Kinderlachen - Folge 025 - Karen Sanders - E-Book

Kinderlachen - Folge 025 E-Book

Karen Sanders

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Beschreibung

"Hast du Papa schon vergessen?" - "Früher war alles viel besser!" - "Du bist gar keine richtige Mami mehr, seit ..."

... seit ich mich in Peter Bergmann verliebt habe, beendet Barbara in Gedanken den Vorwurf ihrer Tochter. Die drei Kinder können sich einfach nicht damit abfinden, dass ihre Mutter mit fünfunddreißig Jahren zu jung ist, um den Rest ihres Lebens als trauernde Witwe und aufopferungsvolle Mutter zu verbringen.

Hat sie nicht auch ein Recht auf das Glück an der Seite eines Partners? Aber wie soll sie das den Kindern verständlich machen, die so große Angst haben, dass das Bild ihres geliebten Vaters durch einen neuen Mann in Vergessenheit geraten könnte?

Barbara ist hin und her gerissen zwischen der Liebe zu einem Mann und der Liebe zu ihren Kindern ...

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Seitenzahl: 102

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfe, Mami ist verliebt!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Artmim

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4115-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Hilfe, Mami ist verliebt!

Als eine Frau das Leben für sich neu entdeckt, reagieren die Kinder mit Trotz

Von Karen Sanders

»Hast du Papa schon vergessen?« – »Früher war alles viel besser!« – »Du bist gar keine richtige Mami mehr, seit …«

… seit ich mich in Peter Bergmann verliebt habe, beendet Barbara in Gedanken den Vorwurf ihrer Tochter. Die drei Kinder können sich einfach nicht damit abfinden, dass ihre Mutter mit fünfunddreißig Jahren zu jung ist, um den Rest ihres Lebens als trauernde Witwe und aufopferungsvolle Mutter zu verbringen.

Hat sie nicht auch ein Recht auf das Glück an der Seite eines Partners? Aber wie soll sie das den Kindern verständlich machen, die so große Angst haben, dass das Bild ihres geliebten Vaters durch einen neuen Mann in Vergessenheit geraten könnte?

Barbara ist hin und her gerissen zwischen der Liebe zu einem Mann und der Liebe zu ihren Kindern …

Nathalie sang aus voller Kehle, während im Hintergrund gleichzeitig Udo Jürgens’ Klassiker lief: »Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an, mit sechsundsechzig Jahren, da hat man Spaß daran. Mit sechsundsechzig Jahren, da kommt man erst in Schuss, mit sechsundsechzig – ist noch lange nicht Schluss!«

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Tante Nathie!« Jessica lief durch die offen stehende Verandatür in das Wohnzimmer und fiel der Frau stürmisch um den Hals.

Nathalie lachte auf. »Na, so was! Wo kommst du denn plötzlich her?«

»Ich wollte dich überraschen und habe mich durch den Garten geschlichen.«

»Und wo sind die anderen?«

»Mami holt die Zwillinge vom Tennistraining ab. Da bin ich mit dem Roller schon mal vorgefahren. Ach ja, und hier ist mein Geschenk für dich.«

Jessica blinzelte verheißungsvoll und hielt ihrer Großtante ein in Seidenpapier gewickeltes Präsent entgegen.

»Ui, da bin ich aber mal gespannt«, tat Nathalie neugierig und löste das Papier. »Was ist denn das?« Verwirrt starrte sie auf das Gebilde, das sie ein bisschen an Ohrwärmer erinnerte.

»Ein MP3-Player, Tante Nathie!«, erklärte Jessica entrüstet. »Sag bloß, das kennst du nicht? Hier, du setzt die Kopfhörer auf die Ohren und schaltest es da ein.«

Sie drückte auf einen kleinen Kopf an dem schwarzen Gerät und rückte die Kopfhörer an Nathalies Ohren zurecht. Aktuelle Hits hatte sie schon auf den Player geladen.

Nathalie riss die Augen auf. »Nicht so laut!«, schrie sie entsetzt und schnappte nach Luft.

Jessica stellte leiser. »Na, wie findest du das?«, fragte sie. »Ist doch super, oder?«

»Das ist wirklich ein tolles Geschenk. Und so nützlich! Bisher habe ich ja immer das Radio eingeschaltet, wenn ich Musik hören wollte, aber jetzt …«

»… bist du an keine Steckdose mehr gebunden«, fiel ihr Jessica ins Wort. »Der Player läuft mit Batterie. Du kannst ihn beim Einkaufen tragen, beim Fahrradfahren – oder sogar auf dem Klo!«

»Ach ja, wirklich äußerst praktisch!«, gab Nathalie zu, obwohl sie noch nie den Wunsch verspürt hatte, auch am »stillen Örtchen« Musik zu hören.

»Weißt du, Tante Nathie: Ich finde dich echt stark!«, verkündete Jessica ihre Sympathie. »Mami könnte man so etwas nie schenken. Die wüsste gar nichts damit anzufangen! Du bist da viel moderner eingestellt!«

»Soso! Wie geht es deiner Mutter eigentlich?«, erkundigte sich Nathalie scheinbar nebensächlich, während sie das Geschenkpapier wegräumte.

»Och …« Jessica winkte missmutig ab. »Sie ist mal wieder ungenießbar!« Und mit gesenkter Stimme fügte sie vielsagend hinzu: »Sie hat immer noch keinen Job gefunden. Nur Absagen!«

Nathalie zog ihre Stirn in Falten. In gewisser Weise hatte die fünfzehnjährige Jessica schon recht: Barbara täte gut daran, manche Dinge einfach lockerer anzugehen.

»Ich glaube, sie wird nie einen Job bekommen!«, meinte Jessica herzlos. »Sie ist viel zu verklemmt. Richtig spießig!«

»Na, na, junge Frau. So redet man nicht von seiner Mutter!«, schalt Nathalie. »Du könntest ihr ruhig ein wenig beistehen. Barbara hat es nicht leicht.«

»Wie denn?«, brauste Jessica auf. »Immer, wenn ich ihr sage, dass ihre Klamotten allerletzter Horror sind und ihre Frisur sie um zehn Jahre älter macht, antwortet sie nur, dass ich zu jung bin, um das richtig beurteilen zu können.«

Nathalie seufzte. Sie konnte sich schon vorstellen, wie Jessica ihre massiven Ratschläge in gnadenloser Direktheit auf ihre Mutter abfeuerte. Aber auch ihre eigenen zarten Andeutungen waren erfolglos geblieben. Barbara ging nicht darauf ein.

Noch immer hatte sie sich nicht von dem Schlag erholt, dass Dieter, ihr Mann, vor drei Jahren so plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben war. Seitdem lebte sie nur für Jessica und die Zwillinge Michaela und Thomas.

Dieter hatte sein Cholesterin und sein Übergewicht nie ernst genommen. Dazu kam, dass er als Beamter im öffentlichen Dienst an seinen Schreibtisch gefesselt war und wenig Bewegung hatte. Alarmierende Warnzeichen, die auf sein Herzrisiko hingewiesen hätten, gab es nicht – bis es dann zu spät gewesen war.

Als Witwe eines Beamten und Mutter von drei Kindern bekam die inzwischen fünfunddreißigjährige Barbara eine angemessene Rente. Doch da es noch Schulden für das Häuschen abzuzahlen galt, reichte das Geld immer gerade so aus. Barbara hätte sich schon längst eine Stelle suchen sollen. Wenn sie nur nicht so feige gewesen wäre!

Nathalies melodische Türglocke läutete Sturm. Sekunden später fegten zwei wild gewordene Dreizehnjährige in das beschauliche Idyll.

»Alles Gute!«, wünschten die Zwillinge lauthals und rissen in ihrer Begeisterung die schmächtige Tante Nathie fast von den Füßen.

»Stopp, stopp, ihr beiden! Wollt ihr mich umbringen?«, gebot sie ihnen Einhalt. »Ich bin eine alte Dame!«

»Du doch nicht, Tante Nathie. Da lachen ja die Hühner!«, protestierte Michaela mit überschnappender Stimme.

»Nun, immerhin habe ich schon sechsundsechzig Jahre auf dem Buckel!«

»Und siehst aus wie höchstens sechsundzwanzig!«, warf sich Thomas in die Brust.

Angesichts dieser Schmeicheleien konnte Nathalie nicht länger ernst bleiben. Mit der Hand fuhr sie durch Thomas’ kurz geschnittenes Strubbelhaar, wobei sie feststellte, dass der Junge schon wieder ein Stück gewachsen war.

»Bald werde ich mich auf Zehenspitzen stellen müssen«, brummelte sie gutmütig, während ihre dunkelblauen Augen vor Stolz blitzten.

Seit einem halben Jahr ging eine Wandlung mit dem Jungen vor. Anstatt mit Sommersprossen hatte er nun mit unreiner Haut und Pickeln zu kämpfen, quälte er sich mit seinem Stimmbruch und Turnschuhen herum, die, obwohl noch fast neu, schon wieder nicht mehr passen wollten.

Nathalie zwang sich, ihr Lächeln beizubehalten, als ihr Blick auf Barbara fiel, die bescheiden im Hintergrund wartete, bis sich der erste Ansturm auf ihre Tante gelegt hatte. Dann gratulierte Barbara ihr herzlich, küsste sie auf die Wange und drückte ihr einen Blumenstrauß in die Hand.

»Vielen Dank, Barbara! Das wäre aber nicht nötig gewesen. Die schönen Blumen! Während ich sie in eine Vase stelle, könnt ihr schon auf die Veranda gehen. Es ist ein so schöner Tag, dass es eine Schande wäre, ihn in der Wohnung zu verbringen. Den Tisch habe ich schon gedeckt, und der Kaffee kommt gleich.«

»Ich helfe dir!«, bot sich Barbara an und ging in die kleine Küche voraus.

Nachdenklich folgte Nathalie ihr.

Hatte Jessica, dieser kleine Irrwisch, sie so aufgebracht, oder woran lag es, dass ihr Barbaras Aussehen heute so überaus deutlich missfiel? Unauffällig musterte sie die Frau, an der sogar nichts Aufregendes oder Bemerkenswertes war. Mit ihrer unauffälligen Kleidung wäre sie unter Hunderttausenden nicht aufgefallen.

Ihr Gesicht, wie immer ungeschminkt und ein wenig blass, wäre durch ein Lächeln ganz hübsch gewesen. Die grün-braunen Augen wirkten teilnahmslos und genauso stumpf wie das braune halblange Haar mit dem leichten Rotstich. Außerdem zeigten Hüfte und Po einen Ansatz zum Rundlichwerden.

Barbara war nie ein besonders lebhafter Mensch gewesen, aber seit Dieters Tod schien sie jede Lebensfreude verlassen zu haben. Nicht, dass sie sich vollkommen hätte gehen lassen, denn sie machte wie immer einen gepflegten Eindruck, aber ihr Interesse beschränkte sich auf das Wohl ihrer Kinder und ließ jeden anderen Aspekt, ja, sogar ihre eigene Person, außer Acht.

»Hast du die Torte selbst gebacken? Sie sieht lecker aus!«, erkundigte sich Barbara.

»Nein, tut mir leid! Die ist vom Konditor! Ich hatte nicht so viel Zeit«, gestand Nathalie, die mit ihren Freundinnen vom Kaffeekränzchen vorgefeiert und gestern den ganzen Tag verbummelt hatte.

Barbara antwortete nicht darauf, hob vorsichtig die Tortenplatte und trug sie auf die Veranda. Nathalie folgte mit dem Kaffee.

Dank der Kinder ging es hoch her, als sie sich alle um den Verandatisch gesetzt hatten. Die Zwillinge erzählten von ihrem Tennistraining und Jessica von dem Rollerrennen, bei dem sie Erste geworden war. Sogar Stefan, einen Klassenkameraden, auf seinem umfrisierten Fahrzeug hatte sie abgehängt. Der war natürlich stinksauer gewesen, was Jessica am allermeisten freute.

Weniger begeistert hörte Barbara von dieser Sache und ermahnte ihre Tochter sofort, in Zukunft vorsichtiger zu sein und sich auf keine leichtsinnigen Wettrennen mehr einzulassen. Jessicas sehnlichstem Wunsch, die gleich mit fünfzehn einen Roller hatte haben wollen, hatte sie ohnehin nur mit größten Bedenken nachgegeben. Immerhin war die Geschwindigkeit gedrosselt …

Jessica zog eine Schnute, legte aber ansonsten keinen gehobenen Wert auf die Bitte ihrer Mutter und hörte deren Litanei gar nicht mehr zu. Wenn sich Mama nur endlich um ihren eigenen Kram kümmern würde!

Nathalie war insgeheim froh, als die anstrengende Gesellschaft wieder aufbrach. Beim Aufräumen fiel ihr Jessicas Geschenk in die Hände. Wie hieß das doch gleich? Ach ja, MP3-Player! So ein seltsames Ding! Und die Musik erst! Wie kam das Mädchen nur auf die Idee, ihr könne das gefallen?

***

Barbara hatte schon jeden Mut verloren und glaubte, niemals eine Arbeit zu finden. Auch die neue Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erfüllte sie mit wenig Hoffnung.

Es war immer das Gleiche: Keiner wollte eine fünfunddreißigjährige Hausfrau und Mutter einstellen, die schon so lange aus ihrem erlernten Beruf heraus war. Barbara hatte kaum ihre Ausbildung als technische Zeichnerin abgeschlossen, als sich Jessica ankündigte. Nach der Geburt des Babys war sie nicht mehr ins Berufsleben zurückgekehrt.

Wahrscheinlich wäre es leichter gewesen, einen Job als Küchenhilfe, Kellnerin oder Putzfrau zu finden, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden. Sie war früher ganz gut in ihrem Beruf gewesen, und sie hatte ihre Arbeit geliebt.

»Kaiser, Bergmann & Partner« war ein Unternehmen für schlüsselfertiges Bauen. Angefangen bei der Vermessung des Grundstückes, der Bauplanung, Architektur- und Ingenieurleistung bis hin zum bezugsfertigen Aufbau erbrachte die Firma sämtliche Arbeiten. So viel wusste Barbara schon, als sie sich am Montagmorgen pünktlich dort einfand.

Dass sie die letzte von bereits fünf wartenden Bewerbern war, ernüchterte sie von vornherein. Fast wäre sie wieder gegangen, ohne sich der Strapaze des Vorstellungsgesprächs zu unterziehen.

Es überraschte sie ein wenig, wie rasch die beiden Männer und die jungen Frauen vor ihr abgefertigt wurden. Es waren keine glücklichen Gesichter, die ihre Vorgänger beim Verlassen des Büros aufsetzten. Als die Empfangssekretärin sie in den Besprechungsraum führte, wäre Barbara am liebsten geflohen.

»Frau Maiwald ist die letzte Bewerberin«, verkündete die elegante Dame beim Eintreten.

»Gott sei Dank!«, kam eine mürrisch brummende Stimme zurück. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, um mich mit dieser Lappalie zu befassen.«

Barbara blieb ängstlich stehen und blickte auf den Sprecher dieser Worte, einen hochgewachsenen, schlanken Mann, der ihre Bewerbungsunterlagen in der Hand hielt.

Ein Seufzen folgte, und erst da bemerkte Barbara den älteren grauhaarigen Herrn, der sich bei ihrem Eintreten erhoben hatte.

»Guten Tag, Frau Maiwald! Mein Name ist Kaiser. Bitte setzen Sie sich doch!«

Barbara griff erleichtert nach der ihr höflich dargebotenen Hand.

»Guten Tag!«, entgegnete sie mit schwacher Stimme, die deutlich ihre Aufregung verriet.

»Kommen wir zur Sache!«, schaltete sich der andere Mann ungeduldig ein. »Nun nehmen Sie doch schon endlich Platz! Ich habe hier Ihre Bewerbung.« Er fuchtelte mit der Mappe hin und her.

»Mein Kompagnon – Herr Bergmann«, gelang es dem älteren Herrn kurz einzuwerfen, während sich Barbara eiligst auf dem ihr angewiesenen Stuhl niederließ und ihr Augenmerk auf den großen Mann richtete, der unruhig auf und ab ging.

»Sie sind fünfunddreißig Jahre alt, haben drei Kinder und sind seit sechzehn Jahren aus dem Berufsleben«, dozierte er gnadenlos. »Wie glauben Sie, den Anforderungen dieses Postens gerecht zu werden?«