitete, und so öffnete ich das Fläschchen und schüttete etwas von der grauen Asche in meine Hand, die ich dann über den Kreis hielt. Ich wiederholte die Beschwörungsformel und ließ die Asche in den Kreis rieseln, während ich erneut eine Tür bemerkte, die sich langsam öffnete, um alles Vorstellbare und Unvorstellbare einzulassen.

Die Luft innerhalb des Kreises begann ein wenig zu flimmern. Ich kniff die Augen zusammen und wedelte die Ascheflöckchen fort, die aus dem Kreis direkt auf meine Nase zuschwebten. War es nur die Asche oder bildete sich da tatsächlich eine Gestalt heraus?

Das Schimmern in der Luft war zwar sehr schwach, aber deutlich zu erkennen. Ich wedelte abermals mit der Hand vor meinem Gesicht herum und überlegte, ob ich vielleicht etwas mehr Totmann-Asche verstreuen sollte. Die Luft innerhalb des Kreises begann sich zusammenzuballen, als wolle sie eine Gestalt formen, wisse aber nicht so recht, welche.

Ichatmetetiefdurch,umdieBeschwörungsformelnocheinmalzuwiederholen,dochdannmussteichfurchtbarniesen,weileinpaarAscheflöckcheninmeineempfindlicheNasegelangtwaren.

Plötzlich stand eine kleine grau-weiße Katze mit gelben Augen vor mir, der ein Hinterbein fehlte. Sie starrte mich verärgert an. Mir fiel die Kinnlade herunter, als mir bewusst wurde, dass der verschwommene Körper der Katze durchsichtig war.

Und als ich begriff, was ich da vor mir hatte – einen echten Geist! –, bekam ich eine Gänsehaut und mir sträubten sich die Nackenhaare. „Ich habe es geschafft! Ich habe einen Geist beschworen! Oh, mein Gott, wenn ich das denen im Büro erzähle! Du, mein liebes, kleines Miezekätzchen, hast mich soeben vor dem Rausschmiss bewahrt!“

Ich sprang auf und strahlte die Katze an. „Mein erster Geist! Mein erster richtiger Geist steht live vor mir!“

DieKatzezuckteangesichtsmeinesAusbruchsnervösmitdenOhren, dann setzte sie sich, um sich das Hinterteil zu lecken.

„Gut, okay, lebendig bist du natürlich nicht, aber du bist ein Geist! Ein Katzengeist! Wer hätte gedacht, dass in diesem Zimmer eine Katze herumspukt? Das ist echt cool!“

Ich hielt meine Hand in den Kreis, um zu testen, ob ich um die Katze herum irgendwelche Schwingungen spürte, doch da begann ihre Gestalt sofort zu flimmern, wie man es von alten Fernsehern mit schlechtem Empfang kennt.

„Ach,stimmtja,ichkanndenKreiserstbrechen,wennichdichverankerthabe.“IchkrabbelteraschzumeinerTascheundkramtedarin,bisichmeinNotizbuchfand.„Dasisteinfachgroßartig!Ichkannnichtglauben,dassichesgeschaffthabe!EinGeist!AntonwirdgrünvorNeid!Okay,Pussi,bleibeinfachbravdasitzen,dannverankereichdich,damitdudenKreisverlassenkannst.Malsehen…äh…Verankern,verankern…Aha,hierstehtes!“

DasVerankerneinesbeschworenenGeistesisteineziemlicheinfacheAngelegenheit:BeschworeneWesensindperseandiePersongebunden,diesiegerufenhat.Siezuverankernbedeutetlediglich,dasssienichtaufeineandereExistenzebeneentschwindenkönnen,bevorderBeschwöreroderdieBeschwörerinsiefreilässt.

„Die Kräfte des Lebens leuchten hell in mir“, sagte ich zu der Katze. Sie fuhr unbeeindruckt mit der Körperpflege fort. „Die Macht des Todes bindet dich an mich. Bis der Tod über das Leben siegt, unterstehst du meinem Befehl. Kraft meiner Worte verankere ich dich im Hier und Jetzt!“

Die kurze, einfache Formel war nun wirklich nichts Besonderes, aber während ich die Worte sprach und mit dem Finger Schutzsymbole auf meine linke Hand und über mein rechtes Auge zeichnete, wurden die Umrisse der Katze immer schärfer, und als ich fertig war, sah sie aus wie eine leicht durchscheinende Figur aus einem Schwarz-Weiß-Film. Ich hielt meine Hand in den Kreis und stellte erfreut fest, dass das Bild der Katze nun kein bisschen mehr flimmerte. „Zumindest weiß ich jetzt, dass die Verankerung funktioniert“, sagte ich, während ich mit der Hand durch die Katze hindurchfuhr. Ich spürte ein leises Kribbeln in den Fingerspitzen, aber ansonsten fühlte sich der Geist an wie … nun, wie Luft eben. Wie leicht kribbelnde Luft.

„Bilder!“,riefichundwühlteinmeinerTasche.IchnahmmeineDigitalkameraherausundschnippteeinpaarmalmitdenFingern,bisdieKatzeinmeineRichtungschaute.Alsesblitzte,legtesiedieOhrenan,aberichkonnteeinigeFotosmachen,bevorsieaufstandunddavonhumpelte,ummeineSchuhezubeschnuppern.„DaswerdendiezuHausenichtglauben“,murmelteichvormichhinundsahmirindemDisplayaufderRückseitederKameradieAufnahmenan.DieKatzewareinbisschenunscharf,aberdennochklarzuerkennen.Ichhättesieumarmenkönnen,soglücklichwarich.

IchhattegeradedenIonenanalysatorausgepackt,alsmeineUhrzupiepsenbegann.„SoeinMist!IchdarfCarlosnichtwartenlassen.“IchbissmiraufdieLippenundsahdieKatzean.SiehattesichaufdemSesselzusammengerolltundmirdenRückenzugekehrt,währendichjedesverfügbareGeräteingesetzthatte,umBeweisezusammeln.Ichhätteamliebstenweitergemacht,aberichhattedreiMonatelangunzähligeBettel-E-Mailsschreibenmüssen,umeineVerabredungmiteinemLondonerVertreterderBritischenGesellschaftzurErforschungdesÜbersinnlichenzubekommen,dermireinesderberühmtestenGespensterhäuser der Stadt zeigen sollte. Diesen Termin konnte ich unmöglich absagen.

Ich erhob mich also und nahm meine Sonnenbrille mit den etwas helleren Gläsern zur Hand, die ich abends trug. Ein Blick in den Spiegel bestätigte mir, was ich ohnehin schon wusste – meine Augen hatten sich durch das Wunder der Beschwörung nicht verändert. Ich warf noch einmal einen Blick auf die Katze, doch die schlief anscheinend tief und fest. Nach den Beschwörungsgesetzen konnte sie eigentlich nicht verschwinden, bevor ich sie freiließ, aber vielleicht gab es ja ein Verfallsdatum oder so etwas, durch das der Aufenthalt von Geistern in unserer Welt zeitlich befristet war.

„Bleib schön hier, Mieze! Ich komme so schnell wie möglich wieder“, sagte ich zu ihr, setzte die Brille auf und nahm meine Tasche. Das „Bitte nicht stören!“-Schild, das ich von außen an die Klinke gehängt hatte, schaukelte hin und her, als ich die Tür hinter mir schloss und die Treppe hinunterging.

AnderRezeptionsaßübereineZeitschriftgebeugtderNachtportier,denichbereitskannte,dennauchandenvergangenenTagenhatteichspätabendsdasHotelzurGeisterjagdverlassen.

„Hallo! Ich habe Zimmer Nummer 114 und gehe noch ein bisschen aus. Würden Sie es bitte notieren, falls jemand für mich anruft? Oh, und ich habe oben ein paar Geräte, sehr teure Geräte, die leicht kaputtgehen, weshalb ich nicht möchte, dass jemand mein Zimmer betritt.“

„Kein Problem“, entgegnete der Mann, ohne von seiner Zeitschrift aufzusehen.

Ich zögerte einen Moment, doch dann schlug ich meine Bedenken in den Wind. „Äh … ich habe gehört, dass es in meinem Zimmer spuken soll.“

Nun sah er doch auf und betrachtete irritiert meine Sonnenbrille.

„Ein Augenleiden“, erklärte ich und deutete auf mein Gesicht. „Meine Augen sind … äh … überempfindlich.“

„Oh.“

„Wissen Sie zufällig irgendetwas über Zimmer 114? Was ist das denn für ein Geist, der da angeblich herumspukt?“

Er runzelte die Stirn. „Wenn Sie lieber ein anderes Zimmer …“

„Nein, nein, gar nicht, das Zimmer ist in Ordnung. Ich bin nur neugierig und wüsste gern mehr über diesen Spuk. Ich bin historisch sehr interessiert und dachte, dass sich vielleicht etwas Interessantes hinter der Geschichte verbirgt, die sich um dieses Zimmer rankt.“

„Oh“, machte er abermals und steckte die Nase wieder in seine Zeitschrift. „Eine alte Dame soll mit ihrer Katze in diesem Zimmer gewohnt haben und bei einem Brand umgekommen sein“, erklärte er widerstrebend.

„Die alte Dame oder die Katze?“

Er zuckte mit den Schultern und leckte an seinem Finger, um eine Seite umzublättern. „Beide.“

„Aha. Und wann war das, wissen Sie das zufällig?“

Er sah mich genervt an. „Warum interessieren Sie sich so dafür?“

Nun zuckte ich wiederum mit den Schultern. „Ach, nur so, aus Neugier, wie ich schon sagte.“

Ermustertemichargwöhnisch,dannwidmeteersichwiederseinerZeitschrift.„Wieichhörte,istdiealteDameirgendwannimZweitenWeltkriegumgekommen.DasHotelwurdebeieinemLuftangriffbombardiert,undaußerihrundderKatzehaben es alle nach draußen geschafft.“

Interessant. Warum hatte ich nur den Geist der Katze beschworen und nicht den der alten Dame? Vielleicht hatte ich nicht genug Totmann-Asche verwendet. Oder vielleicht genügten meine Kräfte einfach nicht, um den Geist eines komplexeren Wesens zu beschwören. Den Geist eines Menschen.

Ich bedankte mich mit einem Nicken bei dem Mann an der Rezeption und hinkte nach draußen, um mir ein Taxi zu besorgen. Wenn man ein verkürztes Bein hat, das zudem mit Narbengewebe überzogen ist, gegen das selbst die engagiertesten orthopädischen Chirurgen machtlos sind, dann vermeidet man es, zu lange auf den Beinen zu sein, und rennt vor allem nicht durch die Gegend, wenn man auch bequem mit dem Taxi fahren kann. Auf der kurzen Fahrt zu dem Haus in der Nähe der Southwark Bridge dachte ich darüber nach, ob die erfolgreiche Beschwörung des Geistes einer Katze bedeutete, dass ich auch in dem Spukgasthaus Glück haben würde.

„Vielleicht noch eine Prise mehr Totmann-Asche“, sinnierte ich laut, doch dann merkte ich, dass mich der Taxifahrer erschrocken im Rückspiegel ansah. Ich setzte rasch ein Lächeln auf, das ihn hoffentlich beruhigte, und behielt meine weiteren Überlegungen für mich.

Zehn Minuten später hinkte ich auf die Rückseite eines alten Hauses, das im Vergleich zu dem angrenzenden, neu errichteten Sportzentrum winzig klein wirkte. Vor ungefähr dreihundert Jahren war es ein Gasthaus gewesen, aber zuletzt hatte sich ein trendiger Deko-Laden darin befunden. Nun stand es allerdings leer, angeblich wegen der ungewöhnlichen und unerklärlichen „Phänomene“, die mit der fernen Vergangenheit des Gasthauses zu tun hatten.

Ein hagerer Mann von mittlerer Größe stand bibbernd an der Hintertür und winkte mir mit seiner Taschenlampe, als ich um die Ecke kam.

„Da sind Sie ja endlich! Ich dachte schon, Sie kommen nicht mehr. Ich friere mir hier den Arsch ab!“

„Tut mir leid. Ich nehme an, Sie sind Carlos?“

Der Mann stampfte mit den Füßen und nickte. Dann zog er einen Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. „Ich habe nur noch zwanzig Minuten Zeit. Es gibt da eine Show, die alle von der Gesellschaft besuchen wollen, und die fängt um zehn an.“

„Eine Show?“, fragte ich, als ich ihm in das Haus folgte. Ich nahm meinen Ultraschalldetektor zur Hand und schaltete ihn ein. „Was für eine Show?“

UnsereSchrittehalltenunheimlichdurchdenFlur,undderAtemstandunsinkleinenweißenWolkenvordemMund.Ichschnuppertevorsichtig,dannschnaubteichangewidert.DerGestankdernahegelegenenThemselaginderLuft–dasganzeHauswaroffensichtlichfeucht.SchimmelhattesichvomBodenbiszurDeckeandentapeziertenWändenausgebreitet,aberaußerMuffundModernahmichauchdenstrengen,stechendenGeruchvonNagerkotwahr,derdaraufhinwies,dassdiesesheruntergekommeneHausinzwischenvonzahlreichenVierbeinernbewohntwurde,diesichdortziemlichwohlfühlten,nachdemdie Menschen es verlassen hatten.

„Nun, es ist keine Show im eigentlichen Sinne, eher ein Test für Leute mit übersinnlichen Fähigkeiten. Die Veranstaltung findet unter der Leitung von Guarda White statt, einem höchst begabten Medium. Sie macht das eine Woche lang jeden Abend, weil sie ein richtiges Expertenteam zusammenstellen will. Und jedes Mitglied unserer Gesellschaft ist natürlich wild darauf, einen Platz in diesem Team zu ergattern.“

Das Ganze schien mir ein gewaltiger Schwachsinn zu sein. Wahre, ernsthafte Beschwörer traten nicht zur Belustigung des Volkes in Theatern und Sälen auf. Aber ich war auf Carlos angewiesen, also verschwieg ich ihm wohl besser, was ich von dieser Veranstaltung hielt.

„Wozu will sie denn dieses Team zusammenstellen?“, fragte ich, als wir eine dunkle Treppe hochgingen. Ich hatte inzwischen die Sonnenbrille abgesetzt und richtete meine Taschenlampe eingeschaltet abwechselnd auf den Boden und die Wände des großen Raums, der sich vor uns auftat. Der Ultraschalldetektor schwieg. Ich blieb kurz stehen, um ihn wieder in die Tasche zu stecken und den Ionenanalysator zur Hand zu nehmen, dann lief ich Carlos rasch hinterher.

„… stellt das größte Expertenteam zur Erforschung übernatürlicher Erscheinungen zusammen, das es je in Großbritannien gab. Es soll übernatürliche Phänomene vor Ort ausfindig machen und verifizieren. Die Experten werden aus einem privaten Fonds bezahlt, den Mrs. White eingerichtet hat.“

Mit anderen Worten handelte es sich um das Projekt einer Frau, die eine Schwäche für das Unerklärliche und vermutlich mehr Geld als Gehirnzellen hatte. Was soll’s, dachte ich, als wir die nächste Treppe hochstiegen, dieser kleine Liebhaberclub wird der Sache schon nicht schaden, und vielleicht gelingt es der Madam ja tatsächlich, mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden Beweise für die Existenz von Geistern und Poltergeistern und anderen bislang unerklärlichen Phänomenen zu erbringen, die sogar die Argumente der größten Skeptiker entkräften.

„Das ist das obere Stockwerk“, sagte Carlos und leuchtete mit seiner Taschenlampe den Bereich oberhalb der Treppe aus. „In dem Raum da vorn wurden Temperaturstürze von zehn Grad gemessen. Und geradeaus kommt man in das Zimmer, in dem ein Schweinezüchter ermordet wurde. Er zeigt sich nur in Vollmondnächten, also haben Sie da heute wohl kein Glück. Auf der anderen Seite des Korridors befindet sich das Zimmer, in dem ein Pfarrer namens Phillip Michaels von Dieben überfallen und aufgeknüpft wurde. Und hier links …“ Er drehte sich um und leuchtete mit der Taschenlampe in meine Richtung. Ich wandte rasch mein Gesicht ab, denn erschrecken wollte ich ihn nun wirklich nicht. „Das ist das Zimmer, in dem die Rote Lady in Erscheinung tritt.“

„Die Frau, die lieber in den Tod gesprungen ist, als ihren Bräutigam zu ehelichen?“, fragte ich und kramte umständlich mit einer Hand das Nachtsichtgerät aus der Tasche, während ich den Ionenanalysator und die Taschenlampe in der anderen hielt.

„Genau die.“

Ich stellte die Tasche vor der Tür zu meiner Linken ab und schaute auf den Ionenanalysator. Fehlanzeige. Um die Geister nicht zu verschrecken, die sich möglicherweise in dem Zimmer verbargen, öffnete ich ganz vorsichtig die Tür, die ein der Situation angemessenes unheimliches Quietschen von sich gab.

In dem Zimmer standen ein paar kaputte Büromöbel herum, und es roch sehr streng nach Mäusen, aber etwas Geisterhaftes konnte ich beim besten Willen nicht entdecken. Ich prüfte meine Detektoren der Reihe nach, aber keiner zeigte etwas an. Carlos stand in der Tür und trat unruhig von einem Bein aufs andere, während ich rasch in mein Diktiergerät sprach, was ich sah und fühlte (vornehmlich Kälte und eine deutliche Aversion gegen Mäuse).

Als ich auf die Uhr schaute, stellte ich fest, dass ich nur noch sieben Minuten hatte, um mir die restlichen Zimmer anzusehen. Ich nagte an meiner Unterlippe und überlegte, was ich tun sollte. Ich wollte eigentlich nicht allein in diesem Haus bleiben, aber andererseits wollte ich nach meinem Erfolg im Hotel unbedingt noch einmal eine Beschwörung versuchen. Die Frage war, wie sehr ich das wollte. Ich atmete tief durch und dachte daran, dass ich zwar schon viel Seltsames erlebt und gesehen hatte – weitaus Merkwürdigeres als die dreibeinige durchsichtige Katze, die in meinem Hotelzimmer schlief –, mich dabei aber niemals wirklich bedroht gefühlt hatte. Ich war schließlich eine Beschwörerin. Ich konnte mich schützen. Und ich war immer Herrin der Lage. Ich zeichnete vor mir ein Schutzsymbol in die Luft und sagte: „Hören Sie, Carlos, warum gehen Sie nicht schon mal zu dieser Veranstaltung? Ich schließe dann ab, wenn ich hier fertig bin.“

Mir waren die Haare vor die Augen gefallen, und geschützt durch diesen Vorhang sah ich ihn an. Carlos zögerte, doch dann dämmerte ihm wohl, dass er umso schneller im Warmen war, je eher er sich auf den Weg machte. „Wenn Sie sicher sind, dass es Ihnen nichts ausmacht, hier allein zu sein?“ Er sah sich um und schüttelte sich verstohlen.

„Nein, kein Problem. Das macht mir gar nichts. Solche Orte sind in der Regel ganz friedlich.“ Zumindest waren sie das immer gewesen, bevor es mir gelungen war, meinen ersten Geist zu beschwören … Als ich daran dachte, was ich in einem Haus wie diesem zuwege bringen konnte, kribbelte es mir in den Fingern. „Legen Sie einfach den Schlüssel neben meine Tasche. Ich schließe ab, wenn ich gehe, und bringe Ihnen den Schlüssel morgen früh im Büro vorbei.“

Er zögerte immer noch. „Sind Sie sicher?“

Ich schluckte und winkte ab, ohne ihn anzusehen. „Ganz sicher. Ich versuche nur schnell eine Beschwörung, dann sehe ich mir die restlichen Zimmer an. Die Phänomene wurden nur in diesem Stockwerk beobachtet, nicht wahr?“

„Das ist richtig.“

„Okay, ich werde also hier oben meine Runde drehen, und dann begebe mich schnell wieder in mein Hotel. Einen schönen Abend noch!“

Er war verschwunden, bevor ich ausgesprochen hatte. Ich setzte mich auf den Boden und lauschte seinen Schritten auf der Treppe, dann hörte ich, wie die Hintertür ins Schloss fiel. Ich holte tief Luft, zugegebenermaßen etwas zittrig, und sah mich um. Ich war allein. Mutterseelenallein. In einem Haus, in dem es angeblich spukte wie fast nirgendwo sonst in London.

Manchmal bin ich wirklich nicht besonders helle.

Eine Stunde später war ich auch mit dem Zimmer fertig, in dem angeblich der ermordete Schweinezüchter herumspukte, und erhob mich steifbeinig vom Boden. Obwohl ich Handschuhe trug, waren meine Finger beinahe taub vor Kälte, und meine Nase spürte ich überhaupt nicht mehr.

„Tja, das war’s dann wohl mit Londons gruseligstem Spukhaus“, sagte ich missmutig, packte meine Geräte ein und ging zur Treppe. Das Unbehagen, das mich überkommen hatte, als Carlos gegangen war, verspürte ich immer noch, aber nachdem ich mein Leben endlich wieder im Griff hatte, konnte mir so ein unbedeutendes Gefühl wie Angst nichts mehr anhaben. Und so war ich, obwohl sich mir die Nackenhaare gesträubt hatten, mit zusammengebissenen Zähnen durch alle Räume gegangen und hatte insgesamt vier Beschwörungen durchgeführt, die mir jedoch lediglich ein großes Verlangen nach einer Thermoskanne mit heißem Kaffee und einem großen Stück Limettenkuchen eingebracht hatten.

„Und weder das eine noch das andere wird sich in diesem Haus auftreiben lassen“, sagte ich laut, während ich schwerfällig die Treppe hinunterhinkte. Das Echo meiner Worte klang irgendwie sonderbar. Ich bekam eine Gänsehaut, aber meine beiden Detektoren und mein zuverlässigster Sensor, mein Gespür für übernatürliche Phänomene, zeigten keine Reaktion. Ich blieb am Fuß der Treppe stehen, hielt die Luft an und öffnete mich innerlich dem Haus. Ich visualisierte, wie ich langsam durch die Räume ging. Auf dieser Etage war nichts Beunruhigendes festzustellen, ebenso wenig im Erdgeschoss, aber weiter unten, im Keller, war etwas, das mich unwillkürlich erschaudern ließ. Ich konnte die Finsternis nicht durchdringen, um zu prüfen, was es genau war, aber ich spürte seine Anwesenheit ganz deutlich. Die Finsternis, die meine Antennen wahrnahmen, war keine Frage von fehlendem Licht.

Dort unten lauerte etwas Seelenloses.

Und was immer es war, es hatte mich längst bemerkt.

2

„Keine Panik, Allie! Das ist doch genau das, was du immer wolltest“, sagte ich zu mir, doch am liebsten wäre ich die Treppe hinunter- und zur Tür hinausgerannt. „Dafür hast du gelernt, und du hast Anton geschworen, dass du so etwas kannst, als er dich eingestellt hat. Das ist dein Job! Gekniffen wird nicht! Du weißt, was passiert, wenn du der Sache nicht nachgehst!“

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