Lass Dich nicht vereinnahmen - Sigrid Engelbrecht - E-Book
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Lass Dich nicht vereinnahmen E-Book

Sigrid Engelbrecht

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Beschreibung

Bestimmen Sie ab sofort selbst über Ihre Zeit und Ihre Energie. Der kleine Coach Lass Dich nicht vereinnahmen zeigt Ihnen, wie Sie Schritt für Schritt Ihre innere Freiheit wiedererlangen und sich von den Ansprüchen Ihrer Mitmenschen lösen. Sind Sie leicht zu begeistern? Pflichtbewusst? Oder einfach nur unsicher? Der Typentest entlarvt die Fallstricke auf Ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmtheit. Mit den psychischen Voraussetzungen des Grenzen-Setzens beschäftigt sich das Grundlagenkapitel. Erfahren Sie, was das Nein-Sagen erschwert, woher die Angst vor Ablehnung rührt und welche Taktik andere verfolgen müssen, damit Sie klein beigeben. Im Praxiskapitel vermittelt Ihnen ein typgerechtes Selbstcoaching-Programm die passende Strategie, um sich nicht länger vereinnahmen zu lassen. Doch wieder in die Ja-Falle getappt? Das Konsolidierungs-Kapitel verwandelt verfahrene Situationen in neue Chancen und zeigt Ihnen, wie Sie das gewonnene Plus an Selbstsicherheit verinnerlichen können.

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Seitenzahl: 138

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Unsichtbare Fesseln: Wie wir uns selbst die Freiheit nehmen

Sich auf etwas einigen zu können und zu Kompromissen bereit zu sein, gehört zum Wesen jeder sozialen Beziehung – beruflich wie privat. Jede zwischenmenschliche Beziehung ist mehr oder weniger stark geprägt von gegenseitiger Beeinflussung. Jede Freundschaft, die wir eingehen, jede Unterstützung, die wir einem anderen für ein persönliches Vorhaben gewähren, jede Verabredung, jede Zusage verlangt uns etwas ab. Solange wir gerne und freiwillig auf den anderen eingehen und uns nicht dazu gezwungen sehen, seine Forderungen und Wünsche zu erfüllen, fühlen wir uns nicht vereinnahmt. Vor allem dann nicht, wenn wir wissen, dass er oder sie in einer vergleichbaren Situation auch auf unser Anliegen eingehen wird. In diesem Miteinander sind Geben und Nehmen ausgewogen und niemand nimmt den anderen einseitig in Beschlag.

Unzufrieden werden wir erst, wenn wir uns überfordert oder ausgenutzt fühlen. Andere Menschen – unser Partner, unsere Freunde, die Familie, Kollegen und sogar uns völlig Fremde – können uns stark in unserer Freiheit einengen, indem sie unsere Zeit und Energie, manchmal auch unser Geld, für die Erfüllung ihrer eigenen Wünsche und Bedürfnisse nutzen wollen. Warum geben wir ihnen die Macht, uns zu vereinnahmen? Fehlen uns im jeweiligen Moment die richtigen Argumente? Wollen wir den anderen nicht enttäuschen? Haben wir Angst, er könnte beleidigt oder abfällig reagieren? Fürchten wir Schuldgefühle oder als hartherzig, egoistisch oder hinterwäldlerisch zu gelten? Warum glauben wir, weniger gemocht oder geliebt zu werden, wenn wir uns um unsere eigenen Bedürfnisse kümmern und für uns selbst sorgen, statt vorrangig anderen zur Verfügung zu stehen?

Diesen Fragen will ich im »kleinen Coach« nachgehen. Er soll Sie dabei unterstützen, Vereinnahmungsversuche anderer frühzeitig zu erkennen und mit geeigneten Strategien gegenzusteuern.

Zunächst finden Sie in einem Selbsttest heraus, welcher »Vereinnahmungstyp« Sie sind, das heißt, auf welche Knöpfe andere drücken, um Sie dazu zu bringen, »Ja« zu sagen, wo Sie eigentlich »Nein« meinen. Sie erfahren, warum Sie in vorauseilenden Gehorsam verfallen und vor allem auch, was Sie dagegen tun können. Nutzen Sie die speziell auf Ihren Typ zugeschnittenen Selbstcoachingpläne, um sich aus der Vereinnahmungsfalle zu befreien. Praktische Übungen und Tipps geben Ihnen zudem die Chance, zu erkunden, was für Sie im Alltag die wirksamsten Wege zu mehr innerer Entscheidungsfreiheit sind. Das Ziel ist, Schritt für Schritt innerlich frei zu werden und nebenbei auch Ihr Selbstbewusstsein und Ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Ihre Sigrid Engelbrecht

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Auf welchen Knopf drückt der andere, wenn er Sie vereinnahmen will?

JEDER VON UNS REAGIERT AUF BESTIMMTE SITUATIONEN, Signale und Schlüsselsätze, die dafür sorgen, dass wir gegen unsere eigenen Interessen handeln. Es geht dabei um Impulse, auf die wir unserem Typ entsprechend besonders anspringen und automatisch mit dem immer gleichen Muster reagieren. Welche Tasten das sind, auf die die anderen bei Ihnen erfolgreich drücken, erfahren Sie im folgenden Test.

Wahrscheinlich werden Sie sich nicht nur in einem einzigen Profil wiedererkennen, sondern haben verschieden starke Anteile in den einzelnen Kategorien. Die Typzuschreibungen haben nicht nur problematische Seiten, sondern spiegeln auch Qualitäten. So geht es nicht darum, die für Sie typischen Eigenschaften zu bekämpfen, denn wir brauchen schließlich alle ein gewisses Maß an Pflichtbewusstsein, Spontaneität, Einfühlungsvermögen und gesunden Selbstzweifeln, um das Leben erfolgreich zu meistern. Das Ziel ist vielmehr, dass Sie für Vereinnahmungsstrategien sensibel werden und entsprechende Versuche geistesgegenwärtig zurückweisen. Und dass Sie sich die innere Autonomie zurückerobern, sich freien Herzens für oder gegen etwas entscheiden zu können.

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Die Testauswertung

Und das bedeuten die Buchstaben:

P = Die Pflichtbewusste«

E = Die Entflammbare«

M = Die Mitleidende«

U = Die Unsichere«

Wie sieht Ihr Profil aus? Vielleicht sind Sie eindeutig einem Typ zugeordnet, vielleicht verteilen sich Ihre Punkte auf zwei oder mehr Profile. So könnten Sie etwa sehr pflichtbewusst und zugleich mitfühlend sein, oder schnell zu begeistern, dabei aber unsicher, was Werte und Ziele in Ihrem Leben angeht. Natürlich sind auch alle anderen Kombinationen möglich.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie die Profile im Einzelnen charakterisiert sind und was Sie persönlich brauchen, um sich erfolgreich gegen Vereinnahmung zu wehren. Um unser Verhalten gezielt zu verändern, müssen wir uns unsere Stärken und Schwächen bewusst machen und erkennen, was uns in welcher Situation Ja statt Nein sagen lässt.

Die Pflichtbewusste

Auf Sie kann man sich verlassen: Ehrensache. Wenn jemand Sie um Hilfe oder einen Gefallen bittet, sind Sie sogar bereit, Ihre eigenen Bedürfnisse hintanzustellen, um dem anderen beizustehen. Zusagen halten Sie prinzipiell ein. Ihr Engagement und Ihre Zuverlässigkeit sind wichtige Qualitäten, die anderen im Umgang mit Ihnen Sicherheit und Stabilität geben.

Da es Ihnen schwerfällt, Ansinnen anderer abzulehnen und klar »Nein« zu sagen, laden Sie sich oft mehr auf, als Ihnen guttut. Wenn jemand Sie kritisiert, überlegen Sie automatisch, womit Sie ihn beschwichtigen könnten. Im Bestreben, es anderen recht zu machen, gehen Sie selbst mit Ihren Bedürfnissen und Wünschen häufig leer aus, arbeiten zu viel und gönnen sich wenig Freizeit und Erholung. Ihr Pflichtbewusstsein lässt Sie meist zugunsten der Interessen anderer und gegen Ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen entscheiden. Wenn Sie dann doch einmal etwas »nur« für sich tun, meldet sich schnell das schlechte Gewissen. Und dabei bräuchten Sie doch dringend mehr Zeit für sich selbst und öfters die Gelegenheit, »richtig abzuschalten«. Denn die ständige Anspannung schlägt sich auch körperlich nieder, sodass Sie besonders zu Kopf- und Rückenschmerzen neigen. Auf diese Weise signalisiert Ihnen Ihr Körper, wann Schluss ist.

Das brauchen Sie

Als Pflichtbewusste brauchen Sie eine »Entlastungs-Strategie«. Dabei stehen Impulse im Vordergrund, die Sie dabei unterstützen, Ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, zu respektieren und häufiger in den Vordergrund zu stellen. Schritt für Schritt lernen Sie, Grenzen zu setzen, Ihre Pflichtenvielfalt auszudünnen und sich mehr Zeit für sich selbst zu nehmen. Sie üben sich in der Kunst des freundlichen »Neinsagens« und darin, Vereinnahmungsversuche anderer ohne schlechtes Gewissen abzuwehren.

Die Entflammbare

Spontan zu sein fällt Ihnen leicht. Meist handeln Sie, ohne viel zu überlegen, und lassen sich von Ihrem Bauchgefühl leiten. Sie sind sehr flexibel und können sich schnell auf neue Situationen einstellen. Auch an Neugier und an Ideen mangelt es Ihnen nicht. Von der Begeisterung anderer werden Sie rasch angesteckt, denn Sie besitzen eine ausgeprägte Vorstellungskraft. Diese wird Ihnen allerdings zum Verhängnis, wenn ein anderer Sie zu etwas überreden will und Ihnen die Vorzüge seines Ansinnens in den lebhaftesten Farben schildert. Dann identifizieren Sie sich leicht mit den Argumenten Ihres Gegenübers und lassen sich zu unbedachten Zusagen verleiten. Mit etwas Abstand fragen Sie sich, wie um alles in der Welt Sie sich nur dazu haben hinreißen lassen. Schnell ist ein Angebot angenommen, ein Kauf getätigt, ein Vertrag abgeschlossen, eine Verpflichtung eingegangen – und nun verbringen Sie viel Zeit damit, den entstandenen Schaden wieder auszubügeln. Daran ist dann gar nichts mehr spontan oder aufregend, sondern es kann zermürbend und langwierig werden. Das Problem ist, dass Sie in dem Moment, wo Sie impulsiv eine Zusage machen, keine Vorstellung davon haben, welche anderen Projekte und Ziele in Ihrem Leben wirklich wichtig beziehungsweise viel wichtiger sind.

Das brauchen Sie

Als Entflammbare brauchen Sie eine »Erdungs-Strategie«. Spontaneität hat viele gute Seiten, doch ist sie immer dann verhängnisvoll, wenn Sie sich so mit einer Sache identifizieren, dass die Fähigkeit zum Abwägen völlig unter die Räder kommt. Bei Ihrem Selbstcoachingplan geht es in erster Linie darum, zu lernen, in solchen Situationen Distanz zu schaffen: räumliche ebenso wie zeitliche. So können Sie in aller Ruhe herausfinden, was unnötig oder unrealistisch ist, was nur »nice to have« und was wirklich eine sinnvolle Investition von Zeit oder auch Geld wäre.

»Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.«

Jean-Jacques Rousseau

Die Mitleidende

Nett zu anderen zu sein, sich um andere zu kümmern, ist für Sie ganz selbstverständlich. Sie besitzen viel Menschenkenntnis. Ihr ausgeprägtes Einfühlungsvermögen bewirkt, dass Sie sich entsprechend mühelos in andere hineinversetzen können und sich im Gespräch Ihrem Gegenüber sehr nahe fühlen.

Von anderen gebraucht zu werden und ihnen zu helfen, erfüllt Sie mit Stolz. Doch das hat seinen Preis. Zum einen lenken Sie sich damit gerne von eigenen »Baustellen« ab, zum anderen lassen Sie Ihre Stimmungslage von den Gefühlen anderer stark beeinflussen. Wenn Ihnen jemand seine Sorgen erzählt, beschäftigt Sie das lange. Sie identifizieren sich so mit seinen Problemen, dass Sie sich unter Druck setzen, Lösungen dafür zu finden. Das macht Sie attraktiv für Rat- und Hilfesuchende. So nehmen unverbesserliche Unglücksraben und beratungsresistente Jammerer ganz bedenkenlos Ihre Zeit in Anspruch – und Sie denken dann, Sie müssten sich noch mehr anstrengen, um den anderen zu motivieren, endlich aktiv zu werden. Auch Menschen, die Ihnen etwas verkaufen wollen und dabei gezielt Ihr Mitgefühl ansprechen, können Sie meist kaum etwas entgegensetzen.

Diese Überidentifizierung mit den Problemen und Anliegen anderer macht Sie anfällig für Überforderung und Burn-out.

Das brauchen Sie

Als Mitleidende brauchen Sie eine »Distanzierungs-Strategie«. Es geht darum, Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört, dem Drang zu widerstehen, Entscheidungen für andere treffen zu wollen, auch wenn es »nur zu deren Besten« ist. Und der Überzeugung entgegenzuwirken, Sie müssten automatisch für alle und alles Lösungen finden und dann womöglich noch dafür geradestehen. Es gilt, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und häufiger mal für sich selbst statt immer nur für andere da zu sein. Das bedeutet auch, dass Sie sich mehr mit dem eigenen Weiterkommen beschäftigen und Lösungen für die Herausforderungen in Ihrem Leben finden, statt sich in den Problemen anderer zu verlieren.

»Alle unsere Streitigkeiten entstehen daraus, dass einer dem anderen seine Meinung aufzwingen will.«

Mahatma Gandhi

Die Unsichere

»Stille Wasser sind tief« – diese Redensart trifft auf Sie zu. Ihre gut ausgeprägte Wahrnehmung und Ihr Sinn für Details lässt Sie feinfühlig und umsichtig an Dinge herangehen. Dementsprechend höflich und dezent begegnen Sie auch Ihren Mitmenschen. Im Kontakt mit anderen sind Sie angenehm zurückhaltend, jedoch leider auch sehr schüchtern. Ständig befürchten Sie, etwas falsch zu machen. Vielen Alltagssituationen fühlen Sie sich nicht gewachsen, besonders wenn Sie sich in ungewohnten Situationen befinden und wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Meistens schauen Sie lieber, was die anderen machen und richten sich dann nach ihnen. Von sich aus initiativ zu werden ist nicht Ihre Sache. So können andere Sie leicht zu etwas überreden, wovon Sie selbst eigentlich nicht überzeugt sind. Es fällt Ihnen schwer, auf Ihrer Meinung zu beharren. Besonders dann, wenn Ihr Gegenüber sehr dominant auftritt, geben Sie lieber klein bei und passen sich an, statt sich auf eine Auseinandersetzung einzulassen.

Wenn jemand Sie verletzt, begehren Sie nicht auf, sondern ziehen sich gekränkt zurück und meiden den Verursacher der Verletzung künftig. Sie entschuldigen sich viel – auch für ganz banale Missgeschicke. Dem liegt – bewusst oder unbewusst – die Überzeugung zugrunde, dass andere sowieso klüger, kompetenter oder erfahrener sind als Sie selbst. Gerne wären Sie etwas selbstbewusster und souveräner in Ihrem Auftreten, wissen aber nicht, wie Sie das anstellen könnten.

Das brauchen Sie

Als Unsichere brauchen Sie eine »Selbstbestärkungs-Strategie«. Dabei stehen Übungen und Tipps im Vordergrund, die Sie dabei unterstützen, mehr Selbstsicherheit zu entwickeln, sich anderen ebenbürtig zu fühlen und sich selbst mehr zuzutrauen. Herauszufinden, was Ihre eigenen Werte und Ziele sind, ist wichtig für Ihr Selbstvertrauen. In dem Maße, in dem Sie zu Ihrer inneren Stärke finden, werden Sie sich mehr und mehr erlauben, eigene Wege zu gehen.

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Wird eine Tugend zur Untugend, gerät unser Gleichgewicht ins Wanken

EINFÜHLUNGSVERMÖGEN UND ZUVERLÄSSIGKEIT SIND für unser Zusammenleben unverzichtbar. Wer an den Anliegen, Problemen und Erwartungen anderer einfach vorbeischaut und nur das eigene Wohl im Sinn hat, wird auf Dauer ein recht einsames Leben führen. Ohne die Fähigkeit, sich spontan für etwas begeistern zu können, wäre unser Alltag freudlos und mühsam, denn Begeisterung ist der Motor für unsere Motivation. Und wären wir nicht fähig, unser Denken und Fühlen in Frage zu stellen, gäbe es keine Entwicklung und keine Kompromisse, sondern nichts als sture Rechthaberei.

»Allein die Dosis macht das Gift«, das wusste schon Paracelsus. Auch eine Tugend kann sich eben, im Übermaß eingesetzt, zur Unsitte wandeln. In unserem Bestreben, gut mit anderen Menschen auszukommen und Unstimmigkeiten, Kritik und Konflikten aus dem Weg zu gehen, handeln wir dann oft gegen unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse und lassen uns so einseitig von anderen vereinnahmen. In diesem Kapitel erfahren Sie, worin die Gründe zu suchen sind, die das Harmoniebestreben zu Lasten unserer persönlichen Freiheit so ausufern lassen.

Immer wieder Ja statt Nein

Sicher kommt Ihnen das nur allzu bekannt vor: Sie tun etwas, was Sie gar nicht tun wollten und fragen sich danach, wie um alles in der Welt Sie da hineingeraten konnten. Ganz bestimmt finden Sie sich in einem oder mehreren der folgenden Beispiele wieder.

Schon wieder überrumpelt

Wie konnte ich bloß …

… diese teure Bluse kaufen – nur weil die Verkäuferin mir viel Zeit gewidmet hat?

… mich von der Kollegin kurz vor Feierabend eine gute halbe Stunde in Beschlag nehmen lassen? Sie ist den Frust über ihren Ex losgeworden, und ich habe nun meinen Zug verpasst.

… einem Nachbarn das Auto für einen Kurztrip leihen – nur um mich für den reparierten Gartenschlauch zu revanchieren?

… ein Abo für eine Fernsehzeitung abschließen – nur weil mir der nette Student an der Tür so leidgetan hat?

Ja, wieso nur? Denn nun sind wir gar nicht glücklich, sondern frustriert: Die Bluse sieht im heimischen Spiegel ganz nett, aber nicht gerade sensationell aus, außerdem sitzt sie nicht richtig. Komisch, dass uns das bei der Anprobe nicht aufgefallen ist. Weil wir uns von der redegewandten Kollegin nicht loseisen konnten, fehlt jetzt die Zeit, in der Reinigung die schicke schwarze Hose abzuholen, die wir morgen eigentlich zum Meeting tragen wollten. Wir sorgen uns ohne Unterlass, dass der Nachbar das Auto nicht heil zurückbringen könnte. Überdies ist es auch nicht prickelnd, dass wir zwei Tage bei Nieselwetter mit dem Rad zur Arbeit fahren müssen. Und Zeitschriften haben wir mehr als genug, außerdem ist das schon das dritte Abo, das auf diese Weise zustande kam. Tja, dumm gelaufen!

Die Macht des Entscheidungsdrucks

Wann haben Sie das letzte Mal an einer Veranstaltung teilgenommen, die Sie im Grunde gar nicht interessierte? Sind Sie nur hingegangen, weil ein anderer zu Ihnen sagte:

Das ist aber ein MUSS!

Wir zählen auf dich!

Wir wollen dich unbedingt dabeihaben!

Du bist die Einzige von uns, die sich noch nicht angemeldet hat.

Wenn du da nicht mitmachst, dann bist du echt außen vor.

Interessiert dich das nicht?

Es gibt die verschiedensten Vereinnahmungsstrategien wie beispielsweise Komplimente zu machen, ein schlechtes Gewissen zu erzeugen oder mehr oder weniger subtile Drohungen auszusprechen (»wenn du nicht …, dann …!«), die Entscheidungsdruck in uns aufbauen sollen – damit wir das tun, was der andere will. Tatsächlich lassen wir uns im Alltag allzu oft zu Entscheidungen verleiten, die eigentlich gar nicht in unserem Sinne sind. Manchmal, wenn wir uns für die Interessen anderer einspannen lassen, denken wir nach einer Weile sogar, es seien unsere eigenen – oder wollen uns dies zumindest selbst glauben machen. Vereinnahmung beruht stets darauf, dass Gefühle in uns ausgelöst oder Motive in uns geweckt werden, von denen der andere einen Nutzen hat. Doch was ist das genau, was uns »Ja« sagen lässt, obwohl wir »Nein« meinen?

Unsere psychischen Grundbedürfnisse

Schon seit Längerem haben Neurobiologie und Verhaltensforschung Antworten auf die Frage gefunden, unter welchen Umständen Menschen schnell bereit sind, sich auf die Vorschläge, Ideen oder Bitten ihres Gegenübers einzulassen. Meist sind es anerzogene Denk- und Verhaltensmuster, die uns dazu bringen, gewissen Dingen – oft wider besseres Wissen – zuzustimmen (siehe ›). Diese Muster knüpfen direkt an unsere psychischen Grundbedürfnisse an. Der Psychologe und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun nennt hier die folgenden Bedürfnisse:

wertvoll sein,

geliebt werden,

frei sein,

verbunden sein.

Diese verschiedenen Bestrebungen gilt es, miteinander in Balance zu halten, denn eine zu einseitige Ausrichtung führt zu Konflikten.

Leben in der Gemeinschaft