My Unexpected Surprise - Piper Rayne - E-Book

My Unexpected Surprise E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

One-Night-Stand to Lovers Nichts kann ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Bis sie sein Leben auf den Kopf stellt. Fisher Greene ist Sheriff in Sunrise Bay und ein pflichtbewusster Typ. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Er ist Pragmatiker, kein Romantiker. Als sein ehemaliger One-Night-Stand Alicia plötzlich hochschwanger mit Zwillingen auf der Matte steht, ist für ihn klar, was zu tun ist: Er will mit Alicia zusammenziehen und für ihre gemeinsamen Babys sorgen. Doch die hat sich die große Liebe anders vorgestellt als in einer Zweckfamilie. Zwischen Arztterminen und nächtlichen Flurbegegnungen kommen die beiden einander näher… Kann aus Verantwortungsgefühl wahre Liebe werden? Alle Bände der spicy Greene-Family-Serie: Band 0.5: My Twist of Fortune Band 1: My Sexy Enemy Next Door Band 2: My Almost Ex Band 3: My Secret Vegas Wedding Band 3.5: A Greene Family Summer Party Band 4: My Sister's Flirty Friend Band 5: My Unexpected Surprise Band 6: My Sexy Famous Rival Band 6.5: A Greene Family Vacation Band 7: My One True Ex Best Friend Band 8: My Fake Fiancé Band 9: My Brother's Forbidden Friend Band 9.5: A Greene Family Christmas

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My Unexpected Surprise

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Nichts kann ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Bis sie sein Leben auf den Kopf stellt.Fisher Greene ist Sheriff in Sunrise Bay und ein pflichtbewusster Typ. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Er ist Pragmatiker, kein Romantiker. Als sein ehemaliger One-Night-Stand Alicia plötzlich hochschwanger mit Zwillingen auf der Matte steht, ist für ihn klar, was zu tun ist: Er will mit Alicia zusammenziehen und für ihre gemeinsamen Babys sorgen. Doch die hat sich die große Liebe anders vorgestellt als in einer Zweckfamilie. Zwischen Arztterminen und nächtlichen Flurbegegnungen kommen die beiden einander näher… Kann aus Verantwortungsgefühl wahre Liebe werden?

Alle Bände der spicy Greene-Family-Serie:

Band 0.5: My Twist of FortuneBand 1: My Sexy Enemy Next DoorBand 2: My Almost ExBand 3: My Secret Vegas WeddingBand 3.5: A Greene Family Summer PartyBand 4: My Sister’s Flirty FriendBand 5: My Unexpected SurpriseBand 6: My Sexy Famous RivalBand 6.5: A Greene Family VacationBand 7: My One True Ex Best FriendBand 8: My Fake FiancéBand 9: My Brother’s Forbidden FriendBand 9.5: A Greene Family Christmas

Piper Rayne

My Unexpected Surprise

Roman

Aus dem Englischen von Sybille Uplegger

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever

Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Januar 2023© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2023Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Die amerikanische Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel: My unexpected surprise© 2021 by Piper RayneUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrus

ISBN 978-3-95818-770-2

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Epilog

Einhorngeschwafel 

Leseprobe: The Trouble with #9

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

»Von dir.«Allie

Fisher

Die Dudelsäcke spielen »Amazing Grace«. Ich straffe die Schultern und neige respektvoll den Kopf.

Man ist nie wirklich darauf vorbereitet, mit ansehen zu müssen, wie ein im Dienst erschossener Kollege zu Grabe getragen wird. Alle aus meinem Sheriffbüro sind gekommen, um einem Officer aus dem Nachbarort Greywall, der bei einer aus dem Ruder gelaufenen Verkehrskontrolle mit einem alkoholisierten Fischer ums Leben gekommen ist, die letzte Ehre zu erweisen. Ich kannte den Mann nicht persönlich, habe aber genug über ihn gehört, um zu wissen, dass er ein guter Polizist war.

Mir wurde erst klar, dass ich zur Polizei wollte, als ich kurz vor dem Schulabschluss stand und das Gefühl hatte, schnellstens eine Entscheidung darüber treffen zu müssen, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Ich kann ziemlich mürrisch und abweisend sein und habe wenig Geduld mit Menschen, die gegen das Gesetz verstoßen – auch wenn einige meiner alten Freunde von der Highschool das immer noch nicht so ganz begreifen können. Gott weiß, dass ich als pickeliger Teenager nicht viel auf Regeln gegeben habe.

Ich glaube, meine Entscheidung hatte damit zu tun, dass meine Mutter in einen zugefrorenen See eingebrochen und ertrunken ist und niemand schnell genug da war, um sie zu retten. Das hat in mir den Wunsch geweckt, einen Beruf zu ergreifen, in dem ich in Not geratenen Menschen helfen kann. Vielleicht hoffte ich, wenigstens die Mutter eines anderen Kindes retten zu können, wenn schon nicht meine eigene.

Stattdessen sehe ich mich jetzt mit der bitteren Realität konfrontiert, dass meine Kollegen aufgrund ihres Jobs vielleicht irgendwann selbst nicht mehr zu ihren Kindern nach Hause kommen.

Wir stehen da wie Soldaten und blicken auf den Sarg. Ich wette, in diesem Moment denkt jeder von uns darüber nach, dass er in der mit Seide ausgeschlagenen Kiste liegen könnte. Die Frau des Getöteten hält ihre kleinen Kinder im Arm und schluchzt hemmungslos. Die Mienen der Kinder sind wie versteinert. Schwer zu sagen, ob sie überhaupt begreifen, dass ihr Leben nie wieder so sein wird wie vorher.

Ich war auch einmal wie sie.

Übelkeit steigt in mir hoch, und ich muss schlucken, um meinen Würgereiz zu unterdrücken.

Mitglieder der Polizei aus Greywall falten die amerikanische Flagge, die über den Sarg gebreitet ist, zu einem Dreieck zusammen und überreichen es der Witwe. Diese stößt einen tiefen Klagelaut aus. Es ist unheimlich, aber Chevelle klang fast genauso an dem Abend, als unsere Mutter ums Leben kam.

Neben mir steht Patrick und seufzt. Er hat eine Frau und drei Kinder. In seiner Freizeit trainiert er die Footballmannschaft seiner Söhne und die Basketballmannschaft seiner Tochter. Wenn man im Lexikon den Begriff »Vater« nachschlägt, findet man bestimmt ein Foto von ihm.

Nachdem der Priester das Gebet beendet hat, verabschieden sich die meisten und machen sich auf den Weg zum Ausgang.

»Tara ist völlig durch den Wind«, raunt Patrick mir zu. »Die Sache hat sie ganz schön mitgenommen.«

Es wundert mich nicht, dass es seiner Frau schlecht geht. Wenn so etwas passiert, weckt das Ängste. »Sie beruhigt sich schon wieder. Es ist ein Schock, weil es beweist, dass es jeden von uns treffen kann.«

»Danke für die aufmunternden Worte, Sheriff.«

Ich werfe noch einen letzten Blick auf die junge Witwe und ihre Kinder. Einige Verwandte – zumindest nehme ich an, dass es sich um Verwandte handelt – kümmern sich um die Kleinen und gehen mit ihnen davon. Heute ist nicht einmal der schlimmste Tag. Richtig hart wird es in ein paar Wochen, wenn niemand mehr Essen vorbeibringt und man merkt, dass um einen herum das Leben weitergeht. Dann kommt die schmerzhafte Erkenntnis, wie groß die Lücke ist, die der Verstorbene hinterlassen hat.

»Wie gesagt, sie fängt sich bestimmt wieder. Gib ihr ein bisschen Zeit.«

Patrick wirft mir einen skeptischen Blick zu, dann klopft er mir auf die Schulter. »Gute Nacht. Ich muss zum Dienst.«

»Wir sehen uns morgen früh.« Ich schlage den Weg zu meinem Truck ein.

Patrick ist ein gutes Beispiel dafür, weshalb Polizisten lieber nicht heiraten sollten. Seine Frau macht sich ständig Sorgen um ihn. Das ist verständlich, aber was für ein Leben ist das für sie? Presley muss nicht jedes Mal Angst haben, wenn Cade in die Brauerei geht. Sofern ich früh genug aus dem Job aussteige, kann ich vielleicht auch noch jemanden finden, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen kann … Aber wahrscheinlich bin ich zu dem Zeitpunkt bereits so ausgebrannt, dass es von da an nur noch bergab geht. Ich liebe meinen Beruf und kann mir nicht vorstellen, ihn aufzugeben.

Ich hole mein Smartphone aus der Tasche und sehe zehn ungelesene Nachrichten von diversen Familienmitgliedern. Können sie nicht einfach im Gruppenchat schreiben? Als Erstes lese ich die von meinem Vater, weil ich weiß, dass sie kurz und bündig sein wird.

Dad: Emilia hat sich höchstwahrscheinlich den Arm gebrochen. Wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus.

Als ich weiter nach unten scrolle, finde ich noch eine zweite Nachricht von ihm.

Dad: Wir sind fertig, sie hat einen Gips bekommen. Sie ist noch eine Weile in der Klinik, falls du das hier früh genug liest. Ansonsten fahr zu Jed, wenn du sie besuchen möchtest.

Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass die letzte Nachricht erst eine Minute alt ist. Also mache ich mich auf den Weg zum Krankenhaus.

Ich lege noch einen kurzen Zwischenstopp ein, um ein paar Luftballons für Emilia zu kaufen, da der Souvenirshop im Krankenhaus um diese Zeit geschlossen hat. Währenddessen trudelt eine weitere Nachricht ein. Als ich kurz vor dem Klinikparkplatz an einer roten Ampel halten muss, lese ich sie schnell.

Jed: In letzter Zeit mal im Krankenhaus gewesen?

Ich: Habe gehört, was passiert ist. Musste noch kurz was für E besorgen. Bin gleich da.

Wie üblich scheut Jed sich nicht, mich unter Druck zu setzen. Aber Emilia ist meine Nichte, und ich wollte ihr unbedingt ein kleines Geschenk machen, weil wir nämlich etwas gemeinsam haben: Wir haben beide keine Mutter mehr. Außerdem hat sie bei uns gewohnt, bis Jed und Molly sich ein Eigenheim im Ortszentrum von Sunrise Bay gekauft haben. Jetzt wohne ich als Einziger im alten Haus meiner Eltern. Nachdem ich jahrelang mit meinen Brüdern zusammengelebt habe, ist die Stille beim Heimkommen immer noch ungewohnt. Einer nach dem anderen hat die große Liebe gefunden und ein neues Leben begonnen.

Ich biege auf den Parkplatz ein, stelle den Wagen ab, nehme die Luftballons und steige aus. Innerlich wappne ich mich für den Spott der anderen, weil es nur noch welche mit der Aufschrift »Herzlichen Glückwunsch« gab, keine mit »Gute Besserung«.

Jed steht draußen vor dem Eingang.

»Kannst du dir das vorstellen? Im Laden hatten sie nur noch welche mit ›Herzlichen Glückwunsch‹ drauf. Andererseits – Luftballons sind Luftballons, oder?«

Er sieht so aus, als müsste er sich jeden Moment übergeben, und die Angst jagt durch meine Adern. »Wie geht es ihr? Warum bist du so blass? Ist was passiert? Ist es was Ernstes?«

Mein Dad hat doch geschrieben, es wäre bloß ein gebrochener Arm. Hat er sich geirrt? Andererseits ist Jed ein bisschen übervorsichtig, was seine kleine Tochter betrifft.

»Ihr geht es gut. Sie hat sich den Arm gebrochen.« Weil Jed keine Anstalten macht, beiseitezutreten, gehe ich um ihn herum. Nach dem Sheriffbüro und meinem Haus ist die Klinik praktisch mein drittes Zuhause.

Ich grüße Fran am Empfang, doch sie beachtet mich kaum. Heute muss Vollmond sein. Bei Vollmond ist immer besonders viel los.

Ich kehre noch einmal zu Jed zurück. »In welchem Zimmer liegt sie denn?«

Im nächsten Moment höre ich das Quietschen von Gummisohlen auf Linoleum und drehe mich um.

Allie.

Wie angewurzelt stehe ich da. Ich habe sie seit Monaten nicht gesehen, nicht mal hier im Krankenhaus. Das Letzte, was ich von ihr gehört habe, war, dass sie sich angeblich eine Auszeit genommen hat. Mein Blick wandert tiefer und bleibt an ihrem runden Bauch hängen. Schlagartig wird mir die Kehle eng, und mir dreht sich der Magen um. Es ist, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.

»Was zum Teufel …?«

»Fisher«, sagt Allie, genauso leise wie ich.

Im Gang geht eine Tür auf, und Molly steckt den Kopf heraus. Jed verzieht stöhnend das Gesicht. Ist er deswegen so kreidebleich?

»Was um alles in der Welt geht hier vor?«, frage ich.

Allie legt eine Hand auf ihren Bauch. Die Ballons entschweben in Richtung Decke, ehe Jed nach den bunten Bändern greift und sie festhält. Ich trete zu Allie, nehme sie sanft am Ellbogen und führe sie in Emilias Zimmer.

Deren Augen beginnen zu strahlen, sobald sie mich sieht. Aber ich drehe Allie zu mir herum und zeige auf ihren Bauch. »Was ist das?«

»Ein Baby«, antwortet sie, als hätte ich sie gefragt, welche Farbe der Himmel hat.

Im Kopf rechne ich nach, wie viele Monate es her ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. »Von wem?«

Man würde niemals glauben, dass wir uns in einem Krankenzimmer befinden. Es ist still wie in einer Bibliothek. Jed und Molly schauen uns gebannt zu, als wären wir das Staffelfinale ihres Lieblings-Fernsehdramas.

»Von dir.«

Mir rutscht das Herz in die Hose. Es ist, als wäre ein Anker daran befestigt, der es in die tiefsten Tiefen des Ozeans zieht. In mir wirbeln eine Million Gefühle umher, die ich nicht auseinanderhalten kann. Wut darüber, dass sie mir die Schwangerschaft verheimlicht hat. Selbstvorwürfe, weil ich sie geschwängert habe. Trauer, weil …

»Baby!«, ruft Emilia.

Jed gibt mir meine Ballons zurück. »Tja, wie es aussieht, sind sie doch für dich.«

Die Luftballons schweben langsam bis an die Zimmerdecke und bleiben unter den Halogenröhren hängen, weil meine Finger zu taub sind, um sie festzuhalten.

Molly zieht Jed an ihre Seite, als wäre er ihr Kind.

Ich sehe Allie wütend an. »Hättest du vielleicht die Güte, mir das näher zu erklären?«

»Dasselbe könnte ich dich fragen.« Sie legt beide Hände auf ihren Bauch, als wollte sie das Kind darin beschützen, und das macht mich nur noch wütender. Ich bin der Vater, verdammt noch mal. Das ist ein Schlag ins Gesicht.

»Wir müssen reden.« Mein Kiefer ist dermaßen angespannt, dass ich die Worte kaum über die Lippen bringe.

»Ein Baby!«, ruft Emilia erneut.

»Schh …«, flüstert Molly. Emilia befindet sich gerade in einer Phase, in der sie sich für alles begeistert, was mit Babys zu tun hat. Zum Geburtstag hat sie sich nichts gewünscht außer einen Puppenkinderwagen und einen Hochstuhl.

»Meine Schicht fängt gleich an.« Allie weicht einen Schritt zurück.

Angst schnürt mir die Kehle zu. Wenn ich sie aus den Augen lasse, verschwindet sie vielleicht auf Nimmerwiedersehen.

»Du gehst nirgendwohin«, sage ich unnötig scharf.

»Ich habe kein Gesetz gebrochen, Fisher, du kannst mich nicht festnehmen.« Sie verschränkt die Arme vor der Brust.

Verdammt, ich habe vergessen, wie anstrengend Allie sein kann. Sie ist genauso stur wie ich. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du schwanger bist?«

Sie schaut nach links zu Jed und Molly, dann senkt sie den Blick zu Boden. »Können wir das bitte woanders diskutieren?«

»Von mir aus gern.« Ich mache einen Schritt auf sie zu, um mit ihr nach draußen auf den Gang zu treten.

»Nicht jetzt, Fisher. Ich muss arbeiten. Wir können uns morgen früh treffen oder was weiß ich.«

»Nach deiner Schicht«, sage ich.

Sie nickt und meidet meinen Blick. »Ich habe um drei Schluss.«

»Du solltest keine Spätschichten mehr machen.«

Wut blitzt in ihren Augen auf. »Tu nicht so, als wäre ich dir wichtig. Wir sehen uns um drei.« Sie macht auf dem Absatz kehrt und marschiert davon.

Ich will ihr folgen, doch eine Hand auf meiner Brust hält mich zurück. Als ich aufschaue, steht Jed vor mir.

»Lass ihr Zeit«, sagt er.

»Zeit? Scheiße noch mal, sie hatte fünf Monate Zeit!«

Emilia zeigt auf mich. »Nicht schimpfen.«

»Es war vermutlich nicht das letzte Mal«, brummle ich.

»Sie will nicht vor dir fliehen. Sie muss einfach nur arbeiten«, sagt Jed.

Ich atme aus und lasse mich auf einen Stuhl sinken. Wer hätte ahnen können, dass ausgerechnet Jed in einer beschissenen Situation wie dieser der Vernünftigere von uns beiden ist?

Es ist jetzt sechzehn Uhr. Verdammt. Ich muss noch elf Stunden warten, bevor ich Antworten auf meine Fragen bekomme. Das wird meine Geduld auf eine harte Probe stellen.

»Und, Daddy? Hättest du lieber ein Mädchen oder einen Jungen?«, will Jed wissen.

Molly kneift ihn, und er jault vor Schmerz auf.

»Ich muss gestehen, ich habe dich mir nie als Vater vorgestellt.« Er setzt sich neben mich.

Ich stütze die Unterarme auf die Knie und raufe mir die Haare. »Ich mich auch nicht.«

Wenn ich ehrlich bin, ist dies hier mein schlimmster Albtraum.

Kapitel 2

»Sheriffs stehen nicht über dem Gesetz.«Allie

Allie

Während meiner Schicht bin ich die ganze Zeit fahrig und nervös. Meine Kolleginnen denken vermutlich, es liegt daran, dass ich die Arbeit im Krankenhaus nicht mehr gewohnt bin, aber das stimmt nicht. Nach meinem Dienst wartet das Gespräch mit Fisher, in dem ich ihm erklären muss, warum ich ihm nicht gesagt habe, dass er Vater wird.

Andererseits: Wenn er vor vier Monaten ans Telefon gegangen wäre oder mich zurückgerufen hätte, wüsste er es längst. In jener Nacht habe ich schon bei der Verabschiedung gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Der Sex mit ihm war unglaublich, aber danach hat er sich innerlich vor mir zurückgezogen, das war deutlich spürbar. Ich wusste nur nicht, wieso. In jedem Fall war ich wenig überrascht, als er nicht anrief, obwohl er es mir versprochen hatte.

Nun, er hat zwei Möglichkeiten. Entweder er hält sich aus der ganzen Sache raus, oder er nimmt seine Rolle als Vater ernst. Für alles andere bin ich nicht zu haben.

Als das Ende meiner Schicht naht, möchte ich am liebsten fragen, ob ich Überstunden machen kann, um der Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Dummerweise bringen meine Füße mich um, und das Krankenhaus ist nahezu leer – was in einer Vollmondnacht sonst nie vorkommt.

Ich ziehe mir die Jacke an, hänge meine Tasche um und versuche, die Kraft zu finden, mich auf den Weg zu machen. Gleichzeitig hoffe ich, dass Fisher zu Hause eingeschlafen ist und vergessen hat, noch einmal vorbeizukommen.

Ich grüße die Kolleginnen, die zu ihrem Schichtbeginn erscheinen, bin froh, von vertrauten Menschen umgeben zu sein, und scanne meinen Ausweis, um die Tür zum Wartebereich zu öffnen. Auf einem Platz unmittelbar dahinter sitzt Fisher. Er hat seine langen Beine ausgestreckt, die Knöchel überkreuzt und blickt mich mit vor der Brust verschränkten Armen unverwandt an.

»Was? Hast du dir einen Wecker gestellt?« Ich schlüpfe durch die Tür, ehe sie zufällt.

Er steht auf und fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Lass uns gehen.«

Dieser Mann bringt mich mit seiner herrischen Art zur Weißglut. Auch wenn er immer noch wahnsinnig heiß aussieht. Es ist schwer, nicht seinen durchtrainierten Körper anzustarren, die Tattoos, die oben unter seinem Hemdkragen und an den Ärmeln hervorschauen, und den Bart, in dem an einigen Stellen bereits ein wenig Silber durchschimmert, auch wenn seine mittellangen Haare noch gänzlich frei von Grau sind.

»Wo wollen wir denn hin?«, frage ich.

»Macht’s gut, ihr zwei!«, ruft Georgia fröhlich von ihrem Platz hinter dem Tresen der Schwesternstation. Sie klingt, als wären wir auf dem Weg zu unserem ersten Date. Stattdessen müssen wir die Einzelheiten unseres Betriebsunfalls diskutieren.

Ich habe niemandem gesagt, dass Fisher der Vater ist, aber jeder, der hier arbeitet, weiß, dass wir befreundet waren und viel Zeit miteinander verbracht haben.

»Bye, Georgia.« Ich ringe mir ein Lächeln ab und winke ihr.

Fisher murmelt etwas zum Abschied, und wir verlassen das Krankenhaus. Die kühle Nachtluft ist Balsam für meine müden Knochen. Nachdem ich zwölf Stunden ohne Pause in der Klinik verbracht habe, atme ich tief ein.

»Wollen wir nach Greywall ins Diner?«, schlage ich vor. Wir waren hin und wieder dort, da es das einzige Lokal in der Gegend ist, das durchgehend geöffnet hat.

»Wir fahren zu mir.«

Er geht weiter, ohne zu merken, dass ich stehen geblieben bin.

»Ich komme nicht mit zu dir.« Dort ist es nämlich passiert.

Seufzend dreht er sich zu mir um. Dann stemmt er die Hände in die Taille, als würde ich ihm den letzten Nerv rauben. »Wieso nicht? Da haben wir unsere Ruhe und können reden, ohne dass jemand was mitbekommt.«

Ich verdrehe die Augen. »Erstens: Wer in Greywall interessiert sich für unser Privatleben? Ich kenne da niemanden, du etwa?«

Er deutet auf das Sheriffabzeichen auf seiner linken Brust.

Gut, das ist natürlich ein Argument.

Dass er noch seine Uniform trägt, verrät mir, dass er die ganze Zeit im Warteraum gesessen haben muss. Dachte er etwa, ich würde in der Pause die Flucht ergreifen, nur um nicht mit ihm sprechen zu müssen?

»Also schön. Aber ich bleibe höchstens eine Stunde.« Ich habe mich noch nicht wieder an den Schichtdienst gewöhnt und brauche meinen Schlaf.

Er verzieht die Lippen zu einem Lächeln, das allerdings nicht lange genug anhält, als dass man es wirklich genießen könnte. Das war immer schon so bei ihm.

»Du kannst bei mir mitfahren, und hinterher bringe ich dich dann nach Hause.« Er öffnet die Beifahrertür seines Trucks.

Ich beäuge das riesige Gefährt, neben dem mein SUV aussieht wie ein Spielzeugauto. »Hast du eine Halterabfrage gemacht, damit du neben mir parken kannst?«

»Ich wollte dafür sorgen, dass du sicher zu deinem Wagen kommst.«

»Du meinst, du wolltest mich überreden, dass ich bei dir mitfahre.« Ich werfe meine große Umhängetasche auf die Rückbank meines SUVs und schließe die Tür. »Was hast du vor, Fisher?«

»Was ich vorhabe?« Er hat sein Pokerface aufgesetzt, während er weiterhin neben der geöffneten Beifahrertür steht. »Ich will einfach nur nett sein und dich mitnehmen, damit du nicht allein mitten in der Nacht durch den Wald fahren musst.«

Auch das klingt vernünftig. Im Gegensatz zu meiner Wohnung in Lake Starlight ist sein Haus sehr abgelegen.

Ich seufze. »Ich fahre nur bei dir mit, damit ich später schneller nach Hause und ins Bett komme.« Ich benutze den Griff an der Seite, um in den Truck zu klettern, und lasse mich auf den Sitz fallen. Es ist lächerlich, dass wir uns überhaupt um diese Uhrzeit treffen – wobei wir das früher oft gemacht haben. Ich war nach der Arbeit immer noch zu aufgedreht und konnte nicht schlafen.

Fisher geht vorne um den Truck herum und schwingt sich auf den Fahrersitz. Ich habe ganz vergessen, was für eine intensive Ausstrahlung er hat. Während ich zuschaue, wie er mit seiner starken Hand den Zündschlüssel ins Schloss steckt, das Radio leiser dreht und den Rückwärtsgang einlegt, muss ich unwillkürlich an die Zauberkunststücke denken, die diese langen Finger vollbringen können.

Ich schüttle den Gedanken ab und ignoriere den Duft seiner Seife, der in seinen Kleidern hängt. Ich darf mich nicht wieder von seinem Charisma einlullen lassen. Nicht nach dem, was er mir angetan hat.

Vergiss nicht, Allie, er ist kein Märchenprinz. Er ist in deiner Geschichte der Bösewicht.

Er hat meinen Glauben an die wahre Liebe zerstört.

Zum Glück stehen keine weiteren Autos bei ihm in der Einfahrt. Zum allerersten Mal verspüre ich in seiner Gegenwart einen Hauch von Furcht, dass er das Baby vielleicht nicht will und ich mich leichtsinnigerweise bereit erklärt habe, mit ihm ganz allein mitten in der Nacht in sein Haus zu fahren. Er ist der Sheriff. Bestimmt kennt er einflussreiche Leute, die ihm dabei helfen können, einen Mord zu vertuschen.

»Wenn ich es mir recht überlege, will ich vielleicht doch …«

»Steig aus, Allie.«

Ich zücke mein Handy. »Nur, damit du es weißt, ich schreibe Stella Bailey eine Nachricht.« Ich beuge mich vor und versuche mit zusammengekniffenen Augen die Hausnummer am Verandageländer zu entziffern. »Ich schicke ihr deine Adresse. Falls du irgendwas im Schilde führst, weiß sie Bescheid.«

Er zieht den Zündschlüssel ab und starrt mich an. »Was glaubst du denn, was ich im Schilde führe?«

»Na ja, das kommt alles ziemlich überraschend für dich. Vielleicht willst du mich umbringen, weil das für dich der einzige Ausweg aus der Situation ist.«

»Wie bitte?«

Seine Miene sagt, dass er mich für vollkommen verrückt hält. Aber man kann nie wissen.

»Es wäre nicht das erste Mal, dass so was passiert. Vielleicht willst du uns aus dem Weg räumen.«

Er brummt etwas Unverständliches und steigt aus dem Truck, ehe er auf meine Seite kommt, die Tür öffnet und mir wie der perfekte Gentleman die Hand hinhält. Von wegen. Ein echter Gentleman hätte zurückgerufen.

»Ich will niemanden umbringen.« Er macht einen Schritt auf mich zu, damit ich seine Hand ergreife.

»Sheriffs stehen nicht über dem Gesetz.« Ich lege meine Hand in seine und klettere aus dem Truck.

»Du solltest nicht so viele Krimiserien schauen.«

»Es gibt Leute, denen mein Verschwinden auffallen würde.«

Das stimmt nur so halb. Meine Eltern würden sich wahrscheinlich wundern, wenn ich den sonntäglichen Anruf nicht erwidere. Aber Stella ist so sehr mit ihrer perfekten Familie beschäftigt, dass es vermutlich ein paar Tage dauern würde, bis sie was merkt.

»Die Klinik!«, stoße ich hervor. Dort würde man sich Gedanken machen, wenn ich nicht zum Dienst erscheine.

»Hör auf mit dem Mist. Ich dachte, Frauen schauen nur Liebesdramen, aber du scheinst von Krimiserien besessen zu sein.«

In der Tat ist der Investigation Discovery Channel mein Lieblingssender – aber das behalte ich lieber für mich.

»Ich meine ja nur«, sage ich und gehe ihm voran zu seinem Haus.

»Ich mache uns einen Tee«, verkündet er, als wir drinnen sind, und verschwindet in der Küche.

»Ich hätte dich nicht für einen Teetrinker gehalten.« Ich ziehe mir einen Stuhl vom Küchentisch heran und setze mich mit dem Rücken zur Wand.

»Bin ich auch nicht. Molly hat welchen dagelassen, als sie ausgezogen sind.«

»Dann lebst du jetzt allein?« Ich sehe mich in dem Haus um, das den Anschein erweckt, als wäre es seit seiner Kindheit nicht renoviert worden.

»Ja.« Er wirft mir über die Schulter einen Blick zu. »Wir sind ganz unter uns.« Er lacht schurkisch, und ich verdrehe die Augen.

»Du als Sheriff müsstest meine Vorsicht doch eigentlich befürworten.«

Er kommt mit zwei Tassen an den Tisch und stellt sie hin, ehe er sich mir gegenüber auf einen Stuhl sinken lässt. »Du bist in meinen Truck gestiegen, und jetzt bist du hier.« Er zieht die Augenbrauen hoch.

Gott, er geht mir wirklich auf den Geist.

»Und jetzt sag mir, warum ich erst so spät erfahre, dass du von mir schwanger bist.« Er beäugt meinen Bauch, und auf einmal sind alle Scherze vergessen.

Zeit, sich der Realität zu stellen.

Kapitel 3

»Ich habe mir das als junges Mädchen auch anders vorgestellt, weißt du?«Allie

Fisher

»Du hättest ans Telefon gehen können, als ich dich vor vier Monaten angerufen habe.« Sie nippt an ihrem Tee und wendet den Blick ab. Das ist eine Eigenschaft von Allie, die einen Teil meiner selbst, den ich normalerweise streng unter Verschluss halte, sofort angesprochen hat: Sie ist sehr willensstark und sagt immer, was sie denkt, aber sobald sie sich verletzlich oder schüchtern zeigt, möchte ich sie am liebsten in die Arme nehmen und beschützen.

»Es war nur ein einziger Anruf, und …«

Sie schüttelt den Kopf. »Keine Ausreden. Ich weiß schon, weshalb du nicht zurückgerufen hast.«

Das weiß sie nicht. Aber ich bin nicht bereit, ihr meine wahren Beweggründe darzulegen. »Ich dachte einfach …«

Abermals fällt sie mir ins Wort. »Du bist mir nichts schuldig, aber wundere dich dann bitte auch nicht, dass ich im fünften Monat schwanger bin.«

»Du hättest es doch noch mal versuchen können. Du hättest mir einen Brief schreiben können, oder was weiß ich! Jedenfalls mehr als diesen einen Anruf. Das sind doch wichtige Neuigkeiten.«

Sie betrachtet ihren Bauch, dann sieht sie mich mit hochgezogenen Brauen an. »Das ist mir bewusst. Allerdings staune ich, dass du dir wünschst, ich hätte angerufen, obwohl du doch keine Kinder willst.«

Das muss ich ihr wohl irgendwann mal erzählt haben. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass Heirat und Familiengründung für mich kein Thema sind.

»Das stimmt auch.« Es kommt mir falsch vor, so etwas zu sagen, während die Frau, die von mir schwanger ist, mir gegenübersitzt. »Aber jetzt …«

»Nein.« Sie unterbricht mich zum dritten Mal und schüttelt den Kopf.

»Darf ich vielleicht mal ausreden?« Ich schiebe meine Teetasse weg und stehe auf, um mir stattdessen ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.

»Ich weiß genau, was du sagen willst. Dass das hier alles ändert.«

»So ist es doch auch!« Ich drehe den Kronkorken von der Flasche. »Natürlich. Du hättest es mir sagen müssen, Allie.«

»Das wollte ich ja. Ich habe es versucht, und als du nicht rangegangen bist, wollte ich es noch ein zweites Mal bei dir versuchen, aber dann … Es war einfach alles ganz schön viel, okay? Ich musste das erst mal verarbeiten, bevor ich dich anflehe, dich doch bitte, bitte bei mir zu melden.«

Ich lasse die Schultern hängen, weil ich mir wie das letzte Arschloch vorkomme. Verdammt, das war ich auch. »Aber das hier ändert wirklich alles.«

»Nicht zwangsläufig. Hör zu, ich will nicht, dass du nur halbherzig mitmachst. Du wirst versuchen, als Vater dein Bestes zu geben. Soll heißen: gemeinsames Sorgerecht oder mindestens regelmäßige Besuche am Wochenende. Du lässt keinen Termin ausfallen.«

Ich seufze. Ich bin Sheriff. Ich kann nicht darüber bestimmen, wann ich gebraucht werde.

»Natürlich im Rahmen deiner Möglichkeiten«, fügt sie hinzu und bestätigt damit, dass sie weiß, was mir durch den Kopf geht. »Aber ich will keinen Ring. Ich will auch keine Beziehung mit dir. Es geht mir ausschließlich darum, dass du deine Rolle als Vater erfüllst. Entweder, du bist zu einhundert Prozent dabei, oder gar nicht. Dazwischen gibt es nichts.«

Ohne sie aus den Augen zu lassen, trinke ich die Hälfte meines Biers in einem Zug aus. Ihre kerzengerade Haltung und ihr stählerner Blick verraten mir, wie sehr sie unser Baby schon jetzt liebt.

»Ich werde mich nicht vor der Verantwortung drücken. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das Kondom geplatzt ist, aber ich habe auch nicht nachgesehen.« Lektion gelernt.

»Noch mal, Fisher: Das ist nicht das, was ich von dir hören will.« Sie streichelt ihren Bauch. »Du musst nicht vor mir auf die Knie gehen und meinen Bauch küssen, aber es geht hier auch nicht um Kleinigkeiten – wer den Abwasch macht und den Müll rausbringt. Babys brauchen Zuwendung, Zeit und vor allem Liebe.« Sie steht auf. Ich will ihr helfen, doch sie scheucht mich weg. »Ich muss aufs Klo.«

Sie geht aufs Gäste-WC im Erdgeschoss und schließt die Tür hinter sich. Ich lasse mich wieder auf meinen Stuhl sinken und drehe meine Bierflasche auf der Tischplatte hin und her.

Ich werde Vater. Heilige Scheiße.

Während ihrer Schicht habe ich versucht, mich damit anzufreunden, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich ein Baby im Arm halte, oder noch schlimmer: Windeln wechsle. Ich bin kein warmherziger Typ, der seine Gefühle offen zeigt. Der seinen Sohn oder seine Tochter mit Liebe überschüttet. Das macht mir am meisten Angst. Trotzdem habe ich es ernst gemeint: Ich werde mich meiner Verantwortung stellen.

Hinter mir geht die WC-Tür auf, doch Allie ist so leise, dass ich sie kaum höre, als sie zurück in die Küche kommt. »Hör zu, vielleicht solltest du noch mal gründlich über alles nachdenken. Du musst dich nicht jetzt gleich entscheiden. Es sind ja noch ein paar Monate bis zum errechneten Geburtstermin.«

»Warst du beim Gynäkologen?«

»Was? Natürlich.« Sie setzt sich wieder auf ihren Platz.

»Und?«

Sie macht ein verlegenes Gesicht. »Ich weiß noch nicht, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, falls du das meinst. Ich glaube, ich will mich lieber überraschen lassen.«

»Ist das Baby gesund?«

Ihr Zögern schlägt in offenen Unmut um. »Ja.«

Während ihrer Schicht habe ich im Kopf bereits alle möglichen Szenarien für den Rest der Schwangerschaft durchgespielt, deshalb nenne ich ihr jetzt die in meinen Augen vernünftigste Option. »Folgender Plan: Du solltest bei mir einziehen.«

»Was?«, ruft sie.

»Du musst ja nicht in meinem Zimmer schlafen. Es gibt noch drei weitere Schlafzimmer, von denen du dir eins aussuchen kannst. Von mir aus kannst du auch das größte haben. Ich ziehe dann um.«

»Hör auf«, sagt sie panisch.

»Und ich hätte gerne eine Liste mit deinen Vorsorgeterminen, damit ich mir für die Tage freinehmen kann.«

Sie hebt abwehrend die Hand. »Jetzt mal langsam, Fisher.«

Ich trinke mein Bier aus. »Ich möchte meinen Teil beitragen.«

Sie schüttelt den Kopf und heftet den Blick auf die Tischplatte. »Das geht alles viel zu schnell. Du solltest erst mal darüber schlafen und in Ruhe über alles nachdenken. Und überhaupt – ich kann nicht bei dir einziehen.«

Sie steht auf, verlässt die Küche und nimmt auf dem Weg zur Haustür ihre Handtasche.

»Wo willst du hin?«

»Scheiße! Kannst du mich bitte einfach zu meinem Wagen fahren?« Sie steht mit vor dem Bauch verschränkten Händen an der Tür und wartet.

»Erst wenn wir alles besprochen haben. Warum willst du nicht hier einziehen?«

»Weil …« Sie sieht mich an, als wäre ich nicht ganz bei Trost.

»Mein Haus liegt näher an der Klinik, und falls dir was passiert, bist du nicht allein. Weißt du, wie oft ich Menschen tot in ihrer Wohnung finde, die allein gelebt haben?«

Sie ringt die Hände. »Ich telefoniere jede Woche mit meinen Eltern. Wenn ich mich nicht melde, würde es jemandem auffallen. Und wenn ich eine Schicht in der Klinik verpasse, würde das auch auffallen. Dori Bailey gehört das Haus, in dem ich meine Wohnung habe. Verdammt, ich kann nicht mal meine Nudeln zu lange im Kochwasser lassen, ohne dass sie es mitkriegt. Ganz abgesehen davon lebe ich seit Jahren allein.«

»Aber nicht schwanger.« Ich zeige auf ihren Bauch.

Sie stößt langsam den Atem aus und holt gleich darauf tief Luft, als wäre sie in einem Hot-Yoga-Kurs. »So habe ich mir das alles nicht vorgestellt.«

Ich glaube, sie redet eher mit sich selbst als mit mir. »Ich mir doch auch nicht.« Ich mache einen Schritt auf sie zu.

»Ich soll direkt neben dir schlafen?«

»Du bist auch jederzeit in meinem Bett willkommen. War da nicht irgendwas mit Schwangerschaftshormonen?« Nikki konnte während ihrer Schwangerschaft kaum die Finger von Logan lassen.

Allie schüttelt den Kopf, auch wenn ihr die Röte ins Gesicht steigt. »Ich will nicht mit dem Mann schlafen, mit dem ich einen One-Night-Stand hatte und der danach meine Anrufe ignoriert hat.«

Ich knirsche mit den Zähnen. »Du wusstest vorher, was für ein Typ ich bin. Das habe ich dir an dem Abend klar gesagt.«

»Keine Angst, ich will nichts mehr von dir. Nicht mal einen Orgasmus.«

»Zieh trotzdem bei mir ein. Nach der Geburt können wir uns immer noch eine längerfristige Lösung überlegen. So sparst du auch Geld.« Ich mache einen Schritt auf sie zu. Mein ganzer Körper ist angespannt, als stünde sie auf dem Dach eines hohen Gebäudes und wollte springen, und ich müsste es ihr ausreden.

»Danke, aber nein.«

Ihre Weigerung, auch nur über meine Idee nachzudenken, frustriert mich maßlos. »Warum denn nicht?«

Mein Brustkorb zieht sich zusammen, als ich daran denke, wie sie ganz alleine in Lake Starlight in ihrer Wohnung sitzt. Wir kennen uns gut genug, dass ich weiß, dass sie keine Familie in der Gegend hat. Und ihre beste Freundin Stella ist eine vielbeschäftigte Frau.

»Darum.«

Meine Wut droht überzukochen. »Warum nicht?«

Sie öffnet den Mund, macht ihn jedoch noch einmal zu, ehe sie antwortet. »Ich habe mir das als junges Mädchen auch anders vorgestellt, weißt du?«

Ich nehme ihr die Tasche ab und lege sie auf den Tisch neben der Tür. Dann führe ich sie zur Couch. Wir müssen in Ruhe über alles sprechen, und das geht nicht, während wir im Flur herumstehen.

»Du meinst die Schwangerschaft?«

Sie sinkt auf die Couch, und ich setze mich neben sie. »Ich wollte, dass es so wird wie im Märchen.«

»Dann glaube ich kaum, dass du mich zum Ehemann willst.«

Eine Träne läuft ihr über die Wange, und ich unterdrücke den Drang, sie wegzuwischen. »Ich wollte einen Mann, der mich von ganzem Herzen liebt und sich nicht vorstellen kann, ohne mich zu sein. Wir würden heiraten und irgendwann geplant Kinder bekommen, und wir würden unser Leben lang zusammenbleiben. Ich habe all die Jahre auf so einen Mann gewartet. Und jetzt wurde ich von einem tätowierten Sheriff geschwängert, der keine Familie will, und ich muss mir um Sorgerecht und Besuchsregelungen Gedanken machen und …« Ein Schluchzen schüttelt ihren Körper.

Ich beuge mich zu ihr und tätschle ihr sanft den Rücken, um sie zu trösten, ohne sie zu umarmen. »Das kannst du immer noch haben. Wenn das Baby auf der Welt ist.«

»Du glaubst doch nicht mal an die Liebe«, murmelt sie und vergräbt das Gesicht an meiner Brust. »Du hältst nichts von monogamen Beziehungen, und Kinder möchtest du auch nicht.«

Die Wahrheit schmerzt wie ein Peitschenhieb. Ich bin der ungeeignetste Mensch, an den sie in so einer Situation geraten konnte. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht bereit bin, Verantwortung zu übernehmen.

»Ich glaube sehr wohl an die Liebe. Eins meiner Geschwister nach dem anderen erliegt dem, was sie als wahre Liebe bezeichnen. Ich kann mir das bloß nicht für mich vorstellen. Dafür gibt es Gründe, aber die spielen jetzt keine Rolle. Wir leben nicht im neunzehnten Jahrhundert, Allie. Du kannst immer noch die Liebe deines Lebens finden, selbst wenn du ein Kind aus einer anderen Beziehung hast.«

»Von einem One-Night-Stand. Es war nicht mal eine Beziehung.« Sie schluchzt und vergräbt vor Scham das Gesicht in den Händen.

»Du wirst auf jeden Fall irgendwann den Richtigen finden.«

Sie zieht die Nase hoch, macht sich von mir los und trocknet sich die Tränen. »Entschuldige.«

»Schon gut. Ich weiß, in der Schwangerschaft spielen manchmal die Hormone verrückt.«

Sie sieht mich durch zusammengekniffene Augen an. »Ich muss nach Hause. Bitte, bring mich zu meinem Auto.«

Doch ich sehe ihre geröteten Augen und die dunklen Schatten darunter. Sie sieht zu Tode erschöpft aus.

»Bleib wenigstens über Nacht.«

Sie lacht spöttisch. »Ich schlafe nicht mit dir.« Sie presst die Hände in die Polster und stemmt sich in die Höhe, doch ich halte sie an der Hand fest, ehe sie allzu weit gekommen ist.

»Du bist todmüde, und es ist schon spät. Du kannst in meinem Bett schlafen, ich nehme Jeds altes Zimmer.«

Molly hat ein neues Bett verlangt, also hat er sein altes hier gelassen.

»Es geht schon. Ich bin bloß ein bisschen erledigt. Ich habe die letzten Monate in einer Arztpraxis gearbeitet, deshalb bin ich es nicht mehr gewohnt, so lange auf den Beinen zu sein.«

Ich versuche es mit einer neuen Taktik. »Das würde mir ersparen, dich zu deinem Auto zu bringen und dir nach Hause zu folgen.«

Sie schüttelt den Kopf, so wie Rylan es früher immer gemacht hat, wenn er sein Gemüse nicht essen wollte. »Du bist nicht mein Beschützer.«

»Bitte bleib.«

Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll, um sie zu überzeugen, doch zwei Minuten später gibt sie nach, und wir gehen nach oben in mein Zimmer, wo ich ein T-Shirt und Shorts für sie hole, in denen sie schlafen kann.

»Gute Nacht, Allie«, sage ich und bleibe im Türrahmen stehen.

»Danke. Gute Nacht.«

Wir stehen noch einen Moment lang in unbeholfenem Schweigen da, dann verschwindet sie im angrenzenden Bad, und ich lasse sie in Ruhe.

Ich gehe in Jeds altes Zimmer und lasse mich auf die Bettkante sinken. Ich denke daran, wie sehr sich mein Leben bald verändern wird. Vielleicht war es eine etwas impulsive Entscheidung, aber es wäre wirklich das Beste, wenn Allie hier einzieht. Sie sollte nicht allein sein. Von hier aus ist es längst nicht so weit bis zum Krankenhaus. Wenn ich auf der Arbeit bin, hat sie ihre Ruhe, und zugleich ist meine Familie nicht weit weg. Falls etwas passiert und ich gerade nicht verfügbar bin, kann jemand nach ihr sehen.

Ich stehe auf, ziehe mir das Hemd aus und lege es auf den Stuhl, den Jed ebenfalls zurückgelassen hat. Anscheinend wollte Molly kein Möbelstück in ihrem neuen Zuhause haben, in oder auf dem er schon mal eine andere Frau gevögelt hat. In dem Moment wird mir bewusst, dass ich meine Shorts vergessen habe. Ich hasse es, in Unterhosen zu schlafen. Sie sind viel zu eng, und nackt will ich auch nicht ins Bett gehen. Das käme mir komisch vor, jetzt, wo Allie im Haus ist.

Ich gehe zurück durch den Flur zu meinem Zimmer und lege die Hand an den Türknauf. Ich klopfe leise, weil ich davon ausgehe, dass sie bereits eingeschlafen ist. Das Ausbleiben einer Antwort bestätigt mich in meiner Vermutung, also öffne ich leise die Tür und trete ein.

»Fisher!«, ruft Allie. Sie ist gerade aus dem Bad gekommen und auf dem Weg zum Bett, wo ihre Sachen liegen – und sie ist nackt.

Ich bleibe wie angewurzelt stehen und starre sie an. Ihr Körper sieht ganz anders aus als in der Nacht, als wir Sex hatten. Der Bauch, den ich unter ihrer locker sitzenden Kleidung nur erahnen konnte, sieht jetzt deutlich größer aus. Auch ihre Brüste sind gewachsen, und großer Gott, ich werde ganz hart bei dem Gedanken daran, meinen Schwanz zwischen ihnen zu reiben.

»Tut mir leid«, sage ich hastig, ohne mich vom Fleck zu rühren.

»Raus!«, ruft sie, schnappt sich das T-Shirt und hält es sich vor den Körper.

»Tut mir leid.« Ich schließe die Tür und lehne von außen die Stirn dagegen. Verdammt, sie sieht immer noch unfassbar sexy aus. Jetzt muss ich mich selbst befriedigen, während ich mir den Sex mit ihr vorstelle, weil ich sonst garantiert nicht einschlafen kann.

Ich wünschte nur, ich müsste es nicht in Jeds Bett tun.

Kapitel 4

»Die Zeit ist um. Ich war sehr geduldig. Belohn mich.«Fisher

Allie

Ich kann nicht glauben, dass ich mich in diese Lage gebracht habe.

Fisher schläft noch, und ich sitze fest, weil niemand kommen und mich abholen kann. Ich könnte mir ein Uber rufen, aber in dieser Stadt verbreiten sich Neuigkeiten schneller, als mir lieb ist. Dass ich frühmorgens von Fisher Greenes Haus abgeholt werde, soll nach Möglichkeit nicht Thema der nächsten »Skandal in Sunrise«-Folge werden.

Ich rufe den einzigen Menschen an, der mir einfällt, wenn ich nicht den ganzen Weg zur Klinik laufen will.

»Und …«, meldet sich Kingston an Stellas Telefon. »Weiß der Typ schon Bescheid?«

Stellas Ehemann Kingston arbeitet bei der Feuerwehr, außerdem gehört ihm die Hälfte des Sportkomplexes, in dem die meisten Kinder und Jugendlichen im Umkreis trainieren. Und er weiß mehr über meine Privatangelegenheiten, als er sollte.

»Wo ist denn deine wundervolle Frau?«, frage ich ihn.

»Windeln wechseln. Du hast Glück, dass du mich erwischt hast.« Im Hintergrund ist Lärm zu hören. »O Mann, Maven, was hast du angestellt?«

»Und du passt auf Maven auf, während Stella sich um das Baby kümmert?«

Ich beneide Kingston und Stella darum, wie gut es ihnen gelingt, sich die Arbeit mit den Kindern zu teilen. Vor allem, weil sie gerade ein Neugeborenes haben.

»Was das angeht, hat sie mir gegenüber einen entscheidenden Vorteil.« Er lacht, während Maven im Hintergrund zu weinen beginnt.

»Ach, Mist. Warte kurz. Alles in Ordnung, Schätzchen. So was kommt vor. Manchmal kleckert man eben.«

Sie schluchzt weiter.

»Ich gebe dich mal an Stella weiter. Ich muss meine perfektionistische Tochter trösten.« Mit einem Stöhnen steht er auf – vom Fußboden in Mavens Spielzimmer, nehme ich an. »Stella?«

»Schhh … ich konnte sie endlich ins Bettchen legen«, sagt Stella.

»Ins Bettchen legen? Das geht nicht. Ich habe heute noch so viel zu erledigen, und sie sollte währenddessen schlafen«, klagt Kingston. Ich glaube, er hält den Lautsprecher des Telefons zu, aber ich kann ihn trotzdem hören, wenn auch gedämpft.

»Säuglinge schlafen nicht auf Kommando«, sagt Stella.

Auf einmal klingt seine Stimme wieder deutlich. »Hier ist sie. Sag mir Bescheid, wenn ich jemanden verprügeln soll. Ich weiß, er ist der Sheriff, aber ich da kenne Leute.«