Seewölfe - Piraten der Weltmeere 725 - Fred McMason - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 725 E-Book

Fred McMason

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Beschreibung

Rechts von Kapitän Gordon stand der Schläger mit der ausdruckslosen Visage. Buster hieß der Kerl, und er rückte jetzt drohend auf Edwin Carberry zu. "Vorwärts!" sagte er grollend. "Der Kapitän hat befohlen, daß ihr an Bord geht. Ich wiederhole es nicht noch mal." Brauchst du auch nicht", erwiderte Carberry, "aber ich zeige dir gern mal, wer hier was zu befehlen hat." Der Bulle wollte zugreifen, aber der Profos konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn ihn ein schmieriger Kerl anpackte. Blitzschnell holte er aus und ließ den Profoshammer fliegen. Buster wirbelte einmal um seine Achse, wurde dabei ein paar Schritte zurückgetrieben und landete unsanft auf der Pier. Zwei morsche Bretter gaben unter seinem Gewicht nach. Seine Augen waren glasig geworden. Kapitän Gordon schluckte, als das Ungetüm so schnell abgeräumt wurde...

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Impressum© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-147-0Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Fred McMason

Blutige Perlen

Blut klebt an den Perlen, die sie unter Zwang vom Meeresboden holen müssen

Surabaja, Februar 1600.

Der Name klang exotisch und verlockend, und er versprach Abenteuer.

Surabaja war aber alles andere als das. Seit sich herumgesprochen hatte, daß hier Gold gefunden worden war, hatten sich wie aus dem Nichts heraus überall verkrachte Existenzen niedergelassen.

Beachcomber, Abschaum der Meere, Gestrandete, Händler und Spieler.

Sofort waren auch die Schnapphähne da, und mit ihnen tauchten die liederlichen Frauenzimmer auf.

Surabaja war ein Sumpf, der sich zusammengebraut hatte und in dem es jetzt brodelte, denn jeder wollte seinen Anteil von der vermeintlichen Goldausbeute.

Bisher hatte jedoch noch niemand Gold vorweisen können, oder aber er behielt dieses Wissen lieber für sich, denn hier war man mit dem Messer schnell zur Hand.

Es starb sich leicht in Surabaja …

Die Hauptpersonen des Romans:

Bill Gordon – der Skipper eines Seelenverkäufers träumt vom schnellen Reichtum, aber andere sollen dafür arbeiten.

Ireen Williams – ist zwar hübsch und wirft dem Seewolf kokette Blicke zu, aber der bleibt reserviert und zeigt kein Interesse.

Edwin Carberry – futtert auf dem Markt von Surabaja Unmengen pikanter Tierchen vom Grill, doch dann vergeht ihm der Appetit.

Buster – ein Monster aus Gordons Mannschaft, das mit dem Profoshammer Bekanntschaft schließt.

Philip Hasard Killigrew – muß voller Grimm erkennen, daß er einem Lumpenkerl aus der Patsche geholfen hat.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

Die Sonne war erst vor einer knappen Stunde aufgegangen, doch schon um diese frühe Zeit herrschte reges Leben in Surabaja.

Der Kutscher und Mac Pellew hatten erfahren, daß es gleich hinter dem schmuddeligen Hafen noch einen weiteren Markt geben sollte, einen weitaus größeren als den, den sie gestern aufgesucht hatten. So waren die beiden Köche schon frühmorgens losgezogen, um einiges zu ordnen. Später wollten sie auf die andere Gruppe treffen, die dabei war, das verkommene Städtchen näher zu erkunden.

Trotz der frühen Morgenstunde war es drückend heiß und die Luft von einem unheilvollen Miasma geschwängert.

Vom nicht sichtbaren Marktflecken drang ein Duft verschiedenartiger Gewürze herüber, der sich mit dem Brackwasser des Hafens mischte. Da roch es nach fauligem Tang, alten Hölzern, See- und Brackwasser, nach Teer und Fischen.

Für die Arwenacks war es ein seit langem vertrauter Duft, der sich da zusammenbraute und viele Häfen der Welt kennzeichnete.

Sie hatten Landgang, weil der Seewolf Philip Hasard Killigrew noch einen Tag in Surabaja dranhängen wollte, was Edwin Carberry dahingehend auslegte, daß es ruhig noch ein bißchen Spektakel geben konnte. Man gönnte sich ja sonst kaum etwas, war seine Devise.

Carberry reckte den gewaltigen Brustkorb. Er trug ein grobes Leinenhemd, das bis zum Bauchnabel offen war, und Leinenhosen mit Stiefeln. Die Ärmel hatte er aufgekrempelt, und so streifte manch scheuer Blick seine mächtigen Muskeln an den Oberarmen, die sich wie Stränge abzeichneten und unbändige Kraft verrieten.

Auch Smoky, Jan Ranse und das Bürschchen Clint Wingfield waren so gekleidet.

„Sehen wir uns erst mal den Hafen an“, sagte Carberry. „Später verholen wir uns dann zu dem Markt. Vielleicht gibt’s da irgendwo eine Pinte. Ein kühler Schluck ist bei dieser Bullenhitze nicht zu verachten.“

Das fanden die anderen auch, und so trieben sie sich erst mal am Hafen herum.

Da waren Kähne vertäut, daß es die Arwenacks grauste.

Eine offenbar verlassene und aus allen Nähten platzende alte Balor befand sich am Ende einer langen Pier. Dazwischen schaukelten kleine Fischerboote im Rhythmus der winzigen Wellen. Wo die Pier rechtwinklig weiterlief, lag ein Wrack auf Grund wie ein Gerippe, das seine ausgebleichten Knochen von der Sonne verdorren ließ.

Ein paar dürre und ausgemergelte Fischer hockten in ihren Kähnen oder flickten auf der Pier ihre Netze. Über ihnen kreischten Möwen, die hin und wieder blitzschnell auf das brackige Wasser niederstießen, sobald es dort silbrig aufblitzte.

Die Sonne war hinter Dunstwolken verborgen und nur schwach und gelblich zu erkennen. Dennoch strahlte sie große Hitze aus.

Carberry blieb stehen und deutete mit der rechten Hand nach vorn. Dort gab es eine weitere morsche Pier, und an der war ein Etwas vertäut, das sich nur mit größtem Wohlwollen als Schiff bezeichnen ließ.

Die Arwenacks blieben ebenfalls stehen, um das Ding erst mal aus der Ferne zu betrachten.

Irgendwann mochte es eine Galeone gewesen sein, in grauer Vorzeit vielleicht, als Noah gerade die Arche baute. Ursprünglich hatte es drei Masten gehabt. Zwei waren noch zu sehen. Der Großmast war auf ein trauriges Drittel seiner ehemaligen Höhe geschrumpft und ragte als unansehnlicher Pinsel aus dem Deck. Das laufende und stehende Gut war verwittert und so morsch, daß man nicht daran ziehen durfte, sollte es nicht augenblicklich zerbröseln. Der Kahn schien an allen Ecken und Enden auseinanderzufallen. Auch die Segel waren sehenswert. Sie waren unordentlich aufgetucht und bestanden nur aus Flicken, die einer neben dem anderen saßen. Zwischen den Flicken konnte man den morgendlichen Himmel sehen, denn da gab es auch noch zahlreiche Löcher.

„Mann, ist das ein Torfkahn“, sagte Smoky, „den sollten wir uns wirklich mal aus der Nähe ansehen. Da sind sogar, welche an Bord.“

„Wundert mich, daß die noch nicht durch die Planken gefallen sind“, äußerte Carberry grinsend.

Die anderen grinsten ebenfalls, denn der Torfkahn drohte wahrhaftig, jeden Augenblick auseinanderzufallen.

Die Sonne, der Wind und das Wasser hatten an den Planken genagt und sie ausgebleicht. Ein bißchen Teer hätte das vielleicht überdecken können, aber der Skipper sah nicht danach aus, als würde er sein gutes Geld in stinkenden Teer anlegen. Solange ihm der Eimer noch nicht unter dem Hintern absoff, schien er ganz zufrieden zu sein.

Die vier Arwenacks hatten sich jetzt dem seltsamen Schiff genähert und blieben abermals stehen, um die Eindrücke auf sich wirken zu lassen.

Heiliger Antonius, war das ein Kahn!

Aus unmittelbarer Nähe sah alles noch verkommener, noch verdreckter und vergammelter aus. Teilweise konnte man von außen nach innen in die Stauräume blicken.

„Wenn der nur noch eine Meile segelte“, sagte der Profos ehrfürchtig, „dann freß ich die vergammelte Schiebblinde mitsamt dem Skipper.“

„Da würde nicht mal Old Nick anmustern“, meinte das Bürschchen Clint schaudernd, womit er den Teufel meinte.

„Da hast du allerdings recht“, raunte Smoky, „und dem Skipper würde ich nicht mal ’ne leere Flasche borgen.“

Dieser Skipper, von dem er gerade sprach, musterte sie bereits seit einer Weile ausgesprochen interessiert. Neben ihm stand ein schmieriger Kerl mit fetten und strähnigen Haaren, der ebenfalls Interesse bekundete. Etwa dort, wo die Kuhl zum Achterdeck führte, stand ein einäugiges Monstrum mit schlenkernden Armen. Über die leere Augenhöhle war eine schwarze Klappe gebunden, die dem Kerl ein fürchterliches und angsteinflößendes Aussehen gab.

Spanier sind das nicht, dachte der Profos, Holländer und Portugiesen ebenfalls nicht.

In seine Überlegungen erklang eine Stimme. Der Kerl, der offenbar der Skipper war, blickte sie an.

Er hatte ein kantiges Gesicht mit hellen Augen, einer etwas zu breiten Nase und einem vorspringenden Kinn. Er war groß und muskulös und trug nichts weiter als eine zerschlissene Hose. Sein vom vielen Waschen ebenfalls graues Hemd hatte er ins Want gehängt. Der Mann erweckte einen verschlagenen und hinterhältigen Eindruck.

„Hey, Tschentlemänner“, sagte er im besten Londoner Cockney-Slang. „Was treibt euch denn so früh aus den Bunks?“

Ein Engländer also, dachte Carberry. Der Kerl sah wie ein abgefiederter Beachcomber aus. Unrasiert war er auch.

„Wollten uns mal ein bißchen umsehen“, erwiderte Carberry mit einem schiefen Grinsen. „Scheinen sich recht viele Engländer in Surabaja herumzutreiben.“

„Hier zieht es viele hin, Mister – äh …“

„Carberry, einfach Carberry, Mister – äh …“

„Bill Gordon.“ Der Unrasierte deutete auf sich. „Ich bin hier der Boss’n. Dieser hier ist mein Steuermann. Leach heißt er, und da achtern steht Buster.“

„Bißchen wenig für eine Mannschaft, was, wie?“ fragte der Profos.

„Ein paar Rabauken sind noch an Land, die anderen werden sich auch bald einfinden. Und ein paar kriege ich noch, bevor es losgeht. Ihr seid von der Schebecke da drüben, eh, Tschentlemänner?“

Ein Lauern lag in den Augen des Boss’n, als er die Frage stellte. Sein Blick wechselte von der Schebecke zu den Arwenacks.

„Richtig“, sagte Smoky, „war ja nicht schwer zu erraten.“

„Was zahlt denn euer Boss’n so?“ wollte Gordon wissen. Dabei rieb er Daumen und Zeigefinger aneinander.

„Englisch Geld“, sagte Carberry vieldeutig. Sollte sich der Skipper darunter vorstellen, was er wollte.

„Boss’n ist gut“, meinte Smoky. „So haben wir unseren Sir noch nie angeredet.“

„Euren Sir?“ fragte Gordon langgezogen. „Läßt der sich etwa wahrhaftig mit Sir anreden?“

„Er ist ein Sir, ein echter Sir.“

Der Skipper lachte dreckig. Er schlug sich auf die Schenkel und prustete los wie ein Walroß.

„Der läßt sich mit Sir anreden!“ tönte er. „Habt ihr das gehört, Männer? Da gibt’s einen richtigen Sir!“

Die beiden anderen grinsten schmierig. Der Kerl, den Gordon als Leach und seinen Steuermann bezeichnet hatte, legte die Hand hinters Ohr und riß die Futterluke auf.

„Hab ich nich verstann, Boss’n“, krähte er.

„Der ist manchmal so taub wie ein Fisch“, erklärte Gordon geringschätzig. „Manchmal hört er auch was. Aber meistens ist er taub.“

„Dann sollte er sich mal auf den Markusplatz in Venedig verholen“, schlug Carberry vor. „Da braucht er nichts zu tun. Die ernähren die Tauben dort auf Staatskosten.“

„Mann, ist das ein uralter Witz“, murmelte Smoky. „Das kapiert der doch im Leben nicht.“

„Ja, Tschentlemänner“, sagte Gordon, nachdem er sich beruhigt hatte. „Euer Sir zahlt also englisch Geld. Tu ich auch, sogar Gold oder Silber, je nachdem. Ihr seid verdammt gut in Form, gerade die richtigen Kerle, um bei Bill Gordon anzuheuern. Sagt eurem Sir good by und kommt zu mir. Gute Hands fehlen mir noch. Ihr werdet schneller reich sein, als ihr euch das vorstellen könnt.“

„Wo willst du denn mit dem prachtvollen Schiffchen hinfahren?“ erkundigte sich Carberry. „Wenn das Galeönchen Wind um die Nase kriegt, dann fällt es doch auseinander.“

Der Skipper schien nicht beleidigt zu sein. Er lachte nur stoßartig und wischte die Bemerkung mit der Hand weg.

„Das sieht nur so aus. Das Schiff ist gut und seetüchtig. Überlegt euch mein Angebot. Ich brauche mindestens zehn Männer. Ich zahle euch anteilmäßig in Perlen aus.“

„In Perlen?“ fragte Jan Ranse erstaunt. „Wo nehmt ihr denn die kostbaren Perlen her?“

„Von drüben.“

Gordon drehte sich halb um seine Achse und zeigte zum nördlichen Horizont. Dort war schwach der Umriß von Land zu erkennen, das noch im frühen Morgendunst lag. Es war eine größere Insel, wie sie von Dan O’Flynn wußten.

„Und die liegen da einfach so herum?“ wollte Carberry wissen.

„Jede Menge“, versicherte der Boss’n großspurig. „Dort gibt’s Perlen wie Sand am Meer. Man hüpft ins Wasser, holt die Muscheln herauf und öffnet sie, und schon ist in jeder eine Perle.“

Der Steuermann Leach nickte bekräftigend, obwohl er kein Wort verstanden hatte. Offenbar wußte er aber, was mit der Handbewegung gemeint war.

„Dann frage ich mich, warum ihr nicht längst drüben seid und die Perlen geholt habt“, sagte Smoky.

„Ich kann nicht mit zwei Kerlen nach Madura segeln, Tschentlemänner, das müßt ihr doch einsehen. Mein Schiff ist zwar nicht das größte, aber ein knappes Dutzend Leute brauche ich schon. Na ja, acht Mann würden vielleicht auch reichen, oder vielleicht sechs? Notfalls würde ich auch mit euch vier Mann rübersegeln. Ist ja nicht weit.“

„Tut mir leid, Mister“, sagte Ed, „aber wir haben eine gute Heuer und ein gutes Schiff. Das läßt man nicht so einfach sausen.“

„Bei mir verdient ihr das Hundertfache und noch mehr. Und alles ohne großen Aufwand. Man braucht nur ins Wasser zu greifen, und schon ist man ein reicher Mann. Hört zu“, beschwor er die vier Arwenacks eindringlich. „Wir sind heute abend im ‚Roten Mond von Surabaja‘. Das ist eine ganz edle Hafenspelunke. Da kann ich vielleicht noch zusätzlich ein paar Leute press … ich meine, äh, anheuern. Ich lade euch zu einem kräftigen Schluck ein, und wir besprechen alles noch mal gründlich.“

„Aye, aye, Sir“, sagte Carberry grinsend. „Wir sehen uns erst mal das Kaff an, und dann überlegen wir es uns vielleicht.“

„Einverstanden. Wollt ihr einen kleinen Vorschuß? Handgeld sozusagen, aber dann müßt ihr auch andocken.“

„Wir haben noch etwas“, sagte Carberry. „Vielen Dank.“

Der Boss’n sah ihnen mit einem dreckigen Grinsen nach, als sie die altersschwache Pier verließen und Kurs auf den Markt nahmen.

„So ein optimistischer Schwachkopf“, sagte der Profos naserümpfend, als sie außer Hörweite waren. „Der hat vielleicht einen sonnigen Humor, hat der. Nur ins Wasser greifen, und schon ist man ein reicher Mann. Der spinnt doch, der Boss’n. Als ob wir nicht wüßten, wie schwer es ist, auch nur eine Handvoll Perlen zusammenzukriegen. Und dann will er mit dem Nachttopf aufs Meer hinaus.“

„Vermutlich hat ihm jemand einen Floh ins Ohr gesetzt“, sagte der Holländer Jan Ranse, „und den hört er jetzt husten. Der Kerl ist ein Beachcomber, vielleicht sogar ein Deserteur von irgendeinem englischen Schiff, der jetzt mit Gewalt reich werden will. Seine beiden Macker scheinen auch ziemlich bescheuert zu sein.“

„Na ja, wenigstens haben wir jetzt die Adresse einer Kneipe, die wir uns heute abend ja mal ansehen können.“

„Da sollten wir aber gewaltig aufpassen, daß uns keiner was ins Bier kippt“, warnte Smoky. „Der Boss’n scheint das Anheuern sehr großzügig auszulegen. Möglicherweise wachen wir später auf und befinden uns an Bord dieser prächtigen Galeone.“

„Der – und uns shanghaien?“ Der Profos lachte laut. „Das halte ich für einen köstlichen Witz. Wir wissen ja, wie wir dran sind und werden schon aufpassen.“

„Manchmal geht das schneller, als man denkt“, murmelte Jan.

Aber da grinste der Profos nur.

Sie schlenderten weiter, wobei sich Carberrys Augenmerk ganz besonders auf Kneipen richtete. Es dauerte auch nicht lange, dann standen sie vor einer verkommenen Bude mit einer „Veranda“, einem Holzzaun und Bambusstangen, die einfach in die Erde gesteckt waren. Dort konnte man tagsüber sitzen. Für den nächtlichen Betrieb empfahl sich die Kneipe durch eine luftige und windschiefe Tür.

Ein in der schwachen Brise hin und her schaukelndes Brett verkündete in holländischen Schriftzügen, daß es sich hier um die Kneipe „Roter Mond von Surabaja“ handele. Der rote Mond bestand aus einem großen Lampion und war nicht zu übersehen. Nachts wurde in das Ding wahrscheinlich eine Kerze oder eine Ölfunzel gesteckt, und bei Nacht sah hier auch sicher alles ganz anders aus.

In dem Anbau hockten zwei Kerle mit grauen und übernächtigten Gesichtern, die dumpf vor sich hin stierten. Sie hatten jeder eine Schale mit einer undefinierbaren Flüssigkeit vor sich stehen.

Die Kneipe selbst war leer, bis auf einen schmierigen Burschen, der lustlos mit einem Reisigbesen die Dielen fegte.

Carberry ging weiter, als hätte er die Pinte glatt übersehen.