Mercy, die Straßenritze – Buch 4 – Die Bodyguards und die Hure - Sabine Benda - E-Book

Mercy, die Straßenritze – Buch 4 – Die Bodyguards und die Hure E-Book

Sabine Benda

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Beschreibung

Meine lieben begrenzt Denkenden! Wisst ihr was: Ich hasse Sümpfe, denn da kreucht und fleucht mir zu viel herum. Im Paradies haben wir Strände mit endlosen Sonnenuntergängen und ein spiegelglattes türkisfarbenes Meer. Nun, einige von euch werden ja eines Tages das Vergnügen haben, dort am feinsandigen Strand herumzulungern. Doch ich weiche himmlisch vom Thema ab. Sandrina Rossi, puuuuh, das ist ein Kaliber für sich und diese Diana Venandi in ihr ist auch nicht von schlechten Eltern. Die Hölle haben ziemliche Kontrahenten ins Rennen geschickt, wäre da nicht dieser Sumpfmann, dieser Arthur McFadden. Ich mag den Kerl, denn der ist ein ganz, ganz Guter! Euer Samuel, der Erste Gärtner Gottes

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Seitenzahl: 236

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Sabine und Thomas Benda

Mercy, die Straßenritze – Buch 4 – Die Bodyguards und die Hure

Ein 25-teiliges Serien-Genre-Crossover – ein himmlisch-höllisches Epos – eine unvergessliche Geschichte

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Krähen in Amsterdam

2. Die besondere Nacht

3. Frühstück

4. Im Baumarkt

5. Eine lebenslange Freundschaft und mehr

6. Wenn der Vater mit dem Sohne

7. Arthur McFadden, Sumpfmann

8. Verkaufsgespräch

9. Die Sache mit der kleinen Tabitha

10. Die Sonderzahlung

11. Internetrecherche

12. Narben und Sex

13. Frauentratsch

14. Männer beim Shopping

15. Sonntage

16. Was wäre …?

17. Ansgar und Gwen

18. Das musste wohl so sein

19. Mit ganzer Seele

20. Das Seelenspiel

21. Auserwählte

22. Der Kontakt

23. Eve’s Saloon

24. Ein Freund der Familie

25. Besorgnis

26. Sandrina erzählt die Wahrheit

27. Das Zelt

28. Böses im Sumpf

29. Liebe

30. Stark, ehrlich und unzerstörbar

31. Die Aura des Todes

32. Lobby-Tratsch

33. Verschwunden

34. Der Koch und die Küchenhilfe

35. Nelly Loudly

36. Alle raus!

37. Chaos

38. Ansgar, der Pfadfinder

39. Die Schraube aus Bangalore

40. Eine schicksalhafte Begegnung

41. Die Toten

42. Mercy ist deutlich und eindeutig

43. Der Dank der Signora

44. Die Aufgabe

45. Das Verhör

46. Hättest du mich wirklich ermordet?

Über die Autoren:

Impressum neobooks

1. Krähen in Amsterdam

Amsterdam, vor 30 Jahren

Pieter van Bush liebte Orgelmusik.

Der hochgewachsene Mann mit der schnittigen Kurzhaarfrisur hatte sich schon als Dreijähriger für dieses Tasteninstrument interessiert. Heute, 39-jährig, verheiratet mit Sophie, einer deutschen Autorin für Kinderbücher, war er ein angesehener Organist der hiesigen Kirchengemeinde eines beschaulichen Amsterdamer Stadtviertels.

Sophie van Bush hatte ihn vor rund 15 Jahren in Heidelberg kennengelernt, während Pieter als eingeladener Gast-Musiker die Orgel der dortigen Heiliggeistkirche spielen durfte.

Sophie, eine adrette Frau mit einer dichten, braunen Haarmähne und hinreißend niedlichen Grübchen im Gesicht, hatte sich augenblicklich in den leidenschaftlichen Organisten verguckt.

Nach einigen wilden Wochen in der Heidelberger Altstadt war sie, verliebt bis über beide Ohren, dem attraktiven Musiker nach Amsterdam gefolgt. Deutschland hatte sie den Rücken gekehrt und alle Brücken hinter sich abgebrochen, zumal sie sich seit dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter Wilma unversöhnlich überworfen hatte. In der romantischen Grachtenstadt schließlich hatten die beiden Verliebten sehr schnell geheiratet und noch im gleichen Jahr für Nachwuchs gesorgt. Neun Monate später hatte sich ein energisches Mädchen lautstark ins Leben hineingebrüllt: Lydia van Bush.

15 glückliche Jahre waren seitdem vergangen.

»Schatz, hast du die Krähen gesehen?«, begrüßte Sophie van Bush ihren Mann, als sie hörte, dass die Haustür aufgeschlossen wurde.

»Welche Krähen?«, fragte er überrascht nach, während er im Flur die Straßenschuhe auszog, diese in ein Schuhschränkchen einsortierte und in bequemere Lederschlappen schlüpfte.

»Im Vorgarten und auf der Mülltonne – einfach widerlich! Die lungern schon seit Stunden bei uns herum. Ich habe versucht, sie zu verscheuchen. Vergeblich! Die kommen immer wieder!«, Sophies Verärgerung darüber war überdeutlich herauszuhören.

Pieter küsste seine Frau zur Begrüßung. »Das neue Kleid steht dir klasse, Liebes!«, machte er ihr ein Kompliment.

Die aufdringlichen Vögel waren für seine Gattin im Nu vergessen. »Macht mich das Royalblau nicht zu blass?«, forderte sie seine Meinung ein.

»Nein, Liebes! Es steht dir ausgezeichnet!« Er starrte absichtlich auf ihre Oberweite. »Ich mag auch den Ausschnitt!«, fügte er schelmisch grinsend an.

»Lüsterner Kerl«, sagte sie und lächelte.

»Wo ist Liddi?«, fragte er schließlich.

»Bei Naomi«, antwortete Sophie. »Sie wollten gemeinsam Mathe üben.«

»Oha, dann haben wir ja sturmfreie Bude!«, scherzte er ungehemmt.

Die Braunhaarige ermahnte ihren Gatten spielerisch: »Hallo? Es ist 17:00 Uhr. Die Sonne lacht vom Himmel herab! Und du denkst an Sex? Bring lieber den Müll raus und nimm eine kalte Dusche!« Sie zwinkerte verschmitzt. »Für alles andere ist später noch Zeit. Liddi bleibt bis zum Abend weg.«

Pieter gab ihr ein weiteres Küsschen und verschnürte schließlich die Müllsäcke.

Draußen entdeckte er die klebrig-weiße Hinterlassenschaft der Krähen – diese hatten den Deckel der Mülltonne unschön zweckentfremdet. Mistviecher, dachte der blondhaarige Mann und suchte ärgerlich den Vorgarten ab.

Kein Vogel war zu entdecken.

Nichts. Nachdem er den Deckel gereinigt und den Müll entsorgt hatte, ging er in das Backsteinhaus zurück. Drinnen duftete es verlockend nach angebratenem Fleisch und Zwiebeln.

»Mmhmm, was gibt es Feines, Schatz?«, rief er von der Diele aus in die Küche.

»Rumpsteak mit Röstzwiebeln. Bringst du mir bitte eine Dose Erbsen aus dem Keller hoch?«

»Mach ich«, antwortete Pieter und schob den Riegel der Tür zum Kellerraum zur Seite. Ein Ziehen an einer dünnen Kordel ließ eine nackte Glühbirne erstrahlen. Vorsichtig stieg er die hölzernen Stiegen hinab. Der typisch modrige Kellergeruch strömte ihm entgegen. Schön kühl war es hier unten. Durch die vergitterten Fensterchen, die der Belüftung dienten, drang gedämpfte Helligkeit, aber kein einziger Sonnenstrahl herein. Auf stabilen Metallregalen stapelten sich Konservendosen in vielfältiger Auswahl.

Damit können wir die halbe Nachbarschaft versorgen, durchzuckte ihn ein erheiternder Gedanke.

»Nimm bitte noch Schattenmorellen mit!«, hörte er Sophie von oben rufen. »Ich will später einen Kuchenboden belegen.«

Pieters Blick fiel auf das untere Regalfach. Dort standen die Einmachgläser in Reih und Glied. Rechts davon ruhte verstaubt ein Karton mit dem handgeschriebenen Schriftzug Musik auf dem Verschlussdeckel. In ihm hatte der Organist fein säuberlich alte Notenblätter abgeheftet. Der Sammelkarton erinnerte den Mann daran, dass er mit seiner Tochter Lydia wichtige Dinge zu bereden hatte, die nicht mehr länger anstehen durften. Davon ahnte sie allerdings noch nichts. Pieter war aufgefallen, dass sich ihr Stimmvolumen gewaltig zum Positiven verändert hatte. Der Vater wollte dem 15-jährigen Mädchen eine private Gesangsausbildung schmackhaft machen. Bei Pubertierenden konnte solch ein Unterfangen natürlich rasch trotzige Kommunikationsblockaden auslösen. Pieter hatte bereits bei anderen Lydia-Themen Erfahrungen sammeln dürfen. Seine Tochter konnte extrem bockig sein, wenn etwas nicht in ihre jugendliche Sichtweise passte. Dennoch nahm sich der Vater vor, das Mädchen gezielt auf die Gesangsausbildung anzusprechen. Wenn Lydia zurückkam, wollte er dies sofort tun.

Ja, heute ist ein guter Tag dafür, nahm er sich vor.

Oben rumpelte etwas, gefolgt von einem blechernen Scheppern.

Dies riss den Mann aus seinen Gedanken heraus. »Sophie, alles klar bei dir?«

Doch seine Frau antwortete nicht. Stattdessen hörte man Schrittgeräusche in der Küche. Pieter ergriff die Konservendose mit den Erbsen, suchte schnell ein Glas Schattenmorellen und machte sich damit rasch auf den Weg nach oben. »Sag mal, Schatz, ist dir die Pfanne vom Herd gefallen?«, rief er, während er die Kellertreppe hochstieg.

Wieder keine Antwort.

Als er in der Küche ankam, sah er zuerst die beiden angebratenen Steaks, die in einer schmierig aussehenden Fettpfütze auf dem Fliesenboden lagen; unweit davon die gusseiserne Pfanne. Der Gasherd war noch aufgedreht, und die bläulich-gelben Flämmchen züngelten hektisch, als ob die Gaszufuhr schwanken würde.

Von Sophie van Bush fehlte jede Spur.

Angst und Sorge überfielen den blondhaarigen Mann, als er die tiefen Furchen an den Wänden im Flur wahrnahm. Wie riesige Kratzer, die zum oberen Stockwerk hinaufführten. Auf der Treppe lag ein einzelner Schuh seiner Frau … und schwarze Vogelfedern.

Krähenfedern!

Schließlich zerriss ein kurzer, gellender Schrei die angespannte Stille.

Pieter hastete die Stufen hinauf. Sein Herz raste, als er oben ankam und das Blut auf dem Boden entdeckte. So viel Blut – frisch, in glänzenden Lachen auf dem braunen Dielenboden verteilt.

Ein unmenschliches Fauchen ertönte aus dem Schlafzimmer– tierisch, wild und unbarmherzig.

Der blonde Mann riss die Tür auf und erstarrte in der Bewegung, als er erkannte, was sich dort zutrug.

Es waren die letzten Augenblicke in seinem Leben, dann holten die Dunklen ihn.

Sie waren zu dritt, begleitet von drei Krähen.

Nach getanem Blutwerk legten sie Feuer in der Küche. Die Brunst verschlang alles, blähte sich zu einem wahren Inferno auf.

Man würde von einem normalen Brandunfall ausgehen.

Nicht eine Spur würde übrigbleiben.

Keine Feder.

Nichts.

Doch … bei aller Grausamkeit, bei aller Kaltherzigkeit und bei aller Boshaftigkeit hatten sie das Mädchen Lydia nicht bekommen.

Der Plan der Dunklen war nicht aufgegangen.

Fehlgeschlagen.

Ein weiterer Versuch war im Augenblick nicht möglich.

Lydia van Bush wurde längst von ihrem Schutzengel behütet.

So gingen die Dunklen, wie sie gekommen waren.

Und mit ihrem Fortgehen zogen drei Krähen zum Himmel hinauf und verschwanden still und leise.

Drei Krähen.

Drei – zu dritt.

Ein Späher, ein Jäger und ein Transmitter.

Der Transmitter hatte ein wenig Angst in seinem pechschwarzen Federkleid, denn er musste Jeff Benston einen ausführlichen Bericht über den gescheiterten Mordanschlag an Lydia erstatten.

Und Benston, der grausame Sektionschef aus der Vorhölle, war vieles, doch nicht verständnisvoll und gütig.

In drei Teufels Namen: Nein, das war er ganz gewiss nicht.

2. Die besondere Nacht

Königreich Hidsania, heute

Mit einem flüchtigen Kuss auf der breiten Palasttreppe trennten sich Mercy und Ansgar voneinander. Die blondhaarige Frau huschte barfuß in den oberen Stock des Anwesens hinauf, öffnete leise die Schlafzimmertür, um Thomas Bendermann nicht zu wecken, und trat ein. Nachdem sie ihren Morgenmantel abgestreift hatte, legte sie sich vorsichtig ins Bett. Im Halbdunkel sah sie den Rücken des Mannes. Gleichmäßiges Atmen war zu hören. Bendermann schien nichts bemerkt zu haben. Mercy starrte zur Zimmerdecke und streichelte sanft ihre zartgelockte Scham. Die nackte Frau lächelte, als sie an die vergangenen berauschenden Minuten im Palastgarten dachte.

Sie vögelte gerne mit ihm.

Mit Ansgar.

Er war ihr Retter.

Ihr Held.

Ansgar.

Der beste Sexpartner, den sie je hatte.

Einer, der wusste, was sie brauchte.

Was sie wirklich brauchte.

Wer hätte das gedacht?

Mercys verschmitztes Lächeln erstarb, als sie plötzlich Thomas Bendermanns ruhige Stimme hörte. »Du warst bei ihm, nicht wahr?«, fragte er und drehte sich zu ihr.

Die blondhaarige Frau atmete tief durch und blickte ihn an.

Leugnen war zwecklos.

Warum auch?

Den Weg der Lüge hatte sie längst verlassen, als sie Bendermann die Sex-Affäre mit Ansgar Gradener, seinem Bodyguard und Vertrauten, gebeichtet hatte. Noch vor der Bekanntgabe der Bendermann-Hochzeit war das gewesen. Noch bevor sie auf Karl Wisemeyer getroffen war – und auf Lydia und Marc. Bei diesem Dinner mit Prinz Hidsaa, an diesem Abend, vor wenigen Stunden.

Verzweifelt war sie gewesen, hatte sich umbringen wollen.

Hatte die Hure in sich endlich töten wollen.

Doch es war alles anders gekommen.

Estelle Brukner hatte Botschaften für sie gehabt – für sie und Lydia van Bush.

Diese Botschaften, die Estelle in einem Zustand der Bewusstlosigkeit einfach erhalten hatte, von Gott erhalten hatte. Diese Prophezeiungen würden die Lebenswege der drei Frauen verändern. Ohne Zweifel taten sie das bereits jetzt schon.

»Ja, ich habe mit Ansgar gefickt«, gestand sie »Eben gerade, und wir haben es beide gewollt!«

Nun atmete Thomas Bendermann schwer ein und wieder aus. »Es ist also nicht vorbei zwischen dir und ihm, oder?«

Mercy Bowlers schüttelte mit zusammengepressten Lippen den Kopf. »Nein«, sagte sie knapp. Schließlich ergänzte sie das Gesagte: »Ich werde dich heiraten, Tom, und deinen Plan verwirklichen! Aber … ich kann dir nicht mehr versprechen!«

»Dann wird es nach der Hochzeit auch nicht enden, richtig, Liebes?«

Mercy biss sich nachdenklich auf ihre Unterlippe. »Nicht, wenn es nach mir geht, Tom!«

Kurzzeitig trat eine bedrückende Stille ein.

»Und … ist es nur … Sex?«, wollte er schließlich wissen. Eine Anspannung in seiner Stimme zeigte ihr, dass er scheinbar etwas … Schlimmeres befürchtete.

»Ja … nur das, Tom!« Dann blickte sie in seine Augen – in diese wunderschönen, grünen Augen, die im schwülen Halbdunkel des Schlafgemachs kaum zu erkennen waren.

»Dein Plan … mich als Alleinerbin deines Imperiums einzusetzen, wird weiterhin bestehen bleiben.« Flüsternd fügte sie an: »Wenn du mich überhaupt noch … heiraten willst.«

Thomas Bendermann strich ihr leicht mit der Fingerspitze über eine Wange. »Dieser Plan … mein Plan, ist wichtiger als alles andere. Das fühle ich!«

Mercy Bowlers nickte, da sie von Estelle Brukners Prophezeiung wusste.

»Du tolerierst also … unser Klischee?«, fragte sie ihn und weitete ihre großen, blauen Augen.

Er lachte kurz. »Eigentlich bedienen wir zwei Klischees, Mercy«. Leichter Zynismus hatte sich in seine Tonlage eingeschlichen. »Junge Hure heiratet weitaus älteren Multimilliardär! Und … junge Hure heiratet weitaus älteren Multimilliardär und vögelt dessen attraktiven Bodyguard!«

Kurzzeitig schwiegen sie wieder, sinnierten jeder für sich.

»Du hättest eine bessere Frau an deiner Seite verdient, Tom«, sagte sie bitter. »Die würde ich dir wirklich gönnen.«

»Ich habe die beste aller Möglichkeiten in meinem Alter bekommen!«, sagte er »Außerdem … bin ich dir ja nicht egal … und du liebst mich … irgendwie … auf deine ganz spezielle Weise.«

Abrupt drehte sie sich zu ihm hin, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn zärtlich auf den Mund. »Natürlich tu ich das!«, bestätigte sie ihn und völlige Aufrichtigkeit schwang in ihren Worten mit. »Ich … liebe dich wirklich, Tom! Trotz Karl, trotz Ansgar! Und … es reicht für mich aus, um deine Frau zu werden!«

Ruhig kuschelten sie einige Minuten miteinander und spürten sich.

Ganz dicht.

Jeder den anderen.

Schließlich musste sie noch etwas loswerden, was sie sehr belastete: »Es ist nicht … safe! Das zwischen mir und Ansgar.«

»Ach?«, entgegnete er erstaunt »Bist du nicht die ehemalige Straßenritze mit der Kondom-Lizenz gewesen? Kein Fick ohne Gummi – so lautete dein Gesetz!«

»Eigenes Gesetz gebrochen«, schnaufte sie unzufrieden, »... wie eine doofe 15-Jährige!« Sie ergänzte rasch: »Nein, die Jugendlichen sind heute schlauer als ich!«

»Du bist nicht HIV-positiv«, bemerkte Thomas Bendermann nüchtern. »Nach der Vergewaltigung durch den Psychopathen, diesen Benjamin Micker, haben dich die Ärzte gecheckt. Und Ansgar … den kenne … fast wie meinen eigenen Sohn! Der ist garantiert kein willenloser Rammler gewesen. Der ist gewissenhaft bis in die letzte Körperzelle hinein!« Lächelnd fügte er an: »Na ja, Ausnahmen bestätigen die Regel, sonst würden wir beide hier nicht dieses Gespräch führen.«

»Ich werde mich in New York erneut abchecken lassen!«, erklärte Mercy sachlich kalt. »Und von ihm verlange ich das ebenfalls.«

»Warum?«, hakte er nach. »Warum willst du das tun?«

»Um alle Risiken auszuschließen«, antwortete sie klar. »Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen, Tom. Nicht meinetwegen!«

»Und wenn du von ihm schwanger wirst?«, befürchtete Bendermann.

»Sehr unwahrscheinlich«, sagte Mercy eindeutig. »Seit der Vergewaltigung damals habe ich keine Blutungen mehr. Doktor Miller sprach von einer sogenannten unerklärbaren Anovulation. Ich habe keinen Eisprung mehr. Keine Kinder!«

»Ist das behandelbar?«, fragte er.

»Es gibt Möglichkeiten«, erklärte Mercy. »Doch unter meinen aktuellen besonderen Lebensumständen sind Kinder das Letzte, woran ich denke!« Schließlich löste sie sich von seiner Umarmung und stieg aus dem Bett.

Bendermann blickte ihr fragend nach.

»Ich dusche mich schnell ab und mach mich frisch«, erklärte Mercy lockerlippig. »Wenn ich zurück bin und dir danach ist, hoffe ich, dass du einen Gummi aufgezogen hast.«

Ohne weitere Worte verschwand die Blondhaarige im angrenzenden Badezimmer.

Thomas Bendermann dachte kurz über das eben Gehörte nach.

Schließlich stand er auf und durchforstete seine privaten Utensilien.

Natürlich wurde er fündig.

Erleichtert atmete er durch.

Draußen graute schon der neue Tag in Hidsania.

Die Nacht war vorüber.

Diese besondere Nacht.

3. Frühstück

In einem Esszimmer, im Erdgeschoss des Palastes von Hidsania

»Ich habe über diesen schrecklichen Unfall gelesen. Davon wusste ich bisher noch nichts«, erzählte der lockenköpfige Marc Bowlers, Mercys Bruder, am reichlich gedeckten Frühstückstisch.

Es war 08:30 Uhr.

Außer Lydia van Bush hatte sich noch keiner im Frühstücksraum blicken lassen.

Karl hatte sich noch mal seitlich gedreht und war sofort weggedöst. Seine Freundin Lydia allerdings, die nach dem intensiven Liebesakt noch über eine Stunde wachgelegen und über Estelle Brukners Botschaften und Prophezeiungen nachgedacht hatte, machte einen ausgesprochen munteren Eindruck. Das weiße Leinenkleid war hochgeschlossen. Ihre wilde Mähne hatte sie mit einem Lederband gezügelt. Ein Bediensteter schenkte ihr Kaffee ein.

»Ja, der Unfall«, klärte ihn die Rocklady wahrheitsgemäß auf. »Darüber habe ich erst neulich gesprochen. Bei einem Interview mit einer Journalistin vom The Red Roller Tracks. Maria Stevens hieß die nette Frau. Ich habe ihr beim Interview das Smartphone vollgekotzt!«

»Du hast … was?« Marc weitete entsetzt seine Augen.

»Schwangerschaftsübelkeit«, entgegnete Lydia und biss eine Ecke Toast ab. Dann machte sie sich über einen Teller mit einem Gemisch aus Joghurt mit frischen Früchten. »Wow, voll lecker!«, lobte sie die Speise und schleckte einen weiteren Löffel ab.

»Ich bleibe lieber bei Croissants«, antwortete der junge Mann und nippte an seinem Minztee. »Du hattest damals Glück … in Amsterdam«, meinte er schließlich und griff damit das alte Thema wieder auf.

»Ja«, erinnerte sich Lydia an die tragische Geschichte. »Ich war bei einer Freundin, als das Feuer im Haus meiner Eltern ausbrach. Purer Zufall!«

Die braunmähnige Frau führte den Rand der Kaffeetasse an ihre Lippen und atmete tief ein. Der Arabica ist himmlisch, dachte sie und nahm einen Schluck.

»Schlimm, die Eltern so zu verlieren«, sagte Marc mit gedankenversunkener Stimme. Dabei fiel ihm ein, dass er noch nicht mit seinen Eltern telefoniert hatte.

»Danach hat mich meine Großmutter nach Deutschland geholt«, erklärte Lydia. »Wilma, die Mutter meiner Mutter, durfte sich dann mit mir herumplagen.« Die Frau schwärmte: »Heidelberg war geil! Ich erinnere mich sehr gerne an die Altstadt!«

»Dort hast du dann Tim getroffen, richtig? Die Sache mit dem Apfel. Er hat dir diesen rotbackigen Apfel auf dem Schulhof geschenkt, nicht wahr?«

»Ja, ein total romantischer Augenblick!«, sagte sie mit strahlenden Augen. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie tief ich in ihn verliebt gewesen war, Marc! Keinen danach habe ich so sehr geliebt wie Tim!«

»Und … was ist mit Karl?«, fragte der Lockenkopf augenzwinkernd nach.

»Der hat Tim hauchzart überholt!!«, meinte Lydia frech. »Aber sag ihm das nicht, sonst wird er noch eingebildet.«

»Ich finde«, stellte Marc fest, »dass ihr beide ein tolles Paar abgebt!«

»Oh, vielen Dank!«, sagte Lydia. »Obwohl es Karl mit mir nicht immer leicht hat.«

Marc grinste. »Habe ich bemerkt! Er gleicht mit seiner sanftmütigen Art dein schäumendes Temperament aus. Passt schon, Liddi!«

Irrsinnigerweise erinnerte sich Marc in diesem Moment an den gut gebauten Karl, wie er sich neuerdings immer und immer wieder nackt in seine Wichs-Fantasien einschlich. Marc hielt Karl für eine scharfe Nummer, obwohl dieser eindeutig hetero war. Und Lydia van Bush glaubte fest daran, dass Marc Bowlers eine Wiedergeburt von Tim Schmitt, Lydias verstorbenem Jugendfreund, war.

»Die Behörden haben nie eindeutig die Brandursache klären können«, hörte er plötzlich Lydia erzählen, die ein Stück Toast aus einem Körbchen fingerte und es mit Marmelade bestrich. »Das Feuer war angeblich in der Küche ausgebrochen. Doch man fand beide Leichen im ersten Stock, im Schlafzimmer.«

Marc spitzte die Lippen und runzelte die Stirn. »Vielleicht hat das Feuer deine Eltern beim Mittagsschlaf überrascht?«

»Ja, die Ermittler gingen damals von Ersticken durch plötzliche Rauchentwicklung aus. Wahrscheinlich wurden sie im Schlaf überrascht«, erzählte Lydia. »Komisch ist nur«, ergänzte sie, »meine Eltern waren beide sehr vorsichtig. Richtige Sicherheitsfanatiker. Bei dem alten Gasherd, den wir hatten, war das auch nicht verkehrt. Und ausgerechnet, denen soll dann dieser Leichtsinn passiert sein? Und einen Mittagsschlaf haben sie ebenfalls sehr selten gemacht.«

»Lange her«, entgegnete Marc Bowlers. »Mühsam, wenn du dir jetzt darüber den Kopf zerbrichst, Liddi.«

»Du hast recht! Lass uns die traurige Geschichte abhaken!« Sie wechselte das Thema: »Wie ist es für dich gewesen, auf deine … verschollene … Schwester zu treffen? Mercy hat mich total beeindruckt!« Besonders die Botschaften von Estelle an Mercy, sinnierte die Rocklady insgeheim. Denn darüber durfte sie mit niemandem reden. Estelle hatte dies strikt verboten.

Lydia hatte ebenfalls eine Prophezeiung erhalten, und diese war für sie gleichsam erschreckend, aufwühlend und herzenstief. Botschaften, die – nachdem sie verkündet waren – augenblicklich die Seele berührt hatten. Ein Gefühl hatte sie durchdrungen, dessen Herkunft sie nicht richtig deuten konnte.

Dazu noch diese Estelle Brukner, die geradezu etwas Magisches, Übernatürliches und gleichzeitig … völlig Normales ausstrahlte.

Lydia van Bush hatte sich nach dem schrecklichen Tod ihrer Eltern und später nach dem Sterben von Tim, ihrer Jugendliebe, trotzig und verbittert von Gott abgewandt. Damals hatte sie es zugelassen, ihren Glauben zu verlieren. Nun sah es danach aus, dass Gott und der Glaube sie niemals vergessen hatten.

Die Botschaften hierzu waren eindeutig.

Ohne Zweifel.

Rein.

Pur.

Und sehr stark.

Aber auch herausfordernd.

Es galt nämlich Dinge zu erledigen, denn die Zeit drängte.

Alles war unfassbar genug für eine 45-jährige Rocksängerin, die zudem schwanger war.

Sie war eine der drei Auserwählten. Und eine Vierte sollte ebenfalls noch dazustoßen, die noch nicht geboren war.

Auserwählte. Und sie wurde nicht danach gefragt, ob sie dies überhaupt sein wollte.

Es war einfach klar, dass sie sich sofort dazu bekannte.

Jede Auserwählte mit ihrer bestimmten Aufgabe, jede mit dem Ziel vor Augen.

Dem letzten, dem wichtigsten Ziel von allen.

»Sag mal, hörst du mir überhaupt noch zu?«, fragte Marc, riss sie unwirsch aus ihren Gedanken heraus.

»Entschuldige«, lächelte sie ihn verschämt an. »Ich war gerade kurz weg.«

Besorgnis in seiner Stimme: »Geht’s dir gut, Liddi?«

Ehrlichkeit und Klarheit in ihrer: »Besser denn je!«

4. Im Baumarkt

Florida

Sandrina Rossi, eine temperamentvolle Italienerin mit gefärbtem Blondhaar, klimperte lieb mit ihren smaragdgrünen Augen. Ein herzerweichender Kleinmädchen-Blick zierte ihr wunderschönes Gesicht. So sah sie immer aus, wenn sie zielstrebig und rasch etwas erreichen wollte.

Zwei Männer, stramme Ausgeburten der Bewohner Miamis, standen vor ihr in der Warteschlange am Informationsstand. Der eine Kerl, ein muskelbepackter Kurzhaarschrank, ließ sich gerade von einem pickeligen Verkäufer mit Milchbuben-Charme eine Bohrmaschine erklären. Der andere Typ, bekleidet mit einem Zahnschmelz-erweichenden Hawaiihemd, viel zu engen Shorts und unschönen Riemensandalen an den Plattfüßen, folgte ebenfalls den fachmännischen Ausführungen des Milchbubis. Obwohl er eigentlich – unverkennbar mit einer Heckenschere bestückt – sicherlich nicht mit dem Bohrmaschinen-Mann befreundet war.

Baumarkt! Männer unter sich – was für ein unterhaltsames Völkchen, dachte Sandrina, als sie sich mit einem Räuspern Gehör verschaffte.

Der junge Verkäufer brach – typisch männlich – mitten im Satz ab. Synchron drehten sich die Männerköpfe in Sandrinas Richtung, und drei Augenpaare glotzten sie – ebenfalls typisch männlich – überrascht an.

Die Italienerin, die in ihrem roten, körperbetonten Sommerkleid sicherlich auch außerhalb eines Baumarktes eine erotische Offenbarung war, himmelte die drei Typen sehr offensichtlich an.

»Es ist mir ausgesprochen peinlich, Sie zu stören, meine Herren. Aber … ich stehe auf dem Parkplatz recht … ungeschickt … und bin ziemlich unter Zeitdruck. Mein Grandpa benötigt einige Dinge, und … ich bin zum ersten Mal … alleine … in einem Baumarkt!« Einen unschuldigen Augenaufschlag weiter fügte sie an: »Ich brauche ganz dringend … männlichen Rat! Ich fühle mich so verloren, verstehen Sie?«

Blonde Haare, ansprechendes Aussehen und einen charmanten italienischen Akzent in der Aussprache – ja, die Männer verstanden natürlich sofort, was die Schöne meinte.

Während sich bei den beiden männlichen Kunden der Sabber im Mund zu sammeln begann und der Glotz-Modus auf dauerhaft umgeschaltet hatte, erhielt der pickelige Verkäufer seine Fassung zuerst zurück. »Ähm, wie kann ich Ihnen behilflich sein, Miss?«, fragte er und hüstelte am Ende des Satzes herum.

»Oh, wie nett Sie doch sind!«, säuselte Sandrina. »Meine Nonna, meine Grandma, hat mir schon so viel von der zuvorkommenden Art der Amerikaner erzählt!«

Der Verkäufer in dem karierten Hemd errötete verlegen. Die beiden anderen Männer hatten sicherlich gerade schmutzige Sex-Fantasien von zuckenden Männlichkeiten und wilden Klecksereien auf einem samthäutigen italienischen Dekolletee.

Sandrina zupfte lächelnd am Ausschnitt ihres Kleides herum – alle drei Männer starrten gleichzeitig dorthin.

»Puh, ganz schön … heiß in ihrem wunderschönen Florida!« Schließlich wischte sie sich keck eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. »Gut, dass mein Motel eine große Dusche hat«, plapperte sie munter drauflos. »So richtig was zum Abkühlen! Ich liebe Miami! Jetzt weiß ich auch, warum Florida der Sonnenstaat heißt!« Sie strahlte übers ganze Gesicht, als hätte sie die Erkenntnis des Jahrtausends erhalten.

»Ähm, ja, wir haben mächtig viel … äh … Sonne zu bieten, Miss«, verhaspelte sich der Verkäufer umständlich und wischte seine Handflächen an der fleckigen Hose trocken. »Was kann ich für Sie tun?«

»Führen Sie auch … Rattengift?«, fragte sie freundlich nach.

Das Glotzen der drei Männer wurde eine Spur intensiver, vermengt mit einer Nuance Skepsis.

»Rattengift?«, wiederholte der Milchbubi verdutzt.

»Ja«, nickte Sandrina aufgeregt. »Mein Grandpa hat eine richtige Plage in seinem Garten. Üble Sache!«

Der Mann überlegte kurz. »Solche … krassen … Schädlingsbekämpfungsmittel finden Sie in Gang T, dort hinten, links«, meinte er und zeigte in die Richtung.

»Aha, das passt ja … T wie … Tod«, plapperte Sandrina vergnügt.

»Oder … wie Toxin … «, ließ sich der Bohrmaschinen-Mann zu einer Bemerkung hinreißen und grinste dabei über sein Drei-Tage-Bartgesicht, als hätte er eine überaus intelligente Äußerung gemacht.

»Oh, wie originell!«, jubelte Sandrina und tätschelte anerkennend seine Schulter.

Der Pickel-Milchbubi und der Typ mit der Heckenschere sahen daraufhin ziemlich verkniffen aus, beneideten den anderen Mann wegen der direkten Berührung durch die Frau.

Sogleich wurde der Verkäufer stimuliert: »Kann ich Ihnen sonst noch mit irgendetwas dienen, Miss?«

»Dienen?«, hakte die Italienerin nach und riss ihre Augen weit auf. »Wie erregend ausgedrückt! Da gerate ich ja in … hitzige Wallungen!«, scherzte sie ausgelassen und lachte mädchenhaft über ihren eigenen Satz.

Milchbubi zog verschämt an einem Ohrläppchen und grinste betreten, als hätte man ihn bei einem garstigen Gedanken erwischt.

»Sie sind alle so herzlich und lieb!«, flötete Sandrina nett und schaltete schließlich innerhalb eines Lidschlages auf sachlich um: »Des Weiteren benötige ich einen Akku-Tacker, tragbar, mit passendem Koffer, eine Magazinkapazität mit 100 Klammern. Die längsten Klammern, die sie haben! Inklusive einer mehrsprachigen Bedienungsanleitung. Und ich hoffe, dass Italienisch dabei ist!«

Schweigendes Glotzen der drei Männer.

Dem Heckenscheren-Typ klappte das Kinn nach unten.

»Akku-Tacker finden Sie am Ende des Ganges …«, erklärte der Verkäufer und wurde vom italienischen Plauderton geradezu überrollt.

»Sehr schön, mein Guter! Ganz lieb von Ihnen! Ich denke, Sie führen auch Heimzoo-Artikel, nicht wahr? Ich brauche ein Terrarium, Glasbauweise, ohne Beleuchtung, mit sehr dichtem Deckel! Die Ecken sollten gummiert sein, damit ich mich nicht daran verletzen kann. Schnittwunden sind so schmerzhaft und kommen gar nicht gut auf meinem geschmeidigen Händchen. Ich brauche doch meine Hände noch … für angenehmere … Dinge.« Kess lachte Sandrina Rossi die drei Männer an, die doof schauend im Gleichklang nickten.

»Tierbedarf und sonstige Artikel finden Sie in Gang Z, Miss«, informierte sie Milchbubi und versuchte, professionell männlich zu wirken, was auf die elegante Italienerin eher wie eine Parodie wirkte.

»Oh, wie übersichtlich Ihr Geschäft doch aufgebaut ist!«, meinte Sandrina mit gespielter Naivität. »Das Z steht sicherlich für Zoo, nicht wahr? Heimzoo-Artikel! Oh, wie genial!«

»Ich zeige es Ihnen gerne …«, meinte der Verkäufer mit unüberhörbarer Hoffnung in der Stimme.

»Ach, nein, mein Netter! Ich habe Sie und die beiden lieben Gentlemen schon zu lange aufgehalten. Ich finde mich schon zurecht!«

Enttäuschung spiegelte sich im Gesicht des Jünglings wider. Es erstrahlte sofort, als Sandrina eine letzte Frage stellte: »Noch eine Kleinigkeit! Ich möchte mir gerne schnell etwas reinschieben! Wo finde ich etwas Passendes?«

Die Gehirne der Männer explodierten förmlich, als die Frau sie alle drei anlächelte.

Keiner der Männer sprach ein Wort.

»Süßkram, meine ich«, ergänzte Sandrina Rossi. »Wenn’s geht – ohne Zucker! Ich muss auf meine Zähne achten. Ich habe einen besonders empfindlichen Backenzahn.« Schließlich öffnete sie ihre wundervollen Lippen und offenbarte das weißeste Zahnweiß, das Florida je besucht hatte.

»An der Kasse liegen Süßigkeiten aus«, sagte der Verkäufer daraufhin.

Ja, Signora Sandrina Rossi wusste, wie man spielte und schnell gewann.

Schöne Frauen bekommen von Männern immer alles, bestätigte die Italienerin sich innerlich selbst.

Diana, ihre innere Dämonin, Ratgeberin und beste Freundin, pflichtete ihr sofort bei.

5. Eine lebenslange Freundschaft und mehr

Hidsania

»Oha, du strahlst übers ganze Gesicht!«, neckte Mercy Bowlers Estelle Brukner. »Muss wohl sehr beeindruckend gewesen sein?«

Die beiden Damen saßen alleine in einem Ruheraum des Lustgartens.

Es war inzwischen später Nachmittag.

Bis vor zehn Minuten hatte Estelle sich nicht blicken lassen; Prinz Hidsaa war noch gar nicht aufgetaucht.

Ein Herrscher, der schwänzt und nicht regiert, dachte Mercy amüsiert. Die Straßenritze zwinkerte der Blondhaarigen zu. »Die ganze Nacht und die Hälfte des darauffolgenden Tages? Aber … hallo! Und du schweigst wie ein Grab?« Mercy war mehr als gespannt.

»Er war … total lieb!«, schwärmte Estelle mit einem Lächeln im Gesicht, erinnerte sich an die letzten Stunden in Prinz Hidsaas Schlafgemach. »Nach ein paar Stunden war er dann ein wenig forscher!« Die Frau zwinkerte zurück. »Mir hat das gefallen und ihm sichtlich und hörbar auch!« Estelle lachte ein wenig verschämt in ihre Handfläche hinein.

Mercy Bowlers zeigte einen nach oben gerichteten Daumen und atmete hörbar ein und wieder aus.

»Coaching erfolgreich abgeschlossen!«, sagte sie absichtlich förmlich überzogen. »Ich bedanke mich bei allen ehemaligen Jungfrauen im Raum für die rege Mitarbeit und wünsche noch ein geiles und gutes Sexleben im Reiche Hidsania!«

»Mercy, du bist und bleibst … unmöglich!«, lachte Estelle Brukner ihr entgegen.

»Komm lass dich endlich drücken, Mädchen!«, forderte Mercy sie überschwänglich auf. »Willkommen im Club!«

Die beiden Freundinnen umarmten sich herzlich und lange.

»Hattest du Schmerzen?«, wollte Mercy aufgeregt wissen. »Hast du meine Ratschläge befolgt und Hidsaa entsprechend geleitet und geführt?«