Sun Valley 1 - 4: Ein Jahr in Sun Valley - Sammelband (4in1 Kleinstadtromane) - Danara DeVries - E-Book
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Sun Valley 1 - 4: Ein Jahr in Sun Valley - Sammelband (4in1 Kleinstadtromane) E-Book

Danara DeVries

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Beschreibung

Tauche ein in die Bergwelt rund um Sun Valley, einem malerischen Örtchen in Vermont, wo die Liebe ihre eigenen Pläne hat und zu unerwarteten Momenten zuschlägt. In diesem Sammelband erwarten dich fünf fesselnde Romane voller Kleinstadt-Feeling, Humor und Leidenschaft. *** Band 1: Willkommen in Sun Valley Kurzgeschichte zur Einführung in die Kleinstadt. Band 2: Frühlingsgefühle in Sun Valley Zurück in ihrer alten Heimat muss sich Skylar um ihren herzkranken Vater kümmern. Im Streit auseinandergegangen, reißen alte Wunden wieder auf. Zudem lässt der neue Handwerker Skylars Puls schneller werden. Band 3: Sommerküsse in Sun Valley Peach Matthews hat die Nase gestrichen voll, von Männern, ihren Eltern, ihrem Leben. Sie will endlich auf eigenen Beinen stehen und findet in Alex Gray einen unerwarteten Unterstützer, der ihr Leben gehörig auf den Kopf stellt. Band 4: Herbstzauber in Sun Valley Nach einem folgenschweren Unfall ist Ashton Gray am Scheideweg: Soll er sein Leben wie bisher weiterführen oder will er sich ändern? Dabei kommt er Donna Grimes unerwartet näher. Doch die Absichten des neuen Kollegen gehen in eine ähnliche Richtung. Band 5 Winterliebe in Sun Valley Ständig gerät Sam Marshall mit dem Tierarzt Rhys McKinney aneinander. Das muss ein Ende haben. Sam fasst einen aberwitzigen Plan, doch dabei hat sie Rhys‘ Hartnäckigkeit außer Acht gelassen. Was verbirgt der Kerl? *** Erlebe ein Jahr voller Emotionen. Begleite die Protagonisten durch die vier Jahreszeiten und genieße eine romantische Zeit. Lass dich verzaubern, begeistern, fesseln.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Willkommen in Sun Valley
Kapitel 1
Skylar
Kapitel 2
Skylar
Cody
Kapitel 3
Skylar
Cody
Kapitel 4
Skylar
Cody
Kapitel 5
Skylar
Cody
Kapitel 6
Skylar
Cody
Kapitel 7
Skylar
Kapitel 8
Skylar
Cody
Skylar
Kapitel 9
Skylar
Cody
Skylar
Kapitel 10
Skylar
Cody
Kapitel 11
Skylar
Kapitel 12
Cody
Skylar
Kapitel 13
Cody
Skylar
Kapitel 14
Cody
Kapitel 15
Skylar
Cody
Kapitel 16
Skylar
Cody
Kapitel 17
Skylar
Kapitel 18
Cody
Skylar
Kapitel 19
Skylar
Cody
Kapitel 20
Skylar
Cody
Kapitel 21
Skylar
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Kapitel 1
Peach
Alex
Kapitel 2
Peach
Kapitel 3
Alex
Peach
Kapitel 4
Peach
Alex
Kapitel 5
Peach
Alex
Kapitel 6
Peach
Alex
Kapitel 7
Peach
Alex
Kapitel 8
Peach
Alex
Kapitel 10
Peach
Alex
Kapitel 11
Peach
Alex
Kapitel 12
Peach
Kapitel 13
Alex
Peach
Kapitel 14
Alex
Peach
Kapitel 15
Alex
Peach
Kapitel 16
Alex
Kapitel 17
Peach
Alex
Kapitel 18
Alex
Peach
Kapitel 19
Alex
Peach
Kapitel 20
Alex
Peach
Kapitel 21
Alex
Peach
Kapitel 22
Alex
Peach
Kapitel 23
Alex
Peach
Kapitel 24
Alex
Peach
Epilog
Donna
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Kapitel 1
Donna
Ash
Kapitel 2
Donna
Ash
Kapitel 3
Donna
Ash
Kapitel 4
Donna
Ash
Kapitel 5
Donna
Ash
Kapitel 6
Donna
Ash
Kapitel 7
Donna
Ash
Kapitel 8
Donna
Ash
Kapitel 9
Donna
Ash
Kapitel 10
Donna
Kapitel 11
Ash
Donna
Kapitel 12
Donna
Ash
Kapitel 13
Ash
Donna
Kapitel 14
Donna
Ash
Kapitel 15
Ash
Donna
Kapitel 16
Ash
Donna
Kapitel 17
Ash
Donna
Kapitel 18
Donna
Ash
Kapitel 19
Donna
Kapitel 20
Donna
Ash
Kapitel 21
Donna
Ash
Kapitel 22
Ash
Donna
Epilog
Sam
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Kapitel 1
Rhys
Sam
Kapitel 2
Rhys
Sam
Kapitel 3
Sam
Rhys
Kapitel 4
Rhys
Sam
Rhys
Kapitel 5
Sam
Rhys
Kapitel 6
Sam
Rhys
Kapitel 7
Sam
Rhys
Kapitel 8
Sam
Rhys
Kapitel 9
Sam
Rhys
Kapitel 10
Sam
Rhys
Kapitel 11
Rhys
Sam
Kapitel 12
Rhys
Sam
Kapitel 13
Rhys
Sam
Kapitel 14
Rhys
Sam
Kapitel 15
Rhys
Sam
Kapitel 16
Rhys
Sam
Kapitel 17
Rhys
Sam
Kapitel 18
Rhys
Kapitel 19
Rhys
Kapitel 20
Rhys
Sam
Epilog
Sam
Rhys
Ende
Danksagung
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Weitere Romane von Danara DeVries

 

 

 

 

Ein Jahr in Sun Valley - Sammelband

 

 

 

Von Danara DeVries

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage, 2025

© Danara DeVries – alle Rechte vorbehalten.

Danara DeVries

c/o easy-shop

K. Mothes

Schloßstraße 20

06869 Coswig (Anhalt)

 

Lektorat: Lektorat Franziska Schenker

Coverdesign: Dream Design - Cover and Art

Bildnachweise: @qimono, pixabay, depositphotos.com

Verwendete Schriften: Moontime, Linus Libertine, Trajan Pro 3

 

[email protected]

http://www.danara-devries.de

Buchbeschreibung:

Tauche ein in die Bergwelt rund um Sun Valley, einem malerischen Örtchen in Vermont, wo die Liebe ihre eigenen Pläne hat und zu unerwarteten Momenten zuschlägt.

 

In diesem Sammelband erwarten dich fünf fesselnde Romane voller Kleinstadt-Feeling, Humor und Leidenschaft.

***

Band 1: Willkommen in Sun Valley

Kurzgeschichte zur Einführung in die Kleinstadt.

 

Band 2: Frühlingsgefühle in Sun Valley

Zurück in ihrer alten Heimat muss sich Skylar um ihren herzkranken Vater kümmern. Im Streit auseinandergegangen, reißen alte Wunden wieder auf. Zudem lässt der neue Handwerker Skylars Puls schneller werden.

 

Band 3: Sommerküsse in Sun Valley

Peach Matthews hat die Nase gestrichen voll, von Männern, ihren Eltern, ihrem Leben. Sie will endlich auf eigenen Beinen stehen und findet in Alex Gray einen unerwarteten Unterstützer, der ihr Leben gehörig auf den Kopf stellt.

 

Band 4: Herbstzauber in Sun Valley

Nach einem folgenschweren Unfall ist Ashton Gray am Scheideweg: Soll er sein Leben wie bisher weiterführen oder will er sich ändern? Dabei kommt er Donna Grimes unerwartet näher. Doch die Absichten des neuen Kollegen gehen in eine ähnliche Richtung.

 

Band 5 Winterliebe in Sun Valley

Ständig gerät Sam Marshall mit dem Tierarzt Rhys McKinney aneinander. Das muss ein Ende haben. Sam fasst einen aberwitzigen Plan, doch dabei hat sie Rhys‘ Hartnäckigkeit außer Acht gelassen. Was verbirgt der Kerl?

 

***

Erlebe ein Jahr voller Emotionen. Begleite die Protagonisten durch die vier Jahreszeiten und genieße eine romantische Zeit. Lass dich verzaubern, begeistern, fesseln.

©Danara DeVries

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Willkommen in Sun Valley

»Guten Morgen, ihr Lieben. Es ist wieder an der Zeit für geschwisterliche Chauffeurdienste.« Grimmig kontrolliere ich den Verkehr im Rückspiegel, doch niemand reiht sich hinter mir ein. Nicht seit Ketchum und garantiert auch nicht, bis ich Sun Valley erreiche.

Es ist drei Uhr morgens.

Natürlich fährt niemand hinter mir her. Nur ich bin so behämmert und lasse mich aus dem Bett klingeln.

»Die zwei könnten sich auch einfach ein Zimmer nehmen, aber nein.« Ich reibe über das Lenkrad und äffe meine Schwester nach: »Wir wollen im Loft schlafen. Über der Garage. Da ist am Wochenende wenigstens Ruhe.«

Schön für euch!

In der Ferne erhellen die Lichter von Sun Valley den Horizont. Es sind kaum mehr als zwei Meilen bis in den Ort, von der Lodge noch weniger. Lediglich den Berg hoch, rein in die Stadt, Parkplatz an der Mall suchen und dann hoffen, dass Remy und Nessa bereits auf mich warten.

Ich verdrehe die Augen.

»Die zwei könnten auch laufen«, murre ich.

Okay, runter in die Stadt bis zu Burkes Werkstatt, über der Remy seine Wohnung hat, sind es vielleicht zwei Meilen mehr.

Aber was macht das schon?

Wieso muss man mich dazu aus dem Bett klingeln?

Ich seufze und rolle die Straße entlang auf der Suche nach der Abzweigung für den Parkplatz. Die Auswahl an möglichen Stellplätzen ist riesig, kein Wunder um diese Uhrzeit. Noch dazu ist die Wintersaison gerade vorüber.

Während der Feiertage hätte ich keinen Platz bekommen, aber Anfang März, wo das Wetter nass, kalt und ungemütlich ist? Kein Problem.

Ich stelle den Motor von Grannys altem Caprice ab, schnappe mir meine Jacke vom Beifahrersitz und steige aus.

»Brrr, was für eine Kälte.« Mit den Händen unter die Achseln geklemmt, überquere ich den Parkplatz und halte Ausschau nach meiner Schwester und ihrem Lord.

Wo stecken die zwei nur?

Als sie mich vor zwanzig Minuten halb lallend anrief, dachte ich, dass sie auf dem Parkplatz auf mich warten würden.

Aber nein, weit und breit keine Spur von den beiden.

Toll.

Ich schnaube genervt und mache mich auf den Weg zum Lamb, welches sich etwas weiter Richtung See befindet. Vorbei an der Village Station schlendere ich zum See, dessen Oberfläche im fahlen Licht der Straßenbeleuchtung silbrig glitzert. Ein kühler Wind pfeift mir um die Ohren und ich klappe die Aufschläge meiner Jacke hoch. Am See angekommen, wende ich mich nach rechts und schon bald tauchen die Lichter des Lamb auf, das einzige Lokal, was in Sun Valley um diese Uhrzeit noch geöffnet hat.

Laut schallt mir Musik und Stimmengewirr entgegen.

Die Party scheint noch in vollem Gang zu sein. Ich wäre auch gerne hingegangen, aber irgendjemand muss sich ja um die wenigen Gäste der Lodge kümmern.

In jeder anderen Stadt wäre bereits der Sheriff aufgetaucht und hätte die Sperrstunde eingeläutet, aber nicht hier, denn das Geburtstagskind ist der Ordnungshüter höchst persönlich.

Lächelnd betrete ich die Bar und entdecke Fletcher Ford an der Theke. »Auf die letzte Runde!«, ruft er fröhlich und prostet in die Runde.

Nessa und Remy heben ihre Gläser. Sie stehen ganz in der Nähe von Fletcher und prosten ihm zu, genau wie der Rest der Menge.

Ich erkenne neben meiner Schwester und ihrem Verlobten noch einige andere bekannte Gesichter.

Owen, der Barinhaber, lacht lauthals. »Das ist dann aber wirklich die letzte Runde, Leute. Nicht, dass ich Ärger mit dem Gesetz kriege, denn eigentlich hätte ich um ein Uhr das letzte Bier ausschenken dürfen.«

Donna, Fletchers Deputy, prostet ihm zu. Sie hat statt eines Glases Bier nur ein Wasser in der Hand. »Geschlossene Gesellschaft, Owen.« Sie zwinkert. »Außerdem schaue ich heute nicht so genau hin. Bin schließlich nur in Bereitschaft.«

Sie trägt Uniform, ganz im Gegensatz zu Fletcher. Der ist voll und ganz auf Party eingestellt, trotz seiner bereits grauen Haare.

»Sammy!« Mit einem breiten Grinsen kämpft er sich durch die Leute. »Bist du gekommen, um mir zu gratulieren?«

In seinem leicht angetrunkenen Zustand schließt er mich in die Arme. »Alles Gute zum …?« Fragend sehe ich ihn an. »Neununddreißigsten?«

»Fast, fast.« Fletcher lacht. »Neunundsechzig. Aber verrat es niemandem. Sie denken alle, ich bin schon fast achtzig.«

Ich löse mich von ihm und lächle. »Warum denn nicht?«

»Weil sie sich besser benehmen, wenn sie denken, dass ich älter bin. Schont meine Nerven. Ich würde ja in Rente gehen, aber ich kriege keine weiteren Leute für Ketchum und Sun Valley. Und allein schafft es Donna nicht.«

»Du bist zu gut, Fletcher.« Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und drücke ihm einen Kuss auf die bärtige Wange. »Alles Gute zum Geburtstag.«

»Danke.« Er hält sein Bier hoch. »Trinkst du einen mit?«

»Oh, nein! Denk nicht mal dran. Ich muss fahren.« Abwehrend hebe ich die Hände. »Eigentlich bin ich nur hier, um die beiden Turteltauben abzuholen.« Ich deute auf Remy und Nessa, die sich gerade mit Alex und Ashton Gray unterhalten, welchen das örtliche Bauunternehmen gehört. »Ich werde sie mal einsammeln.«

»Tu das.« Fletcher tätschelt meine Schulter. »Ich denke, ich gehe mal zahlen. Owen sieht schon seit einer Stunde so aus, als ob er nur meinetwegen mitmacht. Ansonsten wäre er schon im Bett. Jede gute Feier braucht mal ein Ende.«

Ich wende mich um und begegne dem leidgeprüften Blick des Inhabers vom Lamb. Er zuckt mit den Schultern und sammelt Gläser ein.

»Ist er ganz allein?«

Fletcher nickt. »Jep, Courtney ist wie jedes Jahr zum Ende der Saison raus. Sie kommt erst im November mit dem ersten Schnee wieder.«

»Ach, wie schade.«

Davon kann ich nur ein Lied singen.

Zum Ende der Wintersaison kämpfen wir ebenfalls mit Personalmangel, aber irgendwie hat es dieses Jahr geklappt, dass wir zwei neue Reinigungskräfte anstellen konnten.

Außerdem unterstützt uns Amber jetzt regelmäßig im Restaurant, sodass Nessa und ich mehr Freizeit haben, was im Umkehrschluss bedeutet, dass wir endlich nicht mehr nur das Nötigste machen können, sondern auch Zeit für andere Aufgaben haben.

Zum Beispiel einen englischen Lord hüten.

Aber vielleicht ist Remys Anwesenheit auch dafür verantwortlich, dass die Geschäfte der Lodge besser laufen.

So ein bisschen Adel hat schon seine Vorzüge.

Apropos Remy und Nessa.

»Ich werd dann mal.« Mit einem Kopfnicken deute ich auf meine Schwester.

»Ich auch.« Fletch winkt Owen und verabschiedet sich von mir. »War trotzdem schön, dass du kurz vorbeigeschaut hast.« Fletcher drückt kurz meine Schulter, bevor er sich abwendet.

»Immer.« Ich streife kurz seinen Arm und kämpfe mich dann zu meiner Schwester.

Nessa hat ihrem Arm mit Remys verschränkt. Ihr Kopf lehnt an seiner Schulter und sie lauscht mit glasigem Blick den Ausführungen von Alex Gray, der Remy mit weitläufigen Gesten, bei denen er sein Bier hin und her schwenkt, erklärt, welche Gebäude er nach dem Lawinenunglück im letzten Jahr wieder instand setzen muss.

»Verstehst du? Ich habe zu wenig Leute. Es wird ewig dauern. Ich könnte also tatkräftige Unterstützung gebrauchen.« Alex zwinkert Remy auffordernd zu.

»Du wirst doch nicht in die Baubranche eintreten?« Ich stelle mich dazu und mustere meinen Schwager in spe.

»Oh, nein. Burke würde mich vierteilen.« Remy hebt abwehrend eine Hand. »Außerdem genügt mir der Job in der Werkstatt.«

»Hey, Sam!« Alex begrüßt mich mit einem freundlichen Handschlag.

Sein aufrichtiges Lächeln nimmt mich wie immer sofort für ihn ein. Er ist ein netter Kerl, der sich um alle kümmert.

»Hi, Sammy!« Ash strahlt mich an und klammert sich an meine Hand, doch zum Glück hat er so viel Alkohol intus, dass ich ihn problemlos abschütteln kann.

Nicht, dass er noch auf die Idee kommt, ich könnte etwas von ihm wollen. Ich habe keine Lust auf den jüngeren Gray. Der Kerl ist eine Landplage, hatte mit fast jeder Frau in der Gegend bereits ein Verhältnis – und ich will mich nicht in die jährlich länger werdende Schlange seiner Verflossenen einreihen.

»Ash.« Ich nicke ihm knapp zu, bevor ich mich an meine Schwester wende. »Können wir? Ich muss morgen früh raus.«

»Och, Sammy.« Nessa hängt mir ihre Arme um den Hals. »Jetzt sei doch keine Spielverderberin. Das ist eigentlich mein Job. Nur noch fünf Minuten. Bitteee!« Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange, sodass ich zwar genervt die Augen verdrehe, ihr aber den Wunsch nur ungern abschlage.

Herrje, es ist drei Uhr morgens.

»Remy?« Um Hilfe bittend sehe ich zu ihm, doch der zuckt nur mit den Schultern.

»Kann ich ihr was abschlagen?«

Ich lege den Kopf in den Nacken und stöhne auf. »Und wer kümmert sich morgen früh um unsere Gäste?«

»Ach was. So viele haben gar nicht eingecheckt.« Nessa winkt ab. »Komm, ich spendiere dir ein Wasser oder irgendwas anderes Alkoholfreies.« Sie kichert hinter vorgehaltener Hand. »Hier ist mir das Polizeiaufgebot eindeutig zu hoch. Angetrunken fahren will ich lieber nicht riskieren.«

»Nein, nein. Bleib du nur hier. Ich glaube sowieso, dass Owen den Laden gleich dichtmachen wird. Fletcher wollte vorhin schon zahlen.« Ich löse mich aus der Umarmung meiner Schwester und recke den Hals nach dem Sheriff.

Ich finde ihn an der Bar, vertieft in ein Gespräch mit dem Besitzer das Lamb. Lionel, sein kleiner Terrier, hockt zu Fletchers Füßen und himmelt ihn hechelnd an. Neben Fletcher lehnt Jake Lewis an der Theke. Owen schenkt gerade drei Kurze ein.

Na toll. So wird das nichts.

Wenn ich heute Nacht noch irgendwann ins Bett kommen möchte, muss ich die Sache wohl oder übel selbst in die Hand nehmen.

»Weißt du, ich helfe Owen. Der Ärmste sieht nicht so aus, als ob er sich je aus Fletchers Umklammerung lösen könnte. Gerade wenn der einen getrunken hat, kann es –«

»Laaaange dauern.« Nessa kichert. »Okay, geh du mal. Ich hänge hier noch etwas ab.« Mit diesen Worten schlingt sie ihre Arme um Remys Hals und hängt ihr ganzes Gewicht an seine Schultern, was ihn trotz seiner fast ein Meter neunzig gehörig ins Wanken bringt.

Ash und Alex johlen, werden jedoch nicht müde, dem Briten immer wieder auf die Schultern zu klopfen.

»Echt gut, dass du hierbleibst, Mann.«

»Auf unsere lokale Berühmtheit!« Ash prostet ihm zu, woraufhin die Männer fleißig anstoßen und sich darum kümmern, ihre Biergläser zu leeren.

Ich schüttle den Kopf und steuere die Bar an. Mit geübten Schritten gehe ich hinter den Tresen und baue mich an Owens Seite auf. Ein Blick in die Runde offenbart drei rote Nasen vom Whiskey.

»Was wird denn das, Sam?« Mit hochgezogener Augenbraue blickt Owen auf mich hinunter. Neben ihm fühle ich mich wie ein Zwerg auf einer Bierkiste.

Zum Glück sind nicht alle Männer riesig.

»Ich will dir helfen. Sonst wird das nichts mehr vor dem Morgengrauen.« Geschäftig mache ich mich daran, die Gläser von der Theke zu räumen und zu spülen.

»Aber … du arbeitest hier nicht.«

»Nein, ich helfe dir nur.« Ich deute auf Fletchers leeres Schnapsglas. »Dein Glas, Sheriff!«

»Och, Sammy.«

Jake greift nach der Flasche und schenkt sich selbst kurzerhand nach. Ich funkle den Besitzer der Village Station an, doch der kneift nur die Augen zusammen und kippt den Kurzen. Schweiß glänzt auf seiner Stirn und er sieht kränklich aus, aber bei dem schummrigen Licht könnte ich mich auch täuschen.

»Nicht, ›Och, Sammy‹. Seit zwei Stunden ist eigentlich Schluss mit Alkohol und ihr steht hier immer noch rum.« Ich beuge mich über den Tresen und angle nach Fletchers Glas. »Wenn euch der Sheriff erwischt.«

Fletcher kichert. »Wie gut, dass ich das bin.«

»Oder die Deputy.« Ich schiele in Donnas Richtung, doch die winkt mir nur zu, als sie ihren Namen hört.

Genervt stöhne ich auf. »Vielleicht sollte ich deine Frau anrufen«, murmle ich leicht angesäuert. »Monica wird sicher dankbar sein, wenn sie dich einsammeln darf.«

Aber böse bin ich ihnen nicht. Man wird nur einmal neunundsechzig.

»Och, Sammy, lass Moni schlafen. Donna fährt mich.«

»Aber nur, wenn du mir jetzt dein Glas gibst.« Auffordernd wackle ich mit den Fingern, bis Fletcher nachgibt.

Nacheinander sammle ich die Gläser der Gäste ein. Mit einem Tablett mache ich die Runde, komme allerdings nicht so gut voran, wie ich mir das erhofft habe. Fast bei jeder Gruppe muss ich stehen bleiben und quatschen.

Jemand greift mir an die Taille. »Arbeitest du jetzt etwa hier?

Ich drehe mich um. »Pfoten weg.«

Jon Shaffer hebt die Hände, grinst mich an.

Nanu, normalerweise hängt er doch an Ashs Rockzipfel.

»Nein, Jon, ich helfe Owen nur, damit er endlich Schluss machen kann. Aber offensichtlich wollt ihr durchmachen. Dein Glas bitte, Jon.«

Er murrt irgendetwas Unverständliches, gibt aber nach.

»Und du bist also nicht Owens neue Angestellte?« Jons Gesprächspartner funkelt auf mich hinunter und stellt sein leeres Bierglas gehorsam auf meinem Tablett ab.

»Nein. Und wer bist? Warte … du bist der neue Tierarzt. Rhys McKinney, oder?« Ich lasse meinen Blick genüsslich über Rhys schweifen.

Beginne bei seinen knallharten Boots, die hier jeder Mann trägt, über die ausgewaschene blaue Jeans, den markanten Gürtel mit einer – ich hebe eine Augenbraue – vergoldeten Schnalle in Rinderkopfform inklusive Hörnern. Ein grün kariertes Holzfällerhemd spannt sich über seine breite Brust und sitzt locker über dem flachen Bauch. Die Ärmel hat er hochgekrempelt und seine Unterarme zieren Tattoos.

Wow.

Den Kerl würde ich gern auspacken.

Vor allem die Zeichnungen näher erkunden. Tattoos haben einen verruchten Bad-Boy-Anstrich und – sorry, Nessa – ich stehe auf die bösen Kerle.

»Seit Januar, ja.« Rhys streckt mir seine kräftige Hand entgegen.

Selbst seine Finger sind muskulös.

Muss man wohl als Tierarzt sein, steht vermutlich in der Jobbeschreibung.

Ich presse das Tablett mit den Gläsern gegen meinen Bauch und will mich eigentlich zwingen, ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen starre ich wie paralysiert auf seine Hand und stelle mir vor, was er alles damit machen kann.

Tja, nur leider arbeite ich weder in Sun Valley noch wohne ich hier.

Nein, mein Platz ist in Ketchum.

Wie schade.

»Geht nicht.« Ich zerre meinen Blick zurück in sein Gesicht. »Hab keine Hand frei.«

»Kein Problem.« Rhys grinst mich an, wobei sein Lächeln einem Einhundert-Megawatt-Strahlen gleichkommt, platziert sich neben mir und stupst mich zaghaft mit dem Ellenbogen an. »Weißt du noch? Man kann sich auch so begrüßen.«

Ich kichere. »Nein, das weckt nur schlechte Erinnerungen.«

»Dann solltest du vielleicht das Tablett wegpacken, wenn du schon nicht hier arbeitest.« Ein Funkeln tritt in seine Augenwinkel, ein amüsiertes Zucken, welches mich lockt, seiner Aufforderung nachzugeben.

Am liebsten will ich so schnell wie möglich das Tablett loswerden und Rhys anständig begrüßen. Ich sehe mich schon nach einem geeigneten Plätzchen um.

Doch da erschallt lautstarkes Gelächter.

Ich zucke zusammen und wende mich um.

Remy wirft den Kopf in den Nacken und lacht so laut, dass ich irritiert die Augenbraue hebe.

Dieses Verhalten sieht dem Briten überhaupt nicht ähnlich.

Er taumelt zurück, greift Halt suchend nach je einem Arm eines Gray-Bruders, wobei er mit einer Hand noch sein Bierglas hält.

Oho, das kann nicht gut gehen.

Prompt verteilt Remy den Inhalt seines Glases über seinem Hemd.

»Igitt!« Bier tropft ihm vom Hemd.

Okay, es ist definitiv Zeit, ihn und meine Schwester nach Hause zu bringen.

»Sorry, Rhys. Ich glaube, ich muss mich beeilen.« Ich werfe dem Tierarzt ein knappes Lächeln zu, welches er zögerlich erwidert.

»Hat mich gefreut, Sam.«

Ich nicke zum Abschied. »Bye, Rhys.«

Mit diesen Worten mache ich mich wieder an die Arbeit.

Ich will das Lamb so schnell wie möglich verlassen und nein, das liegt nicht daran, dass ich Remy und Nessa ins Bett bringen möchte.

Oh, nein.

Es liegt eher an dem komischen Gefühl in meinem Magen, was ich eindeutig dem neuen Tierarzt und seinem schüchternen Lächeln zuordne.

Wie kann ein so kräftiger Kerl so schüchtern sein?

Das passt überhaupt nicht zusammen.

Ich bin noch mit meinen Gedanken beim neuen Tierarzt, da ertönt ein lautes Rufen. »Jake, Jake!«

Hastig drehe ich mich um.

Jake Lewis verliert das Gleichgewicht, kippt zur Seite und geht wie ein gefällter Baum zu Boden.

Fletcher tritt einen Schritt zurück und hebt die Hände. »Oh, Mann, Jake! Hast du zu viel getrunken oder was?«

»Halt mal!« Ich drücke Jon mein Tablett in die Hand und eile zu Jake. Neben ihm lasse ich mich auf die Knie sinken und greife nach seinen Schultern. »Jake! Jake? Ist alles okay?«

Der Angesprochene lallt, krallt seine Finger in die Brust und stöhnt. Mit den Händen fahre ichüber sein Gesicht, seine Brust.

Hat er irgendwelche Verletzungen?

Mist.

»Was ist passiert?« Alex Gray hockt sich neben mich und mustert Jake. »Na? Zu viel getrunken?«

Ich runzle die Stirn. »Offensichtlich. Wie viele Whiskey habt ihr getrunken, Fletch?« Ich drehe mich nach dem Sheriff um, doch der schüttelt nur den Kopf.

»Keine Ahnung?«

»Nicht genug, fürchte ich.« Rhys McKinney taucht über mir auf und wirft einen prüfenden Blick auf Jake. »Geh mal zur Seite. Der hatte nicht zu viel Alkohol.«

»Woher willst du denn das wissen?« Ich funkle ihn an. »Ich habe genug Männer abstürzen sehen, um zu wissen, dass das nichts ist. Wir bringen ihn am besten einfach nach Hause.« Ich wende mich an Alex, der mir zunickt.

Rhys schnalzt mit der Zunge. »Ah, dann kennst du dich wohl mit Alkohol aus, was?«

»Ja, zufällig arbeite ich in einer Bar. Da fällt einem schon die ein oder andere Schnapsleiche vor die Füße.« Ich greife Jake unter die Schultern. »Komm, Jake. Auf drei.«

»Halt! Lass mich ihn erst untersuchen.«

Ich blinzle. »Du bist Tierarzt.«

Rhys schnaubt. »Hundertprozentig mehr Arzt als du, was mich qualifizierter macht, den Zustand eines Patienten zu beurteilen. Also, Sam, wenn ich bitte darf.« McKinney reicht mir seine Hand, die ich automatisch nehme. Er zieht mich auf die Beine, greift mir unter die Achseln und hebt mich problemlos zur Seite.

Das hat er nicht gerade wirklich gemacht, oder?

»Er hat mich einfach an die Seitenlinie gestellt.« Mir klappt der Mund auf.

»Ja, weil du keine Ahnung hast.« Nessa stupst mich an, während sich McKinney um Jake kümmert und irgendetwas von Herzinfarkt faselt. Er untersucht ihn, und mir wird ganz anders.

Fuck.

»Jake hat einen Herzinfarkt?«

Wenn das stimmt und ich mich durchgesetzt hätte, ihn nach Hause zu bringen, hätte sonst etwas passieren können.

Oh, Mann!

»Rhys vermutet es.«

»Ruf einen Rettungswagen, Owen.« Rhys legt Jake seine Hand auf die Schulter und murmelt beruhigende Worte, während Owen nach dem Telefon greift. Sein besorgter Blick liegt auf Jake.

»Ja, hier Owen Bell. Schicken Sie bitte einen Rettungswagen nach Sun Valley.« Dann nennt er die Adresse.

Die nächsten Minuten verbringe ich wie in Trance. Ich bin fassungslos über mich selbst, meine Reaktion und wie ich versucht habe, McKinney abzukanzeln.

Natürlich hat er mehr Erfahrung als ich, aber ich wollte ihn beeindrucken, wie ich mit einer Situation wie dieser fertig werde. Darüber hinaus hätte ich beinahe das Leben eines Menschen riskiert.

Mist.

Die Rettungskräfte treffen ein, untersuchen Jake und bestätigen McKinneys Diagnose. Er hatte recht und mit seiner Beharrlichkeit hat er ihm vermutlich das Leben gerettet.

Oh, Mann.

»Nicht schlimm, Sam.« Alex stellt mich neben mich und folgt meinem Blick Richtung Ausgang, wo Rhys die Rettungskräfte begleitet.

Er wirft mir einen harten Blick zu, dem ich schnell ausweiche, bevor er den Laden verlässt.

»Nicht schlimm? Hast du 'ne Ahnung.« Ich schnappe mir mein Tablett und mache die Runde.

Nach diesem Vorfall ist für heute Abend definitiv Schluss.

 

»Du musst mir nicht helfen, Sam.« Owen Bell steht hinter dem Tresen und poliert Gläser.

Nach dem Vorfall mit Jake Lewis ist die Lust, weiterzufeiern, auf dem Tiefpunkt. Jeder will nur noch nach Hause.

Umständlich tummeln sich alle im Garderobenbereich und verteilen Jacken. Hoffentlich bekommt auch jeder seine eigene ab.

»Nein, aber ich habe das Gefühl, Wiedergutmachung leisten zu müssen, nachdem ich Jake fast ins Grab befördert habe.« Ich versenke meine Hände im Spülbecken und fische ein Glas nach dem anderen heraus, reinige es unter klarem Wasser und stelle es zum Abtropfen auf das Gitter.

»Ach, komm. Das hätte allen passieren können. Wir sollten uns einfach glücklich schätzen, dass Rhys da war.«

Ich knirsche mit den Zähnen.

Ja, wirklich glücklich.

Owen kommt zu mir. »Und was hältst du davon, wenn ich dich das nächste Mal bezahle?«

Ich blinzle und richte mich auf, lege den Kopf in den Nacken.

Er ist fast zwei Meter groß und ich bin nur Sam. Praktisch jeder Mann in Ketchum und Sun Valley ist größer als ich.

Mit triefenden Händen, die ich über dem Spülbecken abtropfen lasse, mustere ich ihn. »Bietest du mir gerade einen Job an?«

»Einen, den du ziemlich gut machst.« Owen lächelt in die Runde. »Du kennst die Leute, bist beliebt und nicht auf den Mund gefallen. Ich könnte mir niemand besseren vorstellen.«

»Nachdem ich fast einen Gast umgebracht hätte?«

Erst nickt er, dann schüttelt er den Kopf. »Jake geht es gut. Mann, Sam. Hör auf. Es ist alles okay.«

Ich zucke mit den Schultern.

Nichts ist okay. Außerdem …

»Ich habe bereits einen Job.« Meine Aufmerksamkeit wandert zu Nessa, die sich mittlerweile mit Remy in Richtung Garderobe vorgekämpft hat. »Sie braucht mich.«

»Hast du mir nicht vorhin von deiner neu gewonnen Freizeit vorgeschwärmt, seitdem Amber bei euch arbeitet?«

»Sowie Lola und Melody. Unsere beiden neuen Reinigungskräfte, ja. Aber ich wollte dich nicht auf Ideen bringen.«

»Zwei Abende die Woche, Sam. Ich brauche wirklich Unterstützung. Den Laden allein zu schmeißen, ist praktisch nicht möglich.« Owen schenkt mir einen bittenden Blick. »Ich übernehme alle schweren Arbeiten, Bierkisten tragen und so 'nen Kram. Genauso die Einkäufe. Außerdem zahle ich dir zwei Dollar mehr als deine Schwester, du bekommst eine Krankenversicherung, vier Wochen bezahlten Urlaub im Jahr und –«

Ich lache auf. »Schon gut, Owen. Ich mache es.«

Glücklich strahlt er mich an.

»Aber …« Ich hebe den Finger.

Der zwei Meter Hüne vor mir zuckt zusammen und schaut mich an wie ein Fünfjähriger, dem ich den Lolli abnehmen will.

Unwillkürlich drängt sich ein Kichern aus meiner Brust. Prustend greife ich nach seinem Arm und halte mich fest. »Oh, bitte, Owen, nicht dieser Blick. Wenn du mich so anschaust, habe ich das Gefühl, etwas ganz Schlimmes gemacht zu haben.«

»Hast du.« Er zieht die Brauen zusammen.

Mir wird flau im Magen, während meine Gedanken zu Jake Lewis wandern.

»Wenn du mir einen Korb gibst.«

»Keine Sorge.« Erleichtert atme ich auf. »Den bekommst du nicht. Nein, was ich von dir möchte, ist ein Versprechen.«

»Ein Versprechen?« Misstrauisch mustert er mich.

»Dass du dir noch jemanden zur Unterstützung suchst. Selbst fünf Abende die Woche sind zu viel für dich allein. Verstanden?«

Owen strahlt mich an. »Du bist der Boss, Sammy.«

Das bezweifle ich stark, doch ich belasse es dabei, denn Nessa tritt zu mir an den Tresen.

»Bereit?« Ihre Wangen ziert eine Röte und ihre Augen glänzen, doch sie lallt nicht.

»Wenn ihr es seid, immer.« Bevor ich jedoch gehe, wende ich mich noch einmal an Owen. »Wann soll ich anfangen?«

»Sobald du kannst. Am liebsten Morgen? Um drei? Dann können wir alles absprechen.« Unsicherheit schwingt in seiner Stimme mit. Nervös schielt er zu Nessa, die ihre Augen aufreißt.

»Alles klar!« Ich trockne mir die Hände an einem Geschirrtuch ab, werfe es auf den Tresen. »Dann bis morgen, Owen.« Ich strecke meinem neuen Boss die Hand hin.

Lionel hockt in seinem Körbchen und bellt mich mit freudig wedelnden Schwänzchen an.

Ich kichere.

»Dann bis morgen, Sam!«

Wir schütteln einander die Hände. Owen lächelt zufrieden, doch als ich einen Blick auf Nessa riskiere, erkenne ich unzählige Fragen in ihrem Blick.

Was habe ich mir nur dabei gedacht, einen neuen Job anzunehmen?

 

»So, du arbeitest also jetzt im Lamb?« Nessa hakt sich bei mir unter, während Remy neben ihr hertrottet.

»Nur an zwei Abenden.«

»Du weißt, dass wir verreisen werden? Remys Familie und so. Ich brauche dich in der Lodge.«

»Ja, aber bis dahin ist genug Zeit. Soweit ich mich erinnere, plant ihr eure Reise für April. Das sind noch fast zwei Monate.«

Nessa seufzt. »Mir wäre es wirklich lieber, wenn du dich ausschließlich auf die Lodge konzentrieren würdest. Aber ich kann dich natürlich nicht davon abhalten, Owen zu helfen. Das Lamb ist schon eine Institution.«

»Und gerade haben wir abends sowieso wenig zu tun. Wenn das Sommergeschäft richtig im Mai losgeht, seid ihr doch wieder zurück, oder?« Ich lehne meinen Kopf gegen Nessas Schulter und blinzle sie an. »Ihr habt doch nicht vor, in England zu bleiben?«

»Gott behüte.« Nessa schüttelt sich. »Ich halte diese Reise bereits für einen Fehler, aber wenn wir nicht auftauchen, werden Remys Eltern herkommen. Und das kann ich noch viel weniger gebrauchen.«

»Bereust du es?« Remy beugt sich vor und sieht Nessa fragend an. »Mit mir zusammen zu sein?«

»Nein!« Nessa schiebt mich unsanft von sich und dreht sich ihrem Verlobten zu. »Niemals.« Sie schlingt ihre Arme um seinen Hals und küsst ihn zärtlich. »Niemals.«

Remy drückt sie fest an sich und drückt seine Lippen auf ihre.

Na toll.

Genervt wende ich mich ab.

Ich freue mich für die beiden, aber diese Knutscherei geht mir schon ein bisschen auf die Nerven. Während ich versuche, die Geräusche in meinem Rücken zu ignorieren, lasse ich den Blick über den See schweifen.

Am Ende des Weges sitzt eine dunkle Gestalt auf einer Parkbank unter einer Straßenlampe. Von der Statur her muss es sich um einen Mann handeln. Er hat die Beine aufgestellt, stützt sich auf den Knien ab und trinkt in Abständen einen Schluck aus einer Flasche, die in braunes Packpapier eingewickelt ist.

Cody Dawson.

Es gibt in ganz Sun Valley nur eine Person, die so ungeniert in der Öffentlichkeit trinkt, sich einen Dreck um den Sheriff und die Gesetze schert und ohne mit der Wimper zu zucken, Ärger provoziert.

Pouh.

Ein paar Jahre dachten wir, er hätte sich gefangen, aber wenn er sie weitermacht …

Bitter presse ich die Lippen aufeinander, wende mich Nessa und Remy zu. Vergrabe die Hände in die Taschen meiner Jacke und gebe vor, zu frieren. »Seid ihr fertig? Mir ist echt kalt. Und ich bin müde.«

Nessa löst sich von Remy und zwinkert mir zu. »Und außerdem musst du mal aufs Klo?«

»Ja!«

Meine Schwester lacht auf. »Okay, okay. Dann lass uns gehen. Sonst kommen wir nicht vor dem Morgengrauen ins Bett.« Sie schiebt ihre Hand in Remys Armbeuge und zieht ihn voran.

Ich trotte den beiden hinterher.

Wie immer.

Manchmal wünsche ich mir einen Kerl an meiner Seite, nur damit ich nicht so allein bin, während die beiden ihre Zweisamkeit genießen.

»Wer sagt denn, dass ich schlafen will?« Remy zwinkert Nessa zu.

Ich verdrehe die Augen. »Ich, ich will schlafen!«

Nessa und Remy lachen.

Knurrend folge ich ihnen. »Ich bin nämlich hundemüde.«

 

Am Nachmittag stehe ich pünktlich im Lamb. Owen macht mir lächelnd die Tür auf und lässt mich herein.

»Ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich kommst.« Er geht voran und ich folge ihm.

»Warum denn nicht? Ich habe dir meine Hilfe versprochen. Du hast sie nötiger als meine Schwester.«

Owen wirft mir einen Blick zu. »Ja, aber sie ist deine Familie und …« Er zuckt mit den Schultern. »Familie eben.«

»Ja, ich weiß. Nessa war nicht gerade erfreut, aber es ist ja auch nur für zwei Abende. Also, was steht an?«

Owen deutet nach hinten ins Lager. »Nicht viel. Wir müssen eine Lieferung entgegennehmen. Bin froh, dass du hier bist. Dann kannst du das gleich übernehmen, ich muss nämlich mit Lionel zum Tierarzt.«

Wir durchqueren die kleine Küche mit ihren glänzenden Edelstahloberflächen und gehen direkt durch einen langen Gang ins Lager, eine umfunktionierte Garage.

An den Wänden stehen kistenweise nach Marke sortiert verschiedene Biere, Softdrinks, Wasser und Säfte. In einer Ecke finden sich sogar ein Dutzend kleiner Bierfässer, ähnlich dem, das gestern Abend bei Fletchers Geburtstagsfeier angezapft wurde.

»Oh, was hat er denn?«

Owen nähert sich dem Rolltor, welches die Garage verschließt, bückt sich und öffnet es mit einem kräftigen Zug. Sofort begrüßt uns Hundegebell, das in aufgeregtes Winseln wechselt. Owens kleiner Terrier sitzt vor dem Tor.

»Arzttermin.« Er hockt sich vor das Tier und tätschelt seinen Kopf. »Der kleine Scheißer hat sich mit einer Katze angelegt und jetzt braucht er Antibiotika und ne Wundversorgung. Ist nicht schlimm. Nur ein Kratzer. Aber der muss behandelt werden.«

Liebevoll knufft er den Hund, der daraufhin von Owen wegspringt und ein leises Knurren ausstößt. Er kommt jedoch nicht weit, denn sein Halsband ist mit einer Leine an der Hütte festgemacht.

»Er mag wohl nicht zum Tierarzt?«

Owen steht auf, geht zur Hütte und löst die Leine von der Verankerung. »Oh, nein. Er hasst es und er weiß, was ihm bevorsteht.«

Lionel zerrt an der Leine. Owen verkürzt sie und zieht ihn an sich. »Normalerweise ist er ein echt liebes Kerlchen, aber er riecht Tierarztbesuche zehn Meilen gegen den Wind und wird zu einer richtigen Drama-Queen.« Owen bückt sich nach Lionel, doch der schnappt nach seiner Hand und knurrt.

»Oje. Gestern Abend war er noch ganz brav.« Ich hocke mich vor den Hund und strecke meine Hand nach ihm aus. »Aber vielleicht magst du zu mir kommen? Na, Kleiner?«

»Nicht, Sam. Er ist wirklich ein richtiger Schisser.«

»Ach, was. Owen erzählt nur Blödsinn, oder, Lionel?« Ich wackle mit den Fingern und gewinne so die Aufmerksamkeit des Hundes.

Lionel spitzt die Ohren, kommt ein paar Schritte auf mich zu und streckt seinen Hals, da Owen ihm nicht genug Leine gibt, er aber unbedingt an meiner Hand riechen will.

»Sam«, warnt mich Owen, doch ich ignoriere ihn und bewege mich in der Hocke ein Stück vorwärts.

Lionel schreckt zurück, doch es dauert keine zwei Sekunden, da streckt er sich wieder nach mir und leckt schließlich an meinen Fingerspitzen.

Ich lache und kraule seinen Kopf.

»Gibts ja nicht.« Owen lässt die Leine locker, sodass Lionel zu mir kann und ich ihn richtig durchkraulen kann.

»Siehst du, kein Grund zur Sorge.« Ich grabe die Finger in das Fell des kleinen Hundes und erfreue mich daran, wie er meine Streicheleinheiten genießt.

Owen schüttelt fassungslos den Kopf. »Du mieser kleiner Pinscher. Kaum kommt 'ne Frau in seine Nähe, ist er lammfromm. Aber das wird dich trotzdem nicht vor dem Tierarzt retten.«

Lionel dreht den Kopf in Owens Richtung und knurrt.

»Whoa! Hast du das gesehen, Sam! Der streitet mit mir!«

Ich grinse. »Ja, habe ich.«

Owen stemmt die Hände in die Hüften. »Was soll ich nur mit dir machen, Lionel?«

Das Klingeln eines Telefons lässt Lionel zusammenzucken.

»Ist schon gut, Kleiner.« Ich beuge mich über ihn und senke meine Stimme. »Das tut dir nichts. Und dieser böse Owen auch nicht. Sammy passt schon auf.«

Owen funkelt mich grimmig an und deutet mit dem Finger auf mich. »Du hast dich mit ihm verschworen. Gib es zu!«

Er greift in seine Hosentasche und zieht sein Telefon hervor, geht ran. »Bell?«

Ich kichere und widme mich wieder dem Hund. »Hör nicht auf Owen, der meint es gar nicht so.«

Lionel genießt meine Streicheleinheiten, wirft sich auf den Rücken und lässt sich den Bauch kraulen.

»Ja, du bist ein Lieber. So ein lieber Hund.« Er winselt und leckt meine Hand.

Irgendwann höre ich, wie sich Owen verabschiedet und auflegt.

»Alles okay?« Fragend sehe ich auf.

»Tja.« Er stemmt die Hände in die Hüften, beobachtet Lionel und mich. »Das war Jackson von Reynolds Ltd. in Twin Falls, dort ordere ich meine Getränke. Leider ist ihr Lieferwagen mit Motorschaden liegen geblieben, drüben bei Hailey. Burke ist wohl bereits unterwegs, aber Jackson kann heute nicht liefern.«

»Fehlt denn was?«

Owen lacht. »Nach gestern Nacht? Eine Menge. Ich sitze wortwörtlich auf dem Trockenen. Was da in der Garage steht, ist nicht das, was momentan getrunken wird. Um den Abend und möglicherweise auch noch die nächsten Tage durchhalten zu können, brauche ich zumindest ein paar Kisten der gängigen Marken. Ich muss bis nach Twin Falls, aber eigentlich habe ich keine Zeit dafür, wegen Lionels Arzttermin. Was für ein Mist.«

»Du hast am Samstag einen Tierarzttermin?«

»Ja, er hat ihn eingeschoben, wegen der Katze. Die Bisse sind hochinfektiös.« Owen nimmt sein Telefon zur Hand. »Herrje, ich muss den Termin verschieben.« Owen reibt sich übers Gesicht. »Wird schon nicht passieren. Ich werde einfach nächste Woche mit ihm gehen.« Mit dem Finger tippt er auf dem Display herum.

»Aber ich kann doch mit Lionel zum Tierarzt?« Ich stehe auf und greife nach der Leine, die Owen irgendwann in den letzten Minuten fallen gelassen haben muss.

»Was?« Er blinzelt. »Du willst mit dem kleinen Monster in seine persönliche Vorhölle?«

»Ach was, der mag mich. Stimmt’s, Lionel?« Der Terrier hockt sich vor mich, wedelt mit dem Schwänzchen und himmelt mich an, ein Winseln ausstoßend, als ob er mir zustimmen würde.

»Nein, Sam, das kann ich unmöglich von dir verlangen.«

Ich winke ab. »Das mache ich doch gern.«

Owen schnaubt. »Und wenn er dich beißt?«

»Na dann wäre ich zumindest schon mal beim Arzt, oder?« Ich hocke mich hin und kraule Lionel hinter den Ohren. »Aber du beißt mich nicht, was? Denn du bist so ein lieber Hund.«

Owen lacht. »Aber Rhys ist ein Arzt für Tiere, nicht für Menschen.« Er wackelt mit den Augenbrauen und die Erinnerung an den gestrigen Abend sowie meine Fehldiagnose kehrt zurück.

Verdammt.

Dieser Tierarzt.

Na toll.

»Rhys McKinney?« Meine Finger gleiten weiter durch das weiche Fell.

Lionel gibt ein leises Wimmern von sich.

»Ja, genau der. Ich glaube, den wirst du so schnell nicht vergessen, mh?«

»Ach, Mann.«

Um welchen Tierarzt sollte es sich auch sonst handeln?

So viele wird es hier nicht geben.

Na gut, das bedeutet dann wohl, dass ich mich ihm stellen muss.

Zum Glück nicht allein.

Ich greife nach Lionel, klemme ihn mir unter den Arm und stehe auf. »Na dann wollen wir mal zu Mr. McKinney, Lionel.«

 

Die Praxis von Dr. Rhys McKinney befindet sich am Wildflower Condo Drive oberhalb der Tennisanlage in der Nähe des Trail Creek, an dessen Ufern ich schon öfter entlanggewandert bin.

Wenn mir Owen nicht die Adresse gegeben hätte, ich wäre an dem unscheinbaren Grundstück vorbeigefahren.

Erst als ich aussteige, Lionel auf dem Arm trage und mich dem vermeintlichen Haus nähere, sehe ich das zugewucherte Zeichen des Veterinärs.

Ich runzle die Stirn.

Ist er nicht gerade erst hergezogen? Wie kann das Zeichen schon zugewuchert sein?

Mit den Schultern zuckend, wende ich mich der großzügigen Einfahrt zu, suche nach einem Hinweis auf die Praxis.

McKinney wird seine Behandlungszimmer kaum im Wohnhaus haben, oder?

Wenn ich keinen weiteren Hinweis finde, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als bei ihm privat zu klingeln.

Was mir sehr unangenehm wäre.

Schließlich kenne ich den Mann nicht und Lionel ist mir auch keine große Hilfe.

Das Bündel Hund zittert in meinem Arm und gibt leise Winselgeräusche von sich.

»Aber du kennst das Haus, was? Also sind wir hier schon mal richtig.« Sacht streiche ich über sein Köpfchen. »Keine Angst, ich passe auf dich auf. Der böse Doc wird dir nicht wehtun.« Ich nehme Lionel hoch und drücke ihn an meine Schulter. »Dazu muss er erst an mir vorbei.«

»Sam?« Ein Mann tritt aus dem Gebüsch, welches sich an die Garage schmiegt.

Ich halte das Gebäude zumindest für die Garage. Flacher Bau, typisches Tor, in das jedoch eine Tür eingelassen ist.

Seltsam.

Der Mann kommt näher und ich verenge die Lider. »Doc McKinney?«

Der Typ kann unmöglich der gleiche Mann von gestern Abend sein. Er trägt eine Brille, einen weißen Kittel und funkelt mich an, als ob ich ein Verbrechen begangen hätte. Deshalb sieze ich ihn auch ganz automatisch. Er ist irgendwie … angsteinflößend. Und nach meinem Auftritt vom gestrigen Abend will ich nicht ins nächste Fettnäpfchen stolpern.

»Ja, natürlich. Wer sollte ich auch sonst sein? Hallo, Lionel. Da bist du ja, du kleiner Schatz.«

Ich weite die Augen.

Mich blafft er an, aber für das Hündchen hat er liebe Worte übrig? Typisch Tierarzt. Aber er könnte zu seinen Mitmenschen ruhig etwas netter sein.

»Geben Sie mir Lionel.« Sie? Er siezt mich?

Verblüfft blinzle ich ihn an. Okay … dann muss ich wohl auch.

»Ich kümmere mich um ihn.« Er streckt die Hände nach ihm aus, doch ich denke nicht daran, ihm den Hund zu geben. Ich trage die Verantwortung für Lionel, ich werde ihn auch begleiten.

»Gehen Sie einfach vor, ich folge Ihnen mit Lionel.« Ungerührt erwidere ich McKinneys Blick.

So einfach gebe ich nicht klein bei. Da kann er noch so groß, einschüchternd und übermenschlich stark wirken.

Ich recke das Kinn und sage ihm den Kampf an.

Selbst wenn er mich samt Hund über die Schulter werfen würde und davonjoggt.

Was er problemlos könnte.

Seine Oberarme sind so dick, dass der Kittel über den Muskeln spannt.

Himmel.

»So machen wir das hier aber nicht, Sam. Oder heißt es Samantha?« McKinney runzelt die Stirn.

»Sie können mich ruhig Sam nennen. Alle nennen mich so. Es ist die Abkürzung für Samantha.«

»Meinetwegen, Samantha.« McKinney blinzelt. »Ich bin ohnehin nicht davon begeistert, dass Owen Sie schickt. Der Besitzer sollte mit dem Hund kommen, ein Besuch beim Tierarzt fußt auf Vertrauen. Da kann man nicht jede x-Beliebige hinschicken. Als wäre der Hund nur ein Gegenstand.« Finster starrt er mich an.

Ich starre zurück und signalisiere ihm ganz deutlich, dass er so viele Erklärungen geben kann, wie er will, er bekommt Lionel nicht.

»Ich bin keine Fremde. Lionel kennt mich.«

»Seit wann? Gestern Abend?« Pikiert hebt er eine Augenbraue.

Ich schnaube. »Lionel mag mich. Also gehen Sie nun voran oder nicht?«

»Meinetwegen folgen Sie mir. Mit dem Tier.« McKinney dreht sich auf dem Absatz herum und geht auf die Tür in dem Garagentor zu, öffnet sie und hält sie mir auf.

Ich steige hindurch und funkle ihn an. »Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen. Es ist ja nicht so, als ob Lionel einhundert Kilo wiegen würde.«

Höchstens zwei, eher weniger. Der Winzling ist ein Fliegengewicht, noch dazu bohrt er seine Krallen tief in meine Schulter, während er wie Espenlaub zittert.

Und den Schisser soll ich an McArsch geben?

Im Leben nicht. Der könnte meinem süßen Lionel problemlos die Knochen brechen.

»Ich wollte nur freundlich sein.«

»Heben Sie sich die Freundlichkeit für den Hund auf.« Ich bleibe stehen und drehe mich suchend um. »Also, wo geht es lang?«

Die Garage öffnet sich in einen weitläufigen, fensterlosen, gefliesten Raum mit Neonbeleuchtung. An den Seiten stehen Stühle, vor uns eine Theke mit einem Büroarbeitsplatz dahinter. Linker Hand befindet sich ein Durchgang.

Ich nehme an, dort entlang geht es zum Behandlungszimmer. Es kann nur eins geben, denn für mehr fehlt hier schlicht der Platz.

McKinney nimmt hinter der Anmeldung Platz und winkt mich näher heran. »Also ich muss Ihre Formalien aufnehmen. Für die Akten.« Er tippt geschäftig auf einer Tastatur herum.

»Wieso befindet sich die Praxis in einer Garage?« Interessiert recke ich mich zur Seite, will einen Blick in den Gang werfen.

»Das geht Sie eigentlich gar nichts an, aber wenn Sie es unbedingt wissen müssen: Ich habe das Gebäude von meiner Vorgängerin geerbt. Ich habe keine Ahnung.«

Verblüfft sehe ich ihn an.

Ah, daher das zugewucherte Schild.

»Dann sollten Sie mal mit der Heckenschere liebäugeln. Ich hätte die Praxis beinahe nicht gefunden.« Ich recke den Hals. »Was gibt es denn sonst noch hier?«

Ein Schmunzeln entspannt seine Züge. »Hinter der Anmeldung befinden sich zwei Behandlungszimmer, dann geht es ein Stockwerk tiefer. Durch die Hanglage hat man abwärts gebaut. Unten befindet sich ein Lagerraum, mehrere Zimmer mit Käfigen und Boxen für Übernachtungsgäste, zudem ein Operationssaal. Ich habe dort unten sogar ein Röntgengerät. Wollen Sie es sehen?« McKinney funkelt mich bei seinen letzten Worten amüsiert an.

Ein wohliger Schauer rieselt über meinen Rücken.

Wenn der Mann gerade eben nicht so ätzend zu mir gewesen wäre, könnte ich mir vorstellen, wie starke Hände über meinen Körper streichen und er mir mit seiner tiefen Stimme sinnliche Worte ins Ohr flüstert.

Aber leider habe ich viel eher das Gefühl, er macht sich über meine Neugierde lustig.

Vielen Dank auch.

Die erotischen Gedanken perlen an seiner ätzenden Miene ab.

»Nein, danke. Ich möchte nicht Ihre Röhre sehen.«

Herrje, ist das ein Pseudonym für etwas anderes? Zum Beispiel die Briefmarkensammlung zu Grannys Zeiten?

Na hoffentlich nicht. Bis eben habe ich McKinney noch für einen seriösen Tierarzt gehalten.

Damit er sich nicht weiter ins Aus manövriert, fokussiere ich mich lieber auf das Wesentliche. »Also was ist nun mit den Daten? Wozu brauchen Sie die überhaupt? Es geht doch nur um Lionel.«

»Sie sind wohl von Natur aus neugierig, Samantha, oder?«

Ähm, ja.

Aber das brauche ich ihm nicht auf die Nase zu binden.

»Nein, ich interessiere mich nur, was Sie mit meinen Daten machen wollen. Schließlich sind es meine. Also?« Ich beuge mich über den Tresen und versuche, einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen.

»Hey!« McKinney dreht ihn hastig zur Seite und funkelt mich böse an.

»Ist ja schon gut.« Angesäuert schiebe ich die Unterlippe vor und schmolle ein wenig vor mich hin.

McKinney blinzelt mich amüsiert an. Zumindest habe ich für eine Sekunde das Gefühl, dass sich sein Mundwinkel kräuselt. Doch dann verschwindet der Ausdruck, so schnell er gekommen ist, und seine Brauen ziehen sich erneut finster zusammen. »Also? Ihre Daten?«

Ich rolle mit den Augen und sage gehorsam meinen Namen, die Adresse und meine Telefonnummer auf. »Nur für alle Fälle: Ich trage Schuhgröße 6. Und was wollen Sie jetzt damit?«

McKinney hackt auf der Tastatur herum. »Falls etwas mit Lionel ist, muss ich wissen, wie ich Sie erreiche. Und nur für den Fall, dass ich Sie mal zum Essen einladen möchte, habe ich ja jetzt Ihre Telefonnummer.«

Ist nicht wahr!

Empört hebe ich meine Augenbraue. »Was wollen Sie?«

McKinney grinst unverschämt und erhebt sich. »Den Hund untersuchen.« Auffordernd streckt er mir die Hände entgegen, doch Lionel knurrt ihn an.

Braver Hund.

»Nichts da. Ich komme mit.« Ich drücke mir das kleine Fellbündel an die Brust und strecke angriffslustig das Kinn vor.

McKinney atmet genervt aus. »Alles klar. Dann folgen Sie mir, Ms. Marshall aus Ketchum.«

Finster sehe ich ihm nach, wie er den langen Gang hinuntergeht und ertappe mich dabei, wie ich den langen Arztkittel verfluche.

Er kann noch so ätzend sein, ich hätte schon gern einen Blick auf sein Hinterteil erhascht.

Lionel gibt ein zustimmendes Knurren von sich.

Keine Ahnung, was der Kleine meint, aber ich presse ihn mir fester unter den Arm und folge McKinney.

»Du sagst es, Kumpel. Du sagst es.«

 

Im Behandlungszimmer setze ich Lionel auf den silbrigen Tisch, hinter dem McKinney steht. Er hat den Arztkittel abgelegt und präsentiert nun seine kräftigen Unterarme.

Toll. Noch so ein Ausblick, auf den ich liebend gern verzichtet hätte. Aber der Kerl muss mir seine Vorzüge ungeniert unter die Nase halten, als ob er mir zeigen will, was er hat, ich aber nicht bekomme.

Lionel nimmt brav auf seinem Hintern Platz und reckt aufmerksam seine Nase zu McKinney rauf.

Ich grabe die Finger in sein dichtes Fell. Leichte Vibrationen gehen von ihm aus.

Ein warnendes Knurren dringt aus seiner Kehle, wie wenn er sagen würde: »Pack mich ja nicht an!«

»Ist ja gut.« Ich streiche Lionel über das Köpfchen, doch er nimmt mich gar nicht wahr. Sein Fokus liegt auf McKinney.

Mh, meiner würde auch auf dem Tierarzt liegen.

McKinney stützt sich auf den Tisch und funkelt mich an. »Hören Sie, Samantha, es wäre viel leichter, wenn Sie draußen warten würden. Meistens führen die Hunde sich ziemlich bescheuert auf, wenn ihre Herrchen und Frauchen mit im Behandlungszimmer sind. Ich könnte viel besser arbeiten – ohne Sie.« Mit einem Blick deutet er auf die Tür.

Ich schnaube. »Kommt überhaupt nicht infrage. Owen hat mir die Aufsicht über Lionel erteilt. Ich werde den Kleinen nicht allein lassen.«

Um das zu demonstrieren, greife ich Lionel tief ins Fell. Der Hund knurrt seine Zustimmung.

McArsch seufzt. »Okay, ihr beide seid euch offensichtlich einig. Also werde ich mein Bestes geben, ja?«

»Danke.« Ich lächle ihn an und bereue den McArsch ein wenig.

»Wenn Sie dann bitte zurücktreten würden?«

Nein, ich bereue gar nichts.

Er ist und bleibt ein Blödmann.

Aber auch ich will, dass die Behandlung für Lionel schnell vorüber ist und ihn nicht unnötig quält. Also lasse ich tatsächlich von seinem Fell ab und trete einen Schritt zurück.

Lionel dreht mir sein Köpfchen zu, einen vorwurfsvollen Blick in den schwarzen Hundeaugen.

Oh, Mann.

»Sorry, Kumpel. Aber du hast den Doc gehört. Ich muss das tun.«

Lionel wimmert.

»Jetzt hör schon auf. Es tut bestimmt auch nicht weh und nachher kriegst du einen Hundekeks, ja? Wenn du brav bist?«

Oh, Gott.

Ich glaube, mir tut die Behandlung jetzt schon mehr weh als Lionel, aber – wie meine Granny immer zu sagen pflegte – was muss, das muss.

»Du schaffst das.« Ich zeige Lionel ein Lächeln mit einem nach oben gestreckten Daumen.

Der Winzling stößt ein Knurren aus und wendet dann ruckartig den Kopf wieder in McKinneys Richtung.

»Haben Sie das gesehen?« Empört hebe ich die Augenbraue.

McKinney lacht, ein tiefes Grollen, welches aus seiner Brust kommt.

Klar, dass ihm das gefällt.

Zeigt mir der Knirps die beleidigte Schulter.

Unglaublich!

Doch McKinney beschäftigt sich nicht länger mit mir, seine Aufmerksamkeit liegt voll auf Lionel. Er legt ihm die Hände ums Köpfchen, setzt ein Lächeln auf und spricht ruhig mit ihm.

»Nun, wie gehts unserem kleinen Affenpinscher denn?«

Er krault ihm seinen Hals, woraufhin Lionel leise knurrt. Aber er scheint nicht mehr ganz so sauer zu sein, wirkt entspannter.

»Ja, das gefällt dir, was?« McKinneys Tonlage verändert sich. Plötzlich klingt er nicht mehr so harsch und abweisend, wie noch vorhin, nein, er wirkt total anders, scheint sich ganz auf das Tier einzulassen. Und Lionel gefällt es.

»Mh, also deine Lymphknoten sind ein wenig erweitert, aber das ist keine große Sache. Vermutlich der Katzenbiss. Alles okay.« Er tastet sich über Lionels Körper und kommentiert jede Stelle ausgiebig. Routiniert reinigt er die Wunde an Lionels Vorderbein. Der Kleine jault rum, aber McKinney spricht mit ihm, erklärt jede Handlung und das scheint ihn zu beruhigen. Dann legt er den Hund auf die Seite und krault sich durch sein Fell.

Lionel, der Verräter, hebt die Beine und stößt einen zufriedenen Laut aus.

»Das sieht doch alles ganz wunderbar aus, Lionel. Du bist ein gesunder, kleiner Scheißer. Die Katze konnte dir nicht Schaden.«

»Hey!«, empöre ich mich. »Er ist kein kleiner Scheißer.«

McKinney hebt eine Augenbraue und sieht mich mit einem Blick an, der mich eingeschüchtert zurückweichen lässt.

Mich, die seit Jahren mit anstrengenden Hotelgästen jongliert; die sich rühmt, selbst die griesgrämigste Kundschaft zufriedenstellen zu können; die ständig aus der Haut fährt, wenn ihr etwas nicht passt.

Ja, genau diese Samantha Marshall weicht zurück.

Scheiße, wenn Nessa hier wäre, sie würde einen Freudentanz aufführen und dem Mann die Medal of Honor für herausragende Leistungen im Einsatz für die Gemeinde verleihen.

Sam ist sprachlos.

Was für eine Leistung.

Grimmig verschränke ich die Arme unter der Brust und beschränke mich auf finsteres Starren, doch McKinney würdigt mich keines weiteren Blickes.

»So, und nun habe ich noch eine kleine, unbedeutende Spritze für dich, Lionel.« Er setzt den Hund auf und streicht ihm übers Fell.

Lionels ganzer winziger Körper fängt an zu zittern.

Hat er den Arzt etwa verstanden?

Scheint so. Oder er kennt das Prozedere bereits.

Ich weiß es nicht.

»Ms. Marshall?«

Irritiert sehe ich auf und begegne McKinneys stechenden Blick.

»Nun dürfen Sie mir helfen.«

»Ach?«

Tut mir leid, aber ich kann mich einfach nicht gegen einen bissigen Kommentar wehren. Der Kerl hat mich die letzten Minuten behandelt, als bestünde ich aus Luft. Noch dazu war er vorhin sehr abweisend. So einfach lasse ich mich nicht besänftigen. Schließlich habe ich einen Ruf zu verteidigen.

McKinneys Mundwinkel hebt sich. »Mein Behandlungszimmer, meine Regeln. Normalerweise dürfen die Besitzer nicht mit hereinkommen und Sie sind noch nicht mal Lionels Frauchen. Also, dass Sie hier sein dürfen, sollten Sie schon als Zugeständnis sehen.«

Verblüfft starre ich ihn an. »Sie haben es nicht so mit Menschen, oder?«

»Nein.« Er streichelt durch Lionels Fell.

Der Hund scheint die Streicheleinheiten definitiv zu genießen.

Ein Lächeln schleicht sich auf McKinneys Lippen. Dadurch wirkt er entspannter. Mit den geglätteten Zügen und dem sanften Blick sieht er noch … schöner aus.

Eine andere Seite offenbart sich, eine Seite, die viel besser zu ihm passt und die ich gern erkunden würde.

»Menschen lügen und betrügen. Sie hintergehen dich, tischen dir Halbwahrheiten auf und stoßen dir ein Messer in den Rücken. Tiere sind zu solchem Verhalten gar nicht fähig. Sie sind immer ehrlich, selbst wenn sie dich töten wollen, zeigen sie es dir offen.«

Schockiert hebe ich eine Augenbraue.

Vor allem der letzte Satz reißt mich aus der Bahn.

… selbst wenn sie dich töten wollen.

Holla, was ist ihm passiert, dass er zu so einer Aussage fähig ist? Wurde er betrogen und hintergangen?

Wollte man ihn … nein!

»Sie töten?«

McKinney hebt den Kopf und starrt mich an. In seinem Blick liegt Zurückweisung.

Warum musste ich auch nachfragen? Warum konnte ich nicht einmal die Klappe halten?

Nun ja, weil ich dann nicht die Frau wäre, die sich gern die Finger verbrennt.

Tue ich das gerade? An McKinney?

Dabei will ich ihn gar nicht.

Ja, okay, manchmal schwappt ein unangebrachter Gedanke in meinen Verstand.

Aber so geht es doch allen, oder?

Gott, hätte ich bloß nicht gefragt.

»Kommen Sie jetzt her und helfen mir mit Lionel?«

Ich schlucke die Bemerkung, die mir auf der Zunge liegt, hinunter und trete an den Behandlungstisch. »Was soll ich tun?«

McKinneys Blick bohrt sich in den meinen. »Legen Sie die Hand auf Lionels Fell.«

Automatisch hebe ich die Hand und lege sie auf McKinneys.

Wo soll ich sie auch sonst hinlegen?

Lionel ist winzig, hat wenig Fellfläche zu bieten.

McKinney zuckt unter meiner Berührung zusammen und zieht seine Hand ruckartig unter meiner hervor.

Fehlt nur noch, dass er sich seine Hand an die Brust drückt, als ob er sich an mir die Finger versenkt hätte.

Lionel jault erschrocken auf und fängt an zu zappeln.

Ich grabe die Finger tief in sein Fell und halte ihn fest, während McKinney mich empört anstarrt.

Wachsen mir Hörner oder was?

»Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht berühren, aber ich wusste nicht, wo ich sonst meine Hand hinlegen soll.«

Und das war genau das, was er von mir verlangt hatte. McKinney sieht mich dennoch mit einer gehörigen Portion Feindseligkeit an.

»Alles okay?«

Er atmet tief durch und tritt wieder an den Behandlungstisch. »Jaja.« Entschuldigend streicht er über Lionels Köpfchen. »Verzeihung, Kumpel. Ich wollte dich nicht erschrecken.« Er sieht mich an.

Gleich wird er sich bei mir entschuldigen.

»Wir sollten weitermachen. Ich will die Geduld des kleinen Patienten nicht überstrapazieren.« Sein Mundwinkel hebt sich, eine winzige Geste, die ich als Entschuldigung an mich deuten könnte, wenn ich wollte.

Aber ich brauche schon etwas mehr, doch von ihm werde ich die nicht bekommen, oder?

Im Prinzip ist das auch okay, denn es ist nichts passiert, aber irgendwie fühle ich mich trotzdem vor den Kopf gestoßen.

»Natürlich«, füge ich trocken hinzu, auch wenn McKinney bereits nach einer Metallschale greift, die er neben dem Behandlungstisch bereitgestellt hat.

Meine Antwort interessiert ihn nicht mal.

Was für ein Scheißkerl.

»Jake geht es übrigens gut.«

»Mh?« Mit der anderen Hand gräbt McKinney sich an Lionels Unterschenkel durch das dichte Fell und legt eine Stelle Haut frei.

»Der Mann von gestern Abend. Jake Lewis. Meine Großmutter hat es von Fletcher. Der war ziemlich verkatert heute.«

»Aha.« McKinney zieht mit den Zähnen die Kappe von der Spritze und sieht mich fragend an. »Warum sollte mich das interessieren?«

Ich zucke mit den Schultern. »Dachte nur, weil Sie sich ja gestern Abend um ihn gekümmert haben.«

Lionel windet sich unter meinem festen Griff, aber der Kleine hat keine Chance, denn McKinneys Hand liegt wie ein Schraubstock auf seinem Bein. Er winselt und jammert. Eindeutig hat er keine Lust mehr.

»Sie denken falsch. Meine Zuständigkeit endete am Krankenwagen und nun kümmere ich mich um Lionel. Also sind Sie bereit?«

Säuerlich erwidere ich seinen Blick.

Toll.

Offenbar mag er wirklich keine Menschen.

»Natürlich.« Ich verfestige meinen Griff um Lionels Brustkorb. »Schließlich wollen wir alle drei nur das eine.«

Fragend sieht mich McKinney an.

»Von hier weg.«

Ein Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. »Sie sagen es, Samantha.« Dann beugt er sich über Lionel. »Schon gut, Kleiner. Gleich hast du es geschafft.« Er setzt die Spritze an und drückt ganz langsam den Kolben herunter.

Der Hund knurrt auf, winselt und zappelt, doch unseren vereinten Kräften hat er nichts entgegenzusetzen.

»So, fertig.« McKinney nimmt die Spitze von Lionels Bein und tritt einen Schritt zurück. »Nehmen Sie ihn hoch und beruhigen Sie ihn.«

Ich folge seiner Anweisung, hebe Lionel vom Tisch und drücke ihn mir an die Brust.

Aus der Kehle des Winzlings dringt ein leises Knurren. Bedrohlich schnappt er nach mir.

»Hey!«

Lionel will mir einen feuchten Hundekuss geben.

»Oh, nein!« Gerade noch rechtzeitig kann ich den Kopf wegdrehen. »Das war zwar eine Tortur für dich, aber so dicke sind wir nun auch wieder nicht.« Ich nehme den Hund so, dass er nicht mehr an mein Gesicht kommt, und fahre beruhigend über sein Fell. »Aber jetzt hast du es geschafft. Nun kannst du nach Hause.«

»Können wir gehen?«

Der Arzt tritt an das Waschbecken und reinigt sich die Hände. »Es spricht nichts dagegen.«

Ich will mich schon dem Ausgang zuwenden, als McKinney erneut die Stimme erhebt. »Aber ich will Sie hier nicht mehr sehen, Samantha.«

Verwirrt drehe ich mich um und blinzle ihn an.

Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?

»Wieso denn nicht?«

In den letzten Minuten waren wir kein schlechtes Team.

Nun ja, es gibt noch Verbesserungsbedarf, aber zumindest haben wir uns nicht gestritten, sondern Hand in Hand gearbeitet.

»Weil Sie nicht Lionels Besitzerin sind. Richten Sie Owen aus, er soll das nächste Mal selbst kommen. Sie will ich mit Lionel nicht mehr hierhaben.« Ein winziges Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. Es ist so schnell verschwunden, dass ich es mir tatsächlich eingebildet haben könnte. »Es sei denn natürlich, Sie haben einen eigenen Hund.«

Dieser Mann verwirrt mich.

»Oder ein anderes Tier.«

McKinney ringt mit den Händen. »Also, das soll nicht heißen, dass ich Sie per se nicht sehen will.«

Ich weite die Augen.

Er stammelt.

Wie süß ist denn bitte das?

»Nur nicht mit Lionel.« Er mustert den Hund an. »Oder mit einem anderen Tier, das nicht Ihr eigenes ist.« Sein Blick tackert sich regelrecht an dem Hund fest. Warum schaut er mich nicht an?

Oh … er kann es nicht.

Ist das herrlich.

Einem so großen und selbstbewussten Mann beim Stammeln zuzusehen, entschädigt mich für all die Blicke und Gehässigkeiten, die er mir während der letzten Minuten an den Kopf geworfen hat.

Ich kichere amüsiert.

McKinneys Aufmerksamkeit zuckt zu mir und prompt ist da wieder dieser abweisende Ausdruck.

Toll.

Ich habe es verkackt.

Warum versuche ich es eigentlich?

Egal, was ich mache, ich steuere bei diesem Kerl konsequent aufs Fettnäpfchen zu. Das ist mir weiß Gott zu ermüdend.

»Keine Sorge. Das wird nicht vorkommen.« Mit diesen Worten wirble ich auf dem Absatz herum und verlasse eilig die Praxis.

Nein, ich werde mir garantiert keine Haare ausreißen, um bei ihm zu landen. Da kann er noch so süß lächeln, kräftige Hände und unter dem Arztkittel einen Körper zum Niederknien haben.

Ich muss mir auch morgen noch in die Augen sehen können.

Jawohl!

 

»Und? War mein kleiner Schisser brav?« Owen krault Lionel liebevoll unter dem Kinn.

Das Bündel Hund gibt ein zufriedenes Fiepsen von sich.

»Mehr oder weniger. Was man von McKinney nicht gerade behaupten kann.« Angesäuert drücke ich ihm seinen Hund in den Arm.

»Was denn los? Eigentlich ist unser neuer Tierarzt doch ein ganz netter Kerl.« Owen mustert mich verständnislos.

Ich schnaube. »Er war ziemlich angepisst, dass Lionel nicht von seinem Herrchen begleitet wurde. Ich war ihm wohl nicht gut genug.«

Owen hebt fragend die Augenbraue.

»Keine Ahnung.« Hilflos zucke ich mit den Schultern. »Was weiß ich. Er wollte, dass ich dir ausrichte, dass du nächstes Mal gefälligst selbst mit Lionel zu erscheinen hast. Ich darf erst wieder auftauchen, wenn ich O-Ton einen eigenen Hund habe.« Ich mache Zeichen in der Luft.