My Fake Fiancé - Piper Rayne - E-Book

My Fake Fiancé E-Book

Piper Rayne

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine Verlobung vorspielen, um einem guten Freund zu helfen? Kein Problem - bis die Funken fliegen … Mandi Greene steht seit Jahren auf Noah. Der heiße Naturfotograf, der immer wieder zu Besuch in ihrem Hotel in Sunrise Bay ist, hat es ihr angetan. Doch niemals würde sie die Grenze überschreiten und sich auf einen Gast einlassen, geschweige denn den ersten Schritt machen. Ohnehin ist Mandi kein Typ für One-Night-Stands, und Noah ist ein Abenteurer, der nie lange an einem Ort bleibt. Doch plötzlich schüttet Noah ihr sein Herz aus. Er hat seiner konservativen Familie angekündigt, dass er heiraten wird. Das Problem: Er datet nicht mal jemanden! Wer wäre also besser als Fake-Verlobte geeignet als Mandi? Mandi lässt sich darauf ein, Noah zu helfen – doch als die Funken zwischen den beiden fliegen, wird es immer schwieriger, sich aus der etwas außer Kontrolle geratenen Lüge zu lösen …  Eine spicy Fake-Relationship-Romance zum Verlieben! Band 8 der erfolgreichen Greene-Family-Serie von Piper Rayne  Alle Bände der Greene-Family-Serie: Band 0.5: My Twist of Fortune Band 1: My Sexy Enemy Next Door Band 2: My Almost Ex Band 3: My Secret Vegas Wedding Band 3.5: A Greene Family Summer Party Band 4: My Sister's Flirty Friend Band 5: My Unexpected Surprise Band 6: My Sexy Famous Rival Band 6.5: A Greene Family Vacation Band 7: My One True Ex Best Friend Band 8: My Fake Fiancé Band 9: My Brother's Forbidden Friend Band 9.5: A Greene Family Christmas

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 335

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



My Fake Fiancé

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Eine Verlobung vorspielen, um einem guten Freund zu helfen? Kein Problem - bis die Funken fliegen …Mandi Greene steht seit Jahren auf Noah. Der heiße Naturfotograf, der immer wieder zu Besuch in ihrem Hotel in Sunrise Bay ist, hat es ihr angetan. Doch niemals würde sie die Grenze überschreiten und sich auf einen Gast einlassen, geschweige denn den ersten Schritt machen. Ohnehin ist Mandi kein Typ für One-Night-Stands, und Noah ist ein Abenteurer, der nie lange an einem Ort bleibt. Doch plötzlich schüttet Noah ihr sein Herz aus. Er hat seiner konservativen Familie angekündigt, dass er heiraten wird. Das Problem: Er datet nicht mal jemanden! Wer wäre also besser als Fake-Verlobte geeignet als Mandi? Mandi lässt sich darauf ein, Noah zu helfen – doch als die Funken zwischen den beiden fliegen, wird es immer schwieriger, sich aus der etwas außer Kontrolle geratenen Lüge zu lösen …  Eine spicy Fake-Relationship-Romance zum Verlieben!Band 8 der erfolgreichen Greene-Family-Serie von Piper Rayne Alle Bände der Greene-Family-Serie:Band 0.5: My Twist of FortuneBand 1: My Sexy Enemy Next DoorBand 2: My Almost ExBand 3: My Secret Vegas WeddingBand 3.5: A Greene Family Summer PartyBand 4: My Sister’s Flirty FriendBand 5: My Unexpected SurpriseBand 6: My Sexy Famous RivalBand 6.5: A Greene Family VacationBand 7: My One True Ex Best FriendBand 8: My Fake FiancéBand 9: My Brother’s Forbidden FriendBand 9.5: A Greene Family Christmas

Piper Rayne

My Fake Fiancé

Roman

Aus dem Englischen von Cherokee Moon Agnew

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever

Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin April 2024© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Die amerikanische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel: My Fake Fiancé© 2022 by Piper RayneUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrus

ISBN 978-3-95818-773-3

Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.

Auf einigen Lesegeräten erzeugt das Öffnen dieses E-Books in der aktuellen Formatversion EPUB3 einen Warnhinweis, der auf ein nicht unterstütztes Dateiformat hinweist und vor Darstellungs- und Systemfehlern warnt. Das Öffnen dieses E-Books stellt demgegenüber auf sämtlichen Lesegeräten keine Gefahr dar und ist unbedenklich. Bitte ignorieren Sie etwaige Warnhinweise und wenden sich bei Fragen vertrauensvoll an unseren Verlag! Wir wünschen viel Lesevergnügen.

Hinweis zu UrheberrechtenSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

Und zum Schluss noch ein bisschen Einhorngeschwafel …

Leseprobe: I kissed the Boss & I kissed the CEO

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Mandi

Es war nie mein Lebenstraum, in einer Kleinstadt in Alaska ein Gasthaus zu führen. Ich habe diesen Beruf ergriffen, weil ich nun mal die verantwortungsbewusste Greene bin. Die, die sicherstellt, dass es allen gut geht. Die Praktische, die ein Inn entdeckt hat, das kurz vor dem Bankrott stand, und sich dachte, dass es eine Investition wert sei. Es ist nicht so, als würde es mir keinen Spaß machen. Das tut es – meistens zumindest. Und dann gibt es aber auch wieder Momente, in denen ich mich frage: Was wäre, wenn … Aber ich schätze, das geht jedem einmal so, nicht wahr?

Seit ich meine Marketingstrategie geändert habe, um mehr Gäste anzulocken – es sind nur wenige Touristen in der Stadt –, habe ich das Gefühl, dass ich nur noch ein glückliches Pärchen nach dem anderen einchecke.

Wie zum Beispiel das Paar, das gerade vor mir steht. Anscheinend sind sie frisch verheiratet, denn sie haben das Honeymoon-Paket gebucht. Ich bin aber nicht neidisch oder so, denn ich bin ja selbst frisch verlobt. Mein Ring funkelt sogar im Licht, als ich die Kreditkarte des Mannes entgegennehme.

»Schöner Ring.« Die Frau späht über den Empfangstresen. »Er glänzt noch so schön. Ist bestimmt neu«, bemerkt sie mit der Begeisterung einer frischgebackenen Braut, die einer anderen begegnet.

Ich blicke hinunter auf den Zweikaräter. Es ist ein Platinring mit einem birnenförmigen Diamanten, der von weiteren kleineren umringt ist. »Ja, das ist er tatsächlich.«

Ich muss jedoch gestehen, dass ich ihn jeden Abend poliere, denn ich will, dass er noch wie neu aussieht, wenn die Zeit gekommen ist, ihn zurückzugeben.

»Und? Wann ist der große Tag?«, will sie wissen.

»In sechs Wochen.«

Sie reißt die Augen auf. »Wirklich? Wann war die Verlobung?«

Ich gebe dem Mann die Kreditkarte zurück, und er legt einen Arm um seine Frau. »Komm, Schatz. Lassen wir die Dame nun in Ruhe.«

Er zwinkert mir zu, aber weiß doch jeder, dass eine junge Braut all ihre Ratschläge mit anderen teilen will. Sie hat Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre damit zugebracht, sich von anderen Leuten anzuhören, was sie tun und lassen soll. Und nun ist ihre Zeit gekommen, mit ihrer Weisheit zu glänzen.

Als sie jedoch einfach stehen bleibt, wird mir bewusst, dass sie eine Antwort erwartet.

»Vor ungefähr einer Woche.«

Ihr quellen förmlich die Augen aus dem Kopf, als wären sie an Slinkys befestigt. »Wir haben zwei Jahre für die Planung gebraucht, und trotzdem war unsere Hochzeit nicht einmal halb so schick wie die unserer Freunde.«

Ich lächle. »Wir haben nur unsere Familien und engsten Freunde eingeladen.«

»Das hätte ich auch gewollt«, bemerkt der Typ, und sie schlägt ihm leicht auf den Bauch.

»Ich gebe Ihnen Suite zweihundertdreizehn. Ganz nach oben und dann den Flur hinunter. Lassen Sie es uns wissen, falls Sie etwas brauchen. Wir wollen, dass Ihr Aufenthalt im SunBay Inn so wird, wie Sie es sich erträumt haben.« Und wieder reiche ich einem weiteren glücklichen Paar, das einfach nicht die Finger voneinander lassen kann, freundlich lächelnd den Zimmerschlüssel.

Ich kann es ihnen jedoch nicht verübeln. Außerdem habe ich extra eine Schulung gemacht, um mehr Paare anzulocken und mit Schwung in die Urlaubssaison zu starten. Ein leerer Parkplatz, ein halb besetztes Restaurant und verlassene Flure verraten sofort, dass das Geschäft schlecht läuft.

Da klingelt unter dem Tresen mein Smartphone.

Das Paar wirft mir einen Blick zu, doch ich lächle nur, ohne zum Handy zu greifen. Ich dachte, ich hätte es heute Morgen auf lautlos gestellt. Jedes Mal, wenn mich jemand anruft, kriege ich Panik, denn ich weiß immer noch nicht, wie ich den Leuten erklären soll, dass ich jetzt verlobt bin.

Mein Handy klingelt zum zweiten Mal.

Kurz vor der Treppe wirft die Frau einen Blick über ihre Schulter.

Ich winke ab. »Frühstück gibt es hier unten. Die Pfannkuchen sind total fluffig und einfach köstlich.«

Sie lächelt, als in dem Moment erneut mein Smartphone klingelt.

Als sie außer Sichtweite sind, schnappe ich es mir und gehe eilig ran.

»Amanda Greene!«, schreit meine Mom. »Bitte erklär mir sofort, was ich gerade im Briefkasten gefunden habe!«

»Ernsthaft? Hast du mir eben die ganzen Nachrichten geschrieben? Keine Ahnung, was du im Briefkasten gefunden hast, aber wir haben doch darüber gesprochen. Ich bin bei der Arbeit. Eine Nachricht oder ein Anruf, und ich melde mich so schnell …«

»Du heiratest?«

Das Smartphone rutscht mir aus der Hand und fällt zu Boden. Ausnahmsweise würde es mir nichts ausmachen, wenn es kaputtginge, aber natürlich landet es diesmal mit dem Display, auf dem immer noch der Name meiner Mom zu lesen ist, nach oben.

Mantraartig wiederholt sie meinen Namen. »Mandi! Mandi!«

Ich bücke mich und hebe das Handy auf. »Was hast du denn bekommen?« Mir bricht am ganzen Körper der kalte Schweiß aus.

»Deine Hochzeitseinladung. Was glaubst du denn, was ich bekommen habe?«

»Oh.« Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Mein Magen zieht sich zusammen.

»Oh? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«

»Eigentlich hätten die Einladungen erst in ein paar Wochen rausgehen sollen.«

»Mandi, darum geht es doch überhaupt nicht.« Sie legt die Hand auf die Sprechmuschel.

Hank, mein Stiefvater, muss ins Zimmer gekommen sein und sie gefragt haben, warum sie so schreit, denn ich höre gedämpft, wie sie ihm die ganze Geschichte zusammenfasst, auch, dass ich mein Handy habe fallen lassen.

»Mom?« Ich warte ein paar Sekunden. »Mom.« Sie redet immer noch mit Hank. »Mom!«

»Ich komme jetzt zu dir.«

»Nein!«

Die Glocke über der Tür klingelt. Ein weiteres Paar kommt herein, lässt kurz den Blick über den kleinen Empfangsbereich schweifen und lächelt mir zu. Ich hebe einen Zeigefinger und schenke ihnen mein Bitte-haben-Sie-ein-wenig-Geduld-Lächeln.

»Ich muss mich jetzt um meine Gäste kümmern. Ich komme nach der Arbeit vorbei und erkläre euch alles.«

»Mandi, so lange werde ich nicht warten. Hank und ich kommen jetzt zu dir.«

Klick.

Ich starre auf mein Handy. Sie hat einfach aufgelegt. Unglaublich.

Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, sammle ich mich und widme mich meinen Gästen. Dieses Paar ist genauso hübsch wie das letzte. Sie ist blond und zierlich, er groß mit dunklem Haar und strahlenden Augen. Sie sind gekleidet, als wollten sie ein Poloturnier besuchen. Die zusammenpassenden Koffer hinter sich herziehend, kommen sie auf mich zu.

»Willkommen im SunBay Inn«, begrüße ich sie. »Möchten Sie einchecken?«

Während mir der Mann die Daten durchgibt, begutachtet sie den Ständer mit den Broschüren mit den Freizeitaktivitäten.

»Hier gibt es eine Glasbläserei?«, fragt sie.

»Ja. Falls Sie daran Interesse haben, haben Sie genau das richtige Wochenende ausgewählt. Theo veranstaltet ein Festival. Man kann dort auch töpfern.«

Ihr Mann wirft ihr einen Blick zu, während sie errötet und fragt: »Wie in Ghost?«

Dann wendet er sich wieder mir zu. »Sie liebt diesen Film.«

»Wie soll es auch anders sein?« Lächelnd nehme ich seine Kreditkarte entgegen.

Es sind diese kleinen Dinge, die in mir die Eifersucht wecken. Dass er weiß, dass sie Ghost – Nachricht von Sam mag. Dass das ein kleiner Insider zwischen ihnen ist, weil er sie so gut kennt. Genau das erhoffe ich mir von einer Beziehung. Ich brauche keine großen Blumensträuße, keinen Schmuck. Nur jemanden, der sofort, wenn ich abends nach Hause komme, merkt, dass ich einen schlechten Tag hatte und eine Umarmung brauche. Jemanden, der mein Lieblingsessen bestellt und mich mit einem Filmabend auf dem Sofa überrascht. Jemanden, der mir zeigt, wie viel ich ihm bedeute. Ich finde, es sind die kleinen Dinge, die eine große Romanze ausmachen.

»Dann nehmen Sie sich auf jeden Fall einen Flyer mit. Theo, der Besitzer, ist ein hervorragender Gastgeber. Es wird Ihnen dort mit Sicherheit gefallen.« Ich gebe ihnen den Schlüssel und erkläre ihnen den Weg zu ihrem Zimmer.

Das Geräusch von quietschenden Reifen verrät mir, dass meine Mom gerade angekommen ist. Vor dem Fenster bleibt der Mann stehen und wirft einen besorgten Blick hinaus.

»Entschuldigung.« Schnell umrunde ich den Tresen und eile nach draußen, bevor gleich jemand hereinstürmt und vor den Augen meiner Gäste nach Antworten verlangt.

Doch es ist nicht meine Mom. Es ist die Grandma-Gang: Ethel, Dori und Midge.

Sie steigen aus Doris Cadillac.

»Mandi, ich weiß, dass ich nur deine Stiefgrandma bin, aber es ist nicht in Ordnung, dass Midge eine ganze Woche vor mir von deiner Verlobung wusste«, schimpft Ethel hinter Midge.

Doris finsterer Blick verrät, dass sie auf Ethels Seite ist.

Ich runzle die Stirn. »Tut mir leid.«

»Muss es nicht. Endlich kann ich dir gratulieren.« Midge schließt mich in die Arme. Sie ist so klein, dass ich ihr bestimmt gerade meine Brüste ins Gesicht drücke. »Willkommen in der Familie.«

Drei weitere Autos fahren auf den Parkplatz auf. Meine Schwestern und meine Mom steigen aus und wollen Antworten.

Ich werfe einen Blick nach hinten auf das Gasthaus. Bestimmt stehen die Gäste an den Fenstern und glotzen.

Ich schätze, ich muss mir jetzt nicht mehr überlegen, wie ich es allen sage. Aber wahrscheinlich sollte ich von vorn beginnen und ihnen erklären, wie ich überhaupt in diese Situation geraten bin.

Kapitel 2

Mandi

Drei Jahre zuvor …

Regen prasselt gegen das Fenster am Empfangstresen. Eine Handvoll Gästezimmer sind noch frei, aber ich glaube nicht, dass um diese Uhrzeit noch jemand hereinschneit. Ich habe jedoch noch eine offene Reservierung, die bisher nicht aufgetaucht ist. Ich habe schon versucht anzurufen, doch es ging sofort die Mailbox ran.

Ich bin gerade fertig mit Staubwischen – meine letzte Aufgabe für heute Abend – und blicke zum Fenster hinaus. Die Stadt liegt still da, wie immer um diese Zeit. Wahrscheinlich sind bei dem Regen sowieso alle zu Hause.

Als Scheinwerferlicht durch das Fenster fällt, weiche ich schnell zurück, damit man mich nicht sieht. Als wäre ich eine Mutter, die extra aufgeblieben ist, um sicherzugehen, dass es ihr Kind sicher nach Hause geschafft hat. Ich stelle mich hinter die Theke und tue so, als wäre ich am Computer beschäftigt, obwohl ich in Wirklichkeit nur meine zehnte Partie Solitär spiele. Das mache ich oft, damit die Gäste nicht das Gefühl bekommen, sie müssten das Schweigen füllen.

Die Türglocke klingelt, und der Gast betritt den kleinen Empfangsbereich. Ich sehe auf und zwinge mich umgehend, den Blick wieder zu senken. Der Mann ist groß, doch da er die Kapuze übergezogen hat, kann ich sein Gesicht nicht sehen. Das Wasser strömt nur so von seiner Jacke und tropft auf den Fußboden.

»Ich bin so froh, dass Sie noch geöffnet haben. Ich hatte schon Angst, dass ich es nicht mehr rechtzeitig schaffe, und mein Akku ist leer.« Er hält sein Smartphone in die Höhe.

»Gut, dass Sie reserviert haben. Wir versuchen immer, so lange zu warten, bis die Gäste da sind.«

Er streift die Kapuze seiner grauen Regenjacke vom Kopf und … wow, er ist unglaublich attraktiv. Er trägt einen ordentlich gestutzten Bart und langes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat. Selbst mit den ganzen Klamotten erkennt man, dass sich darunter ein durchtrainierter Körper befindet. »Sie sind ein Engel, nach allem, was ich auf dem Weg hierher durchgemacht habe …«

Ich lächle und tue so, als würde ich ihn jetzt erst einchecken, obwohl ich das schon vor einer Stunde gemacht habe. »Ist die Brücke mal wieder außer Betrieb?«

Er schüttelt den Kopf. »Ich bin aus der anderen Richtung gekommen, aber wie ich über Funk mitbekommen habe, will sich der Sheriff das mal ansehen.«

»Sind Sie Polizist?« Würde er mit meinem Stiefbruder Fisher zusammenarbeiten, wüsste ich von ihm.

Sein Lachen schallt durch den stillen Raum. »Nein, aber bei meinem Beruf muss ich immer wissen, was in der Gegend so los ist. Also höre ich den Funk ab, nur um sicherzugehen, dass ich nirgendwohin fahre, wo ich nicht hinsollte«, erwidert er, nachdem er sich wieder eingekriegt hat.

Ich tue so, als würde ich etwas eintippen. »Was machen Sie denn beruflich? Soll ich die von Ihnen hinterlegte Kreditkarte belasten?«

»Bitte.« Er nickt. »Ich arbeite als Fotograf für die National Geographic. Genau genommen bin ich freiberuflicher Fotograf. Sie buchen mich für die Fotostrecken in Alaska. Aber ich bin generell beruflich viel unterwegs.«

»Wie aufregend. Von den Krabbenfischern in dieser einen Realityshow einmal abgesehen, gibt es hier in der Gegend nicht viele Menschen, die beruflich verreisen.« Ich schiebe den Schlüssel über den Tresen, und er bedankt sich mit einem Nicken.

»Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Als ich noch jünger war, war es das zwar, aber es kann auch ganz schön einsam sein. Auf meiner letzten Reise habe ich einen Monat lang im Zelt geschlafen, nur um den einen Schuss zu bekommen, den ich unbedingt wollte.«

»Ein Schuss?«

Er zuckt mit seinen breiten Schultern. »Sehen Sie? Einsam.«

»Und was machen Sie dann die ganze Zeit?«

Er greift nach seiner Reisetasche. »Ich mache auch noch andere Fotos, aber ansonsten lese und schlafe ich viel. Meistens habe ich nicht mal Empfang.«

»Nun, Sie sind in Zimmer zweihundertsechs. Gönnen Sie sich eine ordentliche Mütze Schlaf, und morgen früh kommen Sie zum Frühstück herunter.«

Er sieht sich um und beißt sich auf die Unterlippe. »Haben Sie zufällig noch irgendwas zu essen? Einen Snack?«

»Sind Sie hungrig?«

Er nickt, und seine geröteten Wangen verraten mir, dass er sich ein wenig schämt. »Meine Mom würde mir jetzt auf den Hinterkopf schlagen, wenn sie wüsste, dass ich Ihnen diese Frage gestellt habe, aber es war eine lange Fahrt von oben im Norden bis hierher. Der Regen hat mich aufgehalten. Und ich wollte keine Pause einlegen, weil ich Angst hatte, Sie hätten dann schon geschlossen. Ich würde auch einfach ein paar Cracker oder so nehmen. Irgendetwas, das keine Umstände bereitet.«

»Ähm …«

Normalerweise halte ich mich immer strikt an die Regeln und bereite den Gästen so spät nichts mehr zu essen zu, denn wenn die anderen Wind davon bekommen, erwarten sie dasselbe.

»Bitte«, fleht er und faltet die Hände wie zum Gebet.

»Okay, warum gehen Sie nicht erst einmal nach oben und kommen an? Ich koche Ihnen schnell etwas. Wollen Sie irgendetwas Bestimmtes?«

»Danke.« Er atmet erleichtert aus. »Machen Sie sich aber bitte nicht allzu viel Arbeit. Ich bin leicht zufriedenzustellen.«

»Leicht zufriedenzustellen, was?« Ich grinse schief.

Kurz fällt sein Blick auf meinen Mund. Mein Körper reagiert auf magische Weise und beginnt von Kopf bis Fuß zu kribbeln.

Er grinst frech. »Na ja, so leicht nun auch wieder nicht, aber ich habe ein paar harte und entbehrungsreiche Monate hinter mir.«

Ich lächle. »Nun, dann bekommen Sie jetzt etwas Warmes von mir.«

Er lacht leise.

»Zu essen. Sie bekommen von mir etwas Warmes zu essen.«

Wieder wandert sein Blick über meinen Körper. Ich kann unmöglich die Einzige sein, die die Chemie zwischen uns spürt, oder?

Er tritt vom Tresen zurück. »Dann bringe ich mal meine Tasche auf mein Zimmer.«

Ich beobachte, wie er die Treppe hochschleicht, und lächle, weil er so rücksichtsvoll ist. Ist bestimmt nicht leicht, sich so leise zu bewegen, wenn man so groß ist.

Ich trete hinterm Tresen hervor, gehe zur Eingangstür und hänge das Geschlossen-Schild auf. Dann schließe ich ab und schalte im Eingangsbereich die Lichter aus, bevor ich in die Küche gehe.

François würde es hassen, mich in seiner Küche zu wissen. Als ich mir das letzte Mal Pfannkuchen gemacht habe, meinte er, ich dürfe seine Küche nie wieder betreten. Und er hat nicht ganz unrecht. Obwohl ich die verantwortungsbewusste Greene bin, war Kochen noch nie mein Ding. Als meine Mom noch ihre Salatdressings verkauft hat, wollte sie immer, dass ich ihr helfe, doch ich habe ständig die Zutaten für das French- und das Italian-Dressing verwechselt, sodass sie letzten Endes etliche Soßen wegwerfen musste.

Für Familienfeste kaufe ich entweder etwas, oder François ist freundlich genug, um mir etwas zuzubereiten, das ich dann mitbringen kann.

Ich hätte besser aufpassen sollen, denn jetzt habe ich hier einen heißen, hungrigen Typen und muss mir dringend etwas einfallen lassen. Ich hätte niemals sagen sollen, dass der Spruch »Liebe geht durch den Magen« dumm ist. Fast kommt es mir so vor, als wollte Karma es mir heimzahlen.

»Na, tief in Gedanken versunken?« Seine tiefe Stimme überrascht mich, während ich vor dem offenen Gastro-Kühlschrank stehe und nicht weiß, was ich herausnehmen soll. »Darf ich?«

Er drückt sich vom Türrahmen ab und durchquert mit seinen langen Beinen in gefühlt zwei Schritten die gesamte Küche.

»Ich mache das schon. Ich habe nur überlegt, was Ihnen schmecken könnte.«

Als er sich an mir vorbeischiebt, berühren sich unsere Körper. Kurz halten wir beide inne, und ich schnappe nach Luft. So schnell und intensiv habe ich mich noch nie zu einem Mann hingezogen gefühlt. Vielleicht, weil ich jeden Mann in dieser Stadt schon mein ganzes Leben lang kenne, aber es ist, als hätte der Kerl ein Starthilfekabel dabei und meine Nerven daran angeschlossen.

»Ein Omelett wäre wohl das Einfachste.« Er lächelt mich an und hält bereits ein paar Eier in der Hand.

»Und was dazu?«

Nachdem er die Eier auf die Küchentheke gelegt hat, widmet er sich wieder dem Kühlschrank und nimmt Pilze, Paprika und Ziegenkäse heraus. »Omeletts kann ich ziemlich gut. Lehnen Sie sich ruhig zurück. Ich schaffe das schon. Wenn Sie ins Bett möchten …«

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Gut möglich, dass ich mich zu dem Fremden hingezogen fühle, doch das heißt noch lange nicht, dass ich ihm meine Küche überlasse.

Er lacht leise. »Ist es merkwürdig, dass ich das Gefühl habe, Sie bereits zu kennen?«

»Ein bisschen.« Ich sage ihm jetzt nicht, dass es mir genauso geht. »In einer Kleinstadt kann so etwas leicht passieren.«

»Ich bin übrigens Noah.« Da er gerade ein Ei aufschlägt, zwinkert er mir zu, statt mir die Hand zu geben – und mein Bauch beginnt zu kribbeln.

»Mandi. Amanda.«

»Was ist dir lieber?« Er nimmt den Schneebesen und verquirlt damit die Eier.

Ich zucke mit den Schultern. »Alle nennen mich Mandi.«

»Okay, dann Mandi.«

Ich nehme eine Pfanne vom Haken und reiche sie ihm.

Er gibt einen Klecks Butter hinein. »Hast du auch Hunger, Mandi?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, ich habe schon zu Abend gegessen.«

Er wirft einen Blick auf die Wanduhr. »Das ist schon lange her. Komm. Ich verspreche dir, es wird dir schmecken.«

Der Ziegenkäse sieht zwar nicht sehr appetitlich aus, aber was Essen angeht, war ich noch nie besonders wählerisch.

»Ich mache einfach genug für uns beide.«

Ich lehne mich an die Theke und beobachte, wie er das Gemüse schneidet und den Käse zerkrümelt. Als er das Omelett wendet und sich die Muskeln in seinen Unterarmen anspannen, habe ich Angst, ich könnte sabbern. François sieht beim Kochen nicht annähernd so sexy aus wie Noah.

»Was willst du trinken?« Ich öffne den Kühlschrank mit den Getränken.

»Einfach einen Saft. Orange?«

Ich nehme eine Flasche Orangensaft und ein Wasser für mich heraus. Er schiebt das Omelett auf einen Teller und legt die übrigen Zutaten zurück in den Kühlschrank.

»Gabeln?« Da er die falsche Schublade aufzieht, öffne ich die richtige und nehme nur eine Gabel heraus, da ich nicht vorhabe, mitzuessen. Er räuspert sich und nimmt eine zweite heraus.

»Du bist mir einer«, rutscht mir heraus, und ich spüre, wie meine Wangen zu glühen beginnen. Habe ich das gerade wirklich gesagt?

Er hält inne und blickt zu mir herunter. Herunter, weil er so unglaublich groß ist. »Das mache ich nur, wenn ich mit einer hübschen Frau allein in der Küche bin.«

Meine Knie werden weich. Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, doch ich bringe keinen Ton heraus.

Leise lachend geht er an mir vorbei und in den Speiseraum. Kurz bleibe ich wie angewurzelt stehen. So begehrt habe ich mich noch nie gefühlt – und schon gar nicht innerhalb so kurzer Zeit. Ich frage mich, ob sich Chevelle ständig so fühlt. Alle Männer gaffen sie an, obwohl sie kein einziges Wort mit ihnen gewechselt hat.

Ich setze mich ihm gegenüber an einen der Tische. Er spießt ein Stück von dem Omelett auf seine Gabel und hält sie mir hin. »Ladys first?«

Ich öffne den Mund, und er schiebt die Gabel hinein. Meine Lippen legen sich um das Metall und ziehen das Stück Omelett von den Zinken. Während ich kaue, beobachtet er mich intensiv.

»Sehr lecker.« Und das ist nicht gelogen. »Der Ziegenkäse ergänzt das Ei sehr gut.«

Für sich selbst trennt er sich ein größeres Stück ab. »Du klingst wie eine Jurorin. Als müsste ich gegen Bobby Flay antreten.«

Ich lache und trinke einen Schluck von meinem Wasser. »Ich habe es nur noch nie erlebt, dass jemand Ziegenkäse in sein Omelett macht, das ist alles.«

»Dann wirst du ab jetzt immer an mich denken, wenn du Ziegenkäse und Omelett in Kombination hörst. Das wird der neueste Trend. Du wirst schon sehen.«

Ich kichere, und er reicht mir die zweite Gabel. Ich würde mich lieber weiter von ihm füttern lassen, was vollkommen verrückt klingt, schließlich kennen wir uns überhaupt nicht. Während des Essens unterhalten wir uns über Sunrise Bay. Er bleibt nur für eine Nacht. Morgen fliegt er weiter, weil er einen neuen Auftrag hat.

»Wo lebst du?«, frage ich, während ich das Geschirr in die Spüle stelle.

»Überall ein bisschen. Ich habe ein kleines Apartment in New York City, aber die Hälfte der Zeit vermiete ich es an Freunde und Kollegen.«

Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, nicht ständig von meiner Familie umgeben zu sein. Sunrise Bay ist nicht nur mein Zuhause, sondern auch das meiner gesamten Familie. Nur mein Vater lebt nicht hier, aber der spielt in meinem Leben ohnehin keine große Rolle.

Wir gehen die Treppe hoch, und vor seinem Zimmer bleibe ich stehen. Er schließt die Tür auf. Ich werfe einen flüchtigen Blick hinein und sehe, dass seine Reisetasche offen auf dem Sessel in der Ecke liegt.

»Das ist mein Zimmer«, sagt er.

Ich muss kichern, denn schließlich habe ich ihm das Zimmer zugeteilt. »Ich bin am Ende des Flurs im Mitarbeiterzimmer.«

»Schleich dich bloß nicht mitten in der Nacht in mein Zimmer, Mandi.«

Ich lache, unsicher, was ich darauf erwidern soll.

»Danke für den schönen Abend nach einem schrecklichen Tag. Ich gebe dir fünf Sterne auf Yelp«, sagt er.

»Danke.« Ich wende mich zum Gehen. »Gute Nacht, Noah.«

»Gute Nacht.« Er bleibt im Türrahmen stehen und sieht mir hinterher.

Ich gehe zu meinem Zimmer am Ende des Flurs. Wer Überstunden macht, übernachtet hier. Nachdem ich die Tür geöffnet habe, werfe ich einen letzten Blick über die Schulter und stelle fest, dass er mich immer noch beobachtet.

»Ich habe plötzlich das dringende Bedürfnis, mir ›Mandy‹ von Barry Manilow anzuhören«, sagt er.

Ich schüttle den Kopf. »Gerüchte besagen, dass der Song von einem Hund handelt.«

»Wirklich? Wie schade. Wir sehen uns, wenn ich wieder hier oben im Norden bin.«

Ich winke ihm zu. »Tschüss, Noah.«

Eilig verschwinde ich in meinem Zimmer, schließe die Tür und lasse mich auf das Bett fallen. Ist das gerade wirklich passiert? Oder wache ich gleich auf, und alles war nur ein Traum?

Ich zupfe mir ein Haar an meinem Unterarm aus. Aua. Okay, Noah ist also real. Auch wenn er tatsächlich mein Traummann zu sein scheint.

Kapitel 3

MANDI

Ein paar Monate später …

Nachdem ich anderthalb Monate damit zugebracht habe, die Reservierungen nach Noahs Namen zu durchforsten, und freiwillig die Nachtschichten übernommen habe, falls er zufällig aufkreuzen sollte, habe ich aufgegeben. Ja, vielleicht war da eine gewisse Chemie zwischen uns, aber ich wollte sowieso keinen One-Night-Stand – und mehr ist mit einem Mann, der die Welt bereist, nicht drin, ganz egal, wie heiß er auch sein mag.

Ich bin verwundert, als ich das Inn betrete, meine Jacke an den Haken hänge und sofort Trinas Blick auf mir spüre. Sie grinst genauso merkwürdig wie damals, als sie dachte, Adele hätte bei uns eingecheckt – nur um dann herauszufinden, dass sie nur eine Imitatorin war, die von einem Mann engagiert worden war, weil seine Ehefrau Adele so liebt.

»Was ist?«, frage ich, während ich das Passwort in den Computer eintippe.

»Geh lieber mal ins Restaurant.« Trinas Lächeln wird noch breiter.

Ich sehe sie mit zusammengekniffenen Augen an und mache mich auf den Weg. »Was ist los? Hat irgendjemand François wieder Frank genannt? Ich habe meinen Brüdern gesagt, dass sie ihn in Ruhe lassen sollen. Er macht einen hervorragenden Job und …« Wie angewurzelt bleibe ich stehen, als ich an einem der Tische am Fenster Noah sitzen sehe.

Er trägt wieder einen Pferdeschwanz, doch diesmal ist sein braunes Haar komplett trocken. Das langärmlige Shirt spannt sich um seine Schultern und seinen Bizeps, und die hochgeschobenen Ärmel entblößen seine muskulösen Unterarme, die ich schon an jenem Abend, an dem wir uns kennengelernt haben, bewundert habe.

»Er ist hier«, flüstert mir Trina ins Ohr – nur dass »flüstern« für Trina bedeutet, in normaler Laustärke zu sprechen.

»Was geht ab, Mädels? Baby hat Hunger«, ertönt Nikkis Stimme hinter mir.

Als ich mich umwende, entdecke ich sie und Posey.

»Was gibt’s denn da zu gaffen?« Posey wirft einen Blick über meine Schulter. »Den Holzfäller?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein.«

»Ja«, korrigiert mich Trina. »Das ist Noah. Er ist der Typ, der vor drei Monaten hier übernachtet und Mandi mit einem Omelett zum Orgasmus gebracht hat.«

Wie sehr ich es bereue, dass ich ihr am nächsten Morgen alle Details erzählt habe.

Ich scheuche die drei zurück in den Empfangsbereich, bevor er uns noch entdeckt.

»Hey, Baby im Bauch«, beschwert sich Nikki. »Und tut mir leid. Er ist zwar süß, aber du kannst ihn nicht heiraten.«

Ich runzle die Stirn. »Entschuldigung? Niemand hat etwas von Heirat gesagt.«

»Als süß würde ich ihn nicht unbedingt bezeichnen, Nik. Eher als Adonis.« Posey lehnt sich zur Seite, um einen weiteren Blick auf ihn zu erhaschen.

»Ich bin gestern Abend mit Logan Namen durchgegangen, und es gibt nur einen einzigen Jungennamen, bei dem wir uns einig sind.«

»Das erzählst du mir erst jetzt?«, fragt Posey, die jedoch von Noah abgelenkt ist. Mich wundert es, dass sie ihm nicht schon längst ins Auge gestochen ist.

»Uns gefällt Noah«, erklärt Nikki, als wäre es offensichtlich. »Ich will nicht, dass es zu irgendwelchen Verwechslungen kommt, wenn Mandi jemanden namens Noah heiratet und mein Kind auch so heißt. Dann müssten wir immer dazusagen, ob wir ›Mandis Noah‹ oder ›Baby-Noah‹ meinen. Und wie steht mein armer Sohn dann da, wenn er seine erste Freundin mit nach Hause bringt, und alle nennen ihn Baby-Noah?«

Kurz starren wir sie einfach nur an.

»Jetzt bist du aber ein wenig voreilig«, bemerke ich. »Außerdem hat das mit ihm sowieso keine Zukunft. Das letzte Mal war er vor drei Monaten hier.«

Nikki lehnt sich nach hinten, um ihn zu begutachten. »Was macht er denn?«

»Er ist Fotograf.«

Nikki beginnt zu strahlen. »Oh, ich will Schwangerschaftsfotos.«

»Willst du wirklich, dass ein Kerl namens Noah Baby-Noah in deinem Bauch fotografiert?«, fragt Posey lachend.

Nikki findet das natürlich überhaupt nicht witzig. Seit sie schwanger ist, versteht sie keinen Spaß mehr.

»Können wir jetzt essen?«, jammert Nikki und ignoriert unsere Schwester.

Die Klingel auf dem Empfangstresen ertönt, und ich hoffe inständig, dass Trina noch etwas länger bleibt, damit ich meine Schwestern versorgen kann. Da sie meine Familie gut genug kennt, seufzt sie und geht, um sich dem Gast zu widmen.

Ich nehme zwei Speisekarten und platziere meine Schwestern so weit weg von Noah wie nur möglich, aber leider ist das Restaurant nicht sonderlich groß.

»Du spinnst wohl.« Posey nimmt sich die Karten vom Tisch und geht auf Noah zu.

Nikki stöhnt und folgt ihr. Posey entscheidet sich für den Tisch neben seinem, jedoch nicht am Fenster, denn sie weiß genau, dass diese Plätze den Hotelgästen vorbehalten sind.

»Bitte sag Frank, dass er sich beeilen soll. Das Baby tritt mich die ganze Zeit, weil es so schrecklichen Hunger hat.« Nikki reibt sich den Bauch.

»Wie hält Logan es nur mit dir aus?«, fragt Posey und mustert angewidert Nikkis Bauch.

»Wart’s nur ab. Eines Tages wirst du dich auch beschweren, weil dein Mann alles essen kann, was er will, ohne Sodbrennen zu bekommen, keine Hilfe beim Aufstehen benötigt und auch niemanden braucht, der ihm die Schuhe bindet.« Sie klingt, als wäre sie den Tränen nahe, also werfe ich Posey einen Blick zu, um ihr zu sagen, dass sie ein bisschen sanfter mit ihr umgehen soll.

Posey greift nach ihrer Speisekarte. »Omelett mit Ziegenkäse? Seit wann steht das denn auf der Frühstückskarte?«

Ich räuspere mich. »Seit einer Weile.«

Bisher ist Noah damit beschäftigt, aus dem Fenster zu starren und hin und wieder einen Blick auf sein Smartphone zu werfen. Er hat kein Essen vor sich, und ich schätze, ich sollte ihm endlich Hallo sagen. Was für eine Gastgeberin wäre ich denn, wenn ich es nicht täte?

»Mandi, Frühstück?«, wirft Nikki ein.

»Du bist doch nicht ihre böse Stiefschwester«, bemerkt Posey.

»Nein, das bin ich!« Chevelle kommt in ihrem Sportoutfit herein, setzt sich neben Posey und starrt auf Nikkis Bauch. »Wow, ich glaube, du hast seit gestern schon wieder zehn Zentimeter an Umfang zugelegt. Aua!« Sie funkelt Posey böse an und reibt sich das Bein. Zum Glück scheint sie den Tritt verstanden zu haben. »Aber du strahlst wie eh und je. Diesen natürlichen Glow kann man für kein Geld der Welt kaufen.«

Nikki schenkt Chevelle zwar ein knappes Lächeln, aber ich weiß genau, dass sie uns insgeheim schreckliche Schwangerschaften wünscht.

»Sieh dir mal diesen Adonis an«, flüstert Posey und begutachtet Noah erneut.

»Eigentlich stehe ich nicht sonderlich auf Pferdeschwänze, aber diese Muskeln sehen definitiv so aus, als könnten sie sein Shirt mühelos zerreißen.« Chevelle stapelt die Marmeladenbehälter zu einer Pyramide, wie sie es immer tut. Als Nächstes ist die Kaffeesahne dran.

»Er heißt Noah. Und auch, wenn Nikki schon klargestellt hat, dass Mandi ihn nicht heiraten kann, kann sie wenigstens mit ihm schlafen und ein wenig Spaß haben.«

Chevelle richtet ihren blonden Pferdeschwanz. »Warum kann sie ihn nicht heiraten?«

»Weil Nikki ihr Baby Noah nennen will. Also gilt das wohl für uns alle«, erklärt Posey. »Als wäre es nicht ohnehin schon schwer genug, in dieser kleinen Stadt einen Mann zu finden, müssen wir jetzt auch noch alle Noahs von der Liste streichen.«

Nikki sieht Posey so böse an, als wollte sie ihr mit der Gabel ein Auge ausstechen.

»Ich hole euch mal Kaffee und Muffins.« Ich tätschle meiner Schwester die Schulter und gehe in die Küche – zum Glück, ohne dass Noah mich entdeckt.

»Verdammt!«, schreit Rachel, eine der Kellnerinnen, und rennt zum Waschbecken.

François läutet die Glocke, um uns wissen zu lassen, dass eines der Gerichte fertig ist – und zwar ein Omelett mit Ziegenkäse.

»Kannst du für Rachel übernehmen? Sie hat sich verbrannt, weil sie die Pfanne angefasst hat, obwohl ich ihr gesagt habe, dass sie aufpassen soll. Ich glaube, wir müssen schlauere Leute einstellen.« Frank, aka François, verdreht die Augen. Er ist nie mit den Leuten zufrieden, die ich einstelle.

»Welcher Tisch?«, frage ich.

»Fünf. Aber warte, für den habe ich auch noch eine Ladung Pfannkuchen.« Er stellt einen weiteren Teller neben den mit dem Omelett.

»Alles in Ordnung, Rachel?«, rufe ich ihr zu.

Neben ihr steht Nadia, die Souschefin, und schüttelt den Kopf. »Ich hole ihr eine Wundsalbe und ein Pflaster. Dann geht es wieder.«

»Aber bis dahin ist das Essen kalt. Ich will keine schlechte Bewertung, Amanda. Wenn ich eine schlechte Bewertung kriege, kündige ich.« François schlägt seinen Pfannenwender auf den Grill.

»Damit drohst du uns jeden Tag.« Ich nehme die Teller, denn ich weiß, dass mir keine andere Wahl bleibt. »Ich mache das.«

Ich verlasse die Küche, und Nikki sieht mich hoffnungsvoll an, doch als ihr bewusst wird, dass die Bestellung für jemand anders ist, verwandelt sich ihr Blick in ein böses Funkeln. Ich versuche, ihr mit meinem Gesichtsausdruck zu verstehen zu geben, dass ich mich gleich um sie kümmern werde, und steuere auf Noahs Tisch zu. Ich gehe im Kopf ungefähr eine Million freche und flirtende Sprüche durch, die ich sagen könnte. Sprüche, die er heute Nacht vielleicht noch mal Revue passieren lässt. Als ich jedoch seinen Tisch erreiche und er zu mir hochsieht, kommt lediglich ein »Ist schon eine ganze Weile her« heraus.

Er lächelt, während ich mich am liebsten mit dem Teller bewusstlos schlagen würde.

Ich stelle ihm das Essen hin: das gleiche Omelett, das er vor drei Monaten in meiner Küche zubereitet hat, und einen Stapel Pfannkuchen. »Ich bringe dir noch den Sirup.«

»Warum setzt du dich nicht zu mir? Wie du schon sagtest – es ist schon eine ganze Weile her.«

Ich kaue auf der Innenseite meiner Wange herum. »Keine Ahnung, warum ich das gesagt habe. Es ist ja nicht so, als wärst du mir irgendwas schuldig.«

Er lacht. »Irgendwie gefällt es mir, dass du mich vermisst hast.« Mit seinem Stiefel schiebt er den Stuhl ihm gegenüber nach hinten. »Setz dich.«

»Mandi!«, zischt Nikki, als wäre sie am Rande des Wahnsinns.

»Gib mir eine Minute. Ich muss mich zuerst um eine sehr hungrige Schwangere kümmern.«

Er nickt. »Na klar.«

Erneut faucht Nikki meinen Namen. Ich hebe einen Zeigefinger und eile in die Küche.

Zum Glück hat Nadia Rachel mittlerweile verarztet. »Danke, Mandi.«

»Gern geschehen. Ich brauche dringend ein paar Muffins und Obst für Nikki.«

»Dann gib eine Bestellung auf«, bemerkt François, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.

»Das ist keine reguläre Bestellung. Sie nimmt noch etwas anderes. Das ist nur zur Überbrückung gedacht.«

»Ich kann nichts vorbereiten, wenn ich keine Bestellung habe. Das ruiniert das Inventar. Ich weiß, dass du gern so tust, als wäre das deine private Küche, aber das geht so nicht.«

Ich atme genervt aus, denn das kriege ich ständig von ihm zu hören, seit ich vor drei Monaten das Geschirr in der Spüle habe stehen lassen und er somit wusste, dass ich spät abends etwas gekocht habe.

»Dir ist schon bewusst, dass du nicht der Chef bist, oder?«, frage ich.

»Ich bin der Küchenchef.« Er deutet mit dem Daumen auf seine Brust.

»Und hör auf, mit diesem falschen französischen Akzent zu sprechen.« Er strafft die Schultern, doch ich schüttle nur den Kopf, schnappe mir auf dem Weg in den Gastraum einen Korb mit Muffins und eine Kanne Kaffee und stelle beides meiner Schwester hin. »Bitte schön.«

»Ich darf keinen Kaffee trinken«, schimpft Nikki.

Zum Glück folgt mir Rachel umgehend und nimmt ihre Bestellungen auf.

Da Noah gerade telefoniert, nutze ich die Gelegenheit, um kurz in der Lobby durchzuatmen.

Doch keine Minute später steht Chevelle neben mir und streichelt meinen Arm. »Habe ich irgendwas verpasst? Geht es dir gut?«

»Ja, ich bin nur ein bisschen überfordert. Ich meine, ich habe den Typen erst einmal getroffen.«

»Und?« Chevelle beginnt zu strahlen, als wüsste sie schon jetzt, was ich darauf erwidere.

»Ich habe nur eine einzige Stunde mit ihm verbracht. Nichts Wildes. Wir haben nicht mal Nummern ausgetauscht. Ich glaube, er ist ein ganz schöner Herumtreiber.«

»Na und?«

»Welchen Sinn hat es denn, wenn daraus sowieso nichts Ernstes werden kann?«

Sie verzieht das Gesicht. »Mandi, wen kümmert denn die Sache mit dem Namen? Nikki wird schon darüber hinwegkommen.«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, es geht darum, dass er beruflich so viel unterwegs ist.«

Sie stemmt die Hände in die Hüften. »Wann hast du das letzte Mal etwas für dich gemacht? Du kannst auch mal eine Affäre haben. Niemand muss davon erfahren. Und wenn doch – wen kümmert’s? Du bist eine erwachsene Frau.«

Chevelle und ich sind das komplette Gegenteil voneinander.

»Ich sehe einfach keinen Sinn in einer Affäre, wenn nicht die geringste Möglichkeit besteht, dass daraus mehr werden kann.«

»Der Sinn? Wie wäre es mit heißem Sex? Drei Orgasmen pro Nacht? Stell dir nur mal vor, wie es wäre, wenn er nur alle paar Monate zurückkommt. Jedes Mal, wenn ihr euch wiederseht, wirst du ihn sofort bespringen. Dieser Mann weiß, wie man es einer Frau besorgt. Das sieht man ihm an.«

Wir lehnen uns über die Trennwand und spähen zu ihm hinüber. Als er den Blick durch das Restaurant schweifen lässt, ducke ich mich schnell.

»Ich weiß nicht. So etwas habe ich noch nie gemacht.« Meine Stimme klingt weinerlich und unsicher.

»Du musst mal ein bisschen leben. Und zwar bevor du deinen Traummann heiratest, hübsche Kinder mit ihm zeugst und in einem Haus mit weißem Gartenzaun lebst. Das läuft nicht weg. Hab ein wenig Spaß.« Sie stößt mich mit dem Ellbogen an.

Ich runzle die Stirn. »Vielleicht hast du recht.«

»Natürlich habe ich recht.«

»Los, ich halte hier die Stellung«, sagt Trina. »Ich brauche sowieso ein paar Überstunden.«

»Sicher?«

Sie nickt.

Ich atme tief durch. »Dann wünscht mir Glück.«

»Mit dieser Hose und dem Arsch brauchst du kein Glück.« Chevelle schlägt mir auf den Hintern, und meine Wangen beginnen zu glühen, obwohl ich noch gar nicht auf ihn zugegangen bin.