Mercy, die Straßenritze – Buch 5 – Die Engel und die Hure - Sabine Benda - E-Book

Mercy, die Straßenritze – Buch 5 – Die Engel und die Hure E-Book

Sabine Benda

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Beschreibung

Meine lieben begrenzt Denkenden! Mercy, ihr Bruder Marc und die anderen Freunde sind in diesem Luxushotel in Dubai ziemlich in Bedrängnis geraten. Ja, man kann doch wirklich auf der Hoteltoilette einer Killerin begegnen. Geballer, Mord und Totschlag und eine wilde Flucht aus dem Hotel folgen. Doch keine Sorge: Sie haben ja Ansgar Gradener als Leitwolf oder auch Pfadfinder dabei, wie ihn Lydia in abfälliger Weise genannt hat. Und bitte glaubt an diese drei weisen Worte, die Ansgar damals Mercy in der Bronxer Hinterhofgasse sagte: Alles wird gut! Im nächsten Teil geht es schließlich heißer und höllischer zu als in der Hölle – aber das ist eh klar, dass sich die Serie ins absolut Wahnwitzige steigert! Tipp schon mal: Vertraut keiner Krähe, wirklich keiner! Oha, da scheppert eine Linienmaschine auf Dubais Straßen herab. Da ich gerne diese ollen Katastrophen-Filme aus den legendären 1970er-Jahren anschaue, hat mich das stark beeindruckt. Und dann dieses atemlos machende Ende: Mercy und Lydia geraten in die Fänge der Dunklen. Nur ... wessen Blut wird fließen? Euer Samuel, der Erste Gärtner Gottes

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Seitenzahl: 231

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Sabine und Thomas Benda

Mercy, die Straßenritze – Buch 5 – Die Engel und die Hure

Ein 25-teiliges Serien-Genre-Crossover – ein himmlisch-höllisches Epos – eine unvergessliche Geschichte

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Teamspiel

2. Sandrina Rossi, die Paktbrecherin

3. Ein Machtmensch namens Watanabe

4. Der Hund

5. Kleiderfragen

6. Die Antwort der Signora

7. Bharati

8. Hartes Vorgehen

9. Das kann ja lustig werden

10. Sandrina quasselt derb

11. Was Bharati zu offenbaren hat

12. Watanabe telefoniert böse

13. Double Features

14. Ihr Auftritt, Stephanie Moody!

15. Erste Begegnung

16. Ein kleines, feines Wunder

17. Hoffnung

18. Verstopfung

19. Das wird er mir erklären müssen

20. In der Limo mit Lydia und Bharati

21. Aber zuerst bei sich

22. Die Sache mit den Flügeln

23. Himmlisches aus erster Hand

24. Der böse Benjamin

25. Der böse Benston

26. Lehren sind kein leeres Geschwätz

27. Familie

28. Bharati schwärmt und hofft

29. Der Besserwisser schweigt

30. Kurz vor dem Go

31. Gwen, die tollste Mom forever

32. Ich fahre!

33. Die 13

34. Anton und Antonia

35. Inferno

36. Der Feuerlöscher

37. Flammenhölle

38. Der Stein

39. Verstreute Seelen

40. Die Zusammenhänge

41. Aber nicht heute – heute noch nicht

42. Der magische und wichtige Moment

43. Alles wird gut!

Über die Autoren:

Impressum neobooks

1. Teamspiel

Damals, vor 16 Jahren

»Mom, können sich böse Menschen ändern?«

Die Zwölfjährige Marcy Bowlers, die später unter dem Pseudonym Mercy ihren Lebensunterhalt als Straßenhure verdienen würde, bestrich sich eine Scheibe Toastbrot mit frischer Erdnussbutter. Mutter Madeleine saß ihr in einem geblümten Morgenmantel gegenüber, während Vater Mathew mit dem kleinen Marc hinterm Haus einem ledernen Fußball hinterherjagte.

Sonntagmorgen im Hause der Bowlers.

»Ob sich böse Menschen ändern können? Hm, kommt ganz darauf an«, meinte Madeleine ohne eine weitere Erklärung. Gedankenversunken nippte sie an ihrem Kaffee, schien die nächsten Worte sorgfältig zu überdenken.

Marcy schätzte ihre Mom für ihre Ratschläge sehr. Es war nicht immer einfach mit der konservativen Mutter, die sowohl beim christlichen Glauben als auch bei den Grundsätzen für Moral und Anstand strenge Ansichten vertrat und diese gerne mit feurigen Reden untermauerte.

Dennoch liebte Marcy ihre Mutter über alles! Sie spürte, dass Madeleine trotz ihrer Konflikt- und Redefreudigkeit ein absolut gutes Mutterherz in sich trug.

Und bei Fachfragen zu Religion hatte Madeleine Bowlers die höchste Kompetenz in der Familie. Zudem konnte man bei ihren Erklärungen immer davon ausgehen, dass diese wohl durchdacht waren.

So auch heute.

»Marcy, als du heute Morgen aufgestanden bist, hast du doch schon Entscheidungen getroffen, oder?«, begann Madeleine nach ihren Überlegungen.

»Ja, sicher, aber was hat das mit meiner Frage zu tun?« Mutter Bowlers lächelte wissend.

»Mehr als du denkst, Kleines.«

Marcy, zwölfjährig, Pubertätseinsteigerin, hasste es abgrundtief, als Kleines bezeichnet zu werden, doch da ihr die Beantwortung der Frage wichtig war, sah sie heute mal darüber hinweg und stritt nicht mit ihrer Mom herum.

»Was haben meine Entscheidungen damit zu tun, ob sich ein Mensch ändern kann?«

Marcys Interesse war geweckt. Madeleine antwortete mit einer Gegenfrage.

»Welche Dinge hast du heute Morgen entschieden?«

Das blonde Mädchen lachte herzhaft.

»Na, ob ich lieber Erdnussbutter oder Erdbeermarmelade zum Toast mag.«

»Sehr gutes Beispiel!«, schmunzelte die Mutter und sah ihrer Tochter direkt in die wunderschönen, blauen Augen. »Und welchen Aufstrich hast du gewählt?«

»Aber Mom, das siehst du doch - die Erdnussbutter natürlich!«, entgegnete Marcy mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen. Madeleine nahm einen Schluck Kaffee, ehe sie weitersprach.

»Wer hat dich dazu gezwungen, ausgerechnet die Erdnussbutter zu wählen und nicht die leckere Marmelade?«

»Gezwungen? So ein Quatsch, Mom!«, lachte das blondhaarige Mädchen der Frau entgegen. »Niemand zwingt eine Bowlers zu etwas, was sie nicht mag!« Halb lachend schob sie nach: »Jedenfalls beim Essen!«

»Wirst du morgen wieder die Erdnussbutter zum Toast nehmen?«, fragte Madeleine unberührt nach und lächelte sanft.

»Morgen? Weiß noch nicht, Mom! Wenn mir danach ist!« Schließlich erinnerte sich das Mädchen an ein vergangenes Gespräch mit ihr und erklärte freudestrahlend: »Freie Wahl, freier Wille! So hast du es uns beigebracht, nicht wahr?«

»Endlich verstehst du, was ich wirklich sagen will, Kleines«, antwortete Madeleine. »Auch der böse Mensch kann sich jederzeit für ... Erdnussbutter entscheiden!«

Marcy Bowlers machte ein nachdenkliches Gesicht.

»Einfach so?«

»Ja, einfach so, Marcy! Gott hat uns den freien Willen geschenkt und gleichzeitig auch die Verantwortung, damit umgehen zu können und zu wollen!«

Die Zwölfjährige weitete ihre Augen.

»Dann kann sich ein böser Mensch wirklich ändern, wenn er sich nur dazu entschließt?«

Madeleine schüttelte leicht ihren Kopf.

»Das ist nur der Einstieg ins Team, Marcy!«

»Ins Team? In welches Team?« Das hübsche Gesicht des Mädchens war ein einziges Fragezeichen. »Reden wir jetzt von Football, Mom?«

Nun lachte Madeleine herzlich über die Bemerkung ihrer Tochter. »Aber nein, Kleines! Ich meine das Team der Guten!«

Marcy grübelte kurz. »Ach, und was muss dann derjenige tun, der ins Team gewechselt hat, um von den anderen Mitspielern anerkannt zu werden? Er war doch ein Böser!«

Die Mutter sah ihre Tochter mit einem wohlwollenden Blick an. »Wie beim Sport auch, Marcy! Ein Neuer im Team muss sich richtig anstrengen, um allen anderen zu beweisen, dass er sich wirklich dauerhaft entschieden hat, mitzuspielen - nach den neuen Teamregeln natürlich!«

»Und wenn er es nicht schafft, Mom?«

Madeleine nippte an ihrer Tasse. »Ein gutes Team unterstützt die Neuen, Marcy!« Schließlich hängte sie an: »Und über allen Spielern wacht ein großer Trainer! Und der freut sich ganz besonders über die Neuzugänge in seinem Team!« Madeleine wirkte ein wenig ernst, als sie anschließend erklärte: »Letztendlich geht es darum, im Finale ein gutes Spiel zu machen, um zu gewinnen!«

Die Küchentür wurde aufgerissen. Der kleine, lockenköpfige Marc Bowlers stand strahlend im Türrahmen.

»He, Marcy! Spielst du mit Fußball?«

»Gerne!«, antwortete seine Schwester Marcy sofort.

»Aber nur dann, wenn du in einem wirklich guten Team spielst!« Dann lachte sie selbst am lautesten über ihren zweideutigen Witz, und Mutter Madeleine wusste, dass die Tochter die Worte verstanden hatte. Ganz gewiss hatte sie es. Sie war doch so ein bezaubernder Engel mit blonden Haaren.

2. Sandrina Rossi, die Paktbrecherin

Florida

Manchmal waren es im Kampf Gut gegen Böse, Hell gegen Dunkel und Himmel gegen Hölle die besonderen Geschichten, die im Nachhinein zu Großartigem führten.

So auch diese Liebe zwischen einer ehemaligen Auftragskillerin namens Signora Sandrina Rossi und dem Sumpfmann Arthur McFadden aus Florida.

Beide würden später weltberühmt werden.

Eigentlich waren sie ja zu dritt, denn die Signora war von einer Dämonin besessen, die Diana Venandi hieß.

Ich weiß, dass Sie mich vor meiner Veränderung gehasst haben! Und ich kann das verstehen, wirklich!

Ich habe mich selbst gehasst für das, was ich war!

Doch, ich bin damals … in Italien … als Kind … einen unseligen Pakt mit dem Bösen eingegangen, der mich zu einer widerwärtigen Person hat werden lassen.

Verstehen Sie? Ich wollte meine Eltern schützen! Die Dunklen hätten sie sonst abgeschlachtet und ihre Seelen bis in alle Ewigkeiten verdorben! Ich habe meine Unschuld geopfert, um meine Eltern zu retten.

Ja, ich war in Diensten der Hölle, und ja, ich habe Menschen gequält und getötet! Ich wurde zu einer Auftragskillerin, zu einer perfekten Tötungsmaschine! Wohlstand und Gesundheit für mich und meine Eltern waren die Gegenleistung hierfür. Ich wurde abhängig von einem berauschenden Gefühl, das mir die Dunklen schenkten, wenn ich jemanden elendig sterben ließ. Die Dunklen haben mich im Laufe der Jahre krank gemacht und süchtig werden lassen. Süchtig werden lassen, Böses zu verrichten, Böses zu genießen!

Und jetzt? Etwas Wunderbares ist geschehen, das mir die Tränen in die Augen treibt! Die Dunklen haben eines nicht bedacht: Gott im Himmel scheint auch einen Plan B für böse Menschen wie mich zu haben! Anders kann ich das nicht erklären, denn als ich in den Sümpfen Floridas auf Arthur McFadden getroffen bin, hat mein Leben einen grundlegend anderen Verlauf genommen!

Arthur ist ein ganz besonderer Mann – und wir haben uns nur an einem einzigen Tag ineinander verliebt!

Niemals mehr werde ich diesen Sonntag vergessen, an dem er mich mit seiner Liebe und Entschlossenheit rettete!

Und ich danke Gott auf Knien dafür und hoffe, dass er jemandem wie mir überhaupt zuhört!

Danke von ganzem Herzen! Grazie! Grazie a Dio!

Der dicke Mann brüllte laut auf, als es ihn erfasste. Der milchig-weiße Samenschuss traf die Blondhaarige mitten ins Gesicht, weiteres Sperma spritzte in einer gehörigen Menge zwischen ihre festen Brüste und triefte in wirren Bahnen über ihren schweißnassen Bauch. Ein letzter Klecks landete auf ihrer blank rasierten Scham. Schließlich zog Sandrina den keuchenden Arthur zu sich heran und verbiss sich in seine Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss.

»Du machst mich wahnsinnig!«, flüsterte sie und rieb mit ihrer rechten Hand den letzten Tropfen aus seiner abklingenden Männlichkeit heraus.

»Nein«, japste er. »Du bist der Wahnsinn!«

Dann legte er sich seitlich und nahm die Frau in seine starken Arme. Während er sie erneut innig küsste, spürte sie, wie sein Mittelfinger in ihre Ritze flutschte und sie spielerisch neckte und reizte. Später dann, als sie in einem gewaltigen Höhepunkt seinen Namen kreischte und ihn liebte wie nie einen Menschen zuvor in ihrem Leben, fühlte Sandrina Rossi, dass sie es geschafft hatte.

Die Dunklen konnten sie nicht zwingen, Arthur McFadden Leid zuzufügen.

Sie hatte entschlossen gewählt – und war nun frei!

Arthur hatte dies bewirkt, sie mit seiner Liebe unterstützt.

Er hat mich gerettet, dachte die Frau, als die Welle der Erregung sichtlich verebbte und sie zufrieden ausstöhnte, als sie sich befriedigt reckte und streckte – und sich so unbeschreiblich glücklich fühlte.

Für Sandrina war dies ein völlig neues Gefühl, eine gute Empfindung, die sich warm und angenehm in ihrem gesamten Körper ausbreitete. Ich werde geliebt … und … ich liebe ihn! Oh, wie schön! Die Blondhaarige schloss die Augen und lächelte.

Nach einer Weile der Stille und des Ausruhens stellte er ihr eine Frage: »Was geht dir durch deinen italienischen Kopf?«

Sandrina schmunzelte. »Ich war im Gespräch mit Diana. Sie findet, dass du dich beim Sex ziemlich gut bewegst, obwohl du nicht die Figur eines Athleten hast!«

Arthur glotzte. »Darüber habt ihr gesprochen?«

»Unter anderem.«

»Unter anderem? Also, noch mehr?«

»Si, Signor, doch das geht dich nichts an!« Sie lachte vergnügt. »Frauentratsch eben.« Dann drehte sich Sandrina zu Arthur hin und sah ihn sehnlichst an: »Du tust mir so gut, Art!«

Er streichelte sanft ihr Gesicht, und sie genoss die leichte Hornhaut seiner Fingerkuppen. »Schon 'ne witzige Fügung, dass du die Ratten bei mir gekauft hast.«

Sandrina kuschelte sich an seinen dicken Leib heran und umschlang ihn mit ihren Schenkeln. »Da fällt mir ein, ich habe dich noch nicht dafür bezahlt«, ließ sie Humor aufblitzen und küsste seine lange Bauchnarbe.

Er lachte knapp. »Darüber können wir verhandeln, wenn du dich abgeduscht hast«, entgegnete er. »Ich habe dich ja völlig eingesaut!«

Mit der Hand wischte sie sich das Sperma von den Wangen und leckte ihre Fingerspitzen ab. »Mhmm, ich mag es, wenn es noch warm ist! Darauf steh' ich voll, Art!« Schließlich küsste sie ihn wieder tief und leidenschaftlich, spürte seine Nähe, fühlte den Halt, den er ihr gab.

Arthur McFadden, der Tierfänger, der Sumpfmann, ja, er hat mich gerettet!

Schließlich wurden ihre Gedanken ernster, als sie sich Vergangenes in Erinnerung rief.

Nachdem sie seine Hütte in Brand gesetzt hatten, waren sie die ganze Nacht durchgefahren, um schließlich in diesem kleinen Motel abzusteigen – irgendwo, am Rande vom Nirgendwo.

Sandrina dachte an den Deputy und die beiden Widerlinge, die versucht hatten, Arthur und sie umzubringen und die tödlich grausam deswegen bereut hatten. Ihre Leichen waren sicherlich bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Die Identifizierung der Toten würde eine Weile dauern – diesen zeitlichen Vorsprung hatten sie bereits. Es war klar, dass jemand die Spur zu ihnen aufnehmen würde – wenn nicht die Polizei, dann derjenige, der die Killer geschickt hatte. Schlimmstenfalls würden die Dunkelkrähen kommen, um sich an ihr wegen des Paktbruches zu rächen.

Doch: Im Augenblick wollte Sandrina Rossi darüber nicht nachdenken – sie wollte sich nur endlos wohlfühlen.

Endlich konnte sie dies!

Endlich nach all der Zeit des Verlorenseins und der Verdammnis.

»Bist du schon müde?«, fragte ihn Sandrina neckisch und zupfte an seinen verschwitzten Brusthaaren herum.

»Was schwebt dir vor, Signora?«, antwortete er ruhig und gelassen.

Sie zwinkerte ihm keck zu. »Leck mich … leck mich, bis ich besinnungslos werde … vor Glück!«

Und genau das tat Arthur McFadden dann. Genau das.

3. Ein Machtmensch namens Watanabe

Tokio

Watanabe war einer von rund neun Millionen Einwohnern Tokios.

Er selbst, mittelgroß, kahlköpfig, bescheiden gekleidet, hielt Zahlenvergleiche als hilfreich, um sich die eigene Bedeutungslosigkeit in der Welt und letztendlich im Universum vor Augen zu halten.

Menschen waren für ihn nichtig, und der 30-jährige Japaner zählte sich ebenfalls hinzu und ließ sich bei dieser verletzenden Aussage nicht etwa außen vor.

Schon die Lebenszeitspanne eines Menschen war geradezu ein schlechter Witz, wenn sich dieser eine Riesenschildkröte als Haustier zulegte.

Riesenschildkröten.

Watanabe liebte diese urzeitlich anmutenden Tiere sehr.

Sato, so hieß der behäbige Riese, den er gerade eigenhändig mit grünen Salatblättern fütterte, hatte schon seinem Urgroßvater gehört.

Die Schildkröte war in einem schön angelegten Gehege in einem weitläufigen Garten untergebracht und war das älteste Stück Eigentum des Japaners.

Watanabe hasste alles Traditionelle und Altmodische.

Hierin unterschied er sich sicherlich von den meisten japanischen Männern.

Zudem war er nicht verheiratet.

Einen Großteil seiner näheren Verwandten hatte er liquidieren lassen. Andere hatten sich ihm untergeordnet und führten ein von ihm kontrolliertes und geordnetes Leben – inklusive Wohlstand und Macht.

Watanabe war ein Machtmensch.

Seinen eigenen Vater hatte er vergiften lassen, als sich dieser zu gierig in seine Geschäftsbelange eingemischt hatte. Die gedungenen Mörder hatten damals das qualvolle Sterben des Alten gefilmt. Hin und wieder sah sich Watanabe den Videoclip zu einem leckeren Sushi-Gericht an. Er genoss es jedes Mal, wenn sein Vater wirr gestikulierend und röchelnd mit dem Tode rang – immer und immer wieder.

Macht und Geld – die einzig erstrebenswerten Ziele, wenn man ihn fragte. Natürlich fragte ihn keiner … ungebeten.

Wie überall auf der Welt boomte das Geschäft mit der Ware Mensch.

Watanabe, dem es zielstrebig gelungen war, innerhalb von nur zwei Jahren die Gewinne im ostasiatischen Teil der Syndikatsstruktur zu verdreifachen, strebte nach mehr – vor allen Dingen nach mehr Macht. Und da Zielstrebigkeit und Skrupellosigkeit in seiner Branche eine blutige Ehe führten, hatte er einen ehrgeizigen Plan entworfen, um bald zum Oberhaupt der Organisation aufzusteigen.

Doch … bis dahin gab es noch einiges auf seiner imaginären Checkliste zu erledigen. Das Entfernen der Altgedienten, wie er eines seiner aktuellen Primärziele grausam betitelt hatte, war mit effektiven Maßnahmen vor einigen Wochen angelaufen.

Untermänner hatten die Auftragskillerin Sandrina Rossi in Watanabes Dienste gestellt, und diese hatte, wie erwartet, die ersten Resultate geliefert: Helena Morrow, die in New Orleans gelebt und den Sektor der Südstaaten geführt hatte, war von Signora Rossi beseitigt worden. Ebenso hatte der oftmals starrköpfige Sergej Sokolov aus Moskau das Zeitliche gesegnet. Kein Wodka würde mehr durch seine Kehle fließen. Niemals mehr.

Somit waren zwei Alte in der Führungsebene des Syndikats buchstäblich zur Ruhe gesetzt worden.

Beim dritten Anschlag hatte die Signora scheinbar … gepatzt. Denn: Der New Yorker Geschäftsmann Thomas Bendermann erfreute sich bester Gesundheit, und die Rossi war seitdem spurlos verschwunden. Wahrscheinlich war er ihr zuvorgekommen und hatte sie entsprechend … verschwinden lassen. Schließlich war das bitterböse Motto des international agierenden Menschenhändlerringes: »Wir können jeden verschwinden lassen – einfach so!«

Es klopfte jemand.

Watanabe aktivierte den Sperrbildschirm des Laptops und verhinderte die Sicht auf seinen E-Mail-Account. »Du darfst eintreten!«, rief er mit strenger Stimme, die sich mehr nach einem Soldaten als nach einem Geschäftsmann anhörte.

Herein kam eine künstlich vollbusige Japanerin mit falschen roten Haaren. Sie trug einen einfarbigen Kimono, der mit ihrem Haupthaar perfekt harmonierte. Der kahlköpfige Mann hatte eine geradezu besessene Vorliebe für alles Rothaarige und Vollbusige – auch dann, wenn beides augenscheinlich unecht war und nichts mit der wirklichen Natur der Frau zu tun hatte.

Frauen.

Sein Hauspersonal war lückenlos weiblich und ihm in allen Belangen untergeben.

Manchmal erfreute er sich auch am stattlichen Hintern seines jugendlichen Gärtners, doch überwiegend war er dem schwachen Geschlecht zugetan. Wenn seine lederne Gerte Striemen auf porzellanartiger Frauenhaut hinterließ, geriet er in Ekstase. Dies stichelte seine sexuelle Lust wahrlich an und trieb diese in ungeahnte Höhen hinauf.

Die anmutige Dienerin hieß Akane, was Tiefes Rot bedeutet.

»Sprich!«, forderte er sie knapp auf, denn nur dann war es ihr gestattet zu reden.

»Der Hund ist angekommen«, sagte sie sachlich und schaute unterwürfig zu Boden.

Direkter Augenkontakt mit Watanabe war Akane nicht erlaubt. Selbst beim Sex durften ihm die Frauen nicht in die Augen sehen. Bei einem Verstoß genoss der Mann die Strafen, die dann folgten und die er persönlich vollzog.

»Ist der Raum für den Hund vorbereitet worden?«

Die Frau nickte wortlos.

»Dann bringt seinen Käfig dort hinein! Ich bin gleich zugegen!«

Akane drehte sich um, ohne eine Regung zu zeigen, und verließ das Arbeitszimmer von Watanabe.

Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, öffnete der Japaner die obere Schublade seines Schreibtisches. Er liebte dieses antike Möbelstück, war es doch ein Erbteil seines verstorbenen Vaters. Watanabe holte schwarze Lederhandschuhe heraus und zog sie an. Dann schritt er hinaus, um den Raum des Hundes zu inspizieren. Das war schließlich Sache des Hausherrn. So hatte es sein Vater schon getan. So tat er es.

4. Der Hund

Tokio

Watanabe war begeistert.

Mr. Ten aus Thailand hatte Wort gehalten und den allerschönsten Hund geschickt, den Watanabe sich in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Schon der große Edelstahlkäfig, in dem das Tier transportiert worden war, wirkte entsprechend teuer – sein Bewohner war es umso mehr.

Watanabe blickte durch die Gitterstäbe und begutachtete den schlafenden Hund.

»Hat das Tier den Flug gut überstanden? Warum schläft es?«, fragte er hart die beiden Männer, die Mr. Ten als Frachtbegleiter mitgeschickt hatte.

»Das Tier musste wegen des Fluges ruhiggestellt werden. Es wird bald erwachen, mein Herr«, antwortete der eine Bote sogleich.

Watanabe nickte und gab der anwesenden Dienerin Akane ein Zeichen mit der Hand. Die Frau brachte einen dicken Briefumschlag und übergab ihn an einen der Männer. »Mit meinen besten Grüßen an Mr. Ten!«, sagte Watanabe und würdigte die Boten keines Blickes mehr, als diese den Heimweg antraten.

Als sie alleine waren, befahl der kahlköpfige Japaner seiner Untergebenen, den Wasser- und Fressnapf des Hundes aufzufüllen. Im hinteren Bereich des Raumes lag eine ausgebreitete dicke Decke, auf der sich das Tier ausruhen konnte. Schließlich öffnete er die Verriegelung der Käfigtür. Bei dem Klickgeräusch öffnete das Tier augenblicklich seine Augen.

Watanabe strahlte – der Hund war aufgewacht! »Das Halsband und die Leine!«, forderte er von Akane.

Die Dienerin schritt zur gegenüberliegenden Seite des Raumes. Dort hingen an einem Haken die gewünschten Utensilien.

Watanabe ließ die Handschuhe zur Vorsicht an, als er das lederne Band um den Hals des Hundes legte und verschloss. Dann befestigte er die Leine und zog leicht an ihr, forderte das Tier zum Aufstehen auf. Zögerlich kam der Hund aus dem Käfig heraus und sah sich um. Er kannte die Prozedur, die nun folgte. Watanabe war schließlich nicht sein erstes Herrchen. Nach dem ersten Kennenlernen folgte immer das gründliche Absuchen nach Unreinheiten und Parasiten am Körper des Tieres.

»Wie heißt der Hund?«, fragte Watanabe seine Dienerin, die rasch den Frachtbrief durchsah.

»Der Hund hört auf den Namen … Wanda«, informierte Akane ihren Gebieter.

Als die nackte Wanda Micker ihren Vornamen hörte, ging ein leichtes Zucken durch ihr Gesicht.

Watanabe lächelte seinen Hund freundlich an.

»Wanda ist 46 Jahre alt und hat noch alle ihre Zähne!«, las die Dienerin aus dem Papier vor.

»Oh, noch alle Zähne!«, meinte Watanabe erstaunt. »Scheinbar hat Mr. Ten den Hund kaum geschlagen.« Der Japaner streichelte Wanda Mickers rotmähniges Haar. »Welch hübsches Fell!«, schwärmte er. Er blickte ihr auf den Schambereich, seine braunen Augen begannen zu glänzen. »So dicht gelockt«, flüsterte er erregt und leckte sich mit seiner Zunge über die Unterlippe. Dann zog der Mann die Handschuhe aus und sagte mehr zu sich als zu seiner Dienerin: »Die werden bei dieser Schönheit nicht nötig sein. Der Hund sieht sehr gepflegt und reinlich aus.« Schließlich schnippte er mit seinen Fingern und blickte seinen Hund streng an. Wanda, die in den letzten Monaten bei ihrem Vorbesitzer unzählige Male Erfahrung als Hund gesammelt hatte, wusste, was dieser Befehl bedeutete, und legte sich bereitwillig auf den bloßen Rücken, damit das neue Herrchen ihren gesamten Körper ausgiebig betrachten konnte. Zärtlich umfasste Watanabe ihre großen Brüste.

»Schau dir diese vollen Dinger an, Akane!« Der Japaner war von der offensichtlichen Weiblichkeit seines neuen Haustieres wie berauscht. Emsig betasteten seine Finger Wandas rotes Schamhaar und erforschten die Ritze. »Was für ein Prachttier!«, jubelte der Mann überschäumend. »Wanda, auf die Knie und Kopf zur Erde!«, befahl er streng.

Wanda tat gehorsam, wie das Herrchen ihr befohlen hatte.

Schließlich besah sich Watanabe ausführlich ihren wohlgeformten Hintern und den Anus. »Zartrosa!«, begeisterte sich der Japaner. »Die Rosette ist wahrhaft … ein Traum!« Pure Erregung schwang in seiner Stimme mit. »Doch … zunächst ist Zeit für dein Fressen, Wanda!«, sagte der Mann und zog an der Hundeleine.

Ein Ruck an ihrem Hals genügte, um Wanda zum Gehen zu bewegen. Auf allen vieren lief Wanda Micker zum Fressnapf hinüber. Schließlich begann sie, das saftige Hundefutter genüsslich aufzuschlabbern. Dies kostete die Frau schon lange keine Überwindung mehr. Mittlerweile gab sie einen guten Hund ab – ihr neues Herrchen würde sie dafür sehr lieben.

Wanda Micker, die einst die Ehefrau des psychopathischen Nuttenmörders Benjamin Micker gewesen war, hatte in den letzten Monaten im sogenannten Lustgarten von Mr. Ten unzählige unsagbare Erniedrigungen erdulden müssen. Im Laufe der Zeit hatte sie gelernt, dass der devote Teil eine starke Macht über die Dominanz besaß. Als ehemalige Bronxer Straßenhure hatte Wanda alsdann schnell und zielstrebig Möglichkeiten gefunden, um am Leben zu bleiben. Da sie aufgehört hatte mit den Männern, die sich an ihr widerwärtig vergangen hatten, zu reden, wurde sie von Mr. Ten zu einem Hund degradiert und diente seitdem als unterwürfiges Haustier. Nun hatte Mr. Ten den Hund an Watanabe verkauft.

Ein neues Herrchen.

Doch … eigentlich war das Wanda gleichgültig.

Sie war beseelt.

Beseelt von dem Gedanken, eines Tages Rache zu verüben.

Rache an Thomas Bendermann, der sie verschleppt und verkauft hatte.

Und natürlich Rache an Mercy Bowlers.

Diese blonde Fotze! Diese verdammte Hure!

Beide hatten den Tod ihres Ehemannes Benjamin verursacht.

Beide waren für Wanda abscheuliche Mörder.

Beide wollte sie sterben sehen – mit ihren eigenen Augen.

Sie wollte zusehen, wie sie jämmerlich verreckten.

Sterben sollten sie – langsam und grausam.

Leider wird dies noch eine Weile dauern, durchzuckte es Wanda Micker bitter, als sie hechelnd aus dem Wassernapf soff. Doch: Ich werde nach New York zurückkehren! Und die Mörder werden bluten, sie werden völlig ausbluten!

5. Kleiderfragen

Hidsania

Noch vor wenigen Monaten war ich eine Mathestudentin in New York – und eine entschlossene Jungfrau! Dann wurde ich von dem Menschenhändler Thomas Bendermann entführt und an einen Prinzen im sonnigen Hidsania verkauft. Für zehn Millionen US-Dollar! Ehrlich wahr!

Sind Sie mal eine entschlossene, streng katholische Jungfrau in einem Lustgarten!

Das ist alles andere als lustig gewesen! Ich wurde von den anderen Damen regelrecht gemobbt!

Na ja, meine krampfhafte Entschlossenheit war dann eher krankhafter Natur. Ein tiefes Kindheitstrauma – wie Sie nun wissen!

Doch meine Begegnung mit Mercy Bowlers hat mein Leben in eine gute Richtung gelenkt.

Wir sind beide blond, blauäugig, frech, direkt und … durch und durch New Yorkerinnen!

Dieser blonden Hure verdanke ich sehr viel, und wir sind sehr gute Freundinnen geworden. Und ja: Ich habe die Liebe kennengelernt, und ich habe mein Hymen und mein Herz an meinen glutäugigen Hidsaa verloren!

Ein gemeinsames Lebenswerk mit Mercy und Lydia wurde mir während einer Bewusstlosigkeit offenbart.

Gewiss, ich hatte einen übersinnlichen Kontakt mit ihm – und Sie wissen schon mit wem!

Ich mag den zweifelnden Blick, den Sie gerade haben! Genau diesen hatte ich auch! Jetzt weiß ich es besser – viel besser!

Mercy und ich sind – gemeinsam mit der Rocksängerin Lydia van Bush – die drei Auserwählten!

Die Stimme, der Glaube, die Macht! Ja, wirklich! Glauben Sie mir, seitdem hat sich viel getan!

Zwischendurch wollte sich Mercy umbringen – wohl aus Verzweiflung! Wenn man deren kompliziertes Liebesleben hätte, könnte man glatt die Scheiße nachvollziehen, die sie da vorgehabt hat. Behüteterweise konnte ich sie von dem sündigen Schwachsinn abhalten. Dabei bin ich selbst in tödliche Gefahr geraten! Ich wäre fast wegen einer angreifenden Krähe in die Tiefe gestürzt! Im letzten Moment wurde ich von Mercy und Lydia gerettet!

Übernatürliches berührt seitdem das Dasein von uns drei Frauen. Vieles ist für mich nicht greifbar, so übermenschlich groß! Manches macht mich immer wieder fassungslos – anderes erfüllt mich regelrecht, macht mich dankbar und atemlos vor Freude! Ich hoffe, Sie können verstehen, was ich meine! Besser kann ich es nicht ausdrücken! Glücklicherweise gibt es in der anderen Waagschale die schlichten, ja, die weltlichen Dinge! Obwohl … so schlicht und weltlich sind diese gar nicht!

Mercy wird diesen Thomas Bendermann heiraten – und liebt heißblütig dessen Bodyguard Ansgar Gradener! Lydia, schwanger von Karl Wisemeyer, der früher in Mercy verschossen war, versucht – zusammen mit Marc Bowlers, Mercys Bruder, den sie für eine Reinkarnation ihres verstorbenen Jugendfreundes Tim Schmitt hält – eine wichtige Nachricht für sich und uns zu entschlüsseln.

Na, blicken Sie noch durch? Ich habe so manchmal meine Probleme damit!

Zudem haben wir Mädels jeder für sich eine zu erfüllende Prophezeiung am Hals!

Und zur Krönung, um das Chaos zu komplettieren, gibt es als Draufgabe düstere, unheilvolle Krähen aus der Hölle im Auftrag einer bösen Macht!

Halt, das hätte ich doch beinahe vergessen! Das Sahnehäubchen der bisherigen Geschichte ist natürlich Gärtner Samuel, der mich aus heiterem Himmel in Hidsania besucht hat und mit seinem Nomadenzelt in unseren wunderschönen Palastgarten eingezogen ist!

Ach ja, Samuel ist natürlich kein Gärtner im herkömmlichen Sinne!

Aber das muss ich Ihnen nicht erzählen.

Langeweile? Sie glauben doch selbst nicht, dass ich Langeweile habe, oder?

Estelle Brukner stand nackt vor dem Kleiderschrank und war – typisch weiblich – kritisch und unschlüssig zugleich.

Ihre Leibdienerin Nara, in einem hellblauen Gewand und farblich abgestimmten Riemensandalen, stand daneben und wartete geduldig auf die Entscheidung ihrer Herrin. Erfahrungsgemäß konnte dies dauern, denn Estelle, Mitte 20, blondhaarig, von anmutiger Gestalt, kam ursprünglich aus New York. Und wenn eine New Yorkerin vor einem bunt gefüllten Kleiderständer stand, wurde für Außenstehende Geduld zu einer wahren Härteprobe.

»Denkst du, ich soll schlichte, helle Kleidung tragen oder eher etwas bunt Verspieltes?«, fragte Estelle Brukner in französischer Sprache.

Nara schaute die Blondhaarige an und verneigte sich leicht. »Madame, meine Worte hierzu sind nicht wichtig. Ich bin nur Ihre Zofe.«

Estelle runzelte ärgerlich die Stirn. »Jetzt hör' mit diesem unterwürfigen Gequatsche auf – das haben wir beide schon lange nicht mehr nötig! Ich brauche deinen Rat als Frau! Verstehst du?«

Nara, 28-jährig, mit wunderschönen, braunen Augen, die wie Edelsteine um die Wette funkelten, aufgewachsenen als Tochter eines hidsanischen Straßenbahnfahrers in der Hauptstadt Gasmoo, hatte sich inzwischen an den ziemlich provokant anmutenden Kommunikationsstil der Amerikanerin gewöhnt. Estelle Brukner war eben eine Ausländerin – und Nara tolerierte gnädig die forsche Wesensart ihrer Herrin. Denn, dass diese ungewöhnliche blondhaarige Frau aus dem fernen New York ein gutes Herz besaß, konnte jeder sofort erkennen – nein, man konnte dies regelrecht fühlen.

»Ich würde ein helles Gewand mit petrolfarbenen Stickereien wählen, Madame. Beides passt ganz hervorragend zu den Edelsteinen Ihrer Riemensandalen«, gab Nara einen wohlgemeinten Rat und bemühte sich dabei nicht unterwürfig zu klingen.

Estelle spitze die Lippen und besah prüfend die empfohlene Kleiderkombination.

»Madame, es ist eh gleichgültig«, schob Nara sanft nach. »Euer Gebieter, unser Herrscher von Hidsania, liebt seine Gebieterin in jeder Kleidung!«

Estelles Kopf fuhr überrascht herum. »Hidsaa?«, entgegnete sie kurz. »Es geht mir dabei doch nicht um Hidsaa. Ich treffe mich gleich mit Samuel in seinem Zelt.«

Oh ja, Samuel, dachte Nara und nickte. Samuel, der Gärtner!