Seewölfe - Piraten der Weltmeere 651 - Fred McMason - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 651 E-Book

Fred McMason

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Beschreibung

Am zweiten Tag auf See entschlossen sich die Zwillinge schweren Herzens, von ihrem Großvater Abschied zu nehmen. Es war ihr schlimmster Tag. Ihre Gesichter waren kantig und hart, in ihren Augen schimmerten Tränen. Sie konnten den Toten nicht mal in Segeltuch einnähen, weil sie keines besaßen. Sie hatten daher ihre Hemden genommen, seinen Oberkörper umwickelt und verschnürt, so gut es ging. Dann beteten sie für ihn, schluchzend und unter Tränen, und baten ihn um Verzeihung, daß sie jetzt Abschied nehmen müßten. Die beiden waren mit ihren Nerven ziemlich am Ende. Nach dem Gebet hoben sie Old Donegal vorsichtig über Bord und ließen ihn auf das jetzt sehr ruhige Wasser gleiten. Sie nickten sich zu und zogen ihre Arme zurück. Old Donegal versank vor ihren verschleierten Augen ganz langsam in der See...

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Impressum© 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-065-7Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Fred McMason

Der „Tod“des Old O’Flynn

Seine „Seebestattung“ endet mit einem großen Spektakel

Februar 1599, Kapverden-Insel Santo Antao.

Old O’Flynn war etwas blaß im Gesicht und wirkte verstört. Er sah immer noch die unheimlichen Knochenmänner vor sich, die in der kleinen Höhle lagen und so unheimlich und schrecklich wirkten.

Die Skelette der beiden unbekannten Männer waren von Wurzeln und Strauchwerk durchzogen, und genau dieser Anblick hatte Old O’Flynn zu spontaner Flucht veranlaßt.

Die Schatzsuche fing ja prächtig an!

Er hatte die Beine in die Hand genommen und war gerannt, bis er die Jolle erreichte.

Jetzt bockte er bei der Jolle und sah skeptisch zu den Zwillingen Hasard und Philip, die ihm verklarten, daß alles nicht so schlimm sei und die Knochenmänner keinem etwas zuleide täten …

Die Hauptpersonen des Romans:

Old Donegal O’Flynn – verzehrt die Leber eines geangelten Fisches und sackt danach wie leblos von der Bootsducht.

Hasard Killigrew – gerät in eine Fallgrube, die mit Messern und Speerspitzen gespickt ist.

Philip Killigrew – entdeckt auf der Insel seltsame Lebewesen, die sein Großvater für Wassermänner hält.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

„Am liebsten würde ich verschwinden“, sagte Old Donegal verdrossen. „Wenn man Schätze sucht und findet gleich auf Anhieb Knochenmänner, dann ist das ein schlechtes Zeichen. Da sind dunkle Mächte am Werk.“

„Hier sind überhaupt keine dunklen oder finsteren Mächte am Werk“, widersprach Hasard. „Heute morgen hast du noch davon geredet, daß es dir nicht um die Gold- oder Silbermünzen bei der Schatzsuche geht, sondern um den Nervenkitzel. Den haben wir jetzt.“

„Außerdem“, meinte Phil, „würde das ein sehr schlechtes Bild abgeben, wenn wir jetzt einfach aufhörten. Die anderen würden sich halbtot lachen und über uns lästern. Da sind die Schatzsucher wieder, und sie haben die Hosen voll, würden sie sagen. Wir hätten keine ruhige Minute mehr.“

Jung-Hasard deutete hinüber zu der kleinen Lava-Schlucht, in der sich auch die Höhle mit den beiden Skeletten befand.

„Glaubst du immer noch, daß die aufstehen und uns folgen, Granddad?“

Der Admiral, sonst ein unerschrockener und draufgängerischer Haudegen, kniff die Augen zusammen und vermied es, zu der Höhle zu blicken.

„Ich habe schon die unmöglichsten Sachen erlebt. Manchmal werden tote Leichen wieder lebendig.“

„Leichen sind immer tot“, sagte Hasard grinsend. „Aber ich habe noch nie erlebt, daß ein Knochenmann aufgestanden und hinter mir hergeklappert ist. Der kann doch nicht mehr laufen.“

„Ha! Die können laufen, besonders nachts.“

„Jetzt ist es aber hell und erst Mittag. Wir gehen noch mal hinüber und graben im Sand nach. Willst du dabeisein, oder nicht? Stell dir nur mal vor, der Profos würde dich so sehen.“

„Der hat noch mehr Angst vor Knochenmännern als ich“, brummte Old O’Flynn. „Der kann nicht mal auf drei Meilen einen leeren Sarg sehen, da bricht ihm schon der Schweiß aus.“

„Ja, da bist du ein ganz anderer Kerl, eine Respektsperson. Und eine Respektsperson wird sich doch nicht vor ein paar vom Fleisch gefallenen Knochen fürchten.“

Old Donegal freute es, daß er eine Respektsperson war und der Profos Edwin Carberry noch mehr Angst vor Gebeinen hatte als er. Er sah auch nicht, daß sich die Zwillinge eins grinsten.

„Na gut, ich gehe mit. Schließlich sind wir ja zur Schatzsuche auf die Insel Santo Antao gegangen. Wer da den Schwanz einzieht, ist sozusagen ein Schlappschwanz.“

„Recht so, Granddad, recht so“, sagte Hasard. „Du hast sicherlich nur gescherzt, als du losranntest.“

Old O’Flynn betrat sofort die Eselsbrücke, die sie ihm bauten. Er lachte stoßartig auf.

„Ha, ihr habt es also gemerkt, was? Nun, dann sehen wir noch mal nach. Ähem, aber die Toten lassen wir ruhen, sonst können sie sich gestört fühlen.“

Sie hatten die Kapverden-Insel Santo Antao angelaufen, weil sie an Bord der Schebecke eine Schatzkarte gefunden hatten, die älteren Datums war und schon lange herumlag. Aber vor kurzem war es ihnen gelungen, das Geheimnis zu enträtseln. Der Kutscher hatte daran den größten Anteil gehabt.

Vor zwei Stunden waren sie mit der Jolle aufgebrochen und hatten zwei Tage Zeit, bis sie wieder an Bord sein mußten. Die anderen hatten sie etwas mitleidig belächelt und auf die Schatzsuche verzichtet. Die Schebecke ankerte derweil in einer einsam gelegenen Bucht.

Hasard legte die gefundenen Goldmünzen auf die Ducht der Jolle und überzeugte sich, daß das Boot sicher und fest auf dem Sandstrand lag. Vorhin waren sie etwas nachlässig gewesen und hatten es nicht so genau genommen, weil Donegal im Schatzfieber die Jolle einfach auf den Strand gejagt hatte.

Sie gingen den Weg wieder zurück, den sie eben gekommen waren, aber Old O’Flynn vermied ängstlich die Nähe der Höhle, in der die beiden Skelette lagen. Erschlagen hatte man die beiden Unbekannten, das bewiesen die faustgroßen Löcher in ihren Schädeln.

Phil und Hasard gingen natürlich noch einmal nachsehen. Ihr erstes Betreten der Höhle hatte eine kleine Sandlawine ausgelöst und ein paar kleine Äste des Buschwerks mitgenommen.

Jetzt waren die Skelette fast völlig verschwunden. Der weiter nachrieselnde Sand begrub sie immer mehr. Einer der grinsenden Totenschädel war noch bis zu den leeren Augenhöhlen zu sehen.

„Mich würde brennend interessieren, was hier passiert ist“, ließ sich Old Donegal vernehmen. „Es sieht jedenfalls danach aus, als seien die Verstecke mit den Münzen bereits geplündert worden. Wir sind wieder mal zu spät dran.“

„Kann sein“, sagte Hasard. „Kann aber auch sein, daß es hier Ärger gab, als man die Münzen vergrub. Das wird sich erst später herausstellen, wenn wir die anderen Verstecke gefunden haben.“

Sie gruben mit den Händen probehalber im losen Sand und hofften, noch weitere Münzen zu finden. Doch es war wie verhext. Der Sand hatte ein paar Münzen freigegeben, und das schien alles zu sein.

Philip, der es genau wissen wollte, holte eine Schaufel aus der Jolle und grub den Sand in der Nähe der Höhle um.

Wieder ertönte ein lautes Knacken, dann rieselte Sand wie durch einen großen Trichter.

Old Donegal tat einen Satz zurück, in der Annahme, die Knochenmänner seien aufgesprungen.

„Verflixt noch mal“, brummelte er, „das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!“

Er blickte zu der kleinen Höhle hinüber. Von oberhalb der Grotte löste sich eine weitere Sandlawine. Zwei Büsche wurden mit in die Tiefe gerissen.

Sie sahen zu, wie sich die Höhle mit Sand und Buschwerk füllte, bis der Sand endlich zu rieseln aufhörte.

Von den beiden Skeletten war jetzt nichts mehr zu sehen, als Hasard einen Blick hineinwarf. Vielleicht würde der Regen den Sand später wieder auswaschen und die Knochenmänner erneut freigeben.

Schließlich fand Philip noch eine Münze, als er weitergrub.

Er rieb sie ein wenig an der Hose und hielt sie gegen das Licht.

„Wieder ein Golddukaten“, sagte er andächtig. „Wie die anderen auch.“

Was er in der Hand hielt, war ein einstmals in Venedig geprägter Golddukaten. Auch die Inschrift war einwandfrei zu lesen. Er war offenbar noch nicht durch viele Hände gegangen.

Die Prägung lautete: „Sit tibi Christe datus quem te regis iste ducatus“ und trug die Jahreszahl 1484. Das Goldstück war demnach mehr als hundertzehn Jahre alt.

„Sollen wir weiterbuddeln, oder nach der Karte eine der anderen Stellen suchen?“ fragte er. „Viel Sinn scheint es hier nicht zu haben. Wir sind wohl durch einen glücklichen Zufall auf ein paar Münzen gestoßen.“

„Suchen wir lieber an einer anderen Stelle weiter“, meinte Old Donegal, dem die Nähe der Knochenmänner trotz allem unheimlich war. „Bis wir alle Stellen abgeklappert haben, ist unsere Zeit sowieso verstrichen. Vermutlich schaffen wir es nicht, alles zu untersuchen.“

Hasard war auch dafür, daß sie an anderer Stelle gruben, wo es vielleicht ergiebiger war.

Philip schulterte die Schaufel, und dann kehrten sie zur Jolle zurück. Den Golddukaten tat er zu den anderen in ein kleines Ledersäckchen.

„Jetzt“, sagte der Admiral feierlich, „müssen wir erst mal einen Kleinen weggluckern auf den Fund. So ein Ereignis muß schließlich begossen werden.“

Das Fäßchen mit dem Rum wurde angezapft. Die Muck ging reihum, und jeder nahm einen kräftigen Schluck. In der Beziehung war Old Donegal recht großzügig. Er wischte sich über die Lippen, nachdem er getrunken hatte, und grinste zufrieden vor sich hin.

Die Sonne war inzwischen höhergestiegen und brannte heiß vom Himmel.

Die stille Bucht sah immer noch so aus, als hätte sie nie ein Mensch betreten, und doch hatte es hier wegen einiger Münzen Mord und Totschlag gegeben. Das lag jedoch schon viele Jahre zurück.

Sie schoben die Jolle ins Wasser und wollten hineinspringen, als diese von einem heftigen Schlag erschüttert wurde. Der Schlag war so gewaltig, daß die Jolle hart überkrängte und fast kenterte. Die drei Männer wurden zurückgeschleudert.

Old O’Flynn zuckte zusammen, ruderte mit den Armen und verlor das Gleichgewicht. Mit einem Klatscher landete er im Wasser und fluchte.

Phil und Hasard riß es hart herum. Die Jolle knallte ihnen vor die Knie. Auch sie gingen vorübergehend baden.

Ein zweiter Stoß erschütterte die Jolle. Das Säckchen mit den gerade gefundenen Dukaten ging über Bord, eine der Schaufeln verschwand in der See, und eine kleine Kiste fiel ins Wasser.

„Verdammt und zugenäht!“ brüllte Old Donegal. „Ich hab ja gesagt, das Gold ist verflucht! Die Knochenmänner …“

Er wollte noch etwas sagen, doch von einem Augenblick zum anderen blubberte er zu seinem Entsetzen ab, als sei er unvermittelt ins Leere getreten. Phil und Hasard erging es ähnlich. Im letzten Augenblick, als sie den Boden unter den Füßen verloren, fanden sie Halt am Dollbord der Jolle.

Der Meeresboden fiel jählings steil ab. Gleich ein paar hundert Yards ging es in die Tiefe. Der Übergang geschah abrupt.

Dann sahen sie voller Entsetzen das Ungetüm, das in einer schnellen und eleganten Bewegung dicht an ihnen vorbeischoß.

Es war ein Hai von solchen gewaltigen Ausmaßen, wie sie nur selten einen gesehen hatten. Offenbar hatte er die Jolle attackiert und die beiden harten Stöße ausgelöst, die das Boot fast kentern ließen.

Der riesige Schatten wendete blitzschnell. Der Leib wurde größer und schoß aus dem Wasser. Ein riesiges Maul mit rasiermesserscharfen Zähnen öffnete sich wie der Schlund zur Hölle. Der Hai verdrehte die Augen und schnappte aus der Position zu, als gerade der große Schädel außerhalb des Wassers war.

Es hörte sich an, als würde das Beiboot zersplittern. Erst im letzten Augenblick erkannte der Hai, daß er sich offenbar geirrt hatte und das vermeintliche Opfer absolut ungenießbar war.

Mit einem hallenden Geräusch schnappte das Maul zu. Die Jolle erhielt den nächsten Stoß, der sie ein paar Yards durchs Wasser schleuderte.

Alle drei Männer waren im Umgang mit Haien gut erfahren und hatten auch schon manche Attacke miterlebt. Dieses Biest jedoch war völlig unberechenbar und befand sich in einem Freßrausch.

Hasard griff nach seinem Entermesser und tauchte. Er hatte Angst, genau wie sein Bruder Phil oder Old Donegal, und so wollte er dem Angreifer lieber unter Wasser begegnen. Dort konnte er ihn besser sehen und sich auf einen Angriff vorbereiten. Schoß der Hai aber von unten aus der Tiefe heraus, dann hatte er keine Chance. Er würde ihn erst dann bemerken, wenn es bereits zu spät war.

Er sah in der Ferne nur eine verwischende Bewegung. Der Hai raste wie ein Wilder in die Tiefe.

Hasard tauchte auf und holte tief Luft. Er sah, daß die beiden anderen bereits bei der Jolle waren.

Phil schwang sich blitzschnell hinein und nahm eine der Pistolen zur Hand. Während er mit der Linken den Admiral an Bord zog, hielt er die Rechte ausgestreckt, den Blick starr aufs Wasser gerichtet. Er wollte den Rückzug seines Bruders decken.