Heißer Flirt - inklusive - Manuela Lewentz - E-Book

Heißer Flirt - inklusive E-Book

Manuela Lewentz

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Beschreibung

"Zuckerstücke braucht das Leben", so Lydia Lowere, Lottes verstorbene Tante. Lotte kann ihr Glück kaum fassen. Ihre Vorliebe, Preisrätsel auszufüllen, beschert ihr eine Reise nach Monaco. Vier Tage an der Côte d'Azur versprechen Abstand vom Alltag und neue Eindrücke. Die Freundinnen sind begeistert und rasch fällt der Entschluss, Ina, Karin und Petra kommen mit. Beim Eintauchen in die Welt der Monegassen treffen die Freundinnen auf Silvi, die aus Funk und Fernsehen bekannt ist. Die Begegnung an sich ist schon spektakulär, doch die Einladung von Silvi zu einem Gartenfest wirkt elektrisierend auf die Mädelsrunde. Die Frage hängt in der Luft: "Was ziehe ich nur an?" Neben Silvi kreuzen auch Männer den Weg der Mädelsrunde und sorgen einmal mehr für Aufregung und spannende Momente. "Prickelnd und humorvoll", der neue Roman von Manuela Lewentz.

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Inhaltsverzeichnis

Lotte

Karin

19 Uhr

Franz

Freitagabend

Lotte

Der nächste Morgen

Petra

Donnerstag Tag der Abreise

Lotte

Nizza

Unser Hotel

Petra

Eine Stunde später

Karin

Nachmittag

Lotte

Petra

Lotte

Eine Stunde später

Ina

Lotte

Ina

Mitternacht

Karin

Am Morgen

Petra

Lotte

Petra

Lotte

Petra

22.40 Uhr

Der nächste Morgen

Lotte

Rückflug

Petra

Lotte

Samstagmorgen

Zwei Stunden später

Karin

Lotte

Der nächste Morgen

Das nächste Wochenende

Anton Wall

19 Uhr

23 Uhr

Petra

17 Uhr

Eine Stunde später

Rückblick auf den Abend der Freunde

Karin

Petra

Anton Wall

Eine Stunde später

Ina

Der nächste Morgen

Lotte

Petra

Lotte

Der nächste Morgen

Karin

Einige Wochen später

Silvi

Lotte

Lotte

Wie schön das Leben nur sein kann. Prickelnd und bezaubernd empfinde ich den Moment und auch ein wenig Erotik liegt in der Luft. „Die schönen Dinge zu erkennen, das will gelernt sein“, so meine Tante Lydia Lowere. Ihre Leichtigkeit suche ich in meinem Inneren und dankbar darf ich beobachten, sie kommt zum Vorschein.

Vergnügt hüpfe ich vor meinem bodentiefen Spiegel im Schlafzimmer herum und betrachte mich von allen Seiten. „Es geht doch noch“, lächele ich mein Spiegelbild an. Die rote Unterwäsche war sündhaft teuer, jedoch sieht sie auch atemberaubend aus. Meine Brust kommt perfekt zur Geltung, dank dem vorteilhaften Schnitt des BHs. „Sie werden einen perfekt geformten Busen haben. Mindestens eine Nummer größer als von der Natur gegeben wird ihr Busen aussehen“, hatte mich die Verkäuferin animiert, mein Geld auf den Tresen zu legen. Zugeben kann ich, die Frau hat mir nicht zu viel versprochen. Mein Dekolleté sieht atemberaubend und verführerisch aus. Wie nur Franz darauf reagieren wird, wenn er mich am Abend ausziehen darf? Ich lecke mit meiner Zunge über meine Lippe, die Vorfreude wächst in mir auf den Moment, wo ich Franz zeigen darf, was ich gerade sehe.

Rote Dessous – sie sind wirklich sündig anzusehen. Mit einem Mal muss ich bei meinem Anblick seufzen. Meine Gedanken bringen jenen Abend wieder zurück in mein Gedächtnis, den ich schon lange dachte, verdrängt zu haben. Meine Stimmung fällt von Wolke 7 auf den Fußboden, so zumindest fühle ich mich von einer auf die andere Minute. Gerade war ich noch der Vamp, die weibliche Verführung für Franz, die Sünde in einem Hauch von Rot gehüllt. Wieso kommen die quälenden Erinnerungen gerade jetzt wieder hoch? Im Dessous-Laden war mein Kopf frei von Altlasten.

Jetzt habe ich den Abend in Erinnerung, an dem ich schon einmal in roten Dessous die Hoffnung auf einen erotischen Nachtisch hatte. Tränen kommen auf. Ich verlasse den schönen Platz vor dem Spiegel und gehe in mein Badezimmer.

Die Wäsche fühlt sich gut an, auch jetzt noch, wo ich meine Jeans und eine Bluse drüberziehe. Die Verkäuferin sagte mir, mit der richtigen Unterwäsche fühle sich Frau viel weiblicher, auch die Bewegungen seien anders. Ein Hauch Erotik würde immer mitschwingen, bei jedem Schritt.

Was war nur an jenem Abend schiefgelaufen? Für meinen Freund hatte ich gekocht, Bratkartoffeln mit Speck hatte ich ihm in der sexy roten Verhüllung serviert. Auf eine Jeans oder ein Oberteil hatte ich an jenem Abend verzichtet. Franz sollte gleich sehen, was ihn beim Nachtisch erwartet. Meine Hoffnung wurde nicht erfüllt und statt der heißen Nacht im Bett gab es Tränen auf dem Kopfkissen.

Energisch schüttele ich meinen Kopf. Die Vergangenheit muss mich in Ruhe lassen. Soll ich mein ganzes Leben auf das Tragen von roten Dessous verzichten, nur wegen einer negativen Erfahrung? Nein, so mein Entschluss, ich blicke nach vorn.

Vorbei die Zeit der trüben Gedanken und Erinnerungen an jenen Abend. „Augenblicke sind zum Genießen, Champagner ist zum Trinken gemacht“, fallen mir die Worte meiner verstorbenen Tante Lydia Lowere ein. Sie war so voller Energie und Lebensfreude, noch heute bin ich fasziniert von der Art, wie Lydia das Leben angenommen hat. Männer waren ein schmückendes Beiwerk, worauf sie nicht verzichten wollte, bis ins hohe Alter nicht.

Grinsend über den Gedanken eile ich in das Erdgeschoss. Auch im Flur komme ich nicht so einfach an dem Spiegel vorbei und betrachte mich erneut.

Mein Handy klingelt, als ich mich gerade von der Seite betrachte. Abgesehen von den kleinen Röllchen an meinen Hüften bin ich mit mir im Reinen. Größe 42 bedeutet ja nicht, ich bin dick, sondern vollschlank!

„Karin!“, trällere ich los, nachdem ich die Stimme der Freundin aufnehme. „Du kommst am Freitag zu mir? Sehr gut! Der Mädelsabend wird wieder richtig schön werden“, drücke ich meine Freude über die Zusage von Karin aus. „Wo willst du übernachten?“ Meine Frage wird rasch beantwortet. „Bei Rosalinde und Vincenz.“ So wirklich begeistert bin ich nicht über diese Worte von Karin, was ich ihr auch sage.

„Soll ich mir das Haus mit Franz und dir teilen? Zuhören, wie meine Freundin in der Nacht die Nähe ihres Freundes sucht? Muss ich dich daran erinnern, Lotte, du bist nicht zimperlich beim Sex und die Wände deines alten Hauses sind sehr dünn.“

„Karin!“, mein Einwand wird durch ein Lachen der Freundin unterbrochen. „Ich bin bereits angekündigt bei Rosalinde und sie hat schon die ersten Vorbereitungen getroffen, um das Gästezimmer herzurichten.“

Ich gebe mich geschlagen. „Die Hauptsache ist, du kommst zum Mädelsabend“, beende ich das Telefonat.

Im Anschluss fällt mein Blick erneut in den Spiegel. Verträumt und mit der Aussicht auf das, was ich als Reaktion von Franz erwarten darf, wenn er mich am Abend sieht, beginne ich zu strahlen.

Dann aber ermahne ich mich selbst, den Tag nicht nur vor dem Spiegel zu verbringen. In zwei Stunden muss ich in meinem Café meine Schicht übernehmen, noch Zeit genug, um E-Mails zu checken, so meine Überlegung.

Von Frau Krautwinkel ist eine Nachricht eingegangen, die mich sogleich neugierig macht. Immerhin ist sie die Chefredakteurin der Frauenzeitschrift, für die ich immer wieder Kolumnen schreiben darf. Das Schreiben, Eintauchen in meine Welt der Fantasie, ist für mich eine Freude, auf die ich nicht verzichten möchte. Kurz sinniere ich, wie steinig der Weg oft für mich war. Oft schon dachte ich, Frau Krautwinkel werde mir kündigen oder aber den Vertrag im neuen Jahr nicht verlängern, beides ist zum Glück nie passiert. Grinsen darf ich bei dem Gedanken, die Frau fängt an, sich wie eine Freundin zu verhalten, zumindest ansatzweise. Seit sie mit meinem Nachbarn und ehemaligen Postboten vom Dorf befreundet ist, wirkt sie wie ausgewechselt. Noch zucke ich nervös, wenn sie mir eine Nettigkeit über meinen Gartenzaun entgegenruft. Vielleicht, so meine Überlegung, denke ich in wenigen Wochen anders. Man sollte nie die Hoffnung verlieren und stets an das Gute im Menschen glauben. Mit diesem Gedanken öffne ich die Nachricht von Frau Krautwinkel.

Liebe Frau Wolke,

für die neue Kolumne möchte ich Sie bitten, das Thema Meine besten Freundinnen als Leitfaden zu nehmen. So, wie ich Sie kennenlernen durfe, ist das ein passendes Thema für Sie. Tatsache dürfe auch sein, jede Frau hat eine beste Freundin. Was meinen Sie?

Ihre Beiträge benötige ich schon zeitnah. Bitte nehmen Sie Rücksicht auf die Leserinnen unserer Zeitschrift, die nicht so locker durchs Leben schreiten wie Sie, Frau Wolke! Hoffentlich verstehen Sie meine Anspielungen?

In Erwartung auf den ersten Beitrag – bitte in der kommenden Woche – verbleibe ich mit besten Grüßen

Krautwinkel

Chefredakteurin

Mir gefällt die neue Aufgabe, so meine spontane Reaktion. Trotzdem brauche ich Nervennahrung für die ersten Ansätze in meinem Kopf. Aus meinem Kühlschrank nehme ich mir ein Stück Käse. Beim Essen denke ich über die neue Aufgabe nach. Vom Grunde her gefällt mir das Thema und ich glaube zu ahnen, es wird mir sehr leichtfallen, darüber zu schreiben. Mit Ina, Karin und Petra habe ich tolle Freundinnen an meiner Seite. Wieso, so der nächste Gedanke, soll ich nicht über uns Schreiben? Eventuell erwartet Frau Krautwinkel das auch von mir. So zumindest habe ich die Anspielung in der Mail verstanden. Am Freitag, beim nächsten Mädelsabend, werde ich die Freundinnen hierüber informieren.

Von Franz kommt ein Anruf, als ich mir gerade die Wagenschlüssel hole und das Haus verlassen möchte. „Ich freue mich schon sehr auf das Treffen am Abend mit meiner Süßen.“ An seine neue Seite, die so gefühlvoll ist, muss ich mich noch gewöhnen. „Lotte?“, hakt Franz nach, als ich nicht direkt antworte. „Natürlich freue ich mich auf dich. Es gibt auch eine verführerische Überraschung für dich“, muss ich kichern.

„Mir wird ganz heiß, Lotte“, höre ich ihn sagen. „Gib mir einen kleinen Tipp“, kommt bettelnd hinterher.

„Denke an Bratkartoffeln!“, kurz erschrecke ich über mich selbst. Unter keinen Umständen möchte ich einen Streit mit Franz heraufbeschwören.

„Lotte?“, zögerlich höre ich Franz. „Darf ich auf eine rote Verpackung meiner Liebsten hoffen?“ Schluckend nicke ich, was Franz natürlich nicht sehen kann. „Ist alles gut bei dir, Lotte?“, fragt er nach. Eine Träne rollt über meine Wange. „Mir geht es gut, Franz.“ Kurz blicke ich in den Spiegel im Flur und wische mit der freien Hand die Träne weg. „Bis zum Abend, Lotte. Ich bringe für uns Pasta mit. Einverstanden?“

Noch im Auto denke ich über Franz und seine Worte nach. So, wie meine Beziehung aktuell läuft, das war nicht immer so.

Noch vor einem Jahr hatte ich ständig Liebeskummer. Ob unsere Liebe dieses Mal hält? Diese Frage ist plötzlich in meinem Kopf. Auf meiner Fahrt nach Limburg ermahne ich mich, nicht ständig über die Haltbarkeit meiner Liebe mit Franz nachzudenken. Immerhin bin ich sehr selbständig, habe meine Freundinnen, das Café, mein altes Haus – mein Leben ist auch ohne Franz ausgefüllt. Der nächste Gedanke jedoch kommt unvermittelt auf. Mit Franz habe ich grandiosen Sex. Die Höhen und Tiefen in unserem Alltag würde ich ebenso vermissen, auch wenn es jetzt verrückt klingt. In Limburg angekommen, kann ich vom Parkplatz aus sehen, das Café ist gut besucht. Luftholend halte ich einen Moment inne, dann aber eile ich in das Innere des Cafés, wo mich meine Aushilfe sehnsüchtig zu erwarten scheint. „Alle möchten die Marzipantorte“, stöhnt sie leise, kaum dass ich neben ihr stehe und meine Schürze umbinde. Die nächsten Stunden verfliegen unter der Arbeit.

„Lotte!“, höre ich am frühen Abend eine vertraute Stimme rufen. Schon im Umdrehen weiß ich, die Stimme gehört zu

Petra.

„Wie hübsch du nur aussiehst!“ Petra umarmt mich und ich kann ihr Parfüm riechen. „Du bist in der Tat für jeden Mann ein Glücksfall“, halte ich sie kurz im Arm. Petra lacht erneut.

„Kann ich ein Stück deiner Marzipantorte mitnehmen?“

Jetzt bin ich überrascht. „Petra? Du siehst gut aus“, ich blicke die Freundin fragend an. „Dein Wunsch nach meiner Marzipantorte ist ungewöhnlich für dich, hast du eventuell doch Kummer? Du hast noch nie freiwillig so viele Kalorien zu dir genommen“, blicke ich sie erstaunt an. „Bist du schwanger?“ Meine Frage kommt, ohne nachzudenken, über meine Lippen.

Petra grinst. „Die Torte ist für Klaus. Er hat den ganzen Tag über auf dem Dach eines Kunden gearbeitet und ich möchte ihn verwöhnen.“ Diese Erklärung ist plausibel, überlege ich beim Umdrehen. „Vielleicht nimmst du zwei Stück Kuchen mit?“ Petra verneint unvermittelt meine Frage mit Kopfschütteln. „Später gibt es noch ein Steak mit Salat“, darf ich erfahren.

„Franz bringt am Abend Pasta für uns mit. Zum Glück sind die zwei nicht in jeder Hinsicht gleich veranlagt, auch wenn unsere Freunde Brüder sind.“

Petra, so kann ich sehen, wird kurz rot. „Ich habe nicht von Sex gesprochen, sondern von unserem Abendessen“, füge ich nach. Den sicher verpackten Kuchen lege ich Petra in ihre Hände. Ob sie inzwischen Klaus nähergekommen ist, sinniere ich, als Petra sich verabschiedet. Sie direkt zu fragen, ich traue es mich nicht.

„Am Freitag haben wir hoffentlich einen entspannten Mädelsabend“, bleibt sie kurz in der Tür stehen. Dann eilt sie davon. Einen Moment blicke ich der Freundin nach, doch dann ruft meine Aushilfe mich und Petra ist für den Moment vergessen.

Bis kurz vor Feierabend kommen Gäste in mein Café und ich muss mich richtig mit dem Aufräumen beeilen, um pünktlich nach Hause zu kommen. Franz, so kann ich beim Parken an meinem alten Haus sehen, ist schon im Haus. Wie vertraut und gleichzeitig neu doch alles zwischen uns ist. Franz hat inzwischen seinen Schlüssel von mir erhalten und kommt, wie er möchte und Zeit findet, zu mir. Anfangs war ich zusammengezuckt, wenn er plötzlich hinter mir im Haus stand, jetzt freue ich mich nur noch.

Kurz husche ich in mein Badezimmer, dann aber eile ich die Stufen in die Küche hinunter und folge dem Duft der Pasta. Kurz bleibe ich im Flur stehen. Auf dem kleinen Tischchen liegt ein Brief für mich, den ich rasch in die Hand nehme, um den Absender zu lesen. „Riecht das lecker“, öffne ich die Tür und bleibe unvermittelt stehen, den Briefumschlag noch in meinen Händen hakend. Mein Blick wandert zu dem Küchentisch und ich kann für den Moment nicht begreifen, was meine Augen sehen.

Für den Abend habe nicht nur ich eine Überraschung für Franz. Wie es aussieht, hat er auch an mich gedacht.

Karin

Wie ich mich auf Bremberg freue, auf meine Freundinnen und die Gewissheit, einige Tage der Ruhe zu finden. Ebenso habe ich die Aussicht, ohne schlechtes Gewissen schlemmen zu dürfen. Heute am Morgen, bevor ich ins Kunstmuseum gefahren bin, hat mich Hermann Josef erneut auf meine Figur angesprochen. „Karin, du musst endlich wieder Sport machen. Deine Speckrollen werden unansehnlich groß.“ Mit einem Kloß im Hals habe ich die Wohnung verlassen. Nach außen und gegenüber meinem Freund habe ich gelächelt und von einer unvorteilhaften Kleidung gesprochen, darüber habe ich mich im Anschluss geärgert. Niemals wollte ich eine Beziehung eingehen, in der ich mich verbiegen muss. Im Gegensatz zu mir ist mein Freund schlank und macht einen großen Bogen um Schokolade und Pasta. Chips und Kartoffelgratin isst er auch nicht.

Im Kunstmuseum werde ich später von unserem Direktor zu einem vertrauten Gespräch gebeten. „Karin, was ist nur los heute mit dir? Du siehst traurig aus. Hast du Probleme? Kann ich helfen?“ Wie gut mir seine Worte und sein Mitgefühl nur tun. Innerhalb von wenigen Sekunden bin ich wie verwandelt und kann wieder strahlen. Was nur soll ich dem Direktor sagen? Ich habe Liebeskummer wegen meinem Freund? Was wird als Reaktion von ihm folgen? Eine Umarmung? Ein Kuss oder mehr? Wir beide hatten eine kurze, aber sehr heftige Liaison miteinander. Der Mann liebt meine Rundungen und ich habe bis heute nicht vergessen, wie er mich geliebt hat. Körperlich haben wir perfekt zueinander gepasst. Es gab nur einen kleinen, aber sehr entscheidenden Punkt, der unserer Zukunft im Wege stand. Der Mann ist bereits verheiratet.

„Lächelnd bist du noch viel schöner, Karin. Du kannst immer mit mir über alles reden, das weißt du aber auch?“

Noch immer unentschlossen, wie ich nun reagieren soll, wird mir die Entscheidung abgenommen. Es klopft an der Tür und die Sekretärin tritt ein.

„Mein Kunde für das neue Gemälde kommt gleich“, nicke ich freundlich und verlasse das Büro des Direktors. Welchen Unsinn habe ich nur gesagt? Ein Kunde? Wir sind ein Museum. Konzentriere dich besser, ermahne ich mich selbst auf dem Weg in die große Ausstellungshalle. Zufrieden für den Moment, sehe ich die Gruppe mit Touristen kommen. Seit dem kleinen Lob von meinem Direktor fühle ich mich wieder gut in meiner Haut. „Ich will nur noch positive Menschen in meinem Umfeld haben“, diese Worte kamen zu ihren Lebzeiten aus Lydia Loweres Mund. Wie recht diese lebenskluge Frau doch hatte. Ein Scheibchen ihrer Gelassenheit würde mir guttun.

Frankfurt kommt mir in den Sinn und die alte Villa von Lydia Lowere. Niemals zuvor durfte ich solch einen Luxus genießen und so viel Außergewöhnliches sehen, wie in diesen Räumen. Neben wertvollen Gemälden über Möbel, die Lydia gekonnt miteinander kombiniert hatte, zog uns auch ihr Porzellan in den Bann. Besonders Ina war vom ersten Moment an in das Porzellan verliebt.

„Karin!“ Kurz blicke ich zu der Gruppe mit den Touristen, die vor einem Gemälde stehen und sich nach dem Mann umsehen, der mich gerufen hat. Im Allgemeinen wird in diesen Räumlichkeiten geflüstert. „Karin!“, aufgeregt steht Anton Wall vor mir. „Gerade habe ich an die alte Villa und Lydia Lowere gedacht“, begrüße ich ihn herzlich. „Darum geht es ja auch, Karin. Ich bin so aufgeregt.“ Schweißperlen kann ich auf der Stirn des Künstlers erkennen.

„Ist etwas mit der Lagerung deiner Gemälde?“ Erschrocken stelle ich diese Frage. Anton Wall wird in zwei Wochen seine Kunst in unserem Museum zeigen und es wäre eine Tragödie, wenn mit den Gemälden etwas nicht in Ordnung ist. Noch immer liegen die Augen der Touristen auf uns. Anton, so kann ich sehen, hat sich neu eingekleidet. Der Mann ist in der Tat ein Trendsetter. Ungewohnt ist für mich, sein T-Shirt schmückt ein Totenkopf. Anton scheint mein Blick nicht entgangen zu sein. „Die neue Kollektion von Papio“, lässt er mich wissen. „Für meinen Vortrag am Nachmittag will ich doch jung und hip aussehen.“ Jetzt grinse ich. „Noch nie habe ich dich langweilig gekleidet gesehen und die Studenten werden ihre Freude an dir finden.“

Unvermittelt erfahre ich auch den Grund für die Schweißperlen. Mein Künstler hat Lampenfieber, vor den Studenten zu sprechen. „Rede einfach über die Entstehung deiner Gemälde, deine Empfindungen beim Arbeiten, die Gedanken im Vorfeld zu den Farben, die verarbeitet werden und wie du empfindest, im Nachgang, wenn das Kunstwerk fertig ist.“ Meine Worte scheinen ihm Trost und Zuversicht zu spenden.

„Ach, Anton, am Freitag fahre ich im Übrigen nach Bremberg. Lotte organisiert einen Mädelsabend. Bis zum Sonntag werde ich bei Rosalinde und Vincenz übernachten“, füge ich nach. Anton sieht mich skeptisch an. „Und ich? Dann muss ich das ganze Wochenende auf dich verzichten?“

Mein Lachen im Anschluss an seine Worte ist zu laut, was ich rasch merke und mich kurz für mein unachtsames Verhalten schäme. „Wir sollten kurz in den Frühstücksraum gehen“, ziehe ich Anton mit mir mit.

„Soll ich dich mitnehmen, nach Bremberg?“ Verwundert sehe ich in sein sorgenvolles Gesicht.

„Ach, nein, Karin“, winkt Anton ab. Er fühlt sich jedoch nicht sehr wohl, was ich ihm ansehe. „Es ist das Lampenfieber. Meine Aufregung, gleich vor den Studenten zu sprechen, ich kann sie nicht verbergen.“

„Ich bin doch an deiner Seite und werde die Begrüßung übernehmen. Vergiss nicht, Anton, diese jungen Leute können viel von dir lernen. Eine Vernissage, geschweige denn so viel Erfahrung, wie du sie gesammelt hast in den letzten Jahren, davon träumen sie noch.“

19 Uhr

Gerade ist es mir gelungen, Anton ein wenig zu beruhigen, da kommt ein Anruf von Lotte. „Ich muss noch arbeiten“, werfe ich ihr gleich entgegen, kaum dass ich das Telefonat angenommen habe. „Monaco!“, schreit mir Lotte entgegen. „Ich habe eine Reise gewonnen, für zwei Personen. Vier Tage Monaco, das süße Leben genießen und bummeln in den schönen Boutiquen, Sekt trinken oder auch Champagner! Ich werde mich wie Lydia Lowere fühlen!“ Lottes Stimme ist aufgeregt. Ich muss unvermittelt lächeln. „Du bist süß. Freust dich wie ein kleines Mädchen, das ist gut so!“, mein Empfinden muss ich zum Ausdruck bringen. „Ich melde mich am späten Abend bei dir“, sage ich und werde sogleich von Lotte unterbrochen. „Franz hat für uns Pasta geholt. Eigentlich wartet er schon am gedeckten Tisch auf mich. Stell dir nur vor, Karin, auf dem Tisch steht eine rote Rose, von Franz!“

Jetzt kann ich die ganze Aufregung noch besser verstehen. „Sehr schön, ich freue mich für dich, Lotte. Genieße den Abend“, ich lache kurz, bevor ich weitersprechen kann: „Franz ist vermutlich dein Nachtisch, im Anschluss an die Pasta.“ Lotte kichert auf meine Worte wie ein kleines Mädchen.

„Wir reden morgen oder spätestens beim Mädelsabend“, beende ich das Telefonat.

Mit Anton will ich über die Neuigkeit sprechen, doch dann lasse ich es sein. Mein Künstler ist zu aufgeregt, um mir zuzuhören.

„Bist du bereit?“ Anton nickt und wir gehen gemeinsam zum Vortragsraum. Kurz nehme ich die Hand von Anton, sie ist feucht. „Bleib ruhig, mein Lieber. Du bist der Star und die Studenten fiebern einem Treffen mit dir entgegen, nicht umgekehrt.“

Vier Tage Monaco, das wäre auch etwas für meine Seele, überlege ich auf dem Weg in den Vortragsraum.

Anton bleibt mit einem Male stehen. Ich sehe ihn verwundert an. „Alles wird gut, Anton. Du bist ein begnadeter Künstler und vor dir sitzen gleich eine Handvoll Anfänger. Alle sind gespannt, von deiner Erfahrung und Arbeit zu hören.“ Meine Worte scheinen zu fruchten, Anton setzt sich wieder in Bewegung. Beim Betreten des Vortragsraumes wirkt Anton mit einem Male nicht mehr nervös und ängstlich. Zielsicher steuert Anton das Rednerpult an und nimmt Haltung ein. Wo er das nur gelernt hat? Schmunzelnd und stolz höre ich seinen Vortrag an. Die Studenten sind gefesselt von der Art und Weise, wie Anton sie mitnimmt in die Entstehung seiner Kunst.

Eine Stunde später höre ich lauten Beifall um mich herum und sehe zu einem stolzen Künstler. Mit einem Taschentuch wischt sich Anton einige Schweißperlen von der Stirn. Die Studenten haben noch Fragen und lassen den Künstler nicht aus der Verantwortung. Anton gibt dem Drängen nach und unterhält sich, wie ich beobachten darf, angeregt mit den Studenten, die noch immer wissbegierig um ihn herumstehen.

Franz

Als ich die Haustür höre, spüre ich schon Nervosität in mir aufsteigen. Überrascht vernehme ich, Lotte eilt zunächst hoch in das Badezimmer. Die Zeit nutze ich, um uns ein Glas Wein einzuschenken. Mit der Tagespost in den Händen kommt Lotte Minuten später in die Küche gestürmt. „Sorry, Franz, ich habe mich etwas“, mit offenem Mund hält Lotte inne und bleibt vor dem gedeckten Tisch stehen. „Eine rote Rose“, haucht sie beim Anblick der Rose, die ich für Lotte in eine Vase gestellt habe.

„Freust du dich darüber?“

Auf meine Worte nickt Lotte. In ihrem Gesicht kann ich sehen, die Überraschung ist mir gelungen. Ich gehe zu ihr und nehme Lotte zärtlich in meine Arme. Der anschließende Kuss ist sehr innig.

„Lass das Glück zu! Nimm es auf in deinem Herzen, ohne große Fragen nach dem Warum“, flüstere ich in ihr Ohr und verschließe erneut mit meinen Lippen die ihren. Der Kuss ist erneut sehr innig und mir entgeht weder meine körperliche Reaktion noch die meiner Freundin. „Hoppla!“, Lotte löst sich von mir, um mich dann erneut zu umarmen und zu küssen.

Mit Lotte habe ich eine erotische Partnerin gefunden, auf die ich Jahre gewartet habe. Zum Glück drängelt mich Lotte nicht, mit ihr ganz zusammenzuziehen. Auf ein Zuviel an Enge reagiere ich mit Abstand. Ihren Schlüssel vom Haus habe ich dennoch gerne angenommen. Zeigt es mir doch, Lotte vertraut mir wieder. In unserer Beziehung gab es auch schon viele Tiefen.

„Gleich gibt es Essen“, löse ich mich aus der Umarmung.

Während ich mich um unser Essen kümmere und die Pasta auf die Teller lege, höre ich wie Lotte den Umschlag aufreißt. „Wahnsinn! Franz!“, ihre Stimme reißt meinen Blick von der Pasta weg zu ihr. „Ist etwas passiert?“ „Franz! Du wirst es mir nicht glauben, was ich gerade gelesen habe.“ Schon dem Klang ihrer Stimme kann ich entnehmen, sie hat eine besondere Überraschung für mich. „Angeblich habe ich eine Reise gewonnen, Franz. Nach Monaco!“ Staunend drehe ich mich wieder zu der Pasta um. „Gratuliere!“ Meine Reaktion war nicht ausreichend für Lotte und daher greift sie zum Handy. Kurz höre ich, sie redet mit Karin.

„Sie hat leider keine Zeit für mich“, darf ich im Anschluss erfahren. „Wieso arbeitet Karin noch um diese Uhrzeit?“ Meine Frage soll Lotte lediglich mein Interesse zeigen. Mich länger über Karin zu unterhalten, ist nicht in meinem Sinn.

„Im Kunstmuseum wird bis 21 Uhr gearbeitet und heute hält Anton Wall einen Vortrag für die Studenten, das habe ich nicht bedacht“, lässt Lotte mich wissen. Ich nicke höflich und im Anschluss bringe ich die Teller zum Tisch. Zu meiner Freude widmet sich Lotte nun dem Essen und mit jedem Bissen, der den Weg in ihren Mund findet, kann ich die Reaktion beobachten, Lotte wird gelöster. Wir prosten uns zu.

„Für mich trinkst du heute Wein“, lobt sie mich, nachdem sie ihre Portion aufgegessen hat. „Bleib sitzen, Lotte. Ich verwöhne dich heute Abend und räume die Teller in die Spüle.“ Verwundert blickt mich Lotte an. „Genießen heißt das Zauberwort“, erkläre ich mein Verhalten. Im Anschluss bringe ich die Teller weg. „Möchtest du zum Nachtisch ein Eis?“

Plötzlich höre ich Lottes Lachen. „Du hast die Auswahl zwischen einem Eis oder deiner Freundin.“

„Lotte?“ So gut kenn ich meine Freundin inzwischen, dass ich ahne, jetzt kommt die große Überraschung des Abends für mich.

Im Umdrehen sehe ich sprichwörtlich rot. Meine Freundin hat in wenigen Sekunden ihre Hose, ihr Oberteil und die Schuhe ausgezogen. Lotte steht mit einem Male in Unterwäsehe vor mir. „Du siehst traumhaft schön in den neuen Dessous aus, Lotte. Sie sind ja rot!", zitternd vor Rührung breche ich meine Worte ab. Mit einem Mal ist mein Hunger auf Eis vergangen und ich will nur noch Lotte spüren, sie anfassen und den Moment der Leidenschaft genießen.

„Für mich sind dies die Geschenke in meinem Leben." Lotte hebe ich mit meinen Armen hoch und trage sie hinauf ins Schlafzimmer. Sanft lege ich Lotte auf dem Bett ab. Kurz halte ich inne und schaue meine Freundin in ihrer roten Unterwäsche nur an. „Du bist wunderschön, Lotte! Soll ich dich wirklich komplett ausziehen?", meine Hand streichelt sanft über ihren Bauchnabel hinauf bis zu ihrer Brust. Meine Hände gleiten über die zarte Seite des BHs. In diesem Moment zieht mich Lotte näher zu sich. „Küss mich, Franz!" Dieser Aufforderung komme ich gerne nach. „Meine Lotte!", hauche ich. „Beim Küssen werde ich es nicht belassen können. Ich begehre dich!" Rasch sind die zarten Dessous ausgezogen und ich dringe in Lotte ein. Wie eine Explosion erlebe ich den Augenblick als ich mich ganz der Liebe hingeben kann.

„Lotte, du bist meine Traumfrau", liege ich nach Minuten der Freude neben ihr. „Ich kann mich auch nicht beklagen", kichert Lotte. „Wenn du mir jetzt noch ein Eis zum zweiten Nachtisch servierst, ist der Abend perfekt." Einen Moment halte ich Lotte noch in meinen Armen fest. „So, jetzt darfst du das Bett wieder verlassen", küsse ich Lotte zum Abschluss auf den Bauchnabel.

Mehr als eine Stunde später stehen wir wieder in der Küche, vor dem Eisschrank. Zufrieden grinsend fülle ich zwei Schüsselchen mit Vanilleeis und Lotte schlägt für uns frische Sahne auf. Lotte, so denke ich verträumt, ist im Bett wie ein Vulkan. Diese Frau schenkt mir alles an sinnlicher Erfüllung, wovon ich immer geträumt habe. „Möchtest du noch einen Espresso?" Lotte nickt und legt die Sahne über unsere Eisportionen.

„Schmeckt es dir?“, will ich wissen, nachdem ich mit zwei Espresso neben ihr am Tisch sitze. Sie hat gerötete Wangen und strahlt mich an. „Mir geht es sehr gut, Franz“, darf ich hören. „Eine rote Rose, Pasta, ein Glas Wein, der gedeckte Tisch, jetzt das Eis mit Espresso, alles ist so schön“, beseelt sieht mich Lotte an.

Zu meiner Freude hat Lotte die gleichen Vorlieben wie ich. „Darf ich jetzt auf Bier umsteigen?“, frage ich nach dem Eis.

„Auf jeden Fall, Franz. Ansonsten bekomme ich noch Angst vor zu vielen Veränderungen an deinem Verhalten.“

So ganz gefallen mir die Worte aus Lottes Mund nicht. Soll das heißen, ich bin im Allgemeinen ruppig zu ihr? Vor dem Kühlschrank hole ich Luft, ermahne mich selbst, nicht weiter darüber nachzudenken und einfach den Rest des Abends an der Seite meiner Traumfrau zu genießen.

„Mein Gewinn“, hält Lotte später noch einmal den Brief in die Höhe. „Es geht um das Preisrätsel, an dem ich teilgenommen habe.“

„Du denkst wirklich, der Gewinn ist eine Reise nach Monaco? Vielleicht bekommen wir eher noch einen weiteren Kochtopf oder eine neue Kaffeemaschine“, grinse ich Lotte an. Ihre Angewohnheit, Preisrätsel auszufüllen, kenne ich noch von früher. Bisher hat Lotte lediglich Dinge gewonnen, die schon in ihrem Haushalt existierten.

„Nein, Franz! Ich habe tatsächlich eine Reise nach Monaco gewonnen“, ihre Stimme wird hoch. Rasch springt Lotte von ihrem Stuhl auf, kommt zu mir und fällt mir um den Hals.

„Monaco, ich komme!“

„Was ich doch für ein Glück habe, dass du zunächst den Sex mit mir vorgezogen hast, vor der überschwänglichen Freude über den Gewinn. Muss ich dich begleiten?“ Mein Einwand und die damit verbundene Frage lässt Lotte kalt. „An dem Wochenende spielt auch die Bundesliga“, werfe ich gleich nach. „Und es wird ja auch vielmehr eine Reise für Frauen sein, habe ich Recht?“

Lotte grinst. „Tja, dann muss ich auf meine Mädels zurückgreifen. Bei Karin konnte ich vorhin nicht richtig zu Wort kommen aber vielleicht hören mir Petra und Ina zu.“ Rasch angelt Lotte ihr Handy und telefoniert mit Petra und Ina. Spontan ist Lotte, das muss ich zugeben. Mit einer neuen Flasche Bier ziehe ich mich vor den Fernseher zurück. Immerhin kommt Fußball.

„Franz! Ich bin glücklich“, liegt mir Lotte eine Stunde später wieder im Arm. „Der Abend mit dir, jetzt noch mein Gewinn, alles ist so herrlich. Ich kann es kaum glauben. Jetzt lebe ich wie Lydia Lowere.“ Das Telefonat mit den Freundinnen hat die Stimmung von Lotte noch gesteigert. „Mir geht es so gut!“ An dieser Stelle ziehe ich Lotte noch ein Stückchen näher und verschließe ihre Lippen mit den meinen. Mir ist nicht nach Reden, schon gar nicht über eine imaginäre Reise nach Monaco. Vielmehr keimen in meinem Kopf gerade die Bilder vom frühen Abend auf. Lotte in roten Dessous auf dem Bett und Lotte ohne Dessous im Anschluss.

Freitagabend

Lotte

Richtig aufgeregt bin ich in der Vorfreude auf meine Freundinnen. Es gibt so viele Dinge zu besprechen. Zum einen mein Gewinn der Reise nach Monaco und die Frage, wer möchte mich auf der Reise begleiten. Ebenso ansprechen möchte ich die Vernissage von Anton Wall, die in zwei Wochen stattfinden wird. Für Anton ist unsere Unterstützung sehr wichtig, wie ich gestern schon Ina gegenüber angedeutet habe.

Dankbar habe ich bei dem Gespräch auch Inas Angebot angenommen, mir den Kartoffelsalat zuzubereiten.

Meine zweite Aushilfe im Café hat sich krankgemeldet und ich war heute länger im Einsatz als geplant, schon gestern habe ich sie vertreten müssen. Mein Blick fällt in meinen Spiegel, der im Flur hängt. Ich wollte mich eigentlich noch umziehen, was ich aus Zeitmangel nicht geschafft habe. Mitten in meine Gedanken klingelt es an meiner Tür. Ich blicke auf meine Armbanduhr. Es ist Punkt 19 Uhr. Mit einem Ruck öffne ich die Haustüre und vor mir sehe ich meine Freundin Ina. In ihren Armen hält sie eine große Schüssel. Ich tippe sogleich auf ihren Kartoffelsalat à la Ina.

„Kannst du mir die Schüssel bitte abnehmen?“, wirft sie mir entgegen. „Mir ist warm“, zieht sie ihre Strickjacke aus. „Wir setzen uns doch in deinen Garten?“, eilt sie in meine Küche voraus. Ich grinse innerlich über das Verhalten von Ina. „Nur deshalb habe ich vorsichtshalber an eine Strickjacke gedacht. Am späten Abend kann es kühl werden“, fügt sie nach. Nickend folge ich ihr. „Natürlich habe ich den Tisch im Garten vorbereitet, Ina. Das Wetter ist fantastisch und du weißt ja, ich bin so lange in meinem Garten, wie die Temperaturen in Deutschland es zulassen. Strickjacken gibt es in meinem Haus in allen Farben, da musst du dir keine Sorgen machen um kalte Schultern.“

Petra und Karin kommen, als wir gerade im Garten an dem gedeckten Tisch sitzen. Die zwei Freundinnen sind gleich durch den Garten marschiert, ohne groß an der Tür zu klingeln. „Hereinspaziert!“, rufe ich den Freundinnen entgegen. Im Anschluss eile ich an meinen Kühlschrank, hole eine gekühlte Flasche Prosecco hervor und nehme diese mit in den Garten. „Auf einen schönen Abend!“, prosten wir kurz darauf mit den vollen Gläsern aneinander. „Karin, es ist so schön, dass du gekommen bist, obgleich du die Vernissage für Anton vorbereiten musst.“ Karin strahlt mich an. „Unser Direktor hat Anton für den heutigen Abend zu sich zum Abendessen eingeladen, damit er nicht so allein am Wochenende ist“, teilt sie uns mit. Nur, so, wie Karin es sagt, es schwingt den Worten noch eine Botschaft mit, denke ich. „Mit dem Direktor vom Museum hast du noch ein gutes Verhältnis?“ Meine Frage lässt sie kurz auflachen. „Deine Frage ist zweideutig, Lotte!“

Petra und Ina fangen an zu kichern, ich tue es den beiden gleich. „Setzt euch an den Tisch, ich hole rasch die Würstchen“, eile ich erneut in meine Küche. Ina folgt mir, sie will den Kartoffelsalat nach draußen tragen. Zuvor hatte ich ihn noch einmal kühlgestellt.

„Karin ist noch immer in den Mann verknallt“, flüstert sie mir zu. Mir fehlen gerade die passenden Worte, was nicht oft vorkommt. Daher nicke ich nur und gehe mit Ina wieder zurück in den Garten, wo zumindest Karin schon sehnsüchtig auf die Würstchen und den Kartoffelsalat wartet. „Mich hast du heute vergessen?“ Petra blickt betrübt über den Tisch. Ich sehe die Freundin erschrocken an. „Meine zweite Aushilfe ist krank, es tut mir leid, Petra.“ Die Frage, ob sie nicht doch einmal mit uns essen will, spare ich mir. „Im Kühlschrank sind noch Tomaten“, füge ich nach. Petra nickt, steht auf und eilt in meine Küche. Karin bleibt unbeirrt von der Situation mit Blick auf die Würstchen sitzen. Kaum, dass Petra in der Küche verschwunden ist, greift sie bei den Würstchen zu. „Drei Tage habe ich Zeit zum Schlemmen“, stöhnend vor Freude wandert die erste Gabel zu ihrem Mund. Ina wartet allem Anschein nach noch auf die Rückkehr von Petra an unseren Tisch. „Es war nicht gut von dir, Petra zu vergessen“, sagt sie mir. Mein Versuch, mich rauszureden, er fruchtet nicht bei ihr.

„Wieso nur kann das Püppchen nicht mit uns essen?“ Karins Worte hallen über den Tisch. Puh, so denke ich, jetzt kann die Stimmung kippen, was ich nicht riskieren möchte. „Ina hat Recht, Petra ist wie sie ist. Wir haben sie lieb und müssen lernen, das zu akzeptieren“, ich unterbreche meine Worte, Petra kommt auf uns zu. Sie wirkt zufrieden, nicht beleidigt und trägt eine kleine Schüssel in ihren Händen. „Lotte“, hebt Petra die Stimme, kaum dass sie an unserem Tisch sitzt. Kurz habe ich Bedenken, sie meckere nun über mein Versäumnis, keinen Salat für sie vorbereitet zu haben. Mein Besteck lege ich neben meinem Teller ab. „Gut, Petra, sag, was du zu sagen hast.“ Karin blickt mich an, kaut aber weiter auf einem Stück Wurst herum. Inzwischen hat sie sich auch drei große Löffel Kartoffelsalat auf den Teller gelegt. „Kann ich für einige Tage hier bei dir wohnen, wenn Anton Wall aus Dresden zurück ist?“

„Petra, du Süße! Sehr gerne. Dann kommt auch wieder gesundes Essen auf meinen Tisch“, spontan springe ich auf und umarme die Freundin. „Mit meinen Freundinnen kommt keine Langeweile in meinem Leben auf“, proste ich später den Mädels zu.

„Dazu möchte ich etwas sagen“, räuspert sich Karin. „Können wir nicht gemeinsam nach Monaco reisen, wir vier zusammen?“

Mit einem Mal wird es laut am Tisch, vier Frauen reden durcheinander, strahlen und lachen, heben ihr Glas.

„Stopp!“, ich klopfe mit meiner Gabel gegen mein Glas und verschaffe mir Gehör. „Diese Idee von Karin ist wunderbar. Ihr macht mir eine große Freude, wenn ihr mich begleitet. Zwei Personen sind gratis und die weiteren Kosten teilen wir uns.“ „Es ist aber doch deine Reise und dein Gewinn“, wirft Ina ein. „Egal! Mit euch gemeinsam wird es erst schön. Wir legen zusammen und werden vier unvergessliche Tage erleben und genießen.“

„Ob wir alle Urlaub bekommen, so kurzfristig?“ Ina bringt die Sorge von Petra auf den Punkt. Kurz denke ich, meine Freundin Ina, sie macht sich immer zu viele Sorgen. In diesem Fall jedoch liegt sie richtig. „Ich werde mich gleich Montagmorgen darum kümmern.“ Petra betont noch, ihr würde eine kleine Auszeit wirklich guttun. „Seit meiner Trennung bin ich innerlich ausgebrannt.“

Kurz wird es still am Tisch. „Wie läuft es mit deinem Dachdecker?“ Karin spricht aus, was auch ich mich frage. Petra nippt an ihrem Prosecco und lässt uns warten. „Mit Klaus ist es schön, wirklich“, sie lächelt versonnen. „Trotzdem muss ich noch das Ende meiner langjährigen Beziehung verarbeiten, bevor ich mich wieder ganz öffnen kann. Es ist aber sehr schön, Klaus zu kennen und zu erleben, wie geduldig er mit mir umgeht.“ Karin legt ihren Kopf zur Seite. „Glaubst du, er meint es ernst? Können sich Männer in uns Frauen hineinversetzen oder ist es vielmehr nur ein Spiel, um dich ins Bett zu bekommen?“ Alle Augen liegen auf Petra. Sie zuckt mit den Schultern. „Warten wir es ab, die Zukunft wird es zeigen. Für den Moment bin ich sehr glücklich, wenn Klaus in meiner Nähe weilt. Einzig“, sie macht eine Pause und wir sehen sie neugierig an.

„Erzähl schon, bitte!“, fordere ich von Petra, nachdem sich die Pause in die Länge zieht.

„Mir fehlen die Schmetterlinge in meinem Bauch. Ich mag Klaus, das ist aber auch schon alles an Gefühlen. Ich habe Angst, mich nie mehr richtig verlieben zu können. Eine kleine Reise mit meinen Freundinnen würde mir wirklich guttun.“

„Mir ebenso“, lässt Karin kurz den Blick sinken. „Meine Situation zu Hause spitzt sich zu. Mein Freund wirft mir immer öfter vor, ich sei zu dick, mache keinen Sport.“ Karins Worte bleiben unkommentiert. Petra, das habe ich gesehen, hat kurz geschluckt, sich aber mit Worten zurückgehalten. Für sie ist es keine Herausforderung, sportlich aktiv zu werden, gesund zu essen und immer gepflegt unterwegs zu sein.

Vom Grunde sind wir Freundinnen sehr unterschiedlich, grübele ich, als mich Ina aus den Gedanken rausholt.

„Lotte? Kannst du mir die Unterlagen geben, von deiner Reise? Dann schaue ich nach Flügen für uns und sehe zu, dass wir noch ein Doppelzimmer im gleichen Hotel bekommen.“ Freudig lasse ich mich von Ina aus meinen Gedanken ziehen. „Lieb von dir, Ina.“

Karin lächelt Ina kurz zu, betont ebenso, es sei lieb von Ina, sich zu kümmern, doch dann gilt ihr Interesse wieder den Würstchen.

Petra, so kann ich beobachten, knabbert zufrieden auf den Tomaten herum, die sie noch in meinem Kühlschrank gefunden hat. „Ich bin so aufgeregt“, lege ich mein Besteck zur Seite, nachdem ich noch eine weitere Portion von Inas Kartoffelsalat geschlemmt habe. „Monaco wird wunderschön und hoffentlich auch ereignisreich für uns werden.“

„Ich werde in jedem Fall die schönen Boutiquen aufsuchen“, betont Petra. Karins Gedanken sind noch vom Essen gefangen. „Gibt es heute keinen Nachtisch?“ Mit ihrer Frage fängt sie schon an, ihren Teller zur Seite zur stellen. Ich grinse und gehe ihr zur Hand. „Beim Nachtisch habe ich an dich gedacht, Petra. Nur, wenn ich ehrlich sein darf“, meine Worte unterbreche ich, mein Blick haftet an Petra die mich spontan anstrahlt. „Fantastisch! Es gibt Obstsalat? Frisch zubereitet?“, sie freut sich wirklich. Mein Nicken folgt ihren Worten prompt. „Wo ist das Problem? Du hörst dich so zweifelnd an. Wie soll ich mein erstes Empfinden auf deine Worte ausdrücken? Schuldbewusst?“

Ohne Petra weiter die Gelegenheit zu geben, nach der passenden Ausdrucksweise zu suchen, sage ich: „Die Wahrheit jedoch ist, mir würde ein Eis mit Sahne jetzt guttun. Meine Seele schreit förmlich danach.“ Karin klatscht in ihre Hände, Ina grinst in sich hinein, wie ich sehen darf. Petra räuspert sich, behält aber den gleichen Gesichtsausdruck. Wie kann sie nur so beherrscht sein, frage ich mich. „Gut, dann esse ich das Obst und ihr schaufelt euch weiter die Kalorien auf eure Hüften.“ Ups, jetzt hat sie doch noch die innere Stärke verloren, denke ich spontan. „Für mich bitte auch nur Obst“, fängt Ina an, ihren Teller abzuräumen. „Johann hat mich letzte Nacht auf meine Figur angesprochen. Ihm ist nicht entgangen, ich habe bereits drei Kilo abgenommen.“ Ein Kichern folgt und wir wissen genau, Ina hatte gestern Sex.

„In diesem Leben werde ich keine Model-Maße mehr erreichen“, seufzt Karin. „Mir ist es aber inzwischen egal, ich will das Leben genießen, auch die kalorischen Gelüste ausleben“, wirft sie lachend über den Tisch. Kurz stellt Ina noch einmal die Teller in ihren Händen ab, wir prosten uns zu. „Auf die Freundschaft!“

Im Nachgang wuseln meine Freundinnen in meiner Küche herum, bis die Eisschüsseln und der Obstsalat vor uns stehen.

„Hmmmm! Wie lecker!“ Meine Freude über das Eis kann ich nicht verbergen. „Möchtet ihr den Titel meiner neuen Kolumne erfahren?“ Spontan höre ich aus drei Mündern ein lautes: Ja!

„Meine besten Freundinnen heißt die Überschrift.“

„Dann kannst du ja über uns schreiben“, lacht Petra und steckt sich ein Stück Apfel in den Mund. „Ja, das werde ich auch tun. Die kleine Reise nach Monaco wird mir bestimmt auch neue Impulse schenken.“

Karin lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. „Wen wir nur alles treffen werden? In Monaco, so habe ich gelesen, sind viele Schauspieler und Stars unterwegs. Das wäre doch aufregend, auf einige Stars zu treffen. So unverhofft. Mein Outfit werde ich gut auswählen. Ich denke mal, in Monaco kann ich mir noch erlauben, kurze Röcke zu tragen.“ Sie blickt kurz versonnen in den Himmel und fügt nach: „Unbedingt möchte ich das Kunstmuseum aufsuchen. Mit den Kollegen habe ich schon oft telefoniert, leider sind wir uns bis heute nie persönlich begegnet.“ Nach ihren Worten greift Karin noch einmal zum Eis. „Das war eine gute Idee von dir, Lotte!“