Rosenzauber - Nora Roberts - E-Book

Rosenzauber E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Drei hinreißende Brüder, ein verwunschenes Hotel und viel Romantik ...

Beckett Montgomery liebt seine Heimatstadt Boonsboro, wo er zusammen mit seinen beiden Brüdern begonnen hat, ein altes Hotel in ein modernes Bed & Breakfast umzubauen. Vor allem aber liebt er Clare Brewster, die nach dem Tod ihres Mannes nach Boonsboro zurückgekehrt ist und dort die Buchhandlung führt. Beckett hat es nie gewagt, Clare seine Gefühle zu offenbaren. Doch als die Eröffnung des „BoonsBoro Inn” näher rückt, fasst er schließlich Mut und bietet Clare eine private Führung an – denn jedes Zimmer ist nach einem großen Liebespaar benannt. Und tatsächlich scheint seine Idee die Bücherliebhaberin zu verzaubern. Aber Beckett ist nicht der Einzige, der Clares Herz gewinnen möchte …

Die Blüten-Trilogie von Nora Roberts:

Rosenzauber
•Lilienträume
•Fliedernächte

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Seitenzahl: 492

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Nora Roberts

Rosenzauber

Roman

Deutschvon Uta Hege

Die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel »The Next Always« bei The Berkley Publishing Group,a division of Penguin Putnam Inc., New York

1. AuflageDeutsche Erstausgabe Dezember 2012bei Blanvalet Verlag, einem Unternehmen derVerlagsgruppe Random House GmbH, MünchenCopyright © der Originalausgabe 2011 by Nora RobertsPublished by arrangement with Eleanor WilderDieses Werk wurde vermittelt durch dieLiterarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 GarbsenCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2012by Blanvalet Verlag in der VerlagsgruppeRandom House GmbH, MünchenUmschlaggestaltung: © bürosüd°, MünchenUmschlagmotiv: Getty Images/Botanica/Harry Zernike; MasterfileLH · Herstellung: samSatz: DTP Service Apel, HannoverISBN: 978-3-641-09540-6www.blanvalet.de

Für John Reese,den Besten seines Faches,und die gesamte Mannschaft des BoonsBoro Inn.

Der Gesang und die Stille im Herzen,das sind Prophezeiungen und zugleich Ausdruckeines wilden und vergeblichen Verlangens.Henry Wadsworth Longfellow

1

Obwohl sie inzwischen seit mehr als zwei Jahrhunderten standen, hatten die schlichten steinernen Mauern nichts von ihrer Kraft und ihrer Stärke verloren. Einst aus den Hügeln und Tälern der Umgebung gebrochen, wurden sie aufgerichtet als Zeichen menschlichen Verlangens, Dinge zu erschaffen, die Zeugnis ablegen von seiner Existenz und über seine Lebenszeit hinausreichen. Dieser Wunsch, Spuren in der Welt zu hinterlassen, ist dem Menschen angeboren.

Generationen drückten dem Stein ihren Stempel auf, verbanden ihn, dem Geschmack der Zeit und den wechselnden Bedürfnissen entsprechend, mit anderen Materialien wie Ziegeln, Holz und Glas. Die Mauern wurden erweitert, verwandelt und verstärkt. Aber trotz aller Veränderungen wirkte das Haus an der Kreuzung wie ein Fels in der Brandung und schien das Geschehen ringsum unerschütterlich zu bewachen.

Erst sah es, wie immer neue Gebäude in seiner Nachbarschaft entstanden und wie aus der kleinen Ansiedlung langsam eine Stadt wurde, in deren Zentrum es nun lag. Bald begann man die unbefestigten Straßen zu asphaltieren, und nach und nach verschwanden Pferde und Kutschen, um Automobilen Platz zu machen. Auch immer neue Moden zogen an dem alten Haus vorüber – nur es selbst behauptete unangefochten seinen angestammten Platz, ein Sinnbild der Beständigkeit im Wandel der Zeiten.

Es erlebte Kriege, hörte das Echo des Kanonendonners, die Schreie der Verwundeten, die Gebete der Verängstigten. Bekam Blut und Tränen, Glück und Zorn, Geburten und Todesfälle mit. In guten Zeiten blühte es auf, doch es überlebte auch die schlechten, und obwohl es mehrfach den Besitzer wechselte und sein Verwendungszweck sich änderte, überdauerten die steinernen Mauern alle Wechselfälle des Lebens.

Allerdings hinterließ die Zeit ihre Spuren. Das Holz der eleganten Veranden im Erd- wie im Obergeschoss wurde morsch, Glasscheiben zerbrachen, der Putz bröckelte, und Ziegelsteine barsten. Und manch einer, der mit seinem Auto am Rand des Marktplatzes bei Rot an der Ampel halten musste und beobachtete, wie Tauben durch leere Fensterhöhlen flatterten, hatte sich in den vergangenen Jahren schon manches Mal gefragt, wie dieses alte, heruntergekommene Haus früher wohl ausgesehen haben mochte.

Beckett wusste es genau.

Nachdenklich stand er, die Daumen in die Taschen seiner Jeans eingehakt, auf dem Marktplatz und schaute hinüber. Es wehte nicht das kleinste Lüftchen, und eine drückende Hitze lastete wie schon den ganzen Sommer über auf dem Städtchen. Auch die blaue Plastikfolie, die die gesamte Fassade vom Dach bis zur Straße verdeckte, bewegte sich nicht die Spur, hing einfach schlaff herunter. Sie war im Winter angebracht worden, um das Haus gegen weitere Schäden durch Kälte und Frost zu schützen – jetzt bewahrte sie das Haus und alle, die darin eifrig arbeiteten, vor neugierigen Blicken.

Nur wenige wussten wie Beckett genau, wie es drinnen derzeit aussah und wie es aussehen würde, sobald die Renovierung abgeschlossen war. Schließlich hatte er, gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und seiner Mutter, das Ganze geplant und war darüber hinaus der Architekt, dessen Namen die Entwürfe für den Umbau trugen.

Nichts störte die Stille dieses frühen Morgens, und er hörte nur seinen eigenen Atem und das leise Scharren seiner Tennisschuhe auf dem Asphalt, als er seinen Beobachtungsposten verließ und die Straße überquerte, hinüberging zu dem alten Haus, das bald zu neuem Leben erwachen würde. Er freute sich, als er im Licht der Straßenlampen sah, wie gründlich die Ziegel und der Stein gereinigt worden waren.

Natürlich handelte es sich nach wie vor um ein altes Gebäude, und dieser Charakter sollte auch erhalten bleiben, denn genau das machte einen Teil seines Reizes und seiner Schönheit aus. Nur die Verwahrlosung der vergangenen Jahrzehnte war beseitigt worden, sodass es bereits jetzt regelrecht gepflegt wirkte. Zum ersten Mal fiel ihm das soeben auf – jetzt, in der Dämmerung des anbrechenden Morgens.

Er ging zur Rückseite über ausgedörrte, harte Erde, auf der nichts mehr wuchs, und vorbei an Schutthaufen, die sich überall auftürmten. Bald würde es hier ebenfalls anders aussehen, ganz anders. Genauso hübsch und einladend wie die Holzveranden vor den Zimmern in den beiden Obergeschossen, die bereits zum Teil restauriert und gestrichen waren. Originalgetreu anhand alter Fotos. Und was unwiederbringlich verloren war, hatte man sorgsam rekonstruiert. Wenn alles fertig montiert war, sah es bestimmt großartig aus. Ryder, der älteste der Montgomerys und Bauleiter des Unternehmens, hatte bereits einen Termin dafür festgelegt.

Er wusste es von Owen, dem mittleren der drei Brüder, der ihnen andauernd mit irgendwelchen Listen, Plänen, Zeitvorgaben in den Ohren lag. Nicht ein einziger Nagel konnte in die Wand geschlagen werden, ohne dass er es irgendwo notierte. Oder ohne Beckett umgehend davon in Kenntnis zu setzen, ob es ihn nun interessierte oder nicht.

In diesem Fall jedoch lag ihm eine Menge daran, denn wie sämtliche Montgomerys war er von dem alten Gemäuer völlig besessen. Gleich beim ersten Mal, als er das Foyer des Hauses betrat, das schon früher einmal ein Hotel gewesen war, hatte es ihn gepackt und nicht mehr losgelassen. Eine eigenartige Erfahrung, die ihm noch bei keinem anderen Projekt je begegnet war. Und bestimmt würde ihn auch kein zukünftiges Vorhaben je wieder so in seinen Bann ziehen. Den anderen erging es ebenso.

Beckett betätigte den Lichtschalter, und die schmucklosen Arbeitslampen, die von der Decke baumelten, erhellten die kahlen Räume, den nackten Betonboden, die unverputzten Wände, die herumliegenden Werkzeuge, die Planen und all das andere Material. Es roch nach Holz, Mörtel und Staub und ganz schwach nach gerösteten Zwiebeln, die offenbar Bestandteil eines Lunchpakets gewesen waren, das einer der Handwerker dabeihatte.

Eigentlich war es viel zu dunkel, um etwas zu sehen, zumal in den oberen Stockwerken, wo es kaum Lampen gab. Er wusste, dass es eine Schnapsidee war, mitten in der Nacht auf einer Baustelle aufzutauchen, obwohl er hundemüde war, aber dieser Ort zog ihn nun einmal magisch an.

Ja, es musste irgendeine Art von Magie sein, dachte er, als er durch einen Rundbogen ging, den bald eine schwere alte Holztür füllen würde. Er schaltete seine Taschenlampe ein und tastete sich vor bis zur Halle, wo statt einer Treppe derzeit nur eine Leiter nach oben führte.

So mitten in der Nacht, ohne den Lärm der Nagelpistolen und Sägen, ohne Radioberieselung und Stimmengewirr, wenn die Schatten Einzug gehalten hatten, spürte er die magische Ausstrahlung dieses Ortes besonders. Und er registrierte instinktiv, dass es nicht wirklich ruhig hier war, nicht vollkommen still, wie man es eigentlich erwartet hätte. Beckett fand das fast ein bisschen unheimlich.

Und gerade das zog ihn unwillkürlich an.

Er stieg die Leiter hinauf und ließ seine Taschenlampe über die Wände der ersten Etage gleiten. Wie immer stimmte Owens Bericht: Ry und seine Leute waren hier mit der Isolierung fertig geworden. Er verzog sein fein geschnittenes Gesicht, das im Dunkeln wie gemeißelt wirkte, zu einem breiten Grinsen, und ein zufriedenes Funkeln trat in seine blauen Augen.

»So langsam wird’s«, sagte er leise vor sich hin, doch in den leeren Räumen schien seine Stimme zu hallen. Dann folgte er dem Strahl der Taschenlampe weiter durch die Dunkelheit, ein groß gewachsener Mann mit den schmalen Hüften und langen Beinen der Montgomery-Männer sowie sanft gewelltem, rötlich braunem Haar, einem Erbe der mütterlichen Familie.

Vorsichtig stieg er gegen alle Vorsätze auch noch ein Stockwerk höher. Wenn er nicht bald den Heimweg antrat, würde er aufstehen müssen, kaum dass er ins Bett gegangen war. Was er sah, vertrieb jedoch seine Gedanken an Schlaf.

»So gefällt es mir«, murmelte er.

Diese Räume hatte er als Domizil der künftigen Hotelchefin geplant und an nichts gespart. Zufrieden betrachtete er nun sein Werk, das sichtlich Gestalt angenommen hatte, seit die Zwischenwände eingezogen worden waren. Alles stimmte, entsprach exakt seinen Plänen. Er sah es jetzt zum ersten Mal.

»Du bist ein verdammtes Genie, Beck«, lobte er sich selbst. »Aber geh jetzt, um Himmels willen, endlich heim.«

Schwindlig und ein wenig benommen kehrte er zurück zur Leiter. Er wusste nicht, ob seine euphorische Freude oder die Müdigkeit schuld waren an diesem merkwürdigen Gefühl.

Kaum zurück im ersten Stock drang ein leises Summen an sein Ohr. Die Stimme einer Frau. Und gleichzeitig mit dem Geräusch wehte ein Geruch zu ihm herüber: der Duft nach Geißblatt, süß und wild und reif.

Obwohl es in seinem Innern zu kribbeln begann, hielt er die Taschenlampe völlig ruhig, während er ihren Lichtstrahl in die noch unfertigen Gästezimmer wandern ließ. Dann war beides weg: das Geräusch ebenso wie der Duft.

Beckett schüttelte den Kopf.

»Ich weiß, dass du hier bist«, rief er laut und deutlich. »Und ich schätze, dass du schon seit einer ganzen Weile in diesem Gemäuer wohnst. Wir richten es wieder her, so schön wie früher, denn das hat es verdient. Und ich kann, verdammt noch mal, nur hoffen, dass es dir gefallen wird – nachträgliche Änderungen sind nicht mehr möglich.«

Einen Moment blieb er noch stehen, hing seinen Gedanken nach und versuchte sich vorzustellen, dass da tatsächlich jemand zwischen den alten Mauern hauste und hören konnte, was er sagte. Aber vielleicht war all das bloß ein Produkt seiner überreizten Fantasie. Oder seiner Müdigkeit.

Zurück im Erdgeschoss merkte er sofort, dass die Arbeitslampen nicht mehr brannten, schaltete sie wieder an und mit einem Schulterzucken erneut aus. Es wäre nicht das erste Mal, dass die derzeitige einsame Bewohnerin des Hauses ihnen ins Handwerk pfuschte, dachte er und rief: »Gute Nacht«, trat durch die Hintertür nach draußen und sperrte von außen wieder ab.

Dieses Mal wartete er nicht erst darauf, dass die Ampel grün wurde, sondern ging gleich über die Straße hinüber zur anderen Ecke des Marktes, wo sich über der Pizzeria Vesta seine Wohnung einschließlich Büro befand. Er lief den leicht abfallenden Gehweg hinab bis zum Parkplatz hinter dem Haus, schnappte sich seine Tasche aus der Fahrerkabine seines Pick-ups und beschloss, jeden zu ermorden, der es wagen sollte, ihn vor acht Uhr aus dem Bett zu klingeln.

Dann betrat er das Treppenhaus und stieg die Stufen hinauf. Ohne Licht zu machen, bewegte er sich im Schein der Straßenbeleuchtung, der durchs Fenster fiel, bis zu seinem Bett, ließ seine Kleider einfach zu Boden fallen, warf sich bäuchlings auf die Matratze und schlief bald ein, in der Nase nach wie vor den süßen Duft von Geißblatt.

Das Handy klingelte um fünf vor sieben.

»Mist.« Er krabbelte aus seinem Bett, tastete nach seiner Jeans, zog verschlafen etwas aus der Hosentasche und hielt es an sein Ohr. Erst als sich niemand meldete, merkte er, dass er seinen Geldbeutel in der Hand hielt.

»Verflucht.« Er fand sein Handy und erkundigte sich schlecht gelaunt: »Was zum Teufel willst du schon so früh?«

»Dir einen guten Morgen wünschen«, gab Owen ungerührt zurück. »Ich komm gerade mit Kaffee und Gebäck aus dem Sheetz. Sie haben eine neue Bedienung in der Frühschicht. Eine wirklich heiße Braut.«

»Wenn ich rüberkomme, schlag ich dir den verdammten Schädel ein. »Dann gibt’s weder Kuchen noch Kaffee. Ich bin auf dem Weg zur Baustelle. Ry ist wahrscheinlich schon dort. Schließlich haben wir für heute früh eine Besprechung angesetzt.«

»Aber erst um zehn.«

»Hast du meine SMS nicht gelesen?«

»Welche? Ich war gerade mal zwei Tage weg, und trotzdem hast du mir ungefähr eine Million verdammter Nachrichten geschickt.«

»Ich meine die mit der Mitteilung, dass die Besprechung bereits um Viertel nach sieben stattfindet. Also schau zu, dass du in die Klamotten kommst«, beschied Owen ihn kurz und bündig und legte einfach auf.

Beckett fluchte erneut, gab sich jedoch geschlagen, beeilte sich mit Duschen und Anziehen. Gut, dass er sich zumindest nicht um sein Frühstück kümmern musste, dachte er, als er die Wohnungstür hinter sich zuzog.

Draußen war es unverändert heiß. Es schien sogar, als würden die Wolken, die sich während der Nacht am Himmel aufgetürmt hatten, die stickige Luft noch festhalten. Beckett kam es vor, als tauche er in eine feuchte, warme Watteschicht ein. Schon von ferne hörte er, dass die Arbeit in dem alten Haus bereits in vollem Gange war. Ein vertrautes Gemisch aus Stimmen und dem Lärmen der Maschinen. Er traf gleichzeitig mit Owen ein, der soeben seinen Pick-up auf dem Hof abstellte. Der frisch gewaschene Wagen glänzte ebenso im Sonnenschein wie die metallenen Werkzeugkästen auf der Ladefläche.

Sein Bruder trug Jeans, ein weißes T-Shirt, und am Gürtel hing eine Handytasche, Owens lebenswichtiger Begleiter, ohne den er nicht mehr auskam. Beckett dachte manchmal, dass er sich von dem Ding, falls entsprechende Apps existierten, sogar einen Gutenachtkuss geben lassen würde. Abgesehen von seinen leicht verkratzten Arbeitsschuhen sah der mittlere Montgomery frisch und topfit aus, hatte sein ebenfalls rötliches Haar ordentlich frisiert, und selbst für eine gründliche Rasur schien er Zeit gefunden zu haben, denn keine Bartstoppel beeinträchtigte die Glattheit seines hübschen Gesichts, wie sein immer noch verschlafener Bruder missmutig feststellte.

»Gib mir den verdammten Kaffee«, knurrte er.

Owen nahm einen großen Pappbecher mit einem B aus dem Karton.

»Ich war erst um drei zurück.« Beckett trank einen großen Schluck, der hoffentlich seine Lebensgeister wecken würde.

»Warum denn das?«

»Ich bin erst kurz vor zehn in Richmond losgekommen und stand dann eine halbe Ewigkeit im Stau. Erspar mir bitte die Bemerkung von wegen Staumeldungen hören und gib mir lieber einen Donut, ja?«

Owen ignorierte die schlechte Laune des Jüngeren. »Die Balustraden für die Veranden werden wirklich sehr schön«, sagte er locker. »Der Aufwand und das viele Geld haben sich auf jeden Fall gelohnt.« Er nickte in Richtung des Pick-ups, der neben seinem stand. »Die Trockenwand im zweiten Stock ist auch schon aufgestellt. Heute kommt die zweite Putzschicht drauf. Die Dachdecker allerdings hängen ein bisschen hinterher, weil sie kein Kupfer mehr haben. Stattdessen nehmen sie sich erst mal die Schieferplatten vor.«

»Das ist nicht zu überhören«, stellte Beckett fest und musste ziemlich laut werden, um das Kreischen der Steinsäge zu übertönen.

Auf dem Weg zum Eingang informierte Owen seinen Bruder weiter über den Fortgang der Arbeiten und brachte ihn auf den neuesten Stand der Dinge. Aufgeputscht durch Koffein plus Zucker fühlte Beckett sich einigermaßen verhandlungsfähig und begrüßte freundlich die Arbeiter, während er Owen in das provisorische Büro folgte, wo Ryder bereits vor einer Sperrholztischplatte auf zwei Böcken stand und stirnrunzelnd ausgerollte Pläne betrachtete, während sein zotteliger, gutmütiger Mischlingshund und ständiger Begleiter neben seinen Füßen vor sich hin schnarchte. Er trug den merkwürdigen Namen Dumbass, weil er zwar ein ganz lieber, aber zugleich ein wenig trotteliger Kerl und nicht der Hellste war.

Der Geruch des frischen Gebäcks allerdings entging ihm nicht. Erwartungsvoll schlug er mit seinem buschigen Schwanz auf den Boden, bis Beckett sich erweichen ließ und ihm ein Stück von seinem Donut zuwarf, das er erstaunlich geschickt auffing. Dumbass, oder D.B., sah nämlich keinen Sinn darin, Stöcke, Bälle oder andere Sachen zu apportieren, und verwandte seine Energie ausschließlich auf das Einfangen von Nahrungsmitteln jeder Art.

»Wenn du jetzt schon wieder irgendeine Änderung verlangst, bring ich dich um, auch wenn ich das eigentlich mit Owen vorhatte.«

Ryder streckte knurrend eine Hand nach seinem Kaffeebecher aus. »Wir müssen diesen Sicherungskasten hier ein bisschen versetzen, damit wir einen Wirtschaftsraum für den ersten Stock abtrennen können.«

Beckett nahm sich einen zweiten Donut und hörte sich die nächsten Änderungswünsche des Bruders an.

Lauter Kleinigkeiten, dachte er. Nicht wirklich wichtig, aber doch Verbesserungen, wie er zugeben musste. Nun gut, schließlich war Ryder von ihnen allen am vertrautesten mit diesem Projekt. Als er allerdings wieder davon anfing, man könnte doch gut auf die Kassettendecke im Speisesaal verzichten, ein Dauerstreitpunkt zwischen ihnen, beharrte er auf seiner Position.

»Die Decke kommt rein, genau wie in den Plänen vorgesehen. Weil sie dem Zimmer erst seinen eigenen Charakter verleiht.«

»Warum denn das?«

»Alles in diesem Haus soll irgendwie an seine Tradition, seine Geschichte erinnern. Und zum Speisesaal gehört eben die Kassettendecke. Sie unterstreicht die Harmonie des Raumes und bringt die Paneele links und rechts der Fenster richtig zur Geltung. Die tiefen Fenster, die Decke und die Einwölbungen in der hinteren Wand ergeben erst das Gesamtbild.«

»Nervensäge.« Ryder blickte auf die Schachtel mit dem Gebäck, nahm sich eine Zimtschnecke, brach ein Ende davon ab und warf es, ohne den wild klopfenden Schwanz seines Hundes auch nur eines Blickes zu würdigen, achtlos in die Luft.

D.B.s Zähne schlugen krachend aufeinander, als er das Stück mit einer schnellen Bewegung auffing und verschlang.

»Wie ist es in Richmond gelaufen?«, fragte Ryder.

»Schlagt mich bitte k.o., bevor ich mich noch einmal bereit erkläre, einem Freund beim Bau einer überdachten Veranda zu helfen.«

»Mit Vergnügen.« Ryder grinste seinen Bruder an. Sein dunkelbraunes, beinahe schwarzes Haar lugte unter einer farbverspritzten Baseballkappe hervor, und spöttisch zog er seine Brauen über den goldgesprenkelten Augen hoch. »Ich dachte, das hättest du vor allem deswegen getan, um dich bei Drews Schwester beliebt zu machen.«

»Das war mit ein Grund.«

»Und wie ist es gelaufen?«

»Sie hat seit ein paar Wochen einen Freund, was allerdings niemand mir gegenüber auch nur mit einer Silbe erwähnte. Tatsächlich habe ich sie nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Und dann die Streitereien zwischen Drew und Jen. Abends beziehungsweise nachts durfte ich mir das vom Gästezimmer aus anhören, und am nächsten Morgen folgte dann Drews Gejammer, dass sie ihm das Leben zur Hölle mache.«

Er trank seinen Kaffee aus. »Aber die Veranda sieht fantastisch aus.«

»Wenn du schon da bist, könnte ich ein bisschen Hilfe bei den Bücherschränken für die Bibliothek gebrauchen«, mischte Owen sich ein und schaute fragend seinen Bruder an, der sogleich zustimmend nickte.

»Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, die in den letzten Tagen liegen geblieben sind, aber nach dem Mittagessen kann ich bestimmt ein bisschen Zeit erübrigen.«

»Das reicht.« Owen drückte ihm einen Ordner in die Hand. »Mom hat sich inzwischen nach Möbeln umgesehen. Hier drin findest du Abbildungen von den Sachen, die sie haben will. Außerdem eine Auflistung, in welche Räume sie sollen, und die entsprechenden Maße. Sie bittet dich, ein paar Skizzen anzufertigen.«

»Hatte ich nicht gerade eben welche gemacht, bevor ich nach Richmond gefahren bin? Unsere Mutter kauft ja fast schneller ein, als ich zeichnen kann.«

»Sie trifft sich morgen mit Tante Carolee. Sie wollen zusammen nach Stoffen schauen, aber vorher möchte sie deine Empfehlung, was wo eventuell passen könnte. Außerdem solltest du dich nicht beschweren. Schließlich hast du in einer entscheidenden Bauphase einfach blaugemacht, weil dir ein heißes Date vor Augen schwebte«, rief Owen ihm in Erinnerung.

»Woraus nichts geworden ist«, warf Ryder spöttisch ein.

»Ach, halt die Klappe.« Beckett klemmte sich den Ordner unter einen Arm. »Tja, dann fang ich am besten sofort mit der Arbeit an.«

»Willst du nicht noch raufgehen und dir ansehen, wie wir vorangekommen sind?«

»Ich war letzte Nacht schon hier.«

»Nachdem du angekommen bist?«, fragte Owen überrascht.

»Ja, um drei Uhr morgens. Sieht wirklich alles fantastisch aus.«

In diesem Augenblick steckte einer der Arbeiter den Kopf durch die Tür. »Hallo, Beck. Ry, der Trockenwandbauer, hat irgendeine Frage. Er ist oben in Nummer fünf.«

»Ich komme.« Ryder zog eine handgeschriebene Liste aus dem Clipboard auf dem Tisch und drückte sie Owen in die Hand. »Hier ist das Material, das du bestellen sollst. Es wird Zeit, dass die vordere Veranda endlich einen Rahmen kriegt.«

»Wird erledigt. Brauchst du mich heute Morgen vor Ort?«

»Dumme Frage! Wir müssen bloß noch an die tausend Geländerteile grundieren, ein bis zwei Kilometer Dämmstoff an den Wänden anbringen und die Veranda im ersten Stock verkleiden. Also, was glaubst du?«

»Ich denke, ich bestell schnell das fehlende Material, schnapp mir meinen Werkzeuggürtel und mach mich an die Arbeit.«

»Und ich komm noch mal vorbei, bevor ich am Nachmittag rüber in die Werkstatt muss«, erklärte Beckett und verabschiedete sich schnell, bevor jemand auf die Idee kam, ihm einen Hammer in die Hand zu drücken.

Zu Hause stellte er einen Becher unter seine Kaffeemaschine, füllte Wasser in den Tank und ging, während die Bohnen gemahlen wurden, die von Owen in seiner Küche hinterlegten Schreiben durch. Außerdem hatte sein Bruder einen gelben Merkzettel für ihn aufgehängt, dass die Blumen frisch gegossen seien. Obwohl er ihn nicht darum gebeten hatte, überraschte es ihn nicht: Ob man einen platten Reifen hatte oder eine Atombombe entschärfen musste – auf Owen war einfach Verlass.

Beckett warf unnütze Postwurfsendungen ins Altpapier und nahm die restlichen Briefe mit hinüber in sein Büro. Und natürlich seinen Kaffee. Er mochte diesen Raum, den er selbst entworfen hatte, nachdem das Haus am Markt ein paar Jahre zuvor in den Besitz seiner Familie übergegangen war. Von seinem schönen alten Schreibtisch aus, den er auf dem Flohmarkt erstanden und eigenhändig aufgearbeitet hatte, konnte er direkt hinüber zur Baustelle sehen.

Überhaupt wohnte er gerne hier und verwarf deshalb immer wieder den Gedanken, aufs Land zu ziehen. Wie seine Brüder besaß er dort nämlich ein großes Grundstück, auf dem bereits ein halb fertiges Haus stand, doch irgendwann hatte er es aufgegeben, daran weiterzubauen.

Für sich alleine fand er es bequemer, wenn er in der Stadt lebte und keine großen Wege machen musste, um sich etwas zu essen zu kaufen. Er brauchte nur in der Pizzeria anzurufen, damit ihm ein Gericht seiner Wahl nach oben gebracht wurde.

Und es war praktisch, zu Fuß zur Bank, zur Post, zum Frisör und in die Buchhandlung gehen zu können. Oder ins nahe Crawford’s, wo es morgens ein hervorragendes warmes Frühstück und mittags gute Burger gab. Beckett kannte seine Nachbarn, die Geschäftsleute, den Rhythmus der Stadt. All das sprach gegen einen Umzug aufs Land.

Er blickte auf den Ordner, den Owen ihm in die Hand gedrückt hatte. Zwar war er neugierig, auf was für Ideen Mutter und Tante dieses Mal gekommen waren, nur musste anderes vorrangig erledigt werden. Rechnungen, liegen gebliebene E-Mails, neue Projekte, die sich noch im Entwicklungsstadium befanden.

Auch Owens Arbeitsplan wartete auf eine Durchsicht. Sein Bruder bestand darauf, dass er einmal pro Woche von Ryder aktualisiert wurde, obwohl sie einander ständig sahen und deshalb immer auf dem Laufenden waren. Dass alles so reibungslos lief, war bei einem komplizierten Projekt wie diesem durchaus ein kleines Wunder.

Beckett warf einen Blick auf den dicken weißen Ordner voller Computerausdrucke mit den nach Räumen geordneten Plänen zu Heizung, Klima- und Sprinkleranlage, mit Abbildungen der ausgewählten Wannen, Toiletten, Waschbecken, Fliesen und Wasserhähne. Auch für welche Lampen, Möbelstücke, Bezugs- und Gardinenstoffe sich seine Mutter entschieden hatte, war in diesem unerschöpflichen Ordner festgehalten. Bis die Renovierung abgeschlossen war, würde vermutlich noch so einiges hinzukommen, dafür würde schon Justine Montgomery sorgen.

Jetzt beschäftigte sich Beckett erst einmal mit ihren aktuellen Ideen. Neben jedem von ihr ins Auge gefassten Einrichtungs- oder Dekorationsgegenstand waren die Initialen des Raumes vermerkt, denn abweichend von den nüchternen Nummern, die die Brüder verwendeten, bestand sie darauf, den Zimmern und Suiten die Namen literarischer Liebespaare zu geben. So stand etwa J & R für »Jane und Rochester«, eine der beiden im ersten Stock gelegenen Suiten mit privatem Zugang und Kamin. Nur eine einzige Ausnahme gab es: Die Suite im oberen Stockwerk hieß einfach »Penthouse«.

Beckett fand die Lösung genial. Während er das Bett für die Jane-und-Rochester-Suite betrachtete, musste er zugeben, dass es eine perfekte Wahl war. Das dunkle Holz und der hübsche Baldachin hätten sicherlich hervorragend nach Thornfield Hall gepasst, dem Besitz des romantischen Helden aus Charlotte Brontës berühmtem Roman Jane Eyre. Allerdings verzog er seinen Mund zu einem Grinsen, als er entdeckte, dass am Fußende des Bettes noch ein geschwungenes Sofa stehen sollte. Wozu das? Falls die holde Weiblichkeit vor Verzückung in Ohnmacht fiel? Auch eine Kommode hatte seine Mutter ausgesucht, aber da nannte sie als Alternative einen Sekretär mit Schubladen, was ihm irgendwie ausgefallener und interessanter erschien.

Auch für die zweite Suite im ruhigen hinteren Bereich des Gebäudes, die sie in Anlehnung an William Goldmans Roman Die Brautprinzessin »Westley undButterblume« nannte, schien sie die perfekte Schlafstatt, wie sie in großen Lettern vermerkte, gefunden zu haben, und ähnlich sah es hinsichtlich der Ausstattung der übrigen Räume aus.

Beckett legte den Ordner beiseite, fuhr seinen Computer hoch und brachte die nächsten beiden Stunden damit zu, die Wünsche und Vorschläge seiner Mutter so zu visualisieren, dass man den Raum vor sich zu sehen meinte.

Von Zeit zu Zeit schlug er den Ordner wieder auf und schaute Details wie Steckdosen und Anschlüsse für Flachbildfernseher nach. Nichts durfte übersehen werden. Schließlich schickte er die neuen Entwürfe per E-Mail seinen Brüdern und vor allem seiner Mutter, damit sie noch einmal überprüfte, ob alles ihren Vorstellungen entsprach, bis hin zu der Höhe von Betten, Nachttischchen und Stühlen.

Was ihn betraf, so brauchte er jetzt eine Pause und einen weiteren Kaffee. Am besten einen Eiskaffee oder einen gekühlten Cappuccino. Weshalb also ging er nicht einfach kurz ins »Turn the Page«? In der kleinen Buchhandlung des Ortes wurde nämlich den Kunden eine breite Auswahl an Kaffeespezialitäten geboten, und manch einer kam nur deswegen und nicht, um ein Buch zu kaufen.

Zudem, dachte Beckett, würde ihm ein kurzer Spaziergang nach dem langen Sitzen sicher guttun. Doch bevor er sich auf den Weg machte, beschloss er, das längst überfällige Rasieren nachzuholen. Bartstoppeln sahen nicht sonderlich gepflegt aus und wärmten überdies. Zumindest kam es ihm so vor.

Schließlich ging er los, schlenderte die Hauptstraße hinab und blieb kurz vor Sherry’s Schönheitssalon stehen. »Na, wie kommt ihr im Hotel voran?«, fragte der Frisör, der gerade Pause hatte.

»Wir ziehen momentan die Trockenwände ein.«

»Weiß ich doch. Ich hab schließlich beim Abladen geholfen.«

Beckett lachte. »Am besten stellen wir dich gleich ein. Wenn du uns ohnehin ständig hilfst.«

Grinsend nickte der Frisör in Richtung des Hotels. »Ich finde es einfach schön, dass es bald wieder in alter Pracht erstrahlt.«

»Ich auch. Bis dann, Dick.«

Kurz darauf stieg er die Stufen zur Veranda des Buchladens hoch, trat unter dem Gebimmel einer Glocke durch die Tür und winkte Laurie zu, die an der Kasse beschäftigt war. Während er auf sie wartete, schaute er sich das Regal mit den Bestsellern und Neuerscheinungen an, blätterte in dem einen oder anderen Buch und las die Klappentexte. Auch einen neuen Titel seines Lieblingsautors John Sandford entdeckte er. Wieso war ihm das bislang entgangen, fragte er sich.

Er liebte die Atmosphäre der Buchhandlung. Alles wirkte anheimelnd und entspannt: die ineinander übergehenden Räume mit der sanft geschwungenen Holztreppe, über die man ins Büro und in die Lagerräume kam und die bei jedem Schritt leise knarrte; die hohen Regale an den Wänden mit den vielen Büchern, die zum Stöbern einluden, dazwischen Tische mit Kunsthandwerk, Nippsachen, Geschenkartikeln und Postkarten.

Auch dieses alte Haus hatte schon vieles erlebt, gute und schlechte Zeiten ebenso wie zahlreiche Veränderungen, aber sich über die Jahrzehnte dennoch die wunderbare Atmosphäre eines alten Stadthauses, das es einmal gewesen war, bewahrt.

Beckett fand immer, dass es in diesem Haus nach Büchern und nach Frauen roch. Was jedoch nicht weiter überraschte, da der Laden schließlich einer Frau gehörte und auch der Rest des Personals weiblich war.

Während er weiter die Regale entlangschlenderte, stieß er ebenfalls auf einen neu erschienenen Walter Mosley, den er zu dem Sandford packte, und schaute die Treppe hinauf zum Büro. Ob Clare heute gar nicht da war oder erst am Nachmittag kam? Er rief sich zur Ordnung, denn schließlich war er nicht ihretwegen hier, sondern weil er einen Cappuccino trinken wollte.

Clare Murphy, die seit zehn Jahren Clare Brewster hieß, wenngleich ihm das nach wie vor nicht in den Kopf wollte. Mutter dreier Söhne und Inhaberin der Buchhandlung. Eine alte Freundin von der Highschool und sein Jugendschwarm, die das Schicksal wieder hierherverschlagen hatte, nachdem ihr Mann von einem irakischen Heckenschützen getötet worden war. Und ihm stand es ganz gewiss nicht zu, sich der Witwe eines Mitschülers, den er gemocht und gleichzeitig beneidet hatte, in irgendeiner Weise zu nähern.

»Tut mir leid, dass ich dich hab warten lassen. Wie geht’s dir, Beck?«

»Was?« Aus seinen Gedanken gerissen kehrte er in die Gegenwart zurück und drehte sich zu Laurie um. »Oh, kein Problem. Ich hab ein paar Bücher gefunden.«

»Wir sind schließlich eine Buchhandlung«, stellte sie lächelnd fest.

»Ich weiß, die Wahrscheinlichkeit, hier nichts Passendes zu finden, ist gering. Ich hoffe nur, dass meine Chancen, einen gekühlten Cappuccino zu bekommen, genauso gut stehen.«

»Auf jeden Fall. Gekühlte Getränke sind derzeit der Renner.« Laurie, das honigfarbene Haar wegen der Hitze hochgesteckt, fächelte sich Luft zu und griff nach einem Becher. »Wie groß soll er denn sein?«

»So groß, wie’s geht.«

»Wie läuft’s drüben im Hotel?«

»Wir kommen gut voran.« Er trat vor den Tresen, während sie die Espressomaschine anstellte.

Laurie war ein hübsches kleines Ding, ging es ihm durch den Kopf. Sie arbeitete hier, seit Clare den Laden eröffnet hatte, anfangs neben der Schule. Seit fünf oder sechs Jahren? War es wirklich schon so lange her seit Clares Rückkehr?

»Ständig fragen uns die Leute, wann ihr endlich die Plane abnehmt, damit alle sehen können, wie es wird«, erzählte Laurie.

»Genau das wollen wir noch ein bisschen aufschieben, damit es wirklich ein Aha-Erlebnis wird.«

»Schade, ich platze nämlich schon vor Neugier.«

Beckett konnte sie in Anbetracht des Geräuschpegels ringsum zwar nicht kommen hören, aber ganz deutlich spürte er ihre Anwesenheit und drehte genau in dem Moment den Kopf, als sie, eine Hand auf dem Geländer, die geschwungene Holztreppe herunterkam.

Sein Herz machte einen Satz, doch das war nichts Neues. Schon in ihrer Teenagerzeit hatte Clare ihn ständig aus der Fassung gebracht.

»Hallo, Beck. Da bist du ja. Lag ich also richtig mit meiner Vermutung, deine Stimme gehört zu haben.«

Sie sah ihn lächelnd an, und sein Herzschlag schien endgültig auszusetzen.

2

Beckett fasste sich schnell und setzte ein zwangloses Lächeln auf, als sie auf ihn zugelaufen kam. Groß und schlank, strahlend und mit diesem hell leuchtenden Haar erinnerte sie ihn an eine Sonnenblume. Und jedes Mal, wenn sie die Mundwinkel wie jetzt nach oben zog, funkelten in ihren grauen Augen grüne Lichter.

»Schon ein paar Tage her, seit ich dich zum letzten Mal gesehen habe«, meinte sie.

»Ich war unten in Richmond.« Sie war wohl ein wenig in der Sonne gewesen, denn ein sanfter goldener Schimmer lag auf ihrer Haut. »Hab ich irgendwas verpasst?«

»Lass mich überlegen. Irgendjemand hat den Gartenzwerg aus Carol Teckers Vorgarten geklaut.«

»Mein Gott. Ein echtes Verbrechen.«

»Sie hat eine Belohnung in Höhe von zehn Dollar für den Finder ausgesetzt.«

»Dann sollte ich wohl meine Augen offen halten.«

»Und wie läuft’s im Hotel?«

»Wir stellen gerade die Trockenwände auf.«

»Das weiß ich doch längst«, winkte sie ab. »Avery hat es mir gestern erzählt, und die wusste es von Ry, weil der gestern auf eine Pizza bei ihr im Restaurant war.«

»Meine Mutter hat inzwischen die meisten Möbel ausgesucht und geht jetzt an die Auswahl der Stoffe.«

»Das ist mal eine echte Neuigkeit.« Das Grün in ihren grauen Augen funkelte, und wie immer brachte ihn das beinahe um den Verstand. Er war dankbar, dass Clare weiterredete. »Die Möbel würde ich gerne sehen. Sie sind bestimmt wunderschön. Stimmt es eigentlich, dass in einem der Bäder eine Kupferwanne installiert wird?«

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