Lynn - ein schicksalhafter Auftrag - E. M. Holland - E-Book

Lynn - ein schicksalhafter Auftrag E-Book

E. M. Holland

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Beschreibung

Lynn ist der gefährlichste Assassine der Hölle, der Tod, der im Schatten lauert. Als er eines Nachts das Schlafzimmer seiner Zielperson betritt, um einen Mordauftrag zu erledigen, begegnet er ihm – einem Dämon mit schwarzen Haaren und grünen Augen. Die Klinge liegt in seiner Hand, doch er zögert. In diesem Moment steht er vor der Wahl: Sein Leben oder das dieses Mannes. Wird er in der Lage sein, sein eigenes Herz zu ermorden, um den Auftrag zu erledigen?

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2025

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E. M. HOLLAND

Lynn

Ein schicksalhafter Auftrag

Novelle 7

Geschichten von E. M. Holland

Die Schicksal-Reihe

1. Belial – eine schicksalhafte Nacht

2. Zackory – eine schicksalhafte Berührung

3. Nix – ein schicksalhafter Kuss

4. Cypher – ein schicksalhafter Blick

5. Hope – ein schicksalhafter Augenblick

6. Aleksander – eine schicksalhafte Entscheidung

7. Lynn – ein schicksalhafter Auftrag (Novelle)

The Devil-Reihe

1. The Devil’s Nemesis

2. The Devil’s Queen

3. The Demon’s Blade (Novelle)

Behind the scenes-Reihe

1. Dunkle Geheimnisse

Love & Desire (Kurzgeschichtensammlung)

Band 1 – Liebe neu definiert

Band 2 – Liebe neu entdeckt

E. M. Holland

Lynn

Ein schicksalhafter Auftrag

Novelle 7

Novelle

Lynn – ein schicksalhafter Auftrag Copyright © 2025 E. M. Holland

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Illustrationen von J. Bühler

1. Auflage

Prolog

Wohin du auch gehst, er ist immer an deiner Seite. Er folgt dir mit jedem Schritt, ruht neben dir. Mal ist er groß, mal ist er klein. In der Dunkelheit verschwindet er und im Licht ist er nicht zu übersehen. Mal siehst du ihn, mal nicht. Niemand kann seinem eigenen Schatten entkommen. Er bleibt vom ersten Atemzug bis auch zum letzten.

Für viele ist der Schatten das Spiegelbild der Seele, ein zweites Ich, ein Doppelgänger, ein farbloses Ebenbild. Andere verbinden mit dem Wort Schatten Unheil – der Grund ist berechtigt. Seit Jahrtausenden ist der Schatten das Versteck des Todes. Der Schatten sieht die Gefahr, doch er kann nicht warnen. Er ist nur ein stummer Betrachter. In den Schatten lauert der Tod.

Was würdest du tun, wenn du dem Tod aus dem Schatten in die Augen schauen würdest?

Was würdest du tun, wenn die Klinge nach unten saust?

Würdest du dich in den Augen des Todes verlieren?

Würdest du lächeln, wenn die Klinge sich in deine Brust bohrt?

Sein Schatten. Heute hatte er seinen Tod vorausgesehen, doch er war ebenso gebannt gewesen wie er selbst.

Blain schaute dem Tod in die Augen. Dem Tod, der aus seinem Schatten heraus angegriffen hatte, den er nicht hatte kommen sehen. Ich hätte niemals gedacht, dass der Tod solch schöne Augen besitzt. Zitronengelbe Augen, die wie die strahlende Sonne leuchteten.

Kapitel 1

Die Tür öffnete sich und die Angestellten rannten aufgeregt hin und her. Laute Schritte erklangen und sie machten Platz. Sofort wurden Anweisungen verteilt und jeder machte sich an die Arbeit.

Blain lief, nachdem er dem Hausverwalter zugenickt hatte, direkt in seine Schlafgemächer. Er legte seine blutige Rüstung ab und ging in den Waschraum. Sein ganzer Körper schmerzte. Er war müde, hungrig und erschöpft. Das warme Wasser umspülte seinen Körper und er wusch sich den Schmutz und das Blut ab. Nur einen Moment nahm er sich Zeit und genoss die Ruhe.

Der Krieg dauerte nun schon lange. Sein Höllenfürst Leviathan führte einen Krieg gegen den benachbarten Höllenfürsten Bael, der bereits zahlreiche Leben gekostet hatte. Er war neben den anderen fünf Kommandanten ein Krieger, der unter Leviathan diente.

Das Wasser floss ab und er schaute zur Decke, fuhr mit den Augen die Muster der Steine ab. Dieses Anwesen war nicht sein eigenes. Er lebte in einem Nebengebäude von Leviathans Anwesen. Blain hatte kein Interesse an einem eigenen Haushalt, denn er war ein Krieger durch und durch. Mehr wollte er nicht, denn sein Leben hatte nur diesen einen Sinn gehabt.

Er entstammte einer gehobenen Blutlinie, doch er war kein Mann der Politik, wie sein Bruder und seine Schwester es waren. Er war ein Mann der Tat. Lange hatte ihn seine Familie als Schandfleck angesehen, doch seit er die Stellung eines Kommandanten eingenommen hatte, hatte er wieder eine Daseinsberechtigung. Der Grund war einfach – sie erhofften sich, auf Leviathan oder andere hochrangige Dämonen Einfluss nehmen zu können.

Wortlos erhob er sich, trocknete sich ab und begann, seine Wunden zu verarzten. Anschließend reinigte er seine Rüstung. Diese hatte im Kampf deutlich Schaden genommen. Morgen würde er in die Schmiede gehen und sie reparieren. Wenn er sie pflegte, würde sie ihm auch weiterhin gute Dienste leisten.

Es war faszinierend. Blain hatte nie beabsichtigt, diese Stellung einzunehmen. Er hatte an der Seite seines Onkels das Schmiedehandwerk erlernt, war ein Meister im Umgang mit dem Stahl und anderen Materialien. Und doch hatte ihn sein Weg in diesen Krieg geführt. Hätte ich damals das Schwert aus der Hand gelegt, würde ich hier vielleicht nicht liegen. Doch dann wäre er vielleicht tot.

Mit jeder Sekunde, die verging, wusste er nicht mehr, wofür er kämpfte. Die Jahrhunderte waren vorbeigezogen, doch er hatte nie sein Glück gefunden. Er hatte sich nie gebunden, hatte weder einen Gefährten noch eine Gefährtin genommen. Unzählige Male hatten seine Eltern und Geschwister versucht, ihn in eine politisch fruchtbare Verbindung zu drängen, doch er hatte immer abgelehnt. Ich werde nur meinem Herzen dieses Versprechen geben.

Müde legte er sich ins Bett. Morgen würde ein weiterer Tag anbrechen, vielleicht würde er es finden. Doch in dieser Nacht fand ihn etwas anderes.

Es war nur ein kleines Geräusch, kaum einer wäre davon aufgewacht. Der Mond schien durch das Fenster und tauchte den Raum in ein silbernes Licht. Es war ein Schatten, der ihn aufsehen ließ. Der Schatten des Fensterrahmens, der wenige Zentimeter weit offenstand. Ein Fenster, das er verriegelt hatte.

Es dauerte nur einen Herzschlag, dann spürte er das Gewicht. Das silberne Mondlicht traf auf dunkelblaue Haare, die in einem Zopf über den Rücken der Person fielen, die nun sein Leben in der Hand hielt. Schwarze Kleidung bedeckte deren Körper bis über die Nase. Nur die Schultern und der obere Teil des Gesichts leuchteten marmorfarben. Doch das war es nicht, was ihn gefangen hielt.

Blain starrte in zwei zitronengelbe Augen, die wie die strahlende Sonne leuchteten. Zwei Augen, die ihn an kostbare Edelsteine erinnerten. Ruhe kehrte in ihm ein. Ein sanfter Geruch von Zitronen mit einer zarten Salbei-Note umhüllte ihn. Etwas so Exotisches hatte er noch nie gerochen.

Sein innerer Dämon schnurrte und war ebenfalls ruhig. Es dauerte nur Sekunden, doch es kam ihm wie eine Ewigkeit vor und nur ein Gedanke war in seinem Kopf. Ich will es sehen. Er wollte das Gesicht des Attentäters sehen, der sein Leben beenden würde. Solch schöne Augen können nur in einem zauberhaften Gesicht Platz finden.

Die Klinge drang in seinen Brustkorb ein. Der Schmerz raste daraufhin wie ein Feuer durch seinen Körper und doch konnte er nicht anders, er musste lächeln. Der Tod ist wunderschön. Der Tod, der aus dem Schatten gekommen war, um ihn zu holen.

„Würdest du mir noch den letzten Wunsch erfüllen und mir deinen Namen verraten, Floare?“, fragte Blain mit seiner tiefen Stimme.

Er sah für einen Moment ein Funkeln in diesen Augen. Der Assassine beugte sich zu ihm vor und legte seine Hand an Blains Wange. „Das kann ich leider nicht“, erklang die sinnlichste Stimme, die der Dämon jemals gehört hatte. Sie war wie eine zarte Melodie, die ihn verführte.

Sein Blut tränkte das Laken und lief über seine Brust leise nach unten, und doch konnte er in diesem Augenblick an nichts anderes denken als an die Lippen, über die diese wundervolle Stimme geflossen war.

„Wenn ich schon nicht deinen Namen erfahren darf, darf ich dann wenigstens von deinen Lippen kosten?“, fragte er.

Die Augen schienen heller zu erstrahlen, doch mit einem Mal waren sie fort. Eine Hand hatte sich auf seine Augen gelegt. Der Assassine zog sich den Kragen nach unten über das Kinn, befreite sein Gesicht und beugte sich nach vorne. „Diesen Wunsch werde ich dir erfüllen. Doch sei gewarnt. Hast du einmal von mir gekostet, wirst du niemand anderen mehr berühren.“

Dieses Risiko war Blain bereit einzugehen. Nicht, dass ich jemals wieder jemand anderen berühren könnte. Das Gefühl wich aus seinen Gliedmaßen, doch die sengende Hitze der Lippen auf den seinen spürte er in jeder Zelle seines Körpers. Sein Herz schlug schnell und ein tiefer Friede erfasste ihn.

„Ich warte auf dich“, erklang die sanfte Stimme und das Gewicht auf seinem Körper verschwand. Der Dolch steckte in seiner Brust und war keinen Millimeter bewegt worden. Ein lautes Krachen erklang und er sah die Spiegelung der gelben Augen in den Scherben seines Fensters.

Der Lärm weckte alle Schlafenden, doch Blain schloss die Augen, bekam nichts davon mit.

Lynn saß auf dem Dach und blickte zu dem Fenster, das er absichtlich zerschlagen hatte. Er konnte sehen, wie Licht den Raum erhellte, und hörte die panischen Schreie. Sie taten alles, um den Dämon zu retten, in dessen Brust seine Klinge steckte. Drei Millimeter. Hätte er drei Millimeter weiter nach rechts gestoßen, wäre der Dämon tot.

In diesem Moment wusste er nicht, wieso er es nicht getan hatte. Er hatte diesen Dämon nicht getötet. Stattdessen hatte er die Klinge in dessen Körper gelassen, damit er nicht verblutete. Sie würden ihn retten, das wusste Lynn.

Warum? Alles wegen dieses Lächelns? Wer lächelte, wenn er dem Tod ins Auge blickte? Seine Lippen brannten, als er sich auf den Weg nach Hause machte. Heute hatte er zum ersten Mal sein Ziel nicht getötet. Er hatte bisher jeden getötet, niemals einen Fehler gemacht. Sollte dieser Mann sein erster Fehler sein? Die Antwort würde er finden.

Als er in dem Anwesen seines Clans ankam, trat er ungesehen in sein Zimmer. Niemand hatte bemerkt, dass er gegangen oder gekommen war. Er war der Beste, denn er war ein Schatten. Er war der tödlichste Assassine des gefährlichsten Assassinen-Clans der Hölle – den Umbră.

Es gab einen Grund, weshalb sie die mächtigsten Attentäter der Hölle waren, unsichtbar vor den Augen aller. Wer scheiterte, wurde eliminiert. Heute hatte Lynn vermutlich seinen eigenen Tod besiegelt.

Seine Kleidung segelte zu Boden, als er das Bad betrat, um die Spuren fortzuwaschen. Sein langes, blaues Haar reichte ihm bis zur Hüfte, als er den Zopf löste. Er tauchte unter Wasser, bis die Geräusche dumpf wurden. Als er wieder auftauchte, warf er einen Dolch, den er mit sich genommen hatte, nach rechts.

Ein Zischen erklang und er schaute in sein Spiegelbild. Helle, feine Haut, lange, dunkelblaue Haare und filigrane Gesichtszüge – nur dass diese einer Frau gehörten. Das Einzige, was sie unterschied, waren ihre Augen. Laurana hatte waldgrüne Augen, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte.

Seine Zwillingsschwester setzte sich an den Rand des Beckens und legte den Dolch neben sich.

„Wo warst du?“, fragte sie mit der ruhigen Stimme, die ihre teuflische Mutter mehr als verachtete. Laurana würde die neue Anführerin der Umbră werden, sobald ihre Mutter starb. Auch wenn Lynn tödlicher war, so war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass das Oberhaupt weiblich war. So war es schon immer gewesen und wird es auch immer sein. Er würde als Lauranas Schatten fungieren, der jegliche Versuche, sie zu töten, verhindern würde. Lautlos, tödlich.

„Ich habe die Umgebung meines nächsten Ziels ausgekundschaftet. Bedauerlicherweise ist dem etwas dazwischengekommen.“ Er sprach ruhig, denn er wusste, dass der Trubel bald auch an Lauranas und ihrer Mutter Ohren dringen würde. Keine der beiden würde vermuten, dass Lynn versagt hatte. Zumindest vorerst nicht.

Die waldgrünen Augen musterten ihn. Konnte Laurana ihm vertrauen?

Vertrauen war etwas, das in ihrer Welt nicht existierte. Ihre eigene Mutter würde sie umbringen, wenn sie einen Fehler machen würden – wenn sie es wagten, sich gegen sie aufzulehnen. In ihrer Ausbildung war jeder Fehler auf eine Weise bestraft worden, wie sich heutzutage niemand mehr ausmalen konnte. Es gab einen Grund, weshalb die Umbră an der Spitze standen.

Lynn stand auf und trocknete sich mit einem Tuch ab. Anschließend zog er sich eine Hose über. Sein Körper war mit Narben bedeckt, die fast ausschließlich aus der Hand ihrer Mutter stammten. Sie waren über die Jahre verblasst, doch sie waren da, erinnerten ihn jeden Tag daran, was es bedeutete, einen Fehler zu machen. Lauranas Körper trug dieselben Spuren. Beide waren das Produkt dieser Person, die die Worte Liebe und Zuneigung nicht kannte, nur Schmerz und Gehorsam.

Sie hatten immer nur sich gehabt, also konnte man ihre Verbindung, die aus Blut und Angst geschmiedet worden war, als Vertrauen zueinander bezeichnen.

„Wer ist das Ziel?“, fragte seine Schwester.

Lynn schaute sie an und sagte: „Das darf ich nicht preisgeben. Das weißt du.“ Nur seine Mutter und der zugeteilte Assassine wussten über die Ziele Bescheid. Es Laurana zu verraten, würde Hochverrat gleichkommen.

„Ich habe dich nicht gesehen“, sagte sie und drehte sich zum Gehen. Diese Geste war mehr als großzügig, das wusste Lynn.

Schweigend legte er sich in sein Bett und schloss die Augen. Grüne Augen erschienen vor ihm. Grüne Augen, in denen er keine Angst gesehen hatte. Diese Augen hatten sich nicht einen Herzschlag lang abgewendet. Es war die Sekunde, die er gezögert hatte, die drei Millimeter, die er absichtlich abgewichen war. Er wollte es wissen. Er wollte wissen, zu was für einer Person diese Augen gehörten.

Der Grund war so simpel.

Er stieß ein lautes Lachen aus, das keinerlei Freude enthielt. Sein Ziel war niemand anderes als sein eigenes Herz.

Als Blain die Augen aufschlug, konnte er es nicht glauben. Ich lebe? Die Erinnerungen an die Nacht standen ihm klar vor Augen. Lange, glänzende, blaue Haare und zitronengelbe Augen sowie der Geruch nach Zitronen und Salbei. Seine Hand fuhr zu seinen Lippen.

„Diesen Wunsch werde ich dir erfüllen. Doch sei gewarnt. Hast du einmal von mir gekostet, wirst du niemand anderen mehr berühren.“

„Ich warte auf dich“, erklang die sanfte Stimme und das Gewicht auf seinem Körper verschwand.

Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er hat mich am Leben gelassen. Nun stellte sich nur die Frage: Weshalb? Es wäre ein schöner Tod gewesen, denn er hätte in Frieden abtreten können, begleitet von diesen wunderschönen Augen und dessen Geruch. Nun musste er sich mit den Folgen auseinandersetzen, worauf er absolut verzichten konnte.

Die Tür öffnete sich und ein Dämon mit nackenlangen, schwarzen Haaren und gelben Augen trat herein. Die Augen waren jedoch nichts im Vergleich zu den Citrin-Edelsteinen seines Assassinen. Meines Assassinen?

„Du bist wach“, begrüßte ihn Astaroth, Kommandant der sechsten Division, und setzte sich auf einen Stuhl neben Blains Krankenbett. Er war anscheinend im Krankenflügel.

Der Dämon, der ebenfalls wie er ein Leviathan war, schaute ihn mit ruhigem Blick an. Das hatte er an Astaroth immer geschätzt. Er war ihm ähnlich und redete nur, wenn er etwas zu sagen hatte. Zudem schaute er alles mit einem unvoreingenommenen Blick an. Dieser Mann hatte wahre Führungsqualitäten und war einer der besten Kämpfer, gegen die Blain hatte antreten dürfen.

„Wer hat dich angegriffen?“, fuhr Astaroth fort.

Blain wusste, dass sein Freund diese Frage stellen musste. Er war ein hochrangiger Krieger, der in Leviathans Heim angegriffen worden war. Niemand Gewöhnliches hätte solch einen Auftrag ausführen können, das war beiden klar.

Das Bild des Assassinen stand ihm vor den Augen und er lächelte. „Ich kann es dir nicht sagen, da ich sein Gesicht nicht gesehen habe. Er ist kleiner als ich gewesen und schmaler gebaut. Er hatte dunkle, lange Haare und trug eine schwarze Kluft an, die jegliche Körperformen verdeckte. Er kam durch das Fenster und überraschte mich im Schlaf. Als ich das Öffnen des Fensters bemerkt habe, saß er bereits auf mir und die Klinge fuhr in meine Brust. Was danach geschehen ist, daran kann ich mich nicht erinnern.“ Die Augenfarbe und dessen Geruch sparte er aus. Der Grund war tief in ihm verborgen.

Astaroth schaute ihn an und wartete noch einen Moment, ob er etwas hinzuzufügen hatte. „Jemand ist durch die Schutzbarriere gedrungen, ohne dass sie Alarm schlug. Wenn du die Scheibe nicht zerstört hättest, hätte es niemand bemerkt.“

„Scheibe?“Die Erinnerung kam langsam auf. Nur dass er die Fensterscheibe nicht zerstört hatte. Dazu war er gar nicht in der Lage gewesen. Wer hat dann …? Hatte sein Assassine sie zerstört?

Astaroth sah das Mimikschauspiel seines Freundes mit an und wurde misstrauisch. Blain hat die Scheibe nicht eingeschlagen. Das bestätigte seine Vermutung. Ein Assassine, welcher sogar durch die Barriere gekommen war, würde niemals einen Fehler machen und das Ziel überleben lassen. Dieser musste die Scheibe absichtlich zerstört haben. Zudem steckte die Klinge noch in Blains Brust, was verhindert hatte, dass er zu viel Blut verlor. Sie war knapp neben dem Herzen. Ein Fehler, der einem solchen Attentäter ebenfalls nicht unterlaufen würde. Blain war am Leben gelassen worden, doch die Frage war, weshalb? Weshalb sollte ein Attentäter den Auftrag haben, einen Kommandanten nur „fast“ zu töten? Er wäre in ein paar Tagen wieder auf den Beinen, denn der Blutverlust war das Gravierendste an dem Attentat gewesen. Es wurden weder Organe noch Gefäße oder Nerven schwerwiegend beschädigt.

„Wo ist die Klinge?“, fragte Blain. Er versuchte, sich aufzurichten, doch ein stechender Schmerz machte ihm deutlich, dass er das vielleicht erst in ein, zwei Tagen tun sollte.

Astaroth ging zu einem Schrank, öffnete ihn und holte die Waffe, die dort aufbewahrt wurde, heraus. „Wir haben bereits versucht, den Besitzer zu ermitteln, doch es war erfolglos.“ Diese würde sie nicht zu dem Unbekannten führen. Er reichte sie Blain, der sie vorsichtig annahm.

Mit den Fingern fuhr Blain über die Klinge und den Schaft der Waffe. Er drehte sie und bemaß sie mit den Augen. Hervorragende Arbeit, wenn auch die Balance nicht vollends ausgeglichen ist. Es gab einige Makel, die er ausgleichen würde, aber er war ein Perfektionist. Diese Waffe war gute Arbeit und der Stil kam ihm bekannt vor. Er hatte eine Ahnung, wer sie angefertigt hatte, doch darüber schwieg er vorerst. Er gab sie Astaroth zurück und dieser verstaute sie wieder. „Wie lange geben mir die Heiler, bis ich wieder genesen bin?“ Er selbst hatte keine Lust auf eine Unterhaltung mit ihnen.

Sein Freund schaute ihn an und seufzte. „Die Wundränder wachsen glatt zusammen, also vielleicht zwei, drei Tage, wenn du die Medizin und genügend Blut zu dir nimmst. Den Blutverlust wirst du jedoch noch eine Zeit lang spüren, also solltest du dich für ein bis zwei Wochen zurückhalten“, antwortete Astaroth. Er wusste, dass Blain dafür nicht der Typ war.

„Gut. Ich werde mich zwei Wochen von der Front zurückziehen. Klota soll so lange meinen Platz einnehmen.“ Klota war seine Stellvertreterin und eine fähige Kriegerin.