Feuerkinder - Karin Fruth - E-Book

Feuerkinder E-Book

Karin Fruth

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Beschreibung

Zuest kam das Feuer, es gab den Menschen Sicherheit, Wärme und Überlebensstrategien, um sich vor wilden Tieren zu schützen, dann, um sie aufzuessen. Vor vielen tausend Jahren lebten die Menschen in steter Gefahr, nicht nur durch ihre Mitmenschen umzukommen, sondern auch die wilden Tiere brachten sie in gefährliche Situationen. Im zweiten Buchteil "Mira, das Feuerkind." geht es um ein steinzeitliches Kindergrab, das in Finnland geborgen wurde. Durch die heutigen wissenschaftlichen Möglichkeiten wie DNA entstehen plötzlich richtige Rekonstruktionen, wie sie zum Beispiel vom finnischen Künstler Tom Bjorklund plastisch gezeichnet worden waren. Das Kind muss anhand der gefundenen Milchzähne zwischen 3 und 10 Jahren. Außerdem fand man Tierhaare, Federn und Felle, die zu Kleidung verarbeitet worden waren. Und zu Füßen des rekonstruierten Kindes fand man Wolfshaare, mit dem Kind sind wohl auch Wolfskinder mit begraben worden. Die Original-Grabungsunterlagen "Feder- und Fellreste im Grab eines Steinzeitkindes" in der Zeitschrift PLos one, wurden von der finnischen Archäologin Kristiina Mannermaa Helsinki ausgegraben und dokumentiert.

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Ich hoffe nichts,

ich fürchte nichts,

ich bin frei.

Grabinschrift Nikos Theodorakis

Guten Tag,

ich heiße Karin Fruth

und ich lebe schon seit vielen Jahren in Köln.

Mit meinem verstorbenen Mann, dem

Archäologen, waren wir jedes Jahr im

Campingbus kreuz und quer durch Europa

unterwegs gewesen und haben Archäologie, Land

und Leute kennengelernt.

Ich war 37 Jahre berufstätig und habe u.a. mit der

Kunstvermittlung TRAdeART über 80 Kunstausstellungen

für Künstler aus Osteuropa organisiert.

Meine neueste Leidenschaft gilt nun über 22 Büchern, in

denen ich die in nur drei Jahren die Erlebnisse, Ideen und

Phantasien meines bunten Lebens im Tredition-Verlag

herausgebracht habe.

Feuerkinder

Erinnerungen aus der Steinzeit

© 2024 Fruth Karin

Umschlag, Illustration: Fruth, Tom Bjorklund

Weitere Mitwirkende: -. Tuija Kirkinen, H.G. Wells, Hermann Parzinger, K. Spindler u.a.

Druck und Distribution im Auftrag Karin Fruth

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback

978-3-347-737

Hardcover

978-3-347-73702-0

e-Book

978-3-34703-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist Karin Fruth verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag Karin Fruths, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Alles begann mit dem Feuer

So wohnten die Menschen in der Steinzeit

Der Mensch in seiner künstlerischen Welt

… und plötzlich steht vor uns ein Steinzeitmensch

Anduh und Jula - Nachrichten aus der Steinzeit H.G. Wells

Mira - das Feuerkind

Ein paläolithisches Kindergrab

Mira Feuerkind

Quellenangaben:

Weitere Bücher von Karin Fruth: Literaturliste Stand: 20.02.2024

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Urheberrechte

Alles begann mit dem Feuer

Weitere Bücher von Karin Fruth: Literaturliste Stand: 20.02.2024

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Alles begann mit dem Feuer

Vor etwa 17.000 bis 12.000 Jahren entstanden in Kleinasien die ersten sesshaften Gesellschaften, die Ackerbau und Viehhaltung betrieben (Neolithische Revolution).

Erst als sich die Eismassen nach Norden verzogen, wurde Europa von einem Netz an Tauschhandelswegen überzogen. Die Alpen waren ziemlich dicht besiedelt. Da wurden Kupferbeile und Hightech-Werkzeuge aus Feuerstein und Holz quer über den Kontinent getauscht – Bärenfell und Keule waren damals schon von gestern.

Für die Entwicklung des Menschen war das Feuer ein wichtiger Meilenstein, denn es veränderte ihr ganzes Leben, das Feuer wärmte und gab ihnen Sicherheit vor wilden Tieren. Außerdem konnten sie erbeutetes Fleisch jetzt braten, und so wurde es leichter verdaulich.

Forscher vermuten, dass das gebratene Fleisch außerdem dem Körper ermöglichte, leichter an wichtige Nährstoffe zu kommen. Dieses Plus an Energie war auch entscheidend für die Entwicklung des menschlichen Gehirns.

Das erste Feuer wurde durch Blitze und Waldbrände von der Natur selbst erzeugt, die Menschen bemerkten seine Kraft und brachten brennendes Material in Ihre Behausungen.

Das technisch anspruchsloseste Verfahren zum Entfachen eines Feuers basiert auf dem Erzeugen von Hitze durch Reibung. Das funktionierte, indem man zwei Stöcke aneinander reibt. Weitere Entwicklungen sind das Feuerpflügen, Feuersägen und Feuerbohren. Dabei wird glühender Holzstaub erzeugt, der anschließend vorsichtig auf ein Zundernest geschüttet werden kann, um eine Flamme zu entfachen.

Um Funken zu erzeugen, kann man Feuerstein gegen einen Funkenspender wie Pyrit, Markasit oder Feuerstahl schlagen. Der Funke fällt dann auf einen Zunder wie z. B. ein Feuerschwamm, einen Pilz wie einen Birkenporling oder auf trockenes Heu und beginnt zu glimmen.

Das „Anfeuern“ wird dann mit aufgefächerten Astspänen weitergeführt, es muss nur dann genügend Sauerstoff an den Brennstoff wie z.B. durch Pusten gelangen. Noch bis ins 19. Jahrhundert wurden auf diese Art viele Öfen angezündet.

Durch den Fund eines vollständigen, leicht verrußten Mammutober-schenkelknochens und einer Schaufel eines größeren Ren Geweihs in der Nähe der Feuerstelle rekonstruierte man sogar eine mögliche Grillvorrichtung.

Der Innenraum war durch Steinanhäufungen, stegartige Pflasterungen und freiere Flächen gegliedert. In der Mitte des Zeltes befand sich meist eine von Quarzit und Schiefer eingefasste und manchmal mit einer Basaltplatte abgedeckte Feuerstelle.

Gekocht wurde in Gruben im Boden, die mit Leder oder Tiermägen abgedichtet waren. In diese Gruben gab man im Feuer erhitzte Steine, die die Flüssigkeit zum Sieden brachten.

Und weil das Feuer Bakterien und Keime zerstörte, konnte man die Fleischnahrung länger aufbewahren.

Um größere Mengen Fleisch für längere Zeit haltbar zu machen, wurde es in langen Streifen getrocknet und eingesalzen. Diese Methode kennen auch heute noch die Ureinwohner Kamtschatkas und die Indianer Nordamerikas. Fett und Talg wurde mit zerstoßenen Moltebeeren zu einer Paste verarbeitet, die viele Vitamine konservierte und das Fleisch länger haltbar machte.

Aushöhlungen aus Stein dienten als Lampen, indem man dicke Schieferplatten aushöhlte und mit Tierfett füllte, und mit einem Docht gab und anzündeten.

Sehr wichtig waren für die steinzeitlichen Menschen die Werkzeuge. Es begann mit Feuersteinen, die einfach zugerichtet wurden. Es entstanden Klingen, Schaber, Bohrer und Mikrolithen, die auch zu Pfeilspitzen verarbeitet und geschäftet werden können.

Typisch für diese Zeit waren Waffen und Geräte wie Klingen, Stichel, Kratzer, Bohrer, Mikrolithen und Speerspitzen aus Feuerstein oder Knochenmaterial, die manchmal auch kunstvoll mit Gravuren verziert wurden. Zwei Vögel als Bindeglied zwischen Hirschkuh (links) und Fisch (vermutlich ein männlicher Lachs): die Tiere der Erde und des Wassers, verbunden durch die Tiere des Himmels (Frankreich, um 12.000 vor heute)

Auf einem Knochen fanden sich drei Köpfe von Hirschkühen, die auf einen Hirsch-Knochen (Frankreich, um 12.000 vor heute) graviert. Das rote Eisenoxid Hämatit wurde zum Färben und wahrscheinlich auch zur Körperbemalung verwendet. Schmuckschnecken, die aus dem Mittelmeer oder Atlantik stammen, belegen, dass es schon damals einen weitreichenden Handel gab.

Als Jagdwaffen verwendete man außerdem Speerschleudern und Harpunen, mit denen man Weiten von bis zu 140 Metern erreichen konnte. Sehr häufig sind halbgerundete Stäbchen und durchbohrte Stäbe, die oft verziert sind, außerdem gab es Angelhaken, Harpunen und Steinschleudern.

Wahrscheinlich waren manche Werkzeuge geschäftet, um sie besser benutzen zu können.

So wohnten die Menschen in der Steinzeit

Die ältesten Behausungen der Menschen müssen wohl Höhlen oder in Abris gewesen sein, um der strengen Kälte und der Feuchtigkeit zu trotzen.

Zuerst baute man wahrscheinlich einfache Unterstände aus Laub und Zweigen, um das Feuer zu schützen. Daraus wurden später Sommerlager in tipiähnlichen Zelten, die bei Bedarf leicht auf- und wieder abgebaut und transportiert werden können. So konnten sie das ganze Jahr den Tierherden hinterherwandern.

Angeregt durch völkerkundliche Vergleiche aus Amerika, Asien und Kamtschatka rekonstruierte man rundliche Zelte aus senkrecht aufgehenden Wänden und einem flach-kegelförmigen Dach mit einem Firstloch, das durch einen Mittelpfosten getragen wurde. Bedeckt war das Gerüst mit Fellen oder Leder. So konnte man das Lager jederzeit auf- und wieder abbauen.

Die Bauten besaßen meistens zwei Ausgänge, einen im Südosten und einen im Nordwesten. Außen wurden die Zelte mit Beschwersteinen befestigt, damit sie nicht wegfliegen konnten.

Wie konnte man das alles herausfinden? Man untersuchte die Fundstreuung aller Absplitterungen und suchte die zusammenpassenden Bruchstücke wie ein Puzzle und stellte so Verbindungslinien zum Beweis her.

Der Mensch in seiner künstlerischen Welt

Viele Zeichnungen zeigten einen Handabdruck, der wahrscheinlich bedeutete: „Ich war persönlich hier. Die Jagdbeute soll mich und meine Menschen sattmachen, und darum will ich sie jetzt auch haben.“

Also zeichnete man Rentiere, Pferde(Lascaux) und diverse Kleintiere.

Die Höhlenmalereien sind entweder graviert oder gemalt. Viele Tiere sind erstaunlich detailgetreu dargestellt und die Steinzeitkünstler passten sich oft den Wandstrukturen an, damit ihr Werk plastisch erscheint.

Die Jäger folgten den Rentier- und Wildpferdherden bei ihren jahreszeitlichen Wanderungen und versuchten, sie an Engstellen und sich verengenden Tälern zu stellen. An solchen Stellen wie Solutré wurden teilweise hunderte Skelette erlegter Tiere gefunden

In diesen oft ziemlich unzugänglichen Höhlen wurden wahrscheinlich kultische Handlung abgehalten, um Jagdglück der Menschen zu erbitten. Aus dem Magdalénien stammen viele berühmte Höhlenmalereien in der Höhle von Lascaux, Trois-Freres, Rouffinac und Altamira.

Überall fand man stilisierte Venusfiguren, die für Geburt und Mutterglück sorgen sollten. Im Magdalénien fand man insgesamt zu neuem und außergewöhnlichem künstlerischen Ausdruck: Fels- und Höhlenmalerei, Felsskulpturen, die Ritzzeichnungen der Plattenkunst, Schmuck, Musikinstrumente und eine ausgesprochene Freude an Verzierungen an den beweglichen Objekten.

Mode in der Steinzeit

Dort, wo ein warmes Feuer brennt, ist es dem Mensch nicht kalt. Wenn er aber die ganze Zeit nur am Feuer sitze würde, müsste er verhungern. Also musste er auf die Jagd gehen und Brennmaterial besorgen, Waffen und Werkzeuge herstellen, und sich mit hergestellter Kleidung aus Fell irgendwie gegen die Kälte schützen.

Schnell stellte man fest, dass man die erbeuteten Felle so präparieren musste, dass sie von Fett und Unterhautgewebe befreit weich und geschmeidig wurde. Um die Kleidung herzustellen, benötigte man Schaber und später Knochennadeln. Damit wurden dann die Fellstücke aneinandergenäht.

Anfangs müssen es wohl mantelähnliche Umhänge gewesen sein, die je nach Windrichtung geschlossen werden konnten, später wurden dann wie bei den Indianern Alaskas passendere Kleidung hergestellt.

… und plötzlich steht vor uns ein Steinzeitmensch

Heutzutage haben die archäologischen Museen jede Menge Möglichkeiten, die archäologischen Funde spannend und ausführlich mit neuen 3D-Techniken zu präsentieren.

Da stehen plötzlich lebensgroße Ötzis, Neandertaler und Mammute in den Museen herum, perfekte Rekonstruktionsversuche in 3-D-Technik, die das damalige Leben für uns heutige Augenmenschen sichtbar darstellen sollen. Denn es wird komplett vergessen, dass diese musealen Darstellungen oft nur Ergebnisse umfangreicher naturwissenschaftlicher Analysen sind.

Aus Zähnchen, Haar-Spuren und Fellresten ist plötzlich ein Mensch entstanden. Darum bleiben diese Ergebnisse doch trotzdem immer noch Interpretationen, denn wir heutigen „Augen-„ Menschen geben uns nicht wie früher so oft mit einem Haufen Steine in einer Vitrine zufrieden.

Immer spezialisiertere Ausgrabungsmethoden der letzten Zeit erbrachten viele neue Erkenntnisse über die damals lebenden Menschen, die damals keineswegs primitive, keulenschlagende Affen waren, sondern die uns heutigen Menschen ziemlich ähnlich sind.

Ihre Lebenserwartung betrug damals ca. 30 - 40 Jahre, und ihre Toten wurden liebevoll bestattet, mit Rötel bedeckt und oft wurde ihnen ihre Lieblingsdinge oft mit ins Grab gelegt. Sie glaubten also damals schon an ein weiteres Leben in der Zukunft.

Die ersten Menschen kamen aus Afrika und es brauchte Millionen Jahre, bis sie zu dem Homo sapiens wurden, dem „vernunftbegabten“ Menschen, die wir angeblich heute sind.

Der heutige Mensch hat sich in der langen Zeit nicht viel geändert, das wichtigste ist immer noch „das Fressen“ zuerst, also das Sattwerden, danach die Macht über andere Menschen, darin ist auch der „Sex“ enthalten, eine sehr dominierende, lebenserhaltende Macht, den ein Mensch über den anderen ausübt, damit seine Art nicht ausstirbt.

Das Gehirn erhielt der Mensch zuletzt, es entwickelte sich aufgrund der Nahrungsverbesserung und wuchs, es brachte ihm kulturelles Fortkommen, die Sprache und zahlreiche Features, die man nicht immer nur zum Guten verwenden kann. Das Ergebnis sind zahlreiche erbauliche und gute Schriften, die Bibel, die ewige Suche nach dem Guten und dem immerwährendem Triumph des Bösen.

Der größte Antrieb, ob ein Mensch gut oder böse ist, wurde durch das Feuer im Gang gehalten.

Wer wird Sieger sein in diesem ungleichen ewigen Spiel des Menschen?

Und nun träumen wir uns zurück in weit vergangene Zeiten, bevor der Mensch das Feuer zu seinem Freund machte und als es noch keine richtige Sprache für die Menschen gab.

Anduh und Jula - Nachrichten aus der Steinzeit H.G. Wells

Vor ungefähr 700.000 Jahren lernten die Menschen, das Feuer einzufangen. Dabei warteten sie auf einen Blitzeinschlag und brachten dann das entstandene Feuer in ihre Behausungen.

Die Vergletscherungen der letzten Kaltzeit bedeckte das nördliche Eurasien und Nordamerika mit riesigen Eisschilden, die zum Teil mehrere Kilometer dick waren. Während heute etwa 10 % der Landfläche der Erde von Gletschereis bedeckt sind, waren es in der letzten Kaltzeit 32% der Landfläche.

Das skandinavische Inlandeis bedeckte Nordeuropa, und sogar die großen Alpen waren vergletschert, ihre Gletscher strömten in das Alpenvorland und vereinigten sich zu einem Eisstromnetz. Nur die höchsten Gipfel ragten noch daraus hervor. Durch das Abschmelzen der Gletscher hoben sich diese Gebiete an, ein Prozess, der als postglaziale Landhebung bezeichnet wird und bis heute andauert.

Die Vergletscherungen der Kaltzeit führten in der Nähe der Gletscherränder zu starken trocken-kalten Fallwinden durch die von ihnen herabströmenden kalten Luftmassen. Diese Winde transportierten große Mengen loses Sediment von Flächen mit geringer Vegetationsdecke fort, dass sich dann anderswo zu Löss anhäufte.

Wegen der gewaltigen Wassermassen, die in den Eisschilden gebunden waren, sank während der letzten Kaltzeit der Meeresspiegel auf mehr als 100 Meter unter den heutigen Stand ab. Schelfmeere wie die Nordsee fielen in weiten Teilen trocken. Dadurch vergrößerte sich die Landfläche der Kontinente und Inseln und es entstanden Landbrücken, die es Tieren und Menschen ermöglichten, Gebiete zu erreichen, die später durch den ansteigenden Meeresspiegel wieder voneinander getrennt wurden.

Die Landbrücke Beringia verband Asien mit Nordamerika und ermöglichte so die Besiedlung Amerikas. In Europa gab es eine Landbrücke zwischen Irland, den Britischen Inseln und dem europäischen Festland, die im Bereich der Nordsee Doggerland genannt wird. Zum tiefsten Meeresspiegelstand waren viele der heutigen Mittelmeerinseln mit dem Festland verbunden.

An den Hängen der Bergkette, unterhalb der grasbewachsenen Plätze, wo die wilden Pferde weideten, gab es Wälder von Eichen, Ulmen und Edelkastanien, und hier versteckten sich Grizzlybären und Hyänen, und graue Affen kletterten in den Zweigen.

Diese Geschichte von Anduh und Jula, von denen ich heute berichte, stammt aus uralter Zeit, als man noch trockenen Fußes von Frankreich nach England gehen konnte. Die Themse floss breit und träge durch ihr Sumpfland, um Vater Rhein zu begegnen, der durch ein weites, ebenes Land strömte, das heute unter Wasser steht und unter dem Namen Nordsee bekannt ist.

Ungefähr vor fünfzigtausend Jahren ereignete sich ein Drama, zwischen Sumpfland, Waldungen und offenen Wiesen, wenn man sich auf die Rechnung der Geologen verlassen kann.

Der als Jäger und Sammler lebende, anatomisch moderne Mensch Homo sapiens kam aus Afrika und breitete sich über alle Kontinente der Erde aus. Dagegen starb der Neandertaler in der letzten Kaltzeit vor ungefähr 27.000 Jahren aus.

Der Frühling war damals genauso fröhlich wie jetzt und jagte das Blut schneller um, genauso wie heute. Der Himmel war blau am Nachmittag, weiße Haufenwolken segelten über ihn, und der Südwestwind kam wie eine sanfte Liebkosung und die gerade heimgekehrten Schwalben strichen hin und her.

Die Ufer des Flusses waren mit weißen Ranunkeln besät und die sumpfigen Stellen starrten von Wiesenkresse, und Samtpappeln leuchteten hervor, wo die Schwerter des Riedgrases es zuließen.

Die nordwärts ziehenden Flusspferde, glänzend schwarze Ungeheuer, trieben plump ihr Spiel und kamen daher in einem dunkeln Gefühl der Freude, überall herumpatschend und -klatschend, und nur von dem einen klaren Gedanken besessen, das Wasser des Flusses trübe zu spritzen.

Flussaufwärts plantschte eine Menge kleine, ledergelbe Tiere im Wasser. Da gab's weder Angst noch Feindschaft zwischen ihnen und den Flusspferden. Wenn die großen Ungetüme durch das Schilf daher getrampelt kamen und den Wasserspiegel in Silbersplitter zerschlugen, schrieen und tobten diese kleinen Geschöpfe vor Lust. Es war das sicherste Zeichen des vollen Frühlings. »Buluh!« riefen sie. »Baajah! Buluh!«

Es waren die Kinder des Menschenvolks, deren Lagerplatz auf dem Hügel am Flussknie der Rauch aufstieg. Wildäugige Burschen mit verfilztem Haar und kleinen, breitnasigen Koboldgesichtern, die (wie manche Kinder sogar heutzutage noch) mit einem zarten Flaum kleiner Härchen bedeckt waren.

Sie waren schmal in den Hüften und hatten lange Arme. Ihre Ohren hatten keine Läppchen, sondern kleine spitzige Zipfel, etwas, das auch jetzt noch manchmal vorkommt. Es waren splitternackte, ausgelassene kleine Wesen, beweglich wie Affen und wie diese voller Geschnatter, obwohl sie nur wenige Worten hatten.

Ihr Siedlungsplatz war niedergestampfter Boden inmitten der toten braunen Zweige der Königsfarne, zwischen denen die neuen Blüten des Bischofsstabes sich in dem Lichte und der Wärme gerade neu entrollten.

Das Feuer war ein rauchender, kohlender Haufen, hellgrau und schwarz, den die alten Frauen von Zeit zu Zeit mit braunen Blättern und trockenen Zweigen neu anfachten, um »Bruder Feuer« zu füttern, damit er davon groß und stark werde, wenn die Dunkelheit wiederkäme und damit er sie vor den wilden Tieren schütze.

Die meisten Männer schliefen im Sitzen mit den Stirnen auf den Knien. Sie hatten gute Jagdbeute gemacht, ein Elch, das vorher von jagenden Hunden verwundet worden war. Es war für alle genug da; also gab es keinen Streit unter ihnen, und einige Frauen nagten immer noch an den Knochen, die weithin verstreut worden waren.

Nur zwei Frauen stapelten Kieselsteine auf, die sie vom Ufer des Flusses, herbeitrugen, wo die Kinder spielten, einen ganzen Arm voll auf einmal.

Keiner dieser braunhäutigen Menschen war bekleidet, aber manche trugen rohe Gürtel aus Schlangenhaut um die Hüften oder knisternde, unbearbeitete Häute aus abgerissenen Tierpfoten, an denen kleine selbstgemachten Beutel hingen. Darin trugen sie die roh behauenen Feuersteine, die damals die Hauptwaffen und -werkzeuge der Menschen waren. Nur eine Frau, die Gefährtin Uyas, des »Schlauen Mannes«, trug eine wundervolle Halskette von aufgereihten Steinen, die schon andere vor ihr getragen hatten.

Neben den Männern am Feuer lagen große Elchgeweihe, deren Zacken an den Kanten scharf gemacht worden waren, und lange Stöcke, deren Enden mit Steinen zu scharfen Spitzen zugehauen waren.

Nur Uya der Schlaue schlief nicht; er saß da, hatte einen Knochen in der Hand und schabte emsig an einem Feuerstein herum. Er war der älteste Mann des Stammes, mit buschigen Augenbrauen. er trug einen Bart, seine Wangen waren haarig, und seine Brust und Arme waren schwarz vor dichtem Haarwuchs. Er war Herr des Stammes, weil er besonders schlau und besonders stark war, und darum war sein Anteil bei der Beute immer der größte und der beste.

Jula hatte sich zwischen den Erlen versteckt, denn sie fürchtete sich vor Uya. Sie war noch ein Mädchen, ihre Augen waren hell, und ihr Lächeln war lieblich. Er hatte ihr ein Stückchen Leber gegeben, eigentlich ein besonderes Stück für Männer, und eine herrliche Mahlzeit für ein Mädchen.

Aber als sie es genommen hatte, sah den bösen Blick der anderen Frau mit der Halskette, und Anduh, der Jungmann ließ einen gurgelnden Laut hören. Daraufhin hatte ihn Uya lang und fest angesehen und Anduhs Blick hatte sich gesenkt.

Dann hatte sie Uya angesehen, und sie bekam plötzlich Angst vor ihm, während die anderen weiter aßen und Uya sich gerade emsig mit dem Mark eines Knochens beschäftigte. Danach war er einfach umhergegangen, als wollte er nach ihr sehen. Und jetzt hockte sie unter den Erlen und fragte sich immer wieder, was Uya wohl gleich mit dem Stein und dem Knochen machen werde.

Plötzlich kam ein Eichhörnchen zwischen den Erlen daher gesprungen, und sie lag so still, weil das kleine Tierchen nur noch sechs Fuß von ihr entfernt war, ehe er sie sah.

Da nahm Anduh hastig einen Zweig auf und begann mit Jula zu zanken: »Was machst du da, abseits von den anderen Menschen? Das sollst du nicht, das ist Gefahr.“

»Sei still!« sagte Jula. Aber er schimpfte noch mehr, und da begann sie, kleine schwarzen Tannenzapfen abzubrechen und nach ihm zu werfen. Er sprang kreuz und quer, um sie zu foppen, und forderte sie heraus, und das feuerte sie an; sie sprang auf, um besser werfen zu können, und da sah sie plötzlich Uya, der gerade den Hügel herunterkam. Er hatte die Bewegung ihres blassen Armes im Dickicht gesehen, denn er hatte sehr scharfe Augen.

Darüber vergaß sie das Eichhörnchen und machte sich zwischen Erlen und Schilfrohr davon, so schnell sie nur konnte. Es war ihr gleichgültig, wohin sie lief, wenn sie nur Uya entging. Sie watete fast knietief durch eine sumpfige Stelle und sah vor sich einen Abhang voll Farnkräuter, die dünner und grüner wurden, je weiter sie aus dem Licht in den Schatten der jungen Kastanienbäume kamen.

Bald war sie mitten zwischen den Bäumen, und sie lief trotzdem immer weiter, bis der Wald viel dichter wurde und die Täler tiefer. Die Weinranken um die Stämme waren dort dick wie junge Bäume, und wo das Licht einfiel, waren die Efeuranken stark und dicht.

Und weiter lief sie und verdoppelte ihre Schritte immer von neuem. Endlich legte sie sich zwischen einige Farne in eine kleine Mulde neben einem Dickicht, und horchte, während das Herz ihr in den Ohren pochte.

Plötzlich hörte sie Schritte im welken Laube rascheln, weit weg, und dann starben sie wieder hin und alles war still, bis auf das Schwirren der Mücken. Der Abend brach herein, und sie hörte das unaufhörliche Wispern der Blätter. Heimlich lachte sie bei dem Gedanken, dass der schlaue Uya gleich an ihr vorübergehen könnte.

Sie hatte ein eigenartiges Gefühl, wenn sie ihn sah, aber es war keine Angst. Schon manches Mal, wenn sie mit den anderen Jungen und Mädchen gespielt hatte, war sie einfach so in den Wald geflohen, allerdings niemals vorher so weit wie jetzt. Es war lustig, versteckt und allein zu sein. Hier fand sie keiner.

Lange Zeit lag sie da und freute sich, dass sie entwischt war; aber dann setzte sie sich auf und horchte. Da war ein schnelles Trampeln, das lauter wurde und direkt auf sie zukam, und nach einer kleinen Weile konnte sie lautes Grunzen hören und das Knacken brechender Zweige. Es war eine Herde magerer, scheußlicher Wildschweine.

Jula drehte sich um, denn so ein Eber ist ein übler Geselle, und es ist nicht gut, ihm allzu nah zu kommen, weil er mit seinen Hauern nach der Seite stößt, und sie machte sich schnell davon, quer durch den Wald.

Aber das Getrampel kam näher, sie liefen sehr schnell und kamen näher, da erfasste sie einen Baumast, schwang sich hinauf und lief geschickt den Stamm empor.

Als sie hinabschaute, zogen tief unter ihr die dürren, borstigen Rücken der Schweine eben vorbei, und sie wusste genau, dass dieses kurze, abgerissene Grunzen Furcht bedeutete. Aber wovor fürchteten sie sich? Vor einem Menschen? Sie waren in zu großer Hast, als dass es nur ein Mensch hätte sein können.

Und dann, es geschah so plötzlich, dass sie sich unwillkürlich fester an den Ast klammerte, sprang ein Rehkalb in den Farnkräutern auf und lief hinter den Schweinen her. Noch etwas anderes ging vorbei, klein und grau, mit einem langen Körper; sie wusste nicht, was es war, wirklich, sie sah es nur einen Augenblick lang zwischen den jungen Blättern; und dann wurde es wieder still.

Sie blieb starr und erwartungsvoll, fast so steif, als wäre sie ein Teil des Baumes, an den sie sich klammerte, und starrte gebannt hinunter. Dann, weit weg, zwischen den Bäumen, einen Augenblick lang deutlich, dann wieder verdeckt, dann wieder erkennbar, knietief in den Farnkräutern, dann wieder verschwunden, lief ein Mann.

Sie wusste sofort, dass es der junge Anduh war, sie erkannte ihn an der hellen Farbe seiner Haare, und es war etwas Rotes auf seinem Gesicht. Seine hastige Flucht und dieses scharlachrote Mal verursachten ihr ein unbehagliches Gefühl.