Seewölfe - Piraten der Weltmeere 650 - Fred McMason - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 650 E-Book

Fred McMason

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Beschreibung

Die Höhle befand sich im Lavagestein an der Küste der Insel. Ihr Eingang war von Pflanzen überwuchert und nur zu sehen, wenn man aufmerksam hinblickte. Vor der Höhle war dunkler Sand aufgetürmt, daneben lagen Holzreste, die aber nicht genau zu identifizieren waren. Hasard junior schob die Pflanzen am Eingang beiseite, und dann hielt er sekundenlang die Luft an, bevor er sie hart wieder ausstieß. Zwischen dem Gestrüpp lagen die Skelette zweier Personen, die schrecklich anzusehen waren. Feine Wurzeln und Äste hatten sich durch die Knochen und Rippen ihren Weg gesucht und die Skelette umwuchert. Ihre Gebeine sahen aus, als würden tausend Adern und Venen frei liegen...

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Impressum© 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-064-0Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Fred McMason

Der Schatzvon Santo Antao

Die alten Schatzkarten geben ihr Geheimnis preis

Januar 1599 – London.

An diesem Morgen fegte ein eiskalter Nordostwind durch die Gassen von London. Es war bitter kalt, und die Kutscher, Fuhrleute und Marktweiber hatten sich in dicke, warme Kleidung gehüllt.

Auch die beiden Männer, die soeben einer Kutsche entstiegen, trugen lange Mäntel mit Pelzkragen. Beide blickten flüchtig zur Hauswand hoch.

Das Haus war aus Ziegeln erbaut, wirkte aber alt und baufällig. Aus dem dunklen Schornstein drang ein dünner Rauchfaden.

„Ja, hier ist es“, sagte Francis Ruthland. „Hier hat der Mann, den sie den Seewolf nennen, seine Karten zeichnen lassen. Scheint wohl doch eine gute Adresse zu sein, wenn die Bude auch nicht danach aussiebt.“

Der andere, etwas kleiner als Ruthland, blies dampfenden Atem in die Luft und schob seine Hände tiefer in die Manteltaschen.

„Dann nichts wie hinein“, sagte er. „Was dem Seewolf recht ist, sollte uns billig sein …“

Die Hauptpersonen des Romans:

Edwin Carberry – als sich die Schebecke Plymouth nähert, packt den Profos plötzlich ein schweres Herzleiden, und er fühlt sein Ende nahen.

Nathaniel Plymson – muß sich mit der „Tradition“ abfinden, daß seine „Bloody Mary“, die Kneipe in Plymouth, zu Bruch geht, wenn die Arwenacks einfallen.

Der Kutscher – legt wieder erstaunliche Kombinationsgaben für die Entzifferung von Rätseln vor.

Old Donegal O’Flynn – sollte zwar alt und weise sein, stürzt sich jedoch wie ein Junger in ein neues Abenteuer.

Hasard und Philip junior – erhalten mit dem „Admiral“ zwei Tage Urlaub, um nach einem Schatz suchen zu können.

Philip Hasard Killigrew – hält dem Profos eine Gardinenpredigt und nennt ihn einen „alten Heuchler“.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Innen wirkte das Haus düster, aber zumindest war es einigermaßen warm.

Auf ihr Klopfen hatte ein hagerer Mensch geöffnet, dessen Geiernase sich den beiden entgegenreckte.

„Sie wünschen?“ fragte er heiser. Er musterte Francis Ruthland, der schwer und massig war, dunkle Haare hatte und seltsam helle Fischaugen. Sein Bart war gepflegt und gestutzt. Unter dem linken Auge zog sich eine Narbe hin.

Als er den anderen Mann musterte, zuckte der Hagere unwillkürlich zusammen und schluckte. Der Kerl war ihm unheimlich. Er war etwas kleiner als sein Begleiter, hatte dunkelblondes Haar und war bartlos. Seine Figur wirkte kräftig. Aber sein rechtes Auge war blind und von häßlicher, weißer Farbe wie das einer verwesenden Leiche. Er hieß Hugh Lefray und war Ruthlands rechte Hand, Intimus, Kumpel und Vertrauter.

„Wir möchten zu Mister Hillman. Es geht um einen umfangreichen Auftrag für Kartenmaterial“, sagte Ruthland etwas von oben herab.

Der Hagere nickte eifrig.

„Folgen Sie mir bitte“, sagte er mit seiner heiseren Stimme.

Er führte sie durch einen düsteren Gang und öffnete nach kurzem Anklopfen eine dunkle Tür.

„Besuch für Sie, Mister Hillman“, sagte er untertänig und zog die Tür hinter sich zu.

Der Raum in dem baufälligen alten Haus war ungewöhnlich groß. Fast war es ein kleiner Saal. In der Mitte des Raumes stand ein riesiger Tisch, der über und über mit Papieren bedeckt war.

Vor dem geräumigen Tisch hockte ein grauhaariges Männchen auf einem hochlehnigen Stuhl und war damit beschäftigt, emsig das Papier zu bekritzeln. Durch die kleinen Fenster fiel nur trübes Licht, aber auf dem Tisch standen zwei Kerzenhalter, die die Szenerie notdürftig erhellten. Ein Kaminfeuer spendete angenehme Wärme, doch zum Ende des Raumes war es kalt.

Das grauhaarige Männchen hob den Kopf und stand zögernd auf. Es hatte eine Halbglatze und wachsame Augen. Im rechten Auge trug es ein Glas, das ihm half, seine Arbeiten besser zu sehen.

Ruthland registrierte, daß überall im Raum große Karten hingen, die Teile der Welt zeigten. Die Karten waren kunstvoll gezeichnet, auch die Arbeit des Globus war hervorragend, der neben dem Tisch stand und von imponierender Größe war. Dieser Globus reichte Ruthland bis ans Kinn.

„Ruthland, Francis, Ruthland“, stellte der massige Mann sich vor und reichte dem Männchen die Hand. „Das ist mein Erster Offizier, Mister Lefray. Ich nehme an, Sie sind Mister Hillman.“

„Sehr richtig, Sir. Astronom und Kartenzeichner. Man bezeichnet mich als Spezialisten.“

Hillman zuckte ebenfalls unmerklich zusammen, als das tote Auge des Mister Lefray ihn anblickte. Dieses Auge war blind, aber dennoch glaubte Hillman, Bösartigkeit in dem Blick zu bemerken. Auf irgendeine unnatürliche Art schien das Auge zu leben und ihn unverwandt anzustarren.

„Dann bin ich hier genau richtig. Ihre Adresse ist mir von einem guten Freund empfohlen worden.“

Das unscheinbare Männchen nickte geschmeichelt. Seine Augen blieben weiterhin sehr wachsam.

„Womit kann ich dienen, Sir? Ich nehme an, Sie brauchen Kartenmaterial. Darf ich fragen, wer der gute Freund ist, der mich empfohlen hat?“

„Sie dürfen“, sagte Ruthland jovial lächelnd. „Sir Philip Hasard Killigrew ist der gute Freund. Bekannter unter dem Namen Seewolf.“

„Ich verstehe, Sir, natürlich.“

Das Männchen gab sich trotz der Empfehlung etwas zurückhaltend. „Nehmen Sie bitte Platz. Im Sitzen läßt es sich leichter plaudern.“

Lefray sagte gar nichts. Er sah sich nur ständig nach allen Seiten um und musterte neugierig die Karten, die an den Wänden hingen. Dieser Hillman schien, was das Kartenzeichnen betraf, wirklich ein einzigartiger Spezialist zu sein.

„Sie fragten, womit Sie dienen könnten“, begann Ruthland. „Ihre Annahme war richtig. Ich brauche erstklassiges Kartenmaterial über eine ganz bestimmte Strecke. Seekarten hauptsächlich, Karten für den Seeweg nach Indien.“

„Das dachte ich mir, als Sie den Namen Killigrew erwähnten. Nun, ich bin Kartograph und lebe davon, daß ich Karten zeichne.“ Das Männchen krakelte ein paar Zeichen auf ein großes Blatt Papier, die allerdings keinen Sinn ergaben. Vielleicht war es auch nur eine Geste der Verlegenheit.

„Ja – und?“ fragte Ruthland ungeduldig.

Hillman druckste ein wenig herum.

„Es waren ganz spezielle Karten, die ich für Sir Hasard anfertigte, Sir. Kartennetzentwürfe mit winkeltreuer Projektion. Mercator hat sie entworfen, ich habe sie nur nachgezeichnet und ein wenig verbessert. Sie erschienen als ein sogenannter Atlas – ein Sammelwerk von Einzelkarten.“

„Das ist ja alles schön und gut“, entgegnete Ruthland ungeduldig. „Es ist mir auch alles bekannt. Aber genau diese Karten brauche ich. Deshalb auch die Empfehlung von meinem Freund Killigrew.“

„Genau das ist ja der springende Punkt, Sir“, sagte Hillman mit fast weinerlicher Stimme. „Die Karten habe ich speziell für Sir Hasard gezeichnet, und er legte mir nahe – na ja, Sie wissen schon, Sir.“

„Ich weiß gar nichts.“

Ruthland musterte das unscheinbare Männchen und grinste abfällig. Philip Hasard Killigrew hatte ihm eine Empfehlung gegeben. Er hatte den Seewolf bei Hofe von Spitzeln überwachen lassen und war dabei auf eine absolute Sensation gestoßen.

Schon seit einiger Zeit waren Gerüchte im Umlauf, daß der Königin von England eine Petition Londoner Kaufleute vorliege. Diese Kaufleute hätten um eine Vollmacht gebeten, Schiffe für eine Handelsexpedition ausstatten zu dürfen. Es ging dabei um die ungeheuren Schätze aus dem Orient.

Die Kaufleute wollten in den Handel mit Ostindien einsteigen, der ungeahnte Gewinne versprach. Aber die Königin hatte noch gezögert, denn die Portugiesen trieben Handel mit Ostindien und waren absolut nicht gewillt, ihre märchenhaften Gewinne mit anderen Kaufleuten zu teilen. Mischten sich die Engländer in den ostindischen Handel ein, dann würde das Krieg mit Portugal bedeuten.

Elizabeth I. hatte daher eine „unverbindliche“ Informationsreise vorgeschlagen und schickte den Seewolf Philip Hasard Killigrew nach Indien. Dort sollte er vorsichtig die Fühler ausstrecken und den Boden vorbereiten.

Das war die augenblickliche Lage, die Francis Ruthland gründlich auszunutzen gedachte. Er wollte mit allen Mitteln von diesem Riesenkuchen ein Stück, ein gewaltiges natürlich, wie es seiner und Lefrays Habgier entsprach. Daß bei seiner Brutalität und Rücksichtslosigkeit Leute auf der Strecke bleiben würden, interessierte ihn nicht. Er war bereit, alles abzuräumen, was sich ihm in den Weg stellte, entweder mit List und Tücke oder mit Brachialgewalt.

Sein Ziel war es, den Seewolf im Auge zu behalten und den Konkurrenten bei günstiger Gelegenheit auszuschalten. Also mußte er ihm unverzüglich folgen, denn Killigrew war bereits aus London ausgelaufen und befand sich vermutlich im Kanal.

„Ich brauche diese Karten ganz dringend“, sagte er ungeduldig. „Nur verstehe ich Ihr Zögern nicht. Sie sagten doch, daß Sie vom Kartenzeichnen leben, Mister Hillman.“

„Sehr richtig, Sir. Aber bei Sir Hasard handelt es sich um geheimes Kartenmaterial, und das darf ich nicht aus den Händen geben.“

„Das weiß ich doch“, sagte Ruthland äußerst freundlich und berührte Hillman mit der rechten Hand leicht an der Schulter. „Wir sind aber alte Freunde, mein Bester. Ich soll Ihnen noch einen Gruß von Sir Hasard ausrichten. Wir wollten gemeinsam nach Indien segeln, im Auftrag Ihrer Majestät, der Königin. Sir Hasard wird Ihnen das sicher gesagt haben.“

„Ja, das mag wohl sein. Vielleicht hat er Ihre Namen genannt. Aber ich erinnere mich nicht.“

„Na, dann ist ja alles in Ordnung. Das Kartenmaterial wollten wir gemeinsam verwerten, aber leider verzögerte sich die Abreise bei mir, und so sagte Sir Hasard fast wörtlich: ‚Geh zu Mister Hillman, Francis, und laß dir genau das gleiche Kartenmaterial geben. Richte ihm einen Gruß aus und bezahle ihn gut für seine Arbeit.‘ So sagte er. Stimmt’s, Hugh?“

Der Bartlose mit dem unheimlichen Totenauge nickte bestätigend.

„So war es“, sagte er, „bei dem seligen Andenken meiner lieben, guten Mutter.“

Das Männchen zögerte und zauderte immer noch. Es war sich seiner Sache nicht sicher. Sein Zögern änderte sich erst, als Ruthland unter seinen Mantel griff und eine lederne Geldkatze hervorholte. Er öffnete die Schnur und ließ blanke Goldmünzen auf den Tisch rollen.

Hillman war trotz aller Perfektion ein armer Schlucker, der oft nicht wußte, wie er die nächsten Tage hinter sich bringen sollte. Viele Kapitäne konnten mit den neuen und umfangreichen Karten nicht umgehen oder waren mißtrauisch. Vieles erschien ihnen zu modern, oder sie taten es als „Hexenwerk“ ab.

Manche sahen sich die Karten nur verlegen an, zuckten mit den Schultern und gingen wieder, ohne etwas gekauft zu haben. Hillman war mit seinen Nachzeichnungen der Mercatorkarten seiner Zeit voraus. Manche lachten ihn auch ungeniert aus, wenn er erklärte, was man unter winkeltreuer Projektion verstand.

Ruthland zählte fünfzehn Goldmünzen ab und sah, wie Hillman beim Anblick des Goldes unterdrückt zu schlucken begann.

Er grinste versteckt, denn mit fünfzehn Goldmünzen waren die Karten – und mochten sie noch so gut sein – reichlich überbezahlt. Dennoch legte er fünf weitere Münzen dazu.