My One True Ex Best Friend - Piper Rayne - E-Book

My One True Ex Best Friend E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Best Friends to Lovers Wenn eine einzige Nacht alles verändert… Seit Xavier Greene denken kann, sind er und Clara beste Freunde. Sie ist die Einzige, die ihn wirklich kennt. In den schwierigsten Zeiten waren sie immer füreinander da. Selbst als er für seinen Traum als Football-Profi von Alaska nach San Francisco zog, haben die beiden den Kontakt nicht verloren. Doch seit sie vor zwei Jahren eine heiße Nacht miteinander verbracht haben, ist nichts mehr wie vorher. Xavier bereut, wie sehr er Clara damals verletzt hat. Unter keinen Umständen will er seine beste Freundin verlieren, die ihm alles bedeutet! Kann sie ihm verzeihen? Und kann aus Freundschaft vielleicht doch Liebe werden? Alle Bände der spicy Greene-Family-Serie: Band 0.5: My Twist of Fortune Band 1: My Sexy Enemy Next Door Band 2: My Almost Ex Band 3: My Secret Vegas Wedding Band 3.5: A Greene Family Summer Party Band 4: My Sister's Flirty Friend Band 5: My Unexpected Surprise Band 6: My Sexy Famous Rival Band 6.5: A Greene Family Vacation Band 7: My One True Ex Best Friend Band 8: My Fake Fiancé Band 9: My Brother's Forbidden Friend Band 9.5: A Greene Family Christmas

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My One True Ex Best Friend

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Wenn eine einzige Nacht alles verändert…

Seit Xavier Greene denken kann, sind er und Clara beste Freunde. Sie ist die Einzige, die ihn wirklich kennt. In den schwierigsten Zeiten waren sie immer füreinander da. Selbst als er für seinen Traum als Football-Profi von Alaska nach San Francisco zog, haben die beiden den Kontakt nicht verloren. Doch seit sie vor zwei Jahren eine heiße Nacht miteinander verbracht haben, ist nichts mehr wie vorher. Xavier bereut, wie sehr er Clara damals verletzt hat. Unter keinen Umständen will er seine beste Freundin verlieren, die ihm alles bedeutet! Kann sie ihm verzeihen? Und kann aus Freundschaft vielleicht doch Liebe werden?

Alle Bände der spicy Greene-Family-Serie:

Band 0.5: My Twist of FortuneBand 1: My Sexy Enemy Next DoorBand 2: My Almost ExBand 3: My Secret Vegas WeddingBand 3.5: A Greene Family Summer PartyBand 4: My Sister’s Flirty FriendBand 5: My Unexpected SurpriseBand 6: My Sexy Famous RivalBand 6.5: A Greene Family VacationBand 7: My One True Ex Best FriendBand 8: My Fake FiancéBand 9: My Brother’s Forbidden FriendBand 9.5: A Greene Family Christmas

Piper Rayne

My One True Ex Best Friend

Roman

Aus dem Englischen von Sybille Uplegger

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever

Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Februar 2024© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Die amerikanische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel: My Scorned Best Friend© 2022 by Piper RayneUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrus

ISBN 978-3-95818-772-6

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Zwei Wochen später

Zwei Tage später

Epilog

Ein bisschen Einhorngeschwafel

Leseprobe: My Bestie's Ex

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Xavier

Ich habe alles erreicht, was ich mir je erträumt habe – aber ich hätte nie gedacht, dass ich mich dabei so beschissen fühlen würde.

Mein ganzes Leben lang habe ich auf mein Bauchgefühl gehört. Ich vertraue meinem Instinkt, auf dem Spielfeld wie im Leben. Ich bin einer von Millionen, der es geschafft hat. Als ich meine Heimatstadt verließ, hatte ich ein Football-Stipendium einer erstklassigen Uni in der Tasche. Nach dem College wurde ich zum NFL Draft eingeladen und gleich in der ersten Runde ausgewählt. Vor zwei Jahren habe ich einen Fünfjahresvertrag unterschrieben, der immer noch der bestdotierte der gesamten Liga ist.

Ich erwähne das nicht, um mich damit zu brüsten. Mir ist durchaus bewusst, dass dabei auch jede Menge Glück im Spiel war. Typen wie ich – von kleinen Highschools in ländlichen Gegenden – werden normalerweise nicht von College-Scouts entdeckt. Und sie werden garantiert nicht zum besten Quarterback der NFL. Ich bin die große Ausnahme. Und trotzdem unglücklich.

Ich habe gleich Training und sitze gerade beim Frühstück, als mein Smartphone einen Signalton von sich gibt. Als ich einen Blick aufs Display werfe, sehe ich, dass ich eine DM. von Sessilee bekommen habe. Sie ist eine gute Freundin meiner Ex Giulia. Seit der Trennung schreibt sie mir regelmäßig.

Sessilee: Bin in San Fran. Lust auf ein Abendessen?

Die Gedanken von Frauen sind mir oft ein Rätsel, aber sogar ich weiß, dass es mir nur Ärger einbringen würde, wenn ich Sessilee zu einem gemeinsamen Abendessen einlade. Sie würde garantiert ein Foto von uns machen oder mich in ihrer Insta-Story taggen.

Ich: Sorry. Strenger Trainingsplan. Nächstes Mal klappt’s bestimmt.

Augenblicklich erscheinen die drei Punkte, die anzeigen, dass sie eine Antwort tippt. Wahrscheinlich will sie mich neugierig machen, aber da ich das Telefon nun schon mal in der Hand habe, tue ich das, was ich seit einer Woche scheinbar nicht lassen kann: Ich vergewissere mich, dass ich keine Nachricht von Clara verpasst habe. Doch die letzte Nachricht im Thread ist immer noch meine eigene.

Ich: Du hast toll ausgesehen heute Abend.

Clara ist meine beste Freundin – oder vielmehr: Sie war meine beste Freundin. Aber nein, so darf ich nicht über sie denken, selbst wenn sie nicht mehr mit mir redet und unser Verhältnis mittlerweile dermaßen angespannt ist, dass es mir fast so vorkommt, als wären wir Erzfeinde. Nach einem Urlaub auf Hawaii (an dem ich wegen meines Trainings nicht teilnehmen konnte) hatte meine Familie einen Zwischenstopp mit Übernachtung hier in San Francisco. Clara war auch dabei. Sobald ich sie sah, hätte ich sie am liebsten in die Arme genommen und mich mit ihr ausgesprochen. Ich wollte unseren Konflikt endlich begraben … Aber ich bin ein Feigling. Ich habe gewartet, bis wir uns verabschiedet hatten, und ihr dann diese Nachricht gesendet. Eigentlich hätte ich mich bei ihr entschuldigen müssen, aber dazu war ich natürlich wieder mal zu stolz.

Sessilee schickt eine Nachricht nach der anderen. Ist diese Frau ums Verrecken nicht in der Lage, ihre Gedanken in vollständigen Sätzen zu formulieren? Stattdessen schreibt sie nie mehr als zwei oder drei Wörter auf einmal.

Noch einmal scrolle in meinem Chat mit Clara nach unten – als bestünde die realistische Chance, dass sie sich ganz spontan dazu entschlossen hat, mir zu verzeihen. Ich rede mir denselben Mist ein wie jeden Tag: dass sie gerade erst aus dem Urlaub zurück ist und in der Bücherei so viel Arbeit auf sie wartet, dass sie noch keine Zeit hatte, mir zu antworten.

Ich räume den Teller weg und schalte die Spülmaschine ein, ehe ich mir meine Sporttasche schnappe und die Wohnung verlasse. Auf der Fahrt ins Erdgeschoss verfluche ich mich dafür, dass ich so hirngefickt bin.

Ich bin Xavier Greene, verdammt noch mal. Die ganze Welt liegt mir zu Füßen. Ich kann in jedem Restaurant der Stadt kurzfristig einen Tisch kriegen, selbst wenn es sich um den neuesten Szeneladen handelt. Kids tragen meine Trikots. Erwachsene tragen meine Trikots! Die Leute sprechen mich auf der Straße an und fragen, ob sie ein Selfie mit mir machen oder ein Autogramm haben dürfen. Werbeplakate mit meinem Gesicht hängen in den schillerndsten Metropolen des Landes. Darauf habe ich mein ganzes Leben lang hingearbeitet. Ich habe allen Anlass, glücklich zu sein.

Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich anfangs gar nicht bemerke, dass der Fahrstuhl angehalten hat.

Mein Mannschaftskamerad Ben Noughton steigt zu. Er hat den Kopf über sein Smartphone gebeugt, und ein Lächeln umspielt seine Lippen. Wahrscheinlich wird er mir gleich von seiner neuesten Eroberung erzählen.

Er hebt den Kopf und sieht mich. »X, was geht ab?«

»Morgen.« Ich drücke die Taste, um die Türen zu schließen. Ich will nicht, dass die Fahrt länger dauert als unbedingt nötig. Das ist absurd. Seit ich bei den San Francisco Kingsmen angefangen habe, ist Ben einer meiner besten Freunde in der Mannschaft.

»Mir war gar nicht klar, wie witzig Clara ist«, sagt er.

Ich versteife mich, und mein Kopf schnellt zu ihm herum. Doch er sieht mich nicht an, sondern tippt eifrig eine Nachricht.

»Anfangs fand ich sie hauptsächlich interessant, weil sie in einer Bücherei arbeitet, wenn du verstehst, was ich meine?«

O ja, ich verstehe es ganz genau, du Arsch.

»Die sexy Bibliothekarin mit Brille und transparenten Strümpfen …«

»Vergiss nicht, dass du über meine beste Freundin redest.«

Ben hat keine Ahnung, was zwischen uns vorgefallen ist.

»Jetzt, wo du es erwähnst …« Er wirft mir einen Blick zu. »Ich habe sie gefragt, warum sie die letzten zwei Jahre nicht hier war.«

Mein Magen krampft sich zusammen, und ich rücke die Sporttasche auf meiner Schulter zurecht.

»Sie hat gesagt, sie wollte sich nicht aufdrängen – wegen Giulia. Die Leute hätten auf gewisse Gedanken kommen können, weil ihr so eng befreundet seid.«

Was ist nur aus meiner aufrichtigen, geradlinigen Clara geworden?

Ben tut die Sache mit einem Achselzucken ab. »Wie auch immer. Ich habe ihr gesagt, sie soll herkommen, wenn wir gegen Seattle spielen. Die Rivalität zwischen unseren Mannschaften ist so groß, das wird eine richtig geile Show, wenn wir sie fertigmachen.«

Mein Mund wird trocken bei dem Gedanken, dass Clara am Wochenende des Spiels tatsächlich nach San Francisco kommen könnte. Dass sie es tun könnte, um sich mit Ben zu treffen, schnürt mir förmlich die Kehle zu.

»Und was hat sie geantwortet?« Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen.

Immer noch grinsend, steckt er sein Telefon ein. »Sie will drüber nachdenken. Sie ist ziemlich zurückhaltend, oder?«

Der Fahrstuhl hält im Erdgeschoss. Wir betreten die Lobby und grüßen unseren Pförtner Kerbie, als dieser uns die Tür öffnet. Draußen wartet bereits mein Wagen.

Als Kerbie mir die Autotür aufhält, rutscht Ben als Erster auf die Rückbank. »Wir haben ja denselben Weg.«

»Danke«, sage ich an Kerbie gewandt, ehe ich Ben ins Wageninnere folge.

Es hätte eine entspannte Fahrt zum Stadion werden können, stattdessen muss ich jetzt wahrscheinlich mit Ben über Clara reden.

Und tatsächlich: Sobald die Tür zu ist, dreht er sich zu mir um. »Was unternimmt sie denn gerne so in ihrer Freizeit?«

Ich zucke mit den Schultern und tue so, als würde ich etwas auf meinem Handy lesen, aber die Worte verschwimmen vor meinen Augen.

»Komm schon, X. Ich möchte, dass sie eine gute Zeit hat, wenn sie herkommt. Über Bücher kann ich ja wohl eher nicht mit ihr reden, also gib mir ein paar Tipps, Bruder.«

»Du meinst, falls.«

Er runzelt die Stirn. »Was?«

»Falls sie kommt. Sie hat noch nicht zugesagt.«

»Hallo? Ich bin Ben Noughton. Ich weiß, wahrscheinlich bin ich nicht wirklich ihr Typ, aber …«

»Was denkst du denn, wer ihr Typ ist?« Ich kenne Clara schon mein ganzes Leben, aber selbst ich weiß nicht, ob ich die Antwort auf diese Frage kenne.

»Ich wette, sie steht auf intellektuelle Männer. Mit Pfeife und Karojackett mit diesen Cordflicken an den Ellbogen.«

Obwohl mir die Situation extrem unangenehm ist, muss ich lachen. »Und du glaubst, von der Sorte gibt es viele in Alaska?«

»Wahrscheinlich nicht. Deshalb ist sie ja noch Single. Sie ist unheimlich attraktiv, und seit sie sich die Haare blond gefärbt hat … Gott – wie kann ein Mann zu so was Nein sagen?«

»Ja, das stimmt.« Ich gebe ihm recht, weil Clara definitiv jeden Mann glücklich machen würde. Ihre einzige negative Eigenschaft ist ihre Sturheit. Sie ist auch der Grund, weshalb wir unseren Streit immer noch nicht beigelegt haben.

»Also? X?«

Wir halten vor dem Stadion, und ich schnappe meine Tasche, um diesem Albtraum schnellstmöglich zu entfliehen. Ich musste mich schon dazu überwinden, ihm Claras Nummer zu geben, als er mich danach gefragt hat. Reicht das denn nicht? Ich weiß wirklich nicht, ob ich es ertragen könnte, ihm jetzt auch noch erklären zu müssen, wie er sie am besten erobert.

»Du weißt doch, dass ich mit Frauen wie ihr keine Erfahrung habe. Ohne deine Hilfe verkacke ich es garantiert.«

Die Hand am Türgriff, seufze ich schicksalsergeben. Ich tue es Clara zuliebe. Wenn sie extra seinetwegen herkommt, hat sie was Besseres verdient, als in irgendwelchen Sportbars rumzusitzen, wo Ben sich von seinen Fans umschwärmen lässt, statt ihr seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn sie ihn mag – was ja offensichtlich der Fall ist, schließlich stehen die beiden noch in Kontakt –, dann sage ich ihm eben, was ich an seiner Stelle tun würde, um bei Clara Eindruck zu machen.

»Clara steht nicht auf Akademikertypen. Hallo? Ich bin ihr bester Freund. Ich war nur auf dem College, weil ich ein Football-Stipendium hatte, ganz sicher nicht wegen meiner Noten.«

»Du bist trotzdem schlauer als ich.«

»Es wird ihr nicht gefallen, wenn du dich selbst kleinmachst. Sie hat gesagt, ich darf dir ihre Telefonnummer geben. Das heißt, sie mag dich. Sie hat Spaß an Sport und geht gerne in Kneipen – sie kann mehr Chickenwings verdrücken als ich. Aber wenn ich ein Date mit ihr hätte, würde ich mit ihr in ein schönes Restaurant gehen. Nimm entweder eins außerhalb der Stadt oder eins mit Separee. Gib ihr die Gelegenheit, sich hübsch zu machen und dich besser kennenzulernen. Danach könntet ihr noch einen Spaziergang am Pier machen.«

Die gängigen Touristenattraktionen in San Francisco haben Clara und ich längst abgehakt.

»Zeig ihr, warum du die Stadt liebst«, schiebe ich hinterher.

Er nickt eifrig. »Okay. Alles klar.«

»Und geh vor dem dritten Date bitte nicht mit ihr ins Kozy Kar.«

Das Kozy Kar ist eine Themenbar, die Ben gerne frequentiert. Sie hat eine etwas gewöhnungsbedürftige Inneneinrichtung mit Anklängen an die Siebziger, Achtziger und Neunziger. Man kann auf Wasserbetten sitzen, es gibt Poledancing-Stangen und Poster von nackten Frauen überall an den Wänden.

Aber was weiß ich schon? Vielleicht fände Clara es dort toll.

»Nein? Da gehe ich immer mit Frauen hin. Ich finde es cool dort, außerdem gibt es jede Menge dunkler Ecken zum Knutschen.«

Bei der Vorstellung, er könnte mit ihr rummachen, muss ich schlucken.

»Sie ist nicht wie die anderen Frauen.« Ich öffne die Autotür, verabschiede mich vom Fahrer und mache mich auf den Weg ins Stadion, wo ich den Sicherheitsleuten guten Tag sage.

Ben holt mich ein. »Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?«

Ich bleibe vor der Umkleidekabine stehen. »Sei einfach … Ich meine, sie ist ein wichtiger Mensch für mich.« Daran hat sich nichts geändert, unabhängig davon, wie lange zwischen uns schon Funkstille herrscht.

Er legt mir seine große Pranke auf die Schulter. »Ich weiß, X. Ich mache das auch nicht, weil ich sie ins Bett kriegen will. Man wird nicht jünger. Ich suche nach einer Frau, mit der ich sesshaft werden kann.«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch.

Er lacht. »Ich bin nicht mehr ausschließlich auf Spaß aus, das wollte ich damit sagen.«

Ich nicke und öffne die Tür zur Kabine. »Ihr Lieblingsgang ist der Nachtisch. Wenn du ihr nach dem Essen was Süßes bestellst, kannst du nichts falsch machen.«

Sein Lächeln wird breiter, während mir langsam, aber sicher übel wird.

»Danke, X.«

Er geht zu seinem Spind. Meine Laune ist endgültig im Eimer, als ich sehe, wer neben meinem Platz auf der Bank sitzt. Lee Burrows, dieser Wichser. Der neue Quarterback, der nur darauf wartet, meinen Platz einzunehmen, sollte ich diese Saison den Erwartungen nicht gerecht werden.

»Hey, Xavier«, grüßt er mich mit einem Lächeln. Seine Lockerheit macht mich wahnsinnig. Das Schlimmste daran ist, dass er ein richtig kluger Kopf ist. Wahrscheinlich hat er schon das Playbook auswendig gelernt.

Er ist zum Ende der letzten Saison in unsere Mannschaft gewechselt. Ich habe mir Aufnahmen von ihm angeschaut und kann nicht leugnen, dass er ziemlich gut ist. Er hätte auf jeden Fall das Zeug dazu, mir meinen Platz in der Startaufstellung wegzuschnappen.

Somit habe ich für diese Saison zwei Ziele: Erstens will ich meine Position in der Mannschaft festigen. Ich muss beweisen, dass ich den gigantischen Fünfjahresvertrag, den man mir vor zwei Jahren angeboten hat, wert bin.

Und zweitens will ich meine beste Freundin zurückgewinnen.

Kapitel 2

Clara

Ich betrete The Story Shop, den Buchladen meiner Schwester, und versuche die Kreidetafel draußen vor dem Truth or Dare zu ignorieren. Heute ist der erste Tag der Footballsaison, und die San Francisco Kingsmen bestreiten das Auftaktspiel. Vor zwei Jahren hätte ich mir noch Xaviers Spielernummer, die 9, auf die Wangen gemalt und sein rotgoldenes Trikot angezogen.

Ich will Presley bei der Inventur helfen. Als ich in den Laden komme, ist es still, und ich nehme mir einen Moment Zeit, die mit Kürbissen und Laub herbstlich dekorierte Auslage zu betrachten.

Ich bin nicht mit Presley zusammen aufgewachsen, sondern habe sie erst nach dem Tod meiner Eltern kennengelernt. Der Buchladen war früher das Nähatelier meiner Mutter, das sie uns beiden zu gleichen Teilen vermacht hat. Presley kam in die Stadt, um ihr Erbe anzutreten, und die Bewohner – ich mit eingeschlossen – fielen aus allen Wolken, weil niemand von ihrer Existenz gewusst hatte. Viele Menschen halten uns für Zwillinge, lediglich unsere Haarfarbe ist unterschiedlich. Vor Kurzem haben wir sie getauscht: Presley ist zu ihrer braunen Naturhaarfarbe zurückgekehrt, während ich mir die Haare blond gefärbt habe.

»Pres?«, rufe ich und gehe nach hinten.

Ohhh.

Gott, ja.

Härter.

Ich schließe die Augen und lasse den Kopf in den Nacken sinken. Es ist schön, dass meine verheiratete Schwester, die vor Kurzem Mutter geworden ist, so ein erfülltes Sexleben hat, allerdings muss ich es nicht unbedingt hautnah miterleben. Wer weiß, vielleicht bin ich auch einfach nur neidisch.

CAAADDEEEE …

Hastig gehe ich zurück zum Eingang, aber ehe ich das Weite suchen kann, geht die Tür auf. Die Glocke bimmelt viel lauter als bei mir, denn Jed Greene ist der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.

Als er mich sieht, bleibt er wie angewurzelt stehen und fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Oh … hey, Clara«, sagt er hölzern. Jed spürt, dass zwischen Xavier und mir etwas vorgefallen sein muss, auch wenn er keine Ahnung hat, was. Auf jeden Fall weiß er nicht so recht, wie er sich mir gegenüber verhalten soll. Er behandelt mich immer so, als wäre gerade mein Hund gestorben.

»Sie sind beschäftigt.«

Er schaut in Richtung Büro. »Dachte ich mir. Wir reißen uns nebenan den Arsch auf. Molly muss nach Hause, sie übergibt sich andauernd. Sie hat heute nur ausgeholfen, weil es so voll ist wegen …« Er bricht ab und weicht meinen Blicken aus.

»Des Saisonauftakts?«, sage ich, damit er weiß, dass er in meiner Gegenwart ruhig über Xavier sprechen kann.

Er vergräbt die Hände in den Hosentaschen und nickt.

»Eine volle Brauerei ist doch gut.« Mit dem Daumen deute ich hinter mich. »Ich glaube, sie müssten jetzt auch fertig sein.«

Im nächsten Moment kommen Cade und Presley aus dem Hinterzimmer. Sie haben die kleine Leighton dabei, die friedlich in ihrer Babyschale schläft.

»Euer Ernst? Ihr bumst, während die Kleine mit im Zimmer ist?« Jed schüttelt missbilligend den Kopf.

Cade und Presley sehen einander an. Meine Schwester errötet, als ihr klar wird, dass wir sie gehört haben.

»Nächstes Mal bitten wir dich, so lange auf sie aufzupassen. Sie schläft, du Nuss.«

Jed verdreht die Augen. »Trotzdem nicht okay.«

»Wir sprechen uns noch mal, nachdem Molly euer Kind zur Welt gebracht hat.« Cade gibt seiner Frau einen Schmatzer auf den Mund. »Frohes Schaffen.« Dann beugt er sich herab, küsst Leightons Stirn und flüstert ihr etwas ins Ohr. Er zwinkert mir zu. »Clara.« Als er an mir vorbeigeht, stelle ich wieder mal fest, wie ähnlich er und Xavier sich sehen.

Als wäre mein Leben nicht schon beschissen genug, muss meine Schwester auch noch mit Xaviers ältestem Bruder verheiratet sein. Und Jed ist Xaviers Stiefbruder.

Wobei in der Familie Greene niemand zwischen leiblichen und Stiefgeschwistern unterscheidet.

»Bye, Clara«, ruft Jed mir zu.

Als sie gehen, höre ich ihn noch sagen, dass Leighton einen Knacks fürs Leben bekommen und ihr erstes Wort wahrscheinlich »härter« sein wird.

»Sperrst du ab?«, fragt Presley und stellt Leightons Babyschale auf den Tisch im Kinderbereich.

Ich schließe die Ladentür ab, ehe ich meine leichte Jacke ausziehe und zusammen mit meiner Tasche neben die Kasse lege.

»Wo soll ich anfangen?«

Im nächsten Moment höre ich Jeds Stimme durch die Wand, die den Buchladen von der Brauerei trennt. Es klingt, als würde er in ein Mikrofon sprechen – oder in ein Megafon.

»Ich glaube, dieses Jahr ist es besonders schwierig, wegen Hank.« Presley lächelt mich traurig an.

Hank Greene hat Prostatakrebs und muss sich einer Chemotherapie unterziehen. Die Prognose ist gut, aber Krebs ist eine tückische Krankheit. Ich muss es wissen – unsere Mutter ist daran gestorben. Ich habe monatelang mit angesehen, wie sie dahinsiechte, wie ein Mensch, der sonst vor Energie nur so sprühte, immer schwächer und gebrechlicher wurde. Und die ganze Zeit behielt sie ihr größtes Geheimnis für sich.

Manchmal weiß ich immer noch nicht, ob ich ihr verziehen habe, dass sie mir nie von meiner älteren Schwester erzählt hat, die sie und Dad zur Adoption freigegeben haben. Aber wie will man sich mit einer Toten versöhnen?

»Was machen sie denn?« Ich geselle mich zu Presley in die Kinderabteilung.

»Ein Tippspiel. Wenn du am Ende jedes Viertels den richtigen Spielstand geraten hast, kriegst du Essen oder Getränke umsonst.« Sie zuckt mit den Achseln, als wäre das Ganze nicht weiter von Belang. Aber dass Jed ein Mikrofon benutzen muss, weil die Brauerei so voll ist, spricht für sich.

Ich erinnere mich noch an Hanks Gesicht, als Xavier einen Profivertrag angeboten bekam. Xavier hatte Hank, Marla und mich zum NFL Draft eingeladen, und als sein Name als Erster aufgerufen wurde und er nach vorne zum Podium ging, legte Hank mir den Arm um die Schultern und flüsterte: »Kannst du das glauben? Unser Junge wird bald berühmt.«

Ein Schauer durchrieselt mich, als ich daran denke. Unser Junge – tja, die Zeiten sind vorbei. Jetzt ist er nur noch Hanks Junge.

»Fangen wir bei den Jugendbüchern an.« Presley hat ihren Laptop sowie einen Stapel Inventur-Formulare in der Hand. Ich schüttle die Erinnerungen ab, gehe zu ihr und lasse mich auf dem Fußboden nieder.

Ich helfe Presley immer bei der Inventur. Einmal hat Cade versucht, mich zu vertreten, aber da haben sie nicht viel zustande bekommen. Ich wette, bei der Gelegenheit wurde Leighton gezeugt.

Doch bevor wir loslegen, will sie offenbar noch etwas von mir wissen. »Und?«, fragt sie, ohne von ihrem Rechner aufzusehen.

»Was?« Ich tue so, als wüsste ich nicht, was sie meint.

»Hast du auf Xaviers Nachricht geantwortet?«

Seufzend schüttle ich den Kopf. »Nein. Was soll ich denn schreiben? Und was zur Hölle bedeutet das überhaupt: ›Du hast toll ausgesehen‘? Als wäre das Ende unserer Freundschaft für ihn völlig belanglos. Oder meint er ›Du hast toll ausgesehen, und vielleicht hätte ich das nicht tun sollen‘? Oder ›Mein Kumpel wollte deine Nummer, deshalb versuche ich es noch mal bei dir‘?« In meinem Tonfall schwingen jede Menge Wut und verletzter Stolz mir, so wie immer, wenn von Xavier die Rede ist.

»Vielleicht ist ihm ja wirklich bewusst geworden, wie mies er sich verhalten hat. Cade meinte, Hank hätte ihm gesagt, dass er an dem Abend mit Xavier geredet hat.«

Ich hebe abwehrend die Hand. »Ich will es gar nicht wissen.«

»Ich glaube, er vermisst dich.« Sie beißt sich auf die Innenseite ihrer Unterlippe. »Und ich weiß, dass du ihn auch vermisst.«

»Pres, uns ist das passiert, was allen Männern und Frauen passiert, die beste Freunde sind, bis sich die Gefühle einer Person ändern. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen.«

Presley ist die Einzige aus der Familie Greene, die weiß, was passiert ist. Die Geschichte ist alles andere als originell: Zwei beste Freunde überschreiten eines Nachts eine Grenze, und einer von beiden bereut es hinterher. Sagen wir einfach, dass ich nicht diejenige war, der die gemeinsame Nacht leidtat. Xaviers Verhalten am darauffolgenden Abend kommt noch erschwerend hinzu. Das zu vergessen fällt mir nicht leicht.

»Ihr wart so eng befreundet. Er hat dir über Moms und Dads Tod hinweggeholfen. Mir ist egal, was er sagt – ich weiß, er hat Gefühle für dich.« Sie tippt energisch auf ihrer Tastatur herum.

»Ja – freundschaftliche Gefühle. Und natürlich hat er mir beim Tod meiner Eltern beigestanden, ich habe ja dasselbe nach dem Tod seiner Mutter gemacht. Ich will auch gar nicht abstreiten, dass er mich liebt. Aber es ist eine andere Art von Liebe. Nicht die Art, die du und Cade eben im Hinterzimmer zelebriert habt.«

Presley seufzt. Sie ist eine unverbesserliche Optimistin. Sie hat die Liebe gefunden, und jetzt sieht sie alles durch eine rosarote Brille.

Aber ich habe im Laufe der Jahre oft genug erlebt, wie Xavier mit Frauen umgeht. Die Trennung von Giulia hätte ich voraussagen können. Er wird sich nie dauerhaft an jemanden binden. Er kann einfach keine Nähe zulassen.

»Das war keine Liebe, sondern pure Geilheit, und das kommt selten genug vor. Meine Nippel sind ständig wund vom Stillen, und ich habe noch ein paar extra Kilos auf den Rippen. Ich hätte es gleich wissen müssen, als ich die Latzhose angezogen habe. Sobald er die sieht, kann er sich nicht mehr beherrschen.« Das Lächeln, das sich auf ihren Zügen ausbreitet, ist ein Ausdruck purer Zuneigung.

Mein Herz krampft sich zusammen. Das, was sie hat, möchte ich auch. »Egal. In meinem Leben gibt es so was nicht.«

»Und genau deshalb wirst du mit diesem Ben in Kontakt bleiben.« Anscheinend hat Presley die zweite Runde eingeläutet. Da ihr klar geworden ist, dass wir in Sachen Xavier nicht auf einen Nenner kommen, macht sie mit dessen Mannschaftskameraden weiter, der mir ständig Nachrichten schreibt. Mittlerweile sind es so viele, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich ihm antworten soll. »Der sieht doch heiß aus.«

Ben ist groß, ein Lineman mit der typischen Arroganz eines Profi-Footballspielers. Irgendwie macht ihn das noch attraktiver, allerdings hat er einen gewissen Ruf. Womöglich will er einfach nur mal eine Bibliothekarin flachlegen. Oder noch schlimmer: Was, wenn er irgendwelche widerlichen Psychospielchen mit Xavier spielt? Ich glaube zwar nicht, dass er zu so etwas fähig wäre, aber ich kenne weder Ben noch sein Verhältnis zu Xavier gut genug, um mir wirklich sicher sein zu können.

»Habt ihr denn vor, euch mal zu treffen?« Presley tippt die Zahlen von dem Zettel ein, den ich ihr gereicht habe, und ich mache mich daran, das nächste Formular auszufüllen, während ich alle Bücher durchzähle.

»Er möchte, dass ich für das Spiel gegen die Seahawks nach San Francisco komme.«

»Super. Ich wette, er kann dir einen erstklassigen Platz besorgen.«

»Ich wünschte, du könntest mitkommen.«

Unsere Blicke wandern zu Leighton, und Presley runzelt die Stirn. »Tut mir leid. Warum fragst du nicht Mandi oder Chevelle?«

Ich blicke von meinem Formular auf. »Mit denen ist es komplizierter. Sie sind seine Schwester und seine Stiefschwester.«

»Aber wenn sie dich begleiten, könnten sie was mit Xavier unternehmen, während du dein Date mit Ben hast.«

Gutes Argument. Trotzdem zucke ich die Achseln. »Das wäre irgendwie komisch.«

Ein Brüllen, das aus der Brauerei zu uns herüberdringt, zerreißt die Stille, und Leighton wird kurz unruhig, ehe Presley anfängt, die Babyschale zu schaukeln. »Ich glaube, sie haben ein paar Yards gemacht.«

Ich nicke und schreibe auf, wie viele Ausgaben von Where The Sidewalk Ends Presley noch vorrätig hat. Gleichzeitig versuche ich nicht darüber nachzudenken, ob vielleicht ein Pass oder Handoff von Xavier der Grund für den Jubel war. Ich frage mich auch nicht, wie viele Yards sie geschafft haben und ob die Kommentatoren ihn wieder mal über den grünen Klee loben.

»Ich freue mich für ihn, wirklich. Er hat alles, was er sich je gewünscht hat: Ruhm, Anerkennung, Geld … alles, wovon man nur träumen kann. Wahrscheinlich war es naiv von mir zu glauben, dass er mich mit anderen Augen betrachten würde, nachdem wir … Dass er in mir dann nicht mehr die Clara Harrison mit Zöpfen sehen würde, mit der er Hütten im Wald gebaut und sich Radrennen durch die Stadt geliefert hat.«

Presley lässt für einen Moment ihren Rechner stehen und legt den Arm um mich. »Wenn er nicht weiß, dass du die beste Frau bist, die er jemals finden könnte, ist er ein Idiot.« Sie wiegt sich mit mir in den Armen hin und her.

»Pres?«

»Ja?«

»Mir wird schlecht.«

Lachend lässt sie mich los. »Reine Gewohnheit, tut mir leid.« Ich lasse den Kopf auf ihre Schulter sinken. »Aber es wird Zeit, damit abzuschließen. Das Ganze ist jetzt zwei Jahre her, und diese lächerliche Show, die er hier mit Giulia abgezogen hat, war ein Schlag ins Gesicht für dich. Wenn du auch nur einen Hauch von Interesse an Ben hast, versuch’s mit ihm. Gib ihm eine Chance.«

Ich nicke und zücke mein Handy, ehe ich es mir anders überlegen kann. Meine Daumen schweben über dem Display. Er wird die Nachricht erst nach dem Spiel lesen können. Nebenan stöhnt die Menge auf, offenbar ist den Kingsmen ein Spielzug misslungen.

Ich lese noch einmal seine letzte Nachricht.

Ben: Ich zahle dir auch den Flug. Ich würde dir gerne die schönsten Seiten von San Francisco zeigen.

Presley liest über meine Schulter mit. »Wie süß.«

»Ich kenne San Francisco fast so gut wie Sunrise Bay. Xavier und ich haben im Laufe der Jahre schon alles gesehen und gemacht.«

Sie knufft mich in die Seite. »Clara, bleib offen. Gib dem armen Kerl eine Chance.«

Seufzend starre ich den blinkenden Cursor an. Dann tippe ich endlich eine Antwort.

Ich: Sehr gern! Ich muss nur meinen Arbeitsplan checken, dann melde ich mich bei dir.

Irgendwie bin ich erleichtert, dass er nicht sofort darauf antworten kann.

Presley zieht die Augenbrauen hoch.

»Was ist?«

»Du hast dir noch einen Ausweg gelassen. Aber ich bin stolz auf dich.«

Leighton wacht auf, und Presley nimmt sie aus der Schale. Die Kleine sieht mich an. Sie hat die typischen Greene-Augen. Ich kann nicht leugnen, dass ich mir auch eine Familie wünsche.

Presley hat recht, ich muss nach vorne schauen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob Ben der Richtige dafür ist.

Aber genau deshalb sollte ich vermutlich ihn besser kennenlernen. 

Kapitel 3

Xavier

Einen Monat später steht unser Spiel gegen die Seahawks an. Und was noch wichtiger ist: Heute Abend kommt Clara, um das Wochenende mit Ben zu verbringen. Er ist jetzt gerade am Flughafen, um sie abzuholen.

»Ich habe ein Päckchen für Sie.« Kerbie hält mich auf, als ich mit einem Winken an ihm vorbei zum Aufzug gehen will.

Ich kehre an seinen Tresen zurück, und er schaut die verschiedenen Pakete durch.

»Ist Mr. Noughton heute nicht bei Ihnen?«, fragt er.

»Nein. Ich bin allein.«

Ich will gerade sagen, dass ich später zurückkomme, um das Päckchen abzuholen, als er es findet. Das muss die Jacke sein, die ich letzte Woche im Internet bestellt habe. »Hier ist es!«

Für eine Jacke ist das Päckchen etwas klein.

»Danke, Kerbie.«

Ich gehe zum Fahrstuhl, drücke auf den Knopf und warte. Ein Blick auf die Absenderadresse offenbart, dass es sich um ein Postfach in Greywall, Alaska, handelt. Greywall ist der Nachbarort meiner Heimatstadt Sunrise Bay, aber ich kenne dort niemanden, der weiß, wo ich wohne, und mir ein Päckchen schicken würde.

Während der Fahrt nach oben rätsele ich, was wohl drin sein könnte, und sobald ich in meiner Wohnung angekommen bin, lasse ich meine Sporttasche fallen und öffne es.

Es enthält Kekse aus meiner Lieblingsbäckerei in Lake Starlight. Auf jedem einzelnen steht in Zuckerschrift ZEIGT ES DEN HAWKS. Wer könnte mir die geschickt haben? Nur eine Person würde sich so viel Mühe machen, aber die kommt heute nach San Francisco, um Zeit mit einem anderen Mann zu verbringen. Könnte es ein Friedensangebot sein? Obwohl sie noch nicht auf meine letzte Nachricht geantwortet hat?

Ich setze mich auf die Couch, esse einen der Kekse und muss daran denken, wie es zwischen uns zum Bruch kam. Im Moment habe ich keine Ahnung, wie wir jemals zu unserer früheren Vertrautheit zurückfinden sollen.

Ich erwachte mit einem Ruck, nachdem ich so gut geschlafen hatte, wie lange nicht mehr. Neben mir lag eine nackte Clara. In der Nacht zuvor waren die Dinge zwischen uns ein wenig entgleist, und mit der Morgendämmerung kam nun die Reue. Ich sah ihren Blick und das sanfte Lächeln, das all ihre Emotionen verriet. Sie hegte die Hoffnung, dass dies ein Wendepunkt für uns war. Natürlich machte sie kein Geheimnis aus ihren Gefühlen. Es war nicht ihre Art, etwas zu verbergen, schon gar nicht vor mir.

Und was machte ich? Ich sprang aus dem Bett und murmelte irgendetwas von wegen Kaffee. Ehe sie aufstehen und sich etwas anziehen konnte, war ich aus dem Apartment geflüchtet. Beim Aufzug angekommen, beugte ich mich vornüber und atmete zum ersten Mal seit dem Aufwachen tief durch. Wenigstens kam es mir so vor.

Was zum Teufel hatte ich angerichtet? Hatte ich eine jahrzehntelange Freundschaft zerstört, nur weil ich mich nicht beherrschen konnte?

Ein Kuss, und ich hatte alle Hemmungen über Bord geworfen. Es war, als hätte mich jemand von den Fesseln befreit, die mich zuvor daran gehindert hatten, diesen Schritt zu gehen.

Aber das durfte sich auf keinen Fall wiederholen. Es würde nur Erwartungen in ihr wecken, die ich nicht erfüllen konnte. Clara hatte einen Mann verdient, der am Morgen danach nicht die Flucht ergriff. Sie hatte jemanden verdient, der mit ihr nach der Schneeschmelze wandern ging, mit ihr durch die Stadt schlenderte und geduldig neben ihr stand, während sie zwanzig Mini-Unterhaltungen mit den Bewohnern führte. Clara Harrison verkörperte Sunrise Bay wie keine Zweite. Sie war in unserer kleinen Stadt eine Institution, und ich lebte weit weg.

Wir mussten uns wieder auf unsere Freundschaft besinnen und so tun, als wäre nichts passiert, sonst würde ich sie verlieren.

Und ich wollte sie nicht verlieren. Das war schlichtweg undenkbar.

Ich ging zum Coffeeshop an der Ecke. Die Barista kannte mich. Sie lächelte, als sie mich sah, und gab unaufgefordert meine Bestellung ein. Als ich zusätzlich noch einen Chai Latte mit Hafermilch orderte, runzelte sie die Stirn. Ich hatte immer schon den Verdacht gehegt, dass sie insgeheim in mich verknallt war, und mit meiner Bestellung hatte ich praktisch bestätigt, dass eine Frau die Nacht bei mir verbracht hatte. Nicht, dass das bei mir etwas Neues gewesen wäre. Clara war nicht die erste Frau in meinem Bett – allerdings war sie die erste, für die ich am Morgen danach Kaffee holte.

Ich kaufte auch noch Claras Lieblingsdonut. Als ich zurück ins Apartment kam, saß sie im Wohnzimmer. Sie trug mein T-Shirt und vermutlich nichts darunter. Die Tür fiel ins Schloss, und wir starrten einander einen Moment lang an, ehe ich den Blick abwandte. Mir war schlecht. Ich hatte einen katastrophalen Fehler gemacht.

»Ich habe dir deinen Lieblingsdonut geholt. Schoko-Crisp.« Ich machte mich in der Küche zu schaffen und nahm Teller aus dem Schrank.

»X?« Ihre Stimme war auf einmal ganz nah, sodass mir die Haare im Nacken zu Berge standen. »Sprich mit mir. Bitte.«

Alle Spannung wich aus meinen Schultern. Mit den zwei Tellern in der Hand drehte ich mich langsam zu ihr um.

»Es ist okay, Angst zu haben. Ich habe auch Angst.« Sie kam um die lange Kücheninsel herum auf mich zu.

Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es ihr sagen sollte. Aber ich musste es ihr sagen, das stand fest. Klar, es würde sie verletzen, aber irgendwann würde sie darüber hinwegkommen, und dann wäre alles wieder so wie früher. Wenn ich eine romantische Beziehung mit ihr einging, obwohl ich genau wusste, dass es niemals funktionieren konnte, würde ich ihr nur das Herz brechen, und davon würden wir uns nie mehr erholen.

»Aber einfach wegzulaufen …«

»Das geht nicht, Clara.« Ohne nachzudenken, stieß ich die Worte hervor, und ich schwöre, sie zuckte zusammen. »Ich meine – ich liebe dich, du bist meine beste Freundin. Ich weiß nicht genau, was das gestern Nacht zwischen uns war, aber es darf nicht noch mal passieren. Es war ein Fehler.«

Sie blinzelte. Dann wich sie einen Schritt vor mir zurück. Ich wollte sie festhalten, als wäre ich ein Rettungsring, der sie von den riesigen Wogen retten konnte, die ich selbst verursacht hatte. »Aber du hast doch gesagt … Du hast wortwörtlich gesagt, es würde dir alles bedeuten …« Gleich darauf wandte sie sich ab. »Ich ziehe mir was an«, warf sie über die Schulter zurück.

Wie ein Trottel wartete ich geschlagene fünf Minuten, ehe ich ihr nachging und feststellte, dass sie dabei war, ihren Koffer zu packen. Mein T-Shirt hatte sie inzwischen ausgezogen, jetzt trug sie Jogginghosen und einen Pulli. »Du musst nicht gehen.«

Sie würdigte mich keines Blickes. »Das ist eine ziemlich unangenehme Situation. Ich meine, ich dachte, wir sind …«

»Komm her.« Ich setzte mich aufs Bett und klopfte auf den Platz neben mich. »Du kennst meine Meinung zu Beziehungen. Ich hätte es nicht zulassen dürfen. Irgendwie haben wir uns wohl mitreißen lassen.«

Zu meinem Erstaunen stimmte sie mir zu. »Ja, das ist wahr, aber …« Sie drehte sich zu mir herum. Eins ihrer Beine lag angewinkelt auf dem Bett, das andere hatte sie lang ausgestreckt. »Ich fand es schön. Ich hatte viel Spaß gestern Nacht.«

Ich lachte leise. »Glaubst du, ich nicht? Ich hatte auch jede Menge Spaß. Aber wir wollen doch keine Freundschaft plus, oder? Irgendwann würden die Grenzen verschwimmen, und das würde dir nur wehtun.« Ich nahm ihre Hand. »Du weißt, ich will dich auf keinen Fall verlieren.«

Clara war neben meiner Familie die einzige Konstante in meinem Leben. Sie war diejenige, die mich immer unterstützte. Sie hatte nicht zugelassen, dass meine Unsicherheiten die Oberhand gewannen und ich meine Träume aufgab. Sie scheute sich nicht, mir zu sagen, wenn ich mich wie ein arrogantes Arschloch benahm, und sorgte dafür, dass ich auf dem Teppich blieb. Sie ermunterte mich dazu, stolz auf das zu sein, was ich erreicht und wofür ich so hart gekämpft hatte. Deshalb wollte ich sie auf keinen Fall als beste Freundin verlieren, nur weil ich eine Nacht lang nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Schwanz gedacht hatte.

Als sie nach einer Minute immer noch nichts gesagt hatte, fragte ich: »Was ist los, Clara?«

»Es ist nur … Ich habe gestern Nacht was empfunden … und das war mehr als Freundschaft.«

Seufzend raufte ich mir die Haare. »Wir können nie was anderes als Freunde sein.«

»Ich wünschte, das wäre dir gestern Nacht klar gewesen, als ich versucht habe, die Sache abzubrechen.« In ihrer Stimme schwang Wut mit, und das konnte ich gut verstehen. Verdammt, ich hatte es nicht anders verdient.

»Es geschah im Eifer des Gefechts. Es tut mir leid. Aber ich darf dich nicht verlieren.«

»Das wirst du auch nie, Xavier.« Sie schlang die Arme um mich. »Niemals. Wir sind beste Freunde. Für immer.«

Ihre Stimme zitterte, und ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass ich ihr sehr wehgetan hatte. Sie hatte gehofft, dass mich unsere gemeinsame Nacht zu einem anderen Menschen gemacht hatte. Dass ich mich vom notorischen Zyniker, der nichts von Romantik hielt, in jemanden verwandelt hatte, der an die ewige Liebe und an ein Leben voller Sonnenschein glaubte.

»Dann bleibst du also?«, fragte ich, selbstsüchtig wie ich war. »Wir feiern heute Abend eine Party.«

»Solange in dem Becher da mein Chai Latte ist.« Ihr Lächeln rückte meine Welt wieder ins Lot. Es war, als hätte es unsere gemeinsame Nacht nie gegeben – obwohl sie eine der aufregendsten meines Lebens gewesen war und ich trotz allem, was ich Clara kurz zuvor gesagt hatte, genau wusste, dass ich sie mein Leben lang nicht mehr vergessen würde.

Den Rest des Tages sah ich Clara in einem völlig neuen Licht. Als sie sich die Haare zu einem Pferdeschwanz band, erinnerte ich mich, wie meine Lippen ihren Hals entlang gewandert waren. Als sie die Beine übereinanderschlug, musste ich daran denken, wie sie selbige Beine um meine Hüften geschlungen hatte, während sich ihre heiße Mitte gegen meinen Schwanz presste. Und als sie in einem viel zu kurzen Kleid aus meinem Gästezimmer kam, verlor ich beinahe den letzten Rest von Selbstkontrolle, die ich Clara gegenüber immer gewahrt hatte – bis gestern Nacht.

Wir fuhren zur Verlobungsparty eines Mannschaftskameraden. Er war bereits zweimal verheiratet gewesen und dachte sich wohl, dass aller guten Dinge drei waren. Ich hatte da so meine Zweifel, aber mich durfte man bei so was auch nicht fragen. Die Bar, in der die Feier stattfand, war brechend voll, aber für uns war im hinteren Bereich ein eigener Raum reserviert.

Ich schob den Vorhang beiseite und ließ Clara den Vortritt. Instinktiv ging mein Blick zu ihrem Hintern, bis Ben mich ablenkte, indem er quer durch den Raum meinen Namen brüllte. Ehe ich Zeit hatte, irgendjemandem Hallo zu sagen, hatte er Clara umarmt und hoch in die Luft gehoben.

Am liebsten hätte ich geknurrt wie ein Bärenvater, aber dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass Clara nicht mir gehörte.

Die Party war bereits in vollem Gange, und obwohl Clara genau das Richtige gesagt hatte, um mir zu versichern, dass mit unserer Freundschaft alles in Ordnung war, gab es da eine Unbeholfenheit zwischen uns, die ich so nicht kannte. Wir spielten Pool, Darts und tranken. Eine Sache, die ich besonders an Clara mochte, war, dass sie nicht an mir klebte und keine Scheu hatte, sich alleine ins Getümmel zu stürzen. Andererseits kannte sie einige der Jungs aus meiner Mannschaft auch genauso lange wie ich.

Eine große Blondine kam an meinen Tisch geschlendert und deutete auf den leeren Platz neben mir. »Darf ich?«

»Nur zu.« Ich schob ihr den Stuhl hin und erhaschte einen Blick auf ihr extrem kurzes Minikleid. Meine Boardshorts hatten mehr Stoff als dieser Fetzen.

»Xavier, richtig?«

Ich nickte und trank einen Schluck von meinem Bier. »Ja.«

»Meine Freundinnen haben gewettet, dass ich nicht den Mumm habe, dich anzusprechen.« Sie streckte mir die Hand hin. »Ich bin Juliette.«

Ich erwiderte ihren kraftlosen Händedruck. »Freut mich, dich kennenzulernen, Juliette. Kann ich dir einen Drink spendieren?«

Sie wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger, und ich musste seufzen, weil Clara und ich uns immer über Frauen lustig machten, die an ihren Haaren herumspielten, um Männer zu verführen. Aber diese Frauen hier wussten, wie es lief. Sie wussten, dass es nicht um die ewige Liebe ging, wenn man in einer Bar einen Footballspieler aufriss.

Ich hob den Arm, um die Aufmerksamkeit einer Kellnerin zu erregen, aber während ich mich suchend umsah, blieb mein Blick an Clara hängen.

Obwohl – in Wahrheit blieb er an Ben hängen, der ihr viel zu nah auf die Pelle rückte. Erinnerungsfetzen an letzte Nacht kamen mir in den Kopf.

»Entschuldige mich bitte«, sagte ich zu Juliette.

»Aber der Drink …«

»Sorry«, fiel ich ihr brüsk ins Wort, ehe ich mich auf meine beste Freundin und meinen Teamkollegen konzentrierte.

Sie unterhielten sich mit Ashton, der gerade sehr ausführlich von irgendeiner Frau erzählte, die sich weigerte, aus seiner Wohnung zu verschwinden.

»Hey, Leute«, unterbrach ich sie. »Clara, kann ich kurz mit dir sprechen?«

Ashton fuhr mit seiner Geschichte fort.

Sie hob einen Finger. »Warte kurz.«

»Apropos, X – ich müsste auch mal mit dir reden.« Ben nickte und zog mich von der Gruppe weg.

Eigentlich hatte ich Clara sagen wollen, dass sie sich von Ben fernhalten sollte. Tja, dann würde ich das wohl mit Ben direkt besprechen.

»Was gibt’s?«, fragte ich, als wir im Gang zu den Toiletten standen.

»Ich wollte nur fragen, ob es für dich okay ist, wenn ich mit Clara ausgehe. Weil ihr beste Freunde seid und so.«