Seewölfe - Piraten der Weltmeere 714 - Fred McMason - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 714 E-Book

Fred McMason

0,0

Beschreibung

Eine Meute von mehr als hundertfünfzig Kerlen, Malaien und Portugiesen, war hinter ihnen her, und es war Al Conroy, der Stückmeister der Arwenacks, den sie zuerst erwischten. Er war ausgerutscht und einen Hang hinuntergestürzt. Etwas später gingen Stenmark, Jan Ranse und Smoky in die Falle, die sie zu spät bemerkten. Sie wurden von den Malaien und Portus wie von einer Walze aus Menschenleibern regelrecht überrollt. Sie hatten nicht die geringste Chance, sowenig wie Al Conroy. Mit gefesselten Händen und Beinen wurden sie wie erlegtes Wild unter lange Bambusstangen gebunden und mit Triumphgeheul zum Inselhafen geschleppt. Was ihnen blühte, war schon jetzt beschlossene Sache: der Tod auf dem Scheiterhaufen. Aber vorher würden sie einem hochnotpeinlichen Verhör unterzogen werden...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 120

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum© 1976/2021 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-136-4Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Fred McMason

Gnadenlose Jäger

Eine wilde Meute hetzt sie – wie jagdbares Wild

Stenmark, Smoky, Al Conroy und Jan Ranse kauerten erschöpft in der kleinen Höhle, die sie gerade noch rechtzeitig entdeckt hatten. Außer ihren Messern hatten sie keine Waffen mehr, und was waren vier Entermesser gegen mehr als hundertfünfzig gnadenlose Jäger, die sie quer über die Insel hetzten? Portugiesen waren hinter ihnen her, Eingeborene jagten sie, und jetzt wurden noch Malaien eingesetzt, wilde, gefährliche Kerle, die sich selbstmörderisch und amoklaufend in den Kampf stürzten.

Es sah nicht so aus, als hätten die vier Arwenacks auch nur noch den Hauch einer Chance gegen die erdrückende Übermacht …

Die Hauptpersonen des Romans:

Smoky, Stenmark, Jan Ranse und Al Conroy – fühlen sich in der Rolle des Hasen, für den viele Hunde den Tod bedeuten. Aber sie stellen sich den Verfolgern und kämpfen wie die Teufel.

Don Juan de Alcazar, Dan O’Flynn und Bill – in einem nächtlichen Blitzangriff versenken sie eine portugiesische Kanonen-Schaluppe sowie zwei weitere Schaluppen, auf denen sich Bluthunde für die Jagd befinden – für die Menschenjagd.

Dom Alfonso de Albuquerque – sieht sich am Ziel seiner Wünsche, als vier Arwenacks gefesselt vor ihm stehen.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

Die Stille war es, die sie jetzt irritierte. Das Gebrüll ihrer Verfolger war verstummt, als hätten sie sich zurückgezogen.

„Sie verschnaufen nur“, sagte der Schwede Stenmark. „Sie wissen auch genau, wo wir stecken. In kurzer Zeit wird die Meute wieder hinter uns her sein.“

Sie starrten aus der Höhle über den nebelverhangenen Dschungel. Tief im Osten erschien eine Strahlenkorona, die gegen die dichten Schwaden des Nebelwaldes ankämpfte.

Die Sonnenstrahlen fingerten empor, verloren sich dann aber im milchigen Dunst wieder. Das Schauspiel wiederholte sich ein paarmal, der ewige Kampf der Sonne gegen den Nebel. Bald würde die Sonne gewinnen und die Nebel vertreiben.

Smoky wandte den Blick ab und drehte sich zu Al Conroy herum, der in der kleinen Höhle mit dem Rücken an der Wand lehnte.

„Wie geht’s deinem Knöchel?“ fragte er besorgt. „Wir müssen bald weiter.“

„Dem geht’s bestens“, erwiderte Al. „Die Schwellung ist zurückgegangen, ich kann wieder laufen.“

„Und die Wunde am linken Oberschenkel?“ bohrte Smoky weiter.

„Angesichts der bevorstehenden Jagd ist das ein Klacks“, versicherte der stämmige Stückmeister. „Schließlich haben wir alle ein paar Blessuren davongetragen.“

Alle vier waren bei der Explosion einer portugiesischen Karavelle von der Druckwelle ins Meer geblasen worden und hatten sich an Land retten können.

Von dem Land wußten sie mittlerweile, daß es eine Insel war, und sie wußten auch, daß Dan O’Flynn, Don Juan de Alcazar, Bill und die Bordhündin Plymmie nach ihnen suchten. Kontakt hatten sie gehabt, aber der war wieder verlorengegangen. Die Übermacht der Jäger hatte den anderen wohl zu stark zugesetzt.

Außerdem war ihnen die betrübliche Tatsache bewußt, daß sie hoffnungslos in der Falle saßen. Immer wieder war es ihnen gelungen, den Jägern zu entwischen, und jetzt hatten sie sich schon weit ins Inselinnere zurückgezogen. Irgendwann – das lag an der Größe der Insel – würde man sie einkreisen.

Dann blühte ihnen ein schrecklicher Tod, entweder hier auf der Insel, niedergemetztelt von der wilden Meute, oder drüben in Malakka. Eins war so schlimm wie das andere.

Al Conroy betastete seinen Knöchel, um den er sich einen nassen Stoffetzen geschlungen hatte. Die Schwellung war abgeklungen, er spürte keine Schmerzen mehr.

„Ich habe jetzt einen gesunden Appetit auf Wildschwein“, sagte der Holländer Jan Ranse, der ebenfalls ein paar Wunden im Gesicht hatte.

„Wildschweine sind genug hinter uns her“, brummte Smoky. „Andere Sorgen hast du nicht?“

„Natürlich gehört auch ein Schluck kühles Bier dazu.“ Der Holländer war unerschütterlich und schon fast stoisch, was Smoky immer wieder aufregte.

Inzwischen stiegen Nebelschwaden vor der Höhle auf und zogen zu den höher gelegenen Berggipfeln. Die gesamte Szenerie verhüllte sich, aber gleichzeitig verdünnte sich der Nebel auch, ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Sonne bald durch den Nebelwald brechen würde. Damit hatten auch ihre Verfolger wieder gute Sicht.

Die Höhle war mehr eine Grotte, jedenfalls verjüngte sie sich nach ein paar Yards und schien zu Ende zu sein. Dagegen sprach allerdings der kühle Luftzug, der ihnen immer wieder über die Gesichter strich. Irgendwo dahinten in der Finsternis schien es weiterzugehen.

„Auf, zur nächsten Erkundung“, sagte Smoky. „Wildschwein und Bier gibt’s später. Wenn die Kerle wieder auftauchen, müssen wir unseren weiteren Fluchtweg kennen, sonst gibt’s nie mehr Wildschwein.“

Der Nebel, der jetzt aufwallte wie dichte Schleier, ließ sie ein wenig frösteln. Geschlafen hatten sie auch kaum, und so waren sie alle übernächtigt.

Während Stenmark Wache hielt und die tiefer unter ihnen liegende Landschaft beobachtete, kroch Smoky weiter in die Grotte hinein. Anfangs mannshoch, mußte er sich nach ein paar Yards bereits bücken.

Der Untergrund bestand aus erstarrter Lava. Einst hatten sich hier mächtige Glutströme ihren Weg nach unten gebahnt und im Berg Lufteinschlüsse hinterlassen, die zu Kavernen erstarrt waren. Manchmal gab es riesige und weitverzweigte Höhlensysteme in solchen Bergen, mitunter aber konnten sie auch zu tödlichen Fallen werden. Gänge und Stollen führten zwar in den Berg, aber nicht wieder hinaus.

Smoky spürte den Luftzug jetzt etwas stärker. Auf Händen und Knien liegend, starrte er in einen finsteren Schlund. Ob es dahinter geradeaus weiterging oder ob da ein Schacht senkrecht abfiel, vermochte er nicht zu erkennen.

„Verdammt, jetzt müßte man eine Fackel haben“, hörten die anderen ihn murmeln.

Aber sie hatten keine. Außer ihren Messern hatten sie nur noch Stahl und Feuerstein, und selbst das hatte Smoky nur rein zufällig bei sich gehabt, als ihn die Druckwelle über Bord blies.

Er zwängte sich mühsam weiter. Das Loch vor ihm wurde so klein, daß er sich auf den Boden legen mußte.

„Gelangen wir da durch?“ fragte Jan Ranse. Er sah von Smoky nur noch die Hacken und hörte eine Stimme, die so dumpf und hohl klang, als befände er sich in einem Brunnen.

„Sieht nicht so aus. Es wird immer enger. Ich ersticke fast.“

„Verdammt, dann sitzen wir aber mächtig in der Patsche.“

Während Smoky noch weiter herumstrampelte, wurde es zusehends heller. Sie befanden sich jetzt auf einem überkragenden Plateau. Vor ihnen ging es glatt und sehr steil nach oben. Der Berg war mit glitschigem Moos bewachsen. Ein Aufstieg nach oben verbot sich von selbst. Er war nicht nur riskant, sondern selbstmörderisch. Der Berg ließ sich bestenfalls mit Hilfe eines langen Seils erklettern, und auch nur dann, wenn jemand oben stand und das Seil hielt.

Der Weg nach unten war ihnen ebenfalls abgeschnitten und versperrt, denn da lauerten die Jäger.

Stenmark blickte in die nebelverhangene Tiefe. Einen kleinen Teil der Insel konnte er überblicken, doch über ihre wirkliche Größe war er nicht informiert. Er konnte sie nicht mal annähernd abschätzen.

Da hörte er zum erstenmal, seit sie hier waren, diesen eigenartigen Ruf.

„Aarooh!“

Dieser eigentümliche Ruf klang heiser, aber dennoch wild und aggressiv. Der Ruf war dazu angetan, Furcht einzuflößen, einzuschüchtern oder gar Panik zu bewirken.

Mit wachen Sinnen lauschte er in den Nebel.

„Aarooh!“ erklang es abermals aus weiter Ferne.

„Habt ihr das gehört?“ wandte er sich an seine Gefährten. „Was kann das sein?“

„Hört sich nach einem Jagdruf an“, erwiderte Jan Ranse unsicher. „Oder nach einem Orientierungsschrei, um andere zu warnen, wie wir es ja auch mit ein paar Worten getan haben.“

„Das gefällt mir gar nicht, hört sich auch absolut nicht nach Portugiesen oder den anderen Kriegern an.“

„Malaien vielleicht.“

„Verflucht!“ Jan spie über den Rand des überkragenden Plateaus. „Wir sitzen hier wie auf dem Präsentierteller.“

Eine Nebelwand rückte auf sie zu wie eine riesige Wolke. Einem Laken ähnlich, hüllte sie für lange Augenblicke alles ein. Sie konnten nicht mal mehr ihre Konturen sehen. Da waren nur vage Schatten, die sich körperlos bewegten.

Gleichzeitig wurde es auch wieder unheimlich still, als befänden sie sich meilenweit allein auf der Insel. Diese Stille, wenn der Nebel sie einhüllte, wirkte jedesmal gespenstisch.

Jan tastete sich näher an Stenmark und Al Conroy heran. Aber er sah sie in dem wogenden Nebeltuch nicht mehr, auch ihre Umrisse konnte er nicht erkennen.

Von der Grotte, in der Smoky noch immer steckte, war ebenfalls nichts zu sehen.

Wie verloren stand er da, sich umblickend und doch nichts erkennend.

„Smoky?“ rief er leise.

Keine Antwort, nur ein leises und unterdrücktes Keuchen. Blitzschnell fuhr der Holländer herum.

Vor ihm schien eine Gestalt aus dem Boden zu wachsen. Es war ein undeutlicher Schatten, der ihn berührte, ein Atemhauch, der flüchtig sein Gesicht streifte.

Gleichzeitig legte sich ein Arm um seinen Hals.

Im ersten Augenblick dachte Jan an einen dummen Scherz. Doch die Lage, in der sie sich befanden, ließ keine derartigen Späße zu. Sekundenlang wallte Panik in ihm auf. Er wollte brüllen, schreien, doch die Luft wurde ihm unbarmherzig aus den Lungen gepreßt.

Er hustete keuchend, zog den Ellenbogen an und stieß ihn mit aller Kraft zurück. Wenn sich Smoky, Al oder Sten einen Scherz erlaubten, dann hatte zumindest einer von ihnen jetzt ein paar gebrochene Rippen.

Sein Ellenbogen krachte auf Knochen. Ein Arm ließ seinen Hals los, er vernahm einen erstickten Schrei, und dann lag eine Gestalt zu seinen Füßen auf dem felsigen Untergrund.

Jan kniete nieder, drückte sein Knie auf den Brustkorb des anderen und preßte ihm mit der Hand die Luft ab.

Unter seiner Hand zappelte es, ein Wimmern war zu hören.

„Sten!“ zischte er. „Bist du es? Oder du, Al?“

Stenmarks Stimme schien hundert Meilen weit weg zu sein. „Was ist denn los?“

Al Conroy fragte genauso.

Einen Augenblick später berührten ihn Körper.

„He, was ist los?“ fragte der Schwede ärgerlich. „Was hampelst du da herum?“

„Verdammt noch mal, ich habe jemanden erwischt. Aber ich glaube, er lebt nicht mehr.“

Sofort packten Fäuste zu, rissen die Gestalt hoch und stellten sie auf die Beine.

Im dunstigen Widerschein zwischen Sonne und ein paar Nebelfetzen erkannten sie zu ihrem Entsetzen einen kleinen, hellhäutigen Burschen mit pechschwarzen langen Haaren wie Rabengefieder. Der Kerl hatte den Mund zu einem Schrei geöffnet, doch der war ihm nicht mehr aus der Kehle gedrungen. Jetzt hing das Bürschchen, nicht größer als der Schiffsjunge Clinton Wingfield, leblos zwischen ihnen.

In seinem Bauch steckte ein Kris, jene dolchartige und oftmals reichverzierte Stoßwaffe, wie sie die Malaien verwendeten. Die Klinge war sehr lang und dünn, zweischneidig und wellenförmig.

Jan mußte sie ihm bei dem lautlosen Kampf in den Körper gerammt haben.

„Möchte wissen, wie der hier unbemerkt aufgeentert ist“, sagte Stenmark verbissen. „Der Kerl hätte uns glatt abgestochen, einen nach dem anderen, ohne daß wir ihn bemerkt hätten.“

Sie ließen die Gestalt sinken.

„Und ich dachte, einer von euch hätte sich einen üblen Scherz mit mir erlaubt“, sagte Jan mit heiserer Stimme. „Ganz plötzlich umklammerte mich ein Arm wie aus dem Nichts.“

Al Conroy trat vorsichtig an den Rand des Plateaus und sah hinunter in die Tiefe. Dort gab es zwar keinen Weg oder Pfad, aber zwischen den Lavafelsen konnte man sich gut anschleichen. Der Kerl hatte den Nebel ausgenutzt und einen Alleingang gewagt. Vielleicht war er einer von den ganz großen Helden, die sich etwas beweisen wollten. Sein Vorhaben wäre ihm fast gelungen.

„So was wäre uns nie im Traum eingefallen“, versicherte Al Conroy. „Derartige miese Späße sind absolut unangebracht.“

Die Nebelfetzen wurden heller, und hinter ihnen tauchte Smoky auf, verwundert und erstaunt. Er hatte von dem kurzen Zwischenfall überhaupt nichts mitgekriegt.

Mit weitgeöffneten Augen starrte er auf den leblosen Körper des Malaien. Dann schluckte er schwer.

„Lag der schon hier?“

Jan erzählte in kurzen Worten, was passiert war. Smoky war genauso entsetzt wie die anderen.

„Das ist ein Malaie, einwandfrei“, sagte der Decksälteste. „Bisher haben sie noch keine hinter uns hergehetzt. Wir hatten es nur mit Portugiesen und den Insulanern zu tun, oder was immer das für Kerle waren. Jetzt hetzen sie die ganz zähen Burschen auf unsere Spur, und die sind übler als wilde Hunde. Die geben erst dann auf, wenn sie uns haben oder selbst getötet werden. Die Kerle laufen bis zur Raserei Amok und werden so wild, daß sie nicht mehr zu bändigen sind.“

„So ’ne Art Selbstmörder, wie?“ fragte Stenmark.

„Ja, Fanatiker der übelsten Sorte. Wenn die Portus schon lange aufgegeben haben, dann kleben die immer noch an uns.“

„Feine Aussichten. Was hast du in der Grotte entdeckt, Smoky?“

„Man kann kriechend hindurch, aber nur auf dem Bauch. Der Stollen ist eng wie ein Schlauch. Ich habe mich ein paar Yards weit vorgearbeitet. In dem Berg scheint es ein weitverzweigtes System von Gängen zu geben, und der Luftzug ist einwandfrei zu spüren.“

„Also muß es irgendwo auch einen Ausgang geben.“

„Das ist stark anzunehmen.“

Al Conroy grinste verzerrt. Er kniff die Augen zusammen und blickte zu der jetzt wieder sichtbar gewordenen Grotte.

„Schön und gut, aber das wissen die Insulaner ebenfalls. Es besteht die Möglichkeit, daß sie uns auf der anderen Seite bereits erwarten, denn sie kennen die Insel und ihre Verstecke besser als wir.“

„Weißt du eine andere Möglichkeit?“

„Nein, leider nicht. Zurück können wir nicht mehr, also müssen wir wohl oder übel in den Berg hinein.“

„Was tun wir mit dem da?“ fragte Sten, auf den Malaien deutend.

Der Mann war tot, daran bestand kein Zweifel.

„Den stopfen wir in die Höhle, damit er den Eingang zur Grotte blockiert“, sagte Smoky. „Pietät ist hier unangebracht, aber wir gewinnen damit Zeit.“

Aus weiter Ferne war wieder das heisere und eindringliche „Aarooh“ zu vernehmen, ein Laut, der ihnen Schauer über die Rücken jagte.

Das Flammenrad der Sonne schob sich jetzt auf der gegenüberliegenden Seite des Nebelwaldes hervor und zauberte tausend farbige Reflexe in den Himmel.

Jenseits des riesigen Waldes entstand ein prächtiger Regenbogen, der sich über den halben Himmel hinzog.

Für ein paar Augenblicke starrten sie auf das Schauspiel. Irgendwo weit hinten verlor sich das Ende des Regenbogens über dem unsichtbaren Meer.

In diesem Augenblick war die Insel wie ein Paradies, unberührt von Menschen, verzaubert und verklärt, eine friedliche Idylle. Doch der Schein trog. Hier ging es um Leben und Tod.

Jetzt erst entdeckten sie die Gestalten, winzig klein und krabbelnd wie Ameisen, die wild durcheinanderrannten.

Von der linken Seite rückten die Portugiesen an, die auf die rechte Flanke des Berges zustießen. Sie waren einwandfrei an ihren Uniformen zu erkennen. Sie trugen Musketen und Pistolen mit sich, einige hatten trichterförmige Tromblons in den Bandeliers stecken.