Seewölfe - Piraten der Weltmeere 456 - Fred McMason - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 456 E-Book

Fred McMason

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Beschreibung

Wie jeden Morgen holte Mac Pellew auch an diesem Tag in aller Herrgottsfrühe die Eier aus den Hühnerverschlägen an Bord der Karavelle. Allerdings war er an diesem Morgen ziemlich dösig und verbiestert, weil sie das Wiedersehen mit Siri-Tong und ihren Kerlen gefeiert hatten. Und Mac war ziemlich abgefüllt gewesen, bis zur Unterlippe sozusagen. In seinem Schädel rumorten an die tausend Rumteufelchen. Weil dem so war, schaute er auch nicht so genau hin, als er das erste Ei in den Korb legte. Aber dann stutzte er doch, nahm das Ei wieder heraus und betrachtete es von allen Seiten. Es war aus Gold! Hastig langte Mac nach den nächsten Eiern. Sie waren alle aus Gold. Die Hühnerchen hatten goldene Eier gelegt...

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Impressum© 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-95439-864-5Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Fred McMason

Die„Goldene Henne“

So hieß die Karavelle – aber sie konnte auch zubeißen

Caspicara – „Pickelgesicht“ – hieß der Oberschnapphahn, der mit seiner Horde von Galgenvögeln auf der „El Toro“ zu der Bucht am Golf von San Blas zurücksegelte, nachdem er in Cartagena erkundet hatte, daß in zwei Tagen ein Geleitzug nach Porto Bello auslaufen würde. In der Bucht wartete der andere Oberschnapphahn auf ihn – Isidro Flores. Aber mit dem geplanten Beutezug auf den zu erwartenden Geleitzug war es Essig, denn unbekannte Bastarde hatten dem dicken Flores die Karavelle entführt, die sechs Schaluppen versenkt und seinen Haufen erheblich dezimiert. Was Flores seinem Kumpan Caspicara über die fremden Kerle erzählte, klang haarsträubend. Aber es hielt Caspicara nicht davon ab, mit der „El Toro“ die Verfolgung der Karavelle aufzunehmen …

Die Hauptpersonen des Romans:

Philip Hasard Killigrew – dem Seewolf werden Grüße ausgerichtet, die ihn nachdenklich stimmen.

Siri-Tong – die Rote Korsarin rupft eine spanische Schatzgaleone.

Mac Pellew – der zweite Kombüsenmann meint, er habe goldene Eier gelegt.

Edwin Carberry – der Profos heckt etwas aus und findet den richtigen Namen für die Piratenkaravelle.

Ein Spanier – der ein Freund der Seewölfe und des Bundes der Korsaren ist.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

29. März 1595 – Golf von San Blas.

Nur noch Trümmer schwammen in der Piratenbucht, die vom Untergang der „El Toro“ kündeten. Und Haie waren da, wilde, gefräßige Bestien, die hungrig über alles herfielen, was sich bewegte.

Die spanische Piratengaleone war gemeinsam von Philip Hasard Killigrew, den Le Vengeurs und der Roten Korsarin Siri-Tong versenkt worden.

Jetzt löste sich die Spannung des Kampfes langsam. Dafür wurde die Wiedersehensfreude um so größer.

Über die Piratenbucht hallte ein donnerndes Gebrüll, als beide Schiffe, die Karavelle und der Zweidecker „Caribian Queen“, näher zum Land segelten, um dort vor Anker zu gehen.

Seit Oktober des letzten Jahres hatte man sich nicht mehr gesehen. Ein halbes Jahr war das jetzt her – Grund genug, um anschließend kräftig zu feiern und das Wiedersehen zu begrüßen.

Der Profos Edwin Carberry grinste bis an die Ohren und stieß Matt Davies hart mit dem Ellenbogen an.

„Nun sieh dir diese Rübenschweine an“, sagte er fröhlich. „Sieh nur dieses Ungeheuer von Barba.“

Siri-Tongs Steuermann stand dem Profos in nichts nach – jedenfalls was das Aussehen betraf. Dieser bullige behaarte Kerl mit der Fleischhauer-Visage, einem wilden Gesicht voller Narben, stand jetzt da, schlug sich auf die Schenkel, lachte dröhnend und winkte herüber.

Der Profos grinste noch stärker. Da stand der Boston-Mann mit seinem großen goldenen Ohrring, da war Bill, the Deadhead, so genannt wegen seines handtellergroßen goldenen Totenkopfes, der mit einer groben Goldkette seine Brust zierte. Und da winkten all die anderen, sogar das schmierige Köchlein Cookie, den der Profos im Oktober noch kräftig verprügelt hatte. Und auf dem Achterdeck stand Siri-Tong. Sie trug wieder ihre offenherzige rote Bluse und enge dunkelblaue Hosen.

„Geheiligtes Hornvieh“, sagte Ed andächtig. „Das dürfte ja eine recht wilde Sauferei heute nacht werden. Ich freue mich schon mächtig darauf, die verdammten Kanonensöhne zu begrüßen.“

„Auf die Sauferei nicht?“ fragte Matt anzüglich.

„Das ist sozusagen ein Nebenprodukt, und davon kann und darf man sich nicht ausschließen.“

Der Profos schickte einen frommen Blick zum Himmel, als wäre ihm die Sauferei etwas peinlich. Matt entging dieser fromme Augenaufschlag jedoch nicht. Er grinste ein bißchen.

„Dein Blick ist nicht scheinheilig“, sagte er, „der ist ausgesprochen schweinheilig.“

Barba brüllte herüber: „Heute abend lassen wir die Kuh fliegen, Leute!“

Das war sein Lieblingsspruch, und so erwartete er grinsend auch den Lieblingsspruch des Profos, und der folgte auch prompt.

„Und euch zieh’ ich die Haut in Streifen von euren verdammten Affenärschen!“ brüllte Carberry zurück.

Daraufhin brachen alle in wildes rauhes Gelächter aus.

Aber bis die Kuh flog und die Haut abgezogen wurde, verging doch noch eine ganze Weile.

In der Bucht, wo die beiden Piratenhäuptlinge Isidro Flores und Caspicara einen Stützpunkt hatten errichten wollen, trieben leere Fässer auf, schwammen Wrackteile und Holzsplitter. Es sah immer noch wüst aus. Dazwischen tummelten sich Haifische. Einer schnappte nach einem zersplitterten Balken und schüttelte ihn kräftig.

Auf Mel Ferrow wirkte die Szene wie das rote Tuch auf den Stier. Er hielt sein Entermesser in der Hand und starrte wie gebannt ins Wasser, wo die Dreiecksflossen zu sehen waren.

„Fang bloß nicht wieder an zu spinnen“, warnte Ferris Tucker, „sonst binde ich dich am Mast fest.“

Mel Ferrow schluckte krampfhaft, als hinge ihm ein dicker Kloß in der Kehle. Seit sich einmal ein Hai in ihn verbissen und riesige Wunden in seinem Körper hinterlassen hatte, sah er jedesmal rot. Noch heute hatte er diese fürchterlichen Narben, Abdrücke gewaltiger Zähne, die seinen Leib verunstalteten. Seitdem hatte er auch den „Haitick“ und wetzte beim Anblick einer Haiflosse jedesmal gleich das Messer.

Er hörte überhaupt nicht, was Ferris sagte. Seine Blicke stachen wie Dolche ins Wasser. Am liebsten wäre er mitten in das Gewimmel gesprungen, ohne Rücksicht auf sein Leben.

Dem Profos war dieser stiere Blick ebenfalls nicht entgangen. Er schlenderte an Mel vorbei, als sähe er ihn nicht. Dann aber griff er zu und hatte das scharfgeschliffene Entermesser in der Hand.

„Damit du keinen Mist baust“, erklärte er. „Hier wimmelt es nämlich von den Biestern, und du hast nicht die geringste Chance gegen sie. Geh lieber an die Fock, wir holen sie gleich ein.“

„Gib mir mein Messer zurück“, knurrte Mel. „Wenigstens eins von diesen Biestern muß ich erwischen. Und von wegen keine Chance! Bis zum Land ist es nicht mehr weit.“

„Soll ich dir wieder was auf die Ohren geben, du Hornochse?“ fragte Ed drohend und hielt ihm seine gewaltige Pranke unter die Nase. „Wenn die aufgeht, gehst du unter.“ Der Profos sah schon wieder aus, als wolle er Engel rupfen.

Mel blieb immer noch störrisch, doch Ferris Tucker packte ihn, drehte ihm den Arm auf den Rücken und hielt ihn fest.

„Richtig so“, sagte Ed. „Laß ihn bloß nicht los. Der Kerl kriegt es fertig und hüpft über Bord. Der schert sich den Teufel darum, ob ihn Davy Jones holt.“

„Wer ist Davy Jones?“ fragte Mel, während er sich im Griff des Schiffszimmermannes wand.

„Sagt man so, wenn einer von der See geholt wird, egal auf welche Weise. Davy Jones hockt in der Tiefe. Und der holt auch so Blödmänner wie dich, die jedem Hai hinterherschwimmen.“

Ihre Aufmerksamkeit wurde geweckt, denn in der Piratenbucht spielte sich gerade ein Drama ab.

Zwei Schnapphähne von der „El Toro“ hatten den Untergang ihres Schiffes überlebt. Es war ihnen gelungen, auf eine im Wasser treibende Gräting zu entern. Aber die Haie hatten Blut gewittert und umkreisten erregt die Gräting. Sie kippte alle Augenblicke von einer Seite zur anderen, und bei jedem Kippen rutschten die Kerle ab und suchten verzweifelt nach Halt.

Auf dem Achterdeck der Karavelle hatten Hasard und Dan das beginnende Drama ebenfalls bemerkt. Die beiden in farbige Lumpen gehüllten Schnapphähne kämpften ums nackte Überleben. Wenn die Lage der Gräting wieder stabil wurde, dann hieben sie mit abgebrochenen Holzprügeln wie wild ins Wasser, um sich die mörderischen Haie vom Leib zu halten.

Hin und wieder gellte ihr angstvolles Geschrei übers Wasser, wenn ein Hai hochschnellte. Die Gräting kippte gerade wieder zur Seite.

Von der „Caribian Queen“ konnte keiner helfen. Der düstere Zweidecker segelte bereits dem Strand entgegen und konnte nicht mehr über Stag gehen. Die meisten Segel waren auch schon aufgetucht worden.

„Kurs auf die Gräting“, befahl Hasard, der den aussichtslosen Kampf der beiden Kerle verfolgte. „Nehmt ein paar Musketen, und feuert auf die Haie.“

„Na, jetzt kannst du doch noch den Helden spielen“, sagte Ferris zu Mel. „Hol dir einen Schießprügel und halte drauf. Wenn du aber über Bord hüpfen solltest, dann brenne ich dir ebenfalls eins auf den Pelz.“

Die Haie griffen immer wieder die Gräting an. Einer, ein riesiger angriffslustiger Brocken, schnellte seinen mächtigen Leib aus dem Wasser und schnappte nach der Gräting. Riesige Kiefer mit rasiermesserscharfen Zähnen schlossen sich krachend. Holz splitterte, als hätten Kanonenkugeln es getroffen. Ein Teil der Gräting wurde unter dem wilden Zuschnappen buchstäblich zerfetzt.

Diesmal wurde die Gräting fast unter Wasser gezogen. Beide Schnapphähne verloren den Halt und rutschten ins Wasser. Sie schrien jämmerlich und begannen, in blinder Angst um sich zu schlagen.

„Himmel!“ rief der Profos. „Schnapphähne hin, Schnapphähne her, aber das ist ein verdammt lausiger Tod!“

Er zielte sorgfältig und schoß. Der riesige Hai begann wild zu zucken, als das Blei ihn traf. Seitlich von seinem Schädel färbte sich das Wasser dunkel. Sein Schwanz schlug wild, in einem kochenden Wirbel ging er auf Tiefe. Den anderen Hai traf Mel, einen dritten erwischte Gary Andrews.

Den beiden Schnapphähnen verschaffte das so viel Luft, daß sie sich wieder auf die Gräting ziehen konnten. Jetzt hockten sie dicht nebeneinander und brüllten lauthals um Hilfe. Ihre Gesichter waren kalkweiß, in ihren Augen stand fürchterliche Angst. Außerdem glaubten sie, daß die Schüsse ihnen gegolten hätten.

Weitere Musketenschüsse krachten. Im Wasser quoll eine große dunkle Wolke auf – Haiblut, das die anderen Raubfische anlockte und verrückt werden ließ. Gleich nach den Schüssen brodelte und kochte das Wasser in weitem Umkreis.

Die Karavelle näherte sich rasch. Immer noch krachten Schüsse, und die beiden Schnapphähne hoben entsetzt die Arme in der Annahme, jetzt werde man sie gnadenlos abknallen.

„Fischt die beiden Kerle auf!“ rief Hasard. „Und bringt sie dann zu mir nach achtern!“

Das Focksegel wurde eingeholt, bis die Karavelle auf gleicher Höhe mit der Gräting war.

„Hopp auf, ihr verdammten Galgenhölzer!“ brüllte der Profos auf spanisch. Da er sehr laut brüllte, wie es seiner Art entsprach, zuckten die beiden „Galgenhölzer“ verstört zusammen.

Zwei Tampen flogen ihnen zu. Gleich darauf standen die beiden Triefmänner eingeschüchtert und verängstigt an Deck und wagten kaum, sich umzublicken.

Der Profos begutachtete sie und grinste schief. Und weil er brüllte und auch noch schief grinste, krochen die beiden noch mehr in sich zusammen. Sie nahmen allen Ernstes an, daß man sie jetzt hängen würde. Daß das unsinnig war, kam ihnen nicht in den Sinn, denn sonst hätte man sich nicht der Mühe unterzogen, sie aus dem Bach zu ziehen. Die rasenden Haie hätten ohnehin ganze Arbeit geleistet.

Carberry und die anderen musterten die Kerle, die in bunte lumpige Plünnen gehüllt waren. Alle beide waren rothaarig und stoppelbärtig und ähnelten sich verblüffend.

„Rothaarige Seeferkel“, sagte Carberry, „so was gibt’s doch gar nicht. Oder habt ihr zu viele Kastanien gefressen, was, wie?“

Die beiden wußten darauf keine Antwort. Aber weil dieser narbige Kerl so aussah, als würde er sie gleich höchstpersönlich fressen und Kastanien nur als Beilage nehmen, krochen sie noch mehr zusammen. Dann verbeugten sich alle beide vor dem Profos, der das mit einem mörderischen Grinsen zur Kenntnis nahm.

„Bitte, hängen Sie uns nicht, Señor“, stammelte der eine. „Wir sind arme Hunde, wir haben nichts getan. Sie werden uns doch nicht hängen, Señor?“

„Was habt ihr Rübenschweine gegen das Hängen? Später werdet ihr doch wieder abgeschnitten – was soll’s also? Vielleicht hängen wir euch auch nur ein bißchen“, sagte Ed hinterhältig. „Das liegt ganz daran, was ihr so auszuplaudern habt, und vor allem, ob es auch der Wahrheit entspricht.“

„Wir sagen die Wahrheit, Señor, ich flehe Sie an! Gnade, Señor.“

„Name?“ brüllte der Profos.

„Ernesto Niciero!“ rief der eine.

„Roman Niciero!“ schrie der andere. „Wir sind Brüder, Señor?“

„Schöne Brüder seid ihr, Piratenbrüder, was, wie? Und jetzt geht’s ab nach achtern zum Kapitän. Und wenn ihr auch nur einmal lügt, dann geht’s krrkksss!“ sagte Carberry und deutete eine Hanfkrawatte um den Hals damit an.

Die beiden waren restlos weichgekocht. Ihre rötlichen Bartstoppeln stachen scharf aus den kalkweißen Gesichtern hervor, als sie mit schlotternden Knien nach achtern wankten. Der Profos ging mit und schubste ein bißchen mit dem Daumen, und da er einen Daumen wie ein Belegnagel hatte, empfanden die beiden Niciero-Brüder es auch so, als würde man sie ständig mit einem Belegnagel piesacken.

Auf dem Achterdeck wurden sie noch kleiner, als sie Hasard, Big Old Shane, den hartgesichtigen Dan O’Flynn und den breitschultrigen Ben Brighton sahen. Und dann war da noch ein Mann, der selbst den schwarzhaarigen Riesen noch überragte und ebenfalls sehr drohend und gefährlich wirkte. Dabei blickte Pater David recht freundlich.

Die beiden wiederholten artig ihre Namen. Dann fielen sie auf die Knie und baten inständig darum, daß man sie nicht hängen möge.

„Das liegt allein an euch selbst“, sagte Hasard kalt. „Ich möchte etwas erfahren, und ich nehme es mit der Wahrheit höllisch ernst. Einiges habe ich bereits vernommen, aber ihr wißt sicher noch mehr. Falls ihr euch in Widersprüche verwickelt, werfe ich euch den Haien zum Fraß vor. Oder ihr könnt hängen, ganz wie ihr wollt.“

Die beiden wollten weder das eine noch das andere, weil es mit Sicherheit kein langes Leben versprach, und so begannen sie äußerst eifrig zu erzählen.

Hasard ließ sie reden. Da er über die Piratenbucht einigermaßen informiert war, konnte er leicht feststellen, ob die Kerle logen. Das war jedoch nicht der Fall, denn sie sprachen die Wahrheit, und sie hatten vor Angst fast die Hosen voll.

Er erfuhr, daß hier in der Bucht von den beiden Oberschnapphähnen Caspicara, was soviel wie Pickelgesicht bedeutete, und Isidro Flores ein Stützpunkt angelegt werden sollte. Er erfuhr auch noch mehr, und dann horchte er plötzlich auf.

„Caspicara war in Cartagena, Señor, und hat sich da umgehört. Er hat ausgekundschaftet, daß am dreißigsten März von Cartagena aus ein spanischer Geleitzug nach Porto Bello in See gehen soll.“

Am dreißigsten März? überlegte Hasard. Das ist ja schon morgen. Die Nachricht überraschte ihn und war es wert, sie den beiden Spitzbuben zu vergüten.

„Wie steht es mit der Sicherung des Geleitzuges? Hat Caspicara das auch herausgefunden?“

„Ja, Señor. Der Geleitzug ist nur schwach gesichert, das steht fest.“

„Sehr schön. Und wie viele Schiffe sind es?“

„Etwa zehn Frachtgaleonen, Señor.“

„Ladung?“

„Das haben wir nicht erfahren. Wir wissen nur, daß der Geleitzug von ein oder zwei Kriegsgaleonen gesichert ist. Möglicherweise nur von einer einzigen.“

Die beiden sprechen zweifellos die Wahrheit, dachte Hasard, denn was hätte es ihnen genutzt, in diesem Fall zu lügen?

Er ließ sich nicht anmerken, daß ihn die Nachricht gefreut hatte.

„Und das hat Caspicara euch alles erzählt?“

„Wir hörten ihn mit Flores darüber sprechen, Señor. Flores war der Mann, der organisierte, Stützpunkte anlegte und Beute hortete. Später haben sie uns gesagt, daß da ein Geleitzug unterwegs sei, den wir rupfen wollten.“

Spanische Schnapphähne rupfen spanische Galeonen, dachte Hasard erheitert. Sie überfallen ihre eigenen Landsleute und schießen sie erbarmungslos zusammen. Sehr lustig ist das!

Er fragte noch nach weiteren Einzelheiten. Dann wurden die Segel weggenommen, und die Karavelle ging dicht unter Land in der Piratenbucht vor Anker. Nur hundert Yards weiter ankerte die „Caribian Queen“, Siri-Tongs düsterer Zweidecker. Von dort tönte schon wieder freudiges Gebrüll herüber.

Hasard wandte sich an seinen Sohn Philip.

„Geh in die Achterkammer, Söhnchen, und bringe zwei Pistolen, zwei gefüllte Pulverflaschen, ein Säckchen Bleikugeln und die beiden kleinen Säckchen mit den Silbermünzen zu mir. Dann stellst du zusammen mit Hasard etwas Proviant zusammen.“

„Aye, Sir“, sagte Philip und flitzte los.