Konfuzius in 60 Minuten - Walther Ziegler - E-Book

Konfuzius in 60 Minuten E-Book

Walther Ziegler

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Beschreibung

Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) ist nicht nur der einflussreichste Philosoph Ostasiens. Sein Name und viele seiner Gedanken sind auf der ganzen Welt bekannt. Schon vor 2500 Jahren stellte er die entscheidende Frage, die uns bis heute beschäftigt: Wie finde ich mein "Dao", den rechten Weg im Leben? Wo auch immer jemand einen Satz mit den Worten beginnt "Konfuzius sagt", hören die Menschen aufmerksam zu, in Erwartung einer zeitlos gültigen Lebensweisheit, an der sie sich orientieren können. Tatsächlich ist sein Kerngedanke bis heute von erstaunlicher Aktualität. Die Menschen, so Konfuzius, sind von Natur aus alle gleich. Jeder, ob reich oder arm, sollte daher freien Zugang zu Bildung haben und die Chance, sein "Dao" zu finden. Wie aber finde ich meinen Weg? Die Antwort von Konfuzius klingt zunächst einfach. Wir müssen unseren Charakter schulen, unsere besten Eigenschaften entfalten, dabei aber unbedingt auch die Entfaltungsmöglichkeiten unserer Mitmenschen im Auge behalten. "Was du selbst nicht wünscht, das tue auch anderen nicht an", so Konfuzius. Die Mitmenschlichkeit zu leben, das sogenannte "ren" ist für ihn das höchste Gut, das wir anstreben sollen. Allerdings weiß er, dass wir alle keine Heiligen sind. So bemerkt er selbstkritisch: "Gewissenhaft (...) sein und alle Pflichten (...) erfüllen! Sich nicht vom Wein überwältigen lassen! Was davon gelingt mir schon?" Auf der Suche nach dem Dao, dem rechten Weg, so Konfuzius, macht jeder von uns Fehler. Wir verletzen andere, sagen nicht immer die Wahrheit oder treffen falsche Entscheidungen. Das alles kommt vor. Wichtig ist es aber, daraus zu lernen: "Einen Fehler machen und nicht korrigieren - das erst heißt wirklich einen Fehler machen." Konfuzius war ein aufrechter und unbestechlicher Denker, verfügte aber auch über viel Witz und Ironie. Vielleicht haben sogar letztere Eigenschaften mit dazu beigetragen, dass er unsterblich wurde. Im Buch "Konfuzius in 60 Minuten" wird anhand von über 100 der besten Zitate sein Kerngedanke und die faszinierende Leichtigkeit seiner Person dargestellt. Das Buch erscheint weltweit in der beliebten Reihe "Große Denker in 60 Minuten", die inzwischen in 6 Sprachen übersetzt wird.

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Seitenzahl: 76

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Dank an Rudolf Aichner für seine unermüdliche und kritische Redigierung,

Silke Ruthenberg für die feine Grafik, Christiane Hüttner, Melanie Tintera

und Dr. Martin Engler für das Lektorat.

Spezieller Dank auch für ihre Unterstützung an den Sinologen Prof. Dr. Christian Soffel,

den vietnamesischen Konfuziuskenner Dr. Luu Hong Khanh und den

Lesekreis des Konfuzius-Institutes München.

Inhalt

Die große Entdeckung von Konfuzius

Der Kerngedanke von Konfuzius

Das Geheimnis der Harmonie: „Xiao“ und „Li“ – Respekt, Riten und Rituale

Vorbildlich denken und handeln: Die fünf Tugenden des „Junzi“, des edlen Menschen

„Bildung soll allen zugänglich sein.“ Sie ist Voraussetzung von Allem und doch nicht Alles

Die Verwirklichung des „Ren“, der Menschlichkeit

Finde dein „Dao“, den rechten Weg! Die konfuzianische Philosophie der Selbstkultivierung

Was nutzt uns die Entdeckung von Konfuzius heute?

Rückwärtsgewandte Lehre oder zeitlose Wahrheit?

Der lange Weg des Konfuzius

Das Wunder der Achsenzeit: Die Neuordnung der Welt durch Konfuzius, Buddha und Sokrates

Leichtigkeit gewinnen mit dem Meister: Selbstkritik, Witz und Ironie

Widerspruch ist Wertschätzung

Das Vermächtnis des Konfuzius – die lebenslange Suche nach dem „Dao“

Zitatverzeichnis:

Die große Entdeckung von Konfuzius

Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) ist der bedeutendste chinesische Philosoph. Eigentlich heißt er Kong Fuzi2, was wörtlich übersetzt „Meister Kong“ bedeutet. Doch die Jesuiten, die 1687 als Missionare erstmals seine Schriften aus dem Chinesischen in das Lateinische übersetzten, gaben ihm den lateinisch klingenden Namen ‚Konfuzius‘, unter dem er bis heute in der westlichen Welt bekannt ist.

Seine Gedanken und seine Lehre verbreiteten sich nach seinem Tod zunächst in vielen Ländern Asiens und später weltweit. Wo auch immer jemand einen Satz mit den Worten beginnt „Konfuzius sagt“, hören die Menschen aufmerksam zu – in Erwartung einer zeitlos gültigen Lebensweisheit, an der sie sich orientieren können.

Tatsächlich sind die Gedanken von Konfuzius bis heute von erstaunlicher Aktualität und psychologischer Schärfe. Konfuzius ist nicht nur ein Philosoph, sondern auch ein brillanter Menschenkenner und Psychologe mit einem unbestechlichen Blick für unsere menschlichen Schwächen, Stärken und Möglichkeiten. Das erklärt vielleicht auch, warum seine Lehre über zweitausendfünfhundert Jahre hinweg alle Stürme, Irrungen und Wirrungen der Geschichte überstehen konnte. Bis heute prägt Konfuzius die Erziehung und Orientierung von Milliarden Menschen in China, Japan, Vietnam, Thailand, Korea, Taiwan und weiten Teilen der Philippinen. Seit dem 17. Jahrhundert erfährt er im Gefolge der ersten Übersetzung durch die Jesuiten auch in der westlichen Welt zunehmende Aufmerksamkeit. Der französische Philosoph Voltaire feiert ihn als ersten großen Rationalisten und Aufklärer. Inzwischen gibt es mehr als hundert Übersetzungen seines Hauptwerkes, der berühmten Lunyu. Dabei hat Konfuzius selbst, ähnlich wie Sokrates, nichts Schriftliches hinterlassen. Lunyu heißt aus dem Chinesischen übersetzt „Gespräche“. Tatsächlich handelt es sich hierbei nur um kurze Gespräche, Aussprüche und Taten des Meisters, die seine Schüler über die Jahre hinweg aufgezeichnet und gesammelt haben. Es ist also kein systematisches Werk, wie man es von anderen Philosophen her kennt, sondern eine Sammlung der Äußerungen von Konfuzius zu unterschiedlichen Themen und Fragestellungen.3

Dennoch enthalten die verschiedenen Gespräche mit seinen Schülern, wie Konfuzius selbst betont, einen klar erkennbaren Kerngedanken, um den sich alles dreht:

Und dieser Kerngedanke hat etwas radikal Neues. Alle Menschen sind bei Konfuzius nämlich von Natur aus gleich. Anders als es Jahrtausende vor Konfuzius in China üblich war, spielen Standesunterschiede und Herkunft bei ihm keine Rolle mehr. Jeder einzelne Mensch, ob Adeliger oder Bauer, reich oder arm, kann sein „Dao“, seinen rechten Weg finden. Jeder von uns ist, so Konfuzius, prinzipiell in der Lage, durch Charakterschulung, Bildung und Selbstkultivierung ein „Junzi“, ein edler Mensch zu werden.

Konfuzius gilt damit als einer der ganz großen Denker der Achsenzeit, einer Epoche, in der sich die Menschheit gleichzeitig auf verschiedenen Kontinenten völlig neu orientierte, so als würde sich das Denken nach jahrtausendelangem Stillstand auf einmal um seine eigene Achse aus der Dunkelheit heraus ins Licht drehen.

Konfuzius lebte zur selben Zeit wie Buddha auf dem indischen Subkontinent und der griechische Philosoph Sokrates im tausende Kilometer entfernten Europa. Und genau wie diese beiden gibt er den Menschen in einer Epoche des moralischen Verfalls und der Kriege eine ganz neue politisch ethische Orientierung, die weit über sein eigenes Leben hinauswirkt. Wie Buddha und Sokrates sucht Konfuzius nach einer zeitlosen Wahrheit, die auch für künftige Generationen gilt. Es genügt ihm nicht, nur seine eigene Zeit zu verstehen:

Seine besondere Strahlkraft verdankt er zweifellos seinem ebenso einfachen wie brillanten Kerngedanken – der Suche nach dem „Dao“, und damit der Suche nach der dreifachen Harmonie: der Harmonie zwischen dem einzelnen Menschen und seiner Familie, der Harmonie zwischen sich und der Gesellschaft und der inneren Harmonie zwischen sich selbst und seinen Vorsätzen, also zwischen unserem realen Leben und unserem Idealbild.

Dabei geht es Konfuzius nicht, wie man zunächst meinen könnte, um die Erreichung der totalen Identität, also der völligen Übereinstimmung des Einzelnen mit seiner Familie, den Freunden oder dem Staat. Es geht ihm auch nicht um die finale Erreichung einer Gleichheit zwischen allen Individuen oder der Deckungsgleichheit zwischen unserem Leben und unserer Idealvorstellung. Im Gegenteil – das Streben nach Harmonie bedeutet für Konfuzius etwas grundsätzlich anderes als das Streben nach Gleichheit:

Harmonie ist bei Konfuzius ein schillernder Begriff. Erst wenn wir seine Bedeutung richtig verstehen, eröffnet sich uns der Kerngedanke seiner Philosophie. Mit „Harmonie“ meint er nämlich nicht, wie im umgangssprachlichen Gebrauch des Wortes, einen Zustand völliger Entspanntheit, sondern ein unermüdliches lebenslanges Bemühen. Harmonie ist nichts anderes als das andauernde Streben nach gelingender Mitmenschlichkeit. Als einer seiner Schüler Konfuzius fragt, ob er mit einem Wort sagen könne, wonach man sein Handeln ein Leben lang ausrichten solle, antwortet er schlicht:

Und zur Bekräftigung fügt er noch jenen berühmten Satz hinzu, der einige hundert Jahre später als sogenannte ‘goldene Regel‘ oder „golden rule“8 um die ganze Welt geht:

Doch genau diese gegenseitige Rücksichtnahme, die anderen so zu behandeln, wie man selbst von diesen behandelt werden will, ist nicht selbstverständlich. Im Gegenteil: Das Sichhineinversetzen in das Empfinden der anderen ist das Allerschwierigste. Keiner von uns, so Konfuzius, schafft es durchgehend, auf die anderen in derselben Weise Rücksicht zu nehmen, wie auf sich selbst. Zumeist stellen wir unsere Interessen weit über das Wohlbefinden der anderen. Es kommt im Alltag immer wieder zu Verletzungen.

Nur der „Junzi“, der wirklich „Edle“, lebt sein Leben ohne andere zu beeinträchtigen. Ja, er fördert sogar bewusst die Entfaltung der Menschen um sich herum. Im Prinzip kann jeder Mensch durch Charakterschulung und Selbstkultivierung zu einem solch edlen Menschen aufsteigen. Doch Konfuzius räumt gleichzeitig ein, dass es sehr schwierig ist, in jeder Situation als „Junzi“, als „edler Mensch“ zu fühlen, zu denken und zu handeln. Sogar er selbst bewältige diese Aufgabe oft nicht, da sie drei Tugenden gleichzeitig erfordere:

Es ehrt Konfuzius, dass er ehrlich zugibt, dass nicht einmal er selbst, der große Philosoph und Lehrmeister, in der Lage ist, alle drei Aufgaben zu bewältigen und somit stets rücksichtsvoll, weise und mutig zu sein. Dennoch bleibt sein moralischer Appell bestehen, es immer wieder zu versuchen. Die große Aufgabe, so Konfuzius, besteht darin, die auseinanderdriftenden Kräfte von Egoismus und Rücksichtnahme in Einklang zu bringen. Denn nur, wenn uns dies gelingt, haben wir die Chance auf ein erfülltes Leben. Das wirkliche Glück, so Konfuzius, verlangt die Entfaltung der Menschlichkeit, des „Ren“:

Dieser philosophische Kerngedanke, also die entschlossene Suche nach Harmonie, durch Rücksichtnahme und Menschlichkeit, mag uns auf den ersten Blick selbstverständlich erscheinen. Bei genauerer Betrachtung aber hat Konfuzius damit ein sehr heißes Eisen angefasst. Harmonie ist nämlich keineswegs selbstverständlich. Sie ist sogar die Ausnahme. Jeder von uns weiß, wie konfliktreich gerade Familienbeziehungen sind, jeder von uns hat sich schon über den Staat, die eigene Ohnmacht und die Behördenwillkür geärgert und jeder von uns kennt das Gefühl, schmerzlich hinter seinen eigenen Wünschen und Möglichkeiten zurückzubleiben. Wie sollen wir mit unserer Unzufriedenheit umgehen? Können wir die dreifache Harmonie jemals erreichen?

Konfuzius spricht den zeitlosen Grundkonflikt des menschlichen Daseins aus, den wir nur allzu gut aus unserem eigenen Leben kennen: Wir alle werden mit Bedürfnissen, Wünschen und Trieben geboren. Aber wir sind nicht allein auf der Welt. Unsere Bedürfnisse und Wünsche prallen auf die der anderen Menschen und lassen sich nicht immer vereinbaren.

Es gibt Konkurrenz und Streit um knappe Güter, Aufmerksamkeit, Ruhm, Anerkennung, Zuwendung und Liebe. Die Gefühle von Neid, Eitelkeit oder tief empfundener Kränkung sind so alt wie die Menschheit selbst. Konfuzius hat es als Erster gewagt, ein Licht auf dieses Spannungsfeld zu werfen und die alles entscheidende Frage gestellt: Wie kann ich mich entfalten und meine Wünsche und Vorstellungen verwirklichen, ohne dabei die anderen einzuschränken und zu schädigen? Wie befolge ich die Gesetze und Sitten der Gemeinschaft und des Staates, ohne dabei mich selbst zu verleugnen? In welchen Situationen muss ich auf die Entfaltung meiner Werte bestehen und in welchen mich zurücknehmen? Wann muss ich die Freunde, die Familie und die Regierung treu unterstützen und wann aufrecht widersprechen und Widerstand leisten?