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Handys werden gezückt, und Jubel brandet auf, als sich die bezaubernd schöne Influencerin unter die Gäste der Sommerparty mischt. Luise Hofmann ist es gewohnt, sich in der Bewunderung ihrer Follower zu sonnen. Viele sind heute extra gekommen, um sie auf dem Event der Kosmetikfirma zu treffen und die neuesten Sommerfarben an ihr zu sehen.
Nur dem Fotografen Milan Wolf missfällt das alles. Er macht vor Luise keinen Hehl daraus, dass er Influencer wie sie verachtet, und nur, weil er dafür bezahlt wird, auf diesem oberflächlichen Event fotografiert. Verletzt wendet sie sich von ihm ab und dem herrlichen Eisstand zu. Mit professioneller Begeisterung verspeist sie mehrere knallbunte Kugeln und lädt die Fotos davon auf ihrem Kanal luise_inspires hoch.
Zu diesem Zeitpunkt ahnt sie noch nicht, dass dieses Eis zu ihrem schlimmsten Albtraum wird und der arrogante und unverschämt gut aussehende Milan Wolf am Ende mit manchem recht behalten wird ...
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Luises süßer Albtraum
Vorschau
Impressum
Luises süßer Albtraum
Die Sorge um eine bildhübsche, junge Frau begleitet mich heute in den Feierabend. Denn vorhin haben wir die Influencerin Luise Hofmann mit einer schweren Sepsis ins Elisabeth-Krankenhaus gebracht. Ihr Leben hängt nur noch an einem seidenen Faden!
Scheinbar war sie unvernünftiger, als ich es von ihr erwartet habe. Nach ihrer Salmonellenvergiftung haben wir ihr dringend zu einem ruhigeren Lebensstil und einer strengen Diät geraten: vorerst kein Alkohol, kein Fisch – nur Schonkost. Doch daran scheint Luise sich nicht gehalten zu haben. Der Druck, ihre fast eine Million Follower auf ihrem gefeierten Social-Media-Kanal mit Fotos aus ihrem schillernden Leben und mit Party-Posts aus Szenebars zu bedienen, ist wohl zu groß gewesen!
Doch jetzt geht es nicht mehr um Follower, sondern um ihr Leben! Ich hoffe inständig, dass Luise die nächste Nacht überlebt und dass sie die Chance bekommt, zu begreifen, was wirklich im Leben zählt ...
Strahlend schien die Sonne auf den Park hinter dem Stadtschloss herab. Die stilvolle Gartenanlage war ganz in Pastellfarben und mit knallbunten Akzenten dekoriert, Bänder flatterten im Wind, und alles versprühte einen Hauch von Sommerzauber und Leichtigkeit.
Auf den weiß eingedeckten Tischen standen Blumenarrangements in sanften Rosa- und kräftigen Pinknuancen. Und zwischen den Blumen wurden die eigentlichen Highlights des Events zur Schau gestellt: Lidschatten, Lippenstifte und schimmernde Puder einer beliebten Kosmetikmarke: Divine Cosmetics. Heute wurden die neuen Sommerfarben der Make-up-Linie ganz groß präsentiert.
Inmitten dieses farbenfrohen Ambientes fanden sich nach und nach die geladenen Influencer und Gäste ein, alle gekleidet in luftige Sommer-Outfits, die die Frische und Leichtigkeit der Jahreszeit einfingen. Die Gäste wurden von freundlichen Mitarbeitern der Marke begrüßt, die ihnen mit einem strahlenden Lächeln ein erfrischendes Glas Eistee oder einen spritzigen Sommercocktail servierten.
Luise Hofmann nahm ihren Fruchtcocktail entgegen und nippte daran. Zufrieden sah sie sich um. Was für ein schönes Event! Solche Veranstaltungen zählten zu den Aspekten, die sie an ihrem Beruf als Influencerin am meisten liebte. Mittlerweile war sie längst so erfolgreich, dass sie häufig eingeladen wurde. Und jeden Moment davon genoss sie in vollen Zügen.
»Luise, oder? Vom Kanal luise_inspires?«, zwitscherte eine junge Frau aufgeregt. »Könntest du mir ein Autogramm geben? Hier, auf meine Handyhülle? Und darf ich ein Foto von uns beiden gemeinsam machen?«
»Na klar, gerne«, erwiderte Luise lässig.
Vor ein paar Jahren war es für sie das Größte gewesen, wenn sie auf der Straße erkannt und um ein Autogramm gebeten worden war. Sie hatte sich dann wie ein richtiger Promi gefühlt, wie ein waschechter Star.
Doch mittlerweile hatte sie mit ihrem Instagram-Account luise_inspires fast eine Million Follower erreicht. In der Öffentlichkeit erkannt zu werden war jetzt Alltag für sie. Schon lange war sie deswegen nicht mehr aufgeregt.
Routiniert signierte sie die Handyhülle des Fans und posierte lächelnd für ein paar Fotos. Sie wusste, dass jedes Foto gut gelungen war. Schließlich war ihr das perfekte Lächeln längst in Fleisch und Blut übergegangen. Ihre Haare waren wie immer glänzend und gestylt, ihr Make-up schimmerte frisch und sommerlich.
Auch ihr Outfit passte perfekt zum Stil des Events, sie hatte sich für eine farbenfrohe, sommerliche Bluse eines bekannten Designers entschieden. Bezahlt hatte sie dafür keinen Cent, denn der Designer war mit ihr eine Kooperation eingegangen: Sie bekam kostenlos tolle Klamotten zur Verfügung gestellt, im Gegensatz verlinkte sie ihn auf ihren Fotos und machte so Werbung für ihn.
Gut gelaunt schlenderte Luise weiter. Auf einem eleganten Büffet waren kunstvoll arrangierte Leckereien ausgestellt. Doch das Highlight war zweifellos die Eistheke, die eine Vielzahl von köstlichen Speiseeissorten in verschiedenen Pastellfarben präsentierte.
Von cremigem Vanille- über fruchtiges Erdbeereis bis hin zu erfrischendem Zitronensorbet war für jeden Geschmack etwas dabei. Die Gäste konnten sich ihr Lieblingseis aussuchen und es mit einer Vielzahl von Toppings und Saucen verfeinern.
Luise entschied sich für Erdbeereis mit weißen Schokoladenstückchen und Pistaziensoße. Bevor sie es sich schmecken ließ, machte sie mit ihrem Handy zahlreiche Fotos von sich und der süßen Leckerei.
Jeder Moment ihres Lebens wurde mit der Handykamera dokumentiert, das galt natürlich ganz besonders für solche Events. Sie machte einen Kussmund, lächelte dann wieder, drehte das Gesicht hin und her, um sich selbst im optimalen Licht einzufangen.
Zufrieden betrachtete sie die Fotos, tippte noch ein wenig Text dazu und lud sie dann auf ihrem Social-Media-Profil hoch.
Damit war es aber noch nicht getan. Sie startete ein Video und lächelte jetzt noch strahlender in die Kamera.
»Hey, meine Schönheiten!«, flötete sie in ihr Handy und wusste dabei, dass Hunderttausende Leute ihr aufgenommenes Video in wenigen Augenblicken sehen würden. »Ich bin hier gerade auf dem Event von Divine Cosmetics angekommen. Alles steht im Zeichen der Sommerfarben! Denn gleich habe ich die Möglichkeit, die neue Kollektion zu sehen und all die tollen, neuen Lidschatten und Lippenstifte auszuprobieren. Spannend, oder? Schreibt mir in euren Kommentaren unbedingt mal, ob ihr selbst schon Produkte von Divine Cosmetics ausprobiert habt.« Sie lächelte noch strahlender. »Ich finde ja, die machen einfach die cremigsten Lippenstifte. Richtig toll pigmentiert für einen perfekten Kussmund. Ich kann es kaum erwarten, die neuen Farben zu sehen. Aber zuerst lasse ich mir dieses Eis schmecken.«
Sie war nicht die Einzige, die in ihr Handy sprach oder sich selbst fotografierte. Die meisten der eingeladenen Gäste waren Influencer, waren entweder auf Instagram oder YouTube sehr bekannt und hatten selbst viele Follower. Eigentlich beschäftigte sich hier gerade jeder fast nur mit dem eigenen Handy, kommunizierte darüber mit den Fans und setzte sich selbst in Szene.
Im Hintergrund lief Musik: Ein DJ war für das Event eingeladen worden. Er spielte eine entspannte Sommer-Playlist, die zum Tanzen und Feiern einlud. Luise summte die Melodien mit, während sie sich ihrer eigenen Aufgabe zuwandte. Immerhin war sie hier, um die neuesten Produkte der Kosmetikmarke kennenzulernen und darüber zu berichten.
Auf eleganten Präsentationstischen waren die aktuellen Kollektionen von Lippenstiften, Lidschattenpaletten und Highlightern ausgestellt, die die Aufmerksamkeit der Influencer auf sich zogen.
Professionelle Visagisten standen bereit, um den Gästen persönliche Make-up-Beratungen zu geben und ihnen zu zeigen, wie sie die Produkte am besten verwenden konnten, um ihren individuellen Stil zu unterstreichen.
Luise hatte viel Spaß daran, die tollen neuen Produkte zu testen. Kosmetik war neben Mode eine ihrer großen Leidenschaften. Sie liebte es, mit ihrem Aussehen zu spielen und neue Looks auszuprobieren.
»Na, wie findet ihr meinen Sommer-Look?«, fragte sie in die Handykamera und machte wieder einen Kussmund. Dabei achtete sie darauf, dass im Hintergrund das Schloss und der schön gestaltete Park zu sehen waren.
»Albern«, hörte sie eine unterdrückte Stimme hinter ihrem Rücken und ein Räuspern.
Sie zog die Augenbrauen hoch und drehte sich abrupt um. »Was haben Sie gesagt?«
Sie blickte geradewegs in zwei intensiv smaragdgrüne Augen, die ihr aus einem attraktiven Männergesicht entgegenschauten.
Ungerührt erwiderte er ihren Blick. »Das alles hier.« Mit der Hand, in der er eine große Spiegelreflexkamera hielt, machte er eine umfassende Geste, die den gesamten Schlosspark und alle Leute darin einschloss. »Das ist doch unfassbar albern und oberflächlich.«
Empört schnaubte sie. »Sie sind hier ja wohl eindeutig fehl am Platz, wenn Sie das alles so sehr verachten.«
Er zuckte mit den Schultern, die in einer schwarzen Lederjacke steckten, die ihm etwas Verwegenes verlieh. »Schon möglich. Allerdings werde ich dafür bezahlt, hier zu sein, also muss ich in den sauren Apfel beißen und auf diesem Event abhängen.«
»Sie werden dafür bezahlt?« Für einen Moment schaute sie ihn irritiert an, bevor der Groschen fiel: Er war wohl einer der professionellen Fotografen, die für das Event engagiert worden waren.
Dass die Influencer jedes Detail aus allen Blickwinkeln mit ihren Handys aufnahmen und eifrig kommentierten, reichte den Veranstaltern wohl nicht. Hier liefen auch zwei, drei Fotografen mit großen Kameras und üppiger technischer Ausstattung herum, die das Event dokumentierten.
Bisher hatte sie gar nicht auf den Mann und seine Kollegen geachtet, doch jetzt fiel ihr ein, dass sie ihn vorhin schon kurz gesehen hatte. Er hatte Fotos von der Location und den Leuten gemacht, dabei aber einen mürrisch und schlecht gelaunt gewirkt. Als wäre er überall auf der Welt lieber als hier.
Er sparte sich eine Erklärung und hob nur demonstrativ die Kamera, um darauf hinzuweisen, was für eine Rolle er hier spielte. Dabei strafte er sie mit einem Blick, als hielte er sie für ein einfältiges Kind.
Ihre Wangen glühten vor Empörung. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?
»Vielleicht hätten Sie den Auftrag als Fotograf nicht annehmen sollen, wenn Sie keine Lust darauf haben«, fauchte sie.
Diesen Moment nutzte er, um ein Foto von ihr zu schießen. Das wurde ja immer besser: Da war gerade mit Sicherheit kein schmeichelhaftes Bild entstanden, sie hatte mit geröteten Wangen und zusammengezogenen Augenbrauen bestimmt einen finsteren Eindruck gemacht. Allmählich wurde sie richtig sauer, ihr Puls begann zu rasen.
»Jobs wie dieser werden eben gut bezahlt.« Herausfordernd grinste er sie an. »Aber vielleicht mache ich mir ja auch gern einen Spaß daraus, die eingebildeten, umherstolzierenden Influencer zu beobachten und mich insgeheim über sie lustig zu machen. Ihr seid nämlich wie dieses ganze Schmink-Event: oberflächlich und hohl.«
»Weißt du was?«, fauchte sie zornig. Unbemerkt war sie zum persönlicheren Du gewechselt. »Vielleicht stecke ich den Veranstaltern ja, was für eine miese Stimmung du hier verbreitest. Wenn die erfahren, dass du dich mit den eingeladenen Gästen anlegst und Stunk machst, wirst du ganz sicher nicht noch mal von ihnen gebucht.«
Sie hatte erwartet, jetzt würde er sich kleinlaut entschuldigen. Stattdessen brach er in Gelächter aus.
»Milan«, sagte er schließlich.
»Was?«, herrschte sie ihn an.
»Milan Wolf. Mein Name.« Da war es wieder, dieses herausfordernde Grinsen, mit dem er sie provozierte und auf die Palme brachte. »Den brauchst du doch, wenn du mich bei den Veranstaltern verpfeifen willst. Nur zu, tu dir keinen Zwang an.«
»Stört dich das nicht?«, schmollte sie.
Wieder zuckte er mit den Schultern. »Kein bisschen. Die haben mich nicht als Alleinunterhalter engagiert, der mit den Gästen Small Talk machen und für gute Stimmung sorgen soll. Ich bin hier, weil ich verdammt gute Fotos schieße und gut in meinem Job bin. Darum werde ich auch beim nächsten Mal wieder gebucht. Und wenn nicht? Dann bucht mich eben irgendwer anders. Ist mir völlig egal.«
»Und mir ist egal, was du von mir denkst!« Sie wandte sich demonstrativ ab.
Von diesem unverschämten Kerl würde sie sich doch nicht die Laune verderben lassen. Was kümmerte es sie, ob er sie und ihre Berufskolleginnen und -kollegen oberflächlich fand?
Statt sich weiter mit ihm zu befassen, nahm sie sich lieber noch etwas vom Eis. Das schmeckte aber auch zu gut! Natürlich versäumte sie es nicht, sich auch jetzt wieder mit der Leckerei in der Hand selbst zu fotografieren und jede Menge Bilder von sich selbst hochzuladen.
Für einen Moment glaubte sie noch seinen Blick in ihrem Rücken zu spüren, doch sie drehte sich nicht zu ihm um. Er sollte bloß nicht glauben, sie legte Wert auf seine dämliche Meinung.
***
Am nächsten Tag saß Luise entspannt auf dem Sofa in ihrer großen, lichtdurchfluteten Penthouse-Wohnung. Wie üblich hatte sie ihr Smartphone in der Hand.
Ein Leben ohne Handy konnte sie sich längst nicht mehr vorstellen. Das lag nicht nur daran, dass sich natürlich ihr ganzer Beruf darum drehte, online auf den sozialen Plattformen präsent zu sein. Selbst wenn es nicht ihr Job gewesen wäre, hätte sie vermutlich den ganzen Tag damit verbracht, durch Bilder und Videos zu scrollen.
Gerade schaute sie sich die Fotos an, die die Kosmetikmarke Divine Cosmetics vom gestrigen Event gepostet hatte. Dabei stieß sie auf einen Namen, der ganz klein unter den meisten offiziellen Fotos von der Veranstaltung stand: Milan Wolf.
Sofort war ihre gute, entspannte Laune verflogen. Sie setzte sich aufrechter hin, ihre Miene verfinsterte sich. An diesen unsympathischen Typen hatte sie doch keinen Gedanken mehr verschwenden wollen. Aber jetzt, wo sie über seinen Namen stolperte, erinnerte sie sich ...
Kurz zögerte sie und biss sich auf die Unterlippe, dann gewann die Neugier die Oberhand. Sie tippte mit dem Finger auf seinen Namen und befand sich einen Augenblick später auf seinem Instagram-Profil.
Er war tatsächlich gut in seinem Job, das musste sie widerstrebend zugeben. Die Fotos, die er hochgeladen hatte, waren ausgesprochen gut. Auf seiner eigenen Fotografenseite zeigte er nicht etwa Bilder vom Influencer-Event, sondern kunstvolle Aufnahmen: Landschaften und Architektur aus ungewöhnlichen Perspektiven, ausdrucksstarke Porträts. Die Bilder übten einen eigenartigen Sog auf Luise aus, sodass sie kaum aufhören konnte, sie zu betrachten.
Sie schluckte und zwang sich weiterzuscrollen. Ganz bestimmt würde sie jetzt nicht anfangen, ihn zu bewundern, nur weil er ein ganz gutes Händchen für gelungene Fotos hatte. Sie war fest entschlossen, ihn nicht zu mögen. Er mochte vielleicht ein begabter Fotograf sein, aber auf jeden Fall war er ein unangenehmer Zeitgenosse!
Trotzdem klickte sie auf den Link, der sie zu seinem persönlichen Profil weiterleitete. Hier erfuhr sie ein bisschen mehr über sein Privatleben. Er schien ein abenteuerlustiger Mann zu sein, postete viel über seine Reisen und fuhr offensichtlich gerne Motorrad.
»Passt zu ihm«, murmelte sie.
Gestern schon hatte sie gefunden, dass er eine verwegene Ausstrahlung hatte. Die Lederjacke, die schwarzen Haare ... vor allem jedoch etwas, was in seinem Blick gelegen hatte. Obwohl sie es nicht wollte, fand sie ihn irgendwie faszinierend.
Ihr Finger schwebte über einem Foto, das ihn in den schottischen Highlands mit einem großen Hund zeigte. Er lachte ausgelassen und rangelte mit dem Hund. Als sie gerade weiterscrollen wollte, sank ihr Finger aus Versehen auf das Foto herab – und schon blinkte ein Herzchen auf dem Display auf. Sofort wurde ihr siedend heiß.
»O nein«, stöhnte sie. »Mist, so ein Mist.«
Sie hatte dem Foto versehentlich ein Like geschenkt. Natürlich wurde ihm das nun angezeigt. Er würde sehen, dass sie sein Bild geliked hatte. Wie peinlich!
Nach dem Streit von gestern sollte er auf keinen Fall wissen, dass sie sich auf seinem Instagram-Profil herumgetrieben und in seinen Fotos gestöbert hatte. Doch die Technik war da gnadenlos. Hektisch drückte sie ein weiteres Mal auf das Display, um das Herz wieder zu entfernen. Nun konnte sie nur hoffen, dass es ihm nicht aufgefallen war und dass er die Benachrichtigung in der App übersah.
Es wäre ja zu schön gewesen, wenn dieser Wunsch wahr geworden wäre und er tatsächlich nichts davon mitbekommen hätte. Doch keine fünf Sekunden später blinkte eine Nachricht auf Luises Handy auf.
»Verdammt«, seufzte sie gequält auf und ließ sich im Sofa zurückfallen.
Sie legte sich eine Hand über die Augen und vermied es für einen Moment, auf ihr Handy zu schauen. Natürlich war ihr schon bewusst, von dem diese neue Nachricht gerade gekommen war. Erst nach zwei, drei Sekunden blinzelte sie an ihren Fingern vorbei und wagte einen Blick auf das Display.
Stalkst du jetzt meine Fotos? Du bist ja neugieriger, als ich dachte, hatte er geschrieben.
Augenblicklich begann es in ihr wieder zu brodeln. Diese wenigen Worte hatten ausgereicht, um sie erneut auf die Palme zu bringen. Warum musste dieser Typ so dreist sein?
Hättest du wohl gerne, textete sie patzig zurück. Ich wollte mir nur Fotos vom Event anschauen und bin aus Versehen auf dein Profil gekommen. Von wegen, du bist ein toller Fotograf. Da bist du wohl zu sehr von dir selbst überzeugt.
Eine glatte Lüge. Er war sehr wohl sehr gut – doch das konnte sie nicht zugeben. Seine Dreistigkeiten setzten ihr so sehr zu, dass sie ihn einfach nur verletzen wollte.
Die Antwort ließ nicht lang auf sich warten.