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Nach einer fatalen Fehldiagnose, durch die ein Mensch stirbt, wird Dr. Miriam Kramer vorerst vom Dienst suspendiert. Sie kann sich ihren katastrophalen Fehler selbst nicht verzeihen und stürzt in eine schwere Lebenskrise. Warum nur habe ich nicht noch eine weitere Untersuchung angeordnet, sondern meinen Patienten mit Schmerzmitteln entlassen?, fragt sich Miriam immer und immer wieder.
In dieser dunklen Zeit ist Elias, ihr geheimnisvoller Telefon-Freund, ihre einzige Stütze. Auch er leidet an einem unausgesprochenen Kummer, und die allabendlichen Telefonate sind für sie beide wie ein Rettungsanker. Als sie sich schließlich treffen, kommt es, wie es kommen muss: Elias und Miriam verlieben sich Hals über Kopf ineinander, und Miriam wagt wieder zu hoffen. Bis eine unerwartete Begegnung vor Gericht ihr Glück jäh zerstört und offenbar wird, dass ihre Schicksale auf tragische Weise miteinander verknüpft sind. Kann es keine gemeinsame Zukunft für die beiden geben?
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Miriams Fehldiagnose
Vorschau
Impressum
Miriams Fehldiagnose
Leblose Person in der Baufirma Weninger! Als ich mit meinem Team dort eintreffe, ist gleich klar, dass jede Hilfe für Raphael Weninger zu spät kommt. Der Bauunternehmer ist tot! Doch wie kann das sein? Erst vor Kurzem ist er bei uns im Krankenhaus wegen seiner unerträglichen Kopfschmerzen behandelt und mit der Diagnose »Migräne« entlassen worden.
Doch bei der Untersuchung des Leichnams beschleicht mich ein böser Verdacht: Meningitis – eine schwere, oft lebensbedrohliche Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute! Wenn diese Infektion nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann sie in wenigen Stunden zu irreversiblen Schäden führen – sogar zum Tod!
Ich wage mir nicht vorzustellen, was das für meine Kollegin Miriam Kramer bedeutet, die Weninger falsch behandelt hat. Hoffentlich wird die junge, sensible Internistin an den Folgen ihrer fatalen Fehldiagnose nicht zerbrechen ...
Miriams Arbeitstage im Elisabeth-Krankenhaus begannen stets früh. Die ersten Sonnenstrahlen brachen gerade erst am dem Horizont hervor und tauchten das Gelände und den Parkplatz in ein idyllisches, goldenes Licht. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie das Gebäude betrat. Wie jeden Morgen breitete sich ein warmes Gefühl in ihrer Magengrube aus, ein Gefühl von Stolz und Verantwortung.
Schon als kleines Mädchen hatte sie davon geträumt, Ärztin zu werden und Menschen zu helfen, und nun, mit achtundzwanzig Jahren, lebte sie diesen Traum.
Sie band ihre kastanienbraunen Haare zu einem Knoten hoch, zog ihren weißen Kittel an und prüfte die Patientenakten auf ihrem Tablet. Sie liebte die Stille dieser Stunden, bevor die Hektik des Tages begann. Es gab ihr die Möglichkeit, sich auf die anstehenden Aufgaben vorzubereiten und die Fälle ihrer Patienten genau zu studieren.
Ihre Station, die Abteilung für Innere Medizin, war bekannt für ihre anspruchsvollen Fälle. Patienten kamen oft mit unklaren Symptomen, und es war Miriams Aufgabe, die richtigen Diagnosen zu stellen. Hier war jeder Tag eine neue Herausforderung, und Miriam stellte sich dieser mit unerschütterlicher Hingabe.
Nachdem sie ihre Runde durch die Station gemacht und die Patienten untersucht hatte, setzte sie sich für eine kurze Pause ins Casino, das Personalrestaurant des Krankenhauses.
Erfreut lächelte sie, als kurz nach ihr Andrea Bergen das Casino betrat. Einladend winkte Miriam sie herbei und deutete auf den freien Stuhl an ihrem Tisch. Mit Notärztin Andrea Bergen hatte sie sich schnell angefreundet, nachdem sie hier im Elisabeth-Krankenhaus zu arbeiten begonnen hatte. Mittlerweile waren die beiden Ärztinnen enge Freundinnen geworden.
Andrea nahm Platz und stellte eine dampfende Tasse Kaffee vor sich auf den Tisch. »Na, gut geschlafen? Was steht bei dir so an?«, fragte sie gut gelaunt.
Miriam nickte und nippte an ihrem Cappuccino, während sie im Kopf die Liste der Patienten durchging. »Ja. Bei mir ist alles super. Es gibt einen neuen Patienten, den ich mir gleich anschauen muss. Ein gewisser Raphael Weninger.«
Andrea hob die Augenbrauen. »Der Name kommt mir bekannt vor. Ist das nicht dieser Immobilienmogul?«
Miriam zuckte mit den Schultern. »Könnte sein. Er wurde letzte Nacht mit starken Kopfschmerzen und Nackensteifheit eingeliefert. Ich schau mal, was da los ist.«
Nach der kurzen Kaffeepause machte sie sich auf den Weg zu dem Zimmer, in dem Raphael Weninger untergebracht war. Die Gänge des Krankenhauses waren mittlerweile voller Aktivität. Pflegekräfte eilten von Zimmer zu Zimmer, und die Stimmen der Patienten hallten durch die Flure.
Doch Miriam war ganz in ihren Gedanken versunken. Sie dachte daran, wie viele Menschen sich täglich auf sie verließen, wie wichtig es war, keine Fehler zu machen. Es war diese Verantwortung, die sie anspornte, immer besser zu werden, immer mehr zu lernen.
Als sie das Zimmer betrat, sah sie einen Mann in den Fünfzigern auf dem Bett sitzen. Er sah angespannt aus, hielt sich den Kopf und presste die Augen zusammen. Sein schickes Hemd war zerknittert, als wäre er in Eile gewesen, als er ins Krankenhaus gekommen war. Neben dem Bett stand eine stilvolle Ledertasche, die nicht so recht in das sterile Krankenhausumfeld passen wollte.
Der Schnitt seiner lackschwarzen Haare verriet, dass er einen hervorragenden Friseur hatte, doch an diesem Morgen schien er nicht in der Verfassung für Haarstyling gewesen zu sein, und so standen einige Strähnen von seinem Kopf ab.
»Guten Morgen, Herr Weninger. Ich bin Dr. Miriam Kramer und kümmere mich heute um Sie«, sagte sie freundlich, während sie das Tablet zur Hand nahm und sich zu ihm setzte.
Er öffnete die Augen und versuchte, ein Lächeln zu erzwingen. »Morgen, Frau Doktor. Ich hoffe, Sie können mich von diesen verdammten Kopfschmerzen befreien. Ich habe heute noch einige wichtige Termine.«
Miriam lächelte leicht. »Lassen Sie uns erst einmal herausfinden, was die Ursache ist.« Sie begann, ihn gründlich zu untersuchen und Fragen zu stellen. »Wie lange haben Sie diese Kopfschmerzen schon?«
»Seit gestern Nachmittag. Es hat plötzlich angefangen, und seitdem wird es immer schlimmer. Dazu dieser steife Nacken ...« Er unterbrach sich, als ein neuer Schmerzanfall ihn durchzuckte. Dann trat Ungeduld in seine dunklen Augen. Er war ein Mann, der vor Selbstbewusstsein nur so strotzte und der es gewohnt war, dass alles nach seinem Willen ging – das machte sein Blick klar.
»Können Sie die Untersuchung bitte schnell durchziehen? Ich werde auf einer Baustelle zur Besichtigung gebraucht, solche Termine nehme ich bei großen Projekten gerne persönlich wahr, und anschließend warten sehr wichtige Projekte mit einflussreichen Personen auf mich. Meine Zeit ist kostbar, Frau Doktor Kramer. Ich kann nicht den ganzen Vormittag im Krankenhaus herumsitzen.«
Sie verzog keine Miene. »Natürlich werde ich keine unnötige Zeit verschwenden, dennoch ist es sehr wichtig, dass wir uns ausreichend Zeit für die Untersuchung nehmen. Immerhin geht es um Ihre Gesundheit«, erwiderte sie freundlich, aber bestimmt.
Sie notierte sich seine Symptome und betrachtete die Ergebnisse der ersten Untersuchungen, die in der Nacht gemacht worden waren. Nackensteifheit, starke Kopfschmerzen, aber kein Fieber und keine Lichtempfindlichkeit. Die Ergebnisse der Blutuntersuchungen waren unauffällig.
Sie dachte kurz nach. Migräne war eine naheliegende Diagnose, insbesondere bei einem gestressten Geschäftsmann wie Herrn Weninger. Stress war bekannt dafür, Migräneanfälle auszulösen, und die Kombination aus Schmerzen und Nackensteifheit passte ins Bild.
»Haben Sie häufiger Migräne, Herr Weninger?« fragte sie, während sie auf das Tablet tippte.
»Nicht wirklich. Gelegentlich habe ich Kopfschmerzen, aber nicht in dieser Stärke.« Er rieb sich die Schläfen und schloss die Augen wieder.
Miriam überlegte. Es gab keine eindeutigen Anzeichen für eine ernstere Erkrankung, zumindest nicht auf den ersten Blick. Eine Migräne erschien ihr in diesem Moment als die wahrscheinlichste Ursache.
»Es könnte sich um eine Migräne handeln«, sagte sie schließlich. »Ich werde Ihnen ein starkes Schmerzmittel und ein Migränemittel verabreichen lassen. Das sollte die Schmerzen lindern. Wenn es Ihnen nicht besser geht, werden wir weitere Untersuchungen durchführen.«
Raphael Weninger nickte müde und schien erleichtert zu sein, dass es nichts Ernsthafteres war. »Vielen Dank, Frau Doktor. Ich hoffe, dass es bald wirkt.«
Miriam verließ das Zimmer mit einem guten Gefühl. Sie hatte die Situation unter Kontrolle, und es gab keinen Grund zur Sorge. Auf sie warteten noch zahlreiche weitere Patienten, und bald hatte sie den Geschäftsmann beinahe vergessen.
***
Raphael Weninger saß in seinem Büro und starrte auf den Bildschirm, während der Cursor vor ihm blinkte. Er wollte sich konzentrieren, aber es fiel ihm schwerer als sonst. Höllische Schmerzen pochten in seinem Kopf, und sein Nacken fühlte sich an, als wäre er in einem Schraubstock eingeklemmt.
Eigentlich hatte er direkt nach dem Krankenhausbesuch aufbrechen wollen, um eine wichtige Baustelle zu besuchen – ein Prestigeprojekt, das den Abschluss eines milliardenschweren Deals bedeutete. Dort sollte er persönlich die Fortschritte inspizieren und sicherstellen, dass alle Arbeiten im Zeitplan lagen.
Raphael war dafür bekannt, dass er keinen Raum für Fehler ließ. Seine Anwesenheit auf den Baustellen war für die Mitarbeiter gleichermaßen Ansporn und Bedrohung. Seine scharfe Zunge und sein unnachgiebiger Perfektionismus waren legendär. Er hatte das Unternehmen seines Vaters groß gemacht, und er würde nicht zulassen, dass irgendetwas dieses Vermächtnis zerstörte.
Aber heute musste er sich zum ersten Mal eingestehen, dass er es nicht schaffte. Widerwillig hatte er vorhin seinen Bauleiter angerufen und ihm mitgeteilt, dass er die Inspektion übernehmen sollte.
»Verdammte Kopfschmerzen«, murmelte Raphael und massierte seine Schläfen.
Diese Schmerzen waren nicht wie die üblichen, die er manchmal nach einem besonders langen Tag hatte. Sie waren intensiver, und obwohl die junge, hübsche Ärztin im Krankenhaus – wie hieß sie doch gleich? Dr. Kramer? – ihm versichert hatte, dass es nur eine Migräne sei, fühlte sich Raphael nicht überzeugt.
Er griff nach der Wasserflasche auf seinem Schreibtisch und nahm einen großen Schluck, dann lehnte er sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Die Migränetablette hatte die Schmerzen etwas gelindert, aber die Erleichterung war trügerisch. Kaum eine Stunde später hatten die Kopfschmerzen mit doppelter Wucht zurückgeschlagen, begleitet von einem seltsamen Gefühl der Übelkeit und von Schwindel.
Als Raphael die Augen wieder öffnete, verschwamm der Bildschirm vor ihm, und sein Nacken fühlte sich noch steifer an als zuvor.
»Verdammt noch mal«, fluchte er leise.
Es war frustrierend, wenn der eigene Körper sich gegen einen stellte, wo er doch so viel zu tun hatte. Kontrolle war ihm das Wichtigste: Kontrolle über seine Firma, die Mitarbeiter, die Familie, aber auch über sich selbst. Er hasste es, wenn er Faktoren nicht beeinflussen konnte. Sein Körper hatte gefälligst zu funktionieren wie ein Uhrwerk, das war seine Einstellung. Für Schwäche war in seinem Leben kein Platz, Pausen gönnte er sich nur äußerst ungern. Er war hart zu seinem Umfeld, vor allem aber zu sich selbst.
Heute stand nicht nur die Baustellenbesichtigung an, zu der er nicht imstande gewesen war, sondern auch ein äußerst wichtiger Termin mit einem neuen Geschäftspartner. Es ging um ein Projekt, das das Unternehmen auf ein neues Niveau heben könnte – ein Luxusresort in den Alpen, das internationale Aufmerksamkeit erregen würde. Ein Projekt dieser Größenordnung verlangte Raphaels volle Aufmerksamkeit, seine ganze Energie. Doch stattdessen kämpfte er gerade nur darum, einen klaren Gedanken zu fassen.
Er starrte auf die Uhr. Noch zehn Minuten bis zur Besprechung. Ein Termin, den er unter keinen Umständen verpassen durfte. Raphael stand auf, schloss kurz die Augen und konzentrierte sich darauf, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er zerrte am Knoten der Krawatte und am Hemdkragen, um beides zu lockern und besser Luft zu bekommen.
Das war alles nur eine Nebenwirkung der Schmerzmittel, redete er sich ein. Bald würde es besser werden. Er war nicht der Typ, der sich von so etwas wie Kopfschmerzen aufhalten ließ.
Die Tür zu seinem Büro öffnete sich leise, und seine Sekretärin Clara trat ein. Sie war eine resolute Frau in ihren Vierzigern, immer gut organisiert und unaufdringlich besorgt um sein Wohlbefinden. »Herr Weninger, die Besprechung beginnt gleich«, sagte sie und zögerte dann, als sie sein bleiches Gesicht bemerkte. »Ist alles in Ordnung? Sie sehen nicht gut aus.«
Raphael öffnete den Mund, um sie zu beruhigen, doch statt Worten kam nur ein Stöhnen heraus. Die Schmerzen waren plötzlich unerträglich. Ein scharfes Stechen durchzog seinen Kopf, als rammte jemand einen Dolch direkt in sein Gehirn. Sein Nacken war so steif, dass er den Kopf kaum bewegen konnte. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, und die Welt begann sich vor seinen Augen zu drehen. Er hatte das Gefühl, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren.
»Herr Weninger?« Clara machte einen Schritt auf ihn zu, ihre Stimme war jetzt deutlich besorgter.
Raphael wollte noch etwas sagen, vielleicht, dass sie den Termin absagen sollte, dass er Hilfe brauchte, doch es gelang ihm nicht. Plötzlich war da nichts mehr außer Schmerz, so intensiv, dass er das Gefühl hatte, in Flammen zu stehen. Sein Magen drehte sich um, und seine Beine gaben nach. Er versuchte, sich an der Tischkante festzuhalten, doch seine Finger griffen ins Leere.
Mit einem dumpfen Aufprall fiel er zu Boden. Die Welt um ihn herum verblasste, und das Letzte, was er hörte, war Claras panischer Schrei, bevor alles schwarz wurde.
***
Andrea Bergen lehnte sich an die kalte, weiß gestrichene Wand neben dem Kaffeeautomaten im Flur des Elisabeth-Krankenhauses und nahm einen großen Schluck aus ihrem Kaffeebecher. Der bittere Geschmack war eine willkommene Ablenkung von der Müdigkeit, die sich nach einem langen Tag in ihren Gliedern breitmachte.
Es ist ein recht guter Arbeitstag gewesen, dachte sie zufrieden.
Sie hatte eine Reihe von Einsätzen hinter sich, die zwar anstrengend gewesen waren, aber keinen ihrer Patienten das Leben gekostet hatten. Ein Motorradunfall, bei dem der Fahrer glücklicherweise nur mit ein paar gebrochenen Rippen davongekommen war, eine ältere Dame mit Verdacht auf Herzinfarkt, die sich als stabile Angina pectoris entpuppt hatte, und ein kleiner Junge, der sich den Arm gebrochen hatte – alles Fälle, die sie routiniert und erfolgreich behandelt hatte.
Andrea seufzte zufrieden. Bald war Feierabend, und sie freute sich darauf, nach Hause zu ihrer Familie zu kommen, die Füße hochzulegen und vielleicht ein Glas Wein zu trinken. Doch bevor es so weit war, gönnte sie sich noch diese kleine Pause, um die letzten Stunden des Arbeitstages Revue passieren zu lassen und einen Moment durchzuatmen.
»Andrea! Und für mich hast du keinen Kaffee aus dem Automaten gezogen? «, ertönte eine vertraute, fröhliche Stimme neben ihr.
Andrea drehte sich mit einem Lächeln um und sah in das freundliche Gesicht von Miriam Kramer. Die junge Ärztin zwinkerte vergnügt und zog sich ebenfalls mit einem Knopfdruck einen Kaffee aus dem Automaten.
Sie strahlte wie immer eine gewisse Ruhe aus, die Andrea bewunderte. Miriam hatte vor wenigen Monaten im Elisabeth-Krankenhaus angefangen und sich schnell in das Team eingefügt. Sie war ehrgeizig, klug und vor allem engagiert – Eigenschaften, die Andrea sehr schätzte. Die beiden hatten sich auf Anhieb gut verstanden und eine enge Freundschaft entwickelt.
»Ach, Miriam«, sagte Andrea schmunzelnd, »ich wollte mir noch schnell eine Stärkung gönnen, bevor der Tag dann hoffentlich ohne weitere Notfälle zu Ende geht. Und du? Hältst du immer noch die Stellung?«
Miriam zuckte lächelnd mit den Schultern. »Ich bin auch bald fertig für heute. Noch ein paar Patienten, dann geht es für mich nach Hause.«
»Hey, wie wäre es, wenn wir nachher noch kurz auf ein Gläschen Wein in die kleine Bar um die Ecke gehen?«, schlug Andrea spontan vor. »Meine Familie kann auch eine halbe Stunde länger warten, Franzi ist heute ohnehin bei einer Freundin, Werner wird bestimmt länger in der Kinderarztpraxis zu tun haben, und Oma Hilde ist Karten spielen.«
Bevor Miriam antworten konnte, summte Andreas Funkgerät in ihrer Tasche. Sie seufzte innerlich – so viel zum Feierabend. Mit einem entschuldigenden Blick an Miriam zog sie das Gerät hervor und lauschte der durchdringenden Stimme aus dem Lautsprecher.
»Einsatz für RTW 3. Notfall in einem Bürogebäude, Patient bewusstlos, Verdacht auf Hirnblutung oder Schlaganfall. Dringender Transport in das nächstgelegene Krankenhaus erforderlich.«
Andreas Körper schaltete sofort in den Einsatzmodus. Sie warf den Kaffeebecher in den Müll und drehte sich zu Miriam. »Tut mir leid, das wird wohl doch noch nichts mit dem Feierabend und dem Wein in der Bar.«
»Kein Problem«, sagte Miriam und legte eine Hand auf Andreas Arm. »Pass auf dich auf. Aber das mit der Bar holen wir nach! Das ist nämlich eine richtig gute Idee.«