Silvia-Gold 56 - Karen Sanders - E-Book

Silvia-Gold 56 E-Book

Karen Sanders

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Beschreibung

Isabel zieht es in eine einsame Bucht, um nach ihrer gescheiterten Beziehung neue Kraft zu tanken. Aber ganz allein ist sie auch hier nicht, denn eines Abends, kurz vor Sonnenuntergang, geschieht das Unfassbare: Wie aus dem Nichts taucht ein gefährlich wirkender Mann vor ihr auf und zwingt sie mit einem Messer, ihm in sein Boot zu folgen.
Zunächst ist Isabel völlig verängstigt, doch je länger sie mit ihrem Entführer zusammen ist, desto mehr hofft sie, dass sie nicht so schnell gerettet wird ...

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Seitenzahl: 137

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Inhalt

Cover

Impressum

Mein zärtlicher Entführer

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Lordn / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6471-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Mein zärtlicher Entführer

Er will kein Geld – er will ihr Herz

Von Karen Sanders

Isabel zieht es in eine einsame Bucht, um nach ihrer gescheiterten Beziehung neue Kraft zu tanken. Aber ganz allein ist sie auch hier nicht, denn eines Abends, kurz vor Sonnenuntergang, geschieht das Unfassbare: Wie aus dem Nichts taucht ein gefährlich wirkender Mann vor ihr auf und zwingt sie mit einem Messer, ihm in sein Boot zu folgen.

Zunächst ist Isabel völlig verängstigt, doch je länger sie mit ihrem Entführer zusammen ist, desto mehr hofft sie, dass sie nicht so schnell gerettet wird …

Isabel stand auf dem Balkon ihrer Hotelsuite und blickte hinaus aufs Meer, über das sich die dunkelrote Sonne senkte. Jetzt am Abend verließen die Badelustigen den Strand. Die Urlauber, meist Familien mit Kindern oder verliebte Pärchen, kehrten in ihre Hotelzimmer zurück, um sich für das Dinner vorzubereiten.

Nach dem heißen Tag kam eine leise Brise auf und kündete vom Ende der Sommerzeit. Bald würden die ersten Herbststürme über das Meer toben. Die Saison ging zu Ende.

Isabel legte sich einen leichten Chiffonschal um und setzte ihre Sonnenbrille auf. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Suite zu verlassen, in der sie sich die meiste Zeit des Tages über aufgehalten hatte und die sie langsam wie ein Gefängnis empfand.

Der Portier in der Hotelhalle blickte auf, als sich die Fahrstuhltür öffnete und Isabel hinaustrat. Fast hätte er seine Uhr nach ihr stellen können. Unauffällig wie immer trat die junge Frau an den Tresen und gab ihren Zimmerschlüssel ab. Sie trug ein kniekurzes blaues Kleid, und ihre Füße steckten in flachen Sandaletten.

Das lange, offene Haar fiel ihr ins Gesicht, das zum Großteil von der Sonnenbrille verdeckt wurde. Um ihren Mund mit den sanften, vollen Lippen lag wie immer die Andeutung eines Lächelns, als sie das »Buonasera« des Portiers zurückgab.

Zuerst hatte der Mann noch versucht, mit ihr zu plaudern, doch da die Signorina mit dem traurigen Lächeln nie darauf einging, unterließ er es mittlerweile.

Während er ihr nachsah und ihren leichten, anmutigen Gang bewunderte, bemerkte er nicht den Hotelgast, der sich aus seinem Sessel mit der hohen Rückenlehne erhob und die Zeitung, hinter der er sich bisher verborgen hatte, beiseitelegte.

Nikolaos war Halbgrieche, und das Bild der jungen Frau, die einsam am Strand von Caorle entlangschlenderte, blieb nicht ohne Wirkung auf ihn.

Der Wind zauste in ihrem Haar, über das die untergehende Sonne einen rötlichen Schimmer legte. Sie war klein und zierlich, fast wie ein Kind.

Entschlossen wischte Nikolaos seine Zweifel beiseite. Dieses Mädchen war nicht hilflos und schon gar nicht unschuldig.

Er löste sich aus dem Schutz eines Schattens und überließ die junge Frau dem Schicksal, das er ihr zugedacht hatte …

***

Es war still – bis auf das Rauschen der Wellen, die an das Ufer schwappten und von dem gewaltigen Sog des Meeres wieder zurückgezogen wurden.

Isabel schloss für einen Moment die Augen und holte tief Luft. Mit all ihren Sinnen nahm sie ihre Umgebung wahr – den frischen, belebenden Duft, die sanfte Berührung der Meeresbrise. Die schmerzenden, tobenden Gefühle, die ihr jeden klaren Gedanken raubten, fanden endlich Ruhe.

Sie nahm die Brille ab und strich mit einem Finger über ihre Wange. Als hätte sie sich verbrannt, zuckte sie zurück.

Die Vergangenheit holte sie ein und haftete wie eine klebrige Masse an ihr, die sich nicht abschütteln ließ. Sie war in das heiße, glutvolle Italien gekommen, um zu vergessen. Aber eigentlich war es ihr Vater gewesen, der sie hierher verbannt hatte.

Isabel näherte sich den auslaufenden Wellen, die sich mit zarten Schaumkronen über den Sand ergossen.

Die Sonne tauchte blutrot in das Meer ein. Bald würde sie endgültig vom Horizont verschwunden sein, und Dunkelheit würde sich über das Land ausbreiten. Die Nacht würde klar und wolkenlos sein, aber ohne Mond, und das Sternenlicht bot einen trügerischen Schein.

Isabel fürchtete sich nicht vor der hereinbrechenden Finsternis. Ihr allabendlicher Spaziergang war wie Balsam für ihre Seele. Ein kurzes Stück noch wollte sie am Strand entlanggehen, bevor sie umdrehen und in ihr Hotel zurückkehren würde.

Als ein Fischerboot unweit von ihr am Ufer anlegte, setzte sie die dunkle Brille wieder auf. Zwei Männer bargen die Beute ihres Fischfangs.

Als hätte ein eisiger Finger sie berührt, kroch Gänsehaut an ihren Armen empor. Von einer unguten Vorahnung beschlichen, machte Isabel kehrt. Der Sand dämpfte jeden Schritt unter ihren Füßen.

Viele Male war sie hier entlanggegangen, doch nie zuvor hatte ein Fischerboot an dieser Stelle festgemacht.

Waren es überhaupt Fischer? Weshalb legten sie nicht am Hafen an?

Ein seltsames Prickeln in ihrem Nacken warnte sie. War da nicht ein leises Geräusch hinter ihr? Alarmiert wollte Isabel zu laufen beginnen. Doch zu spät: Eine Hand fasste nach ihrer Schulter und riss sie grob herum.

Mit einem erschreckten Aufschrei starrte Isabel in das tief gebräunte Gesicht des Mannes. Sie hörte ein Klicken und zuckte zusammen, als eine lange, blanke Klinge direkt vor ihren Augen aus dem Klappmesser sprang. Instinktiv wollte sie zurückweichen, aber die Finger gruben sich hart in ihr Fleisch und hielten sie fest.

Die Lippen des Mannes verzogen sich zu einem lüsternen Grinsen.

»Still!« Er setzte das kühle Metall an ihren Hals, dort, wo ihre Schlagader wild pochte.

Isabel schluckte trocken. Sie fühlte sich wie gelähmt. Nackte Furcht kroch in ihr empor und erfüllte sie mit Panik. Ihre Knie wurden butterweich, und selbst wenn eine Möglichkeit bestanden hätte, wäre ihr die Flucht nicht gelungen.

Wie Feuerfunken stoben ihre Gedanken durcheinander, formten endlich einen klaren Satz: »Sie können mein Geld haben … meine Handtasche …«

Ein scharfer Schmerz jagte durch ihre Schulter. Der Fremde hatte sie herumgeschleudert, ihren Arm gepackt und ihn auf ihrem Rücken verdreht.

»Bitte!«, stammelte sie. »Oh, bitte …«

»Halt den Mund, dann wird dir nichts geschehen!«

Isabel biss sich auf die Lippen, um ihr leises Wimmern zu unterdrücken. Doch ein roher Stoß brachte sie endgültig zum Schweigen.

Sein Zungenschnalzen klang unangenehm nah an ihrem Ohr, bevor er sie zu seinem Boot drängte.

Isabel stolperte den Strand entlang. Der Kerl wollte sie nicht ausrauben, das stand fest. Aber was sonst mochte er mit ihr vorhaben? Ein schrecklicher Gedanke drängte sich ihr unweigerlich auf. O nein, nur das nicht! Lieber wollte sie sterben.

»Nein! Lassen Sie mich!«, begehrte sie auf und vergaß für einen Moment jegliche Furcht. Mit aller Kraft riss sie sich von ihrem Peiniger los und schlug nach ihm, als er sie wieder einfangen wollte.

Der Mann murmelte eine Verwünschung, bevor er wieder nach ihr griff. Gegen ihn kam sie nicht an. Hilflos fiel sie auf die Knie, und sofort riss er sie wieder empor. Brennender Schmerz fuhr durch ihren Arm, und Isabel stöhnte auf.

Erbarmungslos schleifte er sie zu dem Boot, wo sein Kumpan, geduckt an den Rudern, wartete und ihr mit blitzenden Zähnen entgegengrinste.

Als Isabel sich weigerte, freiwillig in das Boot zu steigen, versetzte er ihr einen harten Schlag.

Unsanft landete sie auf den Brettern des Bootes. Es schwankte, als der Kerl es vom Ufer abstieß und selbst hineinsprang. Sein Freund legte sich in die Riemen, und sie bewegten sich hinaus aufs offene Meer.

O Gott, sie war verloren!

»Hilfe! Hilfe!« Ihr Schrei hallte grell durch die Nacht.

Schimpfend griff ihr Entführer nach ihr, riss sie an ihren Haaren hoch und lachte nur über ihre Schmerzenslaute.

Er presste seine grobe, übel riechende Hand auf ihren Mund. Isabel wurde schwindlig. In ihrem Kopf summte es, und sie war halb besinnungslos vor Angst.

Inzwischen war die Sonne untergegangen, und Dunkelheit hüllte sie ein. Isabel fühlte sich vollkommen desorientiert, als habe sie jemand in einen schwarzen, schwerelosen Raum geworfen, in dem sie nun haltlos umhertrieb.

Die Stimmen der beiden Männer, die sich belustigt miteinander unterhielten, nahm sie kaum wahr. Doch als einer von ihnen auflachte, fuhr sie erschrocken zusammen. Sie mussten schon ein ganzes Stück auf das Meer hinausgetrieben sein, denn anscheinend war es jetzt nicht mehr nötig, sich ruhig zu verhalten.

Die Hoffnungslosigkeit trieb ihr die Tränen in die Augen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie würgte vor Übelkeit.

Der Mann fluchte und schob sie beiseite, damit sie sich über den schwankenden Kahn hinaus übergeben konnte.

Ermattet und gedemütigt ließ sich Isabel zu den Füßen ihrer Entführer sinken. Ihre Finger krallten sich an den feuchten Holzplanken fest, und da spürte sie ihre Sonnenbrille, die herabgefallen war, als man sie in das Boot gestoßen hatte. Ihre Finger tasteten über das Glas, und sie stellte erleichtert fest, dass es nicht zerbrochen war.

Mit zitternden Händen setzte sie die Brille auf. Wie ein Igel rollte sie ihren bebenden Körper zusammen. Die Sinne wollten ihr schwinden.

Irgendwann wurde ihr undeutlich bewusst, wie sie von starken Armen aus dem Boot gehoben wurde.

***

Etwas war anders. Isabel riss die Augen auf, und der Schrecken kehrte mit geballter Macht zurück.

Sie fand sich in einem Raum wieder, der durch ihre getönten Brillengläser stark abgedunkelt wirkte. Unterbewusst fühlte sie ein sachtes Schaukeln und begriff, dass sie sich immer noch auf dem Meer befand.

Was war mit ihr geschehen?

Eine schwarze, bedrohliche Gestalt baute sich vor ihr auf, beugte sich über sie …

Isabel schrie voller Entsetzen. Gleichzeitig rutschte sie von der Koje, stolperte bis zur Wand und sank in einer Ecke zusammen.

»Werden Sie nicht hysterisch!«, fuhr sie eine raue Stimme an. »Sie haben nichts zu befürchten! Ihr zarter Körper wird von mir unberührt bleiben!«

Seine Worte trieften vor Sarkasmus. Aber Isabel begriff nur, dass ihr das Schlimmste erspart bleiben würde. Nun gut! Alles andere konnte sie ertragen.

Zitternd holte sie Luft und hob ihr Gesicht.

»Und nehmen Sie endlich diese alberne Brille ab. Unter Deck scheint keine Sonne.«

Zögernd richtete Isabel ihren Blick in die Richtung, aus der die Stimme kam. Sie wusste nicht, was sie zu sehen erwartet hatte. Ein grausiges Ungeheuer vielleicht? Der Anblick des Mannes, der da inmitten des Raumes aufragte, besänftigte ihre Befürchtungen jedenfalls nicht.

Alles an ihm war dunkel und unheilvoll. Ein schwarzer Schatten. Er verkörperte geradezu das Böse, das über sie gekommen war.

Isabel hatte Angst vor dieser überwältigenden Erscheinung.

Ein geringschätziges Lächeln spielte um seine Lippen.

»Schluss jetzt mit dem Gejammer, darauf falle ich nicht herein. Eine Isabel Franziska Hagenbach verliert nicht so schnell die Kontrolle über sich.«

Isabel war so überrascht darüber, dass er ihren vollen Namen kannte, dass ihr Tränenstrom tatsächlich versiegte. Sein leichter Akzent hatte ihren Namen ein wenig ungewohnt klingen lassen. War er Italiener?

»Woher – woher kennen Sie meinen Namen?«, stammelte sie mit dünner Stimme.

»Ich weiß alles über Sie!«, konterte er überheblich. »Sie können sich also jede Mühe sparen, mir irgendetwas vorspielen zu wollen. Und jetzt stehen Sie endlich auf, und ziehen Sie Ihr Kleid aus!«

»W … was?« Isabel blieb keine Zeit, um über seine seltsamen Worte nachzudenken. Sein Befehl hallte bedrohlich in ihrem Kopf wider. Ihr Kleid ausziehen? Weshalb sollte sie das tun? Hatte er nicht eben noch versprochen …?

»Das werde ich nicht!«, entgegnete sie mit leiser, aber fester Stimme und machte sich auf eine weitere, schmerzhafte Attacke gefasst.

Als sie es wagte, den Kopf zu heben und ihn anzusehen, musste sie jedoch erkennen, dass er über ihre Reaktion allenfalls belustigt war.

»Aha, die gnädige Frau zeigt Widerspruchsgeist. Doch der ist hier nicht angebracht«, setzte er streng hinzu. »Runter mit dem Kleid! Oder sollte es Ihnen entgangen sein, dass Sie völlig nass und verschmutzt sind?«

Verwirrt strich Isabel mit den Händen über ihr blaues Kleid. Er hatte recht. Überall waren nasse, schmutzige Flecken. Das alte Fischerboot, in dem sie entführt worden war, musste geleckt haben, und sie hatte lange auf den schmierigen Planken gelegen.

»Leider kann ich Ihnen im Augenblick noch keine Kleidung zum Wechseln anbieten, die Ihren Ansprüchen angemessen wäre«, spottete er. »Vorerst muss das genügen!«

Er warf ihr etwas zu, das verdächtig nach einem Herrenhemd aussah. Wahrscheinlich sein eigenes. Spontan hatte Isabel es aufgefangen.

»Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich das anziehen werde?«, entfuhr es ihr.

»Doch, Sie werden«, beharrte er. »Sehen Sie sich doch an! Zitternd und schlotternd wie Espenlaub! Ihr verzärtelter Körper ist nichts gewohnt, aber das wird sich bald ändern. Jedenfalls habe ich keine Lust, die Krankenschwester zu spielen, falls Sie sich erkälten sollten.«

»Aber das hier …«

»Ich entschuldige mich vielmals, dass ich Ihnen nichts Besseres bieten kann – wenigstens im Moment nicht«, unterbrach er sie höhnisch. »Und nun Schluss mit der Debatte. Werden Sie sich freiwillig umziehen, oder soll ich nachhelfen?«

Seine Ankündigung erschreckte sie. Isabel zweifelte keine Sekunde lang, dass er sie wahr machen würde.

Die plötzliche Erkenntnis, dass dieser Mann überaus gefährlich war, ließ sie mit einem Satz aufspringen. Zu schnell … Der Schmerzenslaut entglitt ihr unkontrolliert. Ihr Körper protestierte, und die Beine knickten unter ihr weg.

Isabel wäre ziemlich hart auf dem Boden gelandet, hätte er sie nicht aufgefangen. Aber sie wäre lieber gestürzt, anstatt nun so plötzlich seine unmittelbare Nähe zu spüren.

Ein Schauer raste durch ihren Körper und ein Beben, das nicht von der Kälte oder ihrer Erschöpfung herrührte.

»Nicht …« Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren schwach. Wie das Piepsen einer Maus. Isabel verkrampfte sich vor Scham und Schrecken.

Und dann fühlte sie sich emporgehoben. Sie spürte seine Körperwärme, nahm den leichten, männlichen Geruch wahr, empfand die unerwartete Berührung so intensiv …

In ihrem Kopf drehte sich alles. Diese Gefühle wollte sie nicht, denn sie machten sie wehrlos. In einem Anflug von Verzweiflung stemmte sie sich gegen ihn.

Wild warf sie ihren Kopf hin und her, stöhnte auf und schrie dann plötzlich: »Loslassen! Lassen Sie mich los! Verdammt, ich will nicht, dass Sie mich berühren.«

Er hielt sie nur noch fester. Überrascht von ihrem heftigen Aufbegehren drückte er sie an sich. Sie war so klein und zierlich. Und doch versuchte sie ernsthaft, sich gegen ihn zu sträuben. Gerade noch hatte sie wie ein Häufchen Unglück zusammengekauert in ihrer Ecke gehockt, und jetzt wehrte sie sich wie ein wildes Tier.

Nikolaos murmelte auf griechisch besänftigende Worte. Doch erst, als er sie auf die Koje gelegt und aus seinen Armen befreit hatte, beruhigte sie sich.

Isabel zog die Beine an wie ein Kind. Überall waren Schürfwunden und Kratzer zu erkennen, gerötete Stellen von Prellungen. Und auch ihre Arme wiesen rote Abdrücke auf, die von hart zupackenden Männerhänden stammten. Morgen würde sie von blauen Flecken übersät sein. Kein Wunder, dass sie beim Aufspringen vor Schmerzen aufgeschrien hatte.

Nikolaos verwünschte die Fischer, die er beauftragt hatte. Er hätte sich denken können, wie unsensibel sie mit dem Mädchen umgehen würden.

Aber er hatte keinen Grund dafür gesehen, Isabel mit Samthandschuhen anzufassen. Sie hatte es nicht besser verdient. Sie war ihr Leben lang verwöhnt worden. Ein paar Prellungen würden ihr nicht schaden.

Und doch! Er hatte nicht erwartet, sie so völlig aufgelöst zu sehen. Die stolze, elegante Isabel Hagenbach! Die Lage, in der sie sich befand, schien sie völlig zu überfordern. Oder spielte sie nur Theater? Glaubte sie, aus der Rolle des hilflosen Mädchens irgendeinen Vorteil ziehen zu können?

Nikolaos gestand sich ein, dass sie damit nicht ganz ohne Erfolg geblieben war. Ihre nur allzu offensichtliche Furcht erregte seinen Beschützerinstinkt. Ihr kleiner, zitternder Körper, den er eben noch in den Armen gehalten hatte, hatte seine Wirkung auf ihn nicht verfehlt.

Mit dieser Wendung hatte er nicht gerechnet. Frauen wie sie waren ihm ein Gräuel. Er musste sich vor Augen halten, wie sie wirklich war: ein kaltblütig berechnendes Luder! Ein verwöhnter Balg!

Nein! Sie sollte sich ruhig fürchten. Das würde ihr nur guttun. Nikolaos würde seine Pläne nicht ändern.

Er sah auf sie hinunter und schüttelte unwillig den Kopf.

»Du ziehst jetzt das Kleid aus«, befahl er ihr unerbittlich. »Das Bad findest du gleich links. Wasch dich! Du bist schmutzig und stinkst!«

Seine groben Worte ließen sie zusammenzucken.

»In fünfzehn Minuten komme ich zurück. Bis dahin solltest du fertig und wieder in der Kajüte sein, ist das klar?«

Er konnte nicht von ihren Augen lesen, ob sie ihn verstanden hatte. Sie trug immer noch die Sonnenbrille, schien sich dahinter zu verstecken. Es juckte ihm in den Fingern, sie ihr vom Gesicht zu reißen. Aber da nickte sie zaghaft, und er gab sich damit zufrieden.