Rätselhafte Rebecca 20 - Marisa Parker - E-Book

Rätselhafte Rebecca 20 E-Book

Marisa Parker

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Beschreibung

Rebecca - Eine außergewöhnliche junge Frau, die dem Rätselhaften immer auf der Spur ist. Die Licht in jedes Dunkel bringt. Und die auch in gefährlichen Situationen stets einen Ausweg weiß.
Auf ihren Reisen begegnet sie unheimlichen Abenteuern und dramatischen Schicksalen - und immer wieder der Liebe.
Doch das größte Mysterium bleibt ihre eigene Herkunft.


Paris! Rebecca und ihr bester Freund Tom folgen einer mysteriösen Einladung in die Stadt der Liebe, in das Haus einer Unbekannten.

Als sie der dunkelhaarigen Frau gegenüberstehen, stockt Rebecca der Atem. Was ist das für ein Spiel? Die geheimnisvolle Gastgeberin, die Rebecca mit einer seltsamen Mischung aus Zuneigung und Bedauern ansieht, sieht ihr verteufelt ähnlich. So wie diese Fremde könnte sie in zwanzig oder dreißig Jahren aussehen! Hat sie soeben ihre Mutter gefunden?

Doch viel Zeit für die neue Bekanntschaft bleibt Rebecca nicht, denn schnell wird ihr klar, dass sie in großer Gefahr steckt. Die mysteriöse Frau ist nicht die Einzige, die mit Rebeccas Vergangenheit verbunden ist. Tief unter der Stadt, in den Katakomben von Paris, lauert jemand, der Rebecca schon lange mit seinem ganzen Hass verfolgt. Und dieser Jemand ist sich sicher, dass endlich die Zeit für Rache ist ...

Begleite Rebecca auf ihren unheimlichen wie schicksalshaften Abenteuern an exotische Schauplätze und lüfte mit ihr das dunkle Geheimnis ihrer Vergangenheit.


Die digitale Neuausgabe der Romantic Thriller-Reihe von 2003 jetzt endlich und nur als eBooks erhältlich.

Jede Folge umfasst eine in sich abgeschlossene Geschichte und kann unabhängig von den restlichen Folgen der Serie gelesen werden.

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Seitenzahl: 122

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Die Nacht der Wahrheit

Rätselhafte Rebecca

In einer rabenschwarzen Winternacht finden eine panische junge Frau und ihr Baby Zuflucht in einer Villa. Am nächsten Morgen ist die Frau verschwunden – nicht aber ihr Baby. Bei dem namenlosen Bündel nur ein silbernes Amulett, darauf die Initialen R und G. Das war alles, was Rebecca über ihre Vergangenheit wusste.

Warum war ihre Mutter so in Panik? Wieso ließ sie sie bei einer Fremden zurück? Und was bedeuten die Initialen?

Tante Betty, wie Rebecca ihre Adoptivmutter und die Besitzerin der Villa zärtlich nennt, hatte ihr die Geschichte oft erzählt. Aber auf all die Fragen hatte sie leider keine Antwort.

Heute, fast achtundzwanzig Jahre später, ist Rebecca eine erfolgreiche Reiseschriftstellerin. Als solche ist sie viel unterwegs und überall auf der Welt hat sie Freunde. Und wäre da nicht ihre rätselhafte Vergangenheit, wäre sie fast eine gewöhnliche junge Frau.

Fast – denn irgendwie scheint sie Abenteuer und Mysterien magisch anzuziehen. Und dabei glaubt sie gar nicht an Magie!

Folge 01: Hexenzauber

Folge 02: Schatten der Vergangenheit

Folge 03: Stimmen aus dem Jenseits

Folge 04: Im Bann des Magiers

Folge 05: Das Geheimnis der weißen Lady

Folge 06: Satans Töchter

Folge 07: Ozean der bösen Träume

Folge 08: Fürstin der Finsternis

Folge 09: Das Geheimnis des schwarzen Mönchs

Folge 10: Kalter Hauch der Angst

Folge 11: Grüße aus dem Totenreich

Folge 12: Schreckensnächte in Kairo

Folge 13: Der Fluch der schwarzen Villa

Folge 14: Angriff der Todesvögel

Folge 15: Der Ruf der Todesfee

Folge 16: Schritte in der Dunkelheit

Folge 17: Vom Teufel besessen

Folge 18: Das Schloss, in dem das Unheil wohnt

Folge 19: Die Insel des Schreckens

Folge 20: Die Nacht der Wahrheit

Über diese Folge

Paris! Rebecca und ihr bester Freund Tom folgen einer mysteriösen Einladung in die Stadt der Liebe, in das Haus einer Unbekannten. Als sie der dunkelhaarigen Frau gegenüberstehen, stockt Rebecca der Atem. Was ist das für ein Spiel? Die geheimnisvolle Gastgeberin, die Rebecca mit einer seltsamen Mischung aus Zuneigung und Bedauern ansieht, sieht ihr verteufelt ähnlich. So wie diese Fremde könnte sie in zwanzig oder dreißig Jahren aussehen! Hat sie soeben ihre Mutter gefunden? Doch viel Zeit für die neue Bekanntschaft bleibt Rebecca nicht, denn schnell wird ihr klar, dass sie in großer Gefahr steckt. Die mysteriöse Frau ist nicht die Einzige, die mit Rebeccas Vergangenheit verbunden ist. Tief unter der Stadt, in den Katakomben von Paris, lauert jemand, der Rebecca schon lange mit seinem ganzen Hass verfolgt. Und dieser Jemand ist sich sicher, dass endlich die Zeit für Rache ist …

Über die Autorin

Marisa Parker, 1947 in Washington D.C. geboren, zog schon früh mit ihren Eltern nach Heidelberg. An der Heidelberger Universität studierte sie Germanistik, Latinistik und Philosophie. Nach ihrem Studium war sie viele Jahre als Journalistin und freie Schriftstellerin tätig. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden gemeinsamen Kindern in der Nähe von Köln.

Marisa Parker

Die Nacht der Wahrheit

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2003 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Nils Neumeier/Stefan Dagge

Umschlaggestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung einer Illustration von © shutterstock/Claire McAdams | coka | Christian Mueller

E-Book-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2457-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Nacht der Wahrheit

„Ich will dich tot sehen“, raunte eine heisere Stimme.

Unruhig warf sich die Frau im Bett hin und her. Sie stöhnte im Schlaf, blieb aber in ihren Träumen gefangen.

„Sterben sollst du. Ich warte auf dich, Rebecca …“

Draußen schob der Wind eine Wolke weiter, und silbernes Mondlicht fiel in das freundlich eingerichtete Schlafzimmer. Eine hübsche junge Frau mit dunklen Locken schlief dort. Krampfhaft hatten sich ihre Finger in die Bettdecke gekrallt.

Sie war allein, und dennoch war die Stimme deutlich im Raum zu hören: „Ich werde dich holen, Rebecca von Mora. In der Nacht des Schwarzen Fürsten!“

Hielt sich ein Geist im Zimmer auf, eine nicht-reale Existenz? Die Schlafende schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte, denn sie bäumte sich auf, aber sie kämpfte vergeblich gegen die Müdigkeit an.

Ein kräftiger Windstoß blähte die Gardine auf.

Die unheimliche Stimme verfolgte Rebecca bis in ihren Traum. Instinktiv wusste sie, dass sie diese Stimme schon einmal gehört hatte. Irgendwann und irgendwo …

Ein hagerer Mann stand breitbeinig in der Tür. Er hatte das Sonnenlicht im Rücken, sodass sein Gesicht nicht zu erkennen war, aber er strahlte etwas abgrundtief Böses aus. „Gib mir, was ich haben will!“

„Ich habe es nicht.“ Ängstlich wich die Frau im Haus zurück, bis sie eine Wand im Rücken spürte. „Ich weiß nicht, wo es ist, das schwöre ich!“

„Dann werde ich deinem Gedächtnis etwas auf die Sprünge helfen“, knurrte er drohend.

Die Frau zitterte, denn sie wusste genau, dass der Mann vor ihr zu allem fähig war.

Rebecca spürte ihre Verzweiflung fast körperlich. Sie träumte nicht nur von der Frau, nein, sie war diese Frau!

Sie warf sich von einer Seite auf die andere. Das Bett quietschte leise, und ihr Bewusstsein klopfte an, aber noch war der Traum nicht bereit, sie freizugeben.

Der Hagere legte die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Hose. „Niemand stellt sich mir in den Weg. Niemand!“ Suchend sah er sich um.

Die Frau straffte die Schultern und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen. „Sie werden den magischen Kelch niemals finden!“

Rebecca bäumte sich im Bett auf. Sie spürte, dass das Unheil seinen Lauf nahm, aber sie konnte nichts dagegen tun.

Was geschehen sollte, geschah …

Wutschnaubend stieß sich der Hagere von der Tür ab und kam auf sie zu. Plötzlich hielt er ein Messer in der Hand!

„Nein! Nein!“, wimmerte die Schlafende und biss sich auf die Lippen, bis sie bluteten. Sie fuhr mit einem Arm durch die Luft, wie die Frau in ihrem Traum es tat, um den Angreifer abzuwehren.

Unbarmherzig packte der Grausame sie an der Kehle. Dann stieß er zu.

Sie spürte, wie die scharfe, kühle Klinge in ihren Leib fuhr. Der Schmerz raubte ihr beinahe die Besinnung. Auf ihrem weißen Kleid breitete sich in Sekundenschnelle ein dunkelroter Fleck aus, und ihre Kehle brannte wie Feuer, da, wo der Mann sie gepackt hielt. Dann brach sie in die Knie …

„NEIN!“ Schwer atmend setzte sich Rebecca kerzengerade im Bett auf, die Bettdecke war beiseite gerutscht, ihre Haut war schweißnass.

Da war er wieder, der Albtraum, der sie seit einigen Wochen jede Nacht quälte.

Seufzend griff Rebecca nach dem Wasserglas auf dem Nachttisch. Sie hatte schon früher von der fremden Frau in Weiß geträumt, doch seit sie auf Rhodos gewesen war, war sie selbst die Frau in Weiß! Was hatte das nur zu bedeuten?

Ihr Hals brannte immer noch wie Feuer. Unbewusst fuhr ihre Hand zu dem Medaillon, das sie an einer Kette trug, und hielt erschrocken inne.

Das Schmuckstück hätte nur handwarm sein dürfen. Es war aber glühend heiß, so, als hätte sie es eine Weile über ein Feuer gehalten!

Hastig öffnete sie den Verschluss der Kette und legte den Anhänger vor sich auf die Bettdecke. Er war aus schwerem Silber und reich mit orientalischen Ornamenten verziert. Zwei Buchstaben waren hineingraviert, R und G.

Das Medaillon schimmerte rötlich, als würde es von innen heraus glühen.

Rebecca fühlte sich auf einmal hellwach – und sehr beunruhigt. Eine kleine Falte erschien zwischen ihren Brauen. Sie hatte das Gefühl, dass etwas sehr Bedeutsames in ihrem Schlafzimmer geschehen war, während sie geschlafen hatte, aber sie konnte sich nicht erinnern, was es war.

Ihr Blick glitt über die Einrichtung, als könnte sie hier die Antwort finden. Doch alles war ruhig und schien vollkommen normal.

Der Wecker zeigte eine halbe Stunde nach Mitternacht an.

Geisterstunde, ging es Rebecca durch den Sinn. Dann schüttelte sie unwillig den Kopf. Mit Spukgeschichten werde ich sicher keinen Schlaf mehr finden. Vielleicht wird mir ein Glas warme Milch gut tun, überlegte sie. Sie knipste die Nachttischlampe an und schwang die langen Beine aus dem Bett.

Auf dem Weg zur Küche kam sie an der Frisierkommode vorbei. Automatisch warf sie einen Blick in den Spiegel und erschrak: An ihrem schlanken Hals prangte neben der zarten weißen Spitze ihres Nachthemds ein leuchtend rotes, ovales Mal. – Sie hatte sich an ihrem Medaillon verbrannt!

Das Schmuckstück war ihr einziges Andenken an ihre Mutter. Ihre Pflegemutter, Elisabeth von Mora, hatte ihr oft erzählt, wie sie in einer stürmischen Winternacht vor etwa achtundzwanzig Jahren einer jungen Frau mit einem Baby im Arm Obdach geboten hatte. Die junge Fremde hatte Todesangst gehabt und ihre Gastgeberin gebeten, sich um ihr Baby zu kümmern, falls ihr etwas zustoßen sollte. Am nächsten Morgen war sie verschwunden gewesen. Tante Betty hatte ihr Versprechen gehalten und Rebecca liebevoll großgezogen. Doch das Rätsel um ihre Herkunft war niemals gelöst worden.

Vor einiger Zeit hatte Rebecca auf der Insel Rhodos Hinweise erhalten, die sie zu ihrer Mutter führen sollten, doch bisher war sie in ihren Nachforschungen nicht weitergekommen. Die Frau, der sie so ähnlich sah, war wie vom Erdboden verschluckt.

Und nun glühte ihr Medaillon. Dabei enthielt es weder Batterien noch einen versteckten Stromanschluss …

Beklommen beugte sich Rebecca zum Spiegel.

Das rote Mal leuchtete an ihrem weißen Hals wie eine Warnung. – Aber eine Warnung wovor?

***

Die Seine glitzerte im Licht des silbernen Mondes und der Sterne, als könne die Nacht keine Gewalt über die Erde gewinnen. Aber das täuschte. Die Nacht kam unaufhaltsam und nahm sich ihr Recht. So war der ewige Kreislauf der Natur. Leben erwachte und starb wie das Licht eines Tages. So war es schon immer gewesen und so würde es immer sein. Wer wusste das besser als Jean Darblay, der alte Hüter der Pariser Katakomben?

Sein Reich lag etliche Meter unter der Erde. Er wachte über die Gebeine von nahezu sechs Millionen Menschen. In dem ausgedehnten Tunnelsystem unter Paris hatte man einst den Kalkstein für die Kathedralen und Palais abgebaut. Erst als ganze Straßenzüge abgesackt waren, hatte man den Bergbau eingestellt und einen Teil der Stollen für die Toten eingerichtet. Das war auch nötig gewesen, denn durch Seuchen und Kriege drohten die Gottesacker der Stadt aus allen Nähten zu platzen.

Ächzend machte sich der alte Wächter auf seinen üblichen Abendrundgang. Man wusste nie, ob die elektrische Beleuchtung funktionierte, deshalb hatte er eine starke Taschenlampe dabei.

Schlurfend und mit gebeugtem Rücken passierte er den ersten Saal und äugte hinein. Hier war alles in Ordnung. Kein Tourist, der sich heimlich eingeschlichen hatte, um zwischen den hohen Wänden aus Knochen eine romantische Neigung auszuleben oder eine Mutprobe zu bestehen. In den dreißig Jahren, in denen er die Knochen hütete, hatte Jean Darblay manches erlebt. Immer wieder schlichen sich Jugendliche mit Schlafsäcken ein, um hier die Nacht zu verbringen. Es galt als cool, sich nicht vor den Toten zu fürchten, und dass der Aufenthalt verboten war, erhöhte den Reiz noch.

Der alte Wächter wanderte ächzend weiter. Es fiel ihm schwerer heute als sonst, das Gehen. Seine Gesundheit hatte unter dem kühlen, feuchten Klima in den Katakomben gelitten. Heute war sein Rheuma besonders schlimm, denn es regnete seit Tagen. Das feuchte Wetter machte ihm zu schaffen. Verflixt, da würde Nanette ihn später wieder mit ihrer Einreibung traktieren. Es brannte wie Feuer auf der Haut, das Zeug. Und es stank wie die Pest. Aber es half.

Er wusste, dass „oben“ jetzt die Dunkelheit um die Häuser kroch. Während der Arbeit dachte er oft an die Welt draußen, malte sich aus, wie die Touristenzentren hell erleuchtet wurden, während es in den kleinen Häusern und Gassen dunkel wurde. Doch er wusste auch, dass es in der Dunkelheit weiterging. Das Leben ruhte nur, aber es war nicht tot. Es wartete auf den neuen Tag, um wieder zu erwachen.

Er blieb stehen und dachte nach. Vielleicht war es überall so. Vielleicht ruhte das Leben nach dem Tod auch nur.

Auch im letzten Saal war alles ruhig. Jean Darblay atmete auf. Nicht, dass er sich vor den Toten gefürchtet hätte, sie taten ihm schließlich nichts, aber es war ihm seit einiger Zeit nicht mehr geheuer in den Tunnels. Merkwürdige Geräusche und Gerüche drangen so manche Nacht bis zu ihm vor.

Er wollte sich schon auf den Rückweg machen, als er plötzlich Schreie hörte.

Sein Kopf ruckte in die Höhe, und er lauschte.

Links führte ein Tunnel in das weit verzweigte unterirdische System. Ein Schild wies darauf hin, dass der Durchgang verboten war.

Wieder klangen Schreie auf. Lauter diesmal, verzweifelter. Hilfeschreie!

Noch nie hatte jemand Jean Darblay vergeblich um Hilfe gebeten. Er machte sich auf den Weg.

Plötzlich bebte der Boden an seinen Füßen unter kräftigem Donnern. Hinter dem Tunnel lag ein U-Bahn-Schacht. Die letzte Bahn für heute trat wohl gerade ihre Fahrt an.

Da tauchte vor ihm auf dem Boden eine rote Spur auf und ließ ihn den Lärm vergessen. Trotz seines Alters waren seine Augen scharf. Er musste sich nicht hinunterbeugen, um zu sehen, dass die Flüssigkeit dickflüssig und dunkel war.

Es war Blut!

Schaudernd folgte er den roten Tropfen. Es war kein Problem, die Spur im Auge zu behalten, denn sie wurde Schritt für Schritt breiter. Jemand musste in ernsten Schwierigkeiten sein, wenn er so viel Blut verloren hatte!

Er war etwa zwanzig Minuten gegangen und hatte etliche Abzweigungen hinter sich gelassen, als er hinter einer Kurve jemanden stöhnen hörte und wusste, dass er am Ziel war.

Vorsichtig schob er sich vorwärts und spähte um die Ecke.

Ein Gewölbe lag hinter der Kurve. Er erhaschte einen Blick auf einen Metallstuhl, der einem Folterinstrument verflixt ähnlich sah. Ein Mann war darauf festgeschnallt, während drei andere mit finsteren Mienen um ihn herumstanden.

„Der Boss mag es nicht, wenn jemand aussteigt“, krächzte einer der Männer so laut, dass der alte Wächter es hören konnte.

„S-stimmt“, lispelte sein Kumpan. „Alte Freunde verraten, s-so was macht man nicht.“

„Ich habe euch nicht verraten“, stieß der Gefangene hervor. Vor Angst überschlug sich seine Stimme. „Ich möchte nur nicht länger mitmachen. Bitte, tut mir nichts. Ich habe Familie …“

„Daran hättest du vorher denken sollen“, erwiderte die erste Stimme kalt. „Niemand verrät den Schwarzen Fürsten. Du weißt, was mit Verrätern geschieht.“

„Nein, bitte nicht!“

„Mach dich bereit, unserem Herrn gegenüberzutreten.“ Die Worte wurden von einem schweren Hieb in den Magen des Gefangenen begleitet.