My Brother's Forbidden Friend - Piper Rayne - E-Book

My Brother's Forbidden Friend E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Er ist ihre verbotene Liebe. Und sie seine größte Konkurrentin. Chevelle Greene hat seit ihrer Jugend einen Crush auf Cameron Baker, den Bad Boy von Sunrise Bay. Er sieht gut aus, kommt aus einer reichen Familie und unter seiner harten Schale versteckt sich ein weicher Kern. Das einzige Problem: Er ist der beste Freund ihres Bruders und deshalb Tabu. Als Camerons Eltern ihn zwingen, für sich selbst zu sorgen, wird er von einem Tag auf den anderen zu Chevelles beruflichem Rivalen. Und wenn sie ihn ohnehin nicht haben kann, dann kann sie auch gleich seine Karriere zerstören, oder?  Alle Bände der spicy Greene-Family-Serie: Band 0.5: My Twist of Fortune Band 1: My Sexy Enemy Next Door Band 2: My Almost Ex Band 3: My Secret Vegas Wedding Band 3.5: A Greene Family Summer Party Band 4: My Sister's Flirty Friend Band 5: My Unexpected Surprise Band 6: My Sexy Famous Rival Band 6.5: A Greene Family Vacation Band 7: My One True Ex Best Friend Band 8: My Fake Fiancé Band 9: My Brother's Forbidden Friend Band 9.5: A Greene Family Christmas

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My Brother's Forbidden Friend

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Er ist ihre verbotene Liebe.Und sie seine größte Konkurrentin.Chevelle Greene hat seit ihrer Jugend einen Crush auf Cameron Baker, den Bad Boy von Sunrise Bay. Er sieht gut aus, kommt aus einer reichen Familie und unter seiner harten Schale versteckt sich ein weicher Kern. Das einzige Problem: Er ist der beste Freund ihres Bruders und deshalb Tabu. Als Camerons Eltern ihn zwingen, für sich selbst zu sorgen, wird er von einem Tag auf den anderen zu Chevelles beruflichem Rivalen. Und wenn sie ihn ohnehin nicht haben kann, dann kann sie auch gleich seine Karriere zerstören, oder? 

Alle Bände der spicy Greene-Family-Serie:

Band 0.5: My Twist of FortuneBand 1: My Sexy Enemy Next DoorBand 2: My Almost ExBand 3: My Secret Vegas WeddingBand 3.5: A Greene Family Summer PartyBand 4: My Sister’s Flirty FriendBand 5: My Unexpected SurpriseBand 6: My Sexy Famous RivalBand 6.5: A Greene Family VacationBand 7: My One True Ex Best FriendBand 8: My Fake FiancéBand 9: My Brother’s Forbidden FriendBand 9.5: A Greene Family Christmas

Piper Rayne

My Brother's Forbidden Friend

Roman

Aus dem Englischen von Sybille Uplegger

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever

Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Mai 2024© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Die amerikanische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel: My Brother's Forbidden Friend© 2022 by Piper RayneUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrus

ISBN 978-3-95818-774-0

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

Ein bisschen Einhorngeschwafel

Leseprobe: Triple Duty Bodyguards

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Chevelle

Als ich zum ersten Mal einen Jungen toll fand, war ich fünf Jahre alt. Das war kurz nachdem meine Mutter wegen mir ihr Leben verloren hatte.

Ich glaube, viele Mädchen haben diesen einen Schwarm, den sie einfach nicht vergessen können. Dummerweise ist das bei mir Cameron Baker, der beste Freund meines Bruders Fisher. Aus Angst, jemand könnte rausfinden, dass ich ihn mag, habe ich nie seinen Namen in mein Tagebuch geschrieben. Dass er fünf Jahre älter ist als ich und nichts von festen Beziehungen hält, macht es nicht gerade einfacher. Für mich wäre das kein Problem, aber meine Brüder hätten dazu garantiert eine Menge zu sagen – ihm und mir.

Als ich anfing, ihn toll zu finden, war ich noch zu jung für Schmetterlinge im Bauch. Aber ich weiß noch, dass ich ihn von da an nicht mehr als einen weiteren großen Bruder betrachtete, der mich herumkommandierte.

Nach dem »Unfall« meiner Mom fand bei uns zu Hause die Trauerfeier statt. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen.

Im bittersten Winter saß ich draußen auf der Schaukel und trug ein lila Kleid, das mir zu klein war. Ich hatte es ein Jahr zuvor angehabt, als wir irgendeinen Verwandten meiner Mutter unten in den Kernstaaten besucht hatten. Meine Grandma hatte mir die Haare zu einem schiefen, verfilzten Pferdeschwanz gebunden, nachdem sie zwanzig Minuten lang vergeblich versucht hatte, mir die Nester auszukämmen.

»Da bist du.« Cam kam durch die Hintertür nach draußen.

Er trug einen Anzug, der so aussah wie die meiner Brüder, nur dass seine Hosenbeine kein Hochwasser hatten und sein Jackett nicht so eng saß, als könnten jeden Moment die Nähte platzen.

Meine Mom reichte die Anzüge meiner älteren Brüder normalerweise an die jüngeren weiter, doch es gab in unserer Kleinstadt in Alaska nicht viele Gelegenheiten, sie zu tragen, weswegen die Rechnung nicht immer aufging. Wir waren nicht arm, aber als mein Dad verkündet hatte, er wolle uns allen neue Sachen für die Beerdigung kaufen, hatten wir so lange Widerstand geleistet, bis er nachgegeben und sich wie so oft in sein Zimmer zurückgezogen hatte. Danach hatte er das Thema nie wieder angesprochen.

»Sucht jemand nach mir?«, fragte ich.

Ich wollte nicht zurück ins Haus. Ich hatte das Gefühl, dass alle mir die Schuld dafür gaben, dass meine Mutter im Eis eingebrochen und gestorben war. Und sie hatten recht damit. Es war wirklich meine Schuld. Ich hätte nicht auf den zugefrorenen See laufen dürfen.

»Ja.« Als er lächelte, sah ich das Grübchen in seiner linken Wange. »Ich.«

Er stapfte in seinen dicken Stiefeln durch unseren Garten, ließ sich neben mir auf der zweiten Schaukel nieder und stellte einen Teller mit Essen auf seinem Schoß ab.

Mein Magen knurrte, und sein Lächeln wurde breiter, als wäre er aus irgendeinem Grund sehr zufrieden mit sich.

Er nahm einen Zahnstocher, auf den ein Fleischklößchen aufgespießt war, von dem in der kalten Luft der Dampf aufstieg, und hielt es mir hin. »Magst du?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Komm schon. Ich kann das unmöglich alles alleine essen.«

Ich beäugte seinen Teller. Cam war bekannt als Vielfraß; wenn er zum Abendessen bei uns war, bat er immer um Nachschlag. Aber ich hatte Hunger und wollte nicht reingehen, also gab ich nach.

»Danke«, murmelte ich nach meinem ersten Bissen.

Er bot mir weitere Häppchen an. Dabei sagte er schnell, ihm sei nicht klar gewesen, dass die Füllung der Frühlingsrollen so viel Kohl enthielte, denn er möge ja gar keinen Kohl. Außerdem habe seine Mutter gesagt, er dürfe heute nichts Süßes mehr essen, deshalb müsse er den Brownie auf seinem Teller eigentlich auch loswerden.

»Ist dir kalt? Ich kann dir deinen Anorak holen.«

Ich fror tatsächlich, aber seit dem Tod meiner Mutter war ich wie taub, deshalb machte mir die beißende Kälte nichts aus.

Ich schüttelte den Kopf. »Wenn ich mich in mein Zimmer schleiche, behältst du es dann für dich?«

»Ich mache noch was Besseres. Ich helfe dir dabei.«

»Ich brauche keine Hilfe. Du musst einfach nur sagen, dass du nicht weißt, wo ich bin, wenn jemand fragt.«

Ich rutschte von der Schaukel und ging zu der Seite des Hauses, an der meine Mom letztes Jahr ein weißes Spalier an der Wand montiert hatte. Im Sommer würde der Efeu daran hochranken. Am Tag vor ihrem Tod hatte sie noch scherzhaft zu meinem Dad gesagt, wenn ich älter würde, müssten sie es wieder abnehmen. Ich versuchte, mir alles aus diesen letzten Tagen möglichst genau einzuprägen.

Ich begann das Gerüst hochzuklettern, aber schaute dabei weiter Cam an.

»Wehe, du guckst mir unters Kleid.«

Er lachte, als wäre das ein vollkommen absurder Gedanke, und trat einen Schritt zurück. Doch als er sah, wie ernst es mir war, hörte er auf zu lachen. »Mache ich nicht.«

Ich sah ihn scharf an, dann stieg ich auf dem Gerüst bis ganz nach oben. Als ich rittlings auf meinem Fensterbrett saß, schaute ich noch ein letztes Mal zu ihm runter. »Danke für das Essen.«

Ich kletterte ins Zimmer und schloss das Fenster, ehe er etwas antworten konnte.

Die nächsten paar Jahre liefen nicht gerade gut für mich. Ich klammerte mich ständig an meinen Dad, und irgendwann schickte man mich zum Therapeuten. In meiner Gegenwart liefen alle wie auf Eierschalen, aber Cam war stets da, um die Stimmung mit einem Witz aufzulockern. Ich suchte seine Nähe, wann immer er bei uns war, selbst wenn das bedeutete, dass ich nur im selben Raum saß und mit meinen Barbies spielte, während die Jungs Videospiele zockten. In seiner Gegenwart konnte ich vergessen, dass ich meiner Familie das Herz aus der Brust gerissen hatte.

Jahre später, als die Schmetterlinge im Bauch kamen, wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Denn während ich anfing, mich aus anderen Gründen als bisher nach Cams Aufmerksamkeit zu sehnen, entdeckte er sein Interesse für Mädchen. Und irgendwie schien ihm eins nie genug zu sein.

Ich gehe über den Anleger zu meinem Boot – das ich in einem Jahr abbezahlt habe und das dann endlich mir gehört – und bereite mich mental auf einen weiteren Junggesellenabschied mit Angelausflug vor. Anfangs haben sie mir noch Spaß gemacht. Die Stimmung war ausgelassen, und ich konnte gutes Geld verlangen. Außerdem bin ich mit vier Brüdern aufgewachsen, deshalb bin ich daran gewöhnt, die einzige Frau unter Männern zu sein. Aber neuerdings nervt mich das kindische Verhalten dieser Kerle, die den Bräutigam und seinen »letzten Tag in Freiheit« feiern, als müsste er danach eine lebenslange Haftstrafe antreten.

»Pass auf, Vic, sonst muss ich Polly sagen, dass du dich nicht anständig benehmen kannst«, ruft einer der Arbeiter auf einem festgemachten Fischkutter.

Vic – jedenfalls gehe ich davon aus, dass es sich um Vic handelt – hebt abwehrend die Hände und zeigt auf den Typen neben sich. Er muss neu sein, denn er kommt mir nicht bekannt vor. Keine Ahnung, wo sie diese Jungs immer hernehmen. Sie werden von irgendwoher eingeflogen, und dann müssen sie zusehen, wie sie mit dem rauen Wetter auf See klarkommen.

»An die Arbeit«, ruft jemand hinter mir.

Diese Stimme kenne ich nur zu gut. Genau deshalb tue ich so, als hätte ich sie nicht gehört.

Cam folgt mir. »Ignorierst du mich absichtlich?«

Ich beschleunige meine Schritte, was nicht ganz einfach ist, weil ich eine Kiste Bier schleppe. »Wir haben das doch schon durchgekaut. Ich komme sehr gut allein klar.«

»Ich habe ihnen nur gesagt, sie sollen zurück an die Arbeit gehen. Ich bin ihr Boss.«

Ich schüttle den Kopf. »Du bist nicht ihr Captain.«

»Mein Gott, Chevelle.« Er fasst mich am Handgelenk und dreht mich zu sich herum.

»Pass auf, Baker. Sie hat einen fiesen rechten Haken«, ruft jemand vom Boot. Cam schenkt ihm keinerlei Beachtung, sondern sieht mich eindringlich an.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Er wirkt ungehalten, so, als müsste ich wissen, weshalb er mir hier aufgelauert hat.

»Jaaaa?«, frage ich gedehnt.

»Ich habe gerade ins Register geschaut. Schon wieder ein Boot voller Männer?«

Ich verdrehe die Augen. »Mir hat niemand gesagt, dass wir keine Orgien auf See feiern dürfen. Obwohl, warte mal – ist es überhaupt eine Orgie, wenn ich die einzige Frau bin? Dann ist es eher ein Gangbang, oder?«

Ich sehe, wie sich sein muskulöser Brustkorb weitet, als er tief Luft holt. Wenn man ihn so sieht, könnte man glatt meinen, ich hätte es ernst gemeint.

»Wir haben darüber gesprochen. So was kann gefährlich werden.«

Ich werfe einen Blick zu meinem Boot hinüber, dann widme ich mich wieder Cam. »Habe ich vergessen, dass wir seit Neuestem Geschäftspartner sind? Sonst weiß ich nämlich wirklich nicht, weshalb du denkst, du könntest mir vorschreiben, wie ich meine Firma zu führen habe.«

»Es ist meine Aufgabe, dich zu beschützen. Ich bin der beste Freund deines Bruders.«

Ich stöhne. »Hast du noch nicht mitbekommen, dass ich eine erwachsene Frau bin, Cam?«

Sein Blick driftet kurz zu meinen Brüsten, und ich beiße mir auf die Lippe, um mir ein Grinsen zu verkneifen.

Das ist mittlerweile das übliche Spiel zwischen uns. In Wahrheit habe ich keine Ahnung, ob Cam an etwas anderem als an meinem Körper interessiert ist. Er will sich nicht festlegen, obwohl all die Männer, mit denen er früher immer Party gemacht hat – größtenteils meine Brüder –, inzwischen in festen Partnerschaften leben. Aber irgendwie haben wir Spaß daran, uns gegenseitig zu provozieren. Ich tue es in erster Linie, weil es mich tierisch nervt, dass er mir ständig vorschreiben will, was ich tue oder anziehe oder mit welchen Männern ich mich treffe.

Aber vielleicht bin ich auch nur deshalb so pissig, weil ich mir insgeheim wünsche, dass er vor mir auf die Knie geht und mir gesteht, dass er mich schon immer geliebt hat. Dass er mir nicht deshalb so viel Aufmerksamkeit schenkt, weil er es als seine Pflicht betrachtet, sondern weil er mich mag.

»Doch, Chevelle. Und ich bin nicht der Einzige, dem auffällt, dass dir ständig die Titten raushängen.«

»Bye, Cam.« Ich kneife die Augen zusammen, kehre ihm den Rücken zu und gehe weiter.

Die Gruppe heute hat eine Sundowner-Tour gebucht, das Angeln steht für sie also nicht im Vordergrund. Sobald wir wieder anlegen, werden sie in eine der sich füllenden Bars weiterziehen und bis zum Morgengrauen trinken.

Mein Boot ist nicht pink oder lila oder in irgendeiner anderen »Mädchenfarbe« angestrichen – obwohl ich das vielleicht gemacht hätte, wenn es nicht schlecht fürs Geschäft wäre. Es ist weiß, mit gelben, blauen und dunkelroten Details.

Ich gehe an Bord und verschwinde in der Kombüse, um die Bierkiste abzustellen. Ich habe gerade die erste Flasche in der Hand, um sie kalt zu stellen, als Cam das Deck betritt.

»Man fragt vorher, ob man an Bord kommen darf.« Ich lege ihm abwehrend eine Hand auf die stahlharte Brust.

»Ich meine es ernst. Irgendwann wird das übel enden.« Er verschränkt die Arme.

Während die meisten Männer hier draußen wie echte Fischer gekleidet sind – orangefarbene Overalls, Gummistiefel, Klamotten, in denen man trocken bleibt –, trägt Cam Khakihosen und Polohemden. Seinem Vater gehört der Hafen, und Cam soll irgendwann die Firma übernehmen. Eines Tages wird er also darüber entscheiden, wie viel Geld ich bezahlen muss, um hier anlegen zu dürfen – Gott bewahre.

»Es ist mein Boot und meine Firma. Ich kann das nicht ständig mit dir diskutieren, Cam.« Ich lege die Bierflaschen in die Kühlbox, dann gehe ich zum Kühlschrank, um mit den kalten Platten anzufangen. Bei meinen Ausflügen können die Kunden auf Wunsch Essen und Trinken dazubuchen, und bei Junggesellenabschieden ist das so gut wie immer der Fall.

»Ich komme mit.« Er setzt sich.

Ich lache schrill. Bevor ich das erlaube, lernen Schweine fliegen.

»Auf gar keinen Fall.« Ich versuche, ihn am Arm wegzuschieben, aber er ist zu groß und lässt sich nicht von der Stelle bewegen.

»Siehst du, wie stark ich bin?« Er zieht eine Augenbraue hoch.

»Soll ich dir jetzt auch noch Komplimente machen?« Ich stelle die Wurst- und Käseplatte und das frische Sushi zurück in den Kühlschrank, ehe ich mich vergewissere, dass das Boot sauber ist und die Angeln bereitliegen.

»Nein. Ich wollte nur was beweisen.« Er tritt hinter mich.

Ich ignoriere das Kribbeln, das mir den Rücken bis zum Hintern hinabrieselt. Es ist, als könnte ich den Weg spüren, den seine Blicke auf meinem Körper einschlagen.

In den Lautsprechern am Anleger knistert es. »Cameron Baker, bitte unverzüglich ins Büro.«

Wir blicken zu den Fenstern des Bootshauses hinüber. Sein Vater steht mit den Händen in den Hüften am Fenster und starrt zu uns herab.

»Scheiße. Was will der jetzt schon wieder?«, brummelt Cam.

»Oh, Cam kriegt Ärger. Was ist passiert? Hast du zu viel Kleingeld aus der Kaffeekasse genommen oder nach einer Gehaltserhöhung gefragt?«, rufen die Fischer von ihren Booten und lachen schallend.

»Wir sind noch nicht fertig, Chevelle.«

Er kehrt an Land zurück und stapft über den Anleger in Richtung Bootshaus, das eher ein ausgewachsenes Bürogebäude ist. Das Büro seines Vaters befindet sich oben im dritten Stock und Cams liegt darunter im zweiten.

»Ich wünsche dir noch einen wunderschönen Abend, Cam!« Grinsend winke ich ihm nach. Im selben Moment kommt meine Junggesellengruppe den Steg entlanggelaufen. Einer von ihnen zitiert laut aus der Wegbeschreibung, die ich ihnen geschickt habe. Die meisten haben bereits ein Bier in der Hand.

Als Cam an ihnen vorbeigeht, wirft er jedem einzelnen von ihnen einen finsteren Blick zu.

»Willkommen bei Reelaxing Fishing Tours«, begrüße ich die Gruppe.

»Ich habe euch doch gesagt, ich will keine Stripperin«, sagt der Mann, bei dem es sich wohl um den Bräutigam handelt. Er braucht meine Hilfe, um an Bord zu kommen.

»Sie ist keine Stripperin. Sie ist die Kapitänin.« Der Mann, der die Tour gebucht hat, wird rot. »Tut mir leid, sie haben fast alle schon einen im Tee. Und ich wurde dummerweise zum Fahrer auserkoren.«

»O Mann, ich hatte gehofft, dass sie eine Stripperin ist«, mault einer der anderen.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln. Cam hat mit dem, was er sagt, nicht ganz unrecht. Aber ich kann mich um mich selbst kümmern. Das konnte ich schon immer.

Nach der Begrüßung und einer kurzen Sicherheitseinweisung lasse ich den Motor an. Ich schaue noch einmal zum Büro zurück. Cam steht dort am Fenster und starrt mich an. Vielleicht bin ich ihm gegenüber vor allem deshalb so unnachgiebig, weil er mir dann noch mehr Aufmerksamkeit schenkt. Und ich sehne mich nach nichts mehr.

Kapitel 2

Cam

Chevelles Boot verlässt den Hafen und nimmt Kurs in Richtung Golf. Sie kennt sich aus, das weiß ich natürlich. Und bestimmt ist sie klug genug, irgendwo auf dem Boot eine Schusswaffe deponiert zu haben – wenn nicht zum Schutz vor zudringlichen Kunden, dann, um sich wilde Tiere vom Leib zu halten, falls sie auf einer der Inseln anlegen. Kodiak Island ist nicht ungefährlich.

»Cameron!« Früher hat mir die dröhnende Stimme meines Vaters einen Schrecken eingejagt. Heute drehe ich mich zur Begrüßung nicht einmal um. »Du rennst ständig diesem Greene-Mädchen hinterher.«

Jetzt fühle ich mich doch gezwungen, ihn anzusehen. »Chevelle. Du kennst ihren Namen, Dad.«

Er ignoriert meine Antwort. Nicht, weil er die Familie Greene nicht mögen würde; er kann dankbar sein, dass sie mir gezeigt haben, wie ein harmonisches Familienleben aussieht. Ohne sie würde ich wahrscheinlich denken, dass es normal wäre, über Weihnachten zu Hause alleingelassen zu werden, während die Eltern in den Urlaub fliegen. Oder noch schlimmer: dass sie einen vielleicht mitschleppen und man sich die ganze Zeit langweilt, weil man keine Geschwister zum Spielen hat.

Bis auf das eine Mal, als ich vierzehn war und Fisher in unser Haus auf Hawaii mitnehmen durfte, war ich auf unseren Reisen immer einsam.

Generell waren Einsamkeitsgefühle in meiner Familie an der Tagesordnung, vor allem, wenn wir uns alle drei im selben Raum befanden.

Mein Dad setzt sich auf das Sofa in meinem Büro und schlägt die Beine übereinander. »Es wird Zeit für unser nächstes Geschäftsprojekt, und ich möchte, dass du es leitest.«

Ich lehne mich gegen die Kante meines Schreibtischs, die Knöchel überkreuz, die Hände auf die Tischplatte gestützt. Immer wieder wandert mein Blick nach draußen, obwohl Chevelle und ihr Boot voller besoffener Kerle erst in zwei Stunden und siebenunddreißig Minuten wieder einlaufen werden.

Hey, es ist mein Job zu wissen, wann die Boote an- und ablegen. Außerdem ist es gängige Praxis für Schiffsführer, ihre Fahrten zu registrieren, damit man weiß, wo gesucht werden muss, falls sie in Seenot geraten.

»Was für ein Projekt?«, frage ich.

»Rowdy hat schon wieder die Miete nicht gezahlt.«

Ich schaue meinen Vater an. »Was?«

»Du weißt schon – Rowdy. Er hat versucht, die Preise zu senken, in der Hoffnung, dass er dann mehr Buchungen kriegt. Er meinte, es wäre sein letzter Monat. Danach hört er auf.«

Anders als mein Dad, der einen freien Liegeplatz vor allem als Gelegenheit sieht, beim nächsten Bootsbesitzer die Miete zu erhöhen, finde ich es immer schlimm, wenn jemand pleitegeht. Erst recht jemand wie Rowdy, der schon sein Boot hier liegen hatte, bevor ich überhaupt geboren wurde.

»Ich finde, wir sollten ihm einen Nachlass auf die Miete gewähren.« Wieder lasse ich den Blick suchend über den Hafen schweifen.

Mein Dad schüttelt den Kopf. »Du musst dir ein dickeres Fell zulegen, mein Junge. Im Geschäftsleben ist kein Platz für falsche Rücksicht.«

»Na ja, ich finde es eben vorteilhaft, Alteingesessene hier zu haben. Rowdy hat Chevelle am Anfang oft unter die Arme gegriffen. Er zeigt den Jüngeren, die eines Tages die Geschäfte übernehmen werden, wie alles funktioniert.«

Mein Vater stößt einen schweren Seufzer aus. »Lass uns nicht weiter über Rowdy reden. Es wird Zeit, dass wir unsere eigenen Touren anbieten, und ich will, dass du das übernimmst.«

»Warum denn? Es gibt doch schon zwei Anbieter.«

»Weil Rowdy höchstwahrscheinlich nicht mehr lange durchhalten wird, weil es eine gute Gelegenheit ist und weil ich niemand bin, der ein erprobtes Geschäftsmodell einfach unbeachtet lässt. Außerdem musst du lernen, wie man ein Unternehmen aufbaut, ehe ich dir meins übergeben kann.« Er zieht seine ergrauten Brauen hoch.

Mein Dad hält seit Jahrzehnten die Zügel der Firma fest in der Hand, obwohl Mom sich wünscht, er würde kürzertreten.

»Woran genau hast du gedacht?«

»Seien wir ehrlich: Sunrise Bay ist nicht mehr der verschlafene Fischerort, der es mal war.«

»Du meinst, bevor du gekommen bist und den kompletten Hafen aufgekauft hast?« Ich sollte ihm gegenüber nicht so gehässig sein, das gibt nur Ärger. Aber was Chevelle angeht, habe ich einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt. Und ich will auf keinen Fall der Grund sein, weshalb sie ihre Lebensgrundlage verliert.

»Aber über das Geld, das ich damit für uns verdiene, beschwerst du dich nicht.«

Ich wende den Blick ab.

»Sag ich doch. Wie dem auch sei, es wäre sowieso ein anderes Konzept als Chevelles. Wir würden uns nicht auf notgeile Proleten konzentrieren, die auf See Party machen wollen. Wir würden eine kultivierte, zahlungskräftige Kundschaft ansprechen. Sicher, es wären Angeltouren, aber in erster Linie soll es darum gehen, an Bord Cocktails und Kaviar zu genießen.«

Ich frage ihn nicht nach weiteren Details, denn ich habe nicht die geringste Absicht, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

»Da wir mitten in der Touristensaison sind, könnten wir schon bald ein Soft Opening machen.«

»Und was ist mit meinen Pflichten hier?« Ich schaue mich in meinem Büro um.

»Die übernehme ich fürs Erste.«

Ich kneife mir in die Nasenwurzel. »Und wenn ich mich weigere?«

Er steht vom Sofa auf und folgt meinem Blick nach draußen zur Bucht. »Dann drehe ich dir den Geldhahn zu.«

Damit droht er mir seit Jahren, aber würde es nie wirklich tun. Unter keinen Umständen könnte er sein Lebenswerk jemand anderem als seinem einzigen Sohn vermachen. Niemals.

»Wie wäre es, wenn ich erst drüber nachdenke? Gib mir zwei Wochen Zeit, bis die Kohlenfisch-Saison vorbei ist, und dann unterhalten wir uns noch mal.«

Er legt die Hand auf die Türklinke. »Ich kaufe schon mal das Boot.«

Ich öffne den Mund, doch er ist bereits verschwunden. Ein Liedchen pfeifend, als wäre er einer der sieben Zwerge, marschiert er den Flur entlang. Gott, dieser Typ macht mich rasend. Dieser ständige Druck, mich beweisen zu müssen. Ich setze mich hinter meinen Schreibtisch und rufe Rowdys Konto auf. Scheiß auf meinen Dad. Ich ziehe mein Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche und hole meine Kreditkarte heraus. Wenige Sekunden später ist Rowdys Saldo ausgeglichen.

Ich weiß, auf Dauer ist das keine Lösung, aber wenigstens habe ich jetzt etwas Zeit gewonnen, um einen Plan zu schmieden.

Mein Festnetzapparat im Büro klingelt, und ich muss nicht abnehmen, um zu wissen, wer es ist. Er hat mich bereits fünfmal auf dem Handy angerufen. Ich würde ja rangehen, aber inzwischen ist es zwei Stunden und achtundvierzig Minuten her, seit Chevelle mit den Junggesellen zu ihrer Tour aufgebrochen ist.

Trotzdem: Ich kann Fisher nicht ewig hinhalten, also nehme ich ab.

»Cameron Baker.«

»Was soll der Scheiß? Ich habe fast nie Gelegenheit, mal aus dem Haus zu kommen, und du bist zu spät.«

Im Hintergrund höre ich die Gäste im Truth or Dare, der Brauerei, die Fishers Brüdern gehört.

»Ich bin im Büro aufgehalten worden, aber mache mich jetzt auf den Weg.«

»Ich trinke noch mein Bier aus, dann bin ich weg, also beeil dich.« Er legt auf, ohne mir mitzuteilen, ob er nur noch einen Schluck übrig hat oder ein volles Glas vor ihm steht.

Das Universum muss mir wohlgesonnen sein, denn genau in diesem Moment läuft Chevelle in den Hafen ein.

Ich schalte das Licht in meinem Büro aus, damit sie mich nicht sieht. Dann stehe ich da und beobachte sie beim Anlegen.

Einer der Idioten kotzt über die Reling, seine Freunde lachen. Bescheuert. Gleich darauf sehe ich, wie einer der Typen neben Chevelle ans Steuerrad tritt, während sie das Boot zu seinem Liegeplatz lenkt. Weil er viel zu dicht neben ihr steht, schnappe ich mir meine Schlüssel und eine leichte Jacke und gehe nach unten.

Als ich draußen ankomme, müssen zwei der Typen einen dritten stützen und schleifen ihn, gefolgt von ihren besoffenen Freunden, zwischen sich den Pier entlang. Nur der Typ, der eben schon neben Chevelle stand, ist noch an Deck und unterhält sich mit ihr. Kurzerhand steuere ich auf die beiden zu.

»Es tut mir so leid. Ich zahle natürlich die Reinigung.« Er zückt ein Bündel Geldscheine, befeuchtet seinen Daumen mit der Zunge und zählt drei Hunderter ab.

»Ist schon gut. Das wird von der Kaution abgedeckt. Erwarten Sie nur nicht, dass sie Ihrer Kreditkarte wieder gutgeschrieben wird.«

Er lacht leise und hält ihr die Scheine hin. »Bitte. Das ist mir wirklich unangenehm.«

Schließlich nimmt sie das Geld mit einem Lächeln an. Die Tour muss der reinste Albtraum gewesen sein, denn so etwas sieht ihr überhaupt nicht ähnlich.

»Ich wette, die anderen schlafen gleich ein. Vielleicht könnten wir beide …«

Nur über meine Leiche.

»Bist du dann fertig?«, unterbreche ich ihn.

Beide drehen sich um, als hätten sie mich nicht kommen hören.

»Oh«, sagt der Typ.

»Cameron Baker.« Ich strecke ihm die Hand hin.

»Cam«, sagt Chevelle mit diesem scharfen Unterton, bei dem ich sie am liebsten packen und mit ihr an einen Ort verschwinden möchte, wo wir ungestört sind.

»Leider haben meine Freunde ein bisschen zu viel getrunken und diesen Saustall hier hinterlassen.« Er deutet hinter sich, wo ich Erbrochenes, verschüttetes Bier und überall Käse und Cracker sehe.

»Halb so schlimm, wirklich. Junggesellenabschiede sind immer ein bisschen wild.« Sie lächelt den Kerl an. Keine Ahnung, wie er heißt. Er hat ja nicht den Anstand besessen, mir seinen Namen zu nennen.

»Craig!«, rufen seine Freunde.

Er schaut flüchtig in ihre Richtung, dann wieder zu uns. »Vielen Dank. Es hat wirklich Spaß gemacht, und ich schreibe auf jeden Fall eine Fünf-Sterne-Bewertung auf Yelp.« Er zwinkert Chevelle zu, die mit einem strahlenden Lächeln antwortet.

Ich hole tief Luft, und meine Nasenflügel blähen sich, als ich ausatme.

»Danke«, sagt sie noch einmal.

»Beeilen Sie sich lieber. Wenn man sich am Anleger übergibt, wird ein saftiges Bußgeld fällig«, sage ich.

Chevelle sieht mich aus schmalen Augen an. Ich zucke die Achseln.

»Wirklich? Ich hätte gedacht, so was kommt häufiger vor«, meint der Vollidiot.

»Die meisten Leute hier kommen mit dem Seegang klar.« Ich klinge extrem herablassend, aber das ist mir egal.

»Ja, gehen Sie lieber. Ihre Freunde warten schon auf Sie«, sagt Chevelle.

»Okay.« Er sieht Chevelle an, dann mich, dann wieder Chevelle. »Danke noch mal. Nächstes Mal passe ich auf, dass wir niemanden mitnehmen, der keinen Alkohol verträgt.«

»Das wäre super. Bye.«

»Auf Wiedersehen, Craig«, sage ich sarkastisch.

Er wirft mir noch einen Blick zu, gesellt sich dann aber zu seinen idiotischen Freunden.

»Warum hast du so getan, als wärst du mein Freund?«

Ich schnappe mir den Schlauch am Anleger, drehe das Wasser auf und betrete ihr Boot. »Ich passe nur auf dich auf. Du kamst später als erwartet, und der Typ hätte ein Creep sein können.«

Sie schüttelt den Kopf, schlägt meine Hilfe beim Saubermachen jedoch nicht aus. Zusammen sind wir nach einer halben Stunde fertig.

»Den Rest erledige ich morgen. Jetzt bin ich erst mal platt«, sagt sie.

Ich hänge den Schlauch zurück und trage die Müllsäcke, während wir den Pier entlanggehen.

»Danke, Cam«, sagt sie.

»Gern geschehen.«

Wir sind höflich zueinander, bis am Ausgang des Hafens eine Gestalt auftaucht.

»Chevelle.« Der Kerl steht im Schatten, deshalb kann ich ihn nicht richtig sehen. Im ersten Moment glaube ich, diesen Schwachkopf Craig zu erkennen, doch als er näher kommt, sehe ich, dass er keine Shorts und Polohemd trägt, sondern tief sitzende Jeans und ein abgewetztes T-Shirt.

»Derek«, sagt sie in einem freudigen Ton, der mir überhaupt nicht gefällt. Sie läuft auf ihn zu und wirft sich in seine Arme. Sein Blick ruht dabei die ganze Zeit auf mir.

»Wer ist denn dein Bekannter?«, will er wissen.

»Ich könnte dich dasselbe fragen.« Ich recke das Kinn vor und versuche, ihn niederzustarren.

Sie löst sich aus seiner Umarmung. »Sorry. Das ist Cam, der beste Freund meines Bruders Fisher. Cam, das ist Derek, mein …«

Er streckt mir die Hand hin. »Ihr Freund.«

Was? Ich habe den Typen schon ein paarmal hier am Hafen gesehen. Vor Kurzem ist er von Vinnys auf Porters Kutter gewechselt. Wenn Vinny ihn nach so kurzer Zeit rausgeschmissen hat, muss er definitiv ein Arschloch sein.

Ich schüttle seine schlaffe Hand. »Ich wusste nicht, dass Chevelle einen Freund hat.«

»Tja, hat sie aber.« Er stellt sich breitbeinig hin und verschränkt die Arme vor der Brust, als müsste er sein Revier verteidigen.

Aber das hier ist mein Revier. Ich kenne Chevelle schon viel länger als er, und ich könnte diesen kleinen Pisser außerdem mühelos fertigmachen.

»Ich habe es noch kaum jemandem gesagt. Bewahrst du mein Geheimnis?« Sie klimpert mit den Wimpern.

»Du weißt, dass ich es deinem Bruder nicht verschweigen kann. Egal …« Ich hebe die Hand. »Ich muss jetzt los. Bin mit ihm verabredet.«

»Lass uns auch gehen«, sagt Derek zu Chevelle. »Der Film.«

»Ach ja, richtig. Noch mal danke für deine Hilfe, Cam.«

Ich nicke und mustere Derek noch ein letztes Mal durch zusammengekniffene Augen. Chevelle lacht, als fände sie meinen Beschützerinstinkt drollig. Normalerweise hasst sie es, wenn ich mich so aufführe. Ich ärgere sie einfach gern. Es ist, als wären wir immer noch acht Jahre alt: Hauptsache, sie geht darauf ein. Das zeigt mir, dass sie wenigstens irgendetwas für mich empfindet.

Die beiden gehen, und im selben Moment summt das Handy in meiner Tasche.

»Ich komme ja schon«, sage ich und lege gleich wieder auf.

Wenig später betrete ich das Truth or Dare. Ich ignoriere die Begrüßungen der anderen Gäste und nehme direkten Kurs auf Fisher, der mit Chevelles Stiefbruder Jed an einem Tisch sitzt.

»Wusstet ihr, dass Chevelle einen Freund hat? Irgendeinen Hafenarbeiter?«, frage ich.

Die zwei sehen mich kurz an, dann tauschen sie einen Blick aus.

»Wir kennen Chevelle. Das hält sowieso nicht lange«, meint Fisher. Die beiden widmen sich wieder ihrem Bier. Ich sitze schweigend da und grüble. Am liebsten würde ich Chevelle und Derek auf ihr Date folgen, um mich zu vergewissern, dass er gut genug für sie ist.

Kapitel 3

Chevelle

Meine Schwester Mandi heiratet in zwei Tagen. Da sie und ihr Verlobter Noah in unserem gemeinsamen Haus leben, habe ich Derek bisher noch nicht zu mir eingeladen – obwohl er wirklich sehr gut aussieht, ist seine Persönlichkeit etwas gewöhnungsbedürftig. Er ist leicht reizbar, aber ich denke, ich könnte ihm dabei helfen, sein aufbrausendes Temperament in den Griff zu bekommen. Ansonsten ist er wirklich ein toller Typ.

Heute bin ich allein zu Hause, deshalb habe ich ihn gefragt, ob er zu mir kommen will.

Als es an der Tür klingelt, lasse ich erst ein paar Sekunden verstreichen. Ich will nicht zu begierig erscheinen.

Derek hat Mikrowellen-Popcorn, Junior Mints und Skittles mitgebracht. »Die sind ein Muss für einen Filmabend.«

»Ich habe Kekse gebacken. Und Popcorn habe ich auch. Ich sehe, wir verstehen uns.«

Er lächelt, legt mir einen Arm um die Taille und zieht mich ruckartig an sich. Meine Hand landet auf seiner Brust, und er presst seine Lippen auf meine. Ziemlich brachial und ohne Vorwarnung steckt er mir die Zunge in den Mund. Tja, auch beim Küssen braucht er vielleicht noch ein bisschen Nachhilfe. Was für ein Glück, dass ich eine erfahrene Lehrerin bin.

Ich winde mich aus seinem Griff und nehme ihm die Sachen ab, ehe ich in die Küche gehe.

»Du kannst backen?«, fragt er.

»Ja. Schon seit ich klein bin.« Meine Brüder haben mich früher oft gebeten, für sie zu backen. Anfangs mussten sie mir helfen, aber irgendwann habe ich die ganze Weihnachtsbäckerei allein übernommen.

Derek lehnt sich mit dem Hintern gegen den Küchentresen und schaut mit vor der Brust verschränkten Armen zu, wie ich die Kekse vom Backpapier auf den Abkühlrost lege.

»Ich hätte dich nicht für eine Bäckerin gehalten.«

Ich lache leise. »Wofür hast du mich denn gehalten?«

Sein Blick wandert an meinem Körper hinunter. »Jedenfalls nicht für eine Bäckerin. Wenn ich das hier gerade nicht mit eigenen Augen sehen würde, hätte ich gewettet, dass du jemanden bestochen hast, die Kekse für dich zu backen, um mich damit beeindrucken zu können.«

Ich runzle die Stirn. »Das ist ein bisschen beleidigend.« Ich lege den Pfannenheber weg und sehe ihn streng an.

Er stößt sich vom Tresen ab, packt mich erneut und zieht mich an seine Brust. »Doch nur, weil du so sexy bist. Ich habe immer gedacht, nur Mädchen, die keinen Mann abbekommen, würden backen.« Er küsst mich auf den Hals. »Du bist viel zu scharf, um in der Küche zu stehen.«

Ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt. »Danke.«

Seine Lippen wandern über meine Haut. Als sein Mund bei meinem Ohr ankommt, raunt er mir ein paar versaute Worte darüber zu, was er heute Abend mit mir machen will. Wir haben noch nicht miteinander geschlafen, und ich weiß nicht, ob ich schon bereit dazu bin. Ich mag Derek, habe aber auch gewisse Bedenken, weshalb ich den heutigen Abend nutzen wollte, um mir ein besseres Bild von ihm zu machen. Schließlich arbeitet er auf einem Fischkutter, und es könnte sein, dass er schon morgen für eine oder zwei Wochen auf See muss.

»Lass uns auf die Couch umziehen«, sagt er und knetet meinen Hintern. Ich schlinge die Beine um seine Hüften, und er trägt mich ins Wohnzimmer. Er lässt mich aufs Sofa fallen, aber ich setze mich sofort hin. Ich will noch nicht, dass er sich auf mich legt. Er streichelt meine Wange, dann fährt er mit den Fingern durch mein Haar und zieht mein Gesicht zu sich heran. Unsere Lippen treffen sich, und auch diesmal kann er nicht warten, bis ich von mir aus den Mund öffne. Wir kennen uns erst seit wenigen Wochen, und es würde bestimmt nicht gut ankommen, wenn ich ihn deswegen kritisiere. Außerdem ist es auch nicht so, als würde mir seine Zungenakrobatik nicht gefallen. Es wäre mir nur lieber, er würde es etwas langsamer angehen lassen.

Mit der freien Hand knetet er meine Brust.

»Warte mal kurz«, sage ich und versuche, mich seiner Berührung zu entziehen.

»Was ist denn?« Statt loszulassen, beugt er sich über mich. Seine Lippen erforschen meinen Hals und wandern tiefer bis in meinen Ausschnitt.

»Ich … wir wollten doch einen Film schauen. Außerdem geht mir das alles ein bisschen zu schnell.«

»Was? Du willst mich verarschen, oder?«

Die Haustür wird geöffnet, und das Licht geht an. »Oh, tut mir leid!«, ruft Mandi.

Hastig setze ich mich auf und springe von der Couch. »Hey, Mandi. Äh … das ist Derek.«

Derek schaut über seine Schulter und winkt Mandi halbherzig zu.

»Hi, Derek.« Mandi sieht mich an. »Noah kommt gleich. Wir verbringen die Nacht im Glacier Point Resort. Jemand hat uns einen Gutschein geschenkt, den wir nur heute einlösen können.«

Ich verdrehe die Augen. »Du weißt genau, von wem der ist, oder?«

Sie nickt. »Von den Grandmas. Da das Resort ja Doris Schwiegerenkel gehört, haben sie wahrscheinlich irgendeinen Deal rausgeschlagen oder ihn so lange genervt, bis er klein beigegeben hat. Du kennst sie ja.«

Alle meine Geschwister haben ihre große Liebe bereits gefunden. Obwohl ich nichts dagegen hätte, jemanden zu haben, mit dem ich schöne Dinge unternehmen und vielleicht regelmäßig Sex haben kann, sind Ehe und der ganze Kram für mich nicht wichtig. Nichtsdestotrotz gibt es hin und wieder Momente, in denen ich mich nach einem Menschen sehne, der mich so liebt, wie meine Geschwister geliebt werden. »Ich hoffe, dass ich mir irgendwann auch mal solchen Luxus leisten kann.«

Mandi zieht eine Augenbraue hoch. »Luxus? Chevelle, muss ich dich an dein Brautjungfernkleid erinnern?«

»Babe, ich dachte, wir wollten einen Film schauen«, meldet sich Derek von der Couch zu Wort.

»Gleich.« Ich bitte ihn mit einer Geste, sich noch kurz zu gedulden.

Er stöhnt genervt. Mandi beäugt ihn, und ich sehe die Frage in ihren Augen. Warum bin ich mit so jemandem zusammen? Er zeigt sich heute Abend wirklich nicht von seiner besten Seite. Aber ich lebe in einer Kleinstadt, die Auswahl ist also begrenzt.

»Du weißt, dass sie das machen, weil sie Tatsachen schaffen wollen«, sage ich.

Mandi legt die Stirn in Falten. »Tatsachen schaffen?«

»Ja. Ganz schön naiv, oder? Wenn sie jede Nacht im Zimmer neben euch schlafen müssten, wüssten sie, wie echt eure Beziehung ist.« Die Geräusche, die Nacht für Nacht aus dem Nebenzimmer kommen, wecken in mir den Wunsch nach einem permanenten Bettgenossen. Und ich hätte nichts dagegen, wenn er so groß und stark wäre wie Noah.

Mandi stellt ihre Tasche ab. »Du meinst, die Leute glauben, dass Noah und ich gar nicht wirklich zusammen sind?« Sie errötet.

Ich zucke mit den Schultern. »Nur Dori und Ethel. Sie haben mich neulich beim Abendessen regelrecht verhört, aber ich habe nichts gesagt. Ich dachte mir, dass es sicher nicht in deinem Interesse ist, wenn ich Grandma erzähle, dass du nachts so laut schreist, dass du eine Bärenfamilie aus dem Winterschlaf wecken könntest.«

Obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte, wird ihre Gesichtsfarbe noch röter.

»Danke dafür.«

Die Haustür geht auf, und Noah kommt herein. »Wer bist du denn?«, fragt er, als er Derek auf der Couch sieht.

Als dieser die tiefe Stimme hört, dreht er sich um. »Und wer bist du?«

Noah mustert Derek eingehend. Gott, wie unangenehm.

»Das ist Derek.« Mandi zeigt auf uns beide.

Noah nickt ihm zu. »So, dann zeig mir mal diesen Gutschein«, sagt er. Mandi fischt ihn aus ihrer Tasche, und er inspiziert ihn gründlich. »Bedank dich beim großzügigen Schenker dafür, dass du heute Nacht gut schlafen wirst.« Er zwinkert mir zu.

Wir lachen.

»Chevelle? Der Film«, sagt Derek streng.

Noah wirft Mandi einen Blick zu.

»Ich komme ja gleich«, sage ich ungehalten.

Noah lässt sich im Sessel neben dem Sofa nieder. »Und ihr beide seid zusammen, ja?«

Derek sieht ihn kaum an. »Ja.«

»Kommst du aus Sunrise Bay?«

»Nein, ich bin nur auf der Durchreise.«

Noahs Augen werden schmal. »Wie bitte?«

»Ich arbeite auf einem der Kutter.«

Noah nickt. Wahrscheinlich fragt er sich, was ich an Derek finde. So langsam frage ich mich das auch.

»Cool. Na ja, dann sehen wir uns wohl auf der Hochzeit.« Noah steht auf.

»Ach, du bist das arme Schwein, ja?« Derek lacht.

Mandi wirft mir einen mordlustigen Blick zu. Hey, nicht jeder ist scharf aufs Heiraten.

Derek lacht noch einmal. »War ein Witz. Herzlichen Glückwunsch, Mann, das freut mich.«

Abermals wechseln Noah und Mandi einen Blick. »Lass uns losfahren.«

Sie verschwinden nach oben, und ich gehe in die Küche, um die Kekse und das Popcorn zu holen. Derek folgt mir.

»Ich habe Hunger auf was anderes.« Er schiebt die Finger unter den Bund meiner Shorts.

»Sie sind noch hier«, flüstere ich.

Seine Hand wandert in meine Shorts zu meinen Pobacken. »Dann wirf sie raus, damit ich ihn reinstecken kann«, raunt er und gibt mir einen Kuss auf den Bauchnabel, den mein Croptop freilässt.

Wahrscheinlich sollte ich ihm jetzt sagen, dass ich nicht die Absicht habe, heute Nacht mit ihm zu schlafen. Ich öffne den Mund, aber in dem Moment kommen Mandi und Noah zurück nach unten. Mandi beäugt mich, während Noah so tut, als wären wir gar nicht da. Er trägt ihre beiden Reisetaschen.

»Ich warte im Wagen. Einen schönen Abend euch beiden.« An der Tür bleibt er noch einmal stehen. »Nur, damit du es weißt, Chevelles Vater wohnt im Haus am Hügel direkt gegenüber. Und ihr Bruder ist der Sheriff.«

»Noah …« Ich schüttle den Kopf.

»Hey, deine Brüder sind nicht hier, und ich bin bald dein Schwager.«

»Stiefschwager, wenn man es genau nimmt.«

Mandi steckt den Gutschein in ihre Tasche und gesellt sich zu ihm. »Du weißt, dass wir da keinen Unterschied machen. Aber ich persönlich hätte mehr Angst vor Marla als vor Hank.« Sie sieht Derek mit großen Augen an.

Der sagt nichts, und auf einmal wünschte ich, sie würden hierbleiben.

»Bye.« Ich winke ihnen mit den Fingern.

Beide sehen uns noch einen Moment lang an, dann öffnen sie die Tür und treten ins Freie. Ich höre den Motor von Noahs Truck, der immer leiser wird, als sie aus der Einfahrt setzen und davonfahren.

Mein Herzschlag wird schneller.

Derek nimmt meine Hand und zieht mich auf seinen Schoß. »Endlich allein. Wo ist dein Schlafzimmer?«

»Äh …« Ich lege ihm die Hand auf die Brust. »Ich glaube, so weit bin ich noch nicht. Können wir heute Abend einfach nur einen Film schauen?«

»Du bist noch nicht so weit?« Er lacht. »Das ist ein Witz, oder?« Er beäugt meine Shorts und das kurze Top.

»Wieso? Wir kennen uns doch kaum, und ich will noch nicht mit dir schlafen. Es ist mir noch zu früh.«

Er macht ein finsteres Gesicht. »Warum ziehst du dich dann so an?«

Ich verzichte darauf, mir eine Decke von der Rückenlehne der Couch zu schnappen und mich damit zu verhüllen. »Weil ich die Sachen mag. Weil sie trendig sind. Weil ich finde, dass sie mir gut stehen.«