Rätselhafte Rebecca 06 - Marisa Parker - E-Book

Rätselhafte Rebecca 06 E-Book

Marisa Parker

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Beschreibung

Rebecca - Eine außergewöhnliche junge Frau, die dem Rätselhaften immer auf der Spur ist. Die Licht in jedes Dunkel bringt. Und die auch in gefährlichen Situationen stets einen Ausweg weiß.
Auf ihren Reisen begegnet sie unheimlichen Abenteuern und dramatischen Schicksalen - und immer wieder der Liebe.
Doch das größte Mysterium bleibt ihre eigene Herkunft.


Alles sieht ganz normal aus in dem Krankenzimmer der Privatklinik, in dem Georg Mildtner seine letzten Tage verbracht hat. Nichts deutet darauf hin, dass der alte Mann eines gewaltsamen Todes gestorben sein könnte. Doch als Rebecca in einem Buch auf seinem Nachttisch zufällig ein Papier entdeckt, auf dessen Rand merkwürdige Buchstaben und Ziffern gekritzelt wurden, überkommt sie eine dunkle Ahnung. Und als dann auch noch eine junge Krankenpflegerin spurlos verschwindet, ist klar, dass in dieser Klinik etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Rebecca stellt Nachforschungen an - und setzt damit eine Lawine von Ereignissen in Gang, die sie fast zu überrollen droht ...

Begleite Rebecca auf ihren unheimlichen wie schicksalshaften Abenteuern an exotische Schauplätze und lüfte mit ihr das dunkle Geheimnis ihrer Vergangenheit.


Die digitale Neuausgabe der Romantic Thriller-Reihe von 2003 jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich.

Jede Folge umfasst eine in sich abgeschlossene Geschichte und kann unabhängig von den restlichen Folgen der Serie gelesen werden.

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Seitenzahl: 113

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Satans Töchter

In der nächsten Folge

Rätselhafte Rebecca

In einer rabenschwarzen Winternacht finden eine panische junge Frau und ihr Baby Zuflucht in einer Villa. Am nächsten Morgen ist die Frau verschwunden – nicht aber ihr Baby. Bei dem namenlosen Bündel nur ein silbernes Amulett, darauf die Initialen R und G. Das war alles, was Rebecca über ihre Vergangenheit wusste.

Warum war ihre Mutter so in Panik? Wieso ließ sie sie bei einer Fremden zurück? Und was bedeuten die Initialen?

Tante Betty, wie Rebecca ihre Adoptivmutter und die Besitzerin der Villa zärtlich nennt, hatte ihr die Geschichte oft erzählt. Aber auf all die Fragen hatte sie leider keine Antwort.

Heute, fast achtundzwanzig Jahre später, ist Rebecca eine erfolgreiche Reiseschriftstellerin. Als solche ist sie viel unterwegs und überall auf der Welt hat sie Freunde. Und wäre da nicht ihre rätselhafte Vergangenheit, wäre sie fast eine gewöhnliche junge Frau.

Fast – denn irgendwie scheint sie Abenteuer und Mysterien magisch anzuziehen. Und dabei glaubt sie gar nicht an Magie!

Folge 01: Hexenzauber

Folge 02: Schatten der Vergangenheit

Folge 03: Stimmen aus dem Jenseits

Folge 04: Im Bann des Magiers

Folge 05: Das Geheimnis der weißen Lady

Folge 06: Satans Töchter

Folge 07: Ozean der bösen Träume

Folge 08: Fürstin der Finsternis

Folge 09: Das Geheimnis des schwarzen Mönchs

Folge 10: Kalter Hauch der Angst

Folge 11: Grüße aus dem Totenreich

Folge 12: Schreckensnächte in Kairo

Folge 13: Der Fluch der schwarzen Villa

Folge 14: Angriff der Todesvögel

Folge 15: Der Ruf der Todesfee

Folge 16: Schritte in der Dunkelheit

Folge 17: Vom Teufel besessen

Folge 18: Das Schloss, in dem das Unheil wohnt

Folge 19: Die Insel des Schreckens

Folge 20: Die Nacht der Wahrheit

Über diese Folge

Alles sieht ganz normal aus in dem Krankenzimmer der Privatklinik, in dem Georg Mildtner seine letzten Tage verbracht hat. Nichts deutet darauf hin, dass der alte Mann eines gewaltsamen Todes gestorben sein könnte. Doch als Rebecca in einem Buch auf seinem Nachttisch zufällig ein Papier entdeckt, auf dessen Rand merkwürdige Buchstaben und Ziffern gekritzelt wurden, überkommt sie eine dunkle Ahnung. Und als dann auch noch eine junge Krankenpflegerin spurlos verschwindet, ist klar, dass in dieser Klinik etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Rebecca stellt Nachforschungen an – und setzt damit eine Lawine von Ereignissen in Gang, die sie fast zu überrollen droht …

Über die Autorin

Marisa Parker, 1947 in Washington D.C. geboren, zog schon früh mit ihren Eltern nach Heidelberg. An der Heidelberger Universität studierte sie Germanistik, Latinistik und Philosophie. Nach ihrem Studium war sie viele Jahre als Journalistin und freie Schriftstellerin tätig. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden gemeinsamen Kindern in der Nähe von Köln.

Marisa Parker

Satans Töchter

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2003 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Nils Neumeier/Stefan Dagge

Umschlaggestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung einer Illustration von © shutterstock/Claire McAdams | coka |Igor Zh.

E-Book-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2443-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Satans Töchter

Noch war alles ganz still. Eine Herbstnacht, Wolken am Himmel, hinter denen sich ein fast voller Mond versteckte. Dürre Zweige brachen im Wind, Laub wirbelte auf. Der Lärm der Zivilisation fand nicht bis hierher, wo die Natur ganz unter sich zu sein schien.

Ein Irrtum. Denn was war das für ein Geräusch von Schritten? Woher drang dieses Kettenrasseln?

„Seid ihr bereit?“

„Zu allem!“

„Sofort und für immer?“

„Für immer und sofort!“

Es klang wie eine Art Wechselgesang. Die Fragen stellte eine männliche Stimme, leise, scharf und geradezu überdeutlich artikuliert, die Antworten dagegen erklangen aus Frauenkehlen, vielstimmig, durcheinander, in ekstatischen Schreien.

Als von fernher eine Glocke ertönte, wurde es augenblicklich wieder still. Die trockenen Blätter auf dem Waldweg raschelten unter hastigen Schritten, hier und da krächzte ein Vogel im Schlaf, Nebelfetzen verhüllten den Wald. Zitternd und dünn drangen die Glockenschläge durch die Oktobernacht, und mit jedem neuen Schlag wuchs die Erregung der seltsamen Prozession. Eher wie Schatten wirkten die Menschen, in bodenlange Gewänder gehüllt, die Gesichter mit bizarren Mustern bemalt. Als sich der fast volle Mond an einer Wolke vorbeischob und sie Szenerie bizarr beleuchtete, kam etwas Farbe in die schwärzliche Menge – tiefrot leuchteten die seltsamen Gewandungen nun, rot, violett und grellorange waren die Gesichter bemalt. Die Ketten, die sie mehrfach geschlungen trugen, glichen Zähnen.

Neunmal schlug die ferne Glocke, zehnmal, elfmal – den zwölften Schlag warteten die Gestalten nicht ab. Sie begannen zu rennen, erreichten in wilden, ungestümen Sprüngen die Lichtung, wobei sie spitze Schreie ausstießen, gellendes Lachen. Doch sobald sie die Lichtung erreichten, formte sich der chaotische Haufen wie durch Zauberhand zu einem Rund. In aller Eile wurden Kerzen entzündetet, die ihr gespenstisch flackerndes Licht auf die Gestalt in der Mitte des Kreises warfen. Sie überragte alle anderen um mindestens zwei Köpfe, stand wie erstarrt und breitete endlich die mit eisernen Ketten behangenen Arme aus.

„Ihr seid also bereit, mir zu dienen?“, fragte das Schemen im Zentrum des Kreises. Nur an der Stimme war es als Mann zu erkennen, denn sein Kopf war verhüllt mit einem violetten Tuch.

„Wir brennen darauf!“, versicherte der Chor der Frauen.

„Jede Einzelne von euch?“

„Jede Einzelne!“

Eine Gestalt löste sich jetzt aus dem Rund, näherte sich dem Mann in der Mitte, wobei sie ihren Oberkörper entblößte. „Hingabe statt Enthaltsamkeit!“ Sie bog den Kopf zurück und stieß ein gurrendes Lachen aus.

Eine Zweite gesellte sich zu ihr. „Liebe für die, die sie verdienen, anstatt Verschwendung von Liebe an Undankbare!“, schrie sie und riss sich die Tücher vom Leib.

Sie hatte kaum geendet, als immer mehr Frauen sich um den Mann in der Mitte drängten. In bizarren Verrenkungen sorgten sie dafür, dass ihnen die Gewänder vom Leib fielen, manche wälzten sich auf der Erde, etliche schmiegten sich an ihn, wieder andere suchten seine Aufmerksamkeit durch obszöne Gesten zu erreichen. Und alle schrieen durcheinander.

„Nehmt denen, die haben!“

„Bereichert euch!“

„Geld, Habgier und Lüsternheit sind aller Tugend Anfang!“

„Das genügt!“, wurde nun eine andere weibliche Stimme laut, in einiger Entfernung von dem bizarren Treiben. Die Frau stand unter einem halb verfallenen Torbogen am Waldrand drüben. Als sie ihn mit majestätischer Haltung durchschritt, glich sie anfangs nur einem Schatten. Sie war groß, sehr stattlich, ihren Kopf umgab ein schlangenartiges Gebilde. Es diente einem Totenschädel als Halterung.

Die Frau sprach scharf, herrisch, und die beiden Worte genügten, um den ekstatisch zuckenden Haufen erstarren zu lassen.

„Macht euch auf den Weg des freudigen Triumphes!“, ordnete sie an. „Auf den Weg der Tugend, den man uns als Laster einreden will!“

Als sie inmitten der Lichtung stand und das Mondlicht über ihr zerfloss, blieb sie stehen. Etwa fünfzig Meter betrug der Abstand zwischen ihr und dem Mann, von dem sich die Frauen nur zögernd lösten.

„Weisheit statt Selbstbetrug!“ Mit diesem Schrei machte sich endlich die Erste aus der Horde auf den Weg zu der Frau hinüber. Sie hielt ein dickes Buch in den Händen, dessen Seiten sie zu zerfetzen begann.

„Lebenskraft statt spirituelle Hirngespinste!“, rief die Nächste gellend und warf eine mehrfach geschlungene Kette zu Boden.

„Dummheit ist Sünde!“, machte sich eine Dritte auf den Weg und schlug mit einem kreuzartigen Gebilde auf den Boden ein.

Nun war unter den anderen kein Halten mehr. Alle stürzten los, schrieen wild durcheinander.

„Wie du mir, so ich dir!“

„Nur Narren folgen der Herde!“

„Alles was mir nützt, ist gut!“

Bald war kein Wort mehr zu verstehen, die Luft erzitterte unter wüstem Gebrüll. Noch mehr Bücher wurden zerfleddert, manche nahmen dazu eine Peitsche zu Hilfe. Kreuze wurden zerstört, über den Knien auseinander gebrochen, Ketten klirrten. Manche hatten sich in ihrem enthusiastischen Eifer blutig gerissen, in mattem Glanz zerfloss der Lebenssaft auf ihren entblößten Gliedern. Auf alles, was wüst zugerichtet am Boden lag, spuckten die Frauen, sie trampelten darauf herum, stießen Bannsprüche aus.

Sobald die Ersten der schaurigen Prozession die Frau erreichten, die offenbar eine Art Gegenpol zu dem Mann bildete, Herschergestalten alle beide, Eckpfeiler dieses unheimlichen Rituals, setzte die Frau sich in Bewegung und ging auf den Wald zu. Auch der Mann schlug nun diesen Weg ein, und wenig später schien die ganze seltsame Gruppe wie vom Erdboden verschluckt.

Was zurückblieb und nun von einem gleichgültigen Mond beschienen wurde, glich einem Schlachtfeld. Zerstampfte, aufgewühlte Erde, zerbrochene Kreuze, Kugeln von unzähligen Rosenkränzen. Auf den zerrissenen Einbänden der völlig zerfetzten Bücher war das Wort „Heilige Schrift“ zu lesen.

Einige Rehe und Hasen flüchteten aus dem Wald, in den sich der ekstatische Haufen zurückzog, Krähen krächzten, Vögel flatterten auf – die Tiere suchten sich panisch in Sicherheit zu bringen vor dem orgiastischen Treiben, das, von schamlosem Stöhnen begleitet, im Wald seinem Höhepunkt zustrebte.

***

Bläuliches Flimmern versetzte den Raum in unruhiges Licht, draußen dämmerte schon der Morgen. Der Kopf Georg Mildtners war auf die Seite gefallen. Dass er jetzt so plötzlich erwachte, lag sicher nur daran, dass wegen einer Bewegung im Schlaf die Wolldecke zu Boden gefallen war.

Er blinzelte und sah sich verwirrt um. Wo war er?

Richtig, in seinem Wohnzimmer. Dort das große Bücherregal, der Fernseher. Er erinnerte sich wieder, wie er spät in der Nacht aufgewacht war und nicht mehr hatte einschlafen können. Da war ihm der vor vielen Jahren aufgenommene Videofilm als gute Alternative erschienen, ein Film über einen abgesondert lebenden Stamm in einem fernen Land, das er früher einmal als Anthropologe selbst zu Forschungszwecken besucht hatte.

„Aber der Film war schlecht“, erinnerte er sich und bückte sich mühsam nach der Decke am Boden. „Die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen waren damals schon nicht mehr das, was sie mal waren. Weil sie tun, was der Westen von ihnen erhofft. Möchte wissen, was ihnen der Regisseur des Films dafür geboten hat, dass sie sich so lächerlich machen ließen …“

So schimpfte er leise vor sich hin und schaffte es dabei nicht, die Decke zu fassen zu kriegen. Seine Bewegungsfähigkeit war nach dem Schlaganfall noch immer etwas eingeschränkt. Dass er nun etliche Stunden eher unbequem im Fernsehsessel geschlafen hatte, trug ein Übriges dazu bei, dass seine Glieder schmerzten.

„Aber immerhin, der Kopf funktioniert wenigstens noch“, setzte der alte Mann mit einem leisen Seufzer sein Selbstgespräch fort. „Und mehr braucht man in meinem Alter genau genommen ja auch gar nicht mehr …“

Er schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. Gleich sieben. Bald also würde Sandra kommen, da konnte er sich die Mühe mit der Decke sparen. Sandra würde sie aufheben, würde ihm aufhelfen, heißen Tee für ihn kochen.

„Sandra …“ Er sprach den Namen gern aus, und als er es tat, spürte er nicht mehr, dass er fröstelte. Ein stilles Lächeln breitete sich in seinem runzligen Gesicht aus.

Alt war er schon, und nach dem Schlaganfall auch noch immer geschwächt. Aber das bedeutete nicht, dass er unempfänglich gewesen wäre für den Charme einer jungen Frau, noch dazu einer so reizenden wie …

„Ich bin es, Sandra!“, ertönte es da aus der Diele der geräumigen Wohnung.

Georg Mildtner fuhr hoch. Anscheinend war er noch einmal eingenickt und hatte deshalb den Schlüssel in der Tür gar nicht bemerkt. Nun hörte er aber, wie Sandra zum Schlafzimmer ging.

„Ich bin hier!“, rief er ihr zu. „Schimpfen Sie nicht mit mir, es war nur …“

„Sie sind schon auf?“ Sandra trat verwundert ins Wohnzimmer. Dann sah sie das tonlose Geflimmer auf dem Fernseher. Es gelang ihr, zu lächeln und dabei doch tadelnd dreinzusehen. „Sie haben gar nicht geschlafen, stimmt’s?“ Sie griff nach der Fernbedienung und stellte das Gerät ab.

„Doch, ich hab geschlafen“, erwiderte Georg verschmitzt. „Aber hier. Nachdem es drüben im Bett nicht gehen wollte … Da ist mir ein alter Videofilm eingefallen.“

„Und jetzt frieren Sie!“, bemerkte Sandra kopfschüttelnd. Sie bückte sich nach der Decke. „Am besten, ich mache Ihnen erst einmal heißen Tee und ein kräftiges Frühstück.“

Sie war mittelgroß, schlank, ihr schmales Gesicht wirkte unter den schwarzen Haaren etwas blass. Nun bot sie ihm ihren Arm, und mehr hatte Georg auch gar nicht nötig, um aufzustehen.

„Alles geht leichter, wenn Sie da sind“, schmeichelte er ihr.

„Den möchte ich sehen, dem nach einer Nacht im Sessel nicht die Knochen wehtun würden!“, wehrte Sandra das Kompliment ab.

Seit Georg Mildtners Schlaganfall sah die junge Frau regelmäßig nach ihm. Als Pflegefall galt er zwar noch nicht, aber er brauchte doch Hilfe. Und Sandra Langhoff hatte den alten Mann rasch lieb gewonnen. Er war etwas kauzig, aber das war kein Wunder bei dem Einsiedlerleben, das der alte Gelehrte in seinem etwas abgelegenen Haus führte. Obwohl es sich inmitten der Großstadt befand, hatte sie immer das Gefühl, eine andere Welt zu betreten, wenn sie zu ihm kam.

In jedem Zimmer gab es Bücher, dicke Folianten ebenso wie Fachzeitschriften, Broschüren, und die Wände waren bedeckt mit Fotos, Masken und anderen seltsamen Gebilden, die er von seinen früheren Forschungsreisen mitgebracht hatte. Zeugnisse einer fernen, fremden Welt, die dem ganzen Haus ein besonderes Gepräge verliehen, fremd, geheimnisvoll und ein bisschen bizarr, seltsame Dinge, die vergessen machten, dass gleich jenseits der Tür die geschäftige Stadt lag und nach den Gesetzen des einundzwanzigsten Jahrhunderts ihre Geschäftigkeit entwickelte.

„Im Bad kommen Sie ja ohne mich zurecht, nicht wahr?“ Sandra begann, etwas aufzuräumen und öffnete das Fenster.

„Allerdings, so alt bin ich ja nun auch wieder nicht!“, versetzte Georg gut gelaunt und verließ mit bedächtigen, aber recht sicheren Schritten das Zimmer.