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Na toll! So einer hat mir noch gefehlt! Ärgerlich pustet sich die hübsche Sophie eine vorwitzige Strähne aus der Stirn. Seit ihrem ersten Tag am Elisabeth-Krankenhaus geht ihr der Kollege Leon gehörig auf den Wecker! Die anderen Ärztinnen umschwärmen ihn wie Motten das Licht, und Leon sonnt sich in der weiblichen Bewunderung! Ach, er ist einfach zu gut aussehend, zu charmant, einfach zu ... alles! Er ist wie Tim, denkt Sophie, und ein feiner Stich fährt ihr ins Herz. Die bittere Enttäuschung, die ihr Ex-Verlobter ihr zugefügt hat, hat sie noch längst nicht verwunden. Und ohne es zu wissen, lässt sie es Leon ausbaden ...
Da ist ihr doch der Mann lieber, mit dem sie an einsamen Abenden auf einer Dating-Plattform chattet. Bei diesen "Unterhaltungen" fühlt sie sich so verstanden. Sie verliebt sich in diesen Mann, den sie nie gesehen hat. Erst bei ihrem ersten Date kommt heraus, wer er ist. Eine Romanze, die für ihr armes - und krankes - Herz nicht ohne Folgen bleibt ...
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Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Lass mich dein Herz heilen!
Vorschau
Impressum
Lass mich dein Herz heilen!
Wie schnell die Zeit vergeht! Aus der kleinen Sophie ist eine intelligente, gut aussehende Frau geworden. Sophie ist die Tochter eines Freundes und ich kenne sie, seit sie ein kleines Mädchen ist. Als angehende Chirurgin beginnt sie bei uns im Elisabeth-Krankenhaus nun ihre Assistenzarztstelle, und ihr Vater hat mich gebeten, ein Auge auf sie zu haben. Denn seit ihrer Geburt leidet Sophie an einem Vorhofseptumdefekt, einem Loch zwischen den Vorhöfen des Herzens.
Sophie wird sicherlich einmal eine hervorragende Ärztin, so begabt und engagiert, wie sie ist. Doch sie muss Stress und Anspannung unbedingt vermeiden! Bisher hat sie sich wunderbar bei uns eingelebt – nur unser Klinik-Herzensbrecher Leon Felder ist ein tägliches Ärgernis für sie ...
»Das ist ja schön, dich mal wieder zu sehen.« Andrea Bergen lächelte, als sie für Ralph Schweiger noch ein Stück vom Kuchen abschnitt und eine große Portion Sahne daneben platzierte. »Wie lange ist das her? Fünf Jahre?«
»Mindestens«, meinte er schmunzelnd. »Es ist auch sehr nett, mal wieder hier in der Stadt zu sein. Ich freue mich, dass meine Fortbildung mich ausgerechnet hierher geführt hat und wir uns mal wieder treffen.«
»Eigentlich müssten wir noch mal durch die Kneipen ziehen, wie damals zu Studentenzeiten«, warf Andreas Mann Werner gut gelaunt ein.
Andrea konnte darüber nur grinsen. »Mein Lieber, diese wilden Jahre liegen hinter dir. Mittlerweile musst du dich drei Tage lang von einem Kater auskurieren.«
Werner zog eine Grimasse. »Warum musst du immer so schrecklich recht haben?« Liebevoll lächelte er seine Frau an. Dann wandte er sich an seinen alten Studienfreund. »Also erzähl mal, Ralph. Was treibt dich hierher? Abgesehen davon natürlich, dass du über alte Zeiten schwadronieren wolltest, wenn dich die Arbeit schon mal hierher in die Stadt führt. Du hast am Telefon angedeutet, es gibt was zu besprechen.«
Die drei Mediziner saßen im Garten der Bergens unter einem blühenden Kirschbaum. Ein Stück entfernt saß Werners Mutter Hilde in einem Liegestuhl auf der Terrasse und schmökerte in einem Krimi.
Töchterchen Franzi hatte eine Freundin zu Besuch; die beiden Zwölfjährigen wanderten Seite an Seite durch den Garten, steckten die Köpfe zusammen und tuschelten angeregt. Lächelnd blickte Andrea ihnen hinterher. Sie konnte sich denken, dass es vielleicht um Jungs ging. Allmählich kam Franzi in ein Alter, in dem das Thema interessant wurde.
Werner und Ralph kannten sich seit dem Studium. Während Werner nach der Schule ziemlich schnell gewusst hatte, welcher Weg der richtige für ihn war, hatte Ralph erst ein komplettes Jura-Studium hinter sich gebracht und dann, nachdem er einen Burnout hatte, noch mal komplett neu angefangen. Die Juristerei war nicht das, was er für den Rest seines Lebens ausüben wollte, also hatte er kurzerhand einen Neustart gewagt und sich der Medizin zugewandt.
So war er mit Werner in den medizinischen Erstsemester-Vorlesungen gelandet. Dass Ralph zu dem Zeitpunkt schon eine Ecke älter war als Werner, hatte der Freundschaft nie geschadet. Sie hatten sich auf Anhieb wunderbar verstanden.
Die Partynächte in den Studentenkneipen, an die Werner so nostalgisch dachte, waren allerdings selten vorgekommen. Ralph hatte damals nämlich schon eine kleine Tochter gehabt und war deswegen viel zu Hause bei seiner Familie gewesen, statt mit den anderen Studenten durch die Kneipen zu ziehen.
Beide Mediziner hatten die gleiche Richtung eingeschlagen und waren Kinderärzte geworden. Während Werner seine Praxis aber hier in einem Anbau der Jugendstilvilla eingerichtet hatte, hatte es Ralph mit seiner Familie nach Hamburg verschlagen, wo er seitdem praktizierte.
Dr. Andrea Bergen hatte sich als Notärztin für einen ganz anderen Karriereweg entschieden. Sie hatte in München studiert.
Ralph schob sich einen großen Bissen vom Streuselkuchen in den Mund. »Richtig. Ich wollte was mit euch besprechen. Mit Andrea, um genau zu sein.«
»Mit mir?«, wiederholte sie überrascht.
Er nickte. »Meine Älteste fängt demnächst als Assistenzärztin an. Hier im Elisabeth-Krankenhaus.«
»Etwa die kleine Sophie?«, rief Werner verblüfft aus. »War die nicht gerade noch in der Schule?«
Ralph lachte. »Ja, die Zeit verfliegt wie verrückt. Passt auf, ehe ihr euch's verseht, ist Franzi auch erwachsen. Sophie hat sich für ein Medizinstudium entschieden. Sie tritt in meine Fußstapfen.« Der Stolz war ihm deutlich anzuhören. »Allerdings will sie nicht Kinderärztin werden, sondern Chirurgin.«
»Das freut mich. Sie wird sicher erfolgreich sein«, sagte Andrea herzlich. »Ich habe sie als sehr kluges Mädchen in Erinnerung.«
»Das ist sie auch. Intelligent und ehrgeizig.« Ein Schatten huschte über Ralphs Gesicht. »Aber ich mache mir Sorgen. Darum wollte ich mit euch reden. Sophie ist sehr sensibel, und gerade macht sie eine schwierige Phase durch. Hat sich von allen Freunden distanziert. Ihr müsst wissen, letztes Jahr hat sie eine herbe Enttäuschung erlebt.«
»In der Liebe?«, hakte Andrea nach, als er nicht weitersprach. Sein Tonfall hatte Bände gesprochen, darum hatte sie das vermutet.
Ralph nickte und schaute wütend drein. »Sie ist auf einen miesen Kerl hereingefallen. Ein Strohfeuer, mehr war das nicht. Sie waren kaum ein Jahr zusammen, da hat er um ihre Hand angehalten. Ich muss wohl nicht dazusagen, dass Maria und ich überhaupt nicht einverstanden waren. Es war ihre erste große Liebe, da war sie natürlich nicht offen für Argumente. Wir konnten uns den Mund fusselig reden, es hat nicht geholfen. Sie schwebte im siebten Himmel und wollte diesen Tim unbedingt heiraten. Also haben wir zähneknirschend eingewilligt, war blieb uns anderes übrig?«
»Aber es war ein Fehler«, vermutete Andrea leise.
Ralph nickte und seufzte tief. »Wenn der mit vor die Finger kommen würde ... Ich könnte ihn schlagen für das, was er meiner Tochter angetan hat. In ihrem Brautkleid vor allen Leuten hat er sie stehen gelassen. Unser Mädchen war am Boden zerstört. So haben Maria und ich sie überhaupt noch nie erlebt. Unsere Kleine ...«
Noch ein Seufzen kam über seine Lippen. »Sie hat das Schlimmste überwunden, aber ich denke, sie hat immer noch sehr daran zu knabbern, auch wenn sie das nicht zugeben will. Seither hat sie sich sehr zurückgezogen. Es wäre mir sehr lieb, wenn du sie im Elisabeth-Krankenhaus ein bisschen unter deine Fittiche nehmen könntest, Andrea. Sie ist erwachsen, ja, aber ... Sie ist doch immer noch unser Kind. Wir machen uns Sorgen und wollen sichergehen, dass es ihr gut geht, wenn sie so weit weg von zu Hause ist.«
»Natürlich«, versprach Andrea sofort. »Nichts lieber als das. So ein Neustart in einer fremden Stadt ist nie leicht. Und frisch von der Uni beziehungsweise direkt nach dem Praktischen Jahr als Assistenzärztin zu starten, ist ohnehin eine Herausforderung. Ich habe sehr gern ein Auge auf Sophie.«
Erleichtert sah Ralph sie an. »Danke. Da fällt mir wirklich ein Stein vom Herzen.« Er stocherte in seinem Kuchen. »Vielleicht sind meine Frau und ich da etwas übervorsichtig und machen uns zu viele Sorgen um Sophie. Aber das lässt sich schwer abstellen. Von Anfang an mussten wir Angst um sie haben. Ich glaube, ich habe das nie erzählt – auch dir nicht, Werner, oder? Sophie kam mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt.«
»Oh? Das wusste ich nicht«, sagen Andrea und Werner gleichzeitig, fast wie aus einem Munde.
»Was genau denn?«, fragte Werner nach; seine Stirn war sorgenvoll gerunzelt.
»ASD. Ein Vorhofseptumdefekt«, antwortete Ralph leise.
Andrea nickte verständnisvoll. Sie musste nicht nachfragen, was genau das war; sie wusste es auch so. Sophie hatte ein Loch in der Scheidewand zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens.
»Wie kommt sie damit zurecht?«, fragte sie.
Ralph seufzte und schob den Teller von sich. Er hatte das halbe Kuchenstück gegessen, doch bei diesem Thema hatte ihn der Appetit verlassen.
»Sophie ist ein starkes Mädchen. Obwohl oder gerade weil sie so sensibel ist. Der Herzfehler macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn sie unter Stress leidet oder sich zu sehr anstrengt. Aber davon hat sie sich nie bremsen lassen. Ihr war immer schon klar, dass sie Menschen helfen will. Das ist einfach ihre Bestimmung. Ich zweifle nicht daran, dass sie alles schaffen kann, was sie sich in den Kopf setzt. Trotzdem wäre mir wohler, wenn ich wüsste, dass jemand ein Auge auf sie hat.«
Andrea legte ihre Hand auf Ralphs. »Das mache ich gerne. Ich gebe ihr ein wenig Starthilfe und habe im Blick, ob es ihr gut geht. Das ist doch selbstverständlich.«
***
Die Vormittagssonne stieg immer höher, der morgendliche Berufsverkehr war längst abgeklungen. Es war ein ruhiger, warmer Tag, doch das Martinshorn zerriss die Idylle.
Mit eingeschaltetem Blaulicht raste der Rettungswagen durch die Straßen der Stadt. Mit ihrem engagierten Team, dem Rettungsassistenten Ewald Miehlke und dem Rettungssanitäter Jupp Diederichs, war Andrea zu diesem Notarzteinsatz gerufen worden.
Ein Herz-Kreislauf-Notfall in einem nahegelegenen Park, das ließ zumindest die Meldung vermuten. Besorgte Passanten hatten den Notruf gewählt. Ein älterer Mann hätte kreidebleich und zitternd auf einer Bank gesessen und über Schmerzen in der Brust geklagt.
»Wir sind da, weiter komme ich nicht«, sagte Jupp knapp und hielt den Wagen an.
Andrea schnappte sich ihren Notarztkoffer. Jetzt durfte keine Zeit verloren werden, jede Minute konnte zählen. Sie hastete los, den schmalen Kiesweg entlang, der zwischen Sträuchern und Beeten hindurchführte.
Lange mussten sie nicht suchen. Eine Menschentraube hatte sich um den Patienten gebildet. Immer noch saß er auf der Parkbank, leicht vornübergebeugt, und hatte beide Hände auf die Brust gepresst.
Andrea lief zielstrebig auf ihn zu. Obwohl Eile geboten war, lächelte sie ihn freundlich an, um ihn zu beruhigen.
»Haben Sie keine Angst. Ich bin Andrea Bergen, ich bin Notärztin. Mein Team und ich kümmern uns jetzt um Sie. Können Sie mir sagen, wie Sie heißen und was passiert ist?«
Während sie das mit ruhiger Stimme sagte, begann sie bereits, alles für die Untersuchung vorzubereiten. Ewald und Jupp fingen an, die notwendigen Vitalparameter zu überwachen.
»Peter ... Peter Schmidt«, brachte der Mann hervor. Er klang etwas atemlos. »Ich wollte ... spazieren gehen. Wie jeden Vormittag. Aber etwas war anders. Mir war unwohl. Ich dachte, es wird schon verfliegen. Doch dann ...« Er verzog das Gesicht. »Dann wurden die Schmerzen schlimmer.«
Er presste die Hände fester auf seine Brust, als wollte er demonstrieren, wo der Schmerz saß.
Andrea entschied sich, eine Elektrokardiogramm-Untersuchung durchzuführen, um die Herztätigkeit zu überwachen. Sie zog besorgt die Augenbrauen zusammen: Das EKG zeigte Anzeichen von Herzrasen, was auf eine Herzrhythmusstörung hindeutete.
Ohne Zeit zu verlieren, verabreichte Andrea dem Patienten Medikamente, um den Herzrhythmus zu stabilisieren.
Alles ging ganz schnell. Das Team arbeitete perfekt zusammen, wie ein Uhrwerk griffen alle ineinander. Ewald bereitete die Übertragung der Informationen an das Elisabeth-Krankenhaus vor, um die Aufnahme vorzubereiten. Jupp sorgte dafür, dass der Weg für den Abtransport von Herrn Schmidt frei war.
Nicht lange, dann war der Rettungswagen auf dem Rückweg ins Krankenhaus – mit Peter Schmidt, der erfolgreich stabilisiert werden konnte.
Sobald sie in der Klinik angekommen waren und den Patienten übergeben hatten, tauschten Andrea, Jupp und Ewald ein erleichtertes Lächeln aus. Längst nicht jeder Einsatz ging glimpflich aus; immer wieder wurden sie zu dramatischen Notfällen gerufen, bei denen jede Hilfe zu spät kam. Umso dankbarer waren sie für Tage wie diesen: Peter Schmidt würde es schaffen, er schwebte nicht in akuter Lebensgefahr.
***
Nach diesem Einsatz schaute Andrea auf die Uhr: Schon fast Mittag, stellte sie fest. Eilig sah sie sich nach Sophie Schweiger um. Sie hatte Ralph doch versprochen, seine Tochter ein wenig unter ihre Fittiche zu nehmen. Heute war Sophies erster Arbeitstag am Elisabeth-Krankenhaus, und Andrea wollte gern mal sehen, wie es ihr ging.
»Da bist du«, sagte sie lächelnd, als sie Sophie entdeckt hatte. »Ich wollte gerade Mittagspause machen und im Casino eine Kleinigkeit essen. Möchtest du dich mir vielleicht anschließen?«
»Ins Casino?« Sophie machte große Augen.
Andrea musste über den verdutzten Gesichtsausdruck lachen. »Ich rede von keiner Spielhalle. Das Personalrestaurant hier im Krankenhaus heißt so.«
Verlegen lachte Sophie. »Ach so. Klar, ich komme gerne mit.«
Im Casino wurden sie von Mariechen Brückmann herzlich begrüßt. »Ah, die Neue. Sophie, oder? Was darf es sein?«
»Die Suppen hier sind wirklich gut, wenn ich dir einen Tipp geben kann«, meinte Andrea gut gelaunt. »Genau das Richtige, um sich an einem anstrengenden Arbeitstag zu stärken.«
Mit zwei Tellern Suppe nahmen sie an einem ruhigen Ecktisch Platz.
»Und, wie läuft es so?«, fragte Andrea. »Wie ist der erste Eindruck?« Dabei hatte sie schon das Gefühl, dass es Sophie ganz gut ging.
Die hübsche junge Frau mit dem honigblonden Haar und den sanften, moosgrünen Augen lächelte zufrieden.
***
Unzählige neue Eindrücke waren den ganzen Nachmittag über auf Sophie eingeprasselt. Es war anstrengend, aber auch wunderbar; genau das, was sie sich vom Arbeitsalltag im Krankenhaus erhofft hatte. Eine Mittagspause und die heiße Suppe konnte sie jetzt wirklich gut gebrauchen.
Dankbar erwiderte sie Andreas Lächeln. Es tat gut, hier in der neuen Stadt bereits jemanden zu kennen, wenngleich es nur Freunde ihres Vaters waren. So war sie nicht ganz auf sich allein gestellt.
Vor ihren Eltern versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen, damit diese sich keine Sorgen machten, doch ein wenig mulmig war es Sophie schon, zum ersten Mal für einen längeren Zeitraum so weit von zu Hause weg zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen.
»So weit alles gut, vielen lieben Dank«, antwortete sie aufrichtig. »Es ist so viel zu lernen, aber das ist ja auch gut. Mir schwirrt ehrlich gesagt der Kopf.«
Andrea lachte. »Das ist ganz normal am Anfang. Du wirst dich bestimmt rasch einleben.«