Timing: Nach Sonnenuntergang - Mary Calmes - E-Book

Timing: Nach Sonnenuntergang E-Book

Mary Calmes

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Beschreibung

Buch 2 in der Serie - Timing Zwei Jahre, nachdem Stefan Joss mit Ranchbesitzer Rand Holloway in den Sonnenuntergang geritten ist, hat er sich mit seinem neuen Leben angefreundet und unterrichtet an einem Community College. Aber wahre Liebe hat es oft schwer. Rand will, dass er auf der Ranch bleibt, Stef will sich ein Hintertürchen offenhalten, falls Rand ihn irgendwann rauswerfen sollte. Nachdem er endlich erkannt hat, dass er sich Rand gegenüber unfair verhält, legt Stef sich fest und sein Partner ist überglücklich. Als Stef die Gelegenheit bekommt, seine Hingabe zu beweisen, zögert er nicht - auch wenn er dabei seinen Hals riskiert - und Rand nutzt die Gelegenheit, um allen zu zeigen, dass die besten Überraschungen des Lebens nach Sonnenuntergang passieren.

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Seitenzahl: 277

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Timing: Nach Sonnenuntergang

 

 

Von Mary Calmes

 

Fortsetzung von Timing

 

Zwei Jahre, nachdem Stefan Joss mit Ranchbesitzer Rand Holloway in den Sonnenuntergang geritten ist, hat er sich mit seinem neuen Leben angefreundet und unterrichtet an einem Community College. Aber wahre Liebe hat es oft schwer. Rand will, dass er auf der Ranch bleibt, Stef will sich ein Hintertürchen offenhalten, falls Rand ihn irgendwann rauswerfen sollte. Nachdem er endlich erkannt hat, dass er sich Rand gegenüber unfair verhält, legt Stef sich fest und sein Partner ist überglücklich.

Als Stef die Gelegenheit bekommt, seine Hingabe zu beweisen, zögert er nicht – auch wenn er dabei seinen Hals riskiert – und Rand nutzt die Gelegenheit, um allen zu zeigen, dass die besten Überraschungen des Lebens nach Sonnenuntergang passieren.

Inhalt

Zusammenfassung

1

2

3

4

5

6

7

8

9

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11

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Biographie

Von Mary Calmes

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Copyright

1

 

 

OBWOHL ES um sieben Uhr eigentlich schon zu spät war, hielt ich auf dem Weg zurück zur Ranch noch beim Supermarkt an, denn ich wollte Rand überraschen, wenn er nach Hause kam. Damit, dass ich schon daheim war und Abendessen gekocht hatte. Ich hatte ihm vorher gesagt, dass ich wegen einem Abteilungsmeeting spät kommen würde, aber es war abgesagt worden und ich hatte mich davor gedrückt, mit den anderen auf einen Drink zu gehen. Auch nach zwei Jahren wurde ich immer noch ganz aufgeregt bei dem Gedanken, dass ich abends nach Hause gehen konnte und dass der Mann, den ich liebte, durch die Tür kommen würde.

Weil ich mich entschieden hatte, zu kochen, musste ich anhalten und ein paar Zutaten kaufen. Ich stand gerade in der Schlange an der Kasse als die Inhaberin, Mrs Rawley, aus dem Lager kam, um sich mit mir zu unterhalten. Es war nett von ihr, dass sie sich so bemühte.

In dem kleinen Ort Winston, wo sich ihr Geschäft befand, waren die Leute geteilter Meinung. Es gab diejenigen, denen es scheißegal war, dass ich schwul war und mit meinem Freund, dem Rancher und Besitzer der Red Diamond Ranch, Rand Holloway, zusammenlebte. Und dann gab es diejenigen, die sich dem lautstark und unerbittlich widersetzten. Und auch, wenn die Leute in der Minderheit waren, die anfingen zu flüstern und leise zu wispern, wenn ich vorbeiging, oder mich hinter meinem Rücken schlechtmachten, waren es doch so viele, dass ich mir genau überlegte, wo ich mein Geld ausgab und meine Geschäfte tätigte.

Aus langer Erfahrung wusste ich, wo ich akzeptiert wurde und wo nicht. Aber hin und wieder überraschten mich die Leute doch noch. Meistens war es so, dass jemand einfach nur nach einer Gelegenheit suchte, um mir die Hand zu geben oder mir zuzulächeln, während ich angenommen hatte, dass derjenige eigentlich nur darauf wartete, einen gemeinen oder abfälligen Kommentar abzugeben.

„Soll Parker Ihnen das zum Auto tragen, Stef?“, fragte Mrs Rawley.

„Das hätte ich auch gefragt“, sagte Donna genervt. „Mann, Mama, ich bin doch nicht in einer Scheune aufgewachsen.“

Ich genoss wie üblich den sarkastischen und genervten Schlagabtausch zwischen Mutter und Tochter. „Das geht schon“, sagte ich zu Mrs Rawley. „Seien Sie nett zu Ihrer Tochter.“

„Danke“, schnappte Donna.

„Respektiere deine Mutter“, sagte ich und nahm meine Tüten.

„Genau“, sagte diese zu ihrer achtzehnjährigen Tochter. Die Türglocke bimmelte, als ich den Laden verließ.

Ich war gerade auf dem Weg zu meinem schicken, schwarzroten MINI Cooper, als ich das Polizeiauto bemerkte, das daneben stand. Der Geländewagen hatte mich völlig zugeparkt.

„Ist das euer Ernst?“, rief ich den zwei Beamten im Wagen zu und sie schienen meinen irritierten Tonfall zu bemerken.

Beide Männer stiegen aus und lächelten mich an. Owen Walker, einer der Polizisten, hielt einen Becher in der Hand. Schnell umrundete er die Motorhaube des Streifenwagens und ich konnte den Chai riechen, als ich näher kam. Er hielt ihn mir entgegen.

„Komm schon, Stef, du weißt doch, dass wir Bereitschaft haben.“

Ich nahm den warmen Becher während er nach meinen Einkaufstüten griff und hineinschaute.

„Was willst du kochen?“

„Nur ein paar Schweinekoteletts und Salat, Officer.“

Er schaute zu mir auf. „Klingt gut. Und nenn mich Owen, okay?“

„Sicher.“ Ich nickte ihm lächelnd zu.

„Hier ist auch Wein drin.“

Ich kicherte. „Zu gutem Essen gehört Wein.“

„Das stimmt wohl.“

„Wenn es nicht so spät wäre, würde ich dich und deine Familie noch einladen“, entgegnete ich lächelnd.

„Vielleicht kannst du das ja ein andermal machen“, sagte er und fixierte mich plötzlich.

Ich war nicht sicher, ob er das ernst meinte. Also entschied ich mich, ihn auf die Probe zu stellen. „Wenn du Lust hast, könnten wir vielleicht am Samstag zusammen grillen. Die Kinder könnten die Pferde besuchen.“

„Das würde ihnen gefallen. Und meine Frau will unbedingt sehen, wie das in eurem Haus mit den Solarzellen und dem Windrad funktioniert. Sie will, dass ich auch auf Ökostrom umstelle.“

„Okay, ich rufe dich an.“

„Mach das.“

Er nickte und hob fordernd die Hand.

„Was?“

„Jetzt gib mir schon den verdammten Schlüssel, damit ich das hier in den Kofferraum laden kann.“

„Ich kann selbst mein ...“

„Gib ihn mir einfach“, knurrte er und nahm mir den Schlüssel aus der Hand.

„Das ist ja schon Belästigung.“

Er zeigte mir den Mittelfinger.

„Hör auf ihn anzupöbeln“, befahl mir sein Kollege James, aka Jimmy, McKenna.

Ich drehte mich zu ihm um und er schob seinen Hut etwas hoch. „Stimmt es?“

„Stimmt was?“ Ich gähnte. Ich war so froh, dass Freitag war und freute mich darauf, während dem langen Oktoberwochenende einfach nur rumzusitzen und vor mich hinzuvegetieren. Am Montag war Columbus Day und deswegen hatte ich frei. Es war ja nicht so, als würde sich mein Cowboy an irgendwelche offiziellen Feiertage halten, aber wahrscheinlich würde er wenigstens früher Schluss machen, um den Abend mit mir zu verbringen.

„Wird Rand wirklich eine Schule in Hillman bauen?“

Ich rieb mir die Augen, bis sie tränten. Dann drehte ich mich um und fixierte Deputy McKenna. „Wer hat dir das erzählt?“

„Deine Arbeiter auf der Ranch wissen alle Bescheid, Stef, und die meisten von ihnen haben Frau und Kind. Wie lange hast du geglaubt, dass es dauert, bis es die ganze Stadt weiß?“

Ich seufzte und trank einen Schluck von meinem Chai Latte.

„Warum riecht das Zeug so komisch?“, fragte Deputy Walker auf einmal und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder ihm zu. Er gab mir meinen Schlüssel zurück.

„Das ist Chai“, informierte ich ihn. „Du hast ihn mir doch bestellt. Wie hast du das gemacht, wenn du gar nicht wusstest, was es ist?“

„Ich hab das anders gemacht. Ich bin reingegangen und habe nach dem gefragt, was Stef immer bestellt. Und die Kellnerin, die mit dem wuscheligen Haar, wie heißt sie noch...“

„Das nennt man Dreadlocks, Deputy.“

„Owen.“

„Das nennt man Dreadlocks, Owen.“

„Wie auch immer. Sie hat mir zugelächelt, als ob ich gerade ihren Tag gerettet hätte und hat sich an die Arbeit gemacht. Und zwei Dollar zwanzig später hatte ich einen Becher in der Hand, der nach Zimt und Nelken und noch etwas anderem roch.“

„Woher wusstet ihr beiden, dass ich noch hier anhalten und nicht direkt nach Hause fahren würde?“

„Lyle steht draußen an der Straße, direkt hinter dem ‚Willkommen in Winston‘ Schild. Er hat dich vorbeifahren sehen und beobachtet, wie du in Richtung der Stadt abgebogen bist.“

Ich nickte. „Wie geht‘s Lyle?“

„Gut. Er und Cindy erwarten wieder ein Kind.“

Ich hob die Augenbrauen. „Wirklich?“

Er grunzte. „Was weiß denn ich? Das ist Kind Nummer fünf für ihn und meine kleine Schwester. Ich hab ihm gesagt, dass sie zusammen zum Kegeln gehen sollten, damit sie mal eine andere Beschäftigung haben.“

Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken.

„Ich habe gedacht, dass meine Mutter an die Decke gehen würde.“

„Das kann ich nachvollziehen.“

„Ich glaube, dass der Sheriff mit dir reden will“, warf Jimmy ein. „Deswegen haben wir dich hier abgefangen.“

„Richtig“, stimmte Owen zu. „Um noch einmal auf den Kaffee zurückzukommen...“, begann er und Jimmy verdrehte die Augen. „Ich verstehe wirklich nicht, warum alle Leute so auf dieses neue Café abfahren. Meine Frau würde am liebsten dort einziehen und meine Tochter hält dort jeden Nachmittag auf dem Heimweg von der Schule an. Mittlerweile muss man dort immer in der Schlange warten.“

Das neue Café war eine Mischung aus Bäckerei und Bistro und vor ungefähr vier Monaten eröffnet worden. Es lag zwischen der Pension und dem Altenwohnheim und hatte sich als reinster Segen für mich erwiesen. Ich hielt jeden Morgen auf dem Weg aus der Stadt dort an und kaufte einen Chai Latte und einen Blaubeermuffin. Wenn sie mich kommen sahen, bereiteten mir die Angestellten immer gleich mein Getränk zu, denn mittlerweile kannten alle meinen Namen und meine Wünsche. Das gefiel mir.

„Sie wussten, was du immer bestellst, sobald ich deinen Namen erwähnt habe“, sagte Owen.

„Es gibt nicht viele Leute in dieser Stadt, die Chai Latte trinken“, versicherte ich ihm.

„Das glaube ich auch.“

Ich deutete mit meinem Kopf zu dem Geländewagen, der mich eingeparkt hatte. „Wo ist denn der Chief?“

„Der Sheriff holt seine Wahlplakate bei Sue Lynn ab.“

„Warum?“, fragte ich. „Niemand triff gegen ihn an. Wieso braucht er Plakate?“

„Ich glaube, dass es ihm gefällt, sein Gesicht so groß gedruckt zu sehen“, erwiderte Owen und gestikulierte mit den Händen, um zu zeigen, was für einen Mammutkopf der Sheriff auf den Postern haben würde. „Ich meine, also echt, da sieht man quasi seinen Steuergeldern bei der Arbeit zu, Stef.“

Ich lachte und bemerkte, wie entspannt die beiden in meiner Gegenwart waren. „Hör mal, Deputy McKenna ...“

„Jimmy“, korrigierte er mich wie immer.

„Jimmy“, seufzte ich. „Warum interessiert es euch, ob Rand eine Schule bauen will? Inwiefern betrifft euch das?“

„Ich finde es nur komisch, dass er sie in Hillman und nicht in seiner eigenen Stadt bauen will, mehr nicht.“

Ich schaute ihn direkt an. „Er wurde aus allen städtischen Ausschüssen rausgeschmissen und die Grenzen seines Landes wurden verlegt. Die Red Diamond gehört nicht länger zu Winston sondern zu Hillman.“

„Ja, ich...“

„Rand baut somit in der Stadt, zu der die Red Diamond gehört. Folglich ergibt deine Frage eigentlich keinen Sinn.“

Seine Augen verengten sich. „Rand hat in letzter Zeit viel an die Stadt gespendet und einiges verändert. Weißt du da etwas drüber?“

„Das weißt du doch“, sagte ich und trank einen weiteren Schluck von meinem Chai Latte.

Jimmy räusperte sich. „Ich habe gehört, dass die neue Schule eine Vertragsschule werden soll, aber ich weiß nicht wirklich, was das ist.“

„Es bedeutet, dass sie ihr Kurrikulum selbst auswählen kann und...“

„Ihr was?“

„Ein Kurrikulum ist das, was man in der Schule lernt, du Idiot“, schnappte Owen. „Rede weiter, Stef.“

Ich konnte mein Lächeln nicht unterdrücken. „Rand will Fächer unterrichten lassen, die in der Grundschule in Winston nicht angeboten werden. Er will, dass die Kinder etwas über Landwirtschaft lernen, das ergibt ja sehr viel Sinn. Und er denkt, dass die englischsprachigen Kinder Spanisch lernen sollten und umgekehrt. Er will, dass sie alle zweisprachig aufwachsen.“

„Warum?“, fragte Jimmy.

„Weil es sie kulturell und auch wirtschaftlich weiterbringen wird. Das Lernen einer Fremdsprache verbessert das Denkvermögen.“

„Tut es das?“

„Ja“, versicherte ich ihm. „Und kleine Kinder saugen eine neue Sprache auf wie ein Schwamm. Es ist viel einfacher, Kindern eine neue Sprache beizubringen als Erwachsenen.“

„Und nur deswegen baut Rand eine neue Schule in Hillman?“

„Im Moment gehen alle Kinder in die Grundschule in Winston. Aber es gibt keinen Bus, der bis zur Red Diamond fährt. Deswegen gibt es nur Fahrgemeinschaften. Aber wenn Rand die Schule im südlichen Teil von Hillman baut und ein paar Busse kauft, könnten alle Kinder, die auf der Ranch leben, in Hillman zur Schule gehen. Und die, die im Nordteil von Winston leben auch. Ein Bus könnte sie alle jeden Morgen abholen.“

„Wenn er diese Schule baut, möchte ich, dass meine Kinder dorthin gehen“, sagte Owen.

„Wirklich?“, fragte Jimmy, der offensichtlich überrascht war.

„Sicher.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich denke, dass es eine gute Idee ist, eine Fremdsprache zu lernen.“

„Da hast du es“, sagte ich und wandte mich wieder Jimmy zu. „Es ergibt Sinn.“

„Rand hat wirklich einiges verändert, seit du hergekommen bist, Stef“, sagte er.

„Ich denke, dass der Sheriff mit Rand darüber reden möchte. Und auch darüber, ob er vielleicht seinen Sitz im Gemeinderat wieder einnehmen will“, sagte Owen leise.

Aber Rand war abgewählt worden. Als er sich vor zwei Jahren geoutet hatte, indem er mich zu sich auf die Ranch ziehen ließ, entzogen die Ortsvorsteher in Winston ihm den Posten, den schon sein Vater vor ihm inne gehabt hatte. Sie nahmen sich nicht einmal die Zeit, es legal aussehen zu lassen. Stattdessen war überall bekannt gemacht worden, dass man ihm den Sitz wegen mir entzog. Weil Rand schwul war. Die Red Diamond war die größte Ranch in Winston und in den umliegenden Gebieten von Croton und Payson, aber das hatte den Bürgermeister und den Rest der Stadtväter nicht davon abgehalten, ein legales Schlupfloch zu finden, um meinen damaligen Freund, der jetzt mein Lebensgefährte war, loszuwerden. Jeder einzelne von ihnen war ein homophobes Arschloch, und dass sie vor drei Monaten die Grenze verschoben und die Red Diamond offiziell nach Hillman verlegt hatten, hatte allem noch die Krone aufgesetzt. Ich war überrascht gewesen, dass Rand sich nicht dagegen wehrte, aber als er mir seine Gründe erklärte, verstand ich es.

Am dem Tag, an dem die Grenzverlegung offiziell wurde, war die Bürgermeisterin von Hillman, Marley Davis, zusammen mit ihrem ganzen Stab hinaus zur Ranch gekommen, um Rand und die Red Diamond in ihrer Stadt willkommen zu heißen. Sie war es gewesen, die der Grenzverlegung zugestimmt hatte, sie war glücklich, dass Rand jetzt zu ihrer Gemeinde gehörte und sie wusste, dass es ihm genauso ging. Sie hatte gehofft, dass Rand zur nächsten Stadtverordnetenversammlung kommen würde, denn sie waren alle daran interessiert, seine Ideen zu hören. Sie hatten auch ganz und gar nichts dagegen gehabt, dass ich mitkam.

Ich war erstaunt und Rand hatte gestrahlt, als er mir an jenem Freitag die Neuigkeiten erzählte.

„Alles passiert aus einem guten Grund, Stef“, hatte er zu mir gesagt und mich in die Arme genommen. „Ich habe bisher ja nicht so viel von Hillman gehalten, aber auf einmal kann ich an nichts anderes mehr denken. Ich fühle mich, als wären wir auf einmal zu Hause angekommen und ich glaube, dass ich den Leuten hier gerne helfen möchte. Ich habe etwas Geld übrig, was uns nützlich sein wird, wenn du auch mithilfst. Ich meine, du hast schließlich Erfahrung mit Erwerb und Finanzen und so. Kannst du dir das mal anschauen und sehen, was man damit tun könnte?“

Natürlich könnte und würde ich das tun. Hatte ich dann auch gemacht.

Und auch wenn es schwer für Rand war, alle Bindungen zu dem Ort, in dem er aufgewachsen war, zu lösen, war das herzliche Willkommen in Hillman, das zwanzig Meilen weiter östlich lag, doch überwältigend. Hillman hatte bisher nicht von sich behaupten können, dass eine 30000 Morgen große, erfolgreiche Ranch zur Stadt gehörte. Jetzt ging das. Ich hatte zuerst gedacht, dass es ihnen nur um das Geld ging, das Rand mitbrachte, aber es war ihnen mindestens genauso sehr an seiner Person gelegen.

Hillman war Rands neue Heimatstadt geworden und profitierte im Gegenzug von seiner Loyalität und seiner Philanthropie. Er hatte dem Altenheim eine großzügige Spende zukommen lassen, hatte zusammen mit seinem Freund AJ Myers eine große Tankstelle mit einem kleinen Laden gebaut, die bereits für mehr Verkehr in der Stadt sorgte, und außerdem fünf aufgemotzte Computer sowie Scanner und Drucker an die Bücherei gespendet. Er hatte einen Futterladen gebaut und das Dach der Sporthalle der örtlichen High-School reparieren lassen, als er herausgefunden hatte, dass es seit dem letzten Gewitter undicht war. Fürs nächste Jahr waren weitere Verbesserungen geplant und die vorgeschlagene Grundschule stand ganz oben auf der Liste. Rand war sehr gerührt, als man ihn eingeladen hatte, an den Versammlungen der örtlichen Schulbehörde teilzunehmen. Er war jetzt ein wichtiger Bürger von Hillman, man wollte seine Stimme hören, respektierte seine Meinung und verließ sich auf seine Unterstützung.

„Stefan!“

Ich wurde plötzlich aus meinen Gedanken gerissen und sah ich mich Sheriff Glenn Colter gegenüber. „Oh, Sheriff. Was kann ich für Sie tun?“

„Sie haben letzte Woche die Silver Spring von Adam Weber gekauft.“

Ich musste mich schnell auf das Thema konzentrieren, das er anscheinend besprechen wollte.

„Oder etwa nicht?“

„Ich war das nicht“, antwortete ich und trank noch einen Schluck Latte. „Sondern Rand.“

„Adam hat gesagt, dass Sie die Sache ausgehandelt haben.“

„Das war einmal mein Job“, sagte ich und beobachtete, wie sich seine Gesichtszüge anspannten. „Auch wenn ich jetzt am Westland Community College unterrichte, ist das eine Fähigkeit, die ich noch immer besitze. Die ganze Erfahrung im Bereich der Akquisition verschwindet nicht so einfach.“

„Nun ja, Adam hat gesagt, dass Sie ihm ein sehr faires Angebot gemacht haben und dass er deswegen verkauft hat. Allerdings hatte er nicht vor, das Stück Land in der Nähe des Dalton Anwesens auch zu verkaufen.“

„Das hat er mir aber nicht gesagt.“

„Nun, er will es wiederhaben.“

„Wirklich?“, fragte ich mit einer Grimasse. „Sie haben in Vegas mit ihm geredet, oder?“

„Was ich sagen will“, sagte er und räusperte sich, „ist, dass er Ihnen das eigentlich noch sagen wollte, bevor er gefahren ist.“

„Aha.“

„Stefan.“

„Sie reden von dem Stück, das an das Land von Coleman grenzt, richtig?“

Er grunzte laut. „Wir wissen doch beide, dass die Leute aus Trinity das Land haben wollen. So wie die Grenzen jetzt liegen, könnte Rand ihnen die Silver Spring verkaufen und auch das Land bis runter an den Highway. Dann könnten sie ihre eigene Straße bauen und müssten nicht durch Winston fahren.“

„Ja, ich weiß“, sagte ich. „Und mit der neuen Tankstelle in Hillman und einem Resort zwischen der Red Diamond und Hillman... Warum sollte irgendjemand dann noch durch Winston fahren?“

„Rand hat alles Land aufgekauft und jetzt will er uns zu einer Geisterstadt machen.“

Ich schüttelte den Kopf. „Die Leute aus Trinity ...“

„Dieser Wichser Mitch Powell will ein Ferienresort, einen Golfplatz und Gott weiß was noch bauen. Aber nur wenn er das Land bekommen kann, das östlich von...“

„Rand hat es ihm verkauft“, sagte ich, weil es nicht länger ein Geheimnis war und das Resort außerdem eine Menge Jobs für die Leute aus den umliegenden Städten schaffen würde. Mitchell Powell, ein professioneller Golfer, der zum Unternehmer und Multimillionär geworden war, würde das Ferienresort weit und breit bauen. Rand hatte quasi ein Monopol mit Land geschaffen, an dem scheinbar niemand sonst interessiert gewesen war. Jetzt hatte er es für so viel Geld verkauft, dass ergroße Vorhaben verwirklichen konnte. Dank ihm würde Hillman jetzt bekannt werden.

Die Silver Spring, Twin Forks und die Bowman Ranches waren seit Jahren stillgelegt und würden jetzt zu einem riesigen, weitläufigen, hundert Morgen großen Monolith aus Reichtum und Wohlstand werden. Es würde ein sehr schickes, sehr exklusives und sehr teures Resort entstehen, das ausschließlich auf reiche und berühmte Leute ausgerichtet war. Und es war zu weit von der Ranch entfernt, um den Betrieb zu stören oder um das Leben der Menschen, die dort lebten, zu verändern. Auch wenn Winston nicht direkt davon profitieren würde, weil keine städtischen Projekte geplant waren, würden die Einwohner doch indirekt von den hunderten neuen Arbeitsstellen profitieren, die jetzt geschaffen würden.

Wenn man nicht auf einer Ranch arbeitete, gab es in Winston nichts zu tun. Man musste, so wie ich, bis nach Lubbock fahren um dort sein Geld zu verdienen. Aber jetzt würde es dank Rand Holloway, der Land gekauft und verkauft hatte, und dank Mitchell Powell, der große Pläne hatte, eine Menge neuer Arbeitsplätze geben.

„Rand hat alle drei Ranches an Powell verkauft?“

„Ja, Sir, hat er“, sagte ich und ging um ihn herum zur Fahrerseite meines Autos. „Könnten Sie jetzt den Streifenwagen wegfahren? Ich will nach Hause.“

Seine Kiefermuskeln spannten sich, während er mir folgte. „Wie konnte er der Stadt, in der er aufgewachsen ist, das antun?“

„Er hat gerade tausende neue Stellen für die Menschen der Stadt, in der er aufgewachsen ist, geschaffen“, sagte ich zu ihm. „Es werden neue Gebäude errichtet werden und wenn sie fertig sind, wird es jede Menge Stellen in dem Resort geben, die besetzt werden müssen. Die Stadt wurde gerade gerettet.“

„Aber dort, wo das Resort gebaut wird... Hillman wird die Stadt sein, zu der das Resort gehört, nicht Winston.“

„Warum ist das wichtig? Den Menschen, in deren Dienst Sie stehen, wird es mit all den neuen Jobs viel besser gehen.“

„Und Hillman wird der Ort sein, der zwischen Midland und Lubbock liegt, für den man sich interessieren wird. Winston bleibt so, wie es ist.“

„Und was hätten Sie gerne, das Rand dagegen tut?“

„Sie sind doch clever und verstehen genau, was ich Ihnen sagen will.“

Ich kniff die Augen zusammen. „Die Papiere sind unterschrieben, Sheriff. Mitchell Powell ist gekommen und gegangen. Er hat Urkunden und Rechte und mehr Rechtsanwälte, als Rand je im Leben gesehen hat. Die Leute, die ihr Land an Rand verkauft haben, taten das aus freien Stücken. Wir wissen doch beide, dass die Silver Spring und die Twin Forks seit Jahren tot sind. Und was Bowman angeht... nun, alles, was Carrie wollte, war zu verkaufen und nach Oregon zu ziehen, um in der Nähe ihres Sohnes zu sein. Es ist heutzutage eine Menge Arbeit, eine erfolgreiche Ranch zu führen und für manche Leute ist es einfacher, wenn sie ausbezahlt werden und verschwinden können. Rand hat eine Verwendung für Land gefunden, das sonst einfach nur brach liegen würde, und deswegen wird seine eigene Ranch jetzt viel größer und profitabler. Sie wird noch mehr Männer und ihre Familien unterhalten können, die dort leben und arbeiten. Ich kann ja verstehen, dass Sie sich um Winston Sorgen machen, aber Rand musste das tun, was am besten für die Red Diamond war. Und in diesem Zuge profitiert auch die Stadt.“

„Der Bürgermeister sieht das aber gar nicht so.“

„Ich vermute, dass Rand das scheißegal ist.“

Er schaute finster. „Ich fürchte, dass Sie damit recht haben.“

Ich lächelte.

Er atmete hörbar aus.

„Es ist nicht Ihre Schuld, wissen Sie? Ich weiß, dass Sie nicht einer derjenigen gewesen sind, die Rand aus dem Stadtrat haben wollten.“

Seine Augen richteten sich forschend auf mich.

„Ich weiß, dass Sie nur deswegen Vorbehalte gegen Rand haben, weil er manchmal ein Arschloch sein kann.“

„Manchmal?“

Ich kicherte. Mein Lachen wurde lauter, ohne dass ich es verhindern konnte. „Es ist spät, Sheriff. Essen Sie heute Abend nicht zuhause?“

„Nein. Meine Frau ist in Abilene, um ihre Schwester zu besuchen.“

„Nun, wollen Sie zu uns kommen und mitessen? Ich habe mehr als genug für drei Personen.“

„Nein danke, Stefan, aber ich weiß die Einladung zu schätzen. Ich muss rüber zu den Drakes und mit ihnen über Jeff reden.“

Ich musste einen Moment überlegen, weil in Winston eigentlich nie etwas passierte. Deswegen hatten Rand und ich auch so große Schlagzeilen gemacht. „Oh, das Drag-Race.“ Ich kicherte.

„Das ist nicht lustig. Sie könnten sich damit umbringen.“

„Mit Traktoren“, sagte ich und versuchte angestrengt, nicht zu herablassend zu klingen. „Ja, ich bin sicher, dass das passieren könnte.“

Er hielt mir die Hand hin. „Sagen Sie Bescheid, wenn Sie wieder einmal Lasagne machen.“

„Ja, Sir. Das mache ich sicher“, versprach ich und nahm seine Hand.

Er lächelte mir zu, bevor ich mich dem Wagen zuwandte.

„Stef.“

Ich schaute über meine Schulter zu ihm zurück und öffnete die Fahrertür.

„Rufen Sie auch an, wenn Sie einen Schmorbraten machen.“

„Oh, okay“, neckte ich ihn. „Ich wusste gar nicht, dass Sie auch Lieblingsgerichte haben.“

„Verdammt richtig“, sagte er und erstarrte plötzlich. „Sie kochen das heute Abend nicht, oder?“

„Nein, Sir, mache ich nicht.“

Er grunzte und stieg in seinen riesigen Wagen.

Es war ja wirklich ganz nett, dass der Mann Lieblingsspeisen hatte. Vor meinem Leben mit Rand waren meine Kochkünste ziemlich rudimentär gewesen, und das war noch nett ausgedrückt. Aber beide Restaurants in Winston waren Steakhäuser und auch wenn sie gut waren, war es doch manchmal nett, eine Auswahl zu haben. Also hatte einer von uns beiden Kochen lernen müssen und ich war derjenige, der mehr Zeit hatte. Rand genoss es richtig, wenn ich mich in der Küche für ihn abrackerte. Warum, das war mir nicht so ganz klar, aber sein Gesichtsausdruck ließ mich jedes Mal beinahe dahinschmelzen, wenn er nach Hause kam und mich in der Küche vorfand. Er hatte wirklich einen Höllenspaß daran, wenn ich den Hausmann spielte.

Ich beobachtete, wie der Sheriff in seinem Geländewagen wegfuhr und hupte. Die beiden Deputys folgten ihm und während ich nach Hause fuhr, hatte ich Gelegenheit darüber nachzudenken, wie sehr sich mein Leben in so kurzer Zeit verändert hatte.

 

 

VOR ZWEI Jahren waren Rand Holloway und ich während der viertägigen Hochzeitsfeier seiner Schwester Charlotte von Erzfeinden zu Liebhabern geworden. Die Braut, meine allerbeste Freundin, bat mich, ihre „Ehrenjungfer“ zu sein. Eigentlich hatte sie es mir eher befohlen. Und weil ihr Bruder natürlich auch dabei sein musste ... waren wir gezwungen gewesen, die Gegenwart des anderen zu ertragen . Die Katastrophe war quasi vorprogrammiert, denn Rand und ich hatten es bis dahin kaum geschafft, höflich miteinander umzugehen.

Wir waren einander immer spinnefeind gewesen, aber an diesem Wochenende war uns der Grund für diesen Guerillakrieg klargeworden. Rand mochte mich. Das hatte er immer getan und eigentlich war es viel mehr als das. Er war in mich verknallt. Aber der Gedanke, ein Rinderfarmer in Texas zu sein und sich als schwul zu outen, war zunächst für ihn nur schwer vorstellbar gewesen. Doch schließlich hatte er das überwunden und sich die Wahrheit über sich selbst, seine Wünsche und Bedürfnisse, eingestanden. Und er war bereit gewesen, es mir mitzuteilen.

Der Weg zu wahrer Liebe war nicht einfach. Während Rand und ich damit beschäftigt waren, Freunde und Liebhaber zu werden, hatte mein früherer Chef, Knox Bishop, versucht, mich umzubringen und mir Betrug und Unterschlagung anzuhängen. Es war eine sehr interessante Woche gewesen. Sie führte am Ende dazu, dass ich ans andere Ende des Landes zog, um auf einer Rinderranch zu leben. Und obwohl ich den Mann über alles liebte, war der Übergang doch alles andere als einfach.

Rand war ein Cowboy und ich war ein Großstadtjunge, daran gewöhnt, vierundzwanzig Stunden am Tag Zugang zu allem zu haben, was eine Metropole anzubieten hatte. Es war nicht so, dass ich die Ranch oder den Mann, dem sie gehörte, nicht liebte, aber irgendwo musste es doch ein Zwischending geben. Aber am Ende war ich es, für den sich alles veränderte, während Rands Leben so ziemlich gleich blieb. Es konnte nur auf diese Weise alles funktionieren, denn schließlich war die Ranch der einzige unveränderbare Faktor in dieser Gleichung. Und auch wenn mir das völlig klar und logisch erschien, hatte es mich trotzdem wütend gemacht.

Ich hatte meine Frustration so lange an Rand ausgelassen, bis mir irgendwann klar wurde, dass ich selbst derjenige war, auf den ich wütend war. Ich versuchte, mein altes und mein neues Leben gleichzeitig zu leben und das funktionierte für niemanden.

Es war gut, dass ich wenigstens die Gelegenheit gehabt hatte, es zu versuchen, auch wenn es nicht funktioniert hatte . Ich hatte die Möglichkeit gehabt, von Chicago nach Lubbock zu ziehen, weil Abraham Cantwell, der neue Schwiegervater meiner besten Freundin, mich eingestellt hatte. Ich sollte sein Finanzunternehmen umzustrukturieren, aber leider hatte sich mein neuer Job wegen der Wirtschaftskrise nur als sehr kurzlebig erwiesen. Mr Cantwell hatte, bis auf zwei, alle Angestellten entlassen und schließlich noch im gleichen Jahr seine Firma aufgeben und in den Ruhestand gehen müssen. Auf der Suche nach einem neuen, gutbezahlten Job hatte ich dann die Wahl gehabt, eine Stelle in einer größeren Stadt als Lubbock zu suchen oder zu bleiben und eine Arbeit mit einem viel niedrigeren Gehalt anzunehmen. Ich konnte pendeln, mir eine Wohnung in Dallas oder Huston suchen und Rand dann am Wochenende besuchen. Oder ich konnte in Lubbock bleiben und jeden Abend zu dem Mann nach Hause kommen, den ich liebte. Es war an der Zeit gewesen, eine Entscheidung über meine Zukunft zu treffen. Da ich vor zwei Jahren bereits ins kalte Wasser gesprungen war, entschied ich mich für meinen Cowboy und für ein Leben auf der Ranch, auch wenn mir der Gedanke, dass ich mich selbst verlieren könnte, Angst machte. Als ich mich entschieden hatte auf meinen Bachelor zurückzugreifen und eine Stelle am örtlichen Community College anzunehmen, um ‚Einführung in die Weltgeschichte‘ zu unterrichten, war Rand außer sich vor Freude.

„Ich verstehe gar nicht, warum dich das so freut“, sagte ich zu ihm, als ich im August mein winziges Büro einrichtete, um mich auf das Wintersemester vorzubereiten.

„Du hast dich für uns entschieden, Stef“, erwiderte er einfach nur. Sein Lächeln war völlig außer Kontrolle geraten, als er sich in dem Besenschrank-Büro umschaute, das mein neuer Arbeitsplatz geworden war. „Ich glaube nicht, dass du weißt, was du hier eigentlich getan hast.“

Aber das wusste ich. Ich hatte ihm vertraut; glaubte an ihn und an das Leben, das wir nun teilten. Ich hatte gelernt, mich an ihn zu lehnen, anstatt alles alleine zu machen. Ich hatte mich zwei Jahre lang nicht entscheiden können und hatte mich nun endlich festgelegt.

„Stef.“

Ich schaute über meine Schulter und merkte, wie groß er in diesem kleinen Büro wirkte.

„Weißt du, dass ich gerade einen Dreijahresvertrag mit Grillmaster unterschrieben habe, der mich zum Fleischlieferanten für die ganze Kette macht?“

Sein Tonfall hatte sehr beiläufig geklungen, aber ich wusste, dass es für ihn enorm wichtig war und sein Rechtsanwalt hatte meine Hilfe zu schätzen gewusst. Jetzt war anscheinend alles unterschrieben, beglaubigt und offiziell und ich freute mich riesig für ihn und die Ranch. Ich eilte die fünf Schritte durch den Raum und warf mich in seine Arme.

Ich war überrascht, als er mich auffing, mich auf meinen neuen Schreibtisch setzte und sich zwischen meinen Beinen postierte. Seine Hände lagen auf meinem Gesicht, wühlten sich in mein Haar und er schaute auf mich herunter.

„Das ist das Beste, was der Ranch je passiert ist, Stef.“

Es war ein Riesenauftrag und ich wusste, dass Rand und seine Rechtsanwälte – mittlerweile waren es vier – lange daran gearbeitet hatten. „Warum hast du mir das denn nicht gleich erzählt“, fragte ich aufgeregt. „Wir müssen ausgehen und feiern ...“

„Weißt du, warum ich diesen Auftrag so sehr wollte?“, schnitt er mir das Wort ab.

„Ja, weil du so mehr finanzielle...“

„Es war nur wegen dir, Stef“, sagte er und strich mir das Haar aus dem Gesicht. Dann fuhr er mit seinen Daumen an meinen Augenbrauen und an meinen Wangenknochen entlang bis hinunter zu meinem Kinn. „Dieser Vertrag gehört dir und du sollst dich darum kümmern und ihn erweitern. Es war schließlich von Anfang an deine Idee. Ich hätte mich nicht einmal um diesen Auftrag beworben, wenn du mich nicht davon überzeugt hättest. Wenn du nicht der Champion an meiner Seite wärst, hätte ich niemals daran gedacht, dass ich so etwas schaffen könnte.“

Ich lächelte zu ihm auf, rutschte auf dem Schreibtisch nach vorne, legte meine Hände auf seine Hüften und atmete seinen Duft ein. Seine Kleidung verströmte den Geruch von Sommer, aber der moschusartige Duft von Schweiß war ganz Rand. „Ich bin froh, dass ich die Stimme der Vernunft in deinem Kopf bin“, neckte ich ihn.

Sein Daumen strich über meine Unterlippe und als er mich ansah, verengten sich seine Augen zu dunkelblauen Schlitzen. Mein Magen schlug einen Purzelbaum.

Langsam beugte er sich zu mir herunter und als ich seine Finger an meinem Kinn fühlte, lehnte ich den Kopf zurück, denn er forderte – und bekam – einen stürmischen Kuss. Sein Mund legte sich besitzergreifend auf meinen, seine Zunge öffnete meine Lippen und leckte an meiner. Ich stöhnte laut. Seine Hände waren auf meinen Hüften, hoben sie an, wollten, dass sich meine Beine um ihn legten.

„Warum hast du dieses Hemd an?“, fragte er mich. Die Worte erklangen gegen meine Kehle; sein heißer, feuchter Atem vibrierte an meiner Haut.

„Was?“ Es war eine seltsame Frage.

„Warum hast du mein Hemd an?“, fragte er erregt.

An seinem tiefen, heiseren Tonfall konnte ich erkennen, dass die Tatsache, dass ich seine Kleidung trug, irgendetwas ganz Animalisches tief in seinem Innersten berührte. Es gefiel ihm sehr. „Weil es noch sauber war und wir unbedingt waschen müssen“, sagte ich und presste meine Lenden gegen seinen Bauch.

„Das ist so verdammt heiß.“

Eigentlich war es nicht einmal annähernd sexy, dass ich ein altes Trainingsshirt von Rand anhatte. Auf dem Rücken war die Nummer Sieben aufgedruckt, die er getragen hatte, als er noch in der High-School Football spielte. Ich hatte erst bemerkt, dass das Shirt schon etwas eingerissen war, als wir auf halbem Weg zum College waren und daher nicht vorgehabt, noch einmal den ganzen Weg nach Hause zu fahren um mich umzuziehen. Es war kein großes Loch, eher ein kleiner Riss, den man nur dann bemerkte, wenn man ganz genau hinschaute. Und außerdem hatte mir Rand einen Spaziergang zum Fluss versprochen, nachdem wir mein neues Büro besichtigt und zu Mittag gegessen hätten. Er hatte sich einen ganzen Tag freigenommen, um ihn mit mir zu verbringen. Das tat er eigentlich nie. Oder vielmehr konnte er das nicht tun. Da ich den Tag nur mit ihm verbringen würde, hatte ich es nicht für nötig befunden, mich umzuziehen. Jetzt war ich froh, dass ich es nicht getan hatte.

„Weißt du, mit diesem Shirt und diesem Hut hält dich hier niemand für einen Professor. Darauf würde ich wetten.“

„Nein, wahrscheinlich nicht“, keuchte ich, weil seine Hände sich um meinen Hintern gelegt hatten und fest zudrückten.